2. Tumortherapie Tumortherapie Konventionelle anti-Tumor Therapien FOLIE 1 Ganzkörpertherapien: Chemotherapie, Radiotherapie Lokale Therapien: Chirurgie, Chemotherapie, Radiotherapie, lokale Hitzetherapie Moderne Wege FOLIE 2 Wenn man die Informationen nur aus den Medien sammelt, beruhigt man sich, dass endlich das sichere Gegenmittel von Krebs entdeckt wurde. Das Problem ist, dass jede Monat solche Nachrichten auftauchen, und so versteht man nicht, warum die weitere Forschung noch nötig, wenn das Rezept einmal schon erhältlich ist. Die Lage ist, dass viele Forscher ihre Ergebnisse so verkaufen möchten, als die endliche Lösung des Problems, und die Medien kaufen das. Wir sind aber noch sehr weit davon, alle Arten von Krebs heilen zu können. Die Verwendung der konventionellen Therapien, Chirurgie, Chemotherapie und Radiotherapie sind in den meisten Fällen uneffektiv. Deshalb geht die Aufmerksamkeit während den letzten Jahren in die Richtung der alternativen Lösungen. Die Mehrheit der unterschiedlichen anti-Tumor Therapien sind auf Viren basiert. Viren werden entweder als Vektoren des Gentransfers, oder als onkolytische (tumorzerstörende) Agenten verwendet. Die Evolution hat die Viren auf die Aufgabe vervollkommt, die Wirtszelle effizient infizieren zu können und abhängig von der Strategie es zu zerstören oder in der Zelle zu stecken. Die Forscher nutzen diese Strategien aus, und die Systeme werden meisstens mit genetischen Veränderungen vervollkommt. 1. Gentherapie der Tumoren FOLIE 2 1a. Stillen der Protoonkogene (silencing) Die früher verwendete Technik basierte auf die Einführung von antisense RNAs. Das zu hohe Expression produzierende Protoonkogen wurde mit der Einführung von komplementärer RNA gemildert. Heute versucht man die Aktivität der Protoonkogene lieber mit der Verwendung von der mehr effizienten RNA-Interferenz zu vermindern. Um das zu verwirklichen, führen wir mit Virusvektoren solche DNA in die Tumorzellen ein, die doppelsträngige RNA kodiert, derer Sequenz komplementär mit dem stillzulegenden Gen ist. 1b. Einführung von proapoptotischen Genen Die Einführung des normalen p53 Gens in die Tumorzellen, die ein fehlerhaftes p53 Gen enthalten, kann dabei helfen, dass die Zelle den apoptotischen Weg (Selbstzerstörung) wählt. 1c. Selbstmordtherapie Basiert auf die Einführung des tk (Thymidin-Kinase) Gens aus Herpes simplex Virus in die Tumorzellen. Das Thymidin-Kinase-Protein umwandelt das zugegebene Acyclovir (Antiherpetikum) zu einem toxischen Produkt, welches den Zellzyklus abstellt. 1d. Einführung von immunmodulatorischen genen Wenn wir immunstimulierende Gene (Interleukine, Tumornekrosefaktoren) in die Tumorzellen einführen, diese helfen die Erkennung und Zerstörung der transformierten Zellen durch das Immunsystem. 1e. Einführung von Angiogenese-hemmenden Genen Wenn die Tumoren die Grösse einer Erbse erreichen, sie brauchen eine selbstständige Blutversorgung. In den Tumoren treten solche Mutationen auf, welche die Mikrokapillaren herbeiziehen. Wir kennen viele solche Faktoren, die die Blutgefässbildung (Angiogenese) hemmen. Die Einführung von den Genen solcher Faktoren mit Virusvektoren in die Tumorzellen hemmt die Bildung der Blutgefässe, und dadurch die Nahrungsversorgung des Tumors. Die neuen Ergebnisse der Krebsforschung weisen darauf hin, dass anstatt von individuellen Genen, die Aktivität von kompletten Signalwegen modifiziert werden sollte, um eine effektive Tumortherapie verwirklichen zu können. Extraanforderung Boldogkői Zsolt© 1 2. Tumortherapie 2. Onkolytische Virotherapie FOLIE 3 Die meissten Zellen der Körper sind in der G0-Phase oder in einem postmitotischen Zustand (deshalb kann man zB. Chemotherapie verwenden). Wenn wir die Gene, die für die Synthese der DNA-Bausteine (dNTPs) nötig sind, aus einem Virus (zB. Herpesvirus) herausschlagen, dann kann sich der Virus nicht vermehren, da diese Gene in den nicht-teilenden Zellen nicht vorhanden sind. In den Tumorzellen steht aber alles zur Verfügung, deshalb haben solche Viren eine selektive tumorzerstörende Fähigkeit. 