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Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Einteilung von Sprachstörungen
nach linguistischen Kriterien
Aussprachestörung = Artikulationsstörung =
Stammeln = Dyslalie
(Störung der Lautbildung)
Sprachstörungen im Kindesalter
(Sprachentwicklungsstörungen, Stottern, Poltern,
Mutismus, Aphasien, Dysarthrien…)
Stottern (=Balbuties) und Poltern
(Störung im Redefluss)
W. v. Suchodoletz
Regelkreis der
Sprache
komplexe zerebrale
Informationsverarbeitung
sensorisches
motorisches
Sprachzentrum Sprachzentrum
sensible kortikale
Zentren
primäre
Hörzentren
sensible
(Hirn)nerven
Einteilung von Sprachstörungen
nach neurophysiologischen Kriterien
sekundäre Sprachstörungen:
innere
Sprache
Thalamus
Dysgrammatismus
(Störung im Wort- und Satzaufbau)
bei allg. zerebraler Funktionsstörung
motorische
Zentren
(IQ-Minderung, Autismus...)
psychoreaktiv bei Konflikten
(Stottern, Mutismus, Aphonie,...)
Hörnerv
Tastorgane der
(Oberflächen- u.)
Tiefensensibilität
Ohr
motorische
(Hirn)nerven
Sprechorgane
Äußere Sprache (Akustik)
Kinästhesie
Afferenz
Efferenz
zentrale Sprachstörungen (Aphasien)
peripher-motorische Sprechstörungen (Dysarthrien)
peripher-sensorische Sprachstörungen
(Taubstummheit)
ICD-10 Klassifikation von
Sprech- und Sprachstörungen (1)
F80 umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens
und der Sprache
F80.0 umschriebene Artikulationsstörung
F80.1 expressive Sprachstörung
F80.2 rezeptive Sprachstörung
F80.3 erworbene Aphasie mit Epilepsie
(LANDAU-KLEFFNER-Syndrom)
F80.8 andere
F94 Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der
Kindheit und Jugend
F94.0 elektiver Mutismus
F98 andere Verhaltens- und emotionale Störungen mit
Beginn in der Kindheit und Jugend
F98.5 Stottern
F98.6 Poltern
Mögliche Ursachen eines Ausbleiben
der Sprachentwicklung
(mit 3 Jahren kein Sprechen sinnbezogener Wörter)
umschriebene Sprachentwicklungsstörung
Intelligenzstörung
Autismus
Klassifikation von
Sprech- und Sprachstörungen (2)
Sprachstörungen bei psychiatrischen Erkrankungen
psychogene Aphonie
bei Intelligenzstörungen
bei Autismus
bei Depressionen oder Schizophrenie u.s.w.
Sprachstörungen bei organischen Erkrankungen
Aphasien
Dysarthrien
Sprachstörungen bei Taubheit (Audimutitas)
ICD-10-Klassifikation von Sprech- und
Sprachentwicklungsstörungen
F 80 umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens
und der Sprache
F 80.0 umschriebene Artikulationsstörung
F 80.1 expressive Sprachstörung
F 80.2 rezeptive Sprachstörung
infantile Zerebralparese
schwere hirnorganische Erkrankung
Taubheit
F 80.5 erworbene Aphasie mit Epilepsie
F 80.8 andere
F 80.9 nicht näher bezeichnete
Charakteristika von Entwicklungsstörungen
Charakteristika umschriebener
Sprachentwicklungsstörungen (F80.1, F80.2)
(diagnostische Leitlinien nach ICD-10)
Verzögerung bzw. Einschränkung der Reifung von
Funktionen des ZNS
primäre Störung der betroffenen Funktion
stetiger Verlauf ohne Remissionen oder Rezidive
Besserung mit dem Alter
Jungen häufiger als Mädchen betroffen
familiäre Häufung
Kernsymptome umschriebener
Sprachentwicklungsstörungen in
verschiedenen Altersstufen
Sprachfertigkeit außerhalb der Norm
Sprachstörung nicht bedingt durch
Intelligenzstörung
Hörstörung
hirnorganische Erkrankung
emotionale Störung
anregungsarme Umwelt
altersentsprechendes Kommunikationsbedürfnis
relativ ungestörte non-verbale Kommunikation
Hinweise auf eine Retardierung
der Sprachentwicklung
Verstehen erster sinnbezogener Wörter nach dem 15.
