D e r M i t t l e re We g majjhimâ - patipadâ Zeitschrift des Buddhistischen Bundes Hannover e.V. Gemeinnütziger Verein · Zentrum: Drostestraße 8 · 30161 Hannover Heftpreis 3,00 € 48. Jahrgang Januar - April 2016 Nr. 1 Programm und Einladung Buddhistischer Bund Hannover e.V. - Drostestraße 8 (Nähe Lister Meile) 22.01. Fr. 19-21 h Offenes Sitzen in Stille und Gespräch mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig – wie am 15.01. 24.01. Sonntag 10-12:30 h Dhammapada - Des Buddhas Weg zur Weisheit | Als Grundlage für die Einführung wird das kostbare Buch vom Theravada-Netzwerk der DBU verwendet. Studium u. Praxis mit Hanna Woitzik zu den Texten-1. Treffen 29.01. Freitag 19 -21 h Vortragsabend mit Sr. Mudita Wahrnehmungen – besser nicht für wahr nehmen! Wir sehens die Dinge durch den Filter unserer Erfahrungen und Erinnerungen. Ausführliche Informationen s. Seite 28. 30.01. Samstag 10 - 16 h Meditationstag mit Sr. Mudita | Konzentration und Kontemplation. Mit gezielten Übungen den falschen Wahrnehmungen entgegenwirken. Ausführliche Informationen s. Seite 28. 31.01. Sonntag 16 h Info-Nachmittag Buddhismus | Buddhistische Orientierungshilfe und Erfahrungsaustausch über die Lehre des Buddha. Das Gesprächs-Thema richtet sich vorwiegend nach den Fragen der Teilnehmer. Interessierte und Suchende sind herzlich willkommen. Bitte pünktlich erscheinen, späterer Einlass nicht möglich. Praxis-Gruppen im Internet www.buddhahannover.de. Anfragen unter Tel. (0511) 47 14 09 (Bernd Weber) 07.02. Sonntag 10 - 17 h Buddhistischer Sonntag mit Wolfgang Krohn aus Hamburg Thema: Mit Hilfe der Achtsamkeit das Leben meistern. Meditationstag Vortrag, Gespräche und Körperübungen. Bitte leichte, lockere Kleidung und etwas zum gemeinsamen Mittagessen mitbringen, Tee wird gereicht – auf Spendenbasis (Dana) - bitte anmelden! 12.02. Fr. 19 – 21 h Offenes Sitzen in Stille und Gespräch mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig – wie am 15.01. 13.02. Sa 10 - 17 h Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen | Meditative Übungen in Stille und Bewegung mit Johannes – wie am 16.01. 14.02. So. 9 – 18 h Zen-Praxistag mit Dagmar Doko Waskönig Beitrag 30 € (inkl. Essen) – Anmeldung: [email protected] 21.02. So 10-12:30 h Dhammapada - Des Buddhas Weg zur Weisheit (II) Studium und Praxis mit Hanna Woitzik wie am 24.01.- 2. Treffen Veranstaltungen von Januar - April 2016 08.01. Freitag 19 -21 h Buddhismus kennenlernen Informationsabend für Interessierte - Veranstalter: Buddhistische Gemeinschaft Chöling e.V. - Ort: Pagode Vien Giac, Karlsruher Str. 6, 30519 Hannover - Informationen: www.choeling.de; Eintritt frei, Spende erbeten 10.01. Sonntag 7:15 h NDR 4 - Info-Radio: Sendereihe Religionsgemeinschaften Beitrag der Buddhistischen Gesellschaft Hamburg - Thema: „Wie frei ist unser Wille?“ verfasst von Dr. Alfred Weil gelesen von Kornelia Paltins. 15.01. Freitag 19 h Suffizienz und Zufriedenheit - Buddhistische Anregungen für eine Kultur des Genug - Vortrag (u. Diskussion) für eine zukunftsorientierte, interkulturelle Öffentlichkeit in Kooperation mit dem Haus der Religionen in Han. Referent: Manfred Folkers, Diplompädagoge und Dharma-Lehrer, Vorsitzender des Vereins „Achtsamkeit in Oldenburg“ und Mitglied des Rates der DBU. Im Vortrag werden Anregungen vorgestellt, um die heutige von Wachstum, Wettbewerb und Folgenleugnung bestimmte Ökonomie in eine Kultur des Genug zu verwandeln (Postwachstumsökonomie). Ausgehend von einer säkularen Interpretation der Lehre des Buddha werden die Ursachen menschlichen Leids in der gegenwärtigen Wirtschaftsform identifiziert, um ihnen heilsamere Antriebskräfte entgegenzustellen. Ort: Böhmerstr. 8 in 30173 Hannover – Eintritt auf Spendenbasis 15.01 Freitag 19 – 21 h 16.01. Samstag 10 - 17 h Offenes Sitzen in Stille und Gespräch mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig | Alle daran Interessierten sind herzlich dazu eingeladen. Voraussetzungen sind nicht erforderlich. Bitte 15 Min. vor Beginn erscheinen. Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen Heute wird unsere Übungspraxis im Geiste der meditativen Bewegungsübungen aus dem Kum Nye, dem tibetischen Heilyoga und der Einsichtsmeditation von Johannes angeleitet - eine Erfahrung von Entspannung und Erkenntnis in Bewegung und Stille. Geeignet ist unser Übungstag für Neuinteressierte ebenso wie für schon erfahrene Meditierende. Bitte etwas zum gemeinsamen Mittagsimbiss mitbringen. Teilnahme auf Spendenbasis - bitte rechtzeitig anmelden. majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 2 Fortsetzung folgt auf Seite 30 3 majjhimâ - patipadâ 1- 2016 Inhalt Seite Programm Teil I 2 Impressum 4 Editorial 5 Hans Wolfgang Schumann Zwei Konfessionen, aber ein Buddhismus 6 Michael Harbecke Die Bedeutung des Gleichmuts in der TheravādaLiteratur | Teil 2 von 2 Ulrich Beck Anicca oder Vergänglichkeit als Daseinsphänomen majjhimâ - patipadâ 8 12 Buddhistischer Bund Hannover e.V. Drostestr. 8, 30161 Hannover Tel. + Fax 0511 / 3 94 17 56 E-Mail: [email protected] www.facebook.com/BuddhistischerBundHannover Redaktionsteam: Rother Baumert, Axel Rodeck, Michael Schmidt, Rajah Wirasekara, York-Victor Reith Satz u. Gestaltung: 19 Rainer Gebers Buchbesprechung „Der Geist überwindet den Tod“ 22 York-Victor Reith www.hannover-computer-schule.de Druck: Lps-digital, Hannover Auflage: 500 Axel Rodeck Beschlagnahme von Wohnraum 24 Hanna Woitzik Der Lilienhof nimmt Form an 26 Michael Funk Theravadatreffen 27 Auch das noch... 29 Programm Teil II 31 Spendenkonto: Buddhistischer Bund Hannover e.V. Postgirokonto: Postbank Hannover Kto.-Nr. 180 18303 BLZ: 250 100 30 IBAN: DE07 2501 0030 0018 0183 03 BIC: PBNKDEFF Abbildungen: Titelbild: Archiv; pixabay.com: S.13; Axel Rodeck: S. 19-21; bhavana-vihara. de: S. 21 unten; Hanna Woitzik: S. 26. „Der Mittlere Weg - majjhima patipada“ erscheint nach Bedarf und ist für Mitglieder kostenlos. Ein Anspruch auf Lieferung besteht nicht. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der Nachdruck ist nur mit Genehmigung gestattet. Ein Belegexemplar wird erbeten. Anreise zum BBH mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Das Buddhistische Zentrum in der Drostestr. 8 ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: mit den Linien 3, 7 und 9 ab Hbf (Tiefebene) bis zur ersten Haltestelle „Sedanstr./Lister Meile“, dann zu Fuß die Lister Meile hoch, rechts in die Drostestr. einbiegen; mit den Bus-Linien 121, 128, 134, 100, 200 bis Haltestelle „Lister Platz“, zu Fuß die Lister Meile hinunter. majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 4 Editorial Herausgeber: Internet: www.buddha-hannover.de Franz-Johannes-Litsch Meditation – der Weg zum Einen? 15 Axel Rodeck Die Prinzessin und ihre verlorenen Schätze Der Mit tlere Weg Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen wir keine Gewähr. Notwendige Kürzungen versu- Liebe Leserinnen und Leser! Wieder geht ein Jahr zu Ende und und die Erinnerung an wichtige und unwichtige Ereignisse verblasst oder verschwindet sogar. Außerhalb unserer Vereinsräume findet die Einwanderung von Hunderttausenden Flüchtlingen statt und es wäre eine Illusion zu glauben, wir könnten, in Meditation vertieft, den Folgen dieses Exodus ausweichen. Wir haben daher in diesem Heft einen sicherlich diskussionswürdigen Beitrag aufgenommen und die Möglichkeit erörtert, dass buddhistische Zentren als Wohnungs-Fehlbeleger zur Aufnahme von Flüchtlingen gezwungen werden. Ein besitzloses Leben als Waldmönch ist dann sicherlich kein Ausweg. Doch lassen Sie uns vom politischen Makrokosmos in die niederen Gefilde unseres Vereinslebens schweifen. Dass die Vorstandswahlen im Juni zu glücklichem Ergebnis führten, haben wir ja mehrfach mit Freude kundgetan. Jedoch ist es Chronistenpflicht, auch auf die Schattenseiten des Zusammenlebens im BBH (und seinen Räumen) zu verweisen. Denn leider ergaben sich – unter sonst ja friedliebenden Buddhisten – Auseinandersetzungen. Sie ließen sich durch unhöflich geäußerte Meinungen und Kritik aus dem Gleichgewicht bringen und verletzten den Grundsatz der „Rechten Rede“. Wer bis hier vorliegenden Text gelesen hat, hat vielleicht eine Änderung der Schriftgröße bemerkt, und zwar geringfügig um einen Punkt. Dies soll unserer Leserschaft dienen, die wie alles in der Welt dem leidhaften Altern unterliegt und die mehr oder weniger überzeugenden Geistesblitze der Verfasser unserer Beiträge rein optisch nicht mehr wahrnehmen kann. Auf die einzelnen Beiträge in diesem Heft wollen wir hier nicht eingehen, lesen Sie selber weiter und bilden Sie sich eine Meinung. Wir vermögen nicht zu sagen, ob sich die Aufteilung längerer Aufsätze in mehrere Teile (s. „Bedeutung des Gleichmuts in der Theravada-Literatur“) empfiehlt. Nach vier Monaten erinnern sich wohl nicht mehr alle Leser an vorherige Teile und nur wenige werden das vorherige Heft wieder herauskramen. Mit herzlichem Gruß Ihre Redaktion A.R. chen wir vorher mit den AutorInnen zu besprechen. Texte und Bilder, wenn möglich, bitte auf CD zusenden oder per E-Mail: [email protected] 5 majjhimâ - patipadâ 1- 2016 Zwei Konfessionen, aber ein Buddhismus von Hans Wolfgang Schumann Um es dem Neuling klar zu sagen: Es gibt zwei Formen von