Nervenprothese für Schlaganfall-Patienten

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Chirurgie
MENSCH-MASCHINE
Nervenprothese für Schlaganfall-Patienten
24. Mai 2011, 08:31
Implantat im Bein übernimmt Funktion der
ausgefallenen Hirnareale
München - Für P. Fischer beginnt in diesen Tagen eine neue Phase in der Bewältigung seines
Schlaganfalls. Seit seinem Hirninfarkt vor fünf Jahren leidet der 60jährige unter anderem unter einer
Halbseitenlähmung mit Fußheberschwäche. Der Allgäuer kann die Füße nicht mehr richtig anheben,
wodurch er förmlich über den Boden schleicht. Er muss permanent bewusst auf seinen Gang achten
und stolpert dennoch regelmäßig über die eigenen Fußspitzen - mit entsprechend hohem Risiko eines
Sturzes. Weder die Physiotherapie noch eine Spezialschiene halfen dem Patienten, sein Gangbild
entscheidend zu verbessern.
Nun wurde ihm eine neue Nervenprothese implantiert. Wir hoffen, dass der nur anderthalb
Zentimeter große Schrittmacher den Defekt entschärfen kann", sagt der Chefarzt der Handchirurgie,
Plastischen Chirurgie und Ästhetischen Chirurgie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die
Münchner Forscher arbeiten seit längerem an der Schnittstelle Mensch-Maschine, beispielsweise
nach Amputationsverletzungen der Hand und des Armes oder nach peripheren Nervenlähmungen.
Das Ziel: HighTech-Lösungen, die verloren gegangene Nervenfunktionen nach schweren
Verletzungen wiederherstellen und eine bessere Anbindung von neuen Handprothesen an das
Nervensystem ermöglichen.
Fehlende Ansteuerung
Rund 250.000 Menschen jährlich erleiden allein in Deutschland einen Schlaganfall. Durch den
Sauerstoffmangel - meist verursacht durch ein verschlossenes Blutgefäß - kommt es zu Hirnschäden,
die sich bei den Überlebenden oft durch vollständige oder teilweise Lähmungen in verschiedenen
Körperpartien äußern. Bei den Patienten mit Fußheberschwäche sind - bedingt durch die fehlende
Ansteuerung aus dem Gehirn - jene Muskeln in den Beinen teilweise gelähmt, die das Anheben des
Fußes kontrollieren. Der kontrollierende Nerv in den Beinen, im Fachjargon Nervus peroneus
genannt, ist allerdings noch intakt. Er gibt beim Gehen die nötigen Signale in den Fuß.
Die Idee: Den Nerv mit elektrischen Signalen stimulieren und damit die nicht mehr vorhandene
Steuerung aus dem Gehirn zu ersetzen. Prof. Giunta hat mit seinem Team eine von einer
europäischen Firma eigens für diesen Zweck angefertigte Manschetten-Elektrode um den Nervus
peroneus implantiert. Keine triviale Aufgabe", wie der Chirurg sagt, denn der Ort der Implantation
muss haargenau gewählt sein und der nur anderthalb Zentimeter große Schrittmacher an die
individuellen Bedingungen angepasst werden, damit das System funktionieren kann. Der knapp eine
Stunde dauernde Eingriff verlief reibungslos.
Gang rhythmisch gestalten
An den Fersen trägt Peter Fischer jetzt einen Drucksensor, der beim Abheben des Fußes einen
Impuls an den in den Oberschenkel eingepflanzten Schrittmacher schickt. Er wiederum aktiviert über
ein Kabel den Nervus peroneus. Daraufhin kontrahiert der Muskel bei jedem Schritt und hebt den Fuß
an. Das Neuroimplantat wird von einem Gerät mit Energie versorgt, das der Patient am Gürtel trägt.
Wir nutzen die natürlichen biologischen Möglichkeiten aus, um das Gangbild zu verbessern", erklärt
Giunta. Bislang gab es weltweit nur wenige solcher Implantationen. Nach den ersten Erfahrungen
normalisiert und automatisiert sich der Gang deutlich; die Patienten werden zudem sicherer. Peter F.
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wird in den kommenden Wochen und Monaten verstärkt üben, damit die Forscher die Einstellung des
Gerätes optimieren können und er seinen Gang so rhythmisch wie möglich gestalten kann. (red)
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