ifo Konjunkturprognose 2014/2015: Deutscher Aufschwung

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Sendesperrfrist:Donnerstag,26.Juni2014,
08:45UhrMEZ
ifoKonjunkturprognose2014/2015
DeutscherAufschwungsetztsichfort
VorläufigeFassung
T.Wollmershäuser,W.Nierhaus,T.O.Berg,C.Breuer,C.Grimme,S.Henzel,A.Hristov,
N.Hristov,M.Kleemann,W.Meister,J.Plenk,C.Seiler,L.Wieland,K.Wohlrabe,A.Wolf
Redaktion:J.Koller
München,26.06.2014
DieLagederWeltwirtschaft
Überblick
Inhaltsverzeichnis
1. DieLagederWeltwirtschaft..............................................................................................................................3 Überblick ...........................................................................................................................................................3 Geldpolitik restriktiver in den Schwellenländern, weiterhin sehr expansiv in den Industrieländern ..............5 Finanzpolitik weniger restriktiv in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften ..................................................5 Ausblick: Weltwirtschaftliche Erholung setzt sich leicht beschleunigt fort .....................................................6 Risiken ...............................................................................................................................................................7 US‐Konjunktur schüttelt strengen Winter ab ................................................................................................ 10 Weiter nachlassendes Expansionstempo in China ........................................................................................ 13 Moderates Expansionstempo in Japan setzt sich fort ................................................................................... 13 Konjunktur in Indien und Südostasien belebt sich moderat ......................................................................... 14 Verhaltene Expansion in Lateinamerika ........................................................................................................ 16 Russland im Sog des Ukraine‐Konflikts .......................................................................................................... 17 2. DieLageinderEuropäischenUnion............................................................................................................19 Moderate Erholung im Euroraum ................................................................................................................. 19 Finanzierungsbedingungen kaum verändert ................................................................................................. 21 Kasten: Zu den jüngsten geldpolitischen Entscheidungen der EZB ........................................................... 22 Ausblick: Erholung aber kein Aufschwung .................................................................................................... 24 Breit angelegte Erholung mit erheblichen regionalen Unterschieden .......................................................... 26 Aufschwung in Großbritannien setzt sich fort ............................................................................................... 28 Anziehende Konjunktur in Mittel‐ und Osteuropa ........................................................................................ 28 3. Deutschland..........................................................................................................................................................30 Überblick ........................................................................................................................................................ 30 Ausblick: Aufschwung setzt sich fort ............................................................................................................. 30 Kasten: Zur Revision der ifo Prognose für das Jahr 2014 .......................................................................... 35 Weltwirtschaftliches Umfeld und preisliche Wettbewerbsfähigkeit ............................................................ 36 Finanzpolitische Rahmenbedingungen ......................................................................................................... 37 Mindestlohn steigert Arbeitskosten im kommenden Jahr ............................................................................ 37 Anpassungsdruck bei geringfügiger Beschäftigung ....................................................................................... 38 Export legt moderat zu .................................................................................................................................. 42 Kasten: Der russisch‐ukrainische Konflikt belastet die Geschäftserwartungen in der Industrie .............. 43 Investitionsaufschwung wird spürbar ........................................................................................................... 46 Bauinvestitionen stärken Binnennachfrage .................................................................................................. 47 Privater Konsum nimmt weiter zu ................................................................................................................. 49 Wieder höhere Preissteigerungsraten .......................................................................................................... 51 Staatskonsum nimmt verhalten zu ................................................................................................................ 53 Wachsende Überschüsse beim Staat ............................................................................................................ 53 4. Anhang....................................................................................................................................................................56 Kasten: Zur großen VGR Revision 2014 ..................................................................................................... 56 2
DieLagederWeltwirtschaft
Überblick
1. DieLagederWeltwirtschaft
die aufstrebenden Ökonomien weiterhin höhe‐
re Zuwachsraten als die fortgeschrittenen
Volkswirtschaften. In vielen wichtigen Schwel‐
lenländern blieb jedoch die wirtschaftliche Ex‐
pansion im historischen Vergleich verhältnis‐
mäßig gering und schwächte sich mancherorts
seitdemSommer2013sogarab(China,Indien,
Brasilien).
DieKräftigungderkonjunkturellenErholungist
in den einzelnen fortgeschrittenen Volkswirt‐
schaften auf sehr unterschiedliche Faktoren
zurückzuführen. In den USA verbesserte sich
die Vermögensposition der privaten Haushalte
zusehends. In Kombination mit der Aufhellung
auf dem Arbeitsmarkt begünstigte diese eine
verstärkte Ausweitung des privaten Ver‐
brauchs, obgleich der Restriktionsgrad der Fi‐
nanzpolitik zu Beginn des Jahres 2013 erhöht
wurde. Zusätzliche Impulse für die privaten
Investitionen kamen vor allem durch die Bele‐
bung am Häusermarkt sowie die Abnahme der
fiskalpolitischen Unsicherheit seit dem Winter
2012/2013. In Japan lieferte die expansive
Neuausrichtung von Geld‐ und Fiskalpolitik
(„Abenomics“) spürbare konjunkturelle Impul‐
se. So wurden die dortigen Exporteure durch
eine starke Yen‐Abwertung begünstigt, wäh‐
rend der rasante Kursanstieg am japanischen
Aktienmarkt die Vermögenslage der privaten
Haushalteverbesserte.
Überblick
DieweltwirtschaftlicheExpansionhatseitdem
Sommer2013etwasanDynamikgewonnen.So
verzeichneten in diesem Zeitraum die globale
Industrieproduktion sowie der Welthandel
kräftigere Zuwächse als in den Eineinhalbjah‐
ren zuvor. Zwar erhielt die Weltkonjunktur im
erstenQuartaleinenleichtenDämpferaufgrund
derungünstigenWitterunginweitenTeilender
USA. Die Produktionsausfälle dürften jedoch
bereits im Frühjahr 2014 wieder wettgemacht
werden. Die konjunkturelle Aufhellung in der
Welt zeigt sich auch in dem deutlichen Anstieg
des ifo Weltwirtschaftsklimaindex (vgl. Abb
1.1) sowie zahlreicher weiterer Stimmungsin‐
dikatorenseitMitte2013.IhreaktuellstenWer‐
tedeutenaufeineweitere,wennauchnurmo‐
derate, Zunahme des weltwirtschaftlichen Ex‐
pansionstemposimSommerhalbjahr2014hin.
Im Unterschied zu den ersten drei Jahren nach
dem Ausbruch der globalen Finanzkrise in
2008,alsdiegroßenSchwellenländeralsgloba‐
le Konjunkturlokomotive fungierten, war für
die Belebung der Weltkonjunktur seit vergan‐
genem Sommer vor allem die Entwicklung in
den fortgeschrittenen Volkswirtschaften maß‐
geblich.SogewanndieErholungindenUSA,in
Großbritannien und Japan zusätzlich an Fahrt,
während der Euroraum die fast zwei Jahre an‐
haltendeRezessionverließ.Zwarverzeichneten
Abbildung1.1
Weltkonjunktur
Welthandel und Weltindustrieproduktion
Weltkonjunktur und Weltwirtschaftsklima
8
% Veränderung gegenüber dem Vorjahr
2005 = 100
120
20
% Veränderung gegenüber dem Vorjahresquartal
Welthandel
6
100
10
80
0
60
-10
40
-20
5,2
4
2
4,7
4,1
3,9
3,8
3,6
2,7
0
5,1 4,7 5,2 5,3
2,3
2,8
reales BIP
2,7
Weltindustrieproduktion
3,2 3,0 2,9 3,3
-0,4
(linke Skala)
ifo Weltwirtschaftsklima a)
(rechte Skala)
-2
a)
97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15
2007
2008
Arithmetisches Mittel der Bewertung der gegenwärtigen Lage und der erwarteten Entwicklung.
Quellen: CPB; IWF, World Economic Outlook, Datenbank; 2014 und 2015: Prognosen des ifo Instituts; Ifo World Economic Survey.
3
2009
2010
2011
2012
2013
2014
DieLagederWeltwirtschaft
Überblick
In den großen Schwellenländern expandierte
die aggregierte Wirtschaftsleistung seit Mitte
vergangenen Jahres in einem deutlich modera‐
teren Tempo als noch in den Jahren 2010 und
2011 oder in der Dekade vor der globalen Fi‐
nanzkrise. Verantwortlich dafür war nicht zu‐
letzt eine Reihe konjunktureller Faktoren. So
profitierenzwardieaufstrebendenÖkonomien
von der fortschreitenden Erholung in den USA
sowie in anderen Industrieländern. Dieser Im‐
puls wurde allerdings durch die ungünstiger
werdenden Finanzierungsbedingungen weitge‐
hendkompensiert.MaßgeblichfürdieEntwick‐
lung der Finanzierungskosten war vor allem
der konjunkturbedingte Anstieg der Langfrist‐
zinsenindenUSA,derdierelativeAttraktivität
deraufstrebenden VolkswirtschaftenalsInves‐
titionsziel reduzierte. Ferner hoben die Zent‐
ralbanken einiger großer Schwellenländer
(Brasilien, Indien, Indonesien, Russland) ihre
Leitzinsen an. Damit sollte dem Inflations‐ und
Abwertungsdruck auf diese Währungen entge‐
gengewirktwerden.ZwarbliebChinavonWäh‐
rungsturbulenzen verschont, seine Wirtschaft
zeigte sich im Winterhalbjahr dennoch relativ
schwach. Dort war die Wirtschaftspolitik be‐
müht, durch gezielte Restriktionen der Kredit‐
vergabe Fehlallokationen und Überhitzungser‐
scheinungen am Wohnungsmarkt und im Bau‐
sektorabzubauen.AuchinIndienbliebdasEx‐
pansionstempo im zurückliegenden Winter‐
halbjahr verhalten. Dort schwächten sich die
Zuwächse bei den privaten Investitionen stark
ab,wasnichtzuletztaufdieindiesemZeitraum
gestiegene politische Unsicherheit zurückzu‐
führen war. In Lateinamerika verhinderten
stagnierende oder zum Teil fallende (Indust‐
riemetalle)RohstoffpreiseeineBeschleunigung
des Expansionstempos. In Brasilien belasteten
zudem die seit einiger Zeit immer wiederkeh‐
rendenpolitischenUnruhendieprivateInvesti‐
tionsbereitschaft.
Auch wurden die öffentlichen Konsum‐ und
Investitionsausgaben in der ersten Hälfte ver‐
gangenen Jahres im Zuge diverser Konjunktur‐
programmeerhöht.Schließlichkonntesichder
krisengeplagteEuroraumimFrühsommer2013
vonderRezessionlösenundmoderateZuwäch‐
se der gesamtwirtschaftlichen Aktivität ver‐
zeichnen. Zwar lasten noch immer immense
Strukturprobleme auf der Wirtschaft der Wäh‐
rungsunion. So ist vielerorts der Bankensektor
unterkapitalisiert, während der Staat und die
privaten Unternehmen eine hohe, zum Teil er‐
drückende Verschuldung aufweisen. Auch die
dringendnotwendigenstrukturellenAnpassun‐
genandenArbeits‐undGütermärkten,dieviele
Mitgliedsländer seit einigen Jahren unterneh‐
men,wirkensichtemporärnegativaufdieAus‐
lastungderProduktionsfaktorenaus.Allerdings
gab es auch Faktoren, die das Einsetzen einer
moderaten Erholung ermöglichten. So fiel die
Finanzpolitik im vergangenen Jahr deutlich
weniger restriktiv aus als noch in den beiden
Jahren zuvor. Auch hat die Europäische Zent‐
ralbank (EZB) im Spätsommer 2012 angekün‐
digtunterbestimmtenKonditionen,wennnötig
auch unlimitiert, in die Staatsanleihemärkte
einzugreifen (OMT‐Programm). Zwar ist diese
Ankündigungäußerstkritischzubeurteilen,da
sie die Anreize verzerren könnte, die für einen
effizient funktionierenden Marktmechanismus
notwendigsind.DasOMT‐Programmhatjedoch
zueinemsukzessivenAbbauderSorgenumden
Fortbestand des Euro und damit zu einer all‐
mählichen Wiederkehr des Vertrauens von In‐
vestoren, Konsumenten und Produzenten in
weiten Teilen der Währungsunion geführt.
Nicht zuletzt beginnen die Strukturreformen,
dieeinigekrisengeplagteMitgliedsländerinden
zurückliegendenJahreneingeleitethaben,nach
undnach,wennauchnurlangsam,ersteFrüch‐
te zu tragen. So konnten Länder wie Spanien,
Irland, Griechenland und Portugal ihre Lohn‐
stückkosten massiv senken, was sich, wenn
auch nur langsam, in einer Verbesserung ihrer
preislichen Wettbewerbsfähigkeit nieder‐
schlägt. Dies liefert zunehmende Impulse für
die Exportwirtschaft dieser Länder und erhöht
ihreAttraktivitätfürinternationaleInvestoren.
4
DieLagederWeltwirtschaft
Geldpolitik restriktiver in den Schwellenländern, weiterhin sehr expansiv in den
Industrieländern
dem Herbst 2013 stark verlangsamt und lag
zuletztimAprilmit0,5%deutlichunterhalbdes
Zielwerts der EZB von nahe zwei Prozent. An‐
gesichts der schwachen konjunkturellen Dyna‐
mik im Euroraum dürfte die Teuerungsrate
vorerst sehr gering bleiben und im Laufe des
kommenden Jahres nur leicht zunehmen. Ent‐
sprechend wird die EZB den Expansionsgrad
ihrer Politik im Prognosezeitraum aufrecht‐
erhalten.
InwichtigenSchwellenländernistdieGeldpoli‐
tikdagegenseitdemSommer2013restriktiver
geworden. So reagierten mehrere Zentralban‐
kenmitzumTeilmehrmaligenZinsanhebungen
aufdiehoheInflation(Brasilien)sowieaufwie‐
derholteDevisenmarktturbulenzen,diezustar‐
ken Währungsabwertungen im August 2013
undinetwasgeringeremMaßeimJanuar2014
führten (Brasilien, Indien, Indonesien). Ausge‐
löst wurde der Abwertungsdruck unter ande‐
remdurchdiegeldpolitischeWendeindenUSA,
die im vergangenen Sommer angekündigt und
im Dezember 2013 tatsächlich eingeleitet wur‐
de. Zuletzt sah sich auch die russische Noten‐
bank gezwungen, die geldpolitischen Zügel
stark anzuziehen, um den Wertverlust des Ru‐
bels zu stoppen. Dieser geriet im Frühjahr vor
allem aufgrund des russisch‐ukrainischen Kon‐
fliktsunterDruck.ZwarhatdieNotenbankChi‐
nas angesichts der abkühlenden Konjunktur
jüngst die Liquiditätsbereitstellung etwas gelo‐
ckert.DennochdürfteihrePolitikimPrognose‐
zeitraum leicht kontraktiv wirken, da sie die
Kreditvergabe in manchen Segmenten weiter‐
hin mit Restriktionen belegt, um Fehlallokatio‐
nenentgegenzuwirken.
Geldpolitik restriktiver in den Schwellen‐
ländern, weiterhin sehr expansiv in den In‐
dustrieländern
DieGeldpolitikindengroßenfortgeschrittenen
Volkswirtschaften ist weiterhin sehr akkomo‐
dierend. Allerdings wurde ihr Expansionsgrad
angesichts abweichender konjunktureller Ent‐
wicklungen seit dem Herbst 2013 sehr unter‐
schiedlichindeneinzelnenRegionenangepasst.
