Der Mittlere Weg - beim Buddhistischen Bund Hannover

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D e r M i t t l e re We g
majjhimâ - patipadâ
Zeitschrift des Buddhistischen Bundes Hannover e.V.
Gemeinnütziger Verein · Zentrum: Drostestraße 8 · 30161 Hannover
Heftpreis 3,00 €
48. Jahrgang Januar - April 2016
Nr. 1
Programm und Einladung
Buddhistischer Bund Hannover e.V. - Drostestraße 8 (Nähe Lister Meile)
22.01.
Fr. 19-21 h
Offenes Sitzen in Stille und Gespräch
mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig – wie am 15.01.
24.01.
Sonntag
10-12:30 h
Dhammapada - Des Buddhas Weg zur Weisheit | Als Grundlage für die
Einführung wird das kostbare Buch vom Theravada-Netzwerk der DBU
verwendet. Studium u. Praxis mit Hanna Woitzik zu den Texten-1. Treffen
29.01.
Freitag
19 -21 h
Vortragsabend mit Sr. Mudita
Wahrnehmungen – besser nicht für wahr nehmen!
Wir sehens die Dinge durch den Filter unserer Erfahrungen
und Erinnerungen. Ausführliche Informationen s. Seite 28.
30.01.
Samstag
10 - 16 h
Meditationstag mit Sr. Mudita | Konzentration und Kontemplation. Mit
gezielten Übungen den falschen Wahrnehmungen entgegenwirken. Ausführliche Informationen s. Seite 28.
31.01.
Sonntag
16 h
Info-Nachmittag Buddhismus | Buddhistische Orientierungshilfe und
Erfahrungsaustausch über die Lehre des Buddha. Das Gesprächs-Thema
richtet sich vorwiegend nach den Fragen der Teilnehmer. Interessierte
und Suchende sind herzlich willkommen. Bitte pünktlich erscheinen,
späterer Einlass nicht möglich. Praxis-Gruppen im Internet www.buddhahannover.de. Anfragen unter Tel. (0511) 47 14 09 (Bernd Weber)
07.02.
Sonntag
10 - 17 h
Buddhistischer Sonntag mit Wolfgang Krohn aus Hamburg
Thema: Mit Hilfe der Achtsamkeit das Leben meistern. Meditationstag Vortrag, Gespräche und Körperübungen. Bitte leichte, lockere Kleidung
und etwas zum gemeinsamen Mittagessen mitbringen, Tee wird gereicht
– auf Spendenbasis (Dana) - bitte anmelden!
12.02.
Fr. 19 – 21 h
Offenes Sitzen in Stille und Gespräch
mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig – wie am 15.01.
13.02.
Sa 10 - 17 h
Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen | Meditative Übungen in Stille und Bewegung mit Johannes – wie am 16.01.
14.02.
So. 9 – 18 h
Zen-Praxistag mit Dagmar Doko Waskönig
Beitrag 30 € (inkl. Essen) – Anmeldung: [email protected]
21.02.
So 10-12:30 h
Dhammapada - Des Buddhas Weg zur Weisheit (II)
Studium und Praxis mit Hanna Woitzik wie am 24.01.- 2. Treffen
Veranstaltungen von Januar - April 2016
08.01.
Freitag
19 -21 h
Buddhismus kennenlernen
Informationsabend für Interessierte - Veranstalter: Buddhistische Gemeinschaft Chöling e.V. - Ort: Pagode Vien Giac, Karlsruher Str. 6, 30519
Hannover - Informationen: www.choeling.de; Eintritt frei, Spende erbeten
10.01.
Sonntag
7:15 h
NDR 4 - Info-Radio: Sendereihe Religionsgemeinschaften
Beitrag der Buddhistischen Gesellschaft Hamburg - Thema: „Wie frei ist
unser Wille?“ verfasst von Dr. Alfred Weil gelesen von Kornelia Paltins.
15.01.
Freitag
19 h
Suffizienz und Zufriedenheit - Buddhistische Anregungen für eine
Kultur des Genug - Vortrag (u. Diskussion) für eine zukunftsorientierte,
interkulturelle Öffentlichkeit in Kooperation mit dem Haus der Religionen
in Han. Referent: Manfred Folkers, Diplompädagoge und Dharma-Lehrer, Vorsitzender des Vereins „Achtsamkeit in Oldenburg“ und Mitglied des
Rates der DBU. Im Vortrag werden Anregungen vorgestellt, um die heutige von Wachstum, Wettbewerb und Folgenleugnung bestimmte Ökonomie in eine Kultur des Genug zu verwandeln (Postwachstumsökonomie).
Ausgehend von einer säkularen Interpretation der Lehre des Buddha werden die Ursachen menschlichen Leids in der gegenwärtigen Wirtschaftsform identifiziert, um ihnen heilsamere Antriebskräfte entgegenzustellen.
Ort: Böhmerstr. 8 in 30173 Hannover – Eintritt auf Spendenbasis
15.01
Freitag
19 – 21 h
16.01.
Samstag
10 - 17 h
Offenes Sitzen in Stille und Gespräch mit Zen-Meisterin Dagmar
Doko Waskönig | Alle daran Interessierten sind herzlich dazu eingeladen. Voraussetzungen sind nicht erforderlich.
Bitte 15 Min. vor Beginn erscheinen.
Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen
Heute wird unsere Übungspraxis im Geiste der meditativen Bewegungsübungen aus dem Kum Nye, dem tibetischen Heilyoga und der Einsichtsmeditation von Johannes angeleitet - eine Erfahrung von Entspannung
und Erkenntnis in Bewegung und Stille. Geeignet ist unser Übungstag für
Neuinteressierte ebenso wie für schon erfahrene Meditierende.
Bitte etwas zum gemeinsamen Mittagsimbiss mitbringen.
Teilnahme auf Spendenbasis - bitte rechtzeitig anmelden.
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
2
Fortsetzung folgt auf Seite 30
3
majjhimâ - patipadâ 1- 2016
Inhalt
Seite
Programm Teil I
2
Impressum
4
Editorial
5
Hans Wolfgang Schumann
Zwei Konfessionen, aber ein Buddhismus
6
Michael Harbecke
Die Bedeutung des Gleichmuts in der TheravādaLiteratur | Teil 2 von 2 Ulrich Beck
Anicca oder Vergänglichkeit als Daseinsphänomen
majjhimâ - patipadâ
8
12
Buddhistischer Bund Hannover e.V.
Drostestr. 8, 30161 Hannover
Tel. + Fax 0511 / 3 94 17 56
E-Mail: [email protected]
www.facebook.com/BuddhistischerBundHannover
Redaktionsteam: Rother Baumert,
Axel Rodeck, Michael Schmidt, Rajah
Wirasekara, York-Victor Reith
Satz u. Gestaltung:
19
Rainer Gebers
Buchbesprechung „Der Geist überwindet den Tod“ 22
York-Victor Reith www.hannover-computer-schule.de
Druck: Lps-digital, Hannover
Auflage: 500
Axel Rodeck
Beschlagnahme von Wohnraum 24
Hanna Woitzik
Der Lilienhof nimmt Form an
26
Michael Funk
Theravadatreffen
27
Auch das noch...
29
Programm Teil II
31
Spendenkonto:
Buddhistischer Bund Hannover e.V.
Postgirokonto: Postbank Hannover
Kto.-Nr. 180 18303
BLZ: 250 100 30
IBAN:
DE07 2501 0030 0018 0183 03
BIC: PBNKDEFF
Abbildungen:
Titelbild: Archiv; pixabay.com: S.13;
Axel Rodeck: S. 19-21; bhavana-vihara.
de: S. 21 unten; Hanna Woitzik: S. 26.
„Der Mittlere Weg - majjhima patipada“
erscheint nach Bedarf und ist für Mitglieder kostenlos. Ein Anspruch auf Lieferung besteht nicht. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt
die Meinung der Redaktion wieder. Der
Nachdruck ist nur mit Genehmigung gestattet. Ein Belegexemplar wird erbeten.
Anreise zum BBH mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Das Buddhistische Zentrum in der Drostestr. 8 ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: mit den Linien 3, 7 und
9 ab Hbf (Tiefebene) bis zur ersten Haltestelle „Sedanstr./Lister
Meile“, dann zu Fuß die Lister Meile hoch, rechts in die Drostestr. einbiegen; mit den Bus-Linien 121, 128, 134, 100, 200 bis
Haltestelle „Lister Platz“, zu Fuß die Lister Meile hinunter.
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
4
Editorial
Herausgeber:
Internet: www.buddha-hannover.de
Franz-Johannes-Litsch
Meditation – der Weg zum Einen? 15
Axel Rodeck
Die Prinzessin und ihre verlorenen Schätze
Der Mit tlere Weg
Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen wir keine
Gewähr. Notwendige Kürzungen versu-
Liebe Leserinnen und Leser!
Wieder geht ein Jahr zu Ende und und die
Erinnerung an wichtige und unwichtige
Ereignisse verblasst oder verschwindet
sogar. Außerhalb unserer Vereinsräume
findet die Einwanderung von Hunderttausenden Flüchtlingen statt und es wäre eine
Illusion zu glauben, wir könnten, in Meditation vertieft, den Folgen dieses Exodus
ausweichen. Wir haben daher in diesem
Heft einen sicherlich diskussionswürdigen
Beitrag aufgenommen und die Möglichkeit erörtert, dass buddhistische Zentren
als Wohnungs-Fehlbeleger zur Aufnahme
von Flüchtlingen gezwungen werden. Ein
besitzloses Leben als Waldmönch ist dann
sicherlich kein Ausweg.
Doch lassen Sie uns vom politischen Makrokosmos in die niederen Gefilde unseres Vereinslebens schweifen. Dass die
Vorstandswahlen im Juni zu glücklichem
Ergebnis führten, haben wir ja mehrfach
mit Freude kundgetan. Jedoch ist es Chronistenpflicht, auch auf die Schattenseiten
des Zusammenlebens im BBH (und seinen
Räumen) zu verweisen. Denn leider ergaben sich – unter sonst ja friedliebenden
Buddhisten – Auseinandersetzungen. Sie
ließen sich durch unhöflich geäußerte Meinungen und Kritik aus dem Gleichgewicht
bringen und verletzten den Grundsatz der
„Rechten Rede“.
Wer bis hier vorliegenden Text gelesen hat,
hat vielleicht eine Änderung der Schriftgröße bemerkt, und zwar geringfügig um
einen Punkt. Dies soll unserer Leserschaft
dienen, die wie alles in der Welt dem leidhaften Altern unterliegt und die mehr oder
weniger überzeugenden Geistesblitze der
Verfasser unserer Beiträge rein optisch
nicht mehr wahrnehmen kann.
Auf die einzelnen Beiträge in diesem Heft
wollen wir hier nicht eingehen, lesen Sie
selber weiter und bilden Sie sich eine Meinung. Wir vermögen nicht zu sagen, ob sich
die Aufteilung längerer Aufsätze in mehrere Teile (s. „Bedeutung des Gleichmuts in
der Theravada-Literatur“) empfiehlt. Nach
vier Monaten erinnern sich wohl nicht
mehr alle Leser an vorherige Teile und nur
wenige werden das vorherige Heft wieder
herauskramen.