1. Lebensjahr: verspätetes und vermindertes Lallen
Lebensmonat
2. Lebensjahr: verminderter Wortschatz
Produktion erster sinnbezogener Wörter nach dem 18.
3. Lebensjahr: verminderte Äußerungslänge
Lebensmonat
4. - 6. Lebensjahr: syntaktische und morphologische Fehler
Zweiwortsätze nach dem 24. Lebensmonat
Schulalter: kurze, einfache Sätze; Probleme beim Erzählen bzw.
Geformte Mehrwortsätze nach dem 36. Lebensmonat
Aufschreiben von Geschichten
Zielstellungen der Diagnostik
Leitlinien für Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen im
Säuglings-, Kindes- und Jugendalter“ Deutscher Ärzteverlag, 2000
www.uni-duesseldorf.de/www/awmf/ll/ll_kjpp.htm
Diagnostisches Vorgehen bei
Sprachentwicklungsstörungen
1. Operationalisierung der Sprachstörung
2. Abgrenzung anderer Störungsbilder
3. Erfassung häufiger Begleitsymptome
4. Festlegen des Vorgehens in der Therapie
1. Operationalisierung der Sprachstörung
Sprachfähigkeit
außerhalb der Norm?
nein
keine Sprachentwicklungsstörung
ja
Sprachdiagnostik
ja
2. Abgrenzung anderer Störungsbilder
Spiel- bzw. Gesprächssituation (Kommunikationsfähigkeit)
Spontansprachanalyse (lebensnahe Beurteilung)
nicht standardisierte Screeningverfahren (grobe
ja
Hörstörung?
nein
nein
Einschätzung)
informelle Verfahren (Art der Sprachfehler)
normierte Sprachentwicklungstests (operationalisierte
Diagnostik)
Überprüfung einzelner Sprachdimensionen
(Wortschatz, Sprachverständnis, ...)
Erklärt Hörstörung die
Sprachstörung?
ja
Intelligenzstörung?
Sprachstörung bei
allgemeiner kognitiver
Reifungsverzögerung
nein
Allgemeine
Kommunikationsstörung?
nein
ja
Autistische Störung
(F84)
Ursache von Sprachentwicklungsstörungen
nein
ja
Später auftretende
Sprachstörung?
Aphasie
(z. B. Landau-KleffnerSyndrom)
Genetische Komponente
bei 40 % familiäre Häufung
2 bis 7-fach erhöhte Risiko bei SES bei Verwandten
nein
Sprach-Gene: 16q, 19q
(LRS- + Sprachgene: 2p22, 3p12-q13, 13q21. 17q23)
ja
Störung des
Sprachverständnisses?
Rezeptive
Sprachstörung
(F80.2)
Häufung in Unterschichtfamilien
Kaspar-Hauser-Syndrom
nein
Expressive
Sprachstörung
(F80.1)
ja
Störung des
Sprachproduktion?