So begann die US‐Notenbank (Fed), das Volu‐
men der monatlichen Wertpapierkäufe sukzes‐
sivezurückzuführen.Damitreagiertesieaufdie
günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt. Zudem
deuten die jüngsten Äußerungen amerikani‐
scher Notenbanker darauf hin, dass der maß‐
gebliche Leitzins im ersten Halbjahr 2015 zum
ersten Mal angehoben werden wird. Auch die
Geldpolitik in Großbritannien wird im Progno‐
sezeitraum sehr expansiv bleiben, obgleich die
Bank of England angesichts der anziehenden
KonjunkturdenmaßgeblichenLeitzinszurJah‐
reswendewohlleichtanhebendürfte.DieBank
of Japan hingegen plant den Expansionsgrad
ihrer Geldpolitik im Prognosezeitraum beizu‐
behalten. Sie hat zu Beginn des Jahres 2013
angekündigt, ihr Inflationsziel von 2% inner‐
halb von zwei Jahren zu erreichen. Zu diesem
Zweck soll im selben Zeitraum die Geldbasis
durch Maßnahmen der quantitativen Locke‐
rungverdoppeltwerden.ZwarhatsichdieTeu‐
erungsrate seit dem Winterhalbjahr spürbar
erhöht. Diese Entwicklung wurde jedoch maß‐
geblichdurchdieMehrwertsteuererhöhungum
3 Prozentpunkte im April 2014 getrieben. Le‐
diglich die EZB hat den Expansionsgrad ihrer
PolitikindenvergangenenMonatenerhöht.So
wurde der Leitzins im Juni auf 0,15% gesenkt,
nachdemerbereitsimNovember2013um0,25
Prozentpunkte reduziert worden war. Ferner
wurde ein negativer Zins auf Bankeneinlagen
beiderEZB(‐0,1%)eingeführt.Schließlichsoll
eine gezielte Liquiditätszuteilung an Geschäfts‐
bankenstattfinden,dieKrediteannichtfinanzi‐
elleUnternehmenvergeben.DieseMaßnahmen
sind eine Reaktion auf die seit vergangenem
Winterhalbjahr äußerst niedrige Inflationsrate
im Euroraum. Der Preisauftrieb hat sich seit
Finanzpolitikwenigerrestriktivindenfort‐
geschrittenenVolkswirtschaften
Der Restriktionsgrad der Finanzpolitik wird
sichindengroßenfortgeschrittenenVolkswirt‐
schaftenimlaufendenundimkommendenJahr
sehrunterschiedlichentwickeln.Zwarwirdder
fiskalpolitischeImpulsindenUSAnegativsein,
seine Stärke wird aber im Prognosezeitraum
abnehmen.Dagegenwerdensichdiefinanzpoli‐
5
DieLagederWeltwirtschaft
Ausblick:WeltwirtschaftlicheErholungsetztsichleichtbeschleunigtfort
dieZuwächsebeidenExportenmitzunehmen‐
der Verbesserung der internationalen Wettbe‐
werbsfähigkeit vieler Euroraumländer langsam
beschleunigen. Ferner wird die Finanzpolitik
nicht mehr bremsend wirken, während die
Geldpolitik weiterhin expansiv ausgerichtet
bleibt.SchließlichdürftendieZuwächsebeiden
verfügbaren Einkommen in den Kernländern
desEuroraumswieDeutschlandundÖsterreich
die Expansion der dortigen Binnennachfrage
stützen. In Japan dagegen dürfte sich das Ex‐
pansionstempo im Prognosezeitraum nicht
weiter beschleunigen. Zwar ist die Geldpolitik
dort äußerst expansiv und die jüngst angekün‐
digten Strukturreformen dürften sich positiv
auf die Investitionstätigkeit auswirken. Die
restriktiver werdende Finanzpolitik jedoch
wirdeinenkräftigerenAufschwungverhindern.
Das Expansionstempo in den aufstrebenden
Volkswirtschaften wird sich im Prognosezeit‐
raum kaum verstärken. Zwar werden sie von
der zunehmenden konjunkturellen Dynamik in
wichtigen Industrieländern profitieren. Zu‐
gleich jedoch dürften die vor allem in den USA
langsam anziehenden Langfristzinsen eine zu‐
nehmende Verschlechterung der Finanzie‐
rungsbedingungen für die Schwellenländer
nach sich ziehen. Darüber hinaus dürften zahl‐
reiche strukturelle Faktoren dazu führen, dass
dieaggregierteWirtschaftsleistungderaufstre‐
bendenÖkonomienindiesemundimkommen‐
den Jahr deutlich langsamer zunimmt als im
Jahrzehnt vor der globalen Finanzkrise. Den‐
noch wird die gesamtwirtschaftliche Produkti‐
onindenSchwellenländernauchimPrognose‐
zeitraum mehr als doppelt so schnell zulegen
wie jene in den fortgeschrittenen Volkswirt‐
schaften. Lediglich Russland dürfte im laufen‐
den Jahr eine konjunkturelle Flaute durchlau‐
fen. Verunsichert durch die politischen Turbu‐
lenzen im Zusammenhang mit dem russisch‐
ukrainischen Konflikt verlassen ausländische
Kapitalanleger seit dem Winterhalbjahr ver‐
stärktdasLand.SofernderKonfliktnichteska‐
liert,solltesichdierussischeWirtschaftjedoch
imkommendenJahrwiederetwaserholen.
tischen Eingriffe im Euroraum im selben Zeit‐
raum nahezu neutral auf die aggregierte Wirt‐
schaftsleistungauswirken,nachdemsieimJahr
2013 noch einen spürbar bremsenden Effekt
hatten. Lediglich in Japan nimmt der Restrikti‐
onsgrad der Fiskalpolitik zu. Hier wurde die
MehrwertsteuerimApril2014erhöht.EinAus‐
gabenpaket soll zwar die daraus hervorgehen‐
den negativen konjunkturellen Impulse etwas
abmildern.AllerdingsistfürOktober2015eine
weitereAnhebungderMehrwertsteuergeplant.
In der Mehrzahl der aufstrebenden Volkswirt‐
schaften dürfte die Finanzpolitik zumeist neut‐
ral wirken. Lediglich in Indien und China wer‐
denöffentlicheInvestitionsprogrammedieKon‐
junkturimlaufendenJahrleichtstützen.Zudem
hatdiechinesischeRegierungihreBereitschaft
signalisiert, Steuervergünstigungen für kleine
UnternehmeneinzuführensowiedieInvestitio‐
nenindieInfrastrukturabermalsauszuweiten,
solltedieWirtschaftweiteranFahrtverlieren.
Ausblick:WeltwirtschaftlicheErholungsetzt
sichleichtbeschleunigtfort
Im Prognosezeitraum dürfte sich das globale
Expansionstempo moderat beschleunigen. Die
Impulsedafürdürftenvorallemausdenfortge‐
schrittenen Volkswirtschaften kommen. So
wird die Binnennachfrage in den USA von der
verbesserten Vermögenssituation der Haushal‐
teundUnternehmen,derzunehmendenAufhel‐
lung auf dem Arbeits‐ und Immobilienmarkt,
der expansiven Geldpolitik und dem abneh‐
mendenRestriktionsgradderFiskalpolitikpro‐
fitieren. Die wirtschaftliche Entwicklung im
Euroraum wird zwar auch im Prognosezeit‐
raumunterderLastdernurlangsamundmüh‐
selig zu lösenden Strukturprobleme leiden, die
inmehrerenMitgliedsländernnochimmerprä‐
sent sind. Dennoch wird sich die Erholung der
gesamtwirtschaftlichen Aktivität temporär fes‐
tigen. Maßgeblich dafür werden vor allem die
ImpulseausdemAußenhandelsein.Sodürften
die Importe aufgrund der binnenwirtschaftli‐
chen Schwäche vielerorts im Euroraum nur
gedämpft expandieren. Zugleich dürften sich
6
DieLagederWeltwirtschaft
Risiken
weiteren Abbau der Unsicherheit kommen, die
mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Eu‐
roraums verbunden ist. Eine höhere Transpa‐
renz könnte jedoch auch das Gegenteil bewir‐
ken. Vor allem dann, wenn sich herausstellt,
dass das wahre Ausmaß der Probleme vieler
europäischerKreditinstitutedeutlichgrößerist
alsursprünglichangenommenundderVersuch
einer Restrukturierung die vielerorts fragilen
Staatsfinanzen abermals massiv belasten wür‐
de.IneinemsolchenSzenarioisteinspürbarer
Anstieg der Unsicherheit und damit der Refi‐
nanzierungskosten für private und öffentliche
EmittentenimEuroraumnichtauszuschließen.
Die rückläufigen Inflationsraten im Euroraum,
die mittlerweile in allen Mitgliedsländern zu
beobachten sind, bergen Risiken und Chancen.
SohatsichderPreisauftriebvon2,8%imJanu‐
ar 2013 auf 0,5% im Mai 2014 abgeschwächt.
Zwar ist der Inflationsrückgang zu einem er‐
heblichen Teil auf die Aufwertung des Euro
sowie die Entwicklung bei den Preisen für
EnergierohstoffeundNahrungsmittelzurückzu‐
führen, die seit Beginn vergangenen Jahres in
der Tendenz stagnierten oder zeitweise zu‐
rückgingen. Jedoch hat auch die schwache Bin‐
nennachfrage im Euroraum maßgeblich zur
Disinflation beigetragen, was am Rückgang der
Kerninflationsratevon1,5%imJanuar2013auf
0,8% im Mai 2014 zu erkennen ist. Besonders
stark nahm dabei die Teuerungsrate in jenen
Mitgliedsländern ab, in denen die wirtschaftli‐
che Entwicklung durch schmerzhafte jedoch
dringendnotwendigestrukturelleAnpassungen
belastet wird. In Griechenland, Portugal und
ZyperngehendieKonsumentenpreiseseitdem
Sommer sogar zurück. Zwar führt eine sehr
niedrigeodergarnegativeTeuerungsratekurz‐
fristig zu konjunkturellen Belastungen in den
krisengeplagten Mitgliedsländern des Eu‐
roraums. Denn diese Volkswirtschaften weisen
zumeist eine hohe private und öffentliche Ver‐
schuldung auf, deren Abtragen durch einen zu
schwachen Preisauftrieb erschwert wird. Eine
Disinflation oder gar Deflation ist jedoch auf
mittlere Sicht für diese Länder durchaus vor‐
teilhaft. Denn erst sie ermöglicht die dringend
Alles in allem dürfte die gesamtwirtschaftliche
ProduktioninderWeltindiesemundimnächs‐
ten Jahr mit 2,9% bzw. 3,3% zunehmen (vgl.
Tab. 1.1). Entsprechend wird der Welthandel
im Jahr 2013 voraussichtlich um 2,8% expan‐
dieren, ehe er im kommenden Jahr um 5,2%
zulegt.DabeiwerdensichdieLeistungsbilanzen
der meisten aufstrebenden Volkswirtschaften,
aufgrundsoliderZuwächsebeiderBinnennach‐
frage,zunehmendverschlechtern.ImEuroraum
dagegen dürften die sich allmählich verbes‐
sernde Exportperformance einiger Mitglieds‐
länderunddiezugleichehermoderatebinnen‐
wirtschaftliche Expansion zu einer Verbesse‐
rung des Leistungsbilanzsaldos führen. Das
LeistungsbilanzdefizitderUSAwirdwohlnahe‐
zu unverändert bleiben. Dort dürften die stei‐
gendenZuwächsebeidenGüterimportendurch
dieAusweitungderGas‐undÖlexportenahezu
kompensiertwerden.
Risiken
Ein Hauptrisiko für die Weltkonjunktur stellt
nach wie vor die fragile Lage mehrerer Eu‐
roraumländer dar. Trotz der Reformmaßnah‐
men,diedieseÖkonomieninderjüngstenVer‐
gangenheit eingeleitet haben, ist der Anpas‐
sungsprozess noch lange nicht abgeschlossen.
Vielmehr sind viele dieser Länder noch immer
viel zu teuer, um wettbewerbsfähig sein zu
können.Jederzeitkönnenwieder,ähnlichwiein
den vergangenen drei Jahren, krisenhafte Ver‐
werfungenauftreten.
Auch von den umfangreichen Stresstests („As‐
setQualityReview“),diedieEuropäischeZent‐
ralbank im Sommer und Herbst 2014 bei den
Banken in der Währungsunion durchführt, ge‐
henRisikenhervor.Diesekönnensowohlposi‐
tiveralsauchnegativerNatursein.Sowirdda‐
mitgerechnet,dassdieErgebnissedieserTests
die Lage im europäischen Bankensektor trans‐
parenter machen und die Umstrukturierung
von Instituten nach sich ziehen, die kein nach‐
haltiges Geschäftsmodell aufweisen. Sollte eine
solche Umstrukturierung auch tatsächlich
glaubwürdig erscheinen, so dürfte es zu einem
7
DieLagederWeltwirtschaft
Risiken
FernergehengeopolitischeRisikenvomandau‐
ernden russisch‐ukrainischen Konflikt aus. So
könnte eine Eskalation des Konflikts zu einer
Spirale gegenseitiger Sanktionen zwischen
RusslandunddemWestenführen.Zwardürften
reine Handels‐ und Kapitalverkehrsrestriktio‐
nen vor allem Russland stark treffen, während
die Effekte auf die EU und die USA sehr gering
ausfallen dürften. Sollte Russland aber seiner‐
seits Gaslieferungen nach Europa beschränken
oder gar einstellen, so würde dies einige Mit‐
gliedsländer der Europäischen Union zum Teil
erheblich treffen. Auch dürfte in einer solchen
Situation die geopolitische Unsicherheit zu‐
nehmen, mit negativen Konsequenzen für die
privaten Konsum‐ und Investitionsausgaben in
weitenTeilenderWelt.
Schließlichstelltauchderjüngstausgebrochene
bürgerkriegsähnliche Konflikt im Irak ein Risi‐
ko dar. Sollte dieser eskalieren, so könnte dies
weiteTeiledesNahenOstenspolitischdestabi‐
lisieren. Da diese Region zu den wichtigsten
Erdölproduzenten gehört, könnten Verwerfun‐
gendortzueinemscharfenAnstiegderÖlpreise
führen und somit die globale Konjunkturdyna‐
mikverlangsamen.
notwendige reale Abwertung gegenüber wich‐
tigen Handelspartnern und damit die lange er‐
sehnte Verbesserung ihrer internationalen
Wettbewerbsfähigkeit. Doch könnte irgend‐
wanneinelangePhaseniedrigenPreisauftriebs,
die auch die gesunden Teile der Währungsuni‐
on sowie die Mehrzahl der Gütergruppen er‐
fasst,zueinerAbwärtsrevisionderlangfristigen
Inflationserwartungen von Investoren, Konsu‐
menten und Produzenten führen. Dies könnte,
angesichts des ausgeschöpften Zinssenkungs‐
spielraumsderEZB,einenAnstiegderRealzin‐
sen nach sich ziehen und Investoren und Kon‐
sumentendazuveranlassen,ihrelaufendeAus‐
gabenbereitschaft zu reduzieren. Auch würden
in einem solchen Szenario die Lohnabschlüsse
moderater ausfallen. Diese Anpassungen wer‐
den den tatsächlichen Preisauftrieb verlangsa‐
menundsomitdienachuntenrevidiertenInfla‐
tionserwartungen tendenziell bestätigen und
schließlich, eine langandauernde Phase sehr
niedriger Nominalzinsen wahrscheinlicher ma‐
chen. Im Extremfall könnte es zu einer Spirale
ausInflationsrückgängenundsukzessivenHer‐
absenkungen der Inflationserwartungen kom‐
men, die in eine dauerhafte Deflationsphase
mündet. Da die Nominallöhne tendenziell nach
untenrigidesind,würdedieDeflationeineper‐
sistenteUnterbeschäftigungnachsichziehen.In
der vorliegenden Prognose wird allerdings an‐
genommen, dass eine Deflation auf Euroraum‐
ebene ausbleibt und dass die positiven Effekte
eine Korrektur der relativen Güterpreise über‐
wiegen. Zum einen sind die langfristigen Infla‐
tionserwartungennachwievorbeimInflations‐
zielderEZBvonunter,abernahezweiProzent
verankert.Zumanderendürftediewirtschaftli‐
cheErholung,wenngleichsiesehrmoderataus‐
fallen dürfte, den Preisauftrieb wieder etwas
erhöhen.
8
DieLagederWeltwirtschaft
Risiken
Tabelle1.1
9
DieLagederWeltwirtschaft
US‐KonjunkturschütteltstrengenWinterab
nigungaufeinenBundeshaushaltimDezember
2013 sowie die Verständigung auf eine Erhö‐
hungderSchuldenobergrenzeimFebruar2014
konnte der lähmende Haushaltsstreit in den
USA vorübergehend beigelegt werden. Dieser
hatte in der Vergangenheit zu großer wirt‐
schaftspolitischer Unsicherheit und damit zur
Zurückstellung langfristiger Investitions‐ und
Konsumentscheidungen geführt. Obgleich der
erzielte Kompromiss zunächst nur etwa bis
zumEndedeserstenQuartals2015Planungssi‐
cherheit verschafft und eine langfristig tragfä‐
hige Haushaltsplanung weiterhin nicht in Sicht
ist, dürfte der erzielte Rückgang der wirt‐
schaftspolitischen Unsicherheit dennoch die
Konjunktur vor allem in der ersten Hälfte die‐
sesJahresgestützthaben.DiedeutlicheKonso‐
lidierungderöffentlichenHaushalteindenver‐
gangenen zwei Jahren hat zu einer spürbaren
Reduktion des Budgetdefizits beigetragen.
Gleichzeitig verbessert sich auch konjunkturell
bedingt die Einnahmeseite des Bundes sowie
derBundesstaatenundKommunen,sodassvor
allemvonLetzterenimPrognosezeitraumsogar
wieder leicht positive Impulse zu erwarten
sind.
In Anbetracht der bislang unterdurchschnittli‐
chen Dynamik des aktuellen Aufschwungs, der
unterausgelasteten Kapazitäten und der hohen
Arbeitslosigkeit blieb der Preisauftrieb in den
USA trotz ultralockerer Geldpolitik bisher ge‐
ring. So lag die jährliche Teuerungsrate der
Konsumentenpreise im Durchschnitt des abge‐
laufenen Jahres bei rund 1,5%. Seit Jahresbe‐
ginn ist jedoch ein zunehmender Anstieg der
Inflationsrate auf zuletzt 2,1% im Mai zu ver‐
zeichnen;auchdieKernrateinderAbgrenzung
ohneEnergieundLebensmittellegteaufzuletzt
1,9% zu. Diese Beschleunigung ging nicht zu‐
letzt auf eine sich stetig verbessernde Kapazi‐
tätsauslastung und das fortgesetzte anziehen
derImmobilienpreisezurück(vgl.Abb.1.2).
