Tutorat zur Vorlesung „Neuroanatomie 1“ im HS 2010

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Tutorat zur Vorlesung „Neuroanatomie 1“ im HS 2010
Welche anatomischen Ebenen werden benutzt, um sich im Gehirn
zu orientieren?
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Sagittal-Ebene
Frontal-Ebene
Horizontal-Ebene
Beschreiben Sie wesentliche Adjektive, um sich in der SagittalEbene differenzierter zu orientieren.
lateral
medial
median
zur Seite hin gelegen
zur Mitte hin gelegen
genau in der Mittellinie gelegen. Von den Sagittalebenen ist
nur die Medianebene eindeutig definiert. Sie läuft durch die
Mittellinie des Körpers und teilt ihn in zwei Hälften.
paraneben
paramedian
(unmittelbar) neben der Mittellinie gelegen
Beschreiben Sie wesentliche Adjektive, um sich in der FrontalEbene differenzierter zu orientieren (beim Menschen in der
aufrechten Position)
anterior
ventral
rostral
präposterior
dorsal
vorne
bauchwärts
schnabelwärts
vor
hinten
kopfwärts
Beschreiben Sie wesentliche Adjektive, um sich in der HorizontalEbene differenzierter zu orientieren (beim Menschen in der
aufrechten Position)
cranial
superior
supra
inferior
caudal
infra
subhypobasal
kopfwärts
oben
über, oberhalb von
unten
hinterhauptwärts
unter, unterhalb von
unter
unter
nach unten, zur Hirnbasis hin gelegen
Was bedeutet ventral und dorsal (beim Menschen)?
Bei diesen Begriffen muss man unterscheiden, ob sie bezüglich des
Körpers oder bezüglich des Gehirns angewendet werden!
Ventral:
Wendet man den Begriff „ventral“ auf die Körperachse an,
bedeutet er bauchwärts. Ventral kann demnach bezüglich des
Körpers mit dem Begriff „anterior“ (vorne) gleichgesetzt
werden. Wendet man den Begriff „ventral“ hingegen auf das
Gehirn an, bedeutet er „nach unten“. Ventral kann demnach
bezüglich des Gehirns mit dem Begriff „inferior“ (unten)
gleichgesetzt werden.
Dorsal:
Wendet man den Begriff „dorsal“ auf die Körperachse an,
bedeutet er rückwärts. Dorsal kann demnach bezüglich des
Körpers mit dem Begriff „posterior“ (hinten) gleichgesetzt
werden.
Wendet man den Begriff „dorsal“ hingegen auf das Gehirn an,
bedeutet er „nach oben“. Dorsal kann demnach mit dem
Begriff „superior“ (oben) gleichgesetzt werden.
Was bedeutet superior und inferior?
Superior:
Inferior:
oben
unten
In welcher Beziehung stehen ventral/dorsal und inferior/superior
für die räumlichen Lagebezeichnungen im Gehirn?
Wie bereits oben beschrieben, bedeuten die Begriffe ventral und inferior
sowie dorsal und superior, wenn diese auf das Gehirn angewendet
werden, dasselbe. Ventral bzw. inferior bedeutet hierbei „unten“,
wohingegen dorsal bzw. superior „oben“ bedeutet.
Was bedeuten die Begriffe „afferent“ und „efferent“?
Afferent:
Efferent:
Als afferent bezeichnet man Informationen, die zum
Nervensystem geleitet werden. Afferenzen sind demnach
Informationen, die zur zentralnervösen Verarbeitung geleitet
werden.
Als efferent bezeichnet man Informationen, die vom
Nervensystem zur Peripherie geleitet werden. Efferenzen sind
demnach Informationen, die von der Zentrale zur Peripherie
geleitet werden.
Vereinfacht kann man die folgende Einteilung vornehmen:
Afferent („ankommen“) = von den Organen zum ZNS → sensorisch
Efferent („weggehen“) = vom ZNS zu den Organen → motorisch
Allgemeine Einteilung des Nervensystems
Gliedern Sie das Nervensystem. Benutzen Sie hierzu die
„allgemeinen Einteilungsprinzipien“. Bedenken, dass es zwei
Einteilungsprinzipien gibt. Geben Sie beide an.