Häufigkeit von Verhaltensauffälligkeiten
bei sprachgestörten Kindern (n = 209)
(Verhaltensfragebogen von Meyer-Probst, ausgefüllt durch die Mutter)
%
Soziokulturelle Komponente
C-Wert<1
C-Wert 1-2
Zweisprachigkeit
Hirnorganische Erkrankungen
Ursachen von Verhaltensauffälligkeiten
bei sprachentwicklungsgestörten Kindern
C-Wert 2-3
50
40
Folge der Kommunikationsstörung
13
18
30
20
10
0
13
15
16
3
(sekundäre Neurotisierung)
5
2
23
14
13
10
Gesamtscore
Hyperkinese
22
5
7
Erziehbarkeit
soziale
emotionale
Anpassung
Labilität
Komorbidität
Belastung einzelner Familienmitglieder durch
eine Sprachentwicklungsstörung des Kindes
Ängste und Empfindungen
von Müttern sprachentwicklungsgestörter Kinder
(Angaben der Mütter, n = 138)
(Angaben der Mütter, n = 138)
9%
37%
13%
23%
Belastung
Mütter
36%
23%
keine
leichte
mittlere
starke
29%
13%
18%
34%
25%
20%
25%
41%
23%
Väter
11%
32%
Sorgen um die Zukunft
16%
23%
keine
leichte
mittlere
starke
31%
Niedergeschlagenheit
10%
10%
25%
4%
15%
15%
54%
34%
32%
27%
Geschwister
21%
Kind selbst
Therapie
sprachentwicklungsgestörter Kindern
motorische Koordinationsschwäche (Mototherapie)
Aufmerksamkeitsstörungen (Ergotherapie)
emotionale bzw. Verhaltensstörungen (Verhaltens- bzw.
Spieltherapie)
(Therapie von Hörstörungen)
Beratung und Anleitung der Eltern
6
Alter in Jahren
Therapie von Begleitsymptomen
aggressive Gefühle
Alter der Kinder zum Zeitpunkt Beginns der
Sprachtherapie
in Abhängigkeit vom Störungsbild
Behandlung des Kindes
Logopädische Behandlung des Kindes
71%
Enttäuschung
5
4,6
4,8
5
4
2
0
leichte schwere
Sprachstörung
komplexe non-verbale
Störung
Art des Störungsbildes
Alter der Kinder zum Zeitpunkt des Bemerkens der
Sprachstörung und des Beginns der Sprachtherapie
34
29
30
27
Wartemonate
N in Prozent
40
Durchschnittliche Wartezeit vom Zeitpunkt des
Bemerkens der Sprachstörung bis zum
Therapiebeginn
27
23
20
14
10
2 2
14
12
9
5
3
2
0
40
28
23
20
2
3
4
5
6
>6
Alter in Jahren
Prognose von Sprachentwicklungsstörungen
Erhebliche Persistenz der Sprachstörung 40 – 100 %
(Beitchman et al., Bishop et al., Aram et al.)
niedriger/abfallender IQ
(Silva et al., Klackenburg, Bishop et al., Aram et al.)
schlechte/abfallende Schulleistungen: 50 – 75 %
(Fundudis et al., Aram et al.)
Entwicklung einer LRS
(Bishop et al., Stark et al.)
Widersprüchliche Angaben:
Entwicklung von Verhaltensstörungen bis hin zur
Delinquenz (korrelierend mit IQ-Abfall)
13
12
11
10
4
5
6
>6
0
1
1
29
2
3
Jahre
Alter, in dem die Auffälligkeit bemerkt wurde
Stottern- Symptomatik
Unterbrechung des Redeflusses in Form von Spannungen und
Wiederholungen
sonstige Sprachauffälligkeiten
spezifische Auffälligkeiten: Starter – Zurückschnellen –
inneres Stottern
Unspezifische Auffälligkeiten: Artikulationsstörungen –
Dysgrammatismus
Mitbewegungen: primäre (Oralmotorik) und sekundäre (Rumpf,
Extremitäten) Mitbewegungen
Atemauffälligkeiten: Paradoxer Atemtyp – inspiratorische Sprache
– Atemunregelmäßigkeiten in Verbindung mit Kloni und Toni
