Ausgabe vom Montag, 22. Oktober 2007 Gesundheit Beeinträchtigen Schmerzmittel die Fahrtüchtigkeit? Kurzantwort Starke Migränemittel können tatsächlich das Bewusstsein und die Fahrtauglichkeit beeinträchtigen. Oft ist aber bereits durch die Migräne selbst die Aufmerksamkeit gestört und während eines Anfalls die Fahrtüchtigkeit nicht mehr gegeben. Hier beginnt dann die Eigenverantwortlichkeit. Eigentlich sollten wir es halten wie die Piloten. Sie fliegen nur, wenn sie sich vollständig gesund und ausgeruht fühlen, sagt Dr. med. Werner Karrer, Chefarzt, Executive MBA HSG, Luzerner Höhenklinik Montana, Crans-Montana. Können Schmerzmittel generell die Fahrtauglichkeit beeinflussen, zum Beispiel Mittel gegen die Migräne? Sind die Auswirkungen tatsächlich dieselben, wie wenn jemand alkoholisiert fährt? T.M. in I. Stärkere Migränemittel können tatsächlich das Bewusstsein und die Fahrtauglichkeit beeinträchtigen. Oft ist aber bereits durch die Migräne selbst die Aufmerksamkeit gestört und während eines Anfalls die Fahrtüchtigkeit nicht mehr gegeben. Hier beginnt dann die Eigenverantwortlichkeit. Eigentlich sollten wir es halten wie die Piloten. Sie fliegen nur, wenn sie sich vollständig gesund und ausgeruht fühlen. Bei einer Unpässlichkeit oder dem Gefühl, nicht ganz gesund zu sein, sollten wir das Steuer einer anderen Person überlassen, zum Beispiel dem Buschauffeur oder dem Lokomotivführer. Beipackzettel lesen Die stärkeren Schmerzmittel, besonders diejenigen, die Morphin enthalten, beeinträchtigen die Aufmerksamkeit. Personen, die unter dem Einfluss solcher Medikamente Auto fahren, fahren unter Umständen schlechter als solche, die Alkohol getrunken haben. Im Beipackzettel ist aufgeführt, ob ein Medikament das Bewusstsein beeinträchtigt. Auch steht der Arzt für solche Fragen zur Verfügung. In den letzten Jahren werden immer mehr Schmerzmittel eingenommen. Die Alterung unserer Gesellschaft bringt mehr Altersbeschwerden mit sich, die häufig Schmerzen auslösen. Aber auch das zunehmende Unvermögen von uns Menschen, Schmerzen, auch leichte, auszustehen, führt zum schnellen Griff nach dem Schmerzmittel. Wir müssen dauernd funktionieren, und da stört natürlich auch ein kleines Kopfweh, das zum Beispiel nach einer Stunde Ruhe von selbst wieder verschwinden würde. Jedes Medikament hat auch Nebenwirkungen Wir haben auch verlernt, mit einfachen Hausmitteln, wie beispielsweise mit warmen Wickeln oder kalten Umschlägen und körperlicher Ruhe, den Schmerzen zu begegnen. Aber das ideale Schmerzmittel ohne Nebenwirkungen gibt es leider nicht. Schmerzmittel sind für akute starke Schmerzen gut, jedoch immer mit der nötigen Vorsicht und im Bewusstsein, dass jedes Medikament neben seiner Wirkung auch Nebenwirkungen hat. Schmerzmittel sind die am häufigsten eingenommenen Medikamente. Es ist sicher unbestritten, dass Schmerzmittel eine gute Sache sind für akute Schmerzen. Bei einem starken Kopfschmerz oder bei einer Verletzung ist es richtig, zu einem Schmerzmittel zu greifen. Schmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität. Gerade bei schwerer Migräne ist ein gutes Mittel für die Betroffenen notwendig. Wahl des Schmerzmittels Wichtig ist aber die Wahl des Schmerzmittels. Die einfachen Kopfwehmittel sind meist gut verträglich und machen nicht abhängig. Aber sogar bei diesen überall erhältlichen Schmerzmitteln müssen gewisse Vorsichtsmassnahmen beachtet werden. Sie können auch in kleinen Dosen bei empfindlichen Personen den Magen-Darm-Trakt oder die Leber schädigen. Bei einer Migräne reichen sie meistens nicht aus. Dr. Werner Karrer,Crans-Montana [email protected] Seite ausdrucken