Buddhismus, a) den Buddhismus des historischen Buddha Siddhattha Gotama, der im 5./4. Jh.v.Chr. in Nordindien lebte und dessen Lehrreden (mit vielen Hinzufügungen) im Textkanon in der Pali-Sprache überliefert sind, und b) den Buddhismus einer Buchserie in Sanskrit, die von unbekannten Verfassern zwischen dem letzten vor- und dem 6. nachchristlichen Jh. geschrieben wurde und den nüchternen Urbuddhismus durch imaginäre Heilsgestalten beleben will. Der Buddhismus des geschichtlichen Buddha beschränkt sich auf Aussagen zur innerweltlichen Realität (Immanenz). Er analysiert die Wiedergeburt und zieht aus den Erkenntnissen Folgerungen für die Erlösung vom Leiden. Der jüngere Buddhismus, der sich die Bezeichnung „Das große Fahrzeug“ (Mahayana) zugelegt hat, erlaubt sich auch transzendente Überlegungen und erfindet Erlösungshelfer, die nur im Glauben der Frommen existieren. Neben einer Vielzahl von Buddhas anerkennt er sogenannte Bodhisattvas („Erleuchtungswesen“), die man mit den richtigen Mantras als Heilshelfer und Notretter herbeirufen kann. Im Gegensatz zum Frühbuddhismus hält das Mahayana Erlösungsbeistand von außen für möglich. Was vereint die beiden Religionsformen majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 zum „Buddhismus“? – Gemeinsam ist ihnen die Überzeugung, dass nichts Ewiges existiert und dass auch in den Lebewesen keine ewige Seele (Skt. atman) zu finden ist. Der Buddhismus vertritt als Lehre die Nicht-Seele (Pali anatta) . Später verwendet man für „Nicht-Seele“ oft den Ausdruck „Leerheit“ (Pali sunnata). Die indische Wiedergeburts- und KarmaLehre wird durch die buddhistische Negierung der Seele nicht aufgehoben. Dem Buddha zufolge vollzieht sich die Wiedergeburt jedoch nicht durch eine beständige Seele, die sich wie die Schnur durch die Perlen eines Halsbandes zieht, sondern als eine Reihe von Kausalitäten: Jede Ursache setzt sich fort in einer Wirkung, die mit ihrer Voraussetzung weder identisch noch etwas völlig anderes ist. Durch Selbstkontrolle, vor allem durch Gierlosigkeit, kann jeder seine Kausalkette zum Abschluss bringen und so das Erlöschen (Pali nibbana) seiner Wiedergeburt bewirken. Dass der Buddha die hinduistische Seelenwanderungslehre für falsch hält ist der Hauptgrund für die hinduistische Buddhismus-Antipathie. Es ist leicht einzusehen, dass die beiden buddhistischen Konfessionen - der selbsterlöserische Ur- und der fremderlöserische Mahayana-Buddhismus – unterschiedliche Gemeinschaften heranbilden. Dem Frühbuddhisten, d.h. dem Anhänger der alten Lehre (Pali Theravada), wird man, falls er 6 nicht als Mönch oder Nonne ordiniert ist, seine Konfession kaum anmerken. Er verhält sich ethisch nach den Weisungen des Buddha, die mit den modernen Regeln gesitteten Benehmens übereinstimmen, betet nicht (denn der Buddha ist kein Gott und zudem erloschen), meditiert (allein oder in kleiner Gruppe), hat ein Buddhabildnis in der Wohnung und feiert im Mai den Jahrestag der Erwachung (bodhi) oder Erleuchtung Siddhatthas zum Buddha. Trotz des von ihm propagierten Mitgefühls für Menschen und Tiere finden die Theravadins schwer zu Gemeinden zusammen. In Europa ebenso wie in Amerika gibt es mehr Mahayana- als Theravada-Bekenner. Der Theravada ist eine Weltanschauung, das Mahayana mit seinen Glaubensansprü- chen eine Religion. Keiner der Namen, die bei den Mahayanins in höchsten Ehren stehen, kommt in den theravadischen Pali-Büchern vor, - sowohl die fünf Buddhas der Weltgegenden (Vairocana, Amitabha, Aksobhya, Ratnasambhava und Amogasiddhi) als auch die großen Bodhisattvas (Avalokiteshvara und Manjushri) sucht man in ihnen vergebens. Das bedeutet nicht, dass der Glaube an imaginäre höhere Wesenheiten nicht Trost spenden könnte: Die Hoffnung auf ihren Heilsbeistand schenkt Zuversicht und Lebensmut. Hunderte meisterlicher Darstellungen von transzendenten Buddhas und Bodhisattvas erfreuen die Welt und ermöglichen den Frommen einen vielfältigen und farbigen Kult mit Segenswünschen für alle Wesen. Personalien - Wir gratulieren! ~ Der hannoversche Religionswissenschaftler Prof. Peter Antes hat den Muhammat-Nafi-Tschelebi-Friedenspreis wegen seines Einsatzes für den christlich-islamischen Dialog erhalten. ~ Am 24. Januar 2016 feiert der buddhistische Grundlagenforscher und Autor vieler Schriften Willfred Hartig, der sich schon seit 60 Jahren dem Buddhismus widmet, seinen 83.Geburtstag. 7 majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 Die Bedeutung des Gleichmuts in der Theravāda-Literatur aus der Sicht eines Vipassanā-Meditierenden - Teil 2 von Michael Harbecke (Mai 2015) - Teil 2 von insgesamt 2 Teilen (Fortsetzung vom DMW-3/2015) 3. Die Bedeutung des Gleichmuts als Bestandteil der Vier Erhabenen Geistesverfassungen (brahmavihara) Im indischen Pantheon der Götter gilt Brahma als der höchste. Der Buddha, der den Brahmanismus und das Kastensystem ablehnte, benutzte den Begriff brahmavihara metaphorisch, um die bestmögliche Einstellung zum Leben zu beschreiben. Ein wahrer Brahmane, sagte er, hat sein Herz gereinigt, ist freundlich unter den unfreundlichen, friedfertig unter den kriegerischen, frei unter den unfreien (Dhp 383-423). In diesem Sinne könnte man Brahmavihara als bedingungsloses Annehmen oder einfach als Gutmütigkeit gegenüber einer Person oder allgemein gegenüber allen Lebewesen bezeichnen. Die Voraussetzung dazu ist Gewaltlosigkeit (avihimsa): die Fähigkeit, präventiv Streitigkeiten und den Gebrauch von Waffen zu vermeiden. Sein Grundmotiv besteht in der sanften liebevollen Sorge um sein eigenes Wohl und um das Wohl eines anderen. Es besteht aus vier Geistesverfassungen, die ein in sich geschlossenes System bilden, das nach dem Visuddhimagga in einer bestimmten Reihenfolge zu praktizieren ist: 1. Liebevolle Güte (mettā): Dies bezieht sich auf den Wunsch, dass je- majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 mand gesund und glücklich sei. Es basiert auf der offensichtlichen Logik: ‚Genau so wie ich gesund, friedlich und glücklich leben will, genau so will auch jeder andere leben‘. Dieser Wunsch, der nicht einfach nur als Gedanke vom Kopf her, sondern aus tiefstem Herz auszusenden ist, kann als wirksames Gegenmittel gegen Hass und Aversion eingesetzt werden. 2. Mitgefühl (karuṇā): Diese Praxis zielt darauf ab, die Kapazität seiner Einfühlung zunächst mit sich selbst und dann mit einer bestimmten Person, die sich in einer schwierigen Lage befindet und dadurch seelisch und körperlich leidet, zu erhöhen. Der Wunsch, dass das Leid dieser Person vorübergeht, muss aus der Tiefe des Herzens erquillen, um wirksam zu werden. Auch diese Praxis kann als Mittel gegen eine gefühlskalte und verhärtete Einstellung benutzt werden. Interessanterweise sind die einfühlsamsten Menschen immer die, die selbst viel gelitten haben. Sie haben am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn jemand eine Wunde sanft oder grob berührt. Daraus entwickelt sich dann eine Sensibilisierung als heilendes Geschenk für andere. 8 3. Mitfreude (muditā): Die Aufgabe der Mitfreude besteht darin, sein Herz nicht nur gegenüber dem Leid zu öffnen sondern auch gegenüber dem Schönen im Leben. Etwas Positives im Leben zu würdigen und ohne Neid oder Eifersucht anzuerkennen ist ein Zeichen einer erhabenen Geistesverfassung. Dann können wir uns einfach darüber freuen, dass jemand eine gute Eigenschaft besitzt, eine Prüfung erfolgreich bestanden hat, oder dass er wieder gesund geworden ist. Diese Praxis sollte mit einer heilsamen Einstellung sich selbst gegenüber beginnen, indem man zunächst seine eigenen guten Eigenschaften und Erfolge würdigen lernt ohne dabei Gefühle von Stolz und Ego zu entwickeln. Erst wenn dies möglich ist, dann kann man auch die gute Seite, den Erfolg und das Glück eines anderen von Herzen mitgenießen. 4. Gleichmut (upekkha): Gleichmut bezieht sich hier auf eine spezifische Art und Weise wie andere Menschen wahrgenommen werden. So treten alle Unterscheidungen nach Geschlecht, Herkunft, Alter, Status, Religion usw. in den Hintergrund, um allen Menschen mit der gleichen unvoreingenommenen Haltung zu begegnen. Dadurch entsteht eine ruhige, ausgeglichene und weise Einstellung unabhängig von der jeweiligen Situation in der man sich gerade befindet. Hier ist es hilfreich, ein Verständnis von kamma und kamma-vipāka zu entwickeln bezüglich der Selbstverantwortlichkeit jedes Menschen. In Bezug zu den ersten drei brahmaviharas besteht die spezifische Aufgabe des 9 Gleichmuts darin, diese drei Geistesverfassungen zu durchdringen und sich von diesen durchdringen zu lassen. Erst dann werden sie zu erhabenen und reinen Geistesverfassungen. Im Visuddhimagga wird empfohlen, alle vier Stufen zunächst auf sich selbst zu beziehen. Der Grund dafür liegt darin, dass wir erst dann in der Lage sind, sie effektiv zum Wohle anderer einzusetzen, wenn wir in uns und für uns selbst diese Qualitäten zu einem gewissen Grad entwickelt haben. Dies setzt wiederum voraus, dass wir die Erfahrung gemacht haben, selbst angenommen und geliebt worden zu sein, so wie wir nun mal sind. Im Idealfall werden die Grundlagen schon im Mutterleib und in den ersten Jahren unserer Kindheit gelegt - eine Situation, die in der Metta Sutta beschrieben wird: ‚So wie die Mutter mit ihrem Leben ihr Kind, ihr einziges Kind beschützt, genau so sollten wir auch mit einem grenzenlosen Herzen allen Lebewesen wünschen, frei von Sorgen zu sein.