Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 3.1 Mehrstufige Spiele mit beobachtbaren Aktionen 3.2 Wiederholte Spiele und kooperatives Verhalten 3.3 Spiele mit unvollständige Information Mehrstufige Spiele mit beobachtbaren Handlungen Idee: Idee: Das Spiel setzt sich aus K+1 „Stufen“ zusammen, wobei eine Stufe k aus einem Teilspiel mit simultaner Wahl von Aktionen aik besteht und alle Spieler die Aktionen auf den k‐1 d ll l d k f d k davor liegenden Stufen beobachten können d l d f b b h k k 0 1 k‐1 (führt auf „history“ h = (a , a ,…, a )). [(i) Beginn mit k = 0 wegen vereinfachter Notation bei Analyse mit Diskontierung; (ii) auch alternierende Aktionen durch einelementige Aktionsmenge „nichts tun“] Beispiele: Cournot‐Duopol Duopol (einstufig) (einstufig) ‐ Cournot ‐ Stackelberg‐Duopol (zweistufig, alternierende Aktionen) ‐ strategischer F&E‐Wettbewerb (zweistufig, Stufenspiele simultan) ‐ Markteintrittsspiel von Dixit (Aktionsraum von „history“ abhängig) ‐ Rubinstein‐Verhandlungsspiel (Stufen nicht unbedingt Zeitpunkte) © K. Morasch 2011 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft Angewandte Spieltheorie 55 3.1 Mehrstufige Spiele mit beobachtbaren Aktionen 3.2 Wiederholte Spiele und kooperatives Verhalten 3.3 Spiele mit unvollständige Information Beispiel F&E‐Investition – strategischer Effekt und Überinvestition Beispiel: ‐ Duopol mit Mengenstrategien, DK mit Mengenstrategien DK =GK= 2, p(X) 2 p(X) =14– =14 X ‐ Unternehmen 1 kann in k=0 durch Investition f für Unternehmen 2 beobachtbar seine Kosten auf DK =GK=0 reduzieren ‐ Mengenwettbewerb in k=1 Mengenwettbewerb in k 1 x2 Auswirkung F&E‐Investition: A: Wegen geringerer DK A: Wegen geringerer DK höherer Gewinn für höherer Gewinn für Unt. 1 bei gleichen Mengen (direkter Effekt) B: Da die Grenzkosten sinken, besteht f für Unt. 1 bei gegebenem x b b 2 ein Anreiz zur Ausweitung der eigenen Absatzmenge (Mengenausweitungseffekt) r1(x2) C: Da Unt. 1 für jede gegebene Menge von Unt. 2 mehr produziert, wird Unt. 2 seinen ( g ) Absatz reduzieren (strategischer Effekt) r1´ (x2) A B C r2(x1) x1 Überinvestition: bei diskreter Entscheidung erfolgt Investition auch für höheres f © K. Morasch 2011 Angewandte Spieltheorie 56 3.1 Mehrstufige Spiele mit beobachtbaren Aktionen 3.2 Wiederholte Spiele und kooperatives Verhalten 3.3 Spiele mit unvollständige Information Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft Rubinstein Verhandlungsspiel Annahmen: Annahmen: ‐ Zwei Spieler, Aufteilung eines „Kuchens“ der Größe 1: z=(z1, z2) mit z1 +z2 = 1 ‐Spieler machen abwechselnd Vorschläge; akzeptiert oder Gegenvorschlag in t+1: t=0: Sp 1: a10 = (x,1 t=0: Sp. 1: a = (x 1–x); x); Sp. 2: a Sp 2: a211 = ja ja Ergebnis z=(x,1 Ergebnis z=(x 1–x) x), a a221 =nein =nein weiter 2 t = 1: Sp. 2: a2 = (y, 1–y) usw. bis ein Spieler das Angebot des anderen akzeptiert ‐ Nutzen abhängig von zi und Verhandlungsdauer: ui = it zi mit 0≤ i ≤1 ‐ endlich: K+1=1 endlich: K+1 1 Diktatorspiel, K Diktatorspiel K +1= +1 2 Ultimatumspiel; hier: Ultimatumspiel; hier: (potentiell) unendlich! (potentiell) unendlich! Teilspielperfektes Gleichgewicht ohne Endperiode? ‐ muss für jedes in t ≥ 0 beginnende Teilspiel ein Nash‐Gleichgewicht beinhalten ‐ bei unendlichem Horizont ist Spiel in geraden und ungeraden Perioden identisch b i dli h H i i S i li d d d P i d id i h Spieler i, der über Annahme des Angebots entscheidet, muss gerade indifferent sein zwischen Auszahlung in t bei Annahme und Auszahlung in t +1 bei Ablehnung: 1t (1– y) = 1t+1 x x*=(1– 2)/(1 – 12) in t = 0,2,… [(1 – 2)/(1 – 12), z* = t t+1 * 2 (1– x) = 2 y y = (1 – 1)/(1 – 12) in t =1,3,… (1– 1)2/(1 – 12)] Wegen Diskontierung für Spieler 1 schon in Periode t =0 optimal x Wegen Diskontierung für Spieler 1 schon in Periode t optimal x* anzubieten! Fragen: (i) Auswirkung Reihenfolge und Diskontfaktor? (ii) endlicher Horizont? © K. Morasch 2011 Angewandte Spieltheorie 57 3.1 Mehrstufige Spiele mit beobachtbaren Aktionen 3.2 Wiederholte Spiele und kooperatives Verhalten 3.3 Spiele mit unvollständige Information Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft Kritik an Rückwärtsinduktion und Teilspielperfektheit Fragen: (i) Ergebniss immer plausibel? (ii) tatsächliches Verhalten wie vorhergesagt? Fragen: (i) Ergebniss immer plausibel? (ii) tatsächliches Verhalten wie vorhergesagt? Drei (Bei)Spiele zur Veranschaulichung kritischer Aspekte: 1 s11 2 s12 s21 N sN1 s22 ((1,1,..,1) , , , ) sN2 ((½,, ½,.., , , ½)) ((⅟N, ⅟N,,..,, ⅟N) 1 1 a120 2 a22 1 a122 2 a223 1 a124 a211 a110 (1,0) (0,1) a112 (3,0) (1) viele Spieler (2,2,..,2) a213 a114 (2,4) (2) zwei Spieler mehrmals (2) zwei Spieler mehrmals (5,5) 1 3 (6,3) a211 2 a110 (3) mehrere Nash‐Gleichgewichte Nash Gleichgewichte 1 a221 a120 a312 a322 1 a112 (0,0,0) a122 (7,10,7) a112 (7,10,7) a122 (0,0,0) (8,6,8) (6,0,6) © K. Morasch 2011 Angewandte Spieltheorie 58 1. Einführung: Idee, Beispiele, formale Darstellung 2. Statische Spiele bei vollständiger Information 3. Dynamische Spiele und unvollständige Information Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft Dynamische Spiele und unvollständige Information Mehrstufige Spiele mit beobachtbaren Handlungen: Rückwärtsinduktion und Teilspielperfektheit Wi d h lt S i l Wiederholte Spiele und kooperatives Verhalten dk ti V h lt Spiele mit unvollständige Information: Spiele mit unvollständige Information: Bayes‐Nash‐ und sequentielles Gleichgewicht Literatur zu 3.2: Holler/Illing, 4.2 (ohne 4.2.7), Dixit/Skeath, 11.1 + 11.2 © K. Morasch 2011 Angewandte Spieltheorie Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 59 3.1 Mehrstufige Spiele mit beobachtbaren Aktionen 3.2 Wiederholte Spiele und kooperatives Verhalten 3.3 Spiele mit unvollständige Information Wiederholte Spiele und kooperatives Verhalten Aufbau von Abschnitt 3.2: • Konzept „wiederholtes Spiel“ d dynamisches Spiel mit stationärer Struktur, Aktion in t von Spielverlauf abhängig i h S i l i i ä S k Ak i i S i l l f bhä i • Gefangenendilemma als wiederholtes Spiel einstufiges vs. mehrstufig, aber endliches vs. unendlich oft wiederholtes Spiel • Folktheoreme endlich vs. unendlich oft wiederholtes Spiel, Konzept „individuell rationale Auszahlungen“ • Probleme und Erweiterungen stochastische Spiele, neuverhandlungsstabile Gleichgewichte, Lösungsansätze für Diskontinuität zwischen beschränkten und unendlichem Zeithorizont Lösungsansätze für Diskontinuität zwischen beschränkten und unendlichem Zeithorizont © K. Morasch 2011 Angewandte Spieltheorie 60 3.1 Mehrstufige Spiele mit beobachtbaren Aktionen 3.2 Wiederholte Spiele und kooperatives Verhalten 3.3 Spiele mit unvollständige Information Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft Konzept „wiederholtes Spiel“ • Dynamisches Spiel mit stationärer Struktur, d.h. ut (at ) = u(at ) (Sonderfall der mehrstufigen Spiele mit beobachtbaren Aktionen): G Gesamtspiel (T t i l (T ) besteht aus Wiederholungen des Stufenspiels. b t ht Wi d h l d St f i l • Handlungen in früheren Perioden wirken sich zwar nicht auf die Aus‐ zahlungen im Stufenspiel aus, die Spieler haben aber die Möglichkeit, Aktionen in t vom