Enten – Trojanische Pferde des H5N1 Geflügelpestvirus? Timm C. Harder, Christian Grund OIE und Nationale Referenzlabore für AI und ND, Friedrich-Löffler Institut, Postfach 1318, Greifswald - Insel Riems Erstmals 1996 traten Infektionen des hochpathogenen aviären Influenzavirus (HPAIV) des Subtyps H5N1 in Südchina in Geflügelbeständen auf. Trotz massiver Restriktionsmaßnahmen konnten diese Infektionen nicht vollständig getilgt werden. Seit 2003 wurde im Gegenteil eine verschärfte Verbreitung des Virus innerhalb Südostasiens registriert. Mit dem Einbruch des HPAIV H5N1 in die Wildvogelpopulation 2005 kam es auch zu einer massiven und raschen Ausdehnung der von Infektionen betroffenen Gebiete über Zentralasien, Russland bis nach Europa und Afrika. Auch wenn sich das HPAIV H5N1 seit seiner Erstbeschreibung 1996 genetisch und antigenetisch vielfach gewandelt hat und mittlerweile geographisch restringierte Linien ausgebildet hat, so hat es dennoch seine hochpathogenen Eigenschaften für Hühnergeflügel konserviert. Gegenüber Wassergeflügel, insbesondere Enten jedoch, wurde seit 2003 eine Attenuierung deutlich. Subklinisch infizierte Hausenten sind daher mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der eigentliche Motor, der die HPAIV H5N1 Infektionen in Südostasien ganzjährig am Laufen hält. Aufgrund der vielfältig extensiven Geflügelhaltungen in diesen Regionen gibt es vielfältige Kontakte infizierter Enten mit anderem Hausgeflügel, Wildvögeln aber auch dem Menschen. Zusätzlich zu seiner überragenden Bedeutung für Geflügelbestände besitzt das HPAIV H5N1 asiatischer Herkunft nämlich auch ein ausgeprägtes zooanthroponotisches Potenzial. Bislang wurden offiziell ca. 380 menschliche H5N1 Infektionen registriert, die zu einem sehr hohen prozentualen Anteil (ca. 60%) letal verliefen. Hieraus leiten sich begründete Ängste ab, dass dieses Virus eine neue Pandemie menschlicher Influenzainfektionen auslösen könnte. Fälle subklinisch verlaufender HPAIV H5N1 Infektionen wurden 2007 auch in Deutschland in zwei industriellen Entenmasthaltungen festgestellt. Ein vager Infektionsverdacht ergab sich durch eine kumulativ erhöhte Mortalität in einigen Mastabteilungen, die zunächst durch bakterielle Koinfektionen erklärbar schienen. Die differentialdianostische Abklärung beinhaltete jedoch auch den Nachweis von Influenzaviren, der positiv ausfiel. Die aus diesen Fällen isolierten H5N1 Viren erwiesen sich nach experimenteller oropharyngealer Infektion als apathogen für juvenile Enten, wogegen Hühner hochempfänglich reagierten und binnen zwei Tagen verendeten. Das Virus wurde auch von experimentell infizierten Enten auf Hühner übertragen. Die Übertragung setzte jedoch voraus, dass Enten und Hühner in Bodenhaltung im selben Stall eine gemeinsame Fläche nutzten. Wenn aber Hühner in einen ebenerdig aufgestellten Käfig im selben Raum gehalten wurden, kam es binnen zehn Tagen nicht zu einer Übertragung von den HP AIV H5N1 infizierten Enten auf die Hühner. Es bleibt festzuhalten, dass Enten ähnlich wie in Südostasien auch in industriellen Haltungen mit hohen Standards eine Quelle für das endemische Auftreten von HP AIV H5N1 darstellen können. Um eine Verbreitung von HP AIV H5N1 frühzeitig zu detektieren ist für Wassergeflügelbestände eine virologische und/oder serologische Überwachung erforderlich und daher anzuraten. Die Abklärung etwaiger Influenzavirusinfektionen mittels PCR sollte einen festen Platz in der differentialdiagnostischen Routine einnehmen.