Das Nervensystem lässt sich anatomisch (traditionelle Einteilung)
und/oder funktionell (neue Einteilung) auf verschiedene Weise unterteilen:
A. Funktionelle Einteilung: Das Nervensystem wird in das craniale (Gehirn
und Hirnnerven), das spinale (Rückenmark und periphere Nerven) und das
interne (sympathisches und parasympathisches Nervensystem) eingeteilt.
B. Anatomische Einteilung: Das Nervensystem wird in das zentrale
(Rückenmark und Gehirn) und das periphere (autonomes und somatisches
Nervensystem) Nervensystem eingeteilt. Das autonome Nervensystem
lässt sich weiter in das sympathische und parasympathische
Nervensystem einteilen. Der Begriff „internes Nervensystem“ (vgl. A)
bedeutet dasselbe wie „autonomes Nervensystem“ (vgl. B). Des Weiteren
bedeuten die Begriffe „periphere Nerven“ (vgl. A) dasselbe wie das
„somatische Nervensystem“ (vgl. B).
Einteilung des Gehirns
Teilen Sie das Gehirn ein (ohne Hirnnerven, periphere Nerven).
Das gesamte Gehirn wird als Encephalon bezeichnet und setzt sich aus
dem Prosencephalon und dem Truncus cerebri (Hirnstamm) zusammen.
Encephalon = Gehirn
Prosencephalon = Vorderhirn
Telencephalon = Endhirn
Diencephalon = Zwischenhirn
Truncus cerebri = Hirnstamm
Mesencephalon = Mittelhirn
Rhombencephalon = Rautenhirn
Metencephalon
Pons = Brücke
Cerebellum = Kleinhirn
Myelencephalon = Nachhirn, Medulla oblongata
An welchen Orten im Gehirn eines Bollogs befinden sich die Ideen?
Und an welchem Ort die Gedanken? Wodurch unterscheidet sich
das Gehirn eines Bollogs von einem menschlichen Gehirn?
Der Bollog gilt als die grösste Daseinsform in Zamonien. Gelegentlich
kommt es vor, dass ein Bollog seinen Kopf verliert und diesen dann nicht
wiederfindet. Das Gehirn in einem abgelegten Bollogkopf stirbt aber nicht
ab, sondern bleibt aktiv. Im Großhirn darf man den Sitz von Bewußtsein,
Gedächtnis und Willen vermuten, wie bei den meisten anderen Gehirnen
auch. Ferner logieren dort auch die Angst, der Humor, der Hunger und je
nach charakterlicher Veranlagung entweder die Bescheidenheit oder der
Größenwahn. Das Kleinhirn eines abgelegten Bolloggkopfes ist eigentlich
uninteressant, weil sich in ihm lediglich der Tastsinn und die Koordination
des Muskeltonus befinden, die geordnete Körperbewegungen möglich
machen, die aber, da der abgelegte Kopf über keinen Körper mehr
verfügt, nunmehr völlig überflüssig sind. Das Gehirn eines Bollogs wird
von zahllosen umher irrenden Ideen (rechte Hemisphäre) und Gedanken
(linke Hemisphäre) bevölkert. Da der Wechsel von einer Hirnhälfte in die
andere beim Bolloggehirn aber sehr aufwändig ist, treffen Ideen und
Gedanken selten aufeinander. Vom menschlichen Gehirn unterscheidet
sich das Bolloggehirn mehrere anatomische Besonderheiten, u.a. der
Traumorgel oder den See des Vergessens. Dieser See (rechte
Hemisphäre) ist ein, einem kochenden Teersee nicht unähnlicher Tümpel
aus flüssiger Vergeßlichkeit. Wer oder was in ihn hineinfällt, stirbt den Tod
durch Vergessen, was eine besonders radikale Form des Dahinscheidens
ist, denn es bleibt nichts übrig, nicht einmal eine Erinnerung. Flüssige
Vergeßlichkeit besteht zu gleichen Teilen aus hochkonzentrierter Salzsäure
und Bollogg-Galle, in der Millionen von gefräßigen
Vergänglichkeitsbakterien leben. Die Chancen, ein Bad im See des
Vergessens zu überleben, sind ähnlich niedrig wie bei einem unbekleideten
Sprung in einen tätigen Vulkan.
