Lösungen zum Aufgabenblatt 1 Logik und modelltheoretische Semantik Universität München, CIS, SS 2011 Hans Leiß Abgabetermin: Di, 17.5.2011, in der Tafelübungsstunde Aufgabe 1.1 Sei A = (A, +, ·, , 0, 1) eine Boole’sche Algebra und ≤ die durch n a ≤ b : ⇐⇒ a + b = b für alle a, b ∈ A, definierte partielle Ordnung auf A. Zeige mit den Axiomen, daß für alle a, b ∈ A: (a) ab ≤ b, (b) + und · sind monoton und ist anti-monoton im ersten Argument: a ≤ b =⇒ a + c ≤ b + c a ≤ b =⇒ ac ≤ bc a ≤ b =⇒ b ≤ a. (c) a ≤ b ⇐⇒ ab = a Nach (a) ist (mit b = 1) auch a ≤ 1, also a + 1 = 1. Wegen der Kommutativität und (b) sind + und · auch im zweiten Argument monoton. Hinweis: Für (b) benutze beim Komplement eine der DeMorgan’schen Regeln, die wir im Kurs gezeigt hatten (mit 0 ≤ a ≤ 1, was man mit (a) hat). Lösung von Aufgabe 1.1 (a) Zu zeigen ist, daß ab + b = b ist. ab + b = ab + 1b = ab + (a + a)b = ab + ab + ab = ab + ab = (a + a)b = 1b = b. (b) Monotonie von +: Sei a ≤ b. Dann ist a + b = b, also (a + c) + (b + c) = a + c + b + c = a+b+c = b + c, und das heißt a + c ≤ b + c. Für die Multiplikation ist weben a + b = b entsprechend ac + bc = (a + b)c = bc, also ac ≤ bc. Für das Komplement ist mit a + b = b und einer DeMorgan-Regel b+a = a+b+a = a·b+a·1 = a(b + 1) = a·1 = a, also b ≤ a. Im vorletzten Schritt wurde b ≤ 1 benutzt, was aus (a) folgt. (c) ⇒: Sei a ≤ b, also a + b = b. Zu zeigen ist: a = ab. Nach (a) und der Kommutativität von · ist ab ≤ a. Da ≤ eine partielle Ordnung, also antisymmetrisch ist, bleibt für ab = a nur noch a ≤ ab zu zeigen: a + ab = aa + ab = a(a + b) = ab. ⇐: Sei ab = a. Dann ist a ≤ b, denn a + b = ab + b = (a + 1)b = 1b = b. Aufgabe 1.2 Im Kurs wurde gezeigt, daß mit A = (A, +A , ·A , A , 0A , 1A ) und einer Menge I auch die Menge aller Funktionen von I nach A eine Boole’sche Algebra bilden, wobei 0, 1 die konstanten Funktionen AI 0(i) := 0A , 1(i) := 1A , für alle i ∈ I, sind und die Operationen +, ·, auf AI punktweise“ erklärt sind, z.B. f + g durch ” (f + g)(i) := f (i) +A g(i), für alle i ∈ I. Zeige, daß die Potenzmengenalgebra P(I) isomorph zu BI , also im Wesentlichen dasselbe wie“ ” BI , ist. Genauer: gib eine Abbildung h : { X | X ⊆ I } → { f | f : I → {0, 1} } an und zeige nur: 2 (a) h ist bijektiv (jedem X ⊆ I entspricht eine bestimmte Funktion fX : I → {0, 1} und jedes f ∈ BI ist ein solches fX ), (b) h ist ein Homomorphismus; davon soll reichen: • h(∅) = f∅ = 0 in BI , • h(X ∩ Y ) = fX∩Y = fX · fY = h(X) · h(Y ), (c) h−1 ist ein Homomorphismus; davon soll reichen: • h−1 (0) = ∅, • h−1 (f · g) = h−1 (f ) ∩ h−1 (g). Wir hatten gesehen, daß solche Boole’schen Algebren AI zur Interpretation der Koordination von Sätzen, Prädikaten (VP’s) und Nominalphrasen (NP’s) geeignet sind. Lösung von Aufgabe 1.2 Die Idee ist natürlich, daß einer Menge X ⊆ I ihre charakteristische ” Funktion“ fX entspricht, die durch 1, falls i ∈ X, fX (i) := 0, sonst definiert ist. Man setzt also h(X) := fX und rechnet dann ein paar der Eigenschaften nach. (Sollten Sie aber wirklich machen!) (a) h ist surjektiv: jedes f : I → B ist ein Bild unter h, denn f = f{ i∈I | f (i)=1 } = h({ i ∈ I | f (i) = 1 }). h ist injektiv: sind X, Y ⊆ I mit X 6= Y , so gibt es ein i ∈ I mit i ∈ (X \ Y ) ∪ (Y \ X), und daher ist fX (i) 6= fY (i), also h(X) = fX 6= fY = h(Y ). (b) h(∅) = 0: Das ist klar, da h(∅)(i) = f∅ (i) = 0B = 0(i) für alle i ∈ I. Für X, Y ⊆ I ist 1, falls i ∈ X ∩ Y = fX (i) ·B fY (i) fX∩Y (i) = 0, sonst für alle i ∈ I, und daher h(X ∩ Y ) = fX∩Y = fX · fY = h(X) · h(Y ). (c) h−1 (0) = ∅: Wegen h−1 (f ) = { i ∈ I | f (i) = 1 } ist das klar. h−1 (f · g) = h− 1(f ) ∩ h−1 (g): das ergibt sich daraus, daß für jedes i ∈ I gilt: i ∈ h−1 (f · g) ⇐⇒ (f · g)(i) = 1B ⇐⇒ f (i) ·B g(i) = 1B ⇐⇒ f (i) = g(i) = 1B ⇐⇒ i ∈ h−1 (f ) ∩ h−1 (g). 3