Psychische Symptomatik: Vermeidungsverhalten – Rückzug und
Isolierung
Vegetative Symptomatik: Schweißausbrüche – Erröten – Neigung
zu psychosomatischen Erkrankungen
Stottern – Ätiologie
Erbliche Faktoren
Schwierigkeiten beim Erwerb der Lautsprache
Lerntheoretische Erklärung
(klassische Konditionierung, operantes Lernen)
Fixierung durch neurotische Fehlentwicklung
(„Ergebnis der Diagnose“, „Erwartungsneurose“,
„Kontaktneurose“, „Angstneurose“)
Somatische Befunde
Ineffizienz motorischer Systeme
Ineffizienz im Wahrnehmungsbereich
Gestörte Hemisphärendominanz
Unspezifischer Konflikte („Konversionsneurose“)
Stottern – Therapieziele
Besserung der Stottersymptomatik
Abbau der Sprechangst
Abbau der sozialen Isolierung
Akzeptanz einer Restsymptomatik
Überführung in eine Phase der „Selbstbehandlung“
Differentialdiagnostik: chronisches Stottern –
physiologische Sprechunflüssigkeiten
Für ein chronisches Stottern sprechen:
Blockierungen mit sichtbaren Anstrengungen
Dehnungen mit Tonhöhen- und Lautstärken-anstieg von mehr als
einer Sekunde Dauer
Mitbewegungen
Dauer der Sprechunflüssigkeit seit mehr als sechs Monaten
Störungsbewusstsein, erkennbar am:
Vermeiden bestimmter Wörter oder Sprechsituationen
Abbruch des Sprechens beim Auftreten des Symptoms
Abbruch des Blickkontakts beim Sprechen
Weitere Sprachauffälligkeiten wie Stammeln oder Dysgrammatismus
Familiäre Belastung mit Stottern
Erheblich fixierte Befürchtungen der Eltern vor einem chronischen
Stottern
Stottern – Therapie (1)
Sprechübungen
Veränderung von Tempo, Lautstärke, Stimmeinsatz,
Sprachmelodie
Prolongiertes Sprechen
Rhythmisches Sprechen
Akzentuiertes Sprechen
Einsatz von Sprechhilfen
Taktgeber zur Veränderung des Sprechrhythmus
(metrisches Sprechen)
Verzögerte Rückkopplung (Lee-Effekt)
Therapie begleitender Sprachauffälligkeiten
Atemübungen
Veränderung der Einstellung zum Stottern
Stottern – Therapie (2)
Entspannungsverfahren
Autogenes Training
Hypnose
Therapie der Sprechangst
Medikamente
Tranquilizer
Neuroleptika
Einbeziehen der Bezugsperson
Selbsthilfegruppen
Poltern – Symptomatik
Poltern Unregelmäßiges Sprechen mit Pausen und
Sprechausbrüchen
Hohe Sprechgeschwindigkeit
Auslassungen und Verschlucken von Silben und Wörtern
Poltern - Definition
Poltern
ist
eine
eine
einhergeht.
Die Störung liegt in der gedanklichen Vorberei-tung, nicht
im Sprechvorgang selbst.
Stottern/ Poltern - Differentialdiagnostik
Störungsbewusstsein
Stottern
Poltern
vorhanden
fehlt
Leidensdruck
vorhanden
fehlt
Therapiemotivation
vorhanden
fehlt
bewirkt Verschlechterung
bewirkt Besserung
schlechter gesprochen
besser gesprochen
besser
schlechter
eher Verschlechterung
Besserung
Ablenken von der
Artikulation
Hinlenken auf die
Artikulation
Stolpern bei Konsonantenhäufungen und langen Wörtern
Vor Fremden wird
Besserung bei bewusstem und langsamen Sprechen
durch
und mit einer Beeinträchtigung der Sprechverständlichkeit
Aufmerksamkeitslenkung
auf die Artikulation
