Hohe psychische und somatische Komorbidität

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PHARMA
GENERALISIERTE ANGSTSTÖRUNG
Hohe psychische und somatische
Komorbidität
Pregabalin, ein Antiepileptikum der neueren Generation, verhindert nicht nur
epileptische Anfälle, es lindert auch neuropathische Schmerzen und wirkt anxiolytisch.
ie Prävalenz der generalisierten Angststörung (GAD) ist
nach epidemiologischen Untersuchungen hoch. Trotzdem wird die
Erkrankung relativ selten diagnostiziert, therapeutische Möglichkeiten
somit oft nicht ausgeschöpft. Das
klinische Erscheinungsbild der GAD
beinhaltet alles beherrschende Befürchtungen und Sorgen, die mit
ständiger Anspannung und allgemeiner Übererregbarkeit einhergehen.
Die Patienten stellten sich in der
Praxis aber meist mit ganz anderen
Problemen vor, sagte Prof. Dr. med.
Peter Zwanzger (Münster). Vorrangig klagten GAD-Patienten über körperliche Beschwerden, Schmerzen,
Schlafstörungen und Depressionen.
Die Prävalenz nehme mit dem Alter
deutlich zu, und die Lebensqualität
und Arbeitsfähigkeit könnten stark
beeinträchtigt sein.
Erschwert wird die Diagnose der
GAD durch die hohe Rate an Komorbiditäten. So leidet ein Großteil
der Patienten an weiteren psychischen Erkrankungen wie andere
Angststörungen (58 Prozent), affektive Störungen (72 Prozent),
Major Depression (61 Prozent) oder
Substanzmissbrauch/Abhängigkeit
(34 Prozent). Darüber hinaus findet
man aber auch eine deutlich erhöhte
Rate an somatischer Komorbidität.
Dies betrifft unter anderem gastrointestinale und kardiale Störungen
sowie Migräne. Diabetiker, COPDPatienten und Menschen mit chronischen Schmerzen haben ein deutlich
erhöhtes Risiko, an einer GAD zu
erkranken. Vor allem bei älteren
Patienten stelle die Multimorbidität
häufig eine Herausforderung dar,
meinte Zwanzger.
Welchen Stellenwert hat Pregabalin (Lyrica®, Firma Pfizer) bei der
D
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 108 | Heft 17 | 29. April 2011
Behandlung der GAD? In randomisierten Studien war Pregabalin in
Tagesdosen von 300 bis 600 mg einem Placebo deutlich überlegen,
während die ebenfalls zugelassene
Tagesdosis von 150 mg nur mäßig
erfolgreich war. In Vergleichsstudien schnitt das Antikonvulsivum
ebenso gut ab wie Venlafaxin und
Alprazolam.
Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Borwin Bandelow (Göttingen) stellte in
Berlin eine nichtinterventionelle Beobachtungsstudie (Common Practice
Generalized Anxiety Lyrica Management = CALM) mit 578 Patienten vor, die über vier Wochen mit
Pregabalin behandelt wurden. Fast
alle Patienten waren bereits vorbehandelt – überwiegend mit Opipramol, Benzodiazepinen oder Serotonin-Wiederaufnahmehemmern.
Unter Pregabalin gaben 90,4 Prozent der Patienten zumindest eine
geringfügige, 56,6 Prozent eine starke bis sehr starke Besserung der
Angst an. Auch zusätzliche bestehende Schlafstörungen und Schmerzen wurden positiv beeinflusst.
Die Therapie war im Allgemeinen gut verträglich und wurde nur in
1,2 Prozent der Fälle wegen unerwünschter Wirkungen abgebrochen.
Nach Bandelows Erfahrung lassen
sich anfangs auftretende Probleme
wie Sedierung und Schwindel meist
durch eine langsame Aufdosierung
vermeiden. Bei eingeschränkter
Nierenfunktion muss allerdings die
Dosis reduziert werden.
■
Maria Weiß
Symposium „GAD-Therapie im Spannungsfeld
psychischer und somatischer Komorbiditäten“ in
Berlin, unterstützt von Pfizer
KURZ INFORMIERT
Behandlung von ADHS bei Erwachsenen – Medikinet® adult der Firma
Medice ist als erstes Arzneimittel mit
dem Wirkstoff Methylphenidat zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/
Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Erwachsenen zugelassen. Methylphenidat
ist der medikamentöse Goldstandard in
der Behandlung von ADHS bei Kindern
und Jugendlichen. Medikinet adult ist
nunmehr zur Therapie einer seit Kindesalter fortbestehenden ADHS ab einem
Alter von 18 Jahren indiziert, wenn sich
andere therapeutische Maßnahmen allein als unzureichend erwiesen haben.
Lang wirksames Exenatide nur noch
einmal pro Woche injizieren – Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat
den lang wirksamen GLP-1-Rezeptoragonisten Exenatide (Bydureon®, Lilly)
als erstes Antidiabetikum zur einmal
wöchentlichen Injektion zugelassen.
Bisher ist Exenatide als Byetta® zur
zweimal täglichen Applikation auf dem
Markt. Die Intervallverlängerung wurde
möglich, indem der Wirkstoff in Microspheres eingeschlossen wurde. Die Zulassung erfolgte zur Behandlung des
Diabetes mellitus Typ 2 in Kombination
mit Metformin und/oder einem Sulfonylharnstoff beziehungsweise Metformin
und/oder einem Glitazon. GLP-1-Rezeptoragonisten aktivieren den Glukagonlike-Peptide-1-Rezeptor, stimulieren die
Insulinsekretion in der Bauchspeicheldrüse und unterdrücken die Glukagonsekretion nach den Mahlzeiten.
EB
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