‘ In der Tevijja Sutta beschreibt der Buddha einen Meditierenden, der die brahmavihara praktiziert: er durchströmt die Welt in die vier Himmelsrichtungen mit einem wohlwollenden Geist, dann nach oben und nach unten und rund herum – die ganze Welt von allen Seiten mit einem alles umfassenden friedlichen und freundlichen Geist. Genau wie ein kräftiger Muschelbläser von allen Richtungen her leicht gehört werden kann, so ist auch die Ausstrahlung seiner Güte unbegrenzt. Als Vorbereitung für die mettā-Meditation empfiehlt Goenka, zunächst unser Ego so- majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 wie alle unheilsamen Gedanken durch die Vipassana-Meditation aufzulösen. Dies bedeutet, alle Gedanken der Gier, des Hasses und selbst des Ichs aufzugeben und sich um ein Verständnis vom Geben, Liebe und des Nicht-Selbst (anatta) zu bemühen. Erst wenn der Körper durchströmt wird von feinen, angenehmen Empfindungen, sollte man Metta praktizieren. Dabei werden diese Empfindungen im Körper mit liebevoller Güte aufgeladen und dann durch alle Poren ausgesandt. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, sollte der erforderliche Gleichmut auf Achtsamkeit, nicht auf kalter Indifferenz, gegründet sein. Die notwendige Einsicht kann jedoch nur von der täglichen Vipassanāpraxis her kommen. Wenn der Gleichmut systematisch entwickelt worden ist, wird er schließlich zu einer sicheren Insel über den Wogen des Lebens. Seine ruhige, gelassene Klarheit zwingt die emotionale Seite der liebevollen Güte, des Mitgefühls und der Mitfreude nicht in ein rigides Schema, sondern lässt ein dynamisches Gleichgewicht entstehen: wir erkennen klar die ständige Bewegung zwischen zwei Polaritäten des Lebens: das Entstehen und Vergehen, den Erfolg und den Misserfolg, den Gewinn und den Verlust, die Ehre und die Beschuldigung (attha loka dhamma). So wird der Gleichmut, den wir in uns entwickelt haben, zu einer verläßlichen Zuflucht im Angesicht aller Höhen und Tiefen des Lebens. Diese Einsicht hilft, den Geist zur Ruhe und Klarsicht zu führen. Goenka zufolge werden unsere mettāVibrationen mit all jenen, die zur gleichen Zeit auf der Welt auch mettā praktizieren in Kontakt kommen. Gestärkt von mettā wird unser Geist konzentriert und man kann so leichter seine Meditation entwickeln. Dies zeigt, dass auf dem Weg über die brahmavihara auch die Faktoren des Erwachens gestärkt werden. 4. Die Bedeutung des Gleichmuts als einer der zehn pāramitā Obwohl die ältesten Teile des Sutta Piṭaka die pāramitā als eigenständige Kategorie der Lehre nicht erwähnen, kommen die pāramitā vereinzelt in vielen Sutten vor. Dagegen werden den pāramitā in der nachkanonischen Theravāda-Literatur, die sich auf verschiedene Leben des Bodhisatta beziehen, besonders in den JātakaGeschichten, dem Buddhavamsa und den nachkanonischen Kommentaren eine gewisse Bedeutung beigemessen. Hier werden zehn Charaktereigenschaften im Zusammenhang dargestellt als Vorbedingungen, die ein Bodhisatta zu erfüllen hat. Die pāramitā sind jedoch nicht exklusiv majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 dem Buddha allein zuzuschreiben, sondern sie repräsentieren reine Eigenschaften, die jeder zu einem Mindestmaß erfüllen muss, um sich von dem ewigen Zyklus der Wiedergeburten im Samsāra zu befreien. Indem man sein Leben der Entwicklung altruistischer Ziele widmet, wird ein mittlerer Weg zwischen dem Leben eines Mönches und dem weltlichen Streben nach sinnlichen Genüssen eingeschlagen. Daher konstituieren diese Prinzipien das Ideal eines Haushälters, der die Lehre des Buddhas im Alltag praktizieren möchte. Dies bedeutet, dass man ganz bewußt die zehn Tugenden 10 im Alltagsleben kultiviert und so auf dem Dhammaweg fortschreitet. Pāramitā bedeutet „Perfektion“ oder „Vollständigkeit“ bei der Kultivierung von Tugenden. Traditionell werden diese Tugenden in einer bestimmten Reihenfolge aufgelistet, um zu verdeutlichen, dass die erste Tugend die Grundlage für die Entwicklung der nachfolgenden Tugenden bildet. So werden die ersten neun Tugenden zu Vorbedingungen für die letzte und höchste Tugend: den Gleichmut: 1. Dāna: großzügiges Geben verloren geht. Dies kann erreicht werden, wenn man bei jedem Akt des Gebens die restlichen neun Tugenden zu einem gewissen Grad mitaktiviert. Über den Zeitraum eines Lebens kann so die Ich-Zentrierung in ein immer selbstloseres Geben überführt werden, was dann den größten Nutzen für einen anderen und auch für sich selbst bringt, da sich so ein innerer Schatz an reinen Charaktereigenschaften aufbaut, der nicht nur weltliche Vorteile schafft sondern zu einer höheren Stufe des Bewusstseins führt. Wie kann man nun diese Tugenden in pāramitā verwandeln? Ein ernsthaft Praktizierender wird sich jeden Morgen einen festen Vorsatz für den Tag geloben und so eine Tugend nach der anderen bewusst üben. Dadurch erhält jeder Tag eine besondere Qualität an Achtsamkeit bezüglich einer bestimmten Tugend, die man abends vor dem ins Bett gehen vor dem inneren Auge Revue passieren lässt um zu sehen, wie erfolgreich man war und welche Hindernisse im Weg lagen. Auf der höchsten Stufe wird jedes pāramitā so weit entwickelt sein, dass man spontan mit Gleichmut auf eine bestimmte Situation zugeht und dabei das ganze Repertoire an pāramitā aktiviert. Bezüglich des Gleichmuts sagte Goenkaji: Es ist nicht schwer nett zu sein, wenn das Leben wie ein süßes Lied dahinfließt. Wer aber von innen heraus lächeln kann, wenn alles völlig daneben geht, der ist ein wirklich wertvoller Mensch. In der burmesischen Tradition wird davon ausgegangen, dass eine gute Tat nicht automatisch schon den Status eines pāramitā besitzt. Eine Tugend muss soweit entwickelt sein, dass jeder Selbstbezug dabei Zusammenfassend können wir also sehen, dass in der Theravāda Tradition der Gleichmut als Hauptcharakteristikum eines befriedeten und gereinigten Geistes von vier verschiedenen Ausgangspunkten her ent- 2. Sīla: moralisches Handeln 3. Nekkhamma: selbstlose Entsagung 4. Paññā: weise Einsicht 5. Viriya: sich bemühen 6. Khanti: Geduld und Toleranz üben 7. Sacca: wahrheitsgetreu, ehrlich, transparent sein 8. Adhiṭṭhāna: ein fester Vorsatz 9. Mettā: liebevolle Güte 10. Upekkhā: Gleichmut 11 majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 wickelt werden kann: von der Konzentration, der Achtsamkeit, der liebevollen Güte und des selbstlosen Gebens her. Auf jedem dieser Wege erfüllt der Gleichmut spezifische Funktionen, die jedoch letztlich alle darin münden, den Grad der Bewußtheit und die Reinheit der Motivation der vorhergehenden Faktoren zu verfeinern und zur vollen Reife zu führen. Anicca oder Vergänglichkeit als Daseinsphänomen von Ulrich Beck Obwohl wichtige essentielle wichtige Phänomene der menschlichen Existenz seit Äonen bekannt sein dürften, sind sie doch niemals so klar und eindeutig formuliert worden wie im Buddhismus, der sich nach der für die Welt so bedeutsamen Geburt des Siddharta Gotama und des späteren Buddha, entwickeln konnte. Dankbar sind wir für seine Lehren und tun unser Möglichstes, ihnen gemäß zu leben. Hier soll von einem der Drei Daseinsmerkmalen die Rede sein: Anicca. Dies bedeutet in der Pali Sprache „Vergänglichkeit“ und gehört neben Dukkha (Leiden) und Anatta (Nicht-Selbst, Nicht –Ich) zu dem Begriff tilakkhana. Was versteht man unter Vergänglichkeit? Sie beinhaltet das Entstehen, Vergehen oder Anderswerden der Dinge, oder auch das Dahinschwinden der gewordenen, entstandenen Dinge. Die Dinge verharren also niemals in derselben Weise, sondern sie zergehen, indem sie sich von Augenblick zu Augenblick auflösen. (Vis. VIII. 3 ). Wie es im Buddhistischen Wörterbuch von Nyanatiloka ausgeführt wird, gibt es ohne tiefen Hellblick in die Vergänglichkeit und Nichtigkeit aller Daseinsgebilde keinen majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 Eintritt in den Pfad und kein Erreichen der Erlösung. Daher erscheint eine nähere Auseinandersetzung mit Anicca besonders bedeutsam. Vergänglichkeit oder „Anderswerden“ ist zwangsläufig mit dem Begriff der Zeit verbunden. Wir wissen zwar alle intuitiv, was Zeit ist, aber eine klare Definition hierfür gibt es nicht. Nicht einmal im Zeitalter von Atomuhren und komplizierten physikalischen Erwägungen wird von den Naturwissenschaftlern erörtert, dass der Zeitbegriff zumindest teilweise in das Gebiet der Philosophie hinein gehört, und seit Einstein ist bekannt, dass Zeit relativ sein kann. Wir verlassen uns im Allgemeinen auf unser Zeitgefühl, welches in Abhängigkeit von äußerlichen und rein subjektiven Faktoren entsteht. Der schon betagte Zen Meister Daito Kokushi ermahnte seine Mönche, sorgsam zu praktizieren, weil die Zeit dahin flöge wie ein Pfeil. Und der surrealistische Maler Salvador Dali ließ die Zeit wie eine Uhr auf dem Ast eines Baumes zerrinnen. Vergänglichkeit oder Veränderung ist häufig ohne Schwierigkeiten erkennbar. Denken wir an Menschen, die wir längere Zeit 12 nicht gesehen haben: Wir altern, sichtbar an Haaren und Haut, Körperhaltung und anderen Faktoren. Veränderungen des Körpers wurden im Raja Yoga treffend charakterisiert (Kap. III) : „Wie in einem Flusse die Wassermassen in jedem Augenblick eine andere ist, indem immer neue Wassermassen das gleiche Bett ausfüllen, so steht es mit diesem Körper.