Monotonie der Sprechmelodie
die
überstürzte, undeutliche Sprechweise gekenn-zeichnet ist
Ruckartige, schnelle Sprechansätze
Fehlerhafte Satzmuster
Redeflussstörung,
Bei ungezwungener Rede
wird die Sprache
Wiederholungen
bewirken
In der Therapie
Mutismus- Definition
funktionelle Sprachstörung mit einem teilweisen oder
völligen Verzicht auf sprachliche Kommunikation
= Verstummen nach Abschluss der Sprachentwicklung
bei erhaltenem Sprachvermögen
(mutus = still, stumm)
Mutismus- Einteilung
nach der Ätiologie
psychogener Mutismus
Mutismus bei Psychosen
Mutismus bei hirnorganischen Erkrankungen
nach der Symptomatik
totaler Mutismus
(s)elektiver Mutismus (F94.0)
Elektiver Mutismus - Symptomatik
Verweigerung des Sprechens in fast allen sozialen Situationen
(Kind spricht zu Hause und/oder mit engen Freunden, aber nicht mit Fremden, im
Kindergarten/Schule – aber auch umgekehrtes Verhalten und andere Muster sind
möglich)
(chronisch, vorhersehbar = mindestens einige Monate)
erhaltenes Sprachverständnis und Sprechfähigkeit
Fehlen einer anderweitigen körperlichen oder psychischen
Störung
(nicht durch hirnorganischen Antriebsmangel oder Psychose bedingt)
häufige Zusatzsymptome sind:
Sprachretardierung
(meist Stammeln, Dysgrammatismus, selten Stottern)
Intelligenzminderung (1/3 lernbehindert)
psychische Auffälligkeiten
(kontaktarm/ängstlich, selbstunsicher, sozialer Rückzug, enge
Mutterbindung, eigenwillig-oppositionell, bockig, übernachhaltig)
Kinderfehler (Einnässen, Nägelknappern, Daumenlutschen) und
andere Verhaltensauffälligkeiten
Beginn meist in der Kindheit
(Maximum bei Kindergarten- bzw. Schuleintritt)
Elektiver Mutismus
Häufigkeit
ca. <1/1.000, gleiche Häufigkeit bei Jungen und Mädchen
Prognose
50 % weitgehendes Abklingen innerhalb einiger Jahre
50 % deutliche Besserung aber anhaltende
Sprechscheu und soziale Ängstlichkeit
Elektiver Mutismus - Ätiologie
phasenspezifische Neigung zu mutistischen Reaktionen (1. Trotzphase)
Persönlichkeitsbesonderheiten
(kontaktarm – selbstunsicher / eigensinnig – übernachhaltig)
Elektiver Mutismus
- mehrdimensionale Therapie persönlichkeitszentrierte Psychotherapie zur Angstreduktion
und Kontaktförderung
Verhaltenstherapie zur Symptomdurchbrechung
Konflikt
(z. B. strenger, unnachgiebiger Vater, Überforderung bei niedrigem IQ, bei plötzlichem
Beginn: akuter Konflikt)
Frustrationen durch Sprachentwicklungsstörung
Konfliktintoleranz durch hirnorganische Vorschädigung
familiäre Besonderheiten
(operante Konditionierung)
Elternberatung/Elterntherapie
Soziotherapie
(Kindergarten, Schule, Freizeitaktivität, Kontakt zu Gleichaltrigen)
(Psychopharmaka)
(z. B. autistische, eigenbrötlerische, kontaktarme Familienatmosphäre und damit
unzureichendes soziales Lernen, kontaktarme Wohngegend, familiäre Disharmonie,
psychiatrische Erkrankungen der Eltern)
Dysarthrien
Typ
Lokalisation
Besonderheiten
myogene Dysarthrie
Muskulatur
progressive Muskeldystrophie,
Polymyositis, Myasthenie
peripher-neurogene D.
