Paradigmenwechsel der Notenbanken verunsichert zum

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AKTUELLE MARKTEINSCHÄTZUNG – Juli 2017
Paradigmenwechsel der Notenbanken verunsichert zum
Halbjahreswechsel
Ein erfreuliches erstes Halbjahr an den Märkten geht zu Ende. Die Börsen wurden
vor allem durch ein gutes Konjunkturbild in der Welt und speziell in Europa
beflügelt. Auch nachlassende politische Sorgen gaben den Kursen Schwung. Doch
zum Halbjahresende gießen viele Notenbanken Wasser in den Börsenwein indem
sie einen Politikwechsel zumindest andenken. Da alle Anlageklassen auf Liquidität
angewiesen sind, reagierten die Kurse verschnupft. Doch eine Normalisierung der
Geldpolitik tut not und bietet langfristig viel mehr Kursphantasie, als dies im
permanenten Krisenmodus der Fall wäre.
Wangen im Allgäu, 3. Juli 2017: Wie heil war doch die Welt für die Aktienmärkte im 1.
Halbjahr 2017. Ein Präsident Trump beflügelt die Stimmung der US-Wirtschaft mit der
Erwartung an eine Steuerreform, die niedrigere Steuersätze, starke Investitionsanreize
und weniger Bürokratie und Regulierung verspricht. Die dortigen Aktienmärkte nahmen
dies gerne auf und feiern seit der Wahl ein Freudenfest. Nicht einmal zwei
Zinserhöhungen der US-Zentralbank konnte dieser guten Stimmung etwas anhaben.
Auch in Europa ließen sich die Dividendenpapiere zu einer fulminanten Rallye hinreißen,
die den heimischen Dax in diesem Jahr um rund 7% voranbrachte und den EuroStoxx50
um knapp 5%. Eine überraschend gute Konjunktur in Europa und in der Welt war
maßgeblich dafür verantwortlich. Flankiert und beflügelt wurde die Kursentwicklung durch
sich verflüchtigende politische Risiken, wie die „gut“ ausgegangenen Wahlen in Holland
und Frankreich. Doch Kurse können nur steigen, wenn genügend Geld da ist, um zu
kaufen. Dafür sorgte die Europäische Zentralbank (EZB), die trotz überdurchschnittlich
gutem Wirtschaftswachstum und signifikanten Inflationsraten zwischen 1 und 2%, weiter
an Negativzinsen festhielt und massiv Geld in die Anleihenmärkte pumpte.
Auch die Anleihen entwickelten sich zumindest stabil und ohne große Kursverluste – was
bei Null-Zins-Niveaus schon gar nicht so selbstverständlich ist. Aber auch hier stabilisierte
die Kauflust der EZB die rekordhohen Kursniveaus.
German Capital Management AG
Am Engelberg 8
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Fax +49-7522-9776-99
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Vorstand
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Registergericht Ulm
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Vorsitzender des Aufsichtsrates
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Leiten die Notenbanken den globalen Kurswechsel ein?
Normalerweise werden zum Halbjahreswechsel bestehende Trends an den Märkten
verstärkt oder zumindest stabilisiert, da die Vermögensmanager die Märkte und
Wertpapiere die gut gelaufen sind, auch in ihren Halbjahresbilanzen ausweisen wollen.
D.h. im Plus stehende Positionen werden nicht verkauft, sondern evtl. sogar nachgekauft.
Leider gossen die großen Notenbanken diesseits und jenseits des Atlantiks diesem
Ansinnen etwas Wasser in den Wein. So kündigte die US-Zentralbank FED an, weiter an
der geplanten Erhöhung der Leitzinsen festhalten zu wollen, obwohl die amerikanischen
Konjunkturdaten bereits seit Monaten in Summe schlechter ausfallen als erwartet (wir
haben die zu positiven Erwartungen an die US-Konjunktur bereits häufig beschrieben).
Darüber hinaus hat sie angekündigt, ihre aufgeblähte Bilanz aus Anleihenkäufen
vergangener Jahre, in Zukunft abschmelzen zu lassen, d.h. fällige Anleihen werden nicht
wie bisher wieder nachgekauft. Beginn des Ganzen bereits in diesem Jahr! Ein
Paukenschlag für die Märkte, der so nicht erwartet worden war.