“ Denken wir an den Wechsel der Jahreszeiten, dann haben wir die welk gewordenen, herabfallenden Blätter vor Augen oder wir betrachten die Blumen, die wir als Geschenk erhielten. Sie sahen prächtig in der Vase aus, zumindest für einige Tage. Dann aber ließen sie den Kopf hängen und verwelkten. Die Reihe ähnlicher Beobachtungen ließe sich grenzenlos fortsetzen. ändern, wenn Partnerschaften zerbrechen, Freundschaften auseinander gehen. Die Unbeständigkeit aller Dinge wurde auch sehr treffend von einem Maler geschildert, dessen eigentliche „Sprache“ ja die Malerei ist. Die Rede ist von Paul Cezanne (18391906), der einmal geäußert hatte: Man muss sich beeilen, wenn man etwas sehen will, alles verschwindet... Vielleicht hat ihm diese Einsicht zu seinem besonderen Stil verholfen, der im Gegensatz zu zeitgenössischen impressionistischen Kollegen besonders dynamisch erscheint. Das Problem der Vergänglichkeit findet sich bei vielen bekannten Dichtern, so bei Grillparzer in seinem Gedicht „Die Ahnfrau“: Hier heißt es: Nun wohlan, was muss geschehe! Fallen seh ich Zweig´ auf Zweige, Kaum noch hält der morsche Stamm. Noch ein Schlag, so fällte auch dieser Und im Staube liegt die Eiche, Die reichen Segensäste Weit gebreitet rings umher. Die Jahrhunderte gesehen Die Zeit die verrinnt... Wie kurzlebig sind doch gelegentlich unsere eigenen Gedanken, Vorstellungen, Wünsche. Besonders schmerzlich kann es sein, wenn sich menschliche Beziehungen ver13 Werden, wachsen und vergehen, Wird vergehen so wie sie. So ist es eben! Alles ist vergänglich. Aber majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 können wir dies einfach so akzeptieren und hinnehmen? Dies scheint uns schwer zu fallen, wie es ein anderer Dichter, nämlich Christian Friedrich Hebbel, ausgedrückt hat: Wir müssen nicht klagen, dass alles vergänglich sei. Das Vergänglichste, wenn es uns wahrhaft berührt, Weckt in uns ein Unvergänglichstes . Was mögen diese Worte bedeuten? Auch Johann Wolfgang von Goethe sieht es mit seinem Ausspruch ähnlich: Ich bedaure die Menschen, welche von der Vergänglichkeit der Dinge viel Wesens machen und sich in Betrachtung irdischer Nichtigkeit verlieren; sind wir ja eben deshalb da, um das Vergängliche unvergänglich zu machen; das kann ja nur dadurch geschehen, dass man beides zu schätzen weiß. Hand aufs Herz: Wie schwer fällte es uns doch, die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit der Erscheinungen hinzunehmen, ganz besonders dann, wenn unser Körper betroffen ist, an dem wir bekanntlich so sehr hängen. Und dies trotz der Einsicht, dass er nur ein zusammengesetztes, bedingt entstandenes Etwas ist. Wir Menschen wollen etwas Festes, Beständiges, absolut Verlässliches haben, um uns daran festzuhalten, daran anzuklammern, es ein für allemal zu besitzen und niemals aus der Hand zu geben. Gibt es so etwas für uns Buddhisten denn nicht? Zunächst einmal geht es darum, sich nicht majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 festhalten oder anklammern zu wollen, da dies unnötig und sogar hinderlich ist und uns noch weiter in die Irre und das Elend führt, das wir mit dem Thema Vergänglich, Kurzlebigkeit oder Tod verbinden. Es geht darum, sich der Verblendung bewusst zu werden, einem der Drei Gifte oder Feuer, die ein klares Sehen verhindert. Denken wir einmal an die Worte des Buddha, welche er nach seinem Erwachen beim Anblick des Morgensternes gesagt haben soll: „ Wie wunderbar! Alle Lebewesen sind mit der Weisheit und Kraft des Tathagata ausgestattet“. Und weiterhin: Aber leider sind sich die Menschen dessen aufgrund ihrer Anhaftungen nicht bewusst. Die Buddha Natur ist ewig und unveränderlich, sie nimmt weder in einem Buddha zu noch nimmt sie in einem Lebewesen ab. Sie besitzt dieselbe Wurzel wie Himmel und Erde und ist die gemeinsame Substanz aller existierender Dinge, welche sich auch nicht um ein Iota verändert hat, bevor das letzte Kalpa begonnen hat. So finden wir es im Lotos Sutra vor. Diese Lehrmeinung entstammt dem Mahayana Buddhismus. Es gibt aber auch Nirvana als ErlösungsZiel spiritueller Praxis aller Richtungen des Buddhismus. Schwer erreichbar, auch vielleicht kommt es zu einem „Stromeintritt“ mit der berechtigten Hoffnung auf einen späteren Austritt aus dem Daseinszyklus, wodurch Vergänglichkeit bedeutungslos wird. Rein intuitiv scheint Goethe buddhistischem Gedankengut sehr nahe zu stehen, 14 wenn er am Schluss des zweiten Teiles von seiner Tragödie Faust sagt: Was ist ein Gleichnis? Nur ein bildhafter Vergleich, etwas letztlich Wesenloses. Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis. Meditation - der Weg zum Einen? Vom Weg und Ziel buddhistischer Meditation von Franz-Johannes Litsch Obwohl die Lehre des Buddha bereits in der Zeit der Romantik nach Europa gelangte, entstand das Interesse für buddhistische Meditation erst in den berühmten Sixties des 20. Jahrhunderts. Westliche Backpacker, Drogenabenteurer und Hippies reisten auf der Suche nach „Bewusstseinserweiterung“ nach Asien und begegneten dort hinduistischen und buddhistischen Meditationslehrern. Seither findet Meditation allgemein und buddhistische speziell im Westen beträchtliche Resonanz. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die Art und Weise, wie viele Meditierende ihre Praxis interpretieren, sehr stark von tief ins individuelle und kollektive Unbewusste eingegrabenen, christlich-abendländischen Sichtweisen und Vorstellungen geprägt ist. Denn die europäische Kultur hat ja ihrerseits alte und überzeugte Meinungen von dem, was Religion, Spiritualität und mystische Erfahrung ist, zumal „Glaube“ hier als das Wesen des Religiösen gilt. Die Mehrheit der meditativ Praktizierenden folgt so nicht wirklich den buddhistischen Lehren sondern den Sichtweisen der abendländischen Philosophie, Theologie und Esoterik. Das ist zunächst auch nicht verwunderlich. 15 Wir interpretieren die Phänomene, die uns begegnen, fast immer gemäß dem, was wir bereits kennen, gelernt haben und zu wissen glauben, auf dem Hintergrund von individuellen oder kollektiven Vor-Stellungen. Unsere alltägliche Wahr-Nehmung beruht auf Vorannahmen und Vorurteilen, auf verinnerlichten Konzepten und Sehmustern, die wir vor die direkten Sinneseindrücke stellen. Das ermöglicht uns, etwas schnell zu erkennen und schnell zu reagieren. Und heute – im Zeitalter rasender Beschleunigung der Gesellschaft, der Wirtschaft, des Verkehrs, der Medien, des Internets, des Smartphones – leben wir in Verhältnissen, unter denen ständiges und superschnelles Erfassen und Reagieren zum permanenten und globalen Zwang geworden ist. Nur gelegentlich in diesem Geschwindigkeitsrausch sehen wir, wie daraus auch die Mehrzahl unserer gigantisch anwachsenden Probleme und Bedrohungen entsteht. Wir sind nicht wirklich geistig offen, nehmen nicht ernsthaft wahr, schauen nicht gründlich hin, sondern wissen fast immer bereits „was ist“, haben die Sache schon „gecheckt“ und „im Griff“. Obwohl wir ständig Neues produzieren, wollen wir uns majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 auf nichts Neues, Unbekanntes, Fremdes einlassen. Wir halten an dem fest, was wir konzeptuell und begrifflich schon immer wissen und besitzen, denn im Festhalten glauben wir Sicherheit zu haben, tatsächlich ist es die Quelle all unserer Unsicherheit und Angst. Das dominierende Grundmuster im Interpretieren unserer meditativen Praxis – gleich welcher Herkunft – bildet die griechisch-christliche Metaphysik. Die Metaphysik ist jener Bereich der Philosophie, der sich mit den höchsten, ewigen, absoluten Wahrheiten befasst: das Sein, der Geist, die Gottheit, die Seele, das Selbst, das Wahre, das Gute, das Eine. All das ist meta, d.h. „über“, der physika, dem „Sinnlich-Körperlichen“. Es ist jenseits der Wahrnehmung. Wenn es aber nicht wahrnehmbar ist, wie können wir dann davon wissen? Dazu sagten die maßgeblichen Begründer der abendländischen Philosophie, die Griechen Parmenides, Platon und Aristoteles: es ist der (göttliche) Geist in uns – das Denken, die Vernunft, die Ratio – der uns zweifelsfreie Erkenntnisse und sicheres Wissen ermöglicht. Die Begründer der indischen Philosophie, die vor Buddha auftretenden Lehrer, Denker, Autoren der Upanishaden hatten sehr ähnliche Positionen und nannten dieses höchste, ewige, unzerstörbare Geistige im Einzelnen „Atman“ (individuelles Selbst), im Kosmos „Brahman“ (universales Selbst). Das spirituelle Ziel, so lehrten sie,bestünde somit darin, den Atman in uns und den Brahman in allem – also die unveränderliche feste Ich-Substanz in allen Erscheinungen – zu finden und als Eines und einzig majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 Existierendes zu erkennen. Die spätere christliche Mystik, insbesondere die des Meister Eckhart, fußt auf den Lehren des römischen Platon-Schülers Plotin (3. Jh.), dem Begründer des Neuplatonismus. Dessen Philosophie und Mystik stimmt fast völlig mit den monistischen Konzepten der Upanishaden und des Vedanta überein. Plotins Denken war sehr wahrscheinlich