Welche Hirnteile gehören zum Prosencephalon?
1. Telencephalon (besteht aus den beiden Hirnhälften und dem Balken)
2. Diencephalon (Zwischenhirn)
Welche Hirnteile gehören zum Truncus cerebri?
1. Mesencephalon (Mittelhirn)
2. Rhombencephalon (Rautenhirn)
Welche Hirnteile gehören zum Rhombencephalon?
1. Metencephalon
2. Myelencephalon (Medulla oblangata)
Welche Hirnteile gehören zum Metencephalon?
1. Pons (Brücke)
2. Cerebellum (Kleinhirn)
Beschreiben Sie relative Lage des Thalamus in Relation zu den sie
umgebenden Hirnstrukturen.
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Der Thalamus liegt als paarige Struktur im Zentrum des
Zwischenhirns und begrenzt von beiden Seiten den dritten Ventrikel.
Basal zum Thalamus liegt der Hypothalamus.
Inferior zum Thalamus liegt der Ncl. subthalamicus.
Superior zum Thalamus liegen die Seitenventrikel.
Posterior zum Thalamus liegt die Epiphyse.
Lateral zum Thalamus liegt der Globus pallidus.
Wo liegt die Vierhügelplatte?
Im dorsalen Teil des Mesencephalons (Mittelhirn). Sie wird durch vier
kleine „Hügelchen“ gebildet (Colliculi superior und Colliculi inferior).
Was ist das Tectum?
Das Dach des Mesencephalons = die Vierhügeplatte
Was ist das Tegmentum?
Der anteriore Teil des Mesencephalons, durch den vorwiegend aus dem
Gehirn absteigende Bahnen (z.B. das periaquäduktale Höhlengrau)
verlaufen.
Woraus besteht das Mesencephalon?
Aus Faserstängen und Kerngebieten (z.B. substantia nigra und nucleus
ruber).
Beschreiben Sie die ungefähre Lage der Substantia nigra in
Relation zu den sie umgebenden Hirnstrukturen.
Die Substantia nigra gehört zum Mesencephalon und liegt inferior zum
Ncl. Subthalamicus, anterior zur Vierhügelplatte und superior zur Pons.
Wo liegt die retikuläre Formation (Formatio reticularis =
aufsteigendes retikulärs System = ARAS)?
Sie erstreckt sich als Zellanhäufung um den Hirnstammkanal von der
Medulla oblongata bis hinaus zum Mesencephalon.
Mit welchen psychischen Funktionen wird das ARAS in Verbindung
gebracht?
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Alertness
Unspezifische Aktivierung
Erwachen
Wo liegt das Kleinhirn (Cerebellum)?
Es bedeckt die Rautengrube und liegt posterior hinter der Pons.
Welche wichtigen Funktionen werden mit dem Kleinhirn in
Verbindung gebracht?
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Kontrolle von Bewegungen
Feinjustierung beim motorischen Lernen
Kontrolle automatischer Prozesse
Was sind Hirnhäute?
Hirnhäute = drei Schichten aus schützendem Gewebe, welche das Gehirn
und das Rückenmark einhüllen. Werden auch Meningen genannt. Die
Hirnhäute bestehen nicht aus Nerven- sondern aus Bindegewebe.
Welche Hirnhäute gibt es?
Von aussen nach innen unterscheidet man:
1. Dura mater (harte Hirnhaut)
2. Arachnoidea (Spinnwebenhaut)
3. Pia mater (weiche Hirnhaut)
Beschreiben Sie das Ventrikelsystem? Z.B. wie viele Ventrikel gibt
es und wo ungefähr liegen diese?
Ventrikel = Ein Hohlraum im Gehirn, der Cerebrospinalflüssigkeit (CSF)
enthält.
Die vier Ventrikel (vergleiche Tabelle) stehen miteinander in Verbindung
und bilden ein hintereinander geschaltetes Liquorbildungs- und –
transportsystem. Die Seitenventrikel sind über das Foramina
interventricularia Monroi mit dem dritten Ventrikel verbunden. Über den
dünnen Aquaeductus cerebri ist der dritte mit dem vierten Ventrikel
verbunden. Anschliessend fliesst der grösste Teil des CSF vom vierten
Ventrikel in den Subarachnoidalraum.