US‐KonjunkturschütteltstrengenWinterab
Trotz solider Grunddynamik schrumpfte die
US‐Wirtschaft im ersten Quartal 2014 witte‐
rungsbedingt um 0,2%. Betroffen waren vor
allem die Bauwirtschaft und die Lagerinvestiti‐
onen, welche zusammen einen negativen
Wachstumsbeitrag von ‐0,5Prozentpunkten
lieferten. Aber auch die Exporttätigkeit wurde
überdurchschnittlich gehemmt. So ging vom
Außenbeitrag ebenfalls ein negativer Impuls
von etwa ‐0,2Prozentpunkten in Relation zum
Bruttoinlandsprodukt aus. Allein der private
Konsum expandierte trotz widriger Witte‐
rungsverhältnissekräftigum0,8%imVergleich
zum Vorquartal, während auch die Nachfrage
der öffentlichen Haushalte um 0,2% zurück‐
ging.
Ungeachtet des insgesamt schwachen ersten
Quartals weisen eine stabile Konsum‐, Ein‐
kommens‐ und Arbeitsmarktentwicklung auf
einen weiterhin intakten konjunkturellen Auf‐
schwunghin.Sowurdentrotzderhemmenden
Witterung in den ersten fünf Monaten dieses
Jahres durchschnittlich gut 200000 neue Ar‐
beitsplätze geschaffen und das Beschäftigungs‐
niveau von vor der Krise wurde erstmals wie‐
der erreicht. Gleichsam sank die Arbeitslosen‐
rate von 6,7% im Dezember auf 6,3% im Mai,
wobeieinTeildiesesRückgangsjedochaufein
gleichzeitiges Absinken der Partizipationsrate
zurückzuführen war. Damit erreicht der Be‐
schäftigungsaufbau in den USA zwar weiterhin
noch nicht die Dynamik früherer Erholungs‐
phasen, zeigt sich aber angesichts der witte‐
rungsbedingt schwachen Investitionstätigkeit
zuJahresbeginnüberraschendrobust
Nachdem die Finanzpolitik im abgelaufenen
Winterhalbjahr noch einmal etwas bremste,
sindimPrognosezeitraumkeineweiterennega‐
tiven Impulse mehr zu erwarten. Durch die Ei‐
10
DieLagederWeltwirtschaft
US‐KonjunkturschütteltstrengenWinterab
Abbildung1.2
Konjunkturelle Entwicklung in den Vereinigten Staaten seit 2009
Unternehmensumfragen
60
Konsumindikatoren
Index, saisonbereinigt
Index, saisonbereinigt
55
50
110 100
105
ISM – Einkaufsmanagerindex
Index
%
80
4
(linke Skala)
100
60
(linke Skala)
45
95
40
90
2
40
NFIB – Mittelstandsindikator
35
(rechte Skala)
30
2009
2010
2011
2012
2013
85
20
80
0
2014
0
realer Konsumd)
(rechte Skala)
-2
-4
2009
Außenhandelb)c)
700
6
Konsumentenvertrauena)
2010
2011
2012
2013
2014
Konsumentenpreised)
Mrd. US-$
%
Mrd. US-$
%
6
6
Importe
600
(linke Skala)
Kerninflationsratee)
4
500
Exporte
400
4
2
(linke Skala)
300
2
0
200
0
Teilbereich
Wohnen
0
-80
100
Saldo (rechte Skala)
0
-240
2009
2010
2011
2012
2013
-2
-4
-4
2009
2014
2010
2011
2012
2013
2014
Produktion und Auslastung
Arbeitsmarkt
Mill. Personen
%
%
12
148
%
10
85
Industrieproduktiond)
Arbeitslosenquote
(rechte Skala)
145
-2
Konsumentenpreise
-160
10
(rechte Skala)
81
5
0
77
8
142
Kapazitätsauslastung
73
-5
(linke Skala)
139
6
Erwerbstätigef)
-10
69
(linke Skala)
4
136
2009
2010
2011
2012
2013
2014
65
2009
2010
2011
2012
2013
2014
-15
Index der University of Michigan. − b) Real, saisonbereinigte Werte. − c) Waren und Dienstleistungen. − d) Veränderung
gegenüber Vorjahr in %. − e) Ohne Energie und Nahrungsmittel. − f) Zivile Erwerbstätige insgesamt, saisonbereinigt.
a)
Quellen: Bureau of Labor Statistics; Federal Reserve; U.S. Department of Commerce; NFIB − National Federation of Independent
Business; ISM − Institute for Supply Management; Bureau of Economic Analysis; The Conference Board; Berechnungen des ifo Instituts.
programm weiterhin schrittweise senken und
bis zum Jahresende ganz einstellen wird. Zu‐
demweisendieProjektionenderMitgliederdes
zuständigen Federal Open Market Committee
daraufhin,dassdieZielmarkefürdieFedFunds
Rate, von derzeit 0‐0,25%, im ersten Halbjahr
2015 zum ersten Mal angehoben und bis zum
Jahresende2015einNiveauvonetwa1%errei‐
chenwird.DamitwirdderExpansionsgradder
GeldpolitikimPrognosezeitraumzwardeutlich
abnehmen, das niedrige Zinsniveau dürfte die
Konjunkturaberimmernochstimulieren.
ImAngesichtsteigenderInflationserwartungen,
der gesunkenen finanzpolitischen Unsicherheit
und einer robusten konjunkturellen Dynamik
treibtdieamerikanischeNotenbank(Fed)ihren
Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik der
vergangenen Jahre weiter voran. So reduzierte
sie bereits das Volumen ihres Ankaufpro‐
grammsfürhypothekenbesicherteWertpapiere
undStaatsanleihenvonmonatlich85Mrd.USD
im Dezember 2013 schrittweise auf 35 Mrd.
USD ab Juli dieses Jahres. Nach aktueller Lage
istdavonauszugehen,dassdieFeddasAnkauf‐
11
DieLagederWeltwirtschaft
US‐KonjunkturschütteltstrengenWinterab
im Prognosezeitraum jedoch nur mit einem
moderaten Rückgang der Arbeitslosenquote
von durchschnittlich 6,4% in diesem auf 5,8%
im kommenden Jahr zu rechnen. Aufgrund der
konjunkturellen Belebung und der erfolgten
Sparanstrengungen im Bundeshaushalt wird
sich das Budgetdefizit im laufenden und im
nächsten Fiskaljahr (jeweils Oktober ‐ Septem‐
ber) auf je knapp 3% des Bruttoinlandspro‐
duktsverbessern.
FürdaszweiteQuartal2014zeigenumfrageba‐
sierte Konjunkturindikatoren für den privaten
Konsum ein weiterhin hohes Expansionstempo
und für die Industrieproduktion sowie Ausrüs‐
tungs‐ und Lagerinvestitionen eine deutliche
Belebungan.SodürftesichmitderNormalisie‐
rung der Witterungsbedingungen und den da‐
mit einhergehenden Aufholeffekten die ge‐
samtwirtschaftlicheDynamikimzweitenQuar‐
tal dieses Jahres erheblich beschleunigt haben
und sollte auch im Jahresverlauf aufwärtsge‐
richtetbleiben.ImPrognosezeitraumdürftevor
allem der private Konsum, in zunehmendem
MaßeaberauchdieprivatenInvestitionenund
dieStaatsnachfragezumAufschwungbeitragen.
Vom Außenhandel sind aufgrund der geringen
Dynamik wichtiger Handelspartner hingegen
kaumImpulsezuerwarten.
AllesinallemdürftesichderAnstiegdesBrut‐
toinlandsproduktsvon2,1%indiesemaufetwa
3,1%imnächstenJahrbeschleunigen(vgl.Abb.
1.3).DabeiwirddieTeuerungsratevoraussicht‐
lich von rund 2% im laufenden Jahr auf etwa
2,5% im Jahr 2015 zulegen (vgl. Tab. 1.2). Vor
dem Hintergrund der immer noch unterdurch‐
schnittlichen Dynamik dieses Aufschwungs ist
Abbildung1.3
Reales Bruttoinlandsprodukt in den USA
Saisonbereinigter Verlauf
118
%
Index, 1. Quartal 2011 =100
2,0
laufende
laufende Rate
Rate a)a)
Jahresdurchschnitt
114
b)
b)
1.
Quartal(linke
2011 Skala)
= 100
Volumen
3,1%
1,5
2,1%
1,9%
110
1,0
106
0,5
102
0,0
2,8%
Prognosezeitraum
1,8%
98
2011
2012
2013
2014
a)
2015
-0,5
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Bureau of Economic Analysis; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
Tabelle1.2
12
DieLagederWeltwirtschaft
WeiternachlassendesExpansionstempoinChina
Dabei wurde ein konsequentes Risikomanage‐
ment vernachlässigt. Dieser Kreditboom wird
einerseits von den Schattenbanken selbst, an‐
dererseits von liquiditätsbeschränkten kleinen
und mittleren Unternehmen sowie Gebietskör‐
perschaften getrieben, die die staatliche Regu‐
lierung des Finanzsystems umgehen wollen.
Bisher hatten über das offizielle Finanzsystem
nur Staats‐ und Großunternehmen Zugang zu
Finanzierung.Allesinallemdürftedernegative
Impuls, der von der Geldpolitik ausgeht, den
positiven übersteigen. Zudem ist für den Prog‐
nosezeitraum davon auszugehen, dass die Fi‐
nanzpolitik mit wirtschaftspolitischen Infra‐
strukturmaßnahmenzusätzlicheImpulseschaf‐
fen wird, sollte sich die Entwicklung auf dem
Immobilienmarktweiterabschwächen.
Vor diesem Hintergrund und angesichts der
verbesserten Auslandsnachfrage vor allem aus
den USA dürfte das Bruttoinlandsprodukt in
diesemundimkommendenJahrum7,3%zule‐
gen, und somit unterhalb des Expansionstem‐
posderJahre2011und2012bleiben.DieInfla‐
tionwirdsichvon2,6%imJahr2014leichtauf
3,1%imJahr2015beschleunigen.
Weiter nachlassendes Expansionstempo in
China
In China hat sich die Konjunktur im Frühjahr
weiter abgeschwächt. Das Bruttoinlandspro‐
dukt stieg im ersten Quartal 2014 um annuali‐
siert5,9%gegenüberdemVorquartal,nachdem
dasPlusindendreiMonatenzuvor noch7,6%
betragenhatte.DämpfendeEffektegingendabei
vomAußenhandelaus.Stützendwirktenhinge‐
gen die Konsumausgaben, während von den
AnlageinvestitionennurgeringereImpulseaus‐
gingen. Vor allem der schwache Wohnungsbau
führte zu einer merklichen Abkühlung der In‐
vestitionen, was auf verschärfte Kreditbedin‐
gungenundeinenAngebotsüberhanganneuen
Häusern zurückzuführen ist. Seit der Jahres‐
wende schwächt sich der Anstieg der Immobi‐
lienpreiseraschab;inländlichenRegionenmit
einer geringeren Nachfrage nach Immobilien
fallendiePreisebereits.
Die jüngsten Entwicklungen beim Einkaufsma‐
nagerindex, der Industrieproduktion und den
Exporten deuten darauf hin, dass nach dem
schwachen ersten Quartal die Konjunktur wie‐
deretwasanFahrtgewinnt.Allerdingssinddie
aktuellgünstigenIndikatorennichtstarkgenug,
umvoneinerkräftigerenErholungauszugehen.
Im Prognosezeitraum dürfte die Geldpolitik
leicht kontraktiv wirken. Zwar hat die Noten‐
bank Chinas angesichts der sich abkühlenden
Konjunktur vor kurzem die Liquiditätskonditi‐
onen für regionale Banken etwas gelockert.
Trotzdem belegt die Politik die Kreditvergabe
vorallemimSchattenbanksektormitBeschrän‐
kungen,wasweiterhinaufeineVerlangsamung
bei den Investitionen hinweist. Der Grund für
dieseregulatorischeRestriktionenistdieSorge,
dass sich in den zurückliegenden fünf Jahren
Fehlallokationen im Bau‐, Immobilien‐ und
Bergbausektor akkumuliert haben. Denn die
Kreditvergabe durch Schattenbanken an inlän‐
dische Investoren (wie Bau‐ und Immobilien‐
entwickler, Bergbauunternehmen und Gebiets‐
körperschaften) ist in diesem Zeitraum im his‐
torischen Vergleich äußerst kräftig gestiegen.
Moderates Expansionstempo in Japan setzt
sichfort
DieWirtschaftsleistunginJapanlegteimersten
Quartal des Jahres 2014 kräftig zu. Ausschlag‐
gebend dafür waren die beschleunigte Auswei‐
tung des privaten Konsums und der Investitio‐
nen. So zogen Firmen und Haushalte in Antizi‐
pation der Mehrwertsteueranhebung von 5%
auf8%imAprildenKaufvondauerhaftenKon‐
sum‐undInvestitionsgüternvor.Dieöffentliche
Nachfrage stagnierte im ersten Quartal, nach‐
demsiedurcheineReihewirtschaftspolitischer
MaßnahmenimJahr2013deutlichausgeweitet
wurde. Dämpfende Effekte gingen vor allem
vom Außenhandel aus. Während die Exporte
stagnierten, legten insbesondere die Importe
fossiler Energieträger im Einklang mit dem
Produktionsanstiegkräftigzu.
13
DieLagederWeltwirtschaft
KonjunkturinIndienundSüdostasienbelebtsichmoderat
bremste Anstieg der Stimmung bei großen Un‐
ternehmen. Auch die ausländische Nachfrage
dürfte aufgrund der kräftigen Abwertung des
Yen im Vorjahr zur Stützung der Konjunktur
beitragen. Die Preise werden mit voraussicht‐
lich 2,1% kräftig anziehen. Da eine Veranke‐
rungderInflationserwartungeninderNähedes
Inflationsziels der Zentralbank Lohnsteigerun‐
genvoraussetzt,bemühtsichdieRegierungdie
Großunternehmen von einer Anhebung der
Grundgehälter zu überzeugen. Sollte sie damit
erfolgreich sein, wird die Lohndeflation im
Prognosezeitraum voraussichtlich Ende finden.
Im kommenden Jahr dürfte das Bruttoinlands‐
produkt um rund 1,3% zulegen, belastet vom
Auslaufen der konjunkturstützenden Pro‐
gramme und einer eventuellen weiteren Anhe‐
bung der Mehrwertsteuer. Die Verbraucher‐
preisedürftenum1,7%anziehen.
Die japanische Zentralbank hat ihre expansive
Geldpolitik weiter fortgeführt. Um ihr Inflati‐
onsziel von 2% zu erreichen, hat sie Anfang
April 2013 angekündigt, die Geldbasis durch
AnkäufevonWertpapierenbiszumEndedieses
Jahreszuverdoppeln.BereitsseitJahresbeginn
istdieZentralbankgeldmengeummehrals20%
angestiegen. Allerdings ist der starke Anstieg
der Inflationsrate im April auf 3,4% vor allem
auf die Anhebung der Mehrwertsteuer zurück‐
zuführen, deren Effekt auf den Verbraucher‐
preisindex auf etwa 1,4 Prozentpunkte taxiert
wird. Zieht man zusätzlich den Anstieg der Le‐
bensmittel‐undEnergiepreise,dürftendieVer‐
braucherpreise im April um lediglich 0,8% zu‐
gelegthaben.
Die Finanzpolitik im laufenden Jahr ist leicht
restriktiv ausgerichtet. Zwar wird die Anhe‐
bung der Mehrwertsteuer durch ein Konjunk‐
turpaket flankiert; sein Volumen dürfte jedoch
nichtausreichen,umdennegativenkonjunktu‐
rellen Impuls der Mehrwertsteueranhebung
auszugleichen. Das Konjunkturpaket umfasst
neben Transferzahlungen an einkommens‐
schwache Haushalte eine Senkung der Körper‐
schaftsteuer um fünf Prozentpunkte auf etwa
35% zum 1. April 2014. Letzteres soll Anreize
für Unternehmen erhöhen, im Inland zu inves‐
tieren und Arbeitsplätze zu schaffen. Auch im
kommenden Jahr dürfte die Finanzpolitik rest‐
riktiv ausgerichtet bleiben. Je nach Fortschritt
der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte
könnte die Regierung die Mehrwertsteuer im
Oktober 2015 ein weiteres Mal auf 10% anhe‐
ben.
Insgesamt dürfte die gesamtwirtschaftliche
Produktion im laufenden Jahr um rund 1,6%
zulegen. Während die Binnennachfrage im
zweitenQuartal2014durchdieMehrwertsteu‐
ererhöhungstarkgedämpftwird,dürftesichdie
konjunkturelle Erholung im zweiten Halbjahr
2014 fortsetzen. Dazu werden wohl auch die
privaten Investitionen beitragen, die aufgrund
der erhöhten Unternehmensgewinne infolge
der Senkung der Körperschaftssteuer etwas
anziehendürften.Dafür sprichtauchderunge‐
Konjunktur in Indien und Südostasien be‐
lebtsichmoderat
Die gesamtwirtschaftliche Produktion Indiens
erhöhtesichimerstenQuartaldiesesJahresum
6,0%imVorjahresvergleich,nachdemsieinden
dreiMonatenzuvorum 4,4%expandierthatte.
SokonntendiestarkenZuwächsedesKonsums,
die mit einer Erholung des Verbraucherver‐
trauens einhergingen, die dämpfenden Effekte,
die von den übrigen Nachfragekomponenten
ausgingen, überkompensieren. Insbesondere
die schwache Dynamik der Investitionen hält
damit sein nunmehr drei Jahren an. Diese Ent‐
wicklung ist hauptsächlich auf den mit Unsi‐
cherheitbehaftetenwirtschaftspolitischenKurs
der indischen Regierung sowie eine unzu‐
reichende Infrastruktur (insbesondere im Be‐
reich der Energieversorgung) zurückzuführen.