Auch der Präsident unserer heimischen Notenbank (EZB) äußerte sich für die Märkte
überraschend: Er sagte, dass wenn die Volkswirtschaften in Europa sich weiter so stark
erholen, müsste die Geldpolitik sich diesen Veränderungen anpassen. Er lenkte den Blick
von den bisher vorherrschenden Deflationssorgen auf die Inflation und interpretierte die
seit Frühjahr wieder niedrigeren Inflationsraten als „temporär“, welche einen
Politikwechsel nicht aufhalten sollten. Ein wahrer Paradigmenwechsel im Vergleich zu
den bisherigen Verlautbarungen auf den offiziellen EZB-Pressekonferenzen, deren letzte
erst am 8. Juni stattfand. Der Euro machte daraufhin gleich mal einen Satz nach oben.
Klar, die Währung würde dann weniger geschwächt werden.
Doch es geht noch weiter. Auch die Bank of Canada sprach davon, dass man über
Zinserhöhungen nachdenke. Diese Woche tagt die schwedische Reichsbank und denkt
ebenfalls über Zinsanhebungen nach. Fehlt nur noch, dass die Mutter aller
gelddruckenden Notenbanken – die Bank of Japan – beginnen würde darüber
nachzudenken, weniger expansiv zu werden. Der seit April um rund 15% abgewertete
Yen würde dies sogar möglich machen!
Betrachtet man diese geballten Umkehr-Ankündigungen, dann braucht man sich nicht
über den globalen Überraschungs-Effekt wundern.
Die Märkte reagierten prompt
Wie reagieren Märkte, wenn die Aussicht droht, in Zukunft nicht mehr ganz so viel
Liquidität zu erhalten? Richtig, verschnupft. Liquidität ist der Treibstoff für
Vermögenswerte. Die Welt wurde über die letzten Jahre von unglaublich viel
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Zentralbankgeld aufgeblasen. Global sind Anleihen, Immobilien, Aktien, Währungen und
andere Anlagewerte (Kunst, Oldtimer, Gold, etc.). stark gestiegen. Nicht ohne Grund
versuchen die Zentralbanken eine sehr vorsichtige Umkehr, wie das US-Beispiel zeigt.
Die dortigen Währungshüter lassen sich seit bald 4 Jahren Zeit, die Märkte auf
Zinserhöhungen vorsichtig vorzubereiten. Dazu muss betrachtet werden, dass sich die
Amerikaner relativ leichttun, als erstes etwas restriktiver zu werden, da die anderen
Zentralbanken in Europa und Japan ja weiterhin mit dem Fuß auf dem geldpolitischen
Gaspedal stehen. Drehen aber nun auch diese ihre Grundhaltung hin zu etwas weniger
„Gas“, so könnte dies eine viel dynamischere Entwicklung an den Märkten im negativen
Sinne zeigen, da sozusagen niemand mehr dagegenhält.
Doch nicht zu schnell, aktuell passiert noch nicht viel bei der EZB. Frühestens im
nächsten Jahr könnte das Anleihen-Kaufprogramm über monatlich 60 Mrd. Euro
vorsichtig zurückgefahren werden. Erst danach, in 2019 oder 2020 wäre überhaupt an
Zinserhöhungen zu denken.
Die Märkte sind jedoch sehr sensibel und scheu wie ein Reh, wenn es darum geht
mögliche Risiken in der Zukunft zu „riechen“. In der letzten Juni-Woche sind deshalb fast
rund um den Globus die langfristigen Zinsen angestiegen, was im Umkehrschluss
Verluste bei Anleihenkursen bedeutet. Allein 10-jährige Bundesanleihen haben in einer
Woche mehr als 2% verloren. Deren Rendite ist von 0,25% auf 0,46% angestiegen. Auch
die Aktienmärkte gaben einen spürbaren Teil der so schönen Gewinne seit Jahresbeginn
wieder ab (DAX – 5% seit dem Hoch am 20. Juni). Natürlich kann sich auch der
„Geldentwertungs-Schutz“ schlechthin - das Gold - einer Aussicht auf weniger flutende
Liquidität nicht entziehen und verlor im Juni auch rund 5%.
So schlimm wird es nicht kommen
Sind nun alle Träume einer weiter wachsenden Weltwirtschaft, sprudelnder Gewinne der
Unternehmen, steigender Aktienmärkte und weiter üppig vorhandener Liquidität vorbei?