bisherigen Spielverlauf abhängig zu machen (z.B. Bestrafung bei Abweichung vom kooperativen Verhalten). • Ob Ob andere Lösungen als die Wiederholung der Nash‐Gleichgewichte des andere Lösungen als die Wiederholung der Nash‐Gleichgewichte des Stufenspiels realisierbar sind, hängt entscheidend vom Zeithorizont ab (endlich vs. unendlich oft wiederholte Spiele). D Daneben spielen aber auch die Struktur des Stufenspiels sowie die b i l b h di St kt d St f i l i di Annahmen bezüglich Rationalität und Information eine wichtige Rolle. © K. Morasch 2011 Angewandte Spieltheorie 61 3.1 Mehrstufige Spiele mit beobachtbaren Aktionen 3.2 Wiederholte Spiele und kooperatives Verhalten 3.3 Spiele mit unvollständige Information Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft Gefangenendilemma als wiederholtes Spiel Stufenspiel: Gesamtspiel (T ) : a21 a22 ‐ einheitlicher Diskontfaktor ‐ Orientierung an „Durchschnittlicher abdiskontierter Auszahlung“ (DAA) a11 a12 (1, 1) (2, ‐1) (‐1, 2) (0, 0) Beachte: ‐ Aktionen statt Strategien ‐ Auszahlungen anders normiert (erleichtert Berechnungen) (erleichtert Berechnungen) © K. Morasch 2010 © K. Morasch 2011 1 1 T 1 T t ui ( a t ) t0 Umskalierung (gleiche Präferenzen), um Aus‐ wirkungen von Änderungen des Diskontfaktors und des Zeithorizonts leichter zu beurteilen ‐ Vergleiche (i) einstufiges Spiel, (ii) mehrstufiges, aber endliches Spiel und (iii) unendliche Wiederholung und (iii) unendliche Wiederholung Anwendungen der Spieltheorie in den Wirtschaftswissenschaften Angewandte Spieltheorie 62 62 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 3.1 Mehrstufige Spiele mit beobachtbaren Aktionen 3.2 Wiederholte Spiele und kooperatives Verhalten 3.3 Spiele mit unvollständige Information Endlich vs. unendlich oft wiederholtes Spiel • Theorem: Falls sC das einzige Nash‐Gleichgewicht eines Stufenspiels (N, S, u), so ist die ständige Wiederholung von sC das einzige teilspielperfekte Gleichgewicht des endlich oft wiederholten Spiels (T ) • Folktheorem: In einem unendlich oft wiederholten Spiel (, ) lässt sich für 1 jede zulässige individuell rationale Auszahlungskombination als teilspielperfektes Gleichgewicht realisieren (auch kooperatives Verhalten) teilspielperfektes Gleichgewicht realisieren (auch kooperatives Verhalten) individuell rationale Auszahlungen: V C = {u(s)|sS, V {u(s)|sS, ui uiC für alle für alle iN} C mit ui als Auszahlung, die sich ein Spieler mindestens sichern kann (mit Konfliktpunkt C = (u (mit Konfliktpunkt C (u1C,…, unC ) und pareto‐optimalem Punkt P ) u2 Paretogrenze g P VC C u1 © K. Morasch 2011 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft Angewandte Spieltheorie 63 3.1 Mehrstufige Spiele mit beobachtbaren Aktionen 3.2 Wiederholte Spiele und kooperatives Verhalten 3.3 Spiele mit unvollständige Information Probleme und Erweiterungen • Stochastische Spiele: Strafpfad ohne Abweichung ‐ wie zurück? Rückkehr zu Kooperation nach festgelegter Strafperiode • B Bei Vergeltung auch geringere Auszahlung für Bestrafende iV lt h i A hl fü B t f d D h Drohung unglaubwürdig l b ü di Lösung: neuverhandlungsstabile Gleichgewichte • Diskontinuität zwischen beschränkter und unendlichem Zeithorizont ‐ Stufenspiel mit mehreren Nash‐Gleichgewichten (F lkth (Folktheorem für T fü T )) Beispiel: ‐ Möglichkeit „irrationaler“ Mitspieler (spielen immer kooperativ) ‐ beschränkte Rationalität („befriedigendes Ergebnis“) © K. Morasch 2011 a21 a22 a23 a11 (1, 1) (‐1, 2) (‐2,‐2) a12 ( (2,‐1) ) ( ) (0, 0) ( (‐2,‐2) ) a13 (‐2,‐2) (‐2,‐2) (‐2,‐2) Angewandte Spieltheorie 64