In den letzten Quartalen vor den Parlaments‐
wahlen im Mai 2014 befand sich Indien in ei‐
nem Wartezustand. So konnte die Politik drin‐
gend benötigte Reformen nicht voranbringen.
Dies hat die Investitionstätigkeit zusätzlich ge‐
dämpft.
14
DieLagederWeltwirtschaft
KonjunkturinIndienundSüdostasienbelebtsichmoderat
In Indonesien,Thailand, Malaysia unddenPhi‐
lippinen weitete sich die gesamtwirtschaftliche
Produktion bereits seit dem zweiten Halbjahr
2013 etwas langsamer aus. Vor allem die Ex‐
portdynamik ging zurück, aber auch eine
schwächere Inlandsnachfrage leistete ihren
Beitrag. In Indonesien gingen zusätzlich dämp‐
fende Effekte von einer restriktiv ausgerichte‐
tenGeldpolitikaus.ImlaufendenJahrdürftedie
konjunkturelle Grunddynamik in den südost‐
asiatischen Schwellenländern robust bleiben
unddasBruttoinlandsproduktmit5,0%expan‐
dieren. Zwar dürfte eine moderate Abkühlung
der Binnennachfrage den Produktionsanstieg
belasten,diesdürftejedochdurcheineAuswei‐
tung der Exporte in wichtige fortgeschrittene
Volkswirtschaften kompensiert werden. Im
kommenden Jahr wird die gesamtwirtschaftli‐
che Produktion in der Ländergruppe leicht be‐
schleunigt um 5,2% zulegen, unterstützt von
einer Abnahme der politischen Unsicherheit in
Thailand sowie der Ausweitung der Realein‐
kommeninIndonesien,wasdurchdiesinkende
Inflationbegünstigtwird.
DerAusblickfürdienächstenMonatestelltsich
weniger pessimistisch dar. Die Industriepro‐
duktion im Durchschnitt der Monate Februar,
MärzundAprillagdeutlichüberdemVorquar‐
talswert.Außerdemistdiewirtschaftspolitische
UnsicherheitseitJahresanfangzurückgegangen,
wasunteranderemaufdasErreichenderabso‐
lutenMehrheitderBharatiyaJanataParty(BJP)
bei den Parlamentswahlen zurückzuführen ist.
Dies bietet der neuen zu bildenden Regierung
den notwendigen parlamentarischen Rückhalt,
um schwierige strukturelle Reformen durchzu‐
setzen.
Die Konjunktur dürfte sich in den kommenden
Monaten leicht beleben. Dafür spricht die Ent‐
wicklungderAuftragseingänge.Zudemwerden
positive Impulse von der Fiskalpolitik ausge‐
hen. So werden bereits beschlossene Infra‐
strukturprojekteumgesetzt,welchesichinden
vergangenenQuartalenverzögerthaben.Insge‐
samtdürftesichdiekonjunkturelleDynamikin
Indien im weiteren Prognosezeitraum leicht
beschleunigen. Das Bruttoinlandsprodukt wird
in diesem Jahr um 6,2% und im kommenden
Jahrum6,3%zulegen.EineZunahmederInves‐
titionendürfteimPrognosezeitraumdieHaupt‐
triebkraft für das Wirtschaftswachstum sein.
Bremsend hingegen wirken strukturelle Prob‐
leme wie eine mangelhafte Energieversorgung.
Auch die aufgrund der hohen Inflation restrik‐
tive Geldpolitik dürfte weiterhin die Realein‐
kommen und damit die private Nachfrage be‐
lasten. Obwohl der Teuerungsdruck vor allem
aufgrund sinkender Nahrungsmittelpreise
nachgelassenhat,legtendieVerbraucherpreise
im Mai immer noch um 8,2% gegenüber dem
Vorjahresmonat zu, nach durchschnittlich
10,9% im vergangenen Jahr. Zudem stehen ei‐
ner kräftigen Ausweitung der Investitionen
kreditangebotsseitige Restriktionen entgegen,
die auf gestiegene Probleme im Bankensektor
und restriktive Finanzierungskonditionen zu‐
rückzuführen sind. Sollte sich der Reformpro‐
zess in den kommenden Monaten tatsächlich
beschleunigen, dürfte dies bereits im Progno‐
sezeitraum zu einer Belebung der Investitions‐
tätigkeitbeitragen.
Die wirtschaftliche Entwicklung in den asiati‐
schen Tigerstaaten (Südkorea, Taiwan, Hong‐
kong und Singapur) hat sich am Anfang dieses
Jahresbeschleunigt.Diesistvorallemaufeinen
starken Außenhandel zurückzuführen, da die
Ausfuhrenvorallemin dieVereinigtenStaaten
gestiegen sind. Die konjunkturelle Dynamik in
dieser Ländergruppe dürfte im Prognosezeit‐
raum nur geringfügig zunehmen. Das Bruttoin‐
landsprodukt wird in diesem Jahr voraussicht‐
lichum3,6%undimkommendenJahrum3,9%
expandieren.EineZunahmederExportedürfte
auch im Prognosezeitraum die Haupttriebkraft
für die Ausweitung des Produktionsanstiegs
sein.
15
DieLagederWeltwirtschaft
VerhalteneExpansioninLateinamerika
VerhalteneExpansioninLateinamerika
Rekordtief gesenkt. Begründet wurde der
SchrittmiteinerschleppendenKonjunktur.
Im Prognosezeitraum wird für die Region wei‐
terhin eine geringe Expansionsdynamik erwar‐
tet. Dafür sprechen niedrigere Rohstoffpreise,
steigende Finanzierungskosten, sowie eine
langsamere Expansion in China. Die Abschwä‐
chung spiegelt sich auch in eingetrübten regio‐
nalenKonjunkturindikatorenwiedemIfoWirt‐
schaftsklimafürLateinamerikawider(vgl.Abb.
1.4).
Abbildung1.4
DasrealeWirtschaftswachstuminLateinameri‐
ka hat seit 2012 stark an Dynamik verloren.
Dabei waren es vor allem die Schwergewichte
der Region, die unterdurchschnittlich expan‐
dierten. Chile und Kolumbien verzeichneten
dagegen weiterhin robuste Zuwächse der ge‐
samtwirtschaftlichen Aktivität. Die Wachs‐
tumsbeiträge der Region kamen vor allem aus
dem Konsum; die Investitionen lieferten kaum,
derAußenbeitragvorwiegendenegativeImpul‐
se.Hiermachtensichvorallemeineschwäche‐
re Auslandsnachfrage, sowie allgemein niedri‐
gere Rohstoffpreise bemerkbar. Die Ankündi‐
gungdesschrittweisenAusstiegsausderultra‐
lockeren Geldpolitik der US‐amerikanischen
Notenbank Mitte 2013 führte zu Abwertungen
lateinamerikanischer Währungen, die sich in‐
zwischen aber wieder weitgehend erholten.
Auch die ausländischen Kapitalzuflüsse in die
Region setzten sich trotz der Finanzmarkttur‐
bulenzenüberwiegendfort.
Nachdem die Inflationsraten bis Ende 2013
stetigzurückgegangenwaren,sindsieamaktu‐
ellen Rand in den meisten Ländern wieder an‐
gestiegen. Vor allem in Venezuela und Argenti‐
nienliegendiePreissteigerungsratenweiterhin
im hohen zweistelligen Bereich. Die positive
Nachricht an der Inflationsfront in Argentinien
beschränktsichlediglichaufderenBerechnung:
Mit Einführung eines neuen Warenkorbs prä‐
sentiert die Regierung seit Januar einen neuen
(glaubwürdigen) Konsumentenpreisindex. Da‐
mitdürftesichdievonunabhängigenExperten
geschätzte jährliche Geldentwertung von über
30%1 offiziell bestätigen. In Brasilien, wo der
monetäre Restriktionsgrad bereits seit April
2013angezogenwird,folgtenAnfang2014wei‐
tere Leitzinserhöhungen. Hier gab es neben
dem Inflationsanstieg auch aufgrund der Wäh‐
rungsabwertung Handlungsbedarf. In Mexiko,
wo die Inflation rückläufig ist, wurde dagegen
jüngst überraschend der Leitzins auf ein neues
Wirtschaftliche Entwicklung in Lateinamerikaa)
9
%
Index 2005 = 100
120
ifo Wirtschaftsklima c)
(rechte Skala)
6
100
3
80
0
60
reales BIPb)
(linke Skala)
-3
97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15
40
a)
Brasilien, Mexiko, Argentinien, Venezuela, Kolumbien, Chile; mit Kaufkraftparitäten des Jahres 2013 gewichteter Durchschnitt. - b) Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem jeweiligen Vorjahr in %. - c) Arithmetisches Mittel der Bewertungen der gegenwärtigen Lage und der erwarteten Entwicklung.
Quellen: IWF, World Economic Outlook, Database; Ifo World Economic Survey; Berechnungen des ifo Instituts.
LediglichfürMexiko,demwirtschaftlichzweit‐
größtemLandderRegion,istderkonjunkturel‐
le Ausblick freundlicher: hier sind seit Beginn
des Jahres die Industrieproduktion, Umfragen
unter Verbrauchern, Unternehmern und Ein‐
kaufsmanagern aufwärts gerichtet. In Mexiko
dürftennichtnurdererwarteteAufschwungin
denUSA,sondernauchumfangreicheReformen
(im Energiesektor, sowie Fiskal‐ und Finanzre‐
formen) im Prognosezeitraum erste Früchte
tragen. Dagegen werden in Brasilien die struk‐
turellen Probleme in Form einer mangelhaften
Infrastruktur und einer hohen Bürokratie nur
unzureichend angegangen. Der zu geringe Re‐
formwille hemmt weiterhin die Investitionstä‐
tigkeit. Große makroökonomische Ungleichge‐
wichte treten in Argentinien und Venezuela zu
Tage: eine exzessive Fiskalpolitik führte in den
1 vgl. CESifo World Economic Survey (Mai 2014), S.
19
16
DieLagederWeltwirtschaft
RusslandimSogdesUkraine‐Konflikts
2011dieZinsenstetsnachobenanpassen,was
dieInvestitionstätigkeitzusätzlichdämpfte.
DurchdenKonfliktmitUkrainekameinweite‐
rerBelastungsfaktorhinzu,derdiebereitsvor‐
handenen Kernprobleme der russischen Wirt‐
schaft – Investitionsschwäche und hohe Kapi‐
talabflüsse–weiterverschärfte.DerKapitalab‐
flussbeschleunigtesichimerstenQuartal2014
und belief sich auf etwa 50 Mrd. US‐Dollar (im
Vergleichzurund60Mrd.US‐Dollarimgesam‐
ten Jahr 2013). Der Wechselkurs des Rubels
gegenüber dem Euro fiel zwischen September
2013undMärz2014um15%.Hinzukam,dass
russische Unternehmen und Haushalte zuneh‐
mend in US‐Dollar und Euro flüchteten, um ei‐
nen weiteren Wertverlust ihrer Ersparnisse zu
begrenzen.UmeinerweiterenRubelabwertung
entgegenzuwirken,interveniertedierussische
Zentralbank mit massiven Fremdwährungsver‐
käufen und weiteren Zinsanhebungen, so dass
sich seit April dieses Jahres eine weitgehende
Stabilisierungabzeichnete.
Der private Konsum, der sich in den letzten
JahrenzueinerwichtigenStützederrussischen
Wirtschaftentwickelte,wirddurchdieaktuelle
Entwicklungzunehmendbelastet.DasKonsum‐
entenvertrauen hat sich im ersten Halbjahr
2014 deutlich eingetrübt. Auch die Unterneh‐
mensaussichten haben sich seit Jahresbeginn
zunehmend verschlechtert; so deutet der Ein‐
kaufsmanagerindex auf eine Kontraktion so‐
wohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch im
Dienstleistungssektor hin. Wegen der schwä‐
cheren Binnennachfrage büßten auch die Ein‐
fuhrendeutlichanDynamikein.Dierussischen
Ausfuhren konnten sich dagegen bisher recht
gut behaupten. Die Energiepreise sind jüngst
wieder gestiegen, nicht zuletzt wegen der geo‐
politischen Krisensituationen sowohl in der
Region selbst als auch im Nahen Osten. Insge‐
samt sank das Bruttoinlandprodukt im ersten
Quartal 2014 um 0,4% gegenüber dem Vor‐
quartal.
letzten Jahren zu anhaltend hoher Inflation,
einembeschleunigtenRückgangderDevisenre‐
serven und einer Ausweitung der Kluft zwi‐
schen offiziellem und parallelem Wechselkurs.
Die eingeleiteten Gegenmaßnahmen in Form
von Import,‐Devisen‐undPreiskontrollenver‐
stärken die wirtschaftlichen Probleme und die
Unzufriedenheit der Bevölkerung. Ohne nach‐
haltige Änderung in der wirtschaftspolitischen
Ausrichtung lässt sich eine Stagnation, wenn
nicht gar eine Rezession in beiden Ländern
kaumvermeiden.
AllesinallemwirddasBruttoinlandsproduktin
Lateinamerikamit1,5%indiesemund2,8%im
nächsten Jahr zulegen. Somit dürfte das ge‐
samtwirtschaftliche Expansionstempo weiter‐
hin hinter jenem der Vergangenheit zurück‐
bleiben.
RusslandimSogdesUkraine‐Konflikts
Die russische Wirtschaft befindet sich in einer
bereits
seit
längerem
andauernden
Schwä chephase. Seit der Weltfinanzkrise im
Jahr 2008 hat die Konjunktur in nahezu allen
Wirtschaftsbereichen an Fahrt verloren. Die
Zuwachsrate des Bruttoinlandprodukts sank
kontinuierlich und lag im Jahr 2013 bei ledig‐
lich1,3%.DieIndustrieproduktionexpandierte
mit 0,4% ebenfalls nur schwach, und die Stim‐
mung unter Unternehmen hat sich seit Mitte
2011 stetig verschlechtert. Die ungünstigen
Aussichten schlugen sich insbesondere in den
Bruttoanlageinvestitionen nieder, die sich im‐
merschwächerausweitetenundimletztenJahr
sogar sanken. Zwar erklärt sich dieser Rück‐
gangunteranderemmitdemAuslaufenmehre‐
rer Großprojekte; die nachlassende Investiti‐
onstätigkeit hat jedoch noch weitere Ursachen.
WährenddieJahrevorderWeltfinanzkrisevon
einem regen Kapitalimport geprägt waren,
wurde seit 2009 nahezu ununterbrochen Kapi‐
tal aus dem Land abgezogen. Die Ursache des
Kapitalabzugs war in erster Linie ein Vertrau‐
ensverlust gegenüber der russischen Wirt‐
schaft. Der Rubel verlor in der Folge immer
wieder an Wert. Die Zentralbank musste seit
17
DieLagederWeltwirtschaft
scheintesauchsehrunwahrscheinlich,dassdie
Energielieferungen nach Europa aufgrund der
aktuellen geopolitischen Spannungen einge‐
schränkt werden dürften. Derzeit weist vieles
darauf hin, dass sich die gesamtwirtschaftliche
Entwicklung im Jahresverlauf weiter ab‐
schwächt und das Bruttoinlandprodukt im lau‐
fenden Jahr stagniert. Bei einer geopolitischen
StabilisierungdürftedieKonjunkturimVerlauf
des kommenden Jahres langsam wieder anzie‐
hen und das Bruttoinlandprodukt um 0,8%
zunehmen.
DiesePrognoseistjedochmithohenAbwärtsri‐
siken behaftet. Solange die Möglichkeit neuer
Sanktionen im Raum steht, wird eine wirt‐
schaftlicheErholunginRusslandnichtFußfas‐
sen können. Denn allein die Androhung von
schärferenSanktionenkönntedenKapitalabzug
aus dem Land erneut beschleunigen. Im
schlimmsten Fall könnte eine Spirale gegensei‐
tigerWirtschaftssanktionenzueinerteilweisen
odervollständigenUnterbrechungderHandels‐
und Finanzströme führen. Ein wirtschaftlicher
Einbruch in Russland würde dann auch eine
Belastungen der konjunkturellen Entwicklung
inEuropanachsichziehen.
DadieInflationaufhohemNiveauverharrt(bei
7,6%imMai2014),sindspürbareZinssenkun‐
gen im Prognosezeitraum unwahrscheinlich.
