Supraleitung und Phasenübergänge Betreuer: Stephan Knöner Tel.:069-798-47238 Raum _0.317 (AG Lang) [email protected] Zur Durchführung des Versuches sollten jene Sachen gekonnt werden, welche unter „Zur Vorbereitung“ stehen. Die Auswertung muss innerhalb von 4 Wochen nach Versuchsdurchführung (am besten in elektronischer Form) bei mir abgegeben werden. Die endgültige (evtl. korrigierte Fassung) muss dann zwei mal in gedruckter Form zur Unterschrift vorgelegt werden (eine pro Student). Bitte geben Sie Ihre Namen und Emailadressen auf der Titelseite des Protokolls an. Zur Vorbereitung: 1. Phänomenologie der Supraleitung: a) Perfekte Leitfähigkeit b) Perfekter Diamagnetismus (Meißner-Ochsenfeld Effekt) 2. Supraleitung als thermodynamische Gleichgewichtsphase 3. Supraleiter 1. und 2. Art; B-T Phasendiagramme, Magnetisierungskurven 4. London-Theorie der Supraleitung 5. Ginzburg-Landau-Theorie der Supraleitung 6. Mikroskopische Beschreibung; BCS-Theorie a) Charakteristika der supraleitenden Ladungsträger b) Wechselwirkung, die zur Supraleitung führt c) Anregungsspektrum des Supraleiters, Energielücke 7. Technische Aspekte a) Funktionsweise eines Lock-In- Verstärkers b) Eigenschaften von flüssigem Stickstoff und 4He, Erzeugung tiefer Temperaturen c) Temperaturmessung mittels Widerstandsthermometer d) Vierpol-Messung des Widerstandes Durchführung 1. Bestimmen Sie die Schwebehöhe eines Permanentmagneten über einer supraleitenden Scheibe der Verbing YBa2Cu3O7 (Hochtemperatursupraleiter) auf zweierlei Weise: a) Legen Sie den Magneten auf den Supraleiter und bevor Sie diesen durch Abkühlen in die supraleitende Phase bringen. b) Bringen Sie den Magneten von oben in die Nähe der bereits supraleitenden Scheibe und messen sie jeweils die Schwebehöhe mit einem Millimeterpapier. 2. Messen Sie den resistiven supraleitenden Übergang eines Indiumfilms sowohl im Abkühlen als auch im Aufwärmen. Zum Protokoll 0. Beim Theorieteil des Protokolls kann man sich an den Themen, die unter dem Punkt „zur Vorbereitung“ stehen, orientieren. 0b. Beschreiben Sie die Aufbauten zu Teil 1 und 2 1. Diskutieren Sie die im Versuchsteil 1 ermittelten Schwebehöhen. Falls diese verschieden sind: Wieso ist das so? Welche Eigenschaft der Hochtemperatursupraleiter ist hier wichtig? Was resultiert außerdem aus dieser Eigenschaft? 2. Zeichnen Sie das B-T-Phasendiagramm des Indiumfilms und vergleichen Sie den Verlauf Bc(T) mit dem zu erwartenden Verlauf. Bestimmen Sie außerdem Bc(0) und vergleichen Sie mit dem Literaturwert. Thermometrie Neben der Erzeugung tiefer Temperaturen ist deren Messung ein entscheidendes Problem. Die aktuell gültige Messvorschrift im Bereich oberhalb von 0,65 K ist in der „Internationel Temperaturskala“ von 1990 (IST-90) festgelegt. In der Thermometrie unterscheidet man zwischen primären und sekundären Thermometern. Bei primären Thermometern ist die Theorie der Temperaturabhängigkeit einer experimentell zugänglichen Größe so gut bekannt, dass sie ohne Kalibrierung verwendet werden können. Der Dampfdruck von 4He und die IST-90 Fixpunkte sind hierfür gute Beispiele. Sekundäre Thermometer zeigen zwar eine signifikante und reproduzierbare Temperaturabhängigkeit einer Messgröße, müssen aber an primären geeicht werden. Sie haben den Vorteil großer Temperaturbereiche und einfacher Handhabung. In diesem Versuch wird ein sekundäres Thermometer verwendet, bei denen der elektrische Widerstand als Messgröße benutzt wird. Wie sieht der Widerstandsverlauf in Abhängigkeit der Temperatur von Metallen und Halbleitern aus? Welches Material würde man für tiefe Temperaturen bevorzugen? Versuch Der Versuch Supraleitung und Phasenübergänge besteht aus 2 Teilen 1. Einführung Hier soll die Levitation eines Permanentmagneten über einer supraleitenden Scheibe (YBCO) untersucht werden. Dabei wird der Schwebezustand des Magneten durch 2 verschiedene Arten hervorgerufen, einmal durch den