auch von Indien her beeinflusst, denn ihm war Indien nicht nur bekannt, er verehrte es und versuchte nach Indien zu reisen, um die dortigen Weisen, die „Gymnosophisten“ (Yogis) kennenzulernen. Plotin stammte aus Alexandria und diese bedeutende, von Alexander dem Großen gegründete ägyptisch-griechische Gelehrtenstadt, war zugleich die wichtigste Drehscheibe der Seidenstraße, des antiken Handelsaustauschs zwischen dem Mittelmeerraum, Indien und China. Plotin wurde, obwohl entschiedener Gegner des Christentums, mit seiner philosophisch-mystischen Lehre zu einem seiner wichtigsten Inspiratoren. Denn hier fand das noch junge Christentum die philosophische Begründung für seinen, den antiken Polytheismus bekämpfenden Ein-Gott-Glauben. Plotins Philosophie und Mystik war völlig auf die Idee des Einen orientiert. Nur das Eine hatte für ihn Existenz, vom Einen ging alles aus, zum Einen sollte alles zurückkehren, um sich und die Welt zu erlösen. Das Eine war auch das Selbst. Plotin war der erste abendländische Philosoph, der den Begriff „Selbst“ benutzte, in das westliche Denken einführte und zum höchsten geistigen Ziel erkor. Gott ist das wahre und absolute Selbst, das mit sich Identische. Ego 16 sum qui sum, „Ich bin der ich bin“, heißt es in der lateinischen Bibelübersetzung der Selbstoffenbarung Gottes gegenüber Moses aus Ägypten. Schon ca. 1300 Jahre v.Chr. hatte der ägyptische Pharao Echnaton die Idee des höchsten einen Gottes in seinem Reich einführen wollen, war damit aber (noch) gescheitert. Plotin lehrte nun: der Weg zu Gott ist der Weg zum Einen, der Weg zum wahren Selbst, der Weg zur Einheit mit dem Einen. Damit war die Grundlage für die christliche Mystik gelegt und fast alle, die ihren Weg gehen, folgen bis heute diesem Gedanken und Ziel. Auf diese Weise haben wir im Abendland ein spirituelles Modell, mit dem wir fast zwingend zur Ansicht kommen, das asiatische Denken (ob buddhistisch, hinduistisch oder taoistisch) letztlich bereits zu kennen und dort nichts wirklich Neues oder Anderes zu finden. Die (vermeintliche) Übereinstimmung bestätigt ungemein den Befund, in dieser Doktrin auch die universale höchste Wahrheit gefunden zu haben (philosophia perennis). Und so gelangen fast alle Mystikfreunde heute zu dem geradezu zum Dogma gewordenen Satz: „Alle Religionen wollen letztlich (in der Mystik) das Gleiche und führen zu dem einen höchsten Ziel, nämlich dem einen Gott oder wahren Selbst. Deshalb kommt es darauf an, mit diesem absoluten Einen eins zu werden, selbst zu ihm zu werden, ja es in uns als schon immer vorhanden zu entdecken.“ Gotama Buddha hat sich – und darin besteht bis heute seine unerhörte Provokation – dieser Aussage nicht nur verweigert, sondern hat sie als die subtilste Täuschung erfahren und enthüllt – als das, was es letzt- 17 lich zu durchschauen gilt, um wahrhaft Befreiung zu erlangen. Er hat das nicht durch spekulatives Nachdenken gefunden, sondern in seiner meditativen Praxis, auf dem Weg der Samatha- und VipassanaErfahrung – eben über die Praxis, die ihn zur vollständigen Befreiung kommen ließ. Nirgendwo in seinen vielen Tausend Lehrreden hat er von einem „höheren Ich“ einem „wahren Selbst“ oder einem „göttlichen Kern“ in uns gesprochen. Und doch wurde ihm das schon im alten Indien, in der Weiterentwicklung des Buddhismus zum Mahayana und wird ihm das heute im ichsüchtigen Westen immer wieder unterstellt und zugeschrieben. Hartnäckig setzt sich seit 2500 Jahren das metaphysische Grundkonzept der Existenz eines unzerstörbaren Ichs wieder und wieder durch und muss ständig neu zurückgewiesen werden. Auch im Buddhismus selber. Der Buddha spricht stattdessen vom Loslassen des Ergreifens, von Befreiung von selbstbezogener Anhaftung, von Einsicht in die Substanzlosigkeit des Ichs und aller Erscheinungen, vom „nicht-Ich“ (anattā), von „Leerheit“ (sunyatā). Dabei lehnt er die Einheit als Weg und Ziel nicht völlig ab, sondern gibt ihr in der Meditationspraxis des Samatha eine durchaus wichtige Bedeutung. Samatha (S. Shāmata) heißt „Sammlung“ und ist eine meditative Übung, die ihren Ursprung im hinduistischen Yoga hat. Es geht um Konzentration des Geistes, um die Ausrichtung und Fixierung auf ein geistiges Objekt, um das zur Ruhe kommen, Klarwerden und Einswerden des Geistes (Samādhi). Samatha hat immer nur ein Ob- majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 jekt (Atem, Bild, Farbe, Ton, Mantra usw.) und dieses Objekt muss möglichst beständig sein. Samatha ist ein Weg des Aufstiegs vom Vielen zum Einen. Im Buddhismus werden acht Stufen gezählt, acht Jhānas (S. Dhyana, Vertiefungen) beschrieben und geübt. Im Yoga und in allen hinduistisch-meditativen Wegen ist Samatha/Samādhi der eine und einzige Weg der Meditation und der Erlösung. Buddha fand diese Praxis bei seiner Suche nach Befreiung vom Leiden unter den Shramanas (Asketen) seiner Zeit bereits vor. Er praktizierte Samatha und erlangte in kürzester Zeit alle acht Stufen der Vertiefung. Doch wandte er sich enttäuscht davon ab, denn er hatte dabei nur eine zeitweilige – für die Dauer der Meditation vorhandene – keine vollständige Befreiung von Täuschung und Verlangen gefunden. Samatha führt, so sah er, nicht zu Nirvana und Erwachen. Darum suchte er weiter, bis er seinen eigenen meditativen Weg der Befreiung gefunden und verwirklicht hatte und das war Vipassana, bzw. Satipatthana, die „Vergegenwärtigung der Achtsamkeit“ oder das „Gewahrsein“ des Geistes. Vipassana (Vipashyana) heißt Einsicht oder Klarblick. Vipassana konzentriert sich nicht auf die Dinge und Objekte sondern durchschaut sie. Es erfährt und erkennt ihre Scheinexistenz, bzw. die drei „Daseinsmerkmale“: anicca (Unbeständigkeit), dukkha (Unvollkommenheit), anattā (Substanzlosigkeit) oder auch Leerheit (sunyata) genannt. Vipassana ist nicht auf ein Objekt der meditativen Betrachtung gerichtet und versucht, damit eins zu werden, sondern betrachtet sämtliche Phänomene, nimmt die unendliche Vielheit und Vielfalt der Erscheinungen wahr und bleibt majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 zugleich davon frei. Vipassana konzentriert sich auch nicht auf ein dauerhaftes Objekt, sondern nimmt die Unbeständigkeit, die Momenthaftigkeit, die Nichtgreifbarkeit der (vermeintlichen) Dinge wahr. Samatha ist immer noch starr, ergreifend, festhaltend. Vipassana ist offen, fließend, alles loslassend. Samatha ist objektorientiert, Vipassana ist prozessorientiert. Samatha betrachtet geistige Konzepte (Vorstellungen), Vipassana betrachtet direkte Wirklichkeit (Erfahrungen). Samatha stützt sich auf das Geistbewusstsein (nāma), Vipassana stützt sich auf das Sinnesbewusstsein (rūpa). Samatha erlangt und erfährt Einheit (ekaggata), Vipassana erlangt und erfährt Leerheit (suññata). Beides ist in keiner Weise Eins und das Gleiche, es besteht ein gravierender Unterschied, der letzte und entscheidende Unterschied, der nach Auffassung des Buddha zur Befreiung führt. Die Samatha-Praxis bringt den üblicherweise hoch aufgeregten und zerstreuten Alltagsgeist zur Ruhe und Klarheit. Samatha macht so unser Bewusstsein fähig, Vipassana zu praktizieren und Einsicht in die Wirklichkeit zu erlangen. Samatha ist gleichsam das Instrument, das Mikroskop zur Erforschung der Realität. Vipassana schaut durch das Mikroskop und durchschaut dabei die Dinge, es sieht auf den grundlosen Grund aller Phänomene. Wer von daher nur Samatha praktiziert, der erlangt zwar für sich selbst zeitweiligen Frieden und gar Glückseligkeit, sieht letztlich jedoch nur seine eigenen Konzepte und Vorstellungen (von Gott, Atman, Selbst, Buddha usw.). Wer Vipassana mit Hilfe von 18 Samatha praktiziert, der erlangt endgültige geistige Befreiung, geht über die geistigen Muster und Konzepte – und damit über die Wurzeln unseres Leidens – hinaus, weil er den letzten, den metaphysischen Selbsttäuschungen nicht mehr unterliegt. Das ist der Weg und das Ziel der Meditation, die der Buddha praktizierte und lehrte. Die Prinzessin und ihre verlorenen Schätze von Axel Rodeck Erinnern Sie sich auch gern an die Weltausstellung („Expo“) in Hannover im Jahre 2000 und insbesondere die asiatischen Staaten mit ihren buddhistischen Kulturschätzen? Wer vor 15 Jahren nicht persönlich dort war, konnte sich an einer Vielzahl von Berichten – auch im „Mittleren Weg“ erfreuen. Wir erlebten insbesondere den bhutanesischen Lhakang, einen traditionellen Tempel aus Lehm und Holz, und die Anlage des kleinen Landes Nepal, wo eine buddhistische Stupa mit einem hinduistischen Tempel zusammengefügt war. Die eindrucksvollen Darbietungen sonstiger buddhistischer Länder seien hier nur erwähnt. Doch bekanntlich ist alles in der Welt vergänglich und so ergibt sich die Frage, was aus den Ausstellungsobjekten wurde. Hier müssen wir einen kleinen Ausflug in die Juristerei machen: Das gesamte Expo-Gelände ist Eigentum einer städtischen Gesellschaft, und den einzelnen Ländern wurde für die Ausstellung nur der Besitz an den darauf befindlichen Bauten übertragen mit der Auflage, auf Verlangen das Grundstück geräumt zurück zu geben. So wurde beispielsweise der Nepal-Pavillon von einem 19 Der nepalesische Tempel wohlhabenden Kaufmann erworben und an einen neuen Standort bei Regensburg verfrachtet. (s. hierzu