Universität Regensburg, Institut für Theoretische Physik Prof. Dr. G. Bali, Dr. P. Bruns, S. Predin, Dr. W. Söldner SS 2014 Theoretische Physik II (Quantenmechanik I) KLAUSUR • Zeit: 14.00 – 16.00 Uhr. • Erlaubte Hilfsmittel: Stifte, unbeschriebene Blätter, 2 Blätter einer Größe bis zu DIN A4 (auch doppelseitig), beschrieben mit eigenen Notizen. • Fangen Sie für jede Aufgabe ein jeweils neues Blatt an, da die Klausur nach Aufgaben getrennt korrigiert wird. • Schreiben Sie auf jedes Blatt, das Sie abgeben wollen, Ihren Namen und die jeweils behandelte Aufgabe. • Schreiben Sie zumindest auf das erste Blatt zusätzlich Ihre Matrikelnummer und geben Sie, falls die FlexNow-Anmeldung nicht geklappt hat, Semester und Studiengang an. • Schreiben Sie bitte deutlich. Der Lösungsweg muss klar erkennbar sein. • Beachten Sie, dass es insgesamt 7 Aufgaben gibt, die sich auf zwei Aufgabenblätter verteilen. • Nehmen Sie sich Zeit, alle Aufgaben durchzulesen, bevor Sie eine Entscheidung zur Bearbeitungsreihenfolge treffen. • Die jeweils erreichbaren Punkte (von 65+3) sind in eckigen Klammern angegeben. • Dreivektoren r = ~r sind in den Aufgaben durch Fettschreibung gekennzeichnet. 1. Aufwärmfragen [8] a) Warum bezeichnet man die klassische Mechanik als deterministisch? [1] b) Was muss man von einem mechanischen System wissen, um dessen Zustand (im Prinzip) für beliebige Zeiten berechnen zu können? [2] c) Was besagt die Heisenberg-Unschärferelation über Erwartungswerte zweier Operatoren A und B? Was bedeutet dies für die gleichzeitige Messung eines Ortes r und Impulses p? (Beachten Sie, dass r 6= r = |r| und p 6= p.) [3] d) Was folgt aus der Unschärferelation bei zeitlich sukzessiver Messung zuerst von r und dann von p? Was kann in diesem Fall passieren? [2] 1 2. Stromdichte [7] a) Was hat die Kontinuitätsgleichung ∂ ρ(r, t) + ∇ · j(r, t) = 0 , ∂t wobei ρ(r, t) = |ψ(r, t)|2 , j(r, t) = ~ [ψ ∗ (r, t)∇ψ(r, t) − ψ(r, t)∇ψ ∗ (r, t)] , 2mi mit der Erhaltung von Wahrscheinlichkeiten zu tun? Was ist ρ(r, t)? [3] b) Ein Teilchen in einer Dimension habe die Wellenfunktion ψ(x, t) = N ei(kx−ωt) , cosh(αx) wobei N eine geeignet gewählte Normierungskonstante ist. Welches Ergebnis erwarten Sie für die Wahrscheinlichkeitsstromdichte? Berechnen Sie diese und vergleichen Sie das Ergebnis mit Ihrer Erwartung. [4] 3. Wasserstofferwartungswerte [10] Das Wasserstoffpotenzial und die Grundzustandswellenfunktion lauten: α~c N 2 r V (r) = − , ψ100 (r) = hr|100i = √ exp − , r aB 4π a3/2 B wobei aB = ~/(αmc) den Bohr-Radius bezeichnet. a) Berechnen Sie die Normierung N sowie h100|p2 |100i. Hinweis: Z ∞ dt tx−1 e−t , Γ(n + 1) = n! für n ∈ N0 . Γ(x) = [3] 0 b) Es ist En = hn`m|H|n`mi = −α~c/(2n2 aB ). Was sagt das Virialtheorem aus über hn`m|r−1 |n`mi? [2] c) Wie lautet hn`m|p2 |n`mi für beliebige Zustände |n`mi? Hinweis: Dies hat etwas mit b) zu tun. [2] d) Da es sich um stationäre Zustände handelt, ist hn`m|p|n`mi = 0. In Aufgabe 36e) hatten wir gezeigt, dass aB p 2 2 n (n + 2) − `2 (` + 1)2 . ∆r = 2 Desweiteren wissen wir, dass p2 = p2r + L2 /r2 und [pr , r] = −i~. Was ist [L2 , r]? Wie lautet die Unschärferelation zwischen ∆p und ∆r? Rechnen Sie nach, ob diese erfüllt ist. [3] 2 4. Oszillator mit Wand [5] Bestimmen