Mit herzlichem Gruß
Ihre Redaktion
A.R.
chen wir vorher mit den AutorInnen
zu besprechen. Texte und Bilder, wenn
möglich, bitte auf CD zusenden oder per
E-Mail:
[email protected]
5
majjhimâ - patipadâ 1- 2016
Zwei Konfessionen, aber ein Buddhismus
von Hans Wolfgang Schumann
Um es dem Neuling klar zu sagen: Es gibt
zwei Formen von Buddhismus,
a) den Buddhismus des historischen
Buddha Siddhattha Gotama, der im 5./4.
Jh.v.Chr. in Nordindien lebte und dessen
Lehrreden (mit vielen Hinzufügungen) im
Textkanon in der Pali-Sprache überliefert
sind, und
b) den Buddhismus einer Buchserie in
Sanskrit, die von unbekannten Verfassern
zwischen dem letzten vor- und dem 6.
nachchristlichen Jh. geschrieben wurde
und den nüchternen Urbuddhismus durch
imaginäre Heilsgestalten beleben will.
Der Buddhismus des geschichtlichen
Buddha beschränkt sich auf Aussagen zur
innerweltlichen Realität (Immanenz). Er
analysiert die Wiedergeburt und zieht aus
den Erkenntnissen Folgerungen für die
Erlösung vom Leiden. Der jüngere Buddhismus, der sich die Bezeichnung „Das
große Fahrzeug“ (Mahayana) zugelegt hat,
erlaubt sich auch transzendente Überlegungen und erfindet Erlösungshelfer, die nur
im Glauben der Frommen existieren. Neben einer Vielzahl von Buddhas anerkennt
er sogenannte Bodhisattvas („Erleuchtungswesen“), die man mit den richtigen
Mantras als Heilshelfer und Notretter herbeirufen kann. Im Gegensatz zum Frühbuddhismus hält das Mahayana Erlösungsbeistand von außen für möglich.
Was vereint die beiden Religionsformen
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
zum „Buddhismus“? – Gemeinsam ist ihnen die Überzeugung, dass nichts Ewiges
existiert und dass auch in den Lebewesen
keine ewige Seele (Skt. atman) zu finden
ist. Der Buddhismus vertritt als Lehre die
Nicht-Seele (Pali anatta) . Später verwendet man für „Nicht-Seele“ oft den Ausdruck „Leerheit“ (Pali sunnata).
Die indische Wiedergeburts- und KarmaLehre wird durch die buddhistische Negierung der Seele nicht aufgehoben. Dem
Buddha zufolge vollzieht sich die Wiedergeburt jedoch nicht durch eine beständige
Seele, die sich wie die Schnur durch die
Perlen eines Halsbandes zieht, sondern als
eine Reihe von Kausalitäten: Jede Ursache
setzt sich fort in einer Wirkung, die mit
ihrer Voraussetzung weder identisch noch
etwas völlig anderes ist. Durch Selbstkontrolle, vor allem durch Gierlosigkeit, kann
jeder seine Kausalkette zum Abschluss
bringen und so das Erlöschen (Pali nibbana) seiner Wiedergeburt bewirken.
Dass der Buddha die hinduistische Seelenwanderungslehre für falsch hält ist der
Hauptgrund für die hinduistische Buddhismus-Antipathie.
Es ist leicht einzusehen, dass die beiden
buddhistischen Konfessionen - der selbsterlöserische Ur- und der fremderlöserische
Mahayana-Buddhismus – unterschiedliche
Gemeinschaften heranbilden. Dem Frühbuddhisten, d.h. dem Anhänger der alten
Lehre (Pali Theravada), wird man, falls er
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nicht als Mönch oder Nonne ordiniert ist,
seine Konfession kaum anmerken. Er verhält sich ethisch nach den Weisungen des
Buddha, die mit den modernen Regeln gesitteten Benehmens übereinstimmen, betet
nicht (denn der Buddha ist kein Gott und
zudem erloschen), meditiert (allein oder in
kleiner Gruppe), hat ein Buddhabildnis in
der Wohnung und feiert im Mai den Jahrestag der Erwachung (bodhi) oder Erleuchtung Siddhatthas zum Buddha.
Trotz des von ihm propagierten Mitgefühls
für Menschen und Tiere finden die Theravadins schwer zu Gemeinden zusammen.
In Europa ebenso wie in Amerika gibt es
mehr Mahayana- als Theravada-Bekenner.
Der Theravada ist eine Weltanschauung,
das Mahayana mit seinen Glaubensansprü-
chen eine Religion.
Keiner der Namen, die bei den Mahayanins
in höchsten Ehren stehen, kommt in den
theravadischen Pali-Büchern vor, - sowohl
die fünf Buddhas der Weltgegenden (Vairocana, Amitabha, Aksobhya, Ratnasambhava und Amogasiddhi) als auch die großen
Bodhisattvas (Avalokiteshvara und Manjushri) sucht man in ihnen vergebens. Das
bedeutet nicht, dass der Glaube an imaginäre höhere Wesenheiten nicht Trost spenden
könnte: Die Hoffnung auf ihren Heilsbeistand schenkt Zuversicht und Lebensmut.
Hunderte meisterlicher Darstellungen von
transzendenten Buddhas und Bodhisattvas
erfreuen die Welt und ermöglichen den
Frommen einen vielfältigen und farbigen
Kult mit Segenswünschen für alle Wesen.
Personalien - Wir gratulieren!
~ Der hannoversche Religionswissenschaftler Prof. Peter Antes hat den
Muhammat-Nafi-Tschelebi-Friedenspreis wegen seines Einsatzes für den
christlich-islamischen Dialog erhalten.
~ Am 24. Januar 2016 feiert der buddhistische Grundlagenforscher und
Autor vieler Schriften Willfred Hartig, der sich schon seit 60 Jahren dem Buddhismus widmet, seinen 83.Geburtstag.
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majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
Die Bedeutung des Gleichmuts in der Theravāda-Literatur
aus der Sicht eines Vipassanā-Meditierenden - Teil 2
von Michael Harbecke (Mai 2015) - Teil 2 von insgesamt 2 Teilen
(Fortsetzung vom DMW-3/2015)
3. Die Bedeutung des Gleichmuts als Bestandteil der Vier Erhabenen
Geistesverfassungen (brahmavihara)
Im indischen Pantheon der Götter gilt
Brahma als der höchste. Der Buddha, der
den Brahmanismus und das Kastensystem
ablehnte, benutzte den Begriff brahmavihara metaphorisch, um die bestmögliche
Einstellung zum Leben zu beschreiben. Ein
wahrer Brahmane, sagte er, hat sein Herz
gereinigt, ist freundlich unter den unfreundlichen, friedfertig unter den kriegerischen,
frei unter den unfreien (Dhp 383-423).
In diesem Sinne könnte man Brahmavihara als bedingungsloses Annehmen oder
einfach als Gutmütigkeit gegenüber einer
Person oder allgemein gegenüber allen Lebewesen bezeichnen. Die Voraussetzung
dazu ist Gewaltlosigkeit (avihimsa): die
Fähigkeit, präventiv Streitigkeiten und den
Gebrauch von Waffen zu vermeiden. Sein
Grundmotiv besteht in der sanften liebevollen Sorge um sein eigenes Wohl und um
das Wohl eines anderen. Es besteht aus vier
Geistesverfassungen, die ein in sich geschlossenes System bilden, das nach dem
Visuddhimagga in einer bestimmten Reihenfolge zu praktizieren ist:
1. Liebevolle Güte (mettā):
Dies bezieht sich auf den Wunsch, dass je-
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
mand gesund und glücklich sei. Es basiert
auf der offensichtlichen Logik: ‚Genau so
wie ich gesund, friedlich und glücklich leben will, genau so will auch jeder andere
leben‘. Dieser Wunsch, der nicht einfach
nur als Gedanke vom Kopf her, sondern
aus tiefstem Herz auszusenden ist, kann als
wirksames Gegenmittel gegen Hass und
Aversion eingesetzt werden.
2. Mitgefühl (karuṇā):
Diese Praxis zielt darauf ab, die Kapazität
seiner Einfühlung zunächst mit sich selbst
und dann mit einer bestimmten Person, die
sich in einer schwierigen Lage befindet und
dadurch seelisch und körperlich leidet, zu
erhöhen. Der Wunsch, dass das Leid dieser
Person vorübergeht, muss aus der Tiefe des
Herzens erquillen, um wirksam zu werden.
Auch diese Praxis kann als Mittel gegen
eine gefühlskalte und verhärtete Einstellung benutzt werden. Interessanterweise
sind die einfühlsamsten Menschen immer
die, die selbst viel gelitten haben. Sie haben am eigenen Leib erfahren, wie es ist,
wenn jemand eine Wunde sanft oder grob
berührt. Daraus entwickelt sich dann eine
Sensibilisierung als heilendes Geschenk
für andere.
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3. Mitfreude (muditā):
Die Aufgabe der Mitfreude besteht darin,
sein Herz nicht nur gegenüber dem Leid zu
öffnen sondern auch gegenüber dem Schönen im Leben. Etwas Positives im Leben
zu würdigen und ohne Neid oder Eifersucht anzuerkennen ist ein Zeichen einer
erhabenen Geistesverfassung. Dann können wir uns einfach darüber freuen, dass
jemand eine gute Eigenschaft besitzt, eine
Prüfung erfolgreich bestanden hat, oder
dass er wieder gesund geworden ist. Diese Praxis sollte mit einer heilsamen Einstellung sich selbst gegenüber beginnen,
indem man zunächst seine eigenen guten
Eigenschaften und Erfolge würdigen lernt
ohne dabei Gefühle von Stolz und Ego zu
entwickeln. Erst wenn dies möglich ist,
dann kann man auch die gute Seite, den
Erfolg und das Glück eines anderen von
Herzen mitgenießen.
4. Gleichmut (upekkha):
Gleichmut bezieht sich hier auf eine spezifische Art und Weise wie andere Menschen
wahrgenommen werden. So treten alle
Unterscheidungen nach Geschlecht, Herkunft, Alter, Status, Religion usw. in den
Hintergrund, um allen Menschen mit der
gleichen unvoreingenommenen Haltung
zu begegnen. Dadurch entsteht eine ruhige, ausgeglichene und weise Einstellung
unabhängig von der jeweiligen Situation
in der man sich gerade befindet. Hier ist es
hilfreich, ein Verständnis von kamma und
kamma-vipāka zu entwickeln bezüglich
der Selbstverantwortlichkeit jedes Menschen. In Bezug zu den ersten drei brahmaviharas besteht die spezifische Aufgabe des
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Gleichmuts darin, diese drei Geistesverfassungen zu durchdringen und sich von
diesen durchdringen zu lassen. Erst dann
werden sie zu erhabenen und reinen Geistesverfassungen.
Im Visuddhimagga wird empfohlen, alle
vier Stufen zunächst auf sich selbst zu beziehen. Der Grund dafür liegt darin, dass
wir erst dann in der Lage sind, sie effektiv
zum Wohle anderer einzusetzen, wenn wir
in uns und für uns selbst diese Qualitäten
zu einem gewissen Grad entwickelt haben.