DiesdürftedenprivatenKonsumweiterdämp‐
fen, dessen Expansion in den letzten Jahren
zum Teil über Kredite finanziert wurde. Auch
auf die Unternehmensinvestitionen, die bereits
im vierten Quartal letzten Jahres rückläufig
waren, wirken die hohen Finanzierungskosten
weiterhin beschwerend. Um die Kreditvergabe
undsomitauchdieInvestitionstätigkeitzustüt‐
zen, will die russische Regierung Maßnahmen
zueinerbesserenBankenkapitalisierungeinlei‐
ten. Wann und in welcher Form die verspro‐
chenen Strukturreformen und Investitionser‐
leichterungen tatsächlich umgesetzt werden,
bleibtjedochabzuwarten.DieProduktiondürf‐
te daher im Prognosezeitraum nur schwach
zulegen, wobei auch Rückgänge nicht auszu‐
schließen sind. Wegen der schwächeren Bin‐
nennachfrage und des ungünstigen Wechsel‐
kurses dürften sich die Importe weiter ab‐
schwächen. Die Exporte werden im Prognose‐
zeitraum dagegen weitgehend stabil bleiben
oder weiter zunehmen. Die Expansion der rus‐
sischenWirtschaftscheintsomitweitgehendan
eine Zunahme der Weltenergiepreise und der
Rohstoffexporte gebunden zu sein. Daher er‐
18
DieLageinderEuropäischenUnion
2. DieLageinderEuropäischenUnion
ModerateErholungimEuroraum
Das reale Bruttoinlandsprodukt im Euroraum
konnteimerstenQuartal2014 gegenüberdem
Vorquartal um 0,2% zulegen und setzte damit
seine Erholung mit leicht verringertem Tempo
fort (vgl. Abb. 2.1). Im vierten Quartal 2013
hatteseinAnstiegnochbei0,3%gelegen.Somit
befindet sich die aggregierte Wirtschaftsleis‐
tungimEuroraumseitnunmehrvierQuartalen
aufExpansionskurs,nachdemimFrühjahr2013
einetiefeRezessionüberwundenwerdenkonn‐
te. Der Expansionsgrad ist jedoch bestenfalls
moderat und bleibt deutlich hinter früheren
Aufschwüngenzurück.
Abbildung2.1
Reales Bruttoinlandsprodukt im Euroraum
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
103
%
Index, 1. Quartal 2011 = 100
2
laufende
laufendeRate
Ratea)a)
102
Jahresdurchschnittb)b)
Jahresdurchschnitt
1,2%
(linke=Skala)
1.Volumen
Quartal 2011
100
1
0,9%
101
100
0
1,4%
-0,4%
-0,6%
99
Prognosezeitraum
-1
98
97
-2
2011
2012
2013
2014
2015
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Eurostat; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
PositiveImpulsekameninjüngsterZeitsowohl
von der Nachfrage aus dem Ausland, als auch
vonderprivatenInlandsnachfrage.Dienachlas‐
sende Unsicherheit über die Zukunft des Euro
sowie die Notwendigkeit lange aufgeschobene
Ersatzinvestitionen durchzuführen, haben zu
einer spürbaren Erholung der Bruttoanlagein‐
vestitionenbeigetragen(vgl.Abb.2.2).Darüber
hinaus konnten auch die privaten Konsumaus‐
gaben leicht zulegen, da eine rückläufige Infla‐
tionsrate und eine weniger restriktiv wirkende
FiskalpolitikdieBudgetsderprivatenHaushal‐
te entlasteten. Die Erholung des privaten Kon‐
19
sums hatte sich bereits seit geraumer Zeit in
einem gestiegenen Verbrauchervertrauen an‐
gekündigt. Die anhaltenden Konsolidierungs‐
bemühungenineinigenMitgliedsländernhaben
dagegen in den vergangenen Quartalen weiter‐
hininsgesamtdämpfendaufdiekonjunkturelle
Erholung im Euroraum gewirkt, obgleich der
Effekt der negativen Fiskalimpulse deutlich
kleinergewordenist.
Die konjunkturelle Erholung im Euroraum hat
auch zu einer Stabilisierung am Arbeitsmarkt
geführt. So lag die Arbeitslosenquote im April
2014 bei 11,7% und damit etwas niedriger als
nochimApril2013(12,0%).AuchdieBeschäf‐
tigungkonnteim VerlaufdesvergangenenJah‐
res leicht zulegen, obgleich diese weiterhin
deutlich unter dem Vorkrisenniveau liegt. Der
Expansionsgrad ist noch zu gering, um einen
spürbaren Beschäftigungsaufbau zu ermögli‐
chen.
Die jährliche Inflationsrate ist am aktuellen
Rand stark rückläufig und lag im Mai 2014 bei
nur noch 0,5% und somit deutlich unter der
ZielmarkederEuropäischenZentralbank(EZB)
vonknapp 2%.ImMai 2013hattesienoch bei
1,4% gelegen. Auch die Kerninflationsrate (Ge‐
samtinflationsrate ohne Energie und unverar‐
beiteteNahrungsmittel)hatsichindiesemZeit‐
raum von 1,3% auf 0,8% zurückgebildet. Letz‐
teres spiegelt vor allem die anhaltend unter‐
ausgelasteten Produktionskapazitäten und die
somit geringen Preiserhöhungsspielräume der
Unternehmen wider, während der Rückgang
der Gesamtinflationsrate auch auf sinkende
Energie‐ und Nahrungsmittelpreise sowie eine
nominale Aufwertung des Euro gegenüber den
wichtigsten Handelspartnern des Euroraums
zurückzuführenist.DesWeiterensindauchdie
PreiseffektevergangenerSteuer‐undAbgaben‐
erhöhungen (z.B. Erhöhungen der Mehrwert‐
steuersätze)nachundnachausgelaufen..
DieLageinderEuropäischenUnion
ModerateErholungimEuroraum
Abbildung2.2
Konjunkturelle Entwicklung im Euroraum seit 2009
Privater Verbrauch und
Konsumentenvertrauen
Bruttoanlageinvestitionen und
Kapazitätsauslastung
10
5
%
%
2
90
Bruttoanlageinvestitionena)
85
80
-5
75
0
Index des Konsumtenvertrauensb)
1
(linke Skala)
0
%
%
(rechte Skala)
0
Kapazitätsauslastung
(rechte Skala)
-10
70
65
-15
2009
152
2010
2011
2012
2013
Arbeitsmarkt
Mill. Personen
%
13
Erwerbstätige
4
-30
(linke Skala)
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Inflationc)
%
%
HVPId)
3
(linke Skala)
149
-2
2014
-20
Privater
Verbrauch
zu
konstanten
Preisena)
-1
-10
-40
4
3
11
2
2
146
9
Arbeitslosenquote
143
(rechte Skala)
1
1
Kerninflationf)
0
0
bereinigter HVPIe)
140
2009
2010
2011
2012
2013
2014
7
-1
2009
Außenhandelh)
1200
2010
2013
2014
-1
ifo Wirtschaftsklima
Mrd. Euro
Mrd. Euro
gut
erwartete Entwicklung
für die nächsten 6 Monate
Exporte
1100
2011 2012
(linke Skala)
1000
Importe
(linke Skala)
900
100
zufriedenstellend
75
800
50
25
700
2009
2010
2011
2012
2013
gegenwärtige Lage
0
Saldo (rechte Skala)
600
-25
2014
schlecht
2009
2010
2011
2012
2013
2014
a)
Veränderungsrate gegenüber Vorjahresquartal - b) Real, saisonbereinigte Werte. - c) Veränderungsrate
gegenüber dem Vorjahresmonat. - d) Harmonisierter Verbraucherpreisindex. - e) HVPI bereinigt um die Effekte von
Verbrauchssteuern. - f) HVPI ohne Preise für Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel. - h) Waren und
Dienstleistungen.
Quellen: Ifo World Economic Survey; Eurostat; Europäische Zentralbank; Berechnungen des ifo Instituts.
den Konsolidierungsdruck zu verringern. Zu‐
dem dürften auch die merklich gesunkenen
ZinsenaufStaatsanleihendenAnreizzurRedu‐
zierungderKreditaufnahmeverringerthaben.
Der Leistungsbilanzüberschuss des Euroraums
hatsichimerstenQuartal2014aufdemNiveau
des Vorquartals in Höhe von 2,7% in Relation
zumBruttoinlandsproduktstabilisiertundliegt
damit deutlich über dem Niveau des ersten
Quartals2013(2,2%),wasauchaufeinehöhere
Exporttätigkeitzurückgeführtwerdenkann.
DieSituationderStaatshaushalteimEuroraum
hat sich im Jahr 2013 wenig verändert. Wäh‐
renddasöffentlicheDefizitinfolgederkonjunk‐
turellen Erholung und anhaltender Konsolidie‐
rungsanstrengungen von 3,7% des Bruttoin‐
landsprodukts im Jahr 2012 auf 3,0% im Jahr
2013 sank, erhöhte sich der öffentliche Schul‐
denstandinRelationzumBruttoinlandsprodukt
von90,7%(Ende2012)auf92,6%(Ende2013).
Insgesamt haben sich die Konsolidierungsbe‐
mühungenimJahr 2013gegenüber denvorhe‐
rigenJahrenspürbarreduziert,auchdadieEU‐
Kommission ihre Bereitschaft signalisiert hat,
20
DieLageinderEuropäischenUnion
Finanzierungsbedingungenkaumverändert
An den Geldmärkten hat sich die Situation in
den vergangenen Monaten weiter normalisiert.
So stiegen die Zinsen für unbesichertes Drei‐
monatsgeld (Euribor) trotz einer Leitzinssen‐
kung im November 2013 leicht an und liegen
mittlerweile wieder über dem Niveau des
Hauptrefinanzierungssatzes (vgl. Abb. 2.3). Im
Prognosezeitraum dürfte sich diese Entwick‐
lung am Interbankenmarkt fortsetzen, insbe‐
sondere auch dann wenn im Rahmen der im
Herbst anstehenden Prüfung der Aktiva‐
Qualität von Banken (Asset Quality Review,
AQR) durch die EZB konsequente Maßnahmen
ergriffenwerden,wiebspw.Abwicklungenund
Rekapitalisierungen, die das Vertrauen zwi‐
schendenGeschäftsbankenzuerhöhenvermö‐
gen.
Finanzierungsbedingungenkaumverändert
Die Geldpolitik der EZB ist anhaltend expansiv
ausgerichtet,auchdadieInflationserwartungen
niedrig und die Produktionskapazitäten unter‐
ausgelastet sind. Im Juni 2014 senkte die EZB
erneutdenZinsfürdieHaupt‐undlängerfristi‐
gen Refinanzierungsgeschäfte um 0,1 Prozent‐
punkte auf nun 0,15%. Zudem beschloss sie
eine Reihe unkonventioneller Maßnahmen, um
dieKreditvergabeimEuroraumzubelebenund
die Inflationsrate wieder näher an ihre Ziel‐
markevonknapp2%heranzuführen(vgl.Kas‐
ten „Zu den jüngsten geldpolitischen Entschei‐
dungenderEZB“).
Abbildung2.3
Zur monetären Lage im Euroraum
Geldmarktzinsena)
6
Kapitalmarktzinsenb)
%
%
%
6
5
4
6
6
4
4
4
Eonia
3
3
Eurepo
2
2
Staatsanleihen
(Deutschland)
2
Spread
1
1
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
0
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
%
%
7
6
5
5
%
25
Krisenländer
4
4
Euroraum
3
2
2
Nicht-Krisenländer
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
25
20
20
15
1
0
Veränderung der Kreditbeständed)
%
6
3
2
Gedeckte Anleihen
(Krisenländer)
0
Kreditzinsenc)
7
8
Staatsanleihen
(Krisenländer)
5
Euribor
0
%
8
15
Euroraum
Nicht-Krisenländer
10
10
5
5
0
0
-5
-5
-10
-10
Krisenländer
1
-15
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
-15
a) Spread = Euribor - Eurepo. - b) Staatsanleihen = Zinsen für deutsche Bundesanleihen bzw. Anleihen der Krisenländer (Griechenland, Irland, Italien,
Portugal, Spanien) mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren; Gedeckte Anleihen = Durchschnittliche Umlaufsrendite gedeckter Anleihen in den
Krisenländern; BIP-gewichtete Durchschnitte. - c) Durchschnittlicher Zins für neuvergebene Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften über alle
Laufzeiten; Gewichtung anhand von Kreditbeständen; Krisenländer aufgrund fehlender Daten ohne Griechenland. - d) Kreditbestände nichtfinanzieller
Kapitalgesellschaften (Veränderung gegenüber Vormonat in Prozent, annualisierter gleitender Dreimonatsdurchschnitt, saisonbereinigt).
Quellen: Europäische Zentralbank, iBoxx, Reuters; Berechnungen des ifo Instituts.
21
DieLageinderEuropäischenUnion
Finanzierungsbedingungenkaumverändert
Kasten2.1:ZudenjüngstengeldpolitischenEntscheidungenderEZB
Bei ihrer Ratssitzung am 5. Juni hat die Europäische Zentralbank (EZB) mehrere geldpolitische Maß‐
nahmen beschlossen. Zum einen senkte sie den Hauptrefinanzierungssatz um 0,1 Prozentpunkte auf
0,15% und legte erstmals einen negativen Zinssatz in Höhe von 0,1% auf Einlagen beim Eurosystem
fest. Hierzu zählen insbesondere die Überschussreserven der Geschäftsbanken sowie ihre Übernacht‐
guthabenimRahmenderEinlagefazilität.WährendderEZB‐Ratweiterhinankündigte,dassdieLeitzin‐
sen auf dem derzeitigen Niveau für einen längeren Zeitraum bleiben werden, schlosser allerdings im
GegensatzzufrüherenEntscheidungenweitereSenkungeninderZukunftaus.
Darüber hinaus wurden eine Reihe liquiditätspolitischer Entscheidungen getroffen. Die Hauptrefinan‐
zierungsgeschäfte (HRG) und die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (LRG) mit dreimonatiger
LaufzeitsollenweiterhinbismindestensEnde2016alsFestzinstendermitVollzuteilungdurchgeführt
werden, wobei sich die Verzinsung der LRGs am durchschnittlichen Zinssatz der HRGs während der
dreimonatigenLaufzeitorientiert.ZusätzlicheLRGsmiteinmonatigerLaufzeitsollennichtmehrange‐
botenwerden.AußerdemwirddieSterilisationdersichnochimUmlaufbefindlichenLiquiditätausden
Staatsanleihekäufen im Rahmen des Programms für die Wertpapiermärkte beendet. Als wichtigste
Neuerung stellt der EZB‐Rat ab September 2014 gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte
(GLRG) in Aussicht, deren Volumen an die Kreditvergabetätigkeit der Geschäftsbanken gekoppelt ist.
WährenddieGeschäftsbankenimRahmenderbeidenfürdiesesJahrgeplantenGLRGsbiszu7%ihres
am30.April2014bilanziertenKreditbestandsanprivateNichtbanken(ohneWohnungsbaukrediteder
privatenHaushalte)vomEurosystemleihenkönnen,orientiertsichdermaximaleUmfangderverblei‐
benden sechs GLRGs für die Jahre 2015 und 2016 an der Ausweitung der Neukreditvergabe der Ge‐
schäftsbanken(abzüglichTilgungenundohneWohnungsbaukredite)zwischendem30.April2014und
dem Zeitpunkt des GLRGs gegenüber einem Referenzwert. Dieser Referenzwert wird aus der durch‐
schnittlichenNeukreditvergabeeinerGeschäftsbankzwischenMai2013undApril2014errechnet.Alle
GeschäftewerdenimSeptember2018fällig;ihreVerzinsungistfixiertüberdieLaufzeitundentspricht
dem jeweils zum Abschluss des Geschäfts geltenden Hauptrefinanzierungssatz zuzüglich eines Auf‐
schlagsvon10Basispunkten.
Insgesamt soll mit diesen Entscheidungen die Übertragung der zins‐ und liquiditätspolitischen Maß‐
nahmen des Eurosystems über das Geschäftsbankensystem an die Realwirtschaft verbessert werden.
AusSichtderEZBistnachwievordiestarkeSegmentierungderKreditmärkteimgemeinsamenWäh‐
rungsraumproblematisch.WährenddiebisherigenLeitzinssenkungenderEZBseit2011uminsgesamt
1,25ProzentpunktevonBankenindenNichtkrisenländernfastvollständigandieKundenweitergege‐
ben wurden, verharrten die Kreditzinsen für das Neugeschäft inden Krisenländern (Griechenland, Ir‐
land,Italien,PortugalundSpanien)nahezuunverändertaufeinemdeutlichhöherenNiveau(vgl.Abb.
2.3).EineähnlicheDiskrepanzzeigtsichbeidenKreditvolumina.WährendsieindenKrisenländernseit
JahrenzumTeilmitzweistelligenRatenschrumpfen,istindenNicht‐KrisenländernseiteinigenMona‐
tenzumindesteineStagnationzubeobachten.
DernegativeEinlagezinssolldasParkenvonÜberschussliquiditätbeiderEZBunattraktivmachenund
dazubeitragen,dassdieseLiquiditätdasEurosystemverlässtundzurKreditvergabeandiePrivatwirt‐
schaftverwendetwird.ÜberwelchenKanaldiesgeschehensoll,bleibtallerdingszunächstunklar.Gut‐
habenderGeschäftsbankenimRahmenderEinlagefazilitätundÜberschussguthabenaufdenGirokon‐
ten des Eurosystems wurden bislang fast ausschließlich von Geschäftsbanken in den Nichtkrisenlän‐
derndesEuroraumsgehalten.DadieTransmissionderGeldpolitikindiesemTeildesEuroraumsaller‐
dingsrechtgutfunktioniertunddieschwacheKreditvergabedortgrößtenteilsnachfrageseitigzuerklä‐
22
DieLageinderEuropäischenUnion
Finanzierungsbedingungenkaumverändert
ren sein dürfte, könnte die Überschussliquidität über den Interbankengeldmarkt an Geschäftsbanken
mitLiquiditätsbedarf,dievorallemihrenSitzindenKrisenländernhabendürften,weitergegebenwer‐
den.DassdieseGeschäftsbankeneinenvergleichsweisehohenBedarfanZentralbankgeldhaben,zeigt
sichunteranderemanderVerteilungderRefinanzierungsgeschäftedesEurosystems,dienachwievor
zuetwa80%überdieZentralbankenindenKrisenländernabgewickeltwerden.ZwarhatsichihreAb‐
hängigkeit vom Eurosystem deutlich verringert: das Volumen der Refinanzierungsgeschäfte hat sich
seitMitte2012nahezuhalbiert,unddiedurchschnittlichenUmsätzeamInterbanken‐Tagesgeldmarkt
habenseitAnfang2013wiederzugenommen.Allerdingsistfragwürdig,obeinnegativerZinsinHöhe
von 0,1% die Geschäftsbanken mit Liquiditätsüberschüssen tatsächlich dazu veranlasst, mit riskanten
GeschäftspartnernKreditbeziehungeneinzugehen.Vielmehristdavonauszugehen,dasssieihreÜber‐
schüssedazuverwendenwerden,umbestehendeForderungen gegenüberdemEurosystemweiterzu
reduzieren.
