Die drei Säulen der Demenzvorbeugung Ein hohes Lebensalter gilt als Hauptrisikofaktor für eine Demenz. Doch wäre es falsch anzunehmen, dass eine Demenz normaler Bestandteil des Alterungsprozesses sei. Eine Demenzerkrankung ist selbst bei erblicher Vorbelastung kein unausweichliches Schicksal: Das zeigen Untersuchungen mit eineiigen Zwillingen, die einen völlig verschiedenen Verlauf der Erkrankung aufwiesen. Da eineiige Zwillinge die gleichen Erbanlagen haben, darf man annehmen, dass die Umwelt einen Einfluss auf die Krankheit ausüben kann 2. Zwar gibt es noch keinen sicheren Schutz vor einer Erkrankung, doch helfen verschiedene einfache Strategien, die geistige Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter zu erhalten. Entscheidend ist, dass die sogenannten «Schutzfaktoren» die «Risikofaktoren» überwiegen. Zu den Risikofaktoren gehören beispielsweise erhöhter Blutdruck oder Diabetes. Die Schutzfaktoren lassen sich in drei Säulen einteilen: geistige Aktivität, Ernährung und Bewegung. Neue Impulse sind wichtig Kreative Tätigkeiten wie Musizieren fordern und fördern das Gehirn Unser Gehirn ist geradezu gierig nach neuen und interessanten Informationen. Es filtert die wichtigsten Impulse heraus, analysiert sie und sucht aktiv weiter nach geistiger Nahrung. Geistige Aktivität ist also enorm wichtig für ein gesundes Gehirn. Es ist nie zu spät, etwas für seine geistige Fitness zu tun: Auch wenn man erst im späten Alter mit einem geistig aktiveren Lebensstil beginnt, wird das Gehirn besser geschützt. Dabei sind die Tätigkeiten besonders nützlich, die das Gehirn fordern und bei denen man «mitdenken» muss: Nicht nur Lesen oder Schach, sondern auch kreative Tätigkeiten wie Kochen, Nähen, Musizieren oder Gartenarbeit halten das Gehirn auf Trab. Sehr wichtig sind auch Treffen mit Freunden und das Pflegen sozialer Netzwerke. Passive Aktivitäten wie etwa Fernsehen bewirken aber eher den Abbau von geistiger Leistungsfähigkeit. Speisen wie die Römer Auch eine gesunde Ernährung wirkt sich positiv auf unser Gehirn aus. Empfohlen wird die so genannte «Mittelmeerkost». Dazu gehören viel Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse, kalt gepresstes Olivenöl, zwei bis dreimal pro Woche Fisch, Vollkornprodukte, fettarme Milchprodukte und wenig Fleisch. So erhält der Körper ausreichende Mengen ungesättigter Fettsäuren sowie A-, E- und B-Vitamine und Folsäure. Diese wirken dem Alterungsprozess im Gehirn entgegen. Exzessives Rauchen und übermässiger Alkoholkonsum dagegen schädigen das Gehirn. Sehr wichtig ist auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, denn im Alter besteht der Körper aus weniger Wasser und das Durstgefühl nimmt ab. Ein bisschen Bewegung bitte! Es ist bekannt, dass Bewegung die Gesundheit und das Wohlbefinden steigert und sich so indirekt auch positiv auf das Gehirn auswirkt. Aber sie kann auch eine direkte Schutzwirkung gegen geistigen Abbau im Alter entfalten! Vor allem die so genannten aeroben Aktivitäten dienen dem Erhalt der geistigen Fitness, also Aktivitäten im Ausdauerbereich, die eine Person weder über- noch unterfordern. Wichtig ist, dass die Tätigkeiten Freude bereiten und regelmässig ausgeführt werden, seien es nun ausgedehnte Spaziergänge, Nordic Walking oder Bowling. Norbert Herschkowitz (2007): Das Gehirn. Die wichtigsten Antworten. Verlag: Herder 2 Bild: Fotolia.de 3 das Gehirn 3 / 2011