Dies setzt wiederum voraus, dass wir die
Erfahrung gemacht haben, selbst angenommen und geliebt worden zu sein, so
wie wir nun mal sind. Im Idealfall werden
die Grundlagen schon im Mutterleib und
in den ersten Jahren unserer Kindheit gelegt - eine Situation, die in der Metta Sutta
beschrieben wird: ‚So wie die Mutter mit
ihrem Leben ihr Kind, ihr einziges Kind
beschützt, genau so sollten wir auch mit einem grenzenlosen Herzen allen Lebewesen
wünschen, frei von Sorgen zu sein.‘
In der Tevijja Sutta beschreibt der Buddha
einen Meditierenden, der die brahmavihara praktiziert: er durchströmt die Welt in die
vier Himmelsrichtungen mit einem wohlwollenden Geist, dann nach oben und nach
unten und rund herum – die ganze Welt von
allen Seiten mit einem alles umfassenden
friedlichen und freundlichen Geist. Genau
wie ein kräftiger Muschelbläser von allen
Richtungen her leicht gehört werden kann,
so ist auch die Ausstrahlung seiner Güte
unbegrenzt.
Als Vorbereitung für die mettā-Meditation
empfiehlt Goenka, zunächst unser Ego so-
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
wie alle unheilsamen Gedanken durch die
Vipassana-Meditation aufzulösen. Dies bedeutet, alle Gedanken der Gier, des Hasses
und selbst des Ichs aufzugeben und sich
um ein Verständnis vom Geben, Liebe und
des Nicht-Selbst (anatta) zu bemühen. Erst
wenn der Körper durchströmt wird von
feinen, angenehmen Empfindungen, sollte man Metta praktizieren. Dabei werden
diese Empfindungen im Körper mit liebevoller Güte aufgeladen und dann durch alle
Poren ausgesandt.
Um dieser Aufgabe gerecht zu werden,
sollte der erforderliche Gleichmut auf
Achtsamkeit, nicht auf kalter Indifferenz,
gegründet sein. Die notwendige Einsicht kann jedoch nur von der täglichen
Vipassanāpraxis her kommen. Wenn der
Gleichmut systematisch entwickelt worden
ist, wird er schließlich zu einer sicheren
Insel über den Wogen des Lebens. Seine ruhige, gelassene Klarheit zwingt die
emotionale Seite der liebevollen Güte, des
Mitgefühls und der Mitfreude nicht in ein
rigides Schema, sondern lässt ein dynamisches Gleichgewicht entstehen: wir erkennen klar die ständige Bewegung zwischen
zwei Polaritäten des Lebens: das Entstehen
und Vergehen, den Erfolg und den Misserfolg, den Gewinn und den Verlust, die Ehre
und die Beschuldigung (attha loka dhamma). So wird der Gleichmut, den wir in uns
entwickelt haben, zu einer verläßlichen Zuflucht im Angesicht aller Höhen und Tiefen
des Lebens. Diese Einsicht hilft, den Geist
zur Ruhe und Klarsicht zu führen.
Goenka zufolge werden unsere mettāVibrationen mit all jenen, die zur gleichen
Zeit auf der Welt auch mettā praktizieren in
Kontakt kommen. Gestärkt von mettā wird
unser Geist konzentriert und man kann so
leichter seine Meditation entwickeln. Dies
zeigt, dass auf dem Weg über die brahmavihara auch die Faktoren des Erwachens
gestärkt werden.
4. Die Bedeutung des Gleichmuts als einer der zehn pāramitā
Obwohl die ältesten Teile des Sutta Piṭaka
die pāramitā als eigenständige Kategorie der Lehre nicht erwähnen, kommen
die pāramitā vereinzelt in vielen Sutten
vor. Dagegen werden den pāramitā in der
nachkanonischen Theravāda-Literatur, die
sich auf verschiedene Leben des Bodhisatta beziehen, besonders in den JātakaGeschichten, dem Buddhavamsa und
den nachkanonischen Kommentaren eine
gewisse Bedeutung beigemessen. Hier
werden zehn Charaktereigenschaften im
Zusammenhang dargestellt als Vorbedingungen, die ein Bodhisatta zu erfüllen hat.
Die pāramitā sind jedoch nicht exklusiv
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
dem Buddha allein zuzuschreiben, sondern
sie repräsentieren reine Eigenschaften, die
jeder zu einem Mindestmaß erfüllen muss,
um sich von dem ewigen Zyklus der Wiedergeburten im Samsāra zu befreien.
Indem man sein Leben der Entwicklung altruistischer Ziele widmet, wird ein mittlerer
Weg zwischen dem Leben eines Mönches
und dem weltlichen Streben nach sinnlichen Genüssen eingeschlagen. Daher konstituieren diese Prinzipien das Ideal eines
Haushälters, der die Lehre des Buddhas im
Alltag praktizieren möchte. Dies bedeutet,
dass man ganz bewußt die zehn Tugenden
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im Alltagsleben kultiviert und so auf dem
Dhammaweg fortschreitet.
Pāramitā bedeutet „Perfektion“ oder „Vollständigkeit“ bei der Kultivierung von Tugenden.
Traditionell werden diese Tugenden in einer
bestimmten Reihenfolge aufgelistet, um zu verdeutlichen, dass die erste Tugend die Grundlage
für die Entwicklung der nachfolgenden Tugenden bildet. So werden die ersten neun Tugenden
zu Vorbedingungen für die letzte und höchste
Tugend: den Gleichmut:
1. Dāna: großzügiges Geben
verloren geht. Dies kann erreicht werden,
wenn man bei jedem Akt des Gebens die
restlichen neun Tugenden zu einem gewissen Grad mitaktiviert. Über den Zeitraum
eines Lebens kann so die Ich-Zentrierung
in ein immer selbstloseres Geben überführt
werden, was dann den größten Nutzen
für einen anderen und auch für sich selbst
bringt, da sich so ein innerer Schatz an reinen Charaktereigenschaften aufbaut, der
nicht nur weltliche Vorteile schafft sondern
zu einer höheren Stufe des Bewusstseins
führt.
Wie kann man nun diese Tugenden in
pāramitā verwandeln?
Ein ernsthaft Praktizierender wird sich jeden Morgen einen festen Vorsatz für den
Tag geloben und so eine Tugend nach
der anderen bewusst üben. Dadurch erhält jeder Tag eine besondere Qualität an
Achtsamkeit bezüglich einer bestimmten
Tugend, die man abends vor dem ins Bett
gehen vor dem inneren Auge Revue passieren lässt um zu sehen, wie erfolgreich
man war und welche Hindernisse im Weg
lagen. Auf der höchsten Stufe wird jedes
pāramitā so weit entwickelt sein, dass man
spontan mit Gleichmut auf eine bestimmte
Situation zugeht und dabei das ganze Repertoire an pāramitā aktiviert. Bezüglich
des Gleichmuts sagte Goenkaji: Es ist nicht
schwer nett zu sein, wenn das Leben wie
ein süßes Lied dahinfließt. Wer aber von innen heraus lächeln kann, wenn alles völlig
daneben geht, der ist ein wirklich wertvoller Mensch.
In der burmesischen Tradition wird davon
ausgegangen, dass eine gute Tat nicht automatisch schon den Status eines pāramitā
besitzt. Eine Tugend muss soweit entwickelt sein, dass jeder Selbstbezug dabei
Zusammenfassend können wir also sehen,
dass in der Theravāda Tradition der Gleichmut als Hauptcharakteristikum eines befriedeten und gereinigten Geistes von vier
verschiedenen Ausgangspunkten her ent-
2. Sīla: moralisches Handeln
3. Nekkhamma: selbstlose Entsagung
4. Paññā: weise Einsicht
5. Viriya: sich bemühen
6. Khanti: Geduld und Toleranz üben
7. Sacca: wahrheitsgetreu, ehrlich,
transparent sein
8. Adhiṭṭhāna: ein fester Vorsatz
9. Mettā: liebevolle Güte
10. Upekkhā: Gleichmut
11
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
wickelt werden kann: von der Konzentration, der Achtsamkeit, der liebevollen Güte
und des selbstlosen Gebens her. Auf jedem
dieser Wege erfüllt der Gleichmut spezifische Funktionen, die jedoch letztlich alle
darin münden, den Grad der Bewußtheit
und die Reinheit der Motivation der vorhergehenden Faktoren zu verfeinern und
zur vollen Reife zu führen.
Anicca oder Vergänglichkeit als Daseinsphänomen
von Ulrich Beck
Obwohl wichtige essentielle wichtige Phänomene der menschlichen Existenz seit
Äonen bekannt sein dürften, sind sie doch
niemals so klar und eindeutig formuliert
worden wie im Buddhismus, der sich nach
der für die Welt so bedeutsamen Geburt
des Siddharta Gotama und des späteren
Buddha, entwickeln konnte. Dankbar sind
wir für seine Lehren und tun unser Möglichstes, ihnen gemäß zu leben. Hier soll
von einem der Drei Daseinsmerkmalen
die Rede sein: Anicca. Dies bedeutet in
der Pali Sprache „Vergänglichkeit“ und gehört neben Dukkha (Leiden) und Anatta
(Nicht-Selbst, Nicht –Ich) zu dem Begriff
tilakkhana.
Was versteht man unter Vergänglichkeit?
Sie beinhaltet das Entstehen, Vergehen
oder Anderswerden der Dinge, oder auch
das Dahinschwinden der gewordenen, entstandenen Dinge. Die Dinge verharren also
niemals in derselben Weise, sondern sie
zergehen, indem sie sich von Augenblick
zu Augenblick auflösen. (Vis. VIII. 3 ).
Wie es im Buddhistischen Wörterbuch von
Nyanatiloka ausgeführt wird, gibt es ohne
tiefen Hellblick in die Vergänglichkeit und
Nichtigkeit aller Daseinsgebilde keinen
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
Eintritt in den Pfad und kein Erreichen
der Erlösung. Daher erscheint eine nähere
Auseinandersetzung mit Anicca besonders
bedeutsam.
Vergänglichkeit oder „Anderswerden“ ist
zwangsläufig mit dem Begriff der Zeit verbunden. Wir wissen zwar alle intuitiv, was
Zeit ist, aber eine klare Definition hierfür
gibt es nicht. Nicht einmal im Zeitalter von
Atomuhren und komplizierten physikalischen Erwägungen wird von den Naturwissenschaftlern erörtert, dass der Zeitbegriff
zumindest teilweise in das Gebiet der Philosophie hinein gehört, und seit Einstein ist
bekannt, dass Zeit relativ sein kann. Wir
verlassen uns im Allgemeinen auf unser
Zeitgefühl, welches in Abhängigkeit von
äußerlichen und rein subjektiven Faktoren
entsteht. Der schon betagte Zen Meister
Daito Kokushi ermahnte seine Mönche,
sorgsam zu praktizieren, weil die Zeit dahin
flöge wie ein Pfeil. Und der surrealistische
Maler Salvador Dali ließ die Zeit wie eine
Uhr auf dem Ast eines Baumes zerrinnen.