Hirnnerven
Paresen von Hirnnerven (V/3, VII, IX, X,
XII)
bulbäre Dysarthrie
motorische Kerne
im Hirnstamm
spinale Muskelatrophie, Poliomyelitis,
Enzephalitis, Tumoren, Syringobulbie,
Gefäßstenosen
suprabulbäre
Dysarthrie
motorische Kortex
und/oder
Pyramidenbahn
Teilsymptom einer Spastik
Basalganglien
extrapyramidale D.
zerebelläre Dysarthrie
Hirnstamm
(N. niger)
Kleinhirn
athetotisch
choreatisch
hypoton-hyperkinetisch
hyperton-hyperkinetisch
Symptome: Ataxie – Tremor – Asynergie
– Arhythmie
Aphasien des Kindesalters
vor dem 6. – 8. Lbj.
bei lokalisierten Hirnerkrankungen treten eine
Sprachregression bzw. ein Verstummen ein
mit guter Rückbildungstendenz über die üblichen
Stufen der Sprachentwicklung
nach dem 6. – 8. Lbj.
aphasische Bilder wie im Erwachsenenalter
F 80.3 erworbene Aphasie mit Epilepsie
(Landau-Kleffner-Syndrom)
Verlust der rezeptiven (und expressiven) Sprache bei
erhaltener Intelligenz
Spitzenpotentiale (vorwiegend perisylvisch) im EEG mit
und ohne epileptische Anfälle (meist fokal komplexe Anfälle
und/oder atypische Absencen)
Erkrankungsbeginn im Alter von 3 bis 7 Jahren
Fakultativ Verhaltens- und emotionale Störungen
F 80.3 erworbene Aphasie mit Epilepsie
(Landau-Kleffner-Syndrom)
Häufigkeit: bislang etwa 200 Fälle beschrieben, oft unerkannt,
Jungen/Mädchen = 2/1
Ursache: ungeklärt
(evtl. Störung der Hirnreifung durch epileptische Entladungen während
der für die Sprachentwicklung sensiblen Phase?)
Verlauf: wechselhaft mit Remissionen und Rezidiven, Rückbildung
der Epilepsie spätestens in der Pubertät, nicht selten Persistenz
der Sprachstörung
Prognose: ungünstig bei frühem Beginn (vor dem 5. Lbj.) und spät
einsetzender Therapie
Literaturhinweise
Therapie beim
Landau-Kleffner-Syndrom
logopädische Behandlung
Antiepileptika (Mittel der 1. Wahl Sultiam)
bei Therapieresistenz ACTH oder Kortikoide
Suchodoletz, W. v. (2008). Sprech- und Sprachstörungen. In Petermann, F. (Hrsg.).
Lehrbuch der Klinischen Psychologie. Hogrefe, Göttingen. S. 223-237
Suchodoletz, W. v., Warnke, A. & Amorosa, H.: Umschriebene Artikulationsstörungen
(F80.0) (Phonologische Störung). In: Leitlinien zu Diagnostik und Therapie von
psychischen Störungen im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter. Deutscher ÄrzteVerlag, Köln, (2007), 3. überarb. Aufl., S. 189-195
Suchodoletz, W. v. & Amorosa, H. (2007): Stottern (Stammeln) (F98.5), Poltern (F98.6).
In: Leitlinien … S. 393-407
Amorosa, H., Endres, R., Kiefl. H. & Suchodoletz, W. v.: Umschriebene
Entwicklungsstörungen der Sprache (F80.1, F80.2). In: Leitlinien … S. 197-206
Suchodoletz, W. v. (2007): Prävention umschriebener Sprachentwicklungsstörungen. In:
Suchodoletz, W. v. (Hrsg.): Prävention von Entwicklungsstörungen. Hogrefe,
Göttingen. S. 45-79
Suchodoletz, W. v.: Zur Prognose von Kindern mit umschriebenen
Sprachentwicklungsstörungen. In: Suchodoletz, W. v. (Hrsg.): Welche Chancen
haben Kinder mit Entwicklungsstörungen? Hogrefe - Verlag für Psychologie,
Göttingen, (2004) S. 155-203
Suchodoletz, W. v. (Hrsg.): Therapie von Sprachentwicklungsstörungen - Anspruch und
Realität. Kohlhammer, Stuttgart, (2002)
Suchodoletz, W. v. (Hrsg.): Sprachentwicklungsstörung und Gehirn. Kohlhammer,
Stuttgart (2001)
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