DMW 3/2005) Vom Abriss verschont blieb auch der Pavillon der Republik Polen. Die Polen hatten eine große gläserne Halle gebaut, innerhalb derer die eigentliche Ausstellung in Form eines Dorflebens stattfand. Eine solche Anlage forderte geradezu auf, nachhaltig weitergenutzt zu werden. Und hier betritt eine rührige Frau namens Thi Nhu Anh Pham die Bühne, nach eigenen Angamajjhimâ - patipadâ 1 - 2016 ben eine Enkelin des letzten Kaisers von Vietnam. Ihr Bestreben war es, die noch vorhandenen Ausstellungsstücke verschiedener Länder zusammenzufassen, sie zu sichern und die Nachnutzung des Pavillons, auch als einen Kulturtreff mit Gastronomie, zu ermöglichen. Frau Pham entwickelte enorme Aktivitäten. Sie baute im Pavillon asiatische Kulturgüter aus Laos, Kambodscha, Indonesien und Thailand auf und importierte gar aus ihrer Heimat ein Häuschen aus Privatbesitz. In der Mitte des Pavillons installierte sie zeitweilig ein vietnamesisches Puppentheater, bei dem die Darsteller hinter einem wassergefüllten Graben saßen. Eine Küche bot vietnamesische Speisen an, die in kleinen offenen Restaurants unter der gläsernen Kuppel des Pavillons in asiatischem Ambiente genossen werden konnten. chen Versuchen eine unerwünschte Einmischung betrieb: Mein Angebot, Frau Pham auf dem Glatteis deutschen Grundstücksrechts behilflich zu sein, wurde zurückgewiesen und war sowieso überflüssig, da Frau Pham fachlich bestens beraten war. Mein Vorschlag, mit der nur wenige Kilometer entfernten prächtigen vietnamesischen Pagode Verbindung aufzunehmen mit dem Ziel, die einmalige Lage beider Objekte zueinander für die Etablierung asiatischer Kultur zu nutzen, wurde nicht einmal erörtert. Ich argwöhne, dass hier Spannungen zwischen den „boat people“ der Pagode und den das Kulturzentrum betreibenden Vietnamesen aus Berlin bestanden. Schließlich bat ich noch den vermögenden Kaufmann, der den Nepal-Tempel erstanden hatte, um Hilfe, dieser aber wollte in seinem Park keine weiteren Asiatika und winkte ab. Doch hatte die Prinzessin mit ihren Bemühungen – man darf sagen: leider – letztlich keinen Erfolg. So mußte sie verkraften, dass ein Feuer die Küche der Gaststätte zerstörte. Auch gab es Ärger mit den Behörden, z.B. weil das vietnamesische Küchen- Die Weltenschlange im Griff von Dämonen und Bedienungspersonal gemäß (Ausstellungststück im polnischen Pavillon) heimatlicher Gepflogenheit nach So gingen getaner Arbeit gleich am Arbeitsplatz näch- die Streitigkeiten weiter, während der Patigte. Vor allem aber eskalierte der Streit villon immer mehr verlotterte und verkam. um die Eigentumsverhältnisse und führte zu langwierigen Gerichtsprozessen. Mit der Rechtskonstruktion eines Unterschiedes zwischen Eigentum am GrundIch gebe zu, dass ich mit letztlich untaugli- stück und Eigentumsrecht am Pavillon kamen die Städtische Gesellschaft und Frau Pha offensichtlich nicht klar. Jahrelang wurde gestritten und alle Kompromißvorschläge gingen fehl. Zuletzt bot die Prinzessin 600.000 € für den Erwerb des Grundstücks an, während die Stadt unter Einbeziehung aller Kosten 1,3 Millionen Euro forderte. Aber eine Einigung kam nicht zustande. Daraufhin betrieb die Stadt aus einem vorliegenden Urteil die Räumungsvollstreckung. Der ehemals polnische Pavillon wurde abgerissen und die in ihm aufgestellten wertvollen Asiatika wurden dabei vernichtet. Und mit ihnen die jedermann zugänglichen Erinnerungen an eine kulturübergreifende, schöne Ausstellung. Thailändisches Modell -Sommerpalast . Info: Bhavana Vihara - Das Buddha-Haus im Norden Am 13. September wurde das neue Meditationszentrum „BhavanaVihara – Das Buddha-Haus im Norden e.V.“ in Riethausen, südlich von Bremen, eröffnet. Weitere und aktuelle Informationen unter: www.bhavana-vihara.de Das Team der „Bhavana Vihara“ majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 20 21 majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 Dzogchen Ponlop Rinpoche: „Der Geist überwindet den Tod“ Buchbesprechung von Rainer Gebers Detaillierte Beschreibungen des Sterbeverlaufs und des anschließenden Übergangs in eine neue Existenz finden sich überwiegend im Schrifttum der Tibeter. Zunächst erschienen bei uns Übersetzungen wie z.B. das „Tibetanische Totenbuch“ (Bardo Thödol), dann auch umfassende Abhandlungen über die Vorbereitung auf das Sterben wie „Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben“ von Sogyal Rinpoche. Nun überbringt „Der Geist überwindet den Tod“ weitere Klarheit in diese subtilen Vorgänge. Die Bardo-Belehrungen haben ihren Ursprung in den Tantras, den Vajrayana-Lehren, die auf Padmasambhava zurückgehen. Darüberhinaus zieht Dzogchen Ponlop weitere Überlieferungen tibetischer Meister hinzu und läßt seine eigene Erfahrung einfließen. Die Hinweise auf unterschiedliche Quellen und Schulen lassen Ponlops umfangreiches Wissen erkennen und die genaue Beschreibung subtiler Wahrnehmungen seine eigene tiefe Erfahrung erahnen. Auf 350 Seiten beschreibt Ponlop Rinpoche die Merkmale und Möglichkeiten der Existenz in den sechs Bardos, immer im Hinblick auf „die Verwirklichung der wahren Natur des Geistes“. Er bietet für jeden Bardo-Übungen an, die dem Weg dienlich sein können. Seine grundlegenden Emp majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 Buchcover: „Der Geist überwindet den Tod“ fehlungen sind Shamatha- und Vipassanaso wie analytische Meditation (Kontemplation). Hiermit befindet er sich in Übereinstimmung mit der Theravada-Lehre. Andere Übungen hingegen entstammen den verschiedenen Mahayana-Schulen: Mahamudra, Dzogchen, Vajrayana. Es bleibt dem Leser überlassen, sich geeigneten Übungen zu widmen. Für mich war bereits die angebotene Übersicht eine Bereicherung. Das Buch ist klar gegliedert entlang unse22 res Weges durch die drei Bardos des Lebens (Leben, Traum, Meditation) und die drei Bardos des Todes (Sterben, Dharmata, Werden). Der gegebenen Komplexität des Themas gemäß geht der Autor sehr gründlich vor, stellt verschiedene Sichtweisen nebeneinander und bringt die Bardos in einen nachvollziehbaren Zusammenhang. Bei all dem bleibt Ponlop sehr klar und geordnet in seinen Gedanken und locker in seinem erzählenden Stil. Er macht es dem Leser leicht, den Kreislauf der Existenzen zu begreifen und ihm auch durch den Tod zu folgen. „Der Geist überwindet den Tod“ läßt sich auch ohne Vorkenntnisse lesen, da Ponlops sachliche und freundliche Erzählweise uns dieses schwierige Thema auf liebevolle und behutsame Weise nahebringt. Besonders zu empfehlen ist die Lektüre denjenigen, die Vajrayana, Dzogchen oder Mahamudra praktizieren. Ihnen bietet das Buch sicherlich viele Anregungen für ihren Übungsweg. Doch auch undogmatischen Theravada-Anhängern möchte ich dieses Buch ans Herz legen. Allerdings sollten sie in der Lehre sattelfest sein und die Erweiterungen, die die Mahayana-Schulen der ursprünglichen Lehre des Buddha hinzugefügt haben, erkennen. (Die wesentlichen Argumente zum Nachlesen bei H. Hecker: „Das tibetanische Totenbuch“ in DMW 1/4014.) In den Lehrreden wird über den Sterbeprozess und die Vorbereitung auf die folgende Geburt fast nichts gesagt. Der Buddha wird seine Gründe gehabt haben. Und aus rein ökonomischen Gründen wäre es auch überflüssig für den, der den Dhamma ernsthaft 23 praktiziert. Dennoch besteht heute ein Interesse an Sterbethemen: Man möchte vorbereitet sein auf das, was kommt. Sicherlich steckt die Angst dahinter, doch dieser lässt sich mit Aufklärung begegnen. Hierin sehe ich den erheblichen Nutzen für diejenigen, die sich auf das Geschehen in den sechs Bardos einlassen möchten. Dazu muß man sich keineswegs einer Mahayana-Schule anschließen, sondern wird motiviert, seine Satipatthana-Vipassana-Praxis zu vertiefen. Ponlop weist immer wieder darauf hin. Die tibetische Kultur hat im Laufe ihrer Geschichte eine sehr differenzierte Einsicht in die subtilen Bewußtseinsvorgänge gewonnen, die in den Bardos erfahren werden können. Anfänglich verwirren die vielen Begriffe der Mahayana-Lehren; sie werden jedoch im Text und in einem umfangreichen Anhang erklärt. Auch wer die beschriebenen Vorgänge im Bardo des Sterbens, im Bardo der Dharmata und im Bardo des Werdens für „metaphysische Spekulation“ (H. Hecker a.a.O.) hält, wird einen sinnvollen Ablauf darin entdecken können. Genau das ist es bei allem, was der Bedingten Entstehung folgt, ja auch zu erwarten. Wir lernen, dass Sterben und Werden prinzipiell geregelt verlaufen. Unterschiedliche individuelle Erfahrungen beruhen im Wesentlichen darauf, inwieweit dhamma-gemäß gelebt und meditiert wurde. „Der Geist überwindet den Tod“ erweitert auf verständliche Weise unseren Blick auf ein komplexes Thema, das heute noch für viele ein Tabu ist. Es trägt dazu bei, Leben und Sterben als eine Einheit zu verstehen majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 und sich für subtile Erfahrungen zu öffnen. Das ist der eigentliche Wert dieses Buches. Allerdings – und dies ist mein einziges Bedenken, wo ich auch H. Heckers Einwänden zustimme – ist der Leser schnell geneigt, in den Bardo-Erfahrungen einen unvergänglichen Bewusstseinskern anzunehmen, der den Tod überdauert. Als Gegenmittel empfehle ich S. 153: „Wenn wir über absolute Wahrheit oder letztendliche Realität sprechen, müssen wir verstehen, was mit der zweifachen Leerheit gemeint ist: Die Nicht-Existenz eines Selbst der Person und die Nicht-Existenz eines Selbst der Phänomene – in anderen Worten die Leerheit einer Person und die Leerheit der Phänomene.