Vergänglichkeit oder Veränderung ist häufig ohne Schwierigkeiten erkennbar. Denken wir an Menschen, die wir längere Zeit
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nicht gesehen haben: Wir altern, sichtbar an
Haaren und Haut, Körperhaltung und anderen Faktoren. Veränderungen des Körpers
wurden im Raja Yoga treffend charakterisiert (Kap. III) :
„Wie in einem Flusse die Wassermassen in
jedem Augenblick eine andere ist, indem
immer neue Wassermassen das gleiche Bett
ausfüllen, so steht es mit diesem Körper.“
Denken wir an den Wechsel der Jahreszeiten, dann haben wir die welk gewordenen,
herabfallenden Blätter vor Augen oder wir
betrachten die Blumen, die wir als Geschenk erhielten. Sie sahen prächtig in der
Vase aus, zumindest für einige Tage. Dann
aber ließen sie den Kopf hängen und verwelkten. Die Reihe ähnlicher Beobachtungen ließe sich grenzenlos fortsetzen.
ändern, wenn Partnerschaften zerbrechen,
Freundschaften auseinander gehen. Die
Unbeständigkeit aller Dinge wurde auch
sehr treffend von einem Maler geschildert,
dessen eigentliche „Sprache“ ja die Malerei
ist.
Die Rede ist von Paul Cezanne (18391906), der einmal geäußert hatte: Man
muss sich beeilen, wenn man etwas sehen
will, alles verschwindet... Vielleicht hat
ihm diese Einsicht zu seinem besonderen
Stil verholfen, der im Gegensatz zu zeitgenössischen impressionistischen Kollegen
besonders dynamisch erscheint.
Das Problem der Vergänglichkeit findet
sich bei vielen bekannten Dichtern, so bei
Grillparzer in seinem Gedicht „Die Ahnfrau“: Hier heißt es:
Nun wohlan, was muss geschehe!
Fallen seh ich Zweig´ auf Zweige,
Kaum noch hält der
morsche Stamm.
Noch ein Schlag, so
fällte auch dieser
Und im Staube liegt
die Eiche,
Die reichen Segensäste
Weit gebreitet rings umher.
Die Jahrhunderte gesehen
Die Zeit die verrinnt...
Wie kurzlebig sind doch gelegentlich unsere eigenen Gedanken, Vorstellungen, Wünsche. Besonders schmerzlich kann es sein,
wenn sich menschliche Beziehungen ver13
Werden, wachsen und vergehen,
Wird vergehen so wie sie.
So ist es eben! Alles ist vergänglich. Aber
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
können wir dies einfach so akzeptieren und
hinnehmen? Dies scheint uns schwer zu
fallen, wie es ein anderer Dichter, nämlich
Christian Friedrich Hebbel, ausgedrückt
hat:
Wir müssen nicht klagen, dass alles vergänglich sei.
Das Vergänglichste, wenn es uns wahrhaft
berührt,
Weckt in uns ein Unvergänglichstes .
Was mögen diese Worte bedeuten?
Auch Johann Wolfgang von Goethe sieht
es mit seinem Ausspruch ähnlich: Ich bedaure die Menschen, welche von der Vergänglichkeit der Dinge viel Wesens machen
und sich in Betrachtung irdischer Nichtigkeit verlieren; sind wir ja eben deshalb da,
um das Vergängliche unvergänglich zu machen; das kann ja nur dadurch geschehen,
dass man beides zu schätzen weiß.
Hand aufs Herz: Wie schwer fällte es uns
doch, die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit
der Erscheinungen hinzunehmen, ganz besonders dann, wenn unser Körper betroffen
ist, an dem wir bekanntlich so sehr hängen.
Und dies trotz der Einsicht, dass er nur ein
zusammengesetztes, bedingt entstandenes
Etwas ist.
Wir Menschen wollen etwas Festes, Beständiges, absolut Verlässliches haben, um
uns daran festzuhalten, daran anzuklammern, es ein für allemal zu besitzen und
niemals aus der Hand zu geben. Gibt es so
etwas für uns Buddhisten denn nicht?
Zunächst einmal geht es darum, sich nicht
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
festhalten oder anklammern zu wollen, da
dies unnötig und sogar hinderlich ist und
uns noch weiter in die Irre und das Elend
führt, das wir mit dem Thema Vergänglich,
Kurzlebigkeit oder Tod verbinden. Es geht
darum, sich der Verblendung bewusst zu
werden, einem der Drei Gifte oder Feuer,
die ein klares Sehen verhindert. Denken
wir einmal an die Worte des Buddha, welche er nach seinem Erwachen beim Anblick des Morgensternes gesagt haben soll:
„ Wie wunderbar! Alle Lebewesen sind mit
der Weisheit und Kraft des Tathagata ausgestattet“. Und weiterhin: Aber leider sind
sich die Menschen dessen aufgrund ihrer
Anhaftungen nicht bewusst.
Die Buddha Natur ist ewig und unveränderlich, sie nimmt weder in einem Buddha
zu noch nimmt sie in einem Lebewesen ab.
Sie besitzt dieselbe Wurzel wie Himmel
und Erde und ist die gemeinsame Substanz
aller existierender Dinge, welche sich auch
nicht um ein Iota verändert hat, bevor das
letzte Kalpa begonnen hat. So finden wir es
im Lotos Sutra vor.
Diese Lehrmeinung entstammt dem Mahayana Buddhismus.
Es gibt aber auch Nirvana als ErlösungsZiel spiritueller Praxis aller Richtungen
des Buddhismus. Schwer erreichbar, auch
vielleicht kommt es zu einem „Stromeintritt“ mit der berechtigten Hoffnung auf
einen späteren Austritt aus dem Daseinszyklus, wodurch Vergänglichkeit bedeutungslos wird.
Rein intuitiv scheint Goethe buddhistischem Gedankengut sehr nahe zu stehen,
14
wenn er am Schluss des zweiten Teiles von
seiner Tragödie Faust sagt:
Was ist ein Gleichnis? Nur ein bildhafter
Vergleich, etwas letztlich Wesenloses.
Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis.
Meditation - der Weg zum Einen?
Vom Weg und Ziel buddhistischer Meditation
von Franz-Johannes Litsch
Obwohl die Lehre des Buddha bereits in
der Zeit der Romantik nach Europa gelangte, entstand das Interesse für buddhistische
Meditation erst in den berühmten Sixties
des 20. Jahrhunderts. Westliche Backpacker, Drogenabenteurer und Hippies reisten
auf der Suche nach „Bewusstseinserweiterung“ nach Asien und begegneten dort
hinduistischen und buddhistischen Meditationslehrern. Seither findet Meditation
allgemein und buddhistische speziell im
Westen beträchtliche Resonanz. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die
Art und Weise, wie viele Meditierende ihre
Praxis interpretieren, sehr stark von tief ins
individuelle und kollektive Unbewusste
eingegrabenen, christlich-abendländischen
Sichtweisen und Vorstellungen geprägt ist.
Denn die europäische Kultur hat ja ihrerseits alte und überzeugte Meinungen von
dem, was Religion, Spiritualität und mystische Erfahrung ist, zumal „Glaube“ hier als
das Wesen des Religiösen gilt. Die Mehrheit der meditativ Praktizierenden folgt so
nicht wirklich den buddhistischen Lehren
sondern den Sichtweisen der abendländischen Philosophie, Theologie und Esoterik.
Das ist zunächst auch nicht verwunderlich.
15
Wir interpretieren die Phänomene, die uns
begegnen, fast immer gemäß dem, was wir
bereits kennen, gelernt haben und zu wissen glauben, auf dem Hintergrund von individuellen oder kollektiven Vor-Stellungen.
Unsere alltägliche Wahr-Nehmung beruht
auf Vorannahmen und Vorurteilen, auf verinnerlichten Konzepten und Sehmustern,
die wir vor die direkten Sinneseindrücke
stellen. Das ermöglicht uns, etwas schnell
zu erkennen und schnell zu reagieren. Und
heute – im Zeitalter rasender Beschleunigung der Gesellschaft, der Wirtschaft, des
Verkehrs, der Medien, des Internets, des
Smartphones – leben wir in Verhältnissen,
unter denen ständiges und superschnelles
Erfassen und Reagieren zum permanenten
und globalen Zwang geworden ist.
Nur gelegentlich in diesem Geschwindigkeitsrausch sehen wir, wie daraus auch die
Mehrzahl unserer gigantisch anwachsenden Probleme und Bedrohungen entsteht.
Wir sind nicht wirklich geistig offen, nehmen nicht ernsthaft wahr, schauen nicht
gründlich hin, sondern wissen fast immer
bereits „was ist“, haben die Sache schon
„gecheckt“ und „im Griff“. Obwohl wir
ständig Neues produzieren, wollen wir uns
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
auf nichts Neues, Unbekanntes, Fremdes
einlassen. Wir halten an dem fest, was wir
konzeptuell und begrifflich schon immer
wissen und besitzen, denn im Festhalten
glauben wir Sicherheit zu haben, tatsächlich ist es die Quelle all unserer Unsicherheit und Angst.
Das dominierende Grundmuster im Interpretieren unserer meditativen Praxis
– gleich welcher Herkunft – bildet die
griechisch-christliche Metaphysik. Die
Metaphysik ist jener Bereich der Philosophie, der sich mit den höchsten, ewigen,
absoluten Wahrheiten befasst: das Sein,
der Geist, die Gottheit, die Seele, das
Selbst, das Wahre, das Gute, das Eine. All
das ist meta, d.h. „über“, der physika, dem
„Sinnlich-Körperlichen“. Es ist jenseits der
Wahrnehmung. Wenn es aber nicht wahrnehmbar ist, wie können wir dann davon
wissen? Dazu sagten die maßgeblichen
Begründer der abendländischen Philosophie, die Griechen Parmenides, Platon und
Aristoteles: es ist der (göttliche) Geist in
uns – das Denken, die Vernunft, die Ratio
– der uns zweifelsfreie Erkenntnisse und sicheres Wissen ermöglicht. Die Begründer
der indischen Philosophie, die vor Buddha
auftretenden Lehrer, Denker, Autoren der
Upanishaden hatten sehr ähnliche Positionen und nannten dieses höchste, ewige,
unzerstörbare Geistige im Einzelnen „Atman“ (individuelles Selbst), im Kosmos
„Brahman“ (universales Selbst).
Das spirituelle Ziel, so lehrten sie,bestünde
somit darin, den Atman in uns und den
Brahman in allem – also die unveränderliche feste Ich-Substanz in allen Erscheinungen – zu finden und als Eines und einzig
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
Existierendes zu erkennen.