Nein, denn erstens leben wir in einer Welt, die keine hohen Inflationsraten mehr generiert,
wie wir das aus früheren Zeiten kennen. Die globale Arbeitsteilung, die
Deflationsmaschine Internet, die alternden Gesellschaften in den westlichen Ländern und
viele andere Faktoren begrenzen inflationäre Tendenzen. Wenn diese Annahme zutrifft,
begrenzt dies jedoch auch dynamische Wachstumsraten zumindest der westlichen
Industrieländer. Das erlaubt den Notenbanken auf lange Sicht, eine an früheren
Maßstäben gemessene expansive Geldpolitik zu betreiben. Nicht zuletzt können sich die
überschuldeten Staaten (USA, Italien, Portugal, Frankreich, etc.) gar keine stark
steigenden Zinsniveaus leisten, was eine Zentralbank dieser Staaten gar nicht außer Acht
lassen kann.
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Sommer-Beruhigung und Normalisierung angesagt
Auch ohne irgendwelche Äußerungen einer Notenbank wären wir davon ausgegangen,
dass eine Beruhigung über den Sommer hinweg an den leicht überhitzten Aktienmärkten
stattfinden sollte. Schnelle Gewinne werden mitgenommen und Bewertungen wieder auf
ein attraktiveres Niveau zurückgeführt – eine gesunde Korrektur von 5 – 10% eben. Die
Notenbankäußerungen bieten hierzu lediglich den Anlass und beschleunigen den
sowieso überfälligen Prozess.
Denn nach dem ersten Schrecken werden auch die Akteure an den Aktien- und
Anleihemärkten realisieren, dass ein kleines Stück Normalisierung in der Geldpolitik - weg
vom Krisenmodus - auch die reale Wirtschaft stabilisiert und langfristige
Investitionsprozesse anregt, da einfach wieder mehr Vertrauen in die Zukunft
zurückkehren würde.
Somit sind reinigende Sommer-Gewitter an der Börse zwar kurzfristig ärgerlich, sie bieten
jedoch mittel- und langfristig eine weitaus höhere Kursperspektive, als dies in überhitzten
Märkten der Fall wäre.
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Autor:
Daniel Zindstein, Geschäftsführer der Zindstein Vermögensverwaltung GmbH, schreibt
im Auftrag der German Capital Management AG (GECAM AG). Der GECAMMarktkommentar erscheint monatlich.
Über die German Capital Management AG (kurz: GECAM AG):
Die German Capital Management AG betreut seit 1997 Kunden aus dem Allgäu und dem
gesamten Bundesgebiet und zählt damit zu den etablierten Adressen unter den
bankenunabhängigen Vermögensverwaltern in Deutschland. Das Unternehmen wird von
dem Vorstand und Mitgründer Alexander Streeb geleitet. Die Investmentexperten
begleiten mit ihren umfassenden Serviceleistungen Privatanleger, vermögende
Privatpersonen, Familien sowie Unternehmer und deren Stiftungen. Die German Capital
Management AG ist regional verwurzelt und steht für persönliche Ansprechpartner, die
sich verlässlich um die Bedürfnisse ihrer Kunden kümmern. Aufgrund der ausgewiesenen
Kapitalmarktexpertise ist das Unternehmen regelmäßig zu verschiedenen Finanzthemen
medial vertreten. Als Vermögensverwalter des Jahres 2016 und 2017 sowie mehrmaliger
Sieger im Depot-Contest vom Handelsblatt, n-tv und DAB Bank AG sowie als
Fondsberater des Jahres steht die German Capital Management AG für erfolgreiche
Portfolio-Strategien und für die Motivation langfristig verlässliche Ergebnisse zu erzielen.
Rechtliche Hinweise:
Herausgeberin dieser Markteinschätzung ist die German Capital Management AG
(GECAM AG). Die in dieser Schrift verwendeten Informationen beruhen auf Quellen, die
die GECAM AG für verlässlich hält. Eine Gewähr für deren Richtigkeit und
Vollständigkeit kann die GECAM AG nicht übernehmen. Die GECAM AG übernimmt
keine Haftung für die Verwendung dieser Informationsschrift oder deren Inhalt.
Pressekontakt:
German Capital Management AG - Kathrin Wissel
Am Engelberg 8
88239 Wangen im Allgäu
Telefon: +49 (0)7522-977 65 03
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Logo der German Capital Management AG und Foto Daniel Zindstein
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