Leseprobe - beck

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Anatomie für die Tiermedizin
Enke-Tiermedizin im MVS
von
Franz-Viktor Salomon, Hans Geyer, Uwe Gille
2., überarb. Aufl.
MVS Medizinverlage Stuttgart 2008
Verlag C.H. Beck im Internet:
www.beck.de
ISBN 978 3 8304 1075 1
Zu Inhaltsverzeichnis
schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG
684
11 Topographische Anatomie des Halses und der Körperhöhlen
11.1.2 Bauch- und Beckenhöhle der
Fleischfresser
Der Zugang zur Bauchhöhle wird beim Flfr. meist von
ventral in der Linea alba ausgeführt. Eine Orientierungshilfe ist dabei der Nabel. Operationen am weiblichen Geschlechtsapparat werden meist hinter dem Nabel vorgenommen. Wenn weiter kranial geöffnet werden muss, ist
der präumbilikale Fettkörper störend. Dieses, meist üppig ausgebildete Fettgewebe liegt im Gekröse der obliterierten Nabelvene, dem kaudalen Abschnitt des Lig. falciforme hepatis. Das die Sicht behindernde Fettgewebe kann
aber entfernt werden. Bei Eröffnung der Bauchhöhle hinter dem Nabel ist noch zu berücksichtigen, dass selbst die
mäßig gefüllte Harnblase unmittelbar unter dem Peritoneum liegt und bei starker Füllung bis zum Nabel reicht.
Damit die Harnblase nicht verletzt wird sollte sie vor einer
Operation entleert oder die Bauchhöhle sehr vorsichtig
eröffnet werden.
Das große Netz ( 11.1 u. 11.2) ist bei den Flfr. sehr üppig
ausgebildet. Es entspringt an der dorsalen Bauchwand kaudal der A. celiaca und zieht als Paries profundus kaudal bis
zum Beckeneingang. Hier geht es in den Paries superficialis über, der dann wieder kranial zieht, um an der großen
Kurvatur des Magens anzusetzen. Der linke Teil des großen
Netzes überzieht zuerst die Milz und geht dann anschließend als Milz-Magenband (Lig. gastrolienale) zur großen
Kurvatur des Magens. Das große Netz bedeckt den Darm
ventral, vor allem die Jejunumschlingen. Das große Netz
kann nach Eröffnung der Bauchhöhle ohne Zerreißungen
kranial gelagert werden, denn Ursprung und Ansatz des
großen Netzes liegen jeweils kranial (der Ursprung kraniodorsal, der Ansatz kranioventral).
11.5 Röntgenbild vom Bauchraum mit Wirbelsäule und kranialem Beckenbereich eines mittelgroßen Hundes;
linke Seitenlage, latero-lateraler Strahlengang (Bild: M. Flückiger, Zürich)
B10, B13: 10. und 13. Brustwirbel, L1, L4, 1 Foramina intervertebralia (weite
11–12 Magen:
L7: 1., 4. und 7. Lendenwirbel, L3’, L6’
Austrittsstellen der Spinalnerven)
11 sein Hohlraum
Dornfortsätze des 3. und 6. Lendenwirbels, 2 Gelenkfortsätze mit Schiebegelenken
12 seine Wand
D11/12, D1/2 Disci intervertebrales zwi3 Querfortsätze der Lendenwirbel
13 linke Niere
schen dem 11. und 12. Brustwirbel und
4 höchster Punkt der Crista iliaca
14–15 Leberschatten:
dem 1. und 2. Lendenwirbel (Beachte die
5 Darmbeinsäule
14 dorsale Teile
normalen regelmäßigen Abstände im Be6 Promontorium ossis sacri
15 ventrale Teile der Leber
reich aller hier sichtbaren Bandscheiben
7 Penis
16–17 Lunge:
besonders im Übergangsbereich der Brust- 8 Darmschlingen (die dunklen Stellen
16 Lobus caudalis
in die Lendenwirbelsäule, wo viele Bandsind Gasansammlungen)
17 seine kaudale Grenze
scheibenschäden vorkommen), R9, R11,
9 Colon descendens
R13: 9., 11. und 13. Rippenpaar
10 Extremitas ventralis der Milz
Salomon u.a., Anatomie für die Tiermedizin (ISBN 9783830410751) © 2008 Enke Verlag
11.1 Topographie des Halses und der Körperhöhlen von Hund und Katze
Die Leber ( 11.1, 11.2 u. 11.6) der Flfr. ist sehr stark gelappt, so dass sie sich gut dem Füllungszustand des Magens
anpassen kann. Der linke und der rechte Leberlappen sind
je zweigeteilt, rechts zieht ein großer Proc. caudatus zur
Niere. Links der Leberpforte befindet sich dorsal des kleinen Netzes ein gut ausgebildeter Proc. papillaris. Das dichte Lebergewebe gibt im Röntgenbild einen sehr deutlichen
Schatten. Da die Leber direkt dem Zwerchfell anliegt, zeigt
er auch den Verlauf des Zwerchfells ( 11.3–11.5). Für eine Leberbiopsie wird auf der linken Seite zwischen Proc.
xiphoideus und Rippenbogen eingestochen und die Nadel
in kraniodorsale Richtung vorgeschoben.