Auch bei den GLRGs stellt sich die Frage, ob das Zentralbankgeld wirklich zur Verbesserung der Kre‐
ditmarktsituationindenKrisenländernbeiträgt.ImRahmenderbeidenfürdiesesJahrgeplantenRefi‐
nanzierungsgeschäfte können die Geschäftsbanken Zentralbankgeld in einem Volumen von insgesamt
maximal 400 Mrd. Euro vom Eurosystem leihen. Da davon lediglich 150 Mrd. Euro auf die Geschäfts‐
bankenindenKrisenländernentfallen,kannnureinenTeilderAnfang2015fälligwerdendenRefinan‐
zierungskredite,dieimRahmenderDreijahrestenderEnde2011bzw.Anfang2012vergebenwurden
undvondenenschätzungsweise400Mrd.EurovonGeschäftsbankenindenKrisenländerninAnspruch
genommen wurden, ersetzt werden. Zum Schließen dieser Finanzierungslücke müssen die Geschäfts‐
banken entweder ihre Neukreditvergabe ausweiten, um in den Genuss der zusätzlichen GLRGs zu
kommen,odersiegreifenaufdieherkömmlichenLRGszurück,dieohneBedingungenundzueinemum
0,1ProzentpunktegünstigerenZinsbismindestensEnde2016weiterhininunbegrenztemUmfangvom
Eurosystemvergebenwerden.DiekürzereLaufzeitderDreimonatsgeschäfteunddasdiesenKrediten
zugrundeliegendeZinsanstiegsrisikodürftendieAttraktivitätdieseralternativenRefinanzierungsform
nichtbeeinträchtigen.Damitistfragwürdig,obdieGLRGstatsächlicheinenzusätzlichenpositivenIm‐
puls auf die Kreditvergabetätigkeit der Geschäftsbanken in den Krisenländern bewirken
rung des Euro an den Kapitalmärkten refinan‐
zieren.
Die niedrigen Refinanzierungskosten der Ban‐
ken spiegeln sich jedoch bisher nicht in den
Kreditzinsen für nichtfinanzielle Kapitalgesell‐
schaften wider. Diese schwanken seit Anfang
desJahres2012zwischen3,5und4%undsind
damitfastdoppeltsohochwiedieindenboni‐
tätsstarken Mitgliedsstaaten, was sowohl auf
nachfrage‐, als auch angebotsseitige Effekte
zurückzuführen ist. Zum einen ist die Bonität
vieler Unternehmen in den Krisenländern auf‐
grund einer tiefen Rezession und geplatzter
Kreditblasen schlecht und die relativ hohen
Kreditzinsen reflektieren entsprechende Risi‐
koprämien.Zumanderendeutetdiemangelnde
Durchleitung von Refinanzierungskosten zu
Kreditzinsen aber auch auf erhebliche ange‐
An den Kapitalmärkten sind die Umlaufsrendi‐
ten auch in Erwartung der jüngsten EZB‐
Entscheidungen weiter gefallen. So sanken die
Zinsen auf zehnjährige Bundesanleihen seit
Ende vergangenen Jahres um fast einen halben
Prozentpunkt. Auch die Renditen auf Staatsan‐
leihen der Krisenländer (Griechenland, Irland,
Italien, Portugal und Spanien) setzten ihren
Mitte 2012 begonnen Abwärtstrend fort und
liegen inzwischen nur noch rund eineinhalb
Prozentpunkte über denen der bonitätsstärks‐
tenMitgliedsländer(Deutschland,Finnlandund
Luxemburg). Im Zuge dieses Renditerückgangs
sind auch die Zinsen auf gedeckte Anleihen
(„Pfandbriefe“) in den Krisenländern merklich
gesunkenunddiedortansässigenBankenkön‐
nen sich derzeit so günstig wie nie seit Einfüh‐
23
DieLageinderEuropäischenUnion
Ausblick:ErholungaberkeinAufschwung
cherheit sowie einer weniger restriktiven Kre‐
ditvergabebereitschaft der Banken. Die im
Herbst anstehende Prüfung der Aktiva‐Qualität
vonBankendurchdieEZBkönntedarüberhin‐
ausdasVertrauenindieStabilitätdesBanken‐
sektors stärken und positive Impulse für die
private Investitionstätigkeit generieren. Es be‐
steht jedoch auch die Gefahr, dass die Prüfung
bisherverdeckteProblemezuTagefördertund
die Unsicherheit erneut ansteigen lässt. Dar‐
überhinausdürftediesteigendeKapazitätsaus‐
lastung im Prognosezeitraum neben Ersatz‐
auch Erweiterungsinvestitionen attraktiver
erscheinen lassen. Der private Konsum wird
voraussichtlich von einem anhaltend geringen
Preisauftrieb profitieren, der die Budgets der
Haushalte entlasten dürfte. Zudem sind im
Prognosezeitraum nur in geringerem Maße
Steuer‐ und Abgabenerhöhungen zu erwarten,
während die dämpfenden Effekte früherer Fis‐
kalmaßnahmen langsam auslaufen dürften. Die
anhaltend hohe Arbeitslosigkeit wird aber vo‐
raussichtlich auch bis Ende 2015 noch auf den
real verfügbaren Einkommen und dem Privat‐
konsumlasten.ZudemsindvielePrivathaushal‐
te gezwungen, aufgrund hoher Verbindlichkei‐
teneinenbeträchtlichenTeilihresverfügbaren
Einkommens für den Schuldendienst zu ver‐
wenden.
DiebereitsverabschiedetenfiskalischenKonso‐
lidierungsmaßnahmen in einigen Mitgliedslän‐
dern dürften die Expansion des Staatskonsums
im Verlauf des Jahres 2014 noch leicht dämp‐
fen.ImweiterenPrognosezeitraumwerdendie
negativen Fiskalimpulse jedoch nach und nach
abklingenundderStaatskonsumdürfteimJahr
2015 wieder stärker zulegen. Auch durch den
Außenbeitrag ist im Prognosezeitraum mit ei‐
nem positiven Impuls zu rechnen, da die Aus‐
landsnachfrage,insbesondereausdenVereinig‐
tenStaaten unddenSchwellenländern,sukzes‐
siveanziehendürfte.
DieLageaufdemArbeitsmarktwirdwohlauch
bis Ende kommenden Jahres angespannt blei‐
ben. Zwar wurden in einigen Mitgliedsländern
Reformen eingeleitet, die darauf abzielen, Ver‐
botsseitigeBeschränkungenhin.VieleKreditin‐
stitute in den Krisenländern halten weiterhin
hohe Bestände an ausfallgefährdeten Krediten
undweisenvergleichsweiseniedrigeEigenkapi‐
talquoten auf, was zu einer Zurückhaltung bei
derKreditvergabeführt.
Diese Zurückhaltung bei der Kreditvergabe
zeigtsichauchbeiderEntwicklungderKredit‐
bestände. Während das Volumen ausstehender
Kredite in den Nicht‐Krisenländern am aktuel‐
len Rand zumindest nicht weiter zurückgeht,
schrumpfendieBeständeindenKrisenländern
weiterhin deutlich. Im gesamten Euroraum
ergibt sich somit ein Rückgang der Volumina,
obgleichdie Schrumpfungsratenseit guteinem
Jahrsukzessivekleinerwerden.
AllesinallemdürftensichdieFinanzierungsbe‐
dingungen für private Haushalte und Unter‐
nehmenimEuroraumimVerlaufdesPrognose‐
zeitraumsweiterleichtverbessern,wenngleich
die Unterschiede zwischen den Krisenländern
unddenbonitätsstrakenMitgliedsländernwohl
nursehrlangsamkleinerwerden.
Ausblick:ErholungaberkeinAufschwung
DiekonjunkturelleErholungimEuroraumdürf‐
te sich in der zweiten Hälfte des Jahres 2014
und im Jahr 2015 fortsetzen. Ein kräftiger Auf‐
schwungistjedochnichtinSicht.Nachdemdas
reale Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2013 noch
um 0,4% geschrumpft war, wird es im laufen‐
den Jahr um voraussichtlich 0,9% und im Jahr
2015 um 1,2% zulegen. Das Expansionstempo
dürfte im Prognosezeitraum graduell steigen,
aberspürbarunterdemfrühererAufschwünge
zurückbleiben, auch da zahlreiche strukturelle
ProblemeimEuroraumweiterungelöstsind.
JüngsteKonsumentenbefragungensowiedasifo
Wirtschaftsklima deuten darauf hin, dass so‐
wohldieBruttoanlageinvestitionen,alsauchdie
privaten Konsumausgaben in den kommenden
Monaten und wohl auch darüber hinaus zule‐
gendürften.Erstereprofitierenvoneinerdeut‐
lich gesunkenen Finanzmarkt‐ und Politikunsi‐
24
DieLageinderEuropäischenUnion
Ausblick:ErholungaberkeinAufschwung
Dank der anziehenden Wirtschaftsleistung so‐
wie der bereits eingeleiteten Konsolidierungs‐
maßnahmen dürfte das öffentliche Defizit im
Prognosezeitraum zurückgehen. Nach 3,0% im
Jahr2013wirdeswohlauf2,7%indiesemund
2,6%imnächstenJahrsinken.DerLeistungsbi‐
lanzüberschuss im Euroraum wird im Progno‐
sezeitraumvorrausichtlichleichtzulegen(2,6%
im Jahr 2013, 2,8% im Jahr 2014 und 3,0% im
Jahr2015).
DiegrößtenAbwärtsrisikenfürdiesePrognose
bestehen in einem erneuten Aufflammen der
Eurokrise und einer Eskalation des Ukraine‐
Konflikts.DiekonjunkturelleErholungimEuro‐
raumdürfteebenfallsschwächerausfallen,soll‐
te die Nachfrage aus dem Ausland und insbe‐
sondere aus den Schwellenländern geringer
anziehenalsunterstellt.
krustungen auf dem Arbeitsmarkt aufzubre‐
chenunddiestrukturelleArbeitslosenquotezu
senken.EswirdaberwohlnocheineWeiledau‐
ernbisdieseihrevolleWirkungentfaltenwer‐
den.Darüberhinausist dieDynamikderErho‐
lung zu gering, um einen deutlichen Rückgang
der konjunkturellen Arbeitslosigkeit herbeizu‐
führen.InsgesamtdürftedieArbeitslosenquote
von durchschnittlich 12,0% im Jahr 2013 auf
11,9% im Jahr 2014 und schließlich 11,7% im
Jahr2015zurückgehen.
Im Zuge der konjunkturellen Erholung dürften
die bestehenden Produktionskapazitäten suk‐
zessivestärkerinAnspruchgenommenwerden
und sich die Produktionslücke langsam von
unten schließen. Der Preisauftrieb wird sich
daher im Prognosezeitraum wohl nach und
nach verstärken. Nach 1,3% im Durchschnitt
des Jahres 2013 dürfte die Inflationsrate zu‐
nächstauf0,6%indiesemJahrsinken,bevorsie
imJahr2015wiederaufdurchschnittlich1,1%
steigt.DiesePrognoseunterstelltrealkonstante
Ölpreise und einen unveränderten Euro/Dollar
Wechselkurs(vgl.Tabelle2.1).
Tabelle2.1
25
DieLageinderEuropäischenUnion
BreitangelegteErholungmiterheblichenregionalenUnterschieden
Einbruch der Importe sowie gesunkene Zinsen
zurückzuführen. Obgleich die Gefahr einer De‐
flationindiesenLänderngeringist,dürftendie
InflationsratenimPrognosezeitraumaberdeut‐
lichunterdenenderNicht‐Krisenländerliegen,
sodasssichdieAnpassungderRelativpreiseim
Euroraum fortsetzten wird. Zudem deuten ak‐
tuelle Umfragen auf eine weniger restriktive
Kreditvergabepraxis der Banken hin, so dass
auchdieInvestitionstätigkeitanziehendürfte.
AllesinallemsinddieseLänderaberweiterhin
aufgrund hoher privater und öffentlicher
Schuldenständesehrverwundbarundesbedarf
nicht viel, um die Erholung wieder zum Halten
zu bringen. Des Weiteren ist die Arbeitslosig‐
keit anhaltend hoch, wenngleich sich die Lage
am Arbeitsmarkt etwas stabilisiert hat und die
Arbeitslosenquotenleichtrückläufigsind.Diese
Entwicklung ist jedoch teilweise auch der Ab‐
wanderung von Arbeitskräften geschuldet und
weniger das Resultat einer konjunkturellen
Erholung.
IndenKrisenländernZypernundGriechenland
lässt die Erholung noch etwas länger auf sich
warten, obwohl auch in Griechenland im Jahr
2015 die mehrjährige Rezession überwunden
werden könnte und sich der Rückgang der
Wirtschaftsleistung in Zypern abschwächen
dürfte.
Breit angelegte Erholung mit erheblichen
regionalenUnterschieden
Die konjunkturelle Erholung im Euroraum ist
regional breit angelegt, obgleich erhebliche
Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern
weiterhin bestehen (vgl. Tab. 2.2). Insbesonde‐
re Deutschland dürfte im Prognosezeitraum
erneut deutlich stärker zulegen als der Durch‐
schnitt des Euroraums, während Frankreich
und Italien wohl eine vergleichsweise geringe
wirtschaftlicheDynamik entfaltenwerden.Bei‐
de Volkswirtschaften leiden seit Jahren unter
vergleichbaren Problemen, wie einer hohen
Staatsquote, unflexiblen Arbeitsmärkten oder
überregulierten Wirtschaftssektoren. Zudem
haben französische und italienische Unterneh‐
men seit Einführung des Euro an preislicher
Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, so dass der
Anteil beider Länder am Welthandel deutlich
zurückgegangenist.Bestenfallszögerlichwurde
in den vergangenen Jahren versucht an dieser
Situation etwas zu ändern. Darüber hinaus lei‐
det das Bankensystem in Italien an einem ho‐
hen und steigenden Bestand ausfallgefährdeter
Kredite sowie relativ niedriger Eigenkapital‐
quoten,sodassvonbeträchtlichenangebotssei‐
tigen Beschränkungen bei der Kreditvergabe
auszugehenist.
Etwas positiver stellt sich die Situation in den
KrisenländernIrland,PortugalundSpaniendar,
obgleich die wirtschaftliche Lage anhaltend
fragilist.HierwurdenaberzumTeilbeträchtli‐
che Reformanstrengungen unternommen, um
verkrustete Strukturen auf dem Arbeitsmarkt
aufzubrechen und zuvor abgeschottete Wirt‐
schaftssektoren dem Wettbewerb zu öffnen.
Auch die preisliche Wettbewerbsfähigkeit hat
sichindiesenLänderinjüngsterZeitleichtver‐
bessert,sodasseinevermehrteExporttätigkeit
die konjunkturelle Erholung stützt. Es dürfte
abernochmehrereJahredauernbisdieKosten‐
struktur der in den Krisenländern ansässigen
Unternehmen so günstig ist, dass sich ein
selbsttragender exportgetriebener Aufschwung
einstellt. Bisher ist die Verbesserung der Han‐
dels‐undLeistungsbilanzenvorallemaufeinen
26
DieLageinderEuropäischenUnion
BreitangelegteErholungmiterheblichenregionalenUnterschieden
Tabelle2.2
27
DieLageinderEuropäischenUnion
AufschwunginGroßbritanniensetztsichfort
chenTeilenaufVermögensgewinnedurchkräf‐
tigsteigendeImmobilienpreise,eineboomende
Bauwirtschaft und historisch niedrige Zinsen
stützte. Gleichsam sollte auch eine Export‐
schwächezurVerlangsamungbeitragen,welche
derseiteinemJahrandauerndenAufwertungs‐
tendenz des Pfundes sowie der seit Jahren an‐
haltenden Verschlechterung der preislichen
Wettbewerbsfähigkeit der britischen Unter‐
nehmen geschuldet ist. Ferner dürfte die Fi‐
nanzpolitik deneingeschlagenenSparkurswei‐
ter verfolgen, ihren Restriktionsgrad jedoch
nicht weiter erhöhen. Dennoch sollte die staat‐
liche Defizitquote von 5,8% im abgelaufenen
Jahr bedingt durch konjunkturelle Mehrein‐
nahmenweitersinken.
Insgesamt dürfte das reale Bruttoinlandspro‐
dukt im Jahr 2014 um 3,0% und im Jahr 2015
etwaswenigerkräftigum2,6%zulegen.Infolge
dessen wird die Arbeitslosenquote von durch‐
schnittlichen 6,3% in diesem auf 5,4% im
nächsten Jahr sinken. Gleichzeitig dürften die
Preise der Verbrauchsgüter mit einer Rate von
1,8% im Mittel des Jahres 2014 sowie im Zuge
einersteigendenKapazitätsauslastungmit2,2%
imJahr2015zulegen.
