zurück 44 arznei-telegramm® 2014; Jg. 45, Nr. 4 4330 Postvertriebsstück nen geprüft oder ersatzweise Werte der Einzelsubstanzen herangezogen wurden. Weder vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) noch von Anbietern haben wir für die Kombinationspräparate bis Redaktionsschluss konkrete Daten zu den tatsächlichen Plasmaspiegeln von Phenylephrin erhalten. Das BfArM sieht auf der Basis der vorhandenen Postmarketing-Daten keine Hinweise auf sicherheitsrelevante Aspekte und keinen Anlass für „unmittelbare regulatorische Konsequenzen”.2 Der wahrscheinliche Mangel an Daten zur Pharmakokinetik der zugelassenen Fixkombinationen irritiert allerdings, –Red. 1 2 Leberschäden unter Pregabalin (LYRICA): Eine 55Jährige nimmt nach einem Herpes zoster wegen Schmerzen Pregabalin (LYRICA) sowie gelegentlich Ibuprofen (IBUPROFEN ABZ u.a.) ein. Darunter kommt es zu Leistungsabfall, geringem Gewichtsverlust, bräunlichem Urin und Ikterus. Im Krankenhaus werden erhöhte Werte für Gesamtbilirubin auf über das Zweifache, für GOT auf das Neunfache sowie für GPT auf über das Zwanzigfache der oberen Normwertgrenze festgestellt. Die Sonographie des Abdomens ist unauffällig, Hinweise auf infektiöse oder autoimmune Genese der Hepatitis finden sich ebenfalls nicht. Nach Absetzen von Pregabalin gehen die Transaminasen zurück. Am ehesten wird von einer medikamentös-toxischen Genese ausgegangen (NETZWERKBericht 16.580). Neben Pregabalin kommt auch Ibuprofen als Auslöser infrage.1 Die europäische Arzneimittelbehörde EMA überblickt in Verbindung mit Pregabalin mindestens 31 Verdachtsberichte über Hepatitis sowie wenigstens 17 über Leberversagen.2 Auch in der Literatur finden sich mehrere Berichte über Leberschäden unter dem Mittel.3-5 In der Fachinformation von Pregabalin sind sie bislang nicht als Störwirkung gelistet.6 3 4 5 6 AbZ-Pharma: Fachinformtion IBUPROFEN ABZ 200 Tbl., Stand Dez. 2013 Europäische Datenbank gemeldeter Verdachtsfälle von Arzneimittelnebenwirkungen zu Pregabalin, Stand Febr. 2014; http://www.a-turl.de/?k=eiml EINARSDOTTIR, S., BJÖRNSSON, E.: Eur. J. Gastroenterol. Hepatol. 2008; 20: 1049 DOĞAN, S. et al.: Eur. J. Gastroenterol. Hepatol. 2011; 23: 628 SENDRA, J.M. et al.: Ann. Pharmacother. 2011; 45: e32 (3 Seiten) Pfizer : Fachinformation LYRICA, Stand Jan. 2014 Ibuprofen: BRUFEN (A, CH) russtenosen mithilfe dokumentierter Pylorotomien oder entsprechender Diagnosecodes während der ersten 120 Lebenstage der Neugeborenen. Insgesamt treten im Untersuchungszeitraum 880 Pylorusstenosen auf (0,9 Erkankungen/1.000 Geburten). Erhalten die Neugeborenen in den ersten 13 Lebenstagen ein Makrolidantibiotikum, haben sie ein fast 30fach größeres Risiko einer hypertrophen Pylorusstenose (adjustierte Rate Ratio [RR] 29,8; 95% Konfidenzintervall [CI] 16,4-54,1). Für Neugeborene jenseits des 13. Lebenstages, die mit einem Makrolid behandelt werden, wird ebenfalls eine erhöhte Gefährdung errechnet, allerdings von geringerem Ausmaß (RR 3,24; 95% CI 1,2-8,7). Auch bei Verordnung eines Makrolidantibiotikums an die Mutter während der ersten 13 Tage nach der Geburt wird ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für den Säugling errechnet (Tag 0 bis 13: RR 3,49; 95% CI 1,96,3), das wahrscheinlich auf die Exposition über die