“ Beschlagnahme von Wohnraum von Axel Rodeck Die goßzügige „Willkommenskultur“ hat in Deutschland zu Folgen geführt, die von allen verantwortungsbewußten Bürgern gleich welcher politischen Herkunft mit Sorge betrachtet werden. Maßnahmen, die bis vor kurzem noch als „Tabu“ galten, werden jetzt offen erörtert. Nun ist es nicht die Aufgabe religiöser und insbesondere buddhistischer Druckwerke, sich diesem Thema zu widmen und zu den vielen Äußerungen noch weitere, die eigene Überzeugung stützende Kommentare hinzu zu fügen. Es sollte aber von den jeweiligen Verantwortungsträgern stets aufmerksam beobachtet werden, ob die gesellschaftliche Entwicklung die eigenen Grundlagen tangiert oder gar gefährdet. An dieser Stelle soll daher ein Thema erörtert werden, welches sicherlich für eine Vielzahl buddhistischer Zentren von Bedeutung sein bzw. werden könnte. Betroffen sind alle Zentren, die in Wohnungen untergebracht sind. Denn es ist zu befürchten, dass sich eine Entwicklung hin zur majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 Inanspruchnahme von „zweckentfremdetem“ Wohnraum ergibt: Im juristischen Vorfeld hat z.B. das Land Berlin bereits geeignete Gewerbeimmobilien beschlagnahmt, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Dazu wird es wohl kaum Widerspruch geben. Anders ist es bei leer stehendem Wohnraum. Auch hier wird man für den Eigentümer wenig Sympathie entwickeln, wenn z.B. Spekulationsgründe eine Rolle spielen. Aber Vorsicht – der Eigentumsschutz hat ebenfalls Verfassungsrang und sollte nicht leichtfertig übersehen werden. Auch die Stadtstaaten Bremen und Hamburg haben (Stand 10/2015) die rechtlichen Grundlagen geschaffen, um leer stehende Immobilien auch gegen den Willen der Eigentümer für Flüchtlinge zu beschlagnahmen. Betroffen sind aber nur (vorerst?) ungenutzte Gebäude und Grundstücke von über 300 Quadratmeter Fläche. Die Eigentümer erhalten eine Entschädigung. 24 Damit kommmen wir zu dem kritischen Punkt der Inanspruchnahme genutzten, also nicht leer stehenden, Wohnraums. Liegt dieser in einem reinen Wohngebiet, könnte die Einrichtung eines buddhistischen (oder sonstigen religiösen) Zentrums bereits dem Baurecht widersprechen. Doch egal ob Nutzung oder Leerstand: Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius erklärte kürzlich im Landtag, die Beschlagnahme von Wohnraum sei derzeit (!) keine Überlegung – kann also als Option nicht ausgeschlossen werden. Die Behörden (hier: in Niedersachsen) können sich auf Vorschriften berufen, die in weitaus ruhigeren Zeiten bereits höchstrichterlich abgesegnet waren: Die Verordnung über das Verbot der Zweckentfrem- dung von Wohnraum vom 20. März 1991 ist gem. Urteil des Nds.Oberverwaltungsgerichts vom 13. März 2003 nach wie vor gültig. Doch besteht kein Grund zur Resignation. Wie der frühere Verfassungsrichter HansJürgen Papier in einem Zeitungsinterview ausführt, kann zwar grundsätzlich die zuständige Behörde im Wege des polizeilichen „Notstandseingriffs“ Flüchtlinge zwangseinweisen. Ein solcher Eingriff in das Eigentum setzt aber voraus, dass eine erhebliche Gefahr für Gesundheit oder Leben der Flüchtlinge besteht und anders nicht abgewendet werden kann. Die Behörde hat nachzuweisen, dass sie diesbezüglich alles unternommen hat. Erfolgsmeldung der Theravada-AG: Nach der erfolgreichen Neuveröffentlichung der „Visuddhi Magga“ vor knapp einem Jahr freut sich nun die Theravada-AG die Neuauflage des „Dhammapada“ bekanntzugeben. Das „Dhammapada - des Buddhas Weg zur Weisheit“ ist die älteste buddhistische Spruchsammlung und ist in der Kürzeren Sammlung der Lehrreden (Khuddaka-Nikaya) des Palikanons überliefert. Es enthält den Original-Palitext der 423 Verse, eine wörtliche metrische Übersetzung und einen erklärenden Kommentar von Nyanatiloka Mahathera. Wir freuen uns, dass das Buch jetzt frisch gedruckt wieder zur Verfügung steht. Dabei sind die Verse so ausgewählt, dass sie den Kern der Lehre des Buddha wiedergeben. Bestellung über das Theravadanetz der Deutsche Buddhistische Union: http://www.theravadanetz.de/ 25 majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 Der Lilienhof nimmt Form an Unser Mitglied Hanna Woitzik macht auf ihr Projekt „Lilienhof“ aufmerksam: Liebe Freunde, im Laufe der letzten beiden Jahre hat sich eine Gemeinschaft gebildet, die es sich zum Ziel macht, das Licht von Achtsamkeit und Herzensentwicklung durch die Lehre des Buddha, des Christus sowie yogischer Traditionen in die Mitte unserer Gesellschaft zu tragen. Das Team des Lilienhofes besteht neben weiteren Personen auch aus Mitgliedern und Besuchern des BBH, die sich in Hannover kennen gelernt haben. Der Lilienhof e.V. (lilien-hof.de) ist eine soziale spendenbasierte Organisation, die ihre Arbeit in Form von Kursen/Retreats ausgestaltet. Hanna Woitzik erklärt: „Im Lilienhof wird Freiheit und Frieden des Hanna Woitzik in Aktion majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 Ebene gebracht werden, um mehr Menschen einen Rückzugsort zu bieten. Der Lilienhof e.V. gießt sich mit seiner Vereinsgründung nun in Form und ist aktiv auf der Suche nach einem größeren Objekt außerhalb Hannovers in natürlicher Umgebung. Die Lilie - ein passendes Zitat von Rudolf Steiner: „Lilie bedeutet Merkur. Im Sinne der theosophischen Weltanschauung ist Merkur das Sinnbild der Weisheit, welcher der Mensch zustrebt, und Lilie jener Bewusstseinszustand, in dem der Mensch sich befindet, wenn er das Höchste erreicht, sich selbst gefunden hat. Dieses zunächst in Selbstheit strebende menschliche Prinzip wird in der Alchimie als Leu dargestellt, der frei geworden von der Selbstheit, von Begierden und Leidenschaften, sich mit der Lilie vereinen darf.“ Das Team des Lilienhofs bedankt sich herzlich für dein achtsames Lesen, hofft ein wenig Blütenstaub angereichert zu haben und freut sich jederzeit über eine Kontaktaufnahme! Herbst-Treffen der Theravada-AG in Bruckmühl von Michael Funk Lilienhof: Ein Ort der Ruhe und des Friedens gegenwärtigen Moments durch Achtsamkeit, Meditation, Qi Gong sowie durch Erleben von Kreativität, Kommunikation und Naturbezug erfahrbar.“ Der Lilienhof begreift sich ähnlich wie ein Bienenstock, der durch seine Besucher und Unterstützer lebt und atmet: „Jeder Besucher beschenkt uns reich mit seinem gesammelten Blütenstaub. Wir möchten Impulse bereitstellen, die Blütenstaub nicht nur sammeln, sondern um ein vielfaches anreichern, sodass unsere Besucher diese Kostbarkeit zurück in den Alltag tragen und in unserer Gesellschaft weiterverteilen können.“ Bisher finden die Kurse in einer größeren Gartenanlage mit kleinen Gartenhäuschen statt. Wie der Name Lilienhof jedoch andeutet, soll das Wirken auf eine weitere 26 Das Treffen vom 9.-11.10.2015 musste leider improvisiert und mit reduzierter Teilnehmerzahl in Bruckmühl durchgeführt werden, da der ursprünglich zugesagte Raum nicht mehr zur Verfügung stand. Inhaltlich stand das Treffen unter dem Thema der Meditation über Gefühle, wobei Raimar Koloska die Ausführungen vom Frühjahrstreffen praxisnah erweiterte. Dafür stand der Samstag voll zur Verfügung. Kurz zusammengefasst entstehen Gefühle durch Sinneswahrnehmungsprozesse, die je nach vorhandenem Bewusstsein heilsam, unheilsam oder neutral (wurzellos) sein können. Die Gefühle sind wiederum Anlass für karmische Reaktionen bzw. erzeugen neues Karma. Positive Gefühle können zu Stillung (heilsam), aber auch Anhaften oder Gier (unheilsam) führen, je nach den vorhandenen Wurzeln. Negative 27 Gefühle sind immer mit Hass bzw. Aversion verbunden. Der Grad der Anhaftung an Gefühle ist die entscheidende Weichenstellung für Leiden oder Nichtleiden. Bei körperlichem Schmerz führt unweise Betrachtung zusätzlich zu geistigem Schmerz, bei weiser Betrachtung hingegen nicht. Die positiven reinen Gefühle sind hingegen stets mit Weisheit und Freude verbunden. Es gilt zu erkennen, dass Gefühle bedingt entstehen und vergehen. Mehrfach haben wir über unsere Gefühle meditiert, teilweise geführt. Von den Berichten sind erwähnenswert: Der Nachdruck des Dhammapada von Nyanatiloka ist zwischenzeitlich erschienen. Der Visuddhimagga-Nachdruck wurde gut angenommen. Das buddhistische Kartenspiel ist fertiggestellt worden. Aus dem Theravada-Flyer wird ein Buchzeichen. Die Theravada-Webseite wird schrittweise majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 neu gestaltet. Wir diskutierten auch die immer wieder berichteten Ausschreitungen von Buddhisten gegen Andersgläubige (meist Moslems) in Sri Lanka, Thailand, Myanmar. Erstens sind die uns zur Verfügung stehenden Informationen unvollständig und widersprüchlich, zweitens stehen dahinter nicht in jedem Fall Buddhisten, denn in Asien zählt als Buddhist, wer mindestens ein buddhistisches Elternteil hat und es sollen auch schon Killer in Mönchsroben eingekleidet worden sein, drittens ist das Ganze sehr vielschichtig und undurchsichtig, viertens ist es ein Problem der jeweiligen Länder. Wir verurteilen jegliche Gewalt, möchten uns aber nicht in innere Angelegenheiten einmischen und unterstützen den Dialog zwischen den Volksgruppen. Um dem Theravada auch in Zukunft ein Gesicht zu geben, rufen wir junge Menschen auf, sich in die Arbeitsgemeinschaft einzubringen und die altersbedingten Abgänge zu ersetzen. Wir wollen weiterhin die Neuherausgabe wichtiger, aber vergriffener Bücher bzw. Übersetzungen und Herausgabe neuer Bücher fördern. Zur Aufwertung unserer Treffen werden wir verstärkt Gastreferenten einladen und wir möchten für eine bessere Vernetzung der Theravada-Gruppen sorgen. Das nächste Treffen wird vom 1.