Die spätere christliche Mystik, insbesondere die des Meister Eckhart, fußt auf den
Lehren des römischen Platon-Schülers
Plotin (3. Jh.), dem Begründer des Neuplatonismus. Dessen Philosophie und
Mystik stimmt fast völlig mit den monistischen Konzepten der Upanishaden und
des Vedanta überein. Plotins Denken war
sehr wahrscheinlich auch von Indien her
beeinflusst, denn ihm war Indien nicht nur
bekannt, er verehrte es und versuchte nach
Indien zu reisen, um die dortigen Weisen,
die „Gymnosophisten“ (Yogis) kennenzulernen. Plotin stammte aus Alexandria
und diese bedeutende, von Alexander dem
Großen gegründete ägyptisch-griechische
Gelehrtenstadt, war zugleich die wichtigste
Drehscheibe der Seidenstraße, des antiken
Handelsaustauschs zwischen dem Mittelmeerraum, Indien und China. Plotin wurde,
obwohl entschiedener Gegner des Christentums, mit seiner philosophisch-mystischen Lehre zu einem seiner wichtigsten
Inspiratoren. Denn hier fand das noch junge Christentum die philosophische Begründung für seinen, den antiken Polytheismus
bekämpfenden Ein-Gott-Glauben.
Plotins Philosophie und Mystik war völlig
auf die Idee des Einen orientiert. Nur das
Eine hatte für ihn Existenz, vom Einen ging
alles aus, zum Einen sollte alles zurückkehren, um sich und die Welt zu erlösen. Das
Eine war auch das Selbst. Plotin war der
erste abendländische Philosoph, der den
Begriff „Selbst“ benutzte, in das westliche
Denken einführte und zum höchsten geistigen Ziel erkor. Gott ist das wahre und absolute Selbst, das mit sich Identische. Ego
16
sum qui sum, „Ich bin der ich bin“, heißt
es in der lateinischen Bibelübersetzung
der Selbstoffenbarung Gottes gegenüber
Moses aus Ägypten. Schon ca. 1300 Jahre
v.Chr. hatte der ägyptische Pharao Echnaton die Idee des höchsten einen Gottes in
seinem Reich einführen wollen, war damit
aber (noch) gescheitert. Plotin lehrte nun:
der Weg zu Gott ist der Weg zum Einen, der
Weg zum wahren Selbst, der Weg zur Einheit mit dem Einen. Damit war die Grundlage für die christliche Mystik gelegt und
fast alle, die ihren Weg gehen, folgen bis
heute diesem Gedanken und Ziel.
Auf diese Weise haben wir im Abendland
ein spirituelles Modell, mit dem wir fast
zwingend zur Ansicht kommen, das asiatische Denken (ob buddhistisch, hinduistisch
oder taoistisch) letztlich bereits zu kennen
und dort nichts wirklich Neues oder Anderes zu finden. Die (vermeintliche) Übereinstimmung bestätigt ungemein den Befund, in dieser Doktrin auch die universale
höchste Wahrheit gefunden zu haben (philosophia perennis). Und so gelangen fast
alle Mystikfreunde heute zu dem geradezu
zum Dogma gewordenen Satz: „Alle Religionen wollen letztlich (in der Mystik) das
Gleiche und führen zu dem einen höchsten
Ziel, nämlich dem einen Gott oder wahren
Selbst. Deshalb kommt es darauf an, mit
diesem absoluten Einen eins zu werden,
selbst zu ihm zu werden, ja es in uns als
schon immer vorhanden zu entdecken.“
Gotama Buddha hat sich – und darin besteht bis heute seine unerhörte Provokation – dieser Aussage nicht nur verweigert,
sondern hat sie als die subtilste Täuschung
erfahren und enthüllt – als das, was es letzt-
17
lich zu durchschauen gilt, um wahrhaft
Befreiung zu erlangen. Er hat das nicht
durch spekulatives Nachdenken gefunden,
sondern in seiner meditativen Praxis, auf
dem Weg der Samatha- und VipassanaErfahrung – eben über die Praxis, die ihn
zur vollständigen Befreiung kommen
ließ. Nirgendwo in seinen vielen Tausend
Lehrreden hat er von einem „höheren Ich“
einem „wahren Selbst“ oder einem „göttlichen Kern“ in uns gesprochen. Und doch
wurde ihm das schon im alten Indien, in der
Weiterentwicklung des Buddhismus zum
Mahayana und wird ihm das heute im ichsüchtigen Westen immer wieder unterstellt
und zugeschrieben. Hartnäckig setzt sich
seit 2500 Jahren das metaphysische Grundkonzept der Existenz eines unzerstörbaren
Ichs wieder und wieder durch und muss
ständig neu zurückgewiesen werden. Auch
im Buddhismus selber.
Der Buddha spricht stattdessen vom Loslassen des Ergreifens, von Befreiung von
selbstbezogener Anhaftung, von Einsicht
in die Substanzlosigkeit des Ichs und aller
Erscheinungen, vom „nicht-Ich“ (anattā),
von „Leerheit“ (sunyatā). Dabei lehnt er
die Einheit als Weg und Ziel nicht völlig
ab, sondern gibt ihr in der Meditationspraxis des Samatha eine durchaus wichtige
Bedeutung.
Samatha (S. Shāmata) heißt „Sammlung“
und ist eine meditative Übung, die ihren
Ursprung im hinduistischen Yoga hat. Es
geht um Konzentration des Geistes, um die
Ausrichtung und Fixierung auf ein geistiges Objekt, um das zur Ruhe kommen,
Klarwerden und Einswerden des Geistes
(Samādhi). Samatha hat immer nur ein Ob-
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
jekt (Atem, Bild, Farbe, Ton, Mantra usw.)
und dieses Objekt muss möglichst beständig sein. Samatha ist ein Weg des Aufstiegs
vom Vielen zum Einen. Im Buddhismus
werden acht Stufen gezählt, acht Jhānas (S.
Dhyana, Vertiefungen) beschrieben und geübt. Im Yoga und in allen hinduistisch-meditativen Wegen ist Samatha/Samādhi der
eine und einzige Weg der Meditation und
der Erlösung. Buddha fand diese Praxis bei
seiner Suche nach Befreiung vom Leiden
unter den Shramanas (Asketen) seiner Zeit
bereits vor. Er praktizierte Samatha und erlangte in kürzester Zeit alle acht Stufen der
Vertiefung. Doch wandte er sich enttäuscht
davon ab, denn er hatte dabei nur eine
zeitweilige – für die Dauer der Meditation
vorhandene – keine vollständige Befreiung
von Täuschung und Verlangen gefunden.
Samatha führt, so sah er, nicht zu Nirvana
und Erwachen. Darum suchte er weiter,
bis er seinen eigenen meditativen Weg der
Befreiung gefunden und verwirklicht hatte
und das war Vipassana, bzw. Satipatthana,
die „Vergegenwärtigung der Achtsamkeit“
oder das „Gewahrsein“ des Geistes.
Vipassana (Vipashyana) heißt Einsicht
oder Klarblick. Vipassana konzentriert sich
nicht auf die Dinge und Objekte sondern
durchschaut sie. Es erfährt und erkennt
ihre Scheinexistenz, bzw. die drei „Daseinsmerkmale“: anicca (Unbeständigkeit), dukkha (Unvollkommenheit), anattā
(Substanzlosigkeit) oder auch Leerheit
(sunyata) genannt. Vipassana ist nicht auf
ein Objekt der meditativen Betrachtung
gerichtet und versucht, damit eins zu werden, sondern betrachtet sämtliche Phänomene, nimmt die unendliche Vielheit und
Vielfalt der Erscheinungen wahr und bleibt
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
zugleich davon frei. Vipassana konzentriert
sich auch nicht auf ein dauerhaftes Objekt,
sondern nimmt die Unbeständigkeit, die
Momenthaftigkeit, die Nichtgreifbarkeit
der (vermeintlichen) Dinge wahr.
Samatha ist immer noch starr, ergreifend,
festhaltend. Vipassana ist offen, fließend,
alles loslassend. Samatha ist objektorientiert, Vipassana ist prozessorientiert. Samatha betrachtet geistige Konzepte (Vorstellungen), Vipassana betrachtet direkte
Wirklichkeit (Erfahrungen). Samatha stützt
sich auf das Geistbewusstsein (nāma), Vipassana stützt sich auf das Sinnesbewusstsein (rūpa). Samatha erlangt und erfährt
Einheit (ekaggata), Vipassana erlangt und
erfährt Leerheit (suññata). Beides ist in
keiner Weise Eins und das Gleiche, es
besteht ein gravierender Unterschied, der
letzte und entscheidende Unterschied, der
nach Auffassung des Buddha zur Befreiung
führt.
Die Samatha-Praxis bringt den üblicherweise hoch aufgeregten und zerstreuten
Alltagsgeist zur Ruhe und Klarheit. Samatha macht so unser Bewusstsein fähig,
Vipassana zu praktizieren und Einsicht in
die Wirklichkeit zu erlangen. Samatha ist
gleichsam das Instrument, das Mikroskop
zur Erforschung der Realität. Vipassana
schaut durch das Mikroskop und durchschaut dabei die Dinge, es sieht auf den
grundlosen Grund aller Phänomene. Wer
von daher nur Samatha praktiziert, der erlangt zwar für sich selbst zeitweiligen Frieden und gar Glückseligkeit, sieht letztlich
jedoch nur seine eigenen Konzepte und
Vorstellungen (von Gott, Atman, Selbst,
Buddha usw.). Wer Vipassana mit Hilfe von
18
Samatha praktiziert, der erlangt endgültige
geistige Befreiung, geht über die geistigen
Muster und Konzepte – und damit über die
Wurzeln unseres Leidens – hinaus, weil er
den letzten, den metaphysischen Selbsttäuschungen nicht mehr unterliegt. Das ist der
Weg und das Ziel der Meditation, die der
Buddha praktizierte und lehrte.
Die Prinzessin und ihre verlorenen Schätze
von Axel Rodeck
Erinnern Sie sich auch gern an die Weltausstellung („Expo“) in Hannover im Jahre 2000 und insbesondere die asiatischen
Staaten mit ihren buddhistischen Kulturschätzen? Wer vor 15 Jahren nicht persönlich dort war, konnte sich an einer Vielzahl
von Berichten – auch im „Mittleren Weg“
erfreuen. Wir erlebten insbesondere den
bhutanesischen Lhakang, einen traditionellen Tempel aus Lehm und Holz, und
die Anlage des kleinen Landes Nepal, wo
eine buddhistische Stupa mit einem hinduistischen Tempel zusammengefügt war.
Die eindrucksvollen Darbietungen sonstiger buddhistischer Länder seien hier nur
erwähnt.
Doch bekanntlich ist alles in der Welt vergänglich und so ergibt sich die Frage, was
aus den Ausstellungsobjekten wurde. Hier
müssen wir einen kleinen Ausflug in die
Juristerei machen: Das gesamte Expo-Gelände ist Eigentum einer städtischen Gesellschaft, und den einzelnen Ländern wurde für die Ausstellung nur der Besitz an den
darauf befindlichen Bauten übertragen mit
der Auflage, auf Verlangen das Grundstück
geräumt zurück zu geben. So wurde beispielsweise der Nepal-Pavillon von einem
19
Der nepalesische Tempel
wohlhabenden Kaufmann erworben und an
einen neuen Standort bei Regensburg verfrachtet. (s. hierzu DMW 3/2005)
Vom Abriss verschont blieb auch der Pavillon der Republik Polen. Die Polen hatten eine große gläserne Halle gebaut, innerhalb derer die eigentliche Ausstellung
in Form eines Dorflebens stattfand. Eine
solche Anlage forderte geradezu auf, nachhaltig weitergenutzt zu werden. Und hier
betritt eine rührige Frau namens Thi Nhu
Anh Pham die Bühne, nach eigenen Angamajjhimâ - patipadâ 1 - 2016
ben eine Enkelin des letzten Kaisers von
Vietnam. Ihr Bestreben war es, die noch
vorhandenen Ausstellungsstücke verschiedener Länder zusammenzufassen, sie zu sichern und die Nachnutzung des Pavillons,
auch als einen Kulturtreff mit Gastronomie,
zu ermöglichen.
