Lösungsskizzen zu Übungsblatt 2 02. November 2016 Algebra Wintersemester 2016-17 Prof. Andreas Rosenschon, PhD Anand Sawant, PhD Diese Lösungen erheben nicht den Anspruch darauf vollständig zu sein. Insbesondere stellen sie keine Musterlösung dar, auf die ein Korrektor volle Punktezahl geben würde. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an den Assistenten. Aufgabe 1 (Endliche Integritätsbereiche). Sei R ein endlicher Integritätsbereich. Zeigen Sie, dass R ein Körper ist. Lösungsskizze. Wir müssen zeigen, dass jedes a 6= 0 aus R ein multiplikatives Inverses besitzt. Betrachten wir dazu die Abbildung Multiplikation mit a: πa : R → R, r 7→ ra Diese Abbildung ist injektiv, denn für r, r0 ∈ R mit πa (r) = πa (r0 ) gilt ra = r0 a gdw. ra − r0 a = 0 gdw. (r − r0 )a = 0. Da R ein Integritätsbereich und a 6= 0 ist, kann die letzte Gleichung nur für r − r0 = 0, also r = r0 erfüllt sein. Injektive Abbildungen auf endlichen, gleich großen Mengen sind aber auch surjektiv. Insbesondere gibt es ein b ∈ R mit πa (b) = 1 = ba, also ein multiplikatives Inverses von a. Aufgabe 2 (Ein Unterring von R). Finden Sie den kleinsten Unterring von R, der Q und ein Körper ist. √ 2 enthält. Zeigen Sie, dass dieser Lösungsskizze. √ Wir benötigen einen Ring R ⊆ R mit den Eigenschaften Q ⊆ R und 2 ∈ R. Damit √ √ 2 müssen auch alle (Q-)Vielfachen von 2 in R liegen; außerdem gilt 2 ∈ Q. Betrachen wir als Kandidaten für R also die Menge √ √ Q( 2) = {a + b 2 | a, b ∈ Q} ⊆ R. √ Die Verknüpfungen + und · werden von R auf Q( 2) eingeschränkt. Wir überprüfen nun, dass dies ein Unterring von R ist. Beispielsweise folgt die Abgeschlossenheit bzgl. · für a, b, c, d ∈ Q aus √ √ √ √ (a + b 2) · (c + d 2) = ac + 2bd + (ad + bc) 2 ∈ Q( 2), die Abgeschlossenheit√bzgl. +√erhält man vollkommen analog. Das Neutralelement √ √ √ √ für die Addition ist 0 + 0 2 ∈ Q( 2) und für a + b 2 ∈ Q( 2) ist −a − b 2 ∈ Q( 2) das √ additive Inverse. Offensichtlich ist Q( 2) auch ein Monoid bzgl. ·. 1 2 √ Wir zeigen noch, dass Q( 2) der kleinste solche Unterring von R ist. Dazu betrachten wir die Menge aller Unterringe von R mit den gewünschten Eigenschaften. Bilden wir den Schnitt über alle diese Ringe, erhalten wir wieder einen Ring U (nachprüfen!). Damit ist klar, dass es zum √ einen nur einen kleinsten solchen Teilring √ geben kann und dass zum anderen U ⊆ Q( 2) gelten muss. Da aber Q ⊆ U und 2 ∈ U und U ein Ring, √ also 2∈U abgeschlossen bzgl. Multiplikation und Addition ist, muss für a, b ∈ Q auch a + b √ gelten. Insbesondere folgt Q( 2) ⊆ U und damit Gleichheit. Aufgabe 3 (Quaternionen). Betrachten Sie die komplexen 2 × 2 Matrizen 1 0 i 0 0 1 E= , I= , J= , 0 1 0 −i −1 0 K= 0 i i 0 . Zeigen Sie, dass die Menge H = {aE + bI + cJ + dK : a, b, c, d ∈ R} mit der üblichen Matrixaddition und -multiplikation ein Schiefkörper, aber kein Körper ist. Lösungsskizze. Wir fassen die Menge H als vierdimensionalen Vektorraum über R mit Basis E, I, J, K auf (man sieht schnell ein, dass E, I, J, K R-linear unabhängig sind). Somit ist (H, +) eine abelsche Gruppe. Die Abgeschlossenheit bzgl. Multiplikation erhält man durch paarweises Multiplizieren der Basismatrizen und die bekannte Distributivität der Matrixmultiplikation, bspw. gilt: i 0 0 1 0 i IJ = · = =K 