3. Immuntherapie FOLIE 4-6 3a. Rekombinante Antikörpertherapie Die Abkürzung HER2 steht für „Human Epidermal Growth Factor Receptor“ vom Typ 2. Der HER2-Rezeptor ist ein Protein, das auf den Zellen vieler menschlicher Organe vorkommt. Normalerweise befinden sich zwei dieser Rezeptoren auf der Zellmembran einer Brustzelle. Bei etwa 20-30% aller Frauen mit Brustkrebs ist der HER2-Rezeptor auf den Brustkrebszellen jedoch überexprimiert. D.h. auf der Zelloberfläche befinden sich etwa 10 bis 100 mal so viele dieser Rezeptoren. Durch das Andocken von Wachstumsfaktor-Molekülen an den HER2Rezeptor wird ein Signal, das die Zellteilung auslöst, an den Zellkern gesendet. Bei einer Überexprimierung der Rezeptoren wird dieses Signal folglich zu häufig übertragen und es kommt zu einer beschleunigten Tumorzellteilung. HER2-Antikörper binden anstelle der Wachstumsfaktormoleküle an den HER2-Rezeptor. Dadurch wird die Übertragung von Wachstumssignalen vom HER2-Rezeptor an den Zellkern gehemmt. Der effektivste dieser Antikörper ist der Anti-HER2-Antikörper. Er bindet selektiv an den HER2-Rezeptor und ummantelt die Krebszelle. Dies hemmt nicht nur die Zellteilung, sondern kann sogar zum Absterben der Krebszelle führen. Dieser IgG-Antikörper wird in der Maus produziert, in dieser Form kann es aber nicht verwendet werden, weil die IgG-Moleküle von dem Immunsystem als fremde Proteine erkannt und zerstört werden. Die Lösung war die Herstellung von einem „humanisierten“ Antikörper, so dass die Teile des Mausantikörpers, die HER2 erkennen, in ein menschliches IgG-Molekül eingebaut wurden. Das Ergebnis war Herceptin (produziert von der Firma Genentech). Dieser rekombinante Antikörper wird von dem Immunsystem des Patienten nicht angegriffen und bleibt im Blutkreislauf etwa einen Monat lang. Herceptin scheint besonders wirksam zu sein, wenn es in Kombination mit Chemotherapie verwendet wird. Wie Herceptin zur Tumorregression führt, ist noch nicht völlig geklärt. 3b. Andere Antikörpertherapien Antikörper können mit Toxinen gekoppelt, oder mit Radioisotopen markiert werden, welche die Tumorzellen selektiv töten können. Eine andere Technik ist die Herstellung von einem bispezifischen Antikörper mit der Fusion von Hybridomen. Der so hergestellte Antikörper erkennt die Tumorzelle mit dem einen Arm und eine T-Zelle mit dem anderen Arm. 3c. Krebsvakzinen repräsentieren eine Art der immuntherapischen Verfahren. Krebsvakzinen werden für therapeutische Zwecke gegen Tumoren oder Tumor-verursachende Viren eingesetzt. Diese Technik ist heute noch in der experimentellen (also prä-klinischen) Phase. Es gibt zwei Arten von Krebsvakzinen: (1) prophylaktische (vorbeugende) Vakzinen, mit denen gesunde Menschen behandelt werden (der Virus ist anwesend, hat aber noch kein Krebs ausgelöst), um die Entwicklung der Krankheit zu verhindern. Diese Therapie ist meisstens auf Krebs-verursachende Viren (zB. HPV) gerichtet. (2) Mit therapeutischen Vakzinen werden Krebskranke behandelt. Bei der Herstellung der Vakzinen werden für die Immunisierung Krebszellen, in den Krebszellen exprimierte Moleküle, oder Krebs-verursachende Viren verwendet. Die herkömmlichen prophylaktischen Vakzinen verteidigen gesunde Menschen vor der Infektion, die therapeutischen Vakzinen dagegen verteidigen Krebskranke, derer Immunsystem von der vorigen Behandlungen abgeschwächt wurde. Extraanforderung Boldogkői Zsolt© 2 2. Tumortherapie 4. Pharmakotherapie FOLIE 7 Gleevec: Die Firma Novartis hat Bibliotheken von chemischen Stoffen für kleine Moleküle durchgesucht, welche Proteinkinasen hemmen können. Ein Molekül wurde gefunden, welches mehrere Kinasen schwach hemmen konnte. Man hat versucht, mit der Addition von unterschiedlichen chemischen Gruppen diese Aktivität zu verstärkern. Ein entwickeltes Molekül, Gleevec hemmte BCRALB bei niedrigen Konzentrationen und verhinderte in vitro das Wachstum von Tumorzellen. Interessanterweise hat Gleevec wenig Effekt an andere Kinasen. Die Ursache dafür ist folgendes: zwar die meissten Kinasen weisen eine sehr ähnliche Struktur in ihrem aktiven Zustand auf, die Strukturen des inaktiven Zustands sind viel mehr variabel. Gleevec bindet spezifisch die inaktive Form von BRCABL und hält es in ihrem inaktiven Zustand fest. EGFR-hemmende Stoffe: das ErbBI Gen (gehört zur EGFR Familie – epidermaler Wachstumsfaktorrezeptor), ist in 30% der Brustkrebskranken amplifiziert (ist in mehreren Kopien anwesend). Die Überexpression des ErbBI Gens in transgenischen Mäusen führt zum Brustkrebs, was zeigt, dass dieses Gen ein Ursachefaktor der Krebsentstehung ist. Mehrere Drogen mit niedrigem Molekülgewicht hemmen die Tyrosin-Kinase Aktivität von EGFR. Andere Antitumordrogen werden zB. für die Hemmung der Angiogenese verwendet. Es wurde entdeckt, dass Aspirin das Risiko von Dickdarmadenom und Brustkrebs vermindert; der im Hintergrund stehender Mechanismus ist aber heute nocht nicht verstanden. Der moderne Weg der Pharmakotherapie ist die Auslenkung von der Chemotherapie in die Richtung der Chemoprevention. 3 Extraanforderung Boldogkői Zsolt©