Frau Pham entwickelte enorme Aktivitäten.
Sie baute im Pavillon asiatische Kulturgüter aus Laos, Kambodscha, Indonesien und
Thailand auf und importierte gar aus ihrer
Heimat ein Häuschen aus Privatbesitz. In
der Mitte des Pavillons installierte sie zeitweilig ein vietnamesisches Puppentheater,
bei dem die Darsteller hinter einem wassergefüllten Graben saßen. Eine Küche bot
vietnamesische Speisen an, die in kleinen
offenen Restaurants unter der gläsernen
Kuppel des Pavillons in asiatischem Ambiente genossen werden konnten.
chen Versuchen eine unerwünschte Einmischung betrieb: Mein Angebot, Frau Pham
auf dem Glatteis deutschen Grundstücksrechts behilflich zu sein, wurde zurückgewiesen und war sowieso überflüssig, da
Frau Pham fachlich bestens beraten war.
Mein Vorschlag, mit der nur wenige Kilometer entfernten prächtigen vietnamesischen Pagode Verbindung aufzunehmen
mit dem Ziel, die einmalige Lage beider
Objekte zueinander für die Etablierung asiatischer Kultur zu nutzen, wurde nicht einmal erörtert. Ich argwöhne, dass hier Spannungen zwischen den „boat people“ der
Pagode und den das Kulturzentrum betreibenden Vietnamesen aus Berlin bestanden.
Schließlich bat ich noch den vermögenden
Kaufmann, der den Nepal-Tempel erstanden hatte, um Hilfe, dieser aber wollte in
seinem Park keine weiteren Asiatika und
winkte ab.
Doch hatte die Prinzessin
mit ihren Bemühungen
– man darf sagen:
leider – letztlich
keinen Erfolg. So
mußte sie verkraften, dass ein Feuer
die Küche der Gaststätte zerstörte. Auch gab
es Ärger mit den Behörden, z.B.
weil das vietnamesische Küchen- Die Weltenschlange im Griff von Dämonen
und Bedienungspersonal gemäß (Ausstellungststück im polnischen Pavillon)
heimatlicher Gepflogenheit nach
So gingen
getaner Arbeit gleich am Arbeitsplatz näch- die Streitigkeiten weiter, während der Patigte. Vor allem aber eskalierte der Streit villon immer mehr verlotterte und verkam.
um die Eigentumsverhältnisse und führte
zu langwierigen Gerichtsprozessen.
Mit der Rechtskonstruktion eines Unterschiedes zwischen Eigentum am GrundIch gebe zu, dass ich mit letztlich untaugli- stück und Eigentumsrecht am Pavillon
kamen die Städtische Gesellschaft und
Frau Pha offensichtlich nicht klar. Jahrelang wurde gestritten und alle Kompromißvorschläge gingen fehl. Zuletzt bot
die Prinzessin 600.000 € für den Erwerb
des Grundstücks an, während die Stadt
unter Einbeziehung aller Kosten 1,3 Millionen Euro forderte. Aber eine Einigung
kam nicht zustande. Daraufhin betrieb die
Stadt aus einem vorliegenden Urteil die
Räumungsvollstreckung. Der ehemals polnische Pavillon wurde abgerissen und die
in ihm aufgestellten wertvollen Asiatika
wurden dabei vernichtet. Und mit ihnen die
jedermann zugänglichen Erinnerungen an
eine kulturübergreifende, schöne Ausstellung.
Thailändisches Modell -Sommerpalast
.
Info: Bhavana Vihara - Das Buddha-Haus im Norden
Am 13. September wurde das neue
Meditationszentrum „BhavanaVihara – Das Buddha-Haus im
Norden e.V.“ in Riethausen,
südlich von Bremen, eröffnet.
Weitere und aktuelle Informationen unter:
www.bhavana-vihara.de
Das Team der „Bhavana Vihara“
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21
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
Dzogchen Ponlop Rinpoche:
„Der Geist überwindet den Tod“
Buchbesprechung von Rainer Gebers
Detaillierte Beschreibungen des Sterbeverlaufs und des anschließenden Übergangs
in eine neue Existenz finden sich überwiegend im Schrifttum der Tibeter. Zunächst
erschienen bei uns Übersetzungen wie
z.B. das „Tibetanische Totenbuch“ (Bardo Thödol), dann auch umfassende Abhandlungen über die Vorbereitung auf
das Sterben wie „Das tibetische Buch
vom Leben und vom Sterben“ von
Sogyal Rinpoche. Nun überbringt
„Der Geist überwindet den Tod“
weitere Klarheit in diese subtilen Vorgänge.
Die Bardo-Belehrungen haben ihren Ursprung in den Tantras, den Vajrayana-Lehren, die auf Padmasambhava zurückgehen.
Darüberhinaus zieht Dzogchen Ponlop
weitere Überlieferungen tibetischer Meister hinzu und läßt seine eigene Erfahrung
einfließen. Die Hinweise auf unterschiedliche Quellen und Schulen lassen Ponlops
umfangreiches Wissen erkennen und die
genaue Beschreibung subtiler Wahrnehmungen seine eigene tiefe Erfahrung erahnen.
Auf 350 Seiten beschreibt Ponlop Rinpoche die Merkmale und Möglichkeiten der
Existenz in den sechs Bardos, immer im
Hinblick auf „die Verwirklichung der wahren Natur des Geistes“. Er bietet für jeden
Bardo-Übungen an, die dem Weg dienlich
sein können. Seine grundlegenden Emp
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Buchcover: „Der Geist überwindet den Tod“
fehlungen sind Shamatha- und Vipassanaso wie analytische Meditation (Kontemplation). Hiermit befindet er sich in Übereinstimmung mit der Theravada-Lehre.
Andere Übungen hingegen entstammen
den verschiedenen Mahayana-Schulen:
Mahamudra, Dzogchen, Vajrayana. Es
bleibt dem Leser überlassen, sich geeigneten Übungen zu widmen. Für mich war
bereits die angebotene Übersicht eine Bereicherung.
Das Buch ist klar gegliedert entlang unse22
res Weges durch die drei Bardos des Lebens (Leben, Traum, Meditation) und die
drei Bardos des Todes (Sterben, Dharmata,
Werden). Der gegebenen Komplexität des
Themas gemäß geht der Autor sehr gründlich vor, stellt verschiedene Sichtweisen
nebeneinander und bringt die Bardos in
einen nachvollziehbaren Zusammenhang.
Bei all dem bleibt Ponlop sehr klar und
geordnet in seinen Gedanken und locker in
seinem erzählenden Stil. Er macht es dem
Leser leicht, den Kreislauf der Existenzen
zu begreifen und ihm auch durch den Tod
zu folgen.
„Der Geist überwindet den Tod“ läßt sich
auch ohne Vorkenntnisse lesen, da Ponlops sachliche und freundliche Erzählweise
uns dieses schwierige Thema auf liebevolle und behutsame Weise nahebringt.
Besonders zu empfehlen ist die Lektüre
denjenigen, die Vajrayana, Dzogchen oder
Mahamudra praktizieren. Ihnen bietet das
Buch sicherlich viele Anregungen für ihren
Übungsweg. Doch auch undogmatischen
Theravada-Anhängern möchte ich dieses
Buch ans Herz legen. Allerdings sollten sie
in der Lehre sattelfest sein und die Erweiterungen, die die Mahayana-Schulen der
ursprünglichen Lehre des Buddha hinzugefügt haben, erkennen. (Die wesentlichen
Argumente zum Nachlesen bei H. Hecker:
„Das tibetanische Totenbuch“ in DMW
1/4014.)
In den Lehrreden wird über den Sterbeprozess und die Vorbereitung auf die folgende
Geburt fast nichts gesagt. Der Buddha wird
seine Gründe gehabt haben. Und aus rein
ökonomischen Gründen wäre es auch überflüssig für den, der den Dhamma ernsthaft
23
praktiziert. Dennoch besteht heute ein Interesse an Sterbethemen: Man möchte vorbereitet sein auf das, was kommt. Sicherlich
steckt die Angst dahinter, doch dieser lässt
sich mit Aufklärung begegnen. Hierin sehe
ich den erheblichen Nutzen für diejenigen,
die sich auf das Geschehen in den sechs
Bardos einlassen möchten. Dazu muß man
sich keineswegs einer Mahayana-Schule
anschließen, sondern wird motiviert, seine
Satipatthana-Vipassana-Praxis zu vertiefen. Ponlop weist immer wieder darauf hin.
Die tibetische Kultur hat im Laufe ihrer
Geschichte eine sehr differenzierte Einsicht in die subtilen Bewußtseinsvorgänge gewonnen, die in den Bardos erfahren
werden können. Anfänglich verwirren die
vielen Begriffe der Mahayana-Lehren; sie
werden jedoch im Text und in einem umfangreichen Anhang erklärt.
Auch wer die beschriebenen Vorgänge im Bardo des Sterbens, im Bardo der
Dharmata und im Bardo des Werdens für
„metaphysische Spekulation“ (H. Hecker
a.a.O.) hält, wird einen sinnvollen Ablauf
darin entdecken können. Genau das ist es
bei allem, was der Bedingten Entstehung
folgt, ja auch zu erwarten. Wir lernen, dass
Sterben und Werden prinzipiell geregelt
verlaufen. Unterschiedliche individuelle
Erfahrungen beruhen im Wesentlichen darauf, inwieweit dhamma-gemäß gelebt und
meditiert wurde.
„Der Geist überwindet den Tod“ erweitert
auf verständliche Weise unseren Blick auf
ein komplexes Thema, das heute noch für
viele ein Tabu ist. Es trägt dazu bei, Leben
und Sterben als eine Einheit zu verstehen
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
und sich für subtile Erfahrungen zu öffnen.
Das ist der eigentliche Wert dieses Buches.
Allerdings – und dies ist mein einziges
Bedenken, wo ich auch H. Heckers Einwänden zustimme – ist der Leser schnell
geneigt, in den Bardo-Erfahrungen einen
unvergänglichen Bewusstseinskern anzunehmen, der den Tod überdauert. Als Gegenmittel empfehle ich S. 153: „Wenn wir
über absolute Wahrheit oder letztendliche
Realität sprechen, müssen wir verstehen,
was mit der zweifachen Leerheit gemeint
ist: Die Nicht-Existenz eines Selbst der
Person und die Nicht-Existenz eines Selbst
der Phänomene – in anderen Worten die
Leerheit einer Person und die Leerheit der
Phänomene.“
Beschlagnahme von Wohnraum
von Axel Rodeck
Die goßzügige „Willkommenskultur“ hat
in Deutschland zu Folgen geführt, die von
allen verantwortungsbewußten Bürgern
gleich welcher politischen Herkunft mit
Sorge betrachtet werden. Maßnahmen, die
bis vor kurzem noch als „Tabu“ galten,
werden jetzt offen erörtert. Nun ist es nicht
die Aufgabe religiöser und insbesondere
buddhistischer Druckwerke, sich diesem
Thema zu widmen und zu den vielen Äußerungen noch weitere, die eigene Überzeugung stützende Kommentare hinzu zu
fügen. Es sollte aber von den jeweiligen
Verantwortungsträgern stets aufmerksam
beobachtet werden, ob die gesellschaftliche Entwicklung die eigenen Grundlagen
tangiert oder gar gefährdet.