Muttermilch zurückzuführen ist. Für die Einnahme von Makroliden in der Spätschwangerschaft ergibt sich eine nichtsignifikante Risikoerhöhung (ab 28. SSW: RR 1,77; 95% CI 0,95-3,30).2 Als Schädigungsmechanismus wird die prokinetische Wirkung von Makroliden auf glatte Muskelzellen im MagenDarm-Trakt diskutiert, die die Motilität des Magens und Kontraktionen des Pylorus fördern soll und so die Hypertrophie der Pylorusmuskulatur auslösen könnte.2 Die hypertrophe Pylorusstenose ist auch in der dänischen Untersuchung hauptsächlich mit der Einnahme von Erythromycin assoziiert, bei Behandlung der Neugeborenen selbst sogar ausschließlich. Ein Klasseneffekt für Makrolide lässt sich dennoch nicht ausschließen.2 Säuglinge im frühen Lebensalter und ihre Mütter sollten Erythromycin und möglicherweise auch andere Makrolide nur erhalten, wenn keine Behandlungsalternativen verwendet werden können,2 –Red. 1 2 3 Nebenwirkungen MAKROLIDE: RISIKOFAKTOR FÜR HYPERTROPHE PYLORUSSTENOSE Die infantile hypertrophe Pylorusstenose ist eine Erkrankung des frühen Säuglingsalters. Zunehmend schwallartiges Erbrechen führt schnell zu einer ernsten Gesundheitsgefährdung und erfordert in der Regel eine chirurgische Intervention.1 Die Gründe für die Muskelhypertrophie des Pylorus sind weitgehend unklar. Genetische und Umweltfaktoren (Flaschennahrung) scheinen eine Rolle zu spielen, insbesondere erstgeborene Jungen sind betroffen.2 Aber auch das Makrolidantibiotikum Erythromycin (INFECTOMYCIN u.a.) steht schon lange im Verdacht, das Risiko einer Pylorusstenose bei Säuglingen zu erhöhen (a-t 2000; 31: 24).3 Eine dänische Kohortenstudie2 hat diesen Zusammenhang nun bestätigt: Auf Basis des dänischen Nationalregisters werden die Daten von fast einer Million Neugeborener zwischen 1996 und 2011 retrospektiv ausgewertet. Geprüft wird die Exposition gegenüber Makrolidantibiotika anhand der Verordnungen an Mutter oder Kind mit Beginn der Schwangerschaft bis 120 Tage nach Geburt sowie das Auftreten von Pylo- Warenzeichen in Österreich und Schweiz (Beispiele) Erythromycin: ERYTHROCIN (A, CH) ATKINSON, H.C. et al.: N. Engl. J. Med. 2014; 370: 1171-2 BfArM: Schreiben vom 7. Apr. 2014 Netzwerk aktuell 1 2 Entgelt bezahlt A.T.I. Arzneimittelinformation GmbH, Bergstr. 38 A, Wasserturm, D-12169 Berlin de LAFFOLIE, J. et al.: Pediatrics 2012; 129: e901-6 LUND, M. et al.: BMJ 2014; 348: g1908 (10 Seiten) Infectopharm: Fachinformation INFECTOMYCIN, Stand Juni 2012 arznei-telegramm® (Institut für Arzneimittelinformation), Bergstr. 38 A, Wasserturm, D-12169 Berlin, Telefax: (0 30) 79 49 02 20, E-Mail: [email protected] und [email protected] Im Internet: http://www.arznei-telegramm.de Herausgeber: A.T.I. Arzneimittelinformation Berlin GmbH, HRB 24207B Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Redaktion: W. BECKER-BRÜSER, Arzt und Apotheker (verantw.), U. BUCHHEISTER, Ärztin, J. HALBEKATH, Ärztin, Dr. med. A. JUCHE, Prof. Dr. med. M. M. KOCHEN, Dr. med. A. von MAXEN, Prof. Dr. med. I. MÜHLHAUSER, Dr. med. M. POHLMANN, Prof. Dr. med. K. QUIRING, S. SCHENK, Ärztin, R. SIEWCZYNSKI, Arzt, Dr. med. H. WILLE, Dr. rer. physiol. B. WIRTH Erklärung zu potenziellen Interessenkonflikten siehe Impressum im Internet. 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