0 −i −1 0 i 0 Wegen JI = −K erhält man an dieser Stelle bereits, dass H nicht kommutativ bzgl. Multiplikation ist. Das neutrale Element der Multiplikation ist selbstverständlich E. Aus der linearen Algebra wissen wir, dass eine Matrix M genau dann invertierbar ist, wenn ihre Determinante det(M ) eine Einheit ist. Für ein Element (aE + bI + cJ + dK) aus H berechnen wir a + bi c + di det(aE + bI + cJ + dK) = det = a2 + b 2 + c 2 + d 2 , −c + di a − bi also gilt det(aE + bI + cJ + dK) = 0 genau dann, wenn (aE + bI + cJ + dK) = 0. F”ur (aE + bI + cJ + dK) 6= 0 und α = det(aE + bI + cJ + dK) ist bekanntlich 1 a − bi −c − di a b c d −1 (aE + bI + cJ + dK) = = E − I − J − K ∈ H. α c − di a + bi α α α α Somit existieren in H für alle Elemente 6= 0 Inverse bzgl. Multiplikation, was zeigt, dass H ein Schiefkörper ist. Wegen IJ 6= JI (siehe oben) ist zudem ausgeschlossen, dass H ein Körper ist. Aufgabe 4 (Potenzreihen). 3 P i Sei R ein Ring. Eine formale Potenzreihe ist eine formale Summe ∞ i=0 ai X mit ai ∈ R. Für formale Potenzreihen ist eine Summe und ein Produkt so definiert, wie es die Summenschreibweise suggeriert. Mit diesen Operationen bildet die Menge RJXK der formalen Potenzreihen über R einen Ring. P∞ i (a) Zeigen Sie: i=0 ai X ist eine Einheit in RJXK genau dann, wenn a0 eine Einheit in R ist. (b) Sei K ein Körper. Bestimmen Sie alle Ideale in KJXK. Lösungsskizze. P P∞ i i (a) Ist ∞ i=0 ai X eine Einheit mit Inversem i=0 bi X , dann ist ! ! ∞ ∞ ∞ X X X i i ai X · bi X = ci X i = 1, i=0 i=0 i=0 also insbesondere 1 = a0 b0 und damit a0 eine Einheit. P∞ c0 = i f = i=0 ai X ∈ RJXK und a0 eine Einheit. Wir suchen PSei P∞ ein iInverses g = ∞ i b X . Ihr Produkt bezeichnen wir wie zuvor mit h = i=0 ci X , wobei ci = Pii=0 i k=0 ak bi−k gilt. Damit g ein Inverses von f ist, muss h = 1 erfüllt sein, also c0 = 1 und ci = 0 für i > 0. Dazu setzen wir b0 = a−1 . Wir zeigen nun induktiv, dass es 0 P für i > 0 Elemente b1 , . . . , bi gibt, sodass ci = ik=0 ai bi−k = 0 gilt. Zuerst sehen wir, dass 0 = c1 = a0 b1 + a1 b0 nach b1 aufgelöst werden kann, da a0 eine Einheit ist, und wir somit b1 bestimmen können. Seien nun b0 , . . . , bi so bestimmt, dass P a b c0 , . . . , ci = 0 gilt. Damit können wir auch die Gleichung 0 = ci+1 = i+1 k=0 k i+1−k nach bi+1 auflösen, was die Behauptung zeigt. (b) Betrachten wir nun den Homomorphismus ∞ X ϕ : KJXK → K, ai X i 7→ a0 i=0 Offensichtlich ist ϕ surjektiv mit ker(ϕ) = (X). Mit dem Homomorphiesatz folgt KJXK/(X) ∼ = K. Sei nun 0 6= a ( KJXK ein echtes Ideal und ∞ X n := min{k ∈ N | es gibt ein ai X i ∈ a mit ak 6= 0 und aj = 0 für j < k}. i=0 Da a ein echtes Ideal ist und somit keine Einheit enthält, folgt mit Teil (a), dass P∞ i n ≥ 1 gilt. Ist nunPf ∈ a mit f = i=n ai X und an 6= 0, so folgt offenbar i−n f = X n · g mit g = ∞ ∈ KJXK, also insbesondere f ∈ (X n ) und nach i=n ai X n der Wahl von n somit a ⊂ (X ). Es ist aber g eine Einheit in KJXK und somit gilt X n = g −1 f ∈ a, woraus wir (X n ) ⊂ a schließen. Insgesamt folgt somit a = (X n ). Insgesamt haben wir somit gezeigt, dass es neben den trivialen Idealen 0 und KJXK nur die Ideale der Form (X n ) f”ur n ∈ N gibt. 4 Dies zeigt auch, dass KJXK ein Hauptidealring und (X) das einzige maximale Ideal ist.