An dieser Stelle soll daher ein Thema erörtert werden, welches sicherlich für eine
Vielzahl buddhistischer Zentren von Bedeutung sein bzw. werden könnte. Betroffen sind alle Zentren, die in Wohnungen
untergebracht sind. Denn es ist zu befürchten, dass sich eine Entwicklung hin zur
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
Inanspruchnahme von „zweckentfremdetem“ Wohnraum ergibt:
Im juristischen Vorfeld hat z.B. das Land
Berlin bereits geeignete Gewerbeimmobilien beschlagnahmt, um dort Flüchtlinge
unterzubringen. Dazu wird es wohl kaum
Widerspruch geben. Anders ist es bei leer
stehendem Wohnraum. Auch hier wird
man für den Eigentümer wenig Sympathie
entwickeln, wenn z.B. Spekulationsgründe
eine Rolle spielen. Aber Vorsicht – der Eigentumsschutz hat ebenfalls Verfassungsrang und sollte nicht leichtfertig übersehen
werden. Auch die Stadtstaaten Bremen
und Hamburg haben (Stand 10/2015) die
rechtlichen Grundlagen geschaffen, um
leer stehende Immobilien auch gegen den
Willen der Eigentümer für Flüchtlinge zu
beschlagnahmen. Betroffen sind aber nur
(vorerst?) ungenutzte Gebäude und Grundstücke von über 300 Quadratmeter Fläche.
Die Eigentümer erhalten eine Entschädigung.
24
Damit kommmen wir zu dem kritischen
Punkt der Inanspruchnahme genutzten,
also nicht leer stehenden, Wohnraums.
Liegt dieser in einem reinen Wohngebiet,
könnte die Einrichtung eines buddhistischen (oder sonstigen religiösen) Zentrums
bereits dem Baurecht widersprechen. Doch
egal ob Nutzung oder Leerstand: Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius erklärte kürzlich im Landtag, die Beschlagnahme von Wohnraum sei derzeit (!)
keine Überlegung – kann also als Option
nicht ausgeschlossen werden.
Die Behörden (hier: in Niedersachsen)
können sich auf Vorschriften berufen, die
in weitaus ruhigeren Zeiten bereits höchstrichterlich abgesegnet waren: Die Verordnung über das Verbot der Zweckentfrem-
dung von Wohnraum vom 20. März 1991
ist gem. Urteil des Nds.Oberverwaltungsgerichts vom 13. März 2003 nach wie vor
gültig.
Doch besteht kein Grund zur Resignation.
Wie der frühere Verfassungsrichter HansJürgen Papier in einem Zeitungsinterview
ausführt, kann zwar grundsätzlich die zuständige Behörde im Wege des polizeilichen „Notstandseingriffs“ Flüchtlinge
zwangseinweisen. Ein solcher Eingriff in
das Eigentum setzt aber voraus, dass eine
erhebliche Gefahr für Gesundheit oder
Leben der Flüchtlinge besteht und anders
nicht abgewendet werden kann. Die Behörde hat nachzuweisen, dass sie diesbezüglich alles unternommen hat.
Erfolgsmeldung der Theravada-AG:
Nach der erfolgreichen Neuveröffentlichung der „Visuddhi Magga“ vor knapp einem Jahr freut sich nun die
Theravada-AG die Neuauflage des „Dhammapada“ bekanntzugeben.
Das „Dhammapada - des Buddhas Weg zur Weisheit“ ist die
älteste buddhistische Spruchsammlung und ist in der Kürzeren Sammlung der Lehrreden (Khuddaka-Nikaya) des
Palikanons überliefert. Es enthält den Original-Palitext der
423 Verse, eine wörtliche metrische Übersetzung und einen erklärenden Kommentar von Nyanatiloka Mahathera.
Wir freuen uns, dass das Buch jetzt frisch gedruckt wieder
zur Verfügung steht. Dabei sind die Verse so ausgewählt,
dass sie den Kern der Lehre des Buddha wiedergeben.
Bestellung über das Theravadanetz der Deutsche Buddhistische Union:
http://www.theravadanetz.de/
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majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
Der Lilienhof nimmt Form an
Unser Mitglied Hanna Woitzik macht auf ihr Projekt „Lilienhof“ aufmerksam:
Liebe Freunde,
im Laufe der letzten beiden
Jahre hat sich eine Gemeinschaft gebildet,
die es sich zum Ziel
macht, das Licht
von Achtsamkeit
und Herzensentwicklung durch die
Lehre des Buddha,
des Christus sowie yogischer Traditionen in die
Mitte unserer Gesellschaft zu
tragen. Das Team des Lilienhofes besteht
neben weiteren Personen auch aus Mitgliedern und Besuchern des BBH, die sich in
Hannover kennen gelernt haben.
Der Lilienhof e.V. (lilien-hof.de) ist eine
soziale spendenbasierte Organisation, die
ihre Arbeit in Form von Kursen/Retreats
ausgestaltet. Hanna Woitzik erklärt: „Im
Lilienhof wird Freiheit und Frieden des
Hanna Woitzik in Aktion
majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
Ebene gebracht werden, um mehr Menschen einen Rückzugsort zu bieten. Der
Lilienhof e.V. gießt sich mit seiner Vereinsgründung nun in Form und ist aktiv auf der
Suche nach einem größeren Objekt außerhalb Hannovers in natürlicher Umgebung.
Die Lilie - ein passendes Zitat von Rudolf
Steiner: „Lilie bedeutet Merkur. Im Sinne
der theosophischen Weltanschauung ist
Merkur das Sinnbild der Weisheit, welcher der Mensch zustrebt, und Lilie jener
Bewusstseinszustand, in dem der Mensch
sich befindet, wenn er das Höchste erreicht,
sich selbst gefunden hat. Dieses zunächst in
Selbstheit strebende menschliche Prinzip
wird in der Alchimie als Leu dargestellt,
der frei geworden von der Selbstheit, von
Begierden und Leidenschaften, sich mit der
Lilie vereinen darf.“
Das Team des Lilienhofs bedankt sich
herzlich für dein achtsames Lesen, hofft
ein wenig Blütenstaub angereichert zu haben und freut sich jederzeit über eine Kontaktaufnahme!
Herbst-Treffen der Theravada-AG in Bruckmühl
von Michael Funk
Lilienhof: Ein Ort der Ruhe und des Friedens
gegenwärtigen Moments durch Achtsamkeit, Meditation, Qi Gong sowie durch
Erleben von Kreativität, Kommunikation
und Naturbezug erfahrbar.“ Der Lilienhof
begreift sich ähnlich wie ein Bienenstock,
der durch seine Besucher und Unterstützer
lebt und atmet: „Jeder Besucher beschenkt
uns reich mit seinem gesammelten
Blütenstaub. Wir möchten Impulse
bereitstellen, die Blütenstaub nicht nur
sammeln, sondern um ein vielfaches
anreichern, sodass unsere Besucher
diese Kostbarkeit zurück in den
Alltag tragen und in unserer
Gesellschaft weiterverteilen
können.“
Bisher finden die Kurse in einer größeren Gartenanlage mit kleinen Gartenhäuschen statt. Wie der Name Lilienhof jedoch
andeutet, soll das Wirken auf eine weitere
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Das Treffen vom 9.-11.10.2015 musste leider improvisiert und mit reduzierter Teilnehmerzahl in Bruckmühl durchgeführt
werden, da der ursprünglich zugesagte
Raum nicht mehr zur Verfügung stand.
Inhaltlich stand das Treffen unter dem Thema der Meditation über Gefühle, wobei
Raimar Koloska die Ausführungen vom
Frühjahrstreffen praxisnah erweiterte. Dafür stand der Samstag voll zur Verfügung.
Kurz zusammengefasst entstehen Gefühle
durch Sinneswahrnehmungsprozesse, die
je nach vorhandenem Bewusstsein heilsam, unheilsam oder neutral (wurzellos)
sein können. Die Gefühle sind wiederum
Anlass für karmische Reaktionen bzw.
erzeugen neues Karma. Positive Gefühle
können zu Stillung (heilsam), aber auch
Anhaften oder Gier (unheilsam) führen, je
nach den vorhandenen Wurzeln. Negative
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Gefühle sind immer mit Hass bzw. Aversion verbunden. Der Grad der Anhaftung
an Gefühle ist die entscheidende Weichenstellung für Leiden oder Nichtleiden. Bei
körperlichem Schmerz führt unweise Betrachtung zusätzlich zu geistigem Schmerz,
bei weiser Betrachtung hingegen nicht. Die
positiven reinen Gefühle sind hingegen
stets mit Weisheit und Freude verbunden.
Es gilt zu erkennen, dass Gefühle bedingt
entstehen und vergehen. Mehrfach haben
wir über unsere Gefühle meditiert, teilweise geführt.
Von den Berichten sind erwähnenswert:
Der Nachdruck des Dhammapada von Nyanatiloka ist zwischenzeitlich erschienen.
Der Visuddhimagga-Nachdruck wurde
gut angenommen. Das buddhistische Kartenspiel ist fertiggestellt worden. Aus dem
Theravada-Flyer wird ein Buchzeichen.
Die Theravada-Webseite wird schrittweise
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neu gestaltet.
Wir diskutierten auch die immer wieder berichteten Ausschreitungen von Buddhisten
gegen Andersgläubige (meist Moslems)
in Sri Lanka, Thailand, Myanmar. Erstens
sind die uns zur Verfügung stehenden Informationen unvollständig und widersprüchlich, zweitens stehen dahinter nicht
in jedem Fall Buddhisten, denn in Asien
zählt als Buddhist, wer mindestens ein buddhistisches Elternteil hat und es sollen auch
schon Killer in Mönchsroben eingekleidet
worden sein, drittens ist das Ganze sehr
vielschichtig und undurchsichtig, viertens
ist es ein Problem der jeweiligen Länder.
Wir verurteilen jegliche Gewalt, möchten
uns aber nicht in innere Angelegenheiten
einmischen und unterstützen den Dialog
zwischen den Volksgruppen.
Um dem Theravada auch in Zukunft ein
Gesicht zu geben, rufen wir junge Menschen auf, sich in die Arbeitsgemeinschaft
einzubringen und die altersbedingten Abgänge zu ersetzen. Wir wollen weiterhin
die Neuherausgabe wichtiger, aber vergriffener Bücher bzw. Übersetzungen und
Herausgabe neuer Bücher fördern. Zur
Aufwertung unserer Treffen werden wir
verstärkt Gastreferenten einladen und wir
möchten für eine bessere Vernetzung
der Theravada-Gruppen sorgen.