Aufschwung in Großbritannien setzt sich
fort
InGroßbritanniensetztesichimerstenQuartal
2014 der dynamische Aufschwung des Vorjah‐
res ungebrochen fort. Das reale Bruttoinlands‐
produkt legte im Vergleich zum Vorquartal um
0,8%zu.TrägerdesAufschwungswarenerneut
vor allem der private Konsum sowie die priva‐
ten Bau‐ und Anlageinvestitionen, die 0,5 bzw.
0,3 Prozentpunkte zur Expansion beitrugen.
Gleichzeitig verzeichnete auch die Industrie‐
produktion kräftige Zuwachsraten und die Ar‐
beitslosigkeit, die im Durchschnitt des Jahres
2013nochbei7,5%gelegenhatte,sankbiszum
Märzauf6,6%.
InAnbetrachtdergutenKonjunkturundgestie‐
gener Inflationserwartungen hat die Bank von
EnglanddasNäherrückenderZinswendesigna‐
lisiert. So wird bereits zur Jahreswende mit
einerErhöhungdesLeitzinsesvonderzeit0,5%
gerechnet. Ihr Ankaufprogramm für britische
StaatsanleihenhattedieNotenbankbereitszum
EndedesJahres2012aufdemNiveauvon375
Mrd. Pfund eingefroren. Mit der Ankündigung
einer weniger expansiven Geldpolitik reagiert
die Zentralbank aber nicht zuletzt auch auf ei‐
nenseit2012boomendenImmobilienmarkt.So
verzeichneten die Preise für Wohnimmobilien
wegen staatlicher Anreizprogramme zum Erst‐
und Neuerwerb (Help to Buy) aber auch auf‐
grund der langjährigen Niedrigzinspolitik seit
2013 zweistellige Zuwachsraten. Diese Ent‐
wicklung beurteilt die Bank von England als
besorgniserregendunderwägtüberdieZinspo‐
litik hinausgehende makroprudentielle Maß‐
nahmen.
Für die nächsten Quartale zeigen ein kontinu‐
ierlich gestiegenes Konsumentenvertrauen so‐
wie hohe Stände der Einkaufsmanagerindizes
eineFortsetzungdesAufschwungsan.Dennoch
dürftesichdasExpansionstempoderbritischen
Wirtschaft aufgrund der bevorstehenden Zins‐
wende und einer nachlassenden Vermögens‐
preisinflation im Prognosezeitraum moderat
abschwächen,dasichdieKonsum‐undInvesti‐
tionsdynamik der letzten Quartale in wesentli‐
Anziehende Konjunktur in Mittel‐ und Ost‐
europa
Indenmittel‐undosteuropäischenStaatender
EUhatdiewirtschaftlicheErholungseitBeginn
diesesJahresweiterFußgefasst.DieIndustrie‐
produktion legte überall zu und auch bei den
Frühindikatoren ist seit Jahresanfang eine Ver‐
besserung auszumachen. Die Industrieunter‐
nehmensindwenigerpessimistischalsimVor‐
jahr;inUngarnundTschechienüberwiegenseit
Ende letzten Jahres optimistische Geschäftser‐
wartungen. Auch zogen die Konsumausgaben
wieder an und das Verbrauchervertrauen fiel
seit Jahresanfang nicht mehr ganz so negativ
auswieimVorjahr.InallenLändernistzudem
eine Verbesserung der Arbeitsmarktsituation
auszumachen, insbesondere in Ungarn, wo die
Arbeitslosenquotezuletztunterdie8%fiel.
28
DieLageinderEuropäischenUnion
AnziehendeKonjunkturinMittel‐undOsteuropa
privaten Konsum der öffentliche Konsum eine
tragendeRolleeinnehmen.DadiemeistenStaa‐
ten über solide Staatsfinanzen verfügen, wur‐
den die Staatsausgaben in fast allen Ländern,
mit Ausnahme Rumäniens, deutlich ausgewei‐
tet. Nicht zuletzt dürfte die Auslandsnachfrage
im Prognosezeitraum weiter anziehen und die
Exporte sowie die Industrieproduktion in der
Region stützen. Insgesamt zeichnet sich in der
Region eine leichte Beschleunigung der wirt‐
schaftlichen Aktivität im Prognosezeitraum ab.
Dies betrifft in erster Linie die größten Volks‐
wirtschaften der Region – Polen, Tschechien
und Ungarn. Der Konjunkturausblick für Litau‐
en, das derzeit die konjunkturelle Verlangsa‐
mung in Russland zu spüren bekommt, ist hin‐
gegen mit Unsicherheiten verbunden. Auch in
Kroatien, dessen Wirtschaft seit mehreren Jah‐
ren mit einer schweren Rezession zu kämpfen
hat, zeichnet sich noch keine nachhaltige Wen‐
deab.
AuchbeiderExportwirtschafthatdieErholung
weiter Fuß gefasst. Die Ausfuhren haben im
Jahr2013kräftigzugelegt,sodassineinerRei‐
he von Ländern Leistungsbilanzüberschüsse
verzeichnet wurden (Ungarn, Bulgarien, Litau‐
en und Kroatien). In den übrigen Ländern der
Region (Tschechien, Rumänien und Polen) bil‐
deten sich die Leistungsbilanzdefizite weiter
zurück. Die Erholung bei den Ausfuhren setzte
sichimJahr2014fort;Rückgängewarenledig‐
lich in Litauen und Bulgarien zu verzeichnen,
wovorallemdiekonjunkturelleAbschwächung
inRusslandzumTragenkommt.
Besonders positiv entwickeln sich seit gerau‐
mer Zeit die Investitionen, die bislang eine
SchwachstellederRegiondarstellten.Solegten
die Bruttoanlageinvestitionen seit Mitte letzten
Jahres in nahezu allen Ländern kräftig zu. Ein
HauptgrundhierfüristdieWiederbelebungder
KreditmärkteseitMitteletztenJahres.Zwarhat
dies einerseits nachfrageseitige Gründe, da Un‐
ternehmen angesichts der anziehenden Kon‐
junkturdynamikwiederFremdkapitalfürInves‐
titionszwecke nachfragen. Gleichzeitig gibt es
Anzeichen dafür, dass westeuropäischen Ban‐
ken ihre Kreditportfolios in Osteuropa wieder
ausweiten, so dass die Kreditvergabe auch an‐
gebotsseitig stimuliert wird. Allerdings herr‐
schen nach wie vor große Unterschiede zwi‐
schen den einzelnen Staaten: Während insbe‐
sondere die Banken in Tschechien, Polen und
Litauen im Verlauf des letzten Jahres bereits
wieder Kapitalzuflüsse verzeichnen konnten,
wurden aus Ungarn sowie in geringerem Um‐
fang auch aus Bulgarien, Rumänien und Kroa‐
tienweiterhinKapitalabgezogen.
Die Rahmenbedingungen für eine Fortsetzung
der konjunkturellen Erholung in Mittel‐ und
Osteuropa sind insgesamt günstig. Die Inflati‐
onsraten sind seit Jahresbeginn überall kräftig
zurückgegangen. Und auch die Landeswährun‐
gen zeigten sich stabil. Die Zentralbanken wer‐
dendaherdenexpansivenKursderGeldpolitik
fortführen können. Konjunkturelle Impulse
dürften somit aus der Belebung der Binnen‐
nachfrage kommen. Hierbei dürfte neben dem
29
Deutschland
Überblick
3. Deutschland
Überblick
Im ersten Quartal 2014 hat das reale Bruttoin‐
landsprodukt sehr dynamisch zugelegt. Mit
einerlaufendenRatevon0,8%wardasExpan‐
sionstempodamithöheralsindendreiQuarta‐
len zuvor, in denen die Rate durchschnittlich
0,5% betragen hatte. Allerdings hat auch ein
signifikanter Witterungseffekt zum guten Pro‐
duktionsergebnis nach der Jahreswende beige‐
tragen; durch saisonunüblich mildes Winter‐
wetter war insbesondere die Bauproduktion
begünstigt. Der seit dem Frühjahr 2013 zu be‐
obachtende zyklische Anstieg der gesamtwirt‐
schaftlichen Wertschöpfung ist vom ifo Ge‐
schäftsklimazeitnahindiziertworden(vgl.Abb.
3.1).
Abbildung3.1
ifo Geschäftsklima gewerbliche Wirtschafta)
2005 = 100, saisonbereinigte Werte
130
130
ifo Geschäftsklima
Beurteilung der Geschäftslage
120
120
110
110
100
100
Erwartungen für die
nächsten 6 Monate
90
90
80
80
Juni
70
a)
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Groß- und Einzelhandel.
Quelle: ifo Konjunkturtest.
Der Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts
im ersten Quartal 2014 geht allein auf die Bin‐
nennachfrage zurück: Die Investitionen in Aus‐
rüstungen stiegen bei hoher Kapazitätsauslas‐
tung und günstigen Ertrags‐ und Finanzie‐
rungsbedingungen um 3,3% gegenüber dem
Vorquartal. Hier ist die konjunkturelle Wende
endgültig geschafft. Noch etwas dynamischer
legten die Bauinvestitionen mit 3,6% zu, wozu
allerdings auch das außergewöhnliche milde
und trockene Winterwetter beigetragen hat.
DerprivateKonsumexpandierterealum0,7%,
befördert von der Zunahme der Beschäftigung
70
und auch von einem leichten Rückgang der
Sparquote. Von der Kauflust der Verbraucher
profitierten die klassischen Einzelhandelsspar‐
ten, und auch der Pkw‐Handel verbuchte ein
Umsatzplus. Heizmittel wurden dagegen auf‐
grund der milden Witterung weniger gekauft.
Positiv auf die Produktionsentwicklung wirkte
sich schließlich die Aufstockung der Lagerbe‐
ständeaus.DerAußenhandelhatnachderJah‐
reswende–andersalsnochimJahresendquar‐
tal 2013 – für sich genommen einen negativen
Beitrag zur Veränderung des realen Bruttoin‐
landsprodukts geliefert. Während die Exporte
nur um 0,2% gestiegen sind, wurde vor dem
Hintergrund der lebhaften Binnennachfrage
sogarum2,2%mehrimportiert.Mandarfaber
nicht übersehen, dass dieser Effekt nur das
Spiegelbild einer leichten Verminderung des
NettokapitalexportsundeinesMehranInvesti‐
tionen in Deutschland ist, die für sich genom‐
men günstige Nachfrage‐ und Angebotseffekte
aufdasdeutscheWachstumhaben.
Begünstigt durch das milde Winterwetter ist
die Beschäftigung im ersten Quartal 2014 be‐
schleunigt gestiegen. Dabei ist die Zahl der Ar‐
beitslosen trotz kräftiger Zuwanderung der
Tendenz nach weiter gesunken. Besonders
stark wurde das Arbeitsvolumen ausgeweitet,
weil mehr Überstunden geleistet wurden und
angesichts des außerordentlich milden Win‐
terwettersderKrankenstandrechtniedrigwar.
Ausblick:Aufschwungsetztsichfort
IndenFrühjahrsmonatenhatdiedeutscheKon‐
junktur an Fahrt verloren. Dies gilt vor allem
fürdieWertschöpfunginwitterungsabhängigen
Sektoren wie der Bauwirtschaft; hier fällt der
VorquartalsvergleichaufgrunddesmildenWin‐
ters ungünstig aus. Auch stellen sich einige
Rahmenbedingungen für die deutsche Wirt‐
schaft weniger vorteilhaft dar, wie sich im
Rückgang der ifo Geschäftserwartungen zeigt.
So hat sich im Gefolge des russisch‐
ukrainischen Konflikts und der damit verbun‐
30
Deutschland
Ausblick:Aufschwungsetztsichfort
denen Unwägbarkeiten und Friktionen das au‐
ßenwirtschaftliche Umfeld zahlreicher export‐
orientierter Unternehmen eingetrübt (vgl. Kas‐
ten3.2).ZusätzlicheRisikenbestehenhinsicht‐
lich der Gasversorgung Westeuropas. Zudem
sorgteinmilitärischerKonfliktimIrakfürUnsi‐
cherheitaufdenglobalenEnergiemärkten.Bin‐
nenwirtschaftlich hat die Bundesregierung mit
derEinführungeinesbeschäftigungsfeindlichen
Mindestlohns im Jahr 2015 und eines rück‐
wärtsgewandten Frühverrentungsprojekts zu‐
gunsten langjährig Versicherter („abschlags‐
freie Rente mit 63“) für wirtschaftspolitischen
Gegenwindgesorgt.FolgerichtigistdieifoKon‐
junkturampel zuletzt auf gelb gesprungen; die
Wahrscheinlichkeit für einen Aufschwung ist
auf60%gesunken(vgl.Abb.3.2).
Die quantitative Prognose für die Entwicklung
der gesamtwirtschaftlichen Produktion im
zweiten und dritten Quartal 2014 erfolgt nach
Wirtschaftsbereichen disaggregiert auf der Ba‐
sis monatlich verfügbarer amtlicher Frühindi‐
katorensowieeinerbreitenPalettevonmonat‐
lich erhobenen Umfragedaten1, wobei den Er‐
gebnissen des ifo Konjunkturtests eine beson‐
dersgewichtigeRollezugemessenwird.2
DadieFrühjahrsbelebungdiesesJahraufgrund
desmildenWintersbesondersschwachausfiel,
dürftediegesamtwirtschaftlicheProduktionim
zweiten Quartal deutlich weniger schwungvoll
expandiert sein als noch zu Jahresbeginn. Ins‐
besonderedieProduktionimBauerhieltinden
Frühjahrsmonaten einen Dämpfer (vgl. Abb.
3.3).
Abbildung3.3
Indikatoren zur Wirtschaft in Deutschland
Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbea)
130
2010 = 100
130
Ausland
120
120
110
110
100
100
insgesamt
Inland
90
90
80
80
70
70
April
60
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Produktion im Verarbeitenden Gewerbe und Bauhauptgewerbe a)
130
120
2010 = 100
130
120
Verarbeitendes Gewerbe
110
110
100
100
Bauhauptgewerbe
90
90
80
80
April
70
2005
2006
2007
Abbildung3.2
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
70
ifo Konjunkturtest Dienstleistungen
40
ifo Konjunkturampel
Gefilterte monatliche Regime-Wahrscheinlichkeiten für die Phase Aufschwung
Salden, saisonbereinigt
1,0
0,9
40
Beurteilung der
Geschäftslage
30
1,0
30
20
20
10
10
0,9
0,8
0,8
0
0
0,7
0,7
-10
0,6
Geschäftsklima
Erwartungen für die
nächsten 6 Monate
Juni
0,6
-20
0,5
0,5
0,4
0,4
0,3
0,3
0,2
0,2
0,1
0,1
97
98
99
00
01
02
03
04
05
06
07
08
09
10
11
12
13
14
-10
-20
-30
-30
0,0
60
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Indikatoren zur Konsumkonjunkturb)
40
Salden in %
20
0,0
40
Bereitschaft zu größeren
Anschaffungend)
(linke Skala)
20
Hellblaue Flächen: Datierte Aufschwungsphasen der Trendabweichung des realen BIP.
0
Quelle: ifo Konjunkturtest; Berechnungen des ifo Instituts.
0
1
2
Vgl. K. Carstensen et al., IFOCAST: Methoden der
ifo-Kurzfristprognose,
in:
ifo
Schnelldienst,
23/2009, 62. Jahrgang, S. 15-28.
Vgl. S. Henzel, S. Rast, Prognoseeigenschaften von
Indikatoren zur Vorhersage des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland, in: ifo Schnelldienst, 17/2013,
66. Jahrgang, S. 39-46.
-20
Konsumentenvertrauenc)
(rechte Skala)
-20
Mai
-40
-40
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Volumen, saisonbereinigt nach Census X-12-ARIMA. − b) Saisonbereinigt. −
Mittelwert der Salden in % der Meldungen der privaten Haushalte zu ihrer
finanziellen und wirtschaftlichen Lage (in den kommenden zwölf Monaten),
Arbeitslosigkeits-erwartungen (in den kommenden zwölf Monaten) und den
Ersparnissen (in den kommenden zwölf Monaten). − d) Gegenwärtig.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Deutsche Bundesbank; ifo Konjunkturtest;
Europäische Kommission.
a)
c)
31
Deutschland
Ausblick:Aufschwungsetztsichfort
tet auch die Produktion hin, die im April leicht
aufwärtsgerichtet war. Zudem haben die Auf‐
tragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe im
Frühjahr sehr dynamisch zugelegt. Allerdings
dämpfeninderexportorientiertenIndustriedie
geopolitischen Risiken. So sind die Geschäfts‐
erwartungen in diesem Bereich seit einigen
Monatenrückläufig,sodassfürdasdritteQuar‐
tal keine Beschleunigung der Produktion im
VerarbeitendenGewerbeerwartetwird.Allesin
allem ergibt sich ein Anstieg der gesamtwirt‐
schaftlichenProduktionimzweitenQuartalum
0,3%undimdrittenQuartalum0,4%(vgl.Tab.
3.1).