Sie die Eigenfunktionen und Energieeigenwerte für ein Teilchen im eindimensionalen Potenzial 1 2 2 , x≤0 2 mω x . V (x) = ∞ , x>0 Hinweis: Für V keine Wand (x) = 21 mω 2 x2 lauten die Eigenfunktionen r mω 1/4 exp − mω x2 mω keine Wand 2~ √ Hn ψn (x) = x , ~π ~ 2n n! wobei Hn (t) die Hermite-Polynome sind. Für gerade n beinhalten diese nur gerade Potenzen von t, für ungerade n nur ungerade Potenzen. Wie lauten die zugehörigen Eigenwerte? Was hat dies mit dem zu lösenden Problem zu tun? 5. Wasserstoffatom: Quantenzahlen [10] Wir betrachten die folgende (nicht-stationäre) Wellenfunktion: i 1 h φ(r) = √ 2ψ100 (r) + iψ43−2 (r) − 2eiπ/4 ψ320 (r) . 9 Wir haben dabei die Notation ψn`m (r) = hr|n`mi für die Eigenzustände des HamiltonOperators des Wasserstoffproblems benutzt. n ist die Hauptquantenzahl, ` die Nebenquantenzahl und m die magnetische Quantenzahl. Wir bezeichnen die Grundzustandsenergie als E1 = mc2 α2 /2. a) Berechnen Sie für den Zustand |φi den Erwartungswert der Energie hHiφ . [2] b) Berechnen Sie den Erwartungswert des Drehimpulsquadrates hL2 iφ . [2] c) Berechnen Sie den Erwartungswert der Drehimpulskomponente hLz iφ . [2] d) Berechnen Sie den Erwartungswert des Paritätsoperators P. [2] e) Weshalb sind obige Erwartungswerte zeitlich konstant? Geben Sie ein Beispiel an eines Operators, dessen Erwartungswert sich zeitlich verändern wird. [2] 3 6. Zweiniveausystem [15] Die Zeitentwicklung eines Systems mit Zuständen |ψi ∈ H = C2 werde bestimmt durch den Hamiltonoperator: 2 −i H= ~ω . i 2 0 |ψ(t = 0)i = . Das System befinde sich zur Zeit t = 0 im Zustand: i a) Bestimmen Sie die Eigenwerte E1 und E2 sowie die (normierten) Eigenzustände |1i und |2i dieses Systems. [3] b) Geben Sie die Zeitentwicklung des Zustandes |ψ(t)i an. [3] c) Wie groß sind die Wahrscheinlichkeiten pn (t), das System bei einer Energiemessung zur Zeit t1 ≥ 0 im Eigenzustand |ni anzutreffen (n ∈ {1, 2})? [2] d) Wie groß sind Erwartungswert hEiψ und Variation ∆ψ E der Energie? [2] e) Berechnen Sie den Erwartungswert von ~ Sz = 2 1 0 0 −1 . Ist dieser zeitlich konstant? [3] f) Wir nehmen an, dass der zur Zeit t1 gemessene Energieeigenwert E1 war. Mit welcher Wahrscheinlichkeit werden wir bei einer zweiten Energiemessung zur Zeit t2 > t1 das System im Zustand |2i vorfinden? [2] 7. Störungstheorie: Kristallfeldoperator [10+3] Der Hamilton-Operator H 0 = AL2z + B L2x + L2y beschreibt ein elektrisches Feld in einem Kristall. a) Wie lauten die Eigenwerte und Eigenfunktionen von H 0 ? [3] b) Wir addieren nun einen Störterm: H = H 0 + λH 0 , wobei H 0 = Lx . Berechnen Sie die Energieeigenwerte in erster Ordnung Störungstheorie. [2] p 1 Hinweis: Lx = 2 (L+ + L− ), L± Y`m = `(` + 1) − m(m ± 1) ~Y`m±1 . c) Berechnen Sie nun die Energien in zweiter Ordnung Störungstheorie. [3] d) In dem isotropen Spezialfall A = B können wir die Koordinatenachsen beliebig drehen/benennen. Zum Beispiel kann man dann H 0 = Lz wählen und das Problem exakt lösen. Wie lauten die Energieeigenwerte in diesem Spezialfall? [2] e) Das Ergebnis aus d) scheint dem aus b) zu widersprechen. Was ist für den in d) behandelten Spezialfall zu beachten? Können sie das exakte Ergebnis auch störungstheoretisch mit H 0 = Lx reproduzieren? [+3] 4