Das nächste Treffen wird
vom 1.-3.04.2016 in Hannover stattfinden.
Vortragsabend und Meditationstag mit Sr. Mudita
im Buddhistischen Bund in Hannover
Wahrnehmungen – besser nicht für wahr nehmen!
Wir sehen die Dinge durch den Filter unserer Erfahrungen und Erinnerungen. In der Lehre
des Buddhas finden wir Anweisungen, die uns zu einer wirklichkeitsgemäßen Sicht führen
können.
Meditation und Vortrag: Freitag, den 29.01.2016 von 19.00 bis 21.00 Uhr
Praxistag: Samstag, den 30.01.2016 von 10.00 – 16.00 Uhr
Konzentration und Kontemplation – mit gezielten Übungen den falschen Wahrnehmungen entgegenwirken. Wir werden uns auf der Grundlage der Girimananda Sutta dem
Thema widmen.
Hinweis: Die Pausen werden sehr knapp gehalten und es wird empfohlen für die Dauer
des Seminares in den Räumlichkeiten zu verweilen. Für die persönliche Versorgung bitte
eine Kleinigkeit zum Essen mitbringen. Teilnahme auf Spendenbasis. Bitte rechtzeitig
anmelden.
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Veranstaltungsort und Anmeldung: Buddhistischer Bund Hannover, Drostestrasse 8,
30161 Hannover, Email: [email protected]
Auch das noch...
Nachrichten aus den Religionen und ihrem Umfeld
In der Alltagskultur erleben wir den Vormarsch der Buddhas, als wäre das ganze Land still
konvertiert. Selbst in Koffergeschäften steht eine sitzende Figur mit Bauch und Glatze
Buddhismus in der deutschen Kultur
zwischen den Exponaten und stoppt jeden Rollkoffertest. Es fällt kaum noch jemandem
auf, aber es ist ganz stimmig: So verleiht man unserem egoistischen Wunsch nach ewiger
Gemütlichkeit einen Anschein von Transzendenz…
Aus DER SPIEGEL 26/2015
Mickrige Thailänder?
Besorgt stellen die Generäle der seit einem
Jahr in Thailand regierenden Militärjunta
fest, dass die thailändische Bevölkerung
nicht ihren Anforderungen entspricht. Sie
sei zu dumm und zu klein, wird beanstandet. Zackig und mit militärischer Klarheit
tragen die Generäle, die sich selber wohl zu
den Ausnahmen zählen, ihre Pläne zur Abhilfe vor: Binnen 10 Jahren soll die Durchschnittsgröße der Männer von 1,67m auf
1,75m wachsen, die der Frauen von 1,57m
auf 1,65m. Der durchschnittliche Inteligenzquotient, der heute angeblich bei 90
liegt, soll auf mindestens 100 steigen.
- Bleibt abzuwarten, ob auch den Buddhisten für das schnellere Erreichen der Erleuchtung Vorgaben gemacht werden.
AR (Quelle: HAZ)
Indisches Gericht erlaubt Jainas das Todesfasten
Das oberste Gericht in Indien hat Anhängern des Jainismus das rituelle Todesfasten
wieder gestattet. Die Richter entschieden
am Montag in Neu-Delhi, das Verbot aufzuheben. Anhänger der Jain-Religion hatten gegen das Verbot protestiert. Der vor
allem in Indien praktizierte Glauben sieht
„Santhara“, ein systematisches Hungern
bis zum Tode, vor. Indiens Gesetzgebung
verbietet jedoch Selbstmord. Das jahrhundertealte Ritual wird von Jainas praktiziert,
die nicht mehr leben wollen. Sie glauben,
dass sie mit dem Tod den Kreislauf der
Wiedergeburten durchbrechen können.
HAZ 01.09.15
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majjhimâ - patipadâ 1 - 2016
26.02.
Fr. 19 – 21 h
Offenes Sitzen in Stille und Gespräch
mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig – wie am 15.01.
28.02. So. 15 h
Info Nachmittag Buddhismus mit Bernd Weber wie am 31.01.
01.03.
Dienstag
19:30 h
Die Kraft der Liebe | Vortrag von Andrew Warr
Veranstalter: Buddhistische Gemeinschaft Chöling e.V. zusammen mit
Rigpa. Ort: Pagode Vien Giac, Karlsruher Str. 6, 30519 Hannover
Informationen: www.choeling.de; Teilnehmergebühr: 10 €
04.03. Di 19-21
Buddhismus kennenlernen - Chöling - Infoabend wie am 08.01.
05.03.
Sa. 10 – 17 h
Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen| Meditative Übungen in Stille und Bewegung mit Johannes – wie am 16.01.
11. - 13.03.
Fr 18h – So 17h
Wochenend-Sesshin mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig Anmeldung: Tel. 0511-864871 - Beitrag 80,- €
17.03.-20.03.
Do. 19 h –
So.12 h
Der edle achtfache Pfad als Leitlinie im Alltag
Meditationsseminar mit Bhante Dr. Seelawansa Maha Thera
Der Do.-Abend kann auch separat besucht werden. Veranstalter: Chöling
e.V. Ort: siehe 08.01.Teilnehmergebühr: € 60; Anm.: [email protected]
20.03. So.
10 – 12:30 h
Dhammapada Des Buddhas Weg zur Weisheit (III)
Studium und Praxis mit Hanna Woitzik wie am 24.01.- 3. Treffen
27.03.
Ostersonntag
10 – 16 h
Einführung in die Wildkräuter-, Gräser und Blätterlehre
Der Wert der Wildkräuter, Gräser, und Grünpflanzen für Menschen und
Tiere. Studienkurs mit Wolfgang Krohn aus Hamburg
28.03. Ostermontag 15 h
Info Nachmittag Buddhismus mit Bernd Weber wie am 31.01.
01. - 03.04.
Freitag 18 h
bis Sonntag
14 h
Halbjahrestreffen der Theravada-AG (DBU) | im Thai-KLoster Wat
Dhammavihara in 30453 Han-Ahlem, Ahlemer Turm 3 unter Leitung der
Ehrw. Agganyani | Informationen und Anmeldung bei Michael Schmidt,
Tel. 05722-81725 oder Email: [email protected]
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Allen Wesen Glück und Frieden im neuen Jahr!
Programm und Einladung - Fortsetzung von Seite 3
08.04.
Fr. 19 – 21 h
Offenes Sitzen in Stille und Gespräch
mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig – wie am 15.01.
09.04.
Sa. 10 – 17 h
Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen | Meditative Übungen in Stille und Bewegung mit Johannes – wie am 16.01.
15.04.
Fr. 19 – 21 h
Offenes Sitzen in Stille und Gespräch
mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig – wie am 15.01.
17.04.
So. 10 – 12:30 h
Dhammapada Des Buddhas Weg zur Weisheit (IV)
Studium und Praxis mit Hanna Woitzik wie am 24.01.- 4. Treffen
23.04. –
Sa. 15 h bis
28.04. –
Do. 14 h
Vipassana & Einsichtsdialog mit Renate Seifarth und Bikkhu
Sukhacitto im Lebensgarten Steyerberg. Ausführliche Beschreibung:
lebensgarten.de/seminarkalender | – Infos u Anmeldung: anmelden@
lebensgarten.de
24.04.
Sonntag
10 - 16 h
Buddhistische Meditation in Theorie und Praxis | Seminar mit Oliver
Petersen | Veranstalter: Chöling e.V. | Ort und Infos wie am 08.01. Teilnehmergebühr: € 20 | Anmeldung: [email protected]
25.04. So. 15 h
Info Nachmittag Buddhismus mit Bernd Weber wie am 31.01.
Das Zentrum ist in der Regel nur während der Veranstaltungen besetzt.
Außerdem: Sprechzeit jeden Freitag
von 17:00 - 18.30 Uhr.
Soweit nichts anders angegeben finden alle Veranstaltungen im Buddhistischen
Zentrum, Drostestr. 8, 30161 Hannover statt. Zur Kostendeckung wird um einen
Spendenbeitrag gebeten. Gäste sind willkommen. Außerdem wird dort auf andere
Veranstaltungen hingewiesen, die unser Interesse verdienen.
Haftungsausschluss: Der Verein übernimmt keine Haftung für eventuell auftretende
psychische und/oder physische Schädigungen, die bei der Teilnahme an den Veranstaltungen auftreten können.
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majjhimâ - patipadâ 1- 2016
Regelmäßige BBH-Veranstaltungstermine in der Drostestr. 8
Gesprächskreis Buddha-Lehre
jeden Dienstag 19.15 - ca. 22.00 Uhr
Offener Kreis, auch für Interessierte ohne Vorkenntnisse
Meditation (19.25 - 20.00 Uhr), anschließend, ab 20.00 Uhr: Lesung buddhistischerTexte; Gespräche und Diskussion zur buddhistischen Praxis; Buddhismus in der
Gegenwart.
Meditation und Yoga
jeden Donnerstag 19.45 - ca. 22.00 Uhr.
Hatha-Yoga nach Shivananda, entspannte Sammlung, Atemberuhigung, Haltung und
Stille des Yoga und der Meditation, Gehmeditation. Bitte bequeme Kleidung und
nach Bedarf eine Übungsmatte /-decke mitbringen - (Teilnahme auf Spendenbasis /
Dana). Neue Teilnehmer/innen sind jederzeit willkommen, jede/r übt in Eigenverantwortung. Info: Sabine Reinsberg, Tel. 0511 - 400 86 36
Vipassana Meditation
jeden Donnerstag 18.00 - 19:30 Uhr.
Sitzen in Stille, Atembetrachtung, Gehmeditation, Erfahrungsaustausch.
Anfängerlinnen sind willkommen, eine Einführung ist möglich.
In diesem Fall bitte vorher anmelden unter: 0511 - 348 07 76 (Franz).
www.vipassana-hannover.jimdo.com
Zen Dôjô Shôbôgendô
Spirituelle Leitung: Zen-Meisterin Dagmar Dôkô Waskönig,
Info: www.shobogendo.de
Zazen: Montag:
20.00 Uhr
Mittwoch:
20.00 Uhr Jeden 1. Mittwoch im Monat, 19.00 Uhr: Einführung für Neue
Freitag:
19.00 Uhr (unregelmäßig, nach Absprache)
Info-Nachmittag Buddhismus
jeden letzten Sonntag im Monat, um 15.00 Uhr
buddhistische Orientierungshilfe, Dialog und div. Videos
Anfragen unter Tel. (0511) 47 14 09 (Bernd Weber)
Ansprechpartner/lnnen:
Rother Baumert Tel. 0511 - 40 66 88 Email: [email protected]
Michael Schmidt Tel. 05722 - 8 17 25 Email: [email protected]
Rajah Wirasekara Tel. 05722 - 8 11 52 Email: [email protected]
Dagmar Doko
Waskönig (Zen) Tel. 0511 - 86 48 71 Email: [email protected]
York-Victor Reith
Tel. 0511 - 6002306 Email: [email protected]
Internet:
:
www.buddha-hannover.de
www.facebook.com/BuddhistischerBundHannover
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