Der einhöhlige Magen ( 11.2) enthält nur Drüsenschleimhaut. Der große dorsal ragende Fundus und das
Corpus des Magens liegen vor allem links der Mittellinie
und können sich bei starker Füllung bis hinter den Rippenbogen ausdehnen. Das Antrum pyloricum und der Pylorus befinden sich in Normallage des Magens auf der rechten Seite.
Der Magen der Flfr. ist sehr locker befestigt, weshalb es zu
Magendrehungen kommen kann. Das große und kleine
Netz geben nur wenig Halt, so dass sich der Magen, meist
im Uhrzeigersinn, in Längsrichtung des Körpers um den
Esophagus drehen kann. Die Magendrehung kommt meist
bei großen Hunden vor, die nur einmal am Tag gefüttert
werden. Bei stark gefülltem Magen und oft begleitenden
Gärvorgängen steigt der gashaltige Fundus des Magens
nach dorsal und bewegt sich nach rechts, während der Pylorus links zu liegen kommt. Der stark geblähte Magen behindert den venösen Rückfluss aus dem Bauchbereich und
schränkt die Atmung ein, so dass durch Kreislauf- und
Atembeschwerden innerhalb kurzer Zeit eine lebensbedrohende Situation entsteht, die meist einen operativen
Eingriff notwendig macht.
Die rechts kaudodorsal ziehende Pars descendens duodeni ( 11.1 u. 11.6) ist am begleitenden rechten Schenkel
des Pankreas gut zu erkennen. Das Jejunum ( 11.1, 11.2
u. 11.6) befindet sich überwiegend in der ventralen Bauchregion und ist vom großen Netz bedeckt. Die Lnn. jejunales
liegen beim Flfr. nahe der Gekrösewurzel. Das Ileum (
11.6) wird am besten vom Cecum her aufgesucht. Seine
Länge kann an Hand der A. und V. ilei erkannt werden, da
die Plica ileocecalis oftmals kurz erscheint und schnell verstreicht.
Das beim Hd. korkenzieherförmige und bei der Ktz. kommaförmige Cecum ( 11.1, 11.6 u. 11.7) befindet sich beim
Situs, an dem noch nicht manipuliert wurde, im u-förmigen Bogen der Flexura caudalis des Duodenums rechts der
Medianebene. Falls bereits Organe verlagert wurden, ist
das Cecum besser von kaudal her aufzufinden, indem
man das Colon rückwärts verfolgt. Das Colon ascendens
( 11.6) ist beim Flfr. sehr kurz und zieht mit geraden Verlauf rechts der Medianen nach kranial. Dort geht es in das
ebenfalls kurze Colon transversum über ( 11.6). Das relativ lange Colon descendens ( 11.2, 11.6 u. 11.7) zieht
11.6 Bauchsitus einer Hündin nach Entfernung der ventralen Bauchwand und des großen Netzes und Verlagerung
von Milz und Jejunum nach links, Ansicht von ventral
1 Cartilago xiphoidea des
17 Cecum
Sternums
18 Colon ascendens
2 Rippenbogen
19 Colon transversum
3 Tendo symphysialis
20 Colon descendens
4 Pecten ossis pubis.
21 Extremitas ventralis der
5–9 Leber:
Milz
5 Lobus sinister lateralis 22–23 Pankreas:
6 Lobus sinister medialis
22 Corpus
7 Lobus quadratus
23 rechter Schenkel
8 Lobus dexter medialis 24–26 Uterus:
9 Lobus dexter lateralis
24 rechtes Horn
10 Magen (große Kurvatur mit
25 Corpus
Ansatzstelle des großen
26 linkes Horn
Netzes)
27 linkes Ovar (dorsal von
11–13 Duodenum:
Ileum und Cecum gelegen)
11 Pars descendens
28 Lig. teres uteri (Teil des
12 Flexura duodeni
kaudalen Keimdrüsencaudalis
bandes, zum Leistenspalt
13 Pars ascendens
ziehend)
14 Mesoduodenum
29 innerer Leistenring
15 Jejunum
30 Harnblase
16 Ileum
auf der linken Seite kaudal. Es wird am sichersten vom Beckeneingang her aufgesucht, wo es sich in das Rectum fortsetzt. Außerdem ist es an der Serosaduplikatur zur Pars ascendens duodeni, der Plica duodenocolica, zu erkennen.
Die Gefäße des Magen-Darm-Traktes verhalten sich
ähnlich wie bei anderen Tierarten. Die A. celiaca entspringt
aus der Aorta auf Höhe des letzten Brustwirbels. Die A. me-
Salomon u.a., Anatomie für die Tiermedizin (ISBN 9783830410751) © 2008 Enke Verlag
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