-3.04.2016 in Hannover stattfinden. Vortragsabend und Meditationstag mit Sr. Mudita im Buddhistischen Bund in Hannover Wahrnehmungen – besser nicht für wahr nehmen! Wir sehen die Dinge durch den Filter unserer Erfahrungen und Erinnerungen. In der Lehre des Buddhas finden wir Anweisungen, die uns zu einer wirklichkeitsgemäßen Sicht führen können. Meditation und Vortrag: Freitag, den 29.01.2016 von 19.00 bis 21.00 Uhr Praxistag: Samstag, den 30.01.2016 von 10.00 – 16.00 Uhr Konzentration und Kontemplation – mit gezielten Übungen den falschen Wahrnehmungen entgegenwirken. Wir werden uns auf der Grundlage der Girimananda Sutta dem Thema widmen. Hinweis: Die Pausen werden sehr knapp gehalten und es wird empfohlen für die Dauer des Seminares in den Räumlichkeiten zu verweilen. Für die persönliche Versorgung bitte eine Kleinigkeit zum Essen mitbringen. Teilnahme auf Spendenbasis. Bitte rechtzeitig anmelden. majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 28 Veranstaltungsort und Anmeldung: Buddhistischer Bund Hannover, Drostestrasse 8, 30161 Hannover, Email: [email protected] Auch das noch... Nachrichten aus den Religionen und ihrem Umfeld In der Alltagskultur erleben wir den Vormarsch der Buddhas, als wäre das ganze Land still konvertiert. Selbst in Koffergeschäften steht eine sitzende Figur mit Bauch und Glatze Buddhismus in der deutschen Kultur zwischen den Exponaten und stoppt jeden Rollkoffertest. Es fällt kaum noch jemandem auf, aber es ist ganz stimmig: So verleiht man unserem egoistischen Wunsch nach ewiger Gemütlichkeit einen Anschein von Transzendenz… Aus DER SPIEGEL 26/2015 Mickrige Thailänder? Besorgt stellen die Generäle der seit einem Jahr in Thailand regierenden Militärjunta fest, dass die thailändische Bevölkerung nicht ihren Anforderungen entspricht. Sie sei zu dumm und zu klein, wird beanstandet. Zackig und mit militärischer Klarheit tragen die Generäle, die sich selber wohl zu den Ausnahmen zählen, ihre Pläne zur Abhilfe vor: Binnen 10 Jahren soll die Durchschnittsgröße der Männer von 1,67m auf 1,75m wachsen, die der Frauen von 1,57m auf 1,65m. Der durchschnittliche Inteligenzquotient, der heute angeblich bei 90 liegt, soll auf mindestens 100 steigen. - Bleibt abzuwarten, ob auch den Buddhisten für das schnellere Erreichen der Erleuchtung Vorgaben gemacht werden. AR (Quelle: HAZ) Indisches Gericht erlaubt Jainas das Todesfasten Das oberste Gericht in Indien hat Anhängern des Jainismus das rituelle Todesfasten wieder gestattet. Die Richter entschieden am Montag in Neu-Delhi, das Verbot aufzuheben. Anhänger der Jain-Religion hatten gegen das Verbot protestiert. Der vor allem in Indien praktizierte Glauben sieht „Santhara“, ein systematisches Hungern bis zum Tode, vor. Indiens Gesetzgebung verbietet jedoch Selbstmord. Das jahrhundertealte Ritual wird von Jainas praktiziert, die nicht mehr leben wollen. Sie glauben, dass sie mit dem Tod den Kreislauf der Wiedergeburten durchbrechen können. HAZ 01.09.15 29 majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 26.02. Fr. 19 – 21 h Offenes Sitzen in Stille und Gespräch mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig – wie am 15.01. 28.02. So. 15 h Info Nachmittag Buddhismus mit Bernd Weber wie am 31.01. 01.03. Dienstag 19:30 h Die Kraft der Liebe | Vortrag von Andrew Warr Veranstalter: Buddhistische Gemeinschaft Chöling e.V. zusammen mit Rigpa. Ort: Pagode Vien Giac, Karlsruher Str. 6, 30519 Hannover Informationen: www.choeling.de; Teilnehmergebühr: 10 € 04.03. Di 19-21 Buddhismus kennenlernen - Chöling - Infoabend wie am 08.01. 05.03. Sa. 10 – 17 h Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen| Meditative Übungen in Stille und Bewegung mit Johannes – wie am 16.01. 11. - 13.03. Fr 18h – So 17h Wochenend-Sesshin mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig Anmeldung: Tel. 0511-864871 - Beitrag 80,- € 17.03.-20.03. Do. 19 h – So.12 h Der edle achtfache Pfad als Leitlinie im Alltag Meditationsseminar mit Bhante Dr. Seelawansa Maha Thera Der Do.-Abend kann auch separat besucht werden. Veranstalter: Chöling e.V. Ort: siehe 08.01.Teilnehmergebühr: € 60; Anm.: [email protected] 20.03. So. 10 – 12:30 h Dhammapada Des Buddhas Weg zur Weisheit (III) Studium und Praxis mit Hanna Woitzik wie am 24.01.- 3. Treffen 27.03. Ostersonntag 10 – 16 h Einführung in die Wildkräuter-, Gräser und Blätterlehre Der Wert der Wildkräuter, Gräser, und Grünpflanzen für Menschen und Tiere. Studienkurs mit Wolfgang Krohn aus Hamburg 28.03. Ostermontag 15 h Info Nachmittag Buddhismus mit Bernd Weber wie am 31.01. 01. - 03.04. Freitag 18 h bis Sonntag 14 h Halbjahrestreffen der Theravada-AG (DBU) | im Thai-KLoster Wat Dhammavihara in 30453 Han-Ahlem, Ahlemer Turm 3 unter Leitung der Ehrw. Agganyani | Informationen und Anmeldung bei Michael Schmidt, Tel. 05722-81725 oder Email: [email protected] majjhimâ - patipadâ 1 - 2016 30 Allen Wesen Glück und Frieden im neuen Jahr! Programm und Einladung - Fortsetzung von Seite 3 08.04. Fr. 19 – 21 h Offenes Sitzen in Stille und Gespräch mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig – wie am 15.01. 09.04. Sa. 10 – 17 h Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen | Meditative Übungen in Stille und Bewegung mit Johannes – wie am 16.01. 15.04. Fr. 19 – 21 h Offenes Sitzen in Stille und Gespräch mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig – wie am 15.01. 17.04. So. 10 – 12:30 h Dhammapada Des Buddhas Weg zur Weisheit (IV) Studium und Praxis mit Hanna Woitzik wie am 24.01.- 4. Treffen 23.04. – Sa. 15 h bis 28.04. – Do. 14 h Vipassana & Einsichtsdialog mit Renate Seifarth und Bikkhu Sukhacitto im Lebensgarten Steyerberg. Ausführliche Beschreibung: lebensgarten.de/seminarkalender | – Infos u Anmeldung: anmelden@ lebensgarten.de 24.04. Sonntag 10 - 16 h Buddhistische Meditation in Theorie und Praxis | Seminar mit Oliver Petersen | Veranstalter: Chöling e.V. | Ort und Infos wie am 08.01. Teilnehmergebühr: € 20 | Anmeldung: [email protected] 25.04. So. 15 h Info Nachmittag Buddhismus mit Bernd Weber wie am 31.01. Das Zentrum ist in der Regel nur während der Veranstaltungen besetzt. Außerdem: Sprechzeit jeden Freitag von 17:00 - 18.30 Uhr. Soweit nichts anders angegeben finden alle Veranstaltungen im Buddhistischen Zentrum, Drostestr. 8, 30161 Hannover statt. Zur Kostendeckung wird um einen Spendenbeitrag gebeten. Gäste sind willkommen. Außerdem wird dort auf andere Veranstaltungen hingewiesen, die unser Interesse verdienen. Haftungsausschluss: Der Verein übernimmt keine Haftung für eventuell auftretende psychische und/oder physische Schädigungen, die bei der Teilnahme an den Veranstaltungen auftreten können. 31 majjhimâ - patipadâ 1- 2016 Regelmäßige BBH-Veranstaltungstermine in der Drostestr. 8 Gesprächskreis Buddha-Lehre jeden Dienstag 19.15 - ca. 22.00 Uhr Offener Kreis, auch für Interessierte ohne Vorkenntnisse Meditation (19.25 - 20.00 Uhr), anschließend, ab 20.00 Uhr: Lesung buddhistischerTexte; Gespräche und Diskussion zur buddhistischen Praxis; Buddhismus in der Gegenwart. Meditation und Yoga jeden Donnerstag 19.45 - ca. 22.00 Uhr. Hatha-Yoga nach Shivananda, entspannte Sammlung, Atemberuhigung, Haltung und Stille des Yoga und der Meditation, Gehmeditation. Bitte bequeme Kleidung und nach Bedarf eine Übungsmatte /-decke mitbringen - (Teilnahme auf Spendenbasis / Dana). Neue Teilnehmer/innen sind jederzeit willkommen, jede/r übt in Eigenverantwortung. Info: Sabine Reinsberg, Tel. 0511 - 400 86 36 Vipassana Meditation jeden Donnerstag 18.00 - 19:30 Uhr. Sitzen in Stille, Atembetrachtung, Gehmeditation, Erfahrungsaustausch. Anfängerlinnen sind willkommen, eine Einführung ist möglich. In diesem Fall bitte vorher anmelden unter: 0511 - 348 07 76 (Franz). www.vipassana-hannover.jimdo.com Zen Dôjô Shôbôgendô Spirituelle Leitung: Zen-Meisterin Dagmar Dôkô Waskönig, Info: www.shobogendo.de Zazen: Montag: 20.00 Uhr Mittwoch: 20.00 Uhr Jeden 1. Mittwoch im Monat, 19.00 Uhr: Einführung für Neue Freitag: 19.00 Uhr (unregelmäßig, nach Absprache) Info-Nachmittag Buddhismus jeden letzten Sonntag im Monat, um 15.00 Uhr buddhistische Orientierungshilfe, Dialog und div. Videos Anfragen unter Tel. (0511) 47 14 09 (Bernd Weber) Ansprechpartner/lnnen: Rother Baumert Tel. 0511 - 40 66 88 Email: [email protected] Michael Schmidt Tel. 05722 - 8 17 25 Email: [email protected] Rajah Wirasekara Tel. 05722 - 8 11 52 Email: [email protected] Dagmar Doko Waskönig (Zen) Tel. 0511 - 86 48 71 Email: [email protected] York-Victor Reith Tel. 0511 - 6002306 Email: [email protected] Internet: : www.buddha-hannover.de www.facebook.com/BuddhistischerBundHannover majjhimâ - patipadâ 1 - 2016