Lateinischer
Name
Ventriculi
laterales
Ventriculus
tertius
Aquaeductus
cerebri
Ventriculus
quartus
Deutsche Bezeichnung
Ungefähre Lage
zwei Seitenventrikel: 1. und 2.
Seitenventrikel
dritter Ventrikel
Telencephalon
Aquädukt
Mesencephalon
vierter Seitenventrikel
Rhombencephalo
n (Rautenhirn)
Diencephalon
Was versteht man unter grauer und weisser Substanz?
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Graue Substanz: jene Areale des Nervensystems, die aus
Zellkörpern und Kapillaren bestehen → führt zur grauen Erscheinung.
•
Weisse Substanz: jene Areale des Nervensystems, die aus Bündeln
myelinisierter Axone bestehen. (myelinisierte Axone =
Nervenfasern, die eine Fettummantelung besitzen).
Mit welcher Färbemethode kann man die graue Substanz gut
sichtbar machen?
Nissl-Färbung
Was ist das Corpus callosum und auf welchem Hirnschnitt kann
man es besonders gut erkennen?
Das Corpus callosum, auch Balken genannt, besteht aus ungefähr 200
Millionen Nervenfasern, welche die Neurone der beiden Hemisphären
miteinander verbinden. Allerdings ist zu beachten, dass ca. nur 2% aller
kortikalen Neurone über das Corpus callosum miteinander verbunden sind.
Das Corpus callosum ist auf einem Mittsagittal-Schnitt (auch MedianSchnitt genannt) als weisse sichelmondförmige Struktur im Inneren des
Gehirns zu erkennen.
Welche wichtigen Hirnarterien sind in dieser Vorlesung
beschrieben worden?
1. Arteria cerebri anterior
2. Arteria cerebri media
3. Arteria cerebri posterior
Welche Hirngebiete werden durch die Arteria cerebri anterior
versorgt?
Die Arteria cerebri anterior versorgt im Wesentlichen die Medialseite des
Frontal- und Parietallappens und den oberen Teil der Lateralseite des
Frontal- und Parietallappens.
Welche Hirngebiete werden durch die Arteria cerebri media
versorgt?
Die Arteria cerebri media versorgt unter anderem die lateralen Teile des
Temporal-, Parietal- und Frontallappens. Durchblutungsstörungen der A.
cerebri media sind häufig und verursachen halbseitige kontralaterale
Lähmungen, Sensibilitätsstörungen und gegebenenfalls
Sprachstörungen (da durch diese Arterie auch das Broca- und
Wernickeareal der linken Hemisphäre versorgt werden).
Welche Hirngebiete werden durch die Arteria cerebri posterior
versorgt?
Die Arteria cerebri posterior versorgt den primären und sekundären
visuellen Kortex, den basalen Temporallappen und Teile des Zwischenund Mittelhirns.
Was ist ein Sinus?
Mit dem Begriff Sinus bezeichnet man die großen venösen Blutleiter des
Gehirns (lat. Sinus durae matris). Im medizinischen Sprachgebrauch
werden diese Blutleiter auch als Sinusvenen bezeichnet. Sie liegen
innerhalb der harten Hirnhaut (Dura mater) und sind deshalb starr und
wenig flexibel. Sie sammeln das Blut aus den Venen der Dura, der übrigen
Hirnhäute, des Schädelknochens, der Augen und des Gehirns. Der
wichtigiste Sinus ist der Sinus sagittalis superior, der unter dem
Schädeldach entlang der so genannten Hirnsichel (Falx cerebri, häutiges
Septum zwischen den Hemisphären) verläuft. Der Sinus sagittalis inferior
verläuft dazu parallel etwas tiefer. Der Sinus rectus verbindet beide. Die
paarigen Sinus transversus leitet das Blut weiter zur hinteren
Schädelbasis, wo sie in die tiefen Halsvenen münden. Der Sinus
cavernosus, ein schwammartiges Netz, liegt vorne unten auf dem Keilbein.
Vorsicht: Hier besteht durchaus Gefahr zum Übertritt von Entzündungen in
das Gehirn.
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