Meißner-Ochsenfeld-Effekt, einmal durch Induktion. Es sollen die Unterschiede zwischen den beiden Arten herausgearbeitet werden. Durchführung Legen Sie einen Permanentmagneten auf die Bronzeabdeckung (d=0.25mm) des Supraleiters (Durchmesser=4cm, d=4mm). Kühlen Sie nun die Anordnung duch Einfüllen von flüssigen Stickstoff in die Stahlwanne auf 77 K an. Wegen des massiven Kupferteils dauert die Abkühlung eine Weile. Der Kupferträger dient der Kühlung durch Wärmeleitung und ist zur effektiveren Kühlung durchbohrt. Man beobachtet ein heftiges Leidenfrost-Phänomen, wenn der Stickstoff das Kupfer benetzt. Sobald der Supraleiter seinen supraleitenden Zustand erreicht hat, kann man den Meißner-Ochsenfeld-Effekt beobachten. Messen Sie die Schwebehöhe mit dem Millimeterpapier. Entfernen Sie anschließend den Magneten und führen Sie ihn „von Unendlich kommend“ wieder an den Supraleiter heran. Nun schwebt der Magnet durch Induktion. Messen Sie erneut die Schwebehöhe. Untersuchen Sie die Stabilität des Schwebezustandes. Auswertung Diskutieren Sie für beide Prozessführungen die ermittelten Schwebehöhen. Wieso sind diese verschieden? Lässt dich der Magnet bewegen oder drehen? Was lernt man daraus über den supraleitenden Zustand? Abb. 1: Aufbau zu Versuchsteil 1 2. Einführung In diesem Versuchsteil wird die Sprungtemperatur eines Indiumdünnfilms (Tc=3,5 K) durch die Änderung seines elektrischen Widerstandes in Abhängigkeit eines äußeren magnetischen Feldes gemessen. Wir verwenden eine Dünnflimprobe, da diese einen wesentlich höheren und dadurch leichter zu messenden Widerstand aufweist. Das Magnetfeld wird von einem Helmholtzspulenpaar (R=15mm, Windungszahl N=750), welches von einem konstanten Strom durchflossen wird, erzeugt: Die Temperaturbestimmung erfolgt mit einer 4-Punkt-DC-Messung mit einem sogenannten Cernoxthermometer. Welche Temperaturcharakteristik besitzt dieses Thermometer? Hierbei wird am Thermometer ein konstanter Messstrom (10µA) angelegt, die an den Kontakten abfallenden Spannung wird mit einem Digitalvoltmeter ausgelesen. Die Bestimmung des Probenwiderstandes erfolgt ebenfalls in einer 4-Punkt Geometrie. Die Temperaturen werden von 4,2 K bis etwa 2 K in einem 4He- Badkryostaten variiert. Zum Erreichen des Bereiches unterhalb der Siedetemperatur von Helium wird Heliumgas über der Flüssigkeit abgepumpt und somit das System durch Entzug von Verdampfungsenthalpie zusätzlich gekühlt. Abb. 2: Aufbau zu Teil 2 Befüllen Sie die Anordnung mit flüssigem Stickstoff. Messen Sie den resistiven supraleitenden Übergang der Indium-Probe sowohl im Abkühlen als auch in Aufwärmen. Bei diesem Versuch wird die am Thermometer abfallenden Spannung und der Lock-In-Verstärker von einem PC ausgelesen. Der Thermometerwiderstand wird mit Hilfe einer im PC gespeicherten Eichkurve in einen Temperaturwert umgerechnet. Die Kurve Widerstand gegen Temperatur wird direkt am PC angezeigt. Auswertung Berechnen Sie für alle beim Helmholtzspulenpaar verwendeten Ströme das Magnetfeld. Bestimmen Sie für alle untersuchten Magnetfelder die supraleitende Sprungtemperatur bei halber Sprunghöhe. Konstruiren Sie daraus das B-TPhasendiagramm von Indium. Vergleichen Sie den Verlauf mit der näherungsweisen Gleichung: Bestimmen Sie über einen Fit den Wert des kritischen Magnetfeldes bei 0 K (Literaturwert 30mT). Sind die gemessenen Werte realistisch? Literatur zur Vorbereitung: Lehrbuch zur Supraleitung (leicht verständlich): W. Buckel, Supraleitung, 5. Auflage, VCH oder Supraleitung, 6. Auflage, Wiley-VCH W. Buckel, R. Kleiner, Allgemeine Lehrbücher zur Festkörperphysik (mit Kapiteln zur Supraleitung, die allerdings für sich nicht unbedingt ausreichend sind, sich auf den Versuch vorzubereiten): Hunklinger, Festkörperphysik, Oldenbourg Ibach/Lüth, Festkörperphysik, Springer Kittel, Festkörperphysik, Oldenbourg (auch auf Englisch) Ashcroft/Mermin, Solid State Physics, verschiedene Verlage