Im weiteren Prognosezeitraum wird sich der
Aufschwungfortsetzen.Wennsichdiederzeiti‐
gen geopolitischen Risiken – wie in dieser
Prognose unterstellt – nicht materialisieren,
sind die Rahmenbedingungen für die deutsche
Wirtschaftweitergünstig.DieGeldpolitikwirkt
weiter expansiv, das Zinsniveau bleibt histo‐
Im Sommer setzt sich dann voraussichtlich die
konjunkturelle Grundtendenz wieder stärker
durch, und die Bauproduktion erhöht sich
spürbar.SoliegtauchdasifoGeschäftsklimain
diesem Bereich weiter auf hohem Niveau. Der
Energiesektor dürfte sich im zweiten Quartal
nach dem witterungsbedingten Rückgang zu
Jahresbeginn wieder erholt haben. So zog die
Produktion im April hier spürbar an. In den
konsumnahen Dienstleistungsbereichen dürfte
sich die konjunkturelle Grundtendenz in Gefol‐
ge der verbesserten Einkommensperspektiven
beschleunigt haben. Hierfür spricht auch die
steigende Anschaffungsneigung der Haushalte.
Die unternehmensnahen Dienstleister dürften
ihre Wert‐schöpfung im Sommer beschleunigt
ausweiten. Hierfür spricht das ifo Geschäftskli‐
ma Dienstleitungen, das im Juni den höchsten
Wertseit2007erreichthat.DieWertschöpfung
im Verarbeitenden Gewerbe dürfte im zweiten
QuartalzwarimPlusgewesensein,daraufdeu‐
Tabelle3.1
32
Deutschland
Ausblick:Aufschwungsetztsichfort
risch niedrig und der Bauboom ist ungebro‐
chen. Auch die Finanzierungsbedingungen der
Unternehmen sind extrem vorteilhaft. Von der
Finanz‐ und Sozialpolitik gehen expansive pro‐
zyklische Impulse aus. Die binnenwirtschaftli‐
chen Auftriebskräfte sind demnach intakt. Die
Investitionen in neue Ausrüstungen werden
beschleunigt expandieren, die hohe Auslastung
der Produktionskapazitäten macht Ersatzbe‐
schaffungen und Erweiterungsinvestitionen
erforderlich.1 Zudem werden die Bauinvestiti‐
onenweitermerklichsteigen.DerprivateKon‐
sum dürfte im Tempo der steigenden Realein‐
kommen zunehmen. Somit dürften wie schon
im Vorjahr die nachfrageseitigen Impulse von
der Binnenwirtschaft kommen und nicht
vom Außenbeitrag. Zwar legen die Exporte
beschleunigt zu, da sich die Weltkonjunktur
verbessert, noch stärker aber werden die Im‐
porte aufgrund der hohen binnenwirtschaftli‐
chen Dynamik steigen. Insgesamt dürfte das
reale Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um
2,0% expandieren (vgl. Kasten 3.1) und im
kommendenJahrum2,2%(vgl.Abb.3.4).
anziehendenReallöhnedieKostensituationder
Unternehmen verschlechtern und sich in eini‐
gen Arbeitsmarktbereichen – insbesondere bei
Fachkräften – Knappheiten stärker bemerkbar
machen.FürdasJahr2014ergibtsicheineZu‐
nahme der Erwerbstätigkeit um 360 000 Per‐
sonen. Im kommenden Jahr wird unterstellt,
dass die Einführung des Mindestlohns den Be‐
schäftigungsaufbau insbesondere im Bereich
der geringfügigen Beschäftigung zusätzlich
dämpft, so dass die Zahl der Erwerbstätigen
noch um 200 000 Personen zunimmt. Bei alle‐
dem sinkt die Arbeitslosenquote von 6,7% in
diesemJahrauf6,6%imJahr2015.
Die Verbraucherpreise, gemessen an der Ver‐
änderungsrate des VPI, dürften im laufenden
Jahr um 1,1% steigen, im kommenden Jahr um
1,7%. Zwar geht von den Rohölnotierungen im
Prognosezeitraum kein größerer Preisdruck
aus,allerdingsverstärktsichderhausgemachte
Preisauftrieb, wozu auch die Einführung des
gesetzlichen Mindestlohns beiträgt. Hier ist
unterstellt,dassderhiervonausgehendeLohn‐
kostenschub im Jahr 2015 von den Unterneh‐
men hälftig auf die Verbraucherpreise über‐
wälzt werden kann. Die Inflationsrate im Jahr
2015erhöhtsichdadurchzusätzlichum¼Pro‐
zentpunkt. Das gesamtstaatliche Budget dürfte im Jahr
2014 einen Überschuss in Höhe von rund
13Mrd. Euro (0,5% des nominalen Bruttoin‐
landsprodukts)ausweisen.ImJahr2015dürfte
sich der Einnahmeüberschuss auf rund
19 ½ Mrd. Euro (0,7% des BIP) erhöhen. Die
staatliche Bruttoschuldenquote wird voraus‐
sichtlich auf rund 70% im Jahr 2015 sinken.
Diessetztvoraus,dassesnichtzueinererneu‐
tenErhöhungdesBruttoschuldenstandsinfolge
neuer diskretionärer Maßnahmen zur Banken‐
oderEurorettungkommt.
Abbildung3.4
Reales Bruttoinlandsprodukt in Deutschland
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
680
%
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
4
a)
laufende
laufende Rate
Rate a)
b)
Jahresdurchschnitt b)
Jahresdurchschnitt
660
2,2%
Volumen
Mrd.
Euro(linke Skala)
2,0%
640
3
2
0,4%
3,3%
620
0,7%
1
600
0
Prognosezeitraum
4,0%
580
560
-1
2010
2011
2012
2013
2014
2015
-2
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangabe: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
IndenSommermonatendürftedieArbeitsnach‐
frage gemessen in Stunden mit zunehmender
Auslastung der Kapazitäten voraussichtlich
weiter steigen. Allerdings nimmt das Tempo
desBeschäftigungsaufbausallmählichab,dadie
1
Vgl. A. Weichselberger, Deutsche Industrie: Erhöhte
Investitionsbereitschaft, in: ifo Schnelldienst,
4/2014, 67. Jahrgang, S. 45-49.
33
Deutschland
Ausblick:Aufschwungsetztsichfort
DiePrognoseunsicherheitlässtsichanhandvon
Intervallenangeben,diedieunbekannteVerän‐
derungsrate des realen Bruttoinlandsprodukts
mit vorgegebenen Wahrscheinlichkeiten ein‐
schließen. Zur Berechnung der konkreten In‐
tervalle für das Jahr 2014 wurden die Progno‐
sefehler des ifo Instituts der Jahre 1992 bis
2013herangezogen.GemessenandiesenProg‐
nosefehlernbeträgtdieSpannefüreinProgno‐
seintervall, das die Veränderungsrate des rea‐
len Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2014 mit
einer Wahrscheinlichkeit von etwa zwei Drit‐
teln überdeckt, ±0,6 Prozentpunkte. Bei der
vorliegenden Punktprognose von 2,0% reicht
das Intervall also von 1,4% bis 2,6%. Die
Punktprognose von 2,0% stellt den mittleren
Wert dar, der am ehesten erwartet werden
kann(roteLinieinAbb.3.5).
Abbildung3.5
Prognoseintervall für die Veränderung des Bruttoinlandsprodukts 2014
3,5
3,0
2,5
90%
68%
50%
2,0
50%
1,5
68%
1,0
0,5
Quelle: Berechnungen des ifo Instituts.
Tabelle3.2
34
90%
Deutschland
Ausblick:Aufschwungsetztsichfort
Kasten3.1:ZurRevisionderifoPrognosefürdasJahr2014
InderPrognosevonDezember2013hattedasifoInstitutdiejahresdurchschnittlicheVeränderungsrate
des realen BIP im Jahr 2014 auf 1,9% veranschlagt. Nunmehr wird die BIP‐Prognose geringfügig auf
2,0%nachobenrevidiert.Maßgeblichhierfürist,dassdasrealeBIPimerstenQuartal2014aufgrund
saisonunüblich milder Witterung mit 0,8% kräftiger stärker gestiegen ist, als es der konjunkturellen
Grundtendenzentsprach.DiesewurdeinderifoDezemberprognoseauf0,5%veranschlagt.Allerdings
wird die konjunkturelle Dynamik im weiteren Jahresverlauf nunmehr geringfügig schwächer einge‐
schätztalszuvor.KeinenEinflussaufdieRevisionderPrognosehatderstatistischeÜberhang.Dieser
liegtdenderzeitigenamtlichenAngabenzufolgebei0,6%,wasderimDezember2013vomifoInstitut
abgegebenen Schätzung entspricht. Tabelle 3.3 fasst die wichtigsten Kennziffern der aktuellen BIP‐
Prognosezusammen.DiePrognosederjahresdurchschnittlichenVeränderungsratedesBIPbasiertauf
einerSchätzungdesunterjährigenkonjunkturellenVerlaufs,d.h.aufeinerPrognosedersaisonbereinig‐
tenBIP‐Quartalsraten.DiesegehenmitunterschiedlichemGewichtindiejahresdurchschnittlicheVer‐
änderungsrateein.
Tabelle3.3
35
Deutschland
WeltwirtschaftlichesUmfeldundpreislicheWettbewerbsfähigkeit
Weltwirtschaftliches Umfeld und preisliche
Wettbewerbsfähigkeit
britannien im Jahr 2015 fällt die Verschlechte‐
rung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den
größeren Länderkreisen im kommenden Jahr
schwächer aus als gegenüber dem restlichen
Euroraum.
DiePrognosebasiertaufderAnnahme,dassein
Barrel Rohöl der Sorte Brent im Jahr 2014
durchschnittlich 109,0 US‐Dollar und im kom‐
menden Jahr 111,3 US‐Dollar kostet. Es wird
angenommen, dass sich die Irakkrise wieder
entschärft und es deshalb keine Auswirkungen
auf den Ölpreis im Prognosezeitraum geben
dürfte.DieWechselkursewerdenkonstantfort‐
geschrieben,sodassdasTauschverhältniszwi‐
schenUS‐DollarundEurobei1,36liegt.
DasweltwirtschaftlicheUmfeldwirdsich–wie
im internationalen Teil dieser Prognose be‐
schrieben – im Verlauf des Prognosezeitraums
weiter verbessern. Der Welthandel dürfte in
diesemJahr um2,8%undimkommendenJahr
um5,2%zulegen.DerAnstiegdesaufBasisder
Länderprognosen errechneten ifo Exportnach‐
frageindikators beschleunigt sich im Verlauf
desPrognosezeitraums.1ImaktuellenJahrdürf‐
teerum2,1%zulegen,imJahr2015um2,7%.
Die stärkste Nachfrage nach deutschen Gütern
kommtausAsien,denUSAundGroßbritannien,
die sich im Prognosezeitraum allerdings nicht
beschleunigt.PositiveImpulsesindinsbesonde‐
re aus dem Euroraum und den übrigen Län‐
dern, insbesondere aus den osteuropäischen
Ländern Polen und Tschechien, zu erwarten
(vgl.Abb.3.6).
Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutsch‐
lands gegenüber dem Euroraum auf Basis der
Verbraucherpreisindizeswirdsichimgesamten
Prognosezeitraum deutlich verschlechtern,
nachdem sie im Jahr 2013 noch in etwa kon‐
stantgebliebenwar.Damitdürftederzwischen
2008und2012anhaltendeTrendeinerVerbes‐
serung gegenüber diesem Länderkreis durch‐
brochen sein. Aufgrund relativ stärkerer Preis‐
anstiege unter anderem in den USA und Groß‐
Abbildung3.6
Exportindikatoren
Expansionsbeiträge des ifo Exportnachfrageindikators
1,0
%
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
China und
undSüdostasien
Südostasien
China
-0,2
Euroraum
Eurozone
USA
USA und
undUK
UK
-0,4
übrige
übrige Länder
Ländera)a)
Quartalszuwachsrate
Indikators
Quartalszuwachsratedes
des
Indikators
-0,6
2013
2014
2015
Preisliche Wettbewerbsfähigkeitb) gegenüber 24 und 37 Handelspartnern und
des Euroraums auf Basis der Verbraucherpreise
3
2
1
Veränderung des jeweiligen Indikators gegenüber dem Vorjahr in %
24 Länder
37 Länder
Euroraum
0
-1
-2
-3
-4
-5
2010
2011
2012
2013
2014
2015
a) Lateinamerika, Osteuropa und Japan.
24 Länder: enthält neben den Ländern des Euroraums auch Dänemark, Großbritannien, Schweden, Norwegen,
Schweiz, Japan, Kanada und USA.
37 Länder: zusätzliche zu den 24 Ländern sind enthalten: Bulgarien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien,
Tschechien, Ungarn, China, Hongkong, Korea, Singapur und Australien.
b) Ein Anstieg des Indikators bedeutet eine Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit.
Quellen:Deutsche Bundesbank; IWF; OECD; Berechnungen des ifo Instituts; ab 1. Quartal 2014: Prognose des
ifo Instituts.
1 Für eine detaillierte Beschreibung der Konstrukti‐
ondesIndikators,sieheElstnerS.,C.Grimmeund
T. Siemsen (2010), „Die größten aufstrebenden
Märkte fürdeutsche Exporte liegen in Asien und
Osteuropa“,ifoSchnelldienst63(16),22‐25.
36
Deutschland
FinanzpolitischeRahmenbedingungen
im Jahr 2015 abzuschaffen und die Zusatzbei‐
trägeindividuellfestzulegen.InderPflegeversi‐
cherungwirdderBeitragssatzimJahr2015um
0,3 Prozentpunkte erhöht werden. In der Sum‐
me werden in beiden Jahren die defiziterhö‐
hendenMaßnahmenüberwiegen.
Der Budgetüberschuss des Staates dürfte sich
dennochinbeidenJahrenausweiten,auchweil
aufgrund der deutlich verbesserten konjunktu‐
rellen Lage und einer günstigen Entwicklung
der Löhne und Gehälter mit deutlichen Steuer‐
undBeitragsmehreinnahmengerechnetwerden
kann.
FinanzpolitischeRahmenbedingungen
IndenvergangenenJahrenwurdendieBudget‐
defizite der öffentlichen Haushalte, die sich in
den Jahren 2008 bis 2010 konjunkturbedingt
stark erhöht hatten, wieder zurückgeführt. In
den Jahren 2012 und 2013 konnten bereits
leichte Überschüsse erwirtschaftet werden.
ObwohldieFinanzpolitikimPrognosezeitraum
expansiveImpulsesetzt,werdensichdiestaat‐
lichen Budgetüberschüsse wohl in den Jahren
2014 und 2015 aus konjunkturellen Gründen
sogarerhöhen.
Im laufenden Jahr kommt es mit der erneuten
Erhöhung des Grundfreibetrags zu einer leich‐
tenEntlastungbeiderEinkommensteuer.Auch
wirken die durch die neue Koalition beschlos‐
senen Leistungsausweitungen der gesetzlichen
Rentenversicherung defiziterhöhend. Mit Wir‐
kung zum 1. Juli 2014 wird die Anerkennung
von Kindererziehungszeiten bei der „Mütter‐
rente“ erweitert, was den größten Teil der
Mehrausgaben mit sich bringt. Zusätzlich wird
die Möglichkeit, mit 45 Beitragsjahren bereits
in einem Alter von 63 Jahren abschlagsfrei in
Rentezugehen,dasBudgetderSozialversiche‐
rung belasten. Finanziert werden diese expan‐
siven Maßnahmen durch eine unterbliebene
Beitragssatzsenkung in der Rentenversiche‐
rung.Zum1.Januar2014hättederBeitragssatz
zur Rentenversicherung nämlich um 0,6 Pro‐
zentpunkte sinken sollen. Für den Prognose‐
zeitraumwirdunterstellt,dassdieserBeitrags‐
satz auch im Jahr 2015 unverändert bleiben
wird, obgleich die Finanzen der Rentenversi‐
cherungwohl–ähnlichwieimJahr2014–eine
Beitragssatzsenkung ermöglichen könnten.
Allerdings werden die Mehrausgaben der ge‐
setzlichen Rentenversicherung im Gefolge der
Leistungsausweitungen erst im Jahr 2015 voll
wirksamsein,wasdieFinanzenderRentenver‐
sicherung im Jahr 2015 zusätzlich belasten
dürfte.
Im Bereich der Krankenversicherung hat die
Bundesregierung beschlossen, den allein von
denArbeitnehmernzutragendenZusatzbeitrag
Mindestlohn steigert Arbeitskosten im
kommendenJahr
Der Lohnanstieg hat sich im ersten Quartal er‐
neut beschleunigt. Maßgeblich hierfür waren
mit einem Anstieg von 3,4% die Tarifverdiens‐
te, welche zusätzlich durch Einmalzahlungen
gestützt wurden. Dagegen fielen übertarifliche
Lohnbestandteile, die im Vorjahr gezahlt wor‐
den waren, weg, so dass die Effektivlöhne nur
um2,5%zulegten.Dagleichzeitigaufgrunddes
milden Winters kaum Arbeitszeit ausfiel und
dieKurzarbeitweiterrückläufigwar,betrugder
Anstieg der Lohnkosten je Stunde gerechnet
jedochlediglich0,3%.
ImweiterenJahresverlaufdürftesichdasTem‐
po des Tariflohnanstiegs etwas verlangsamen,
da in vielen bedeutsamen Tarifbereichen, wie
beispielsweise in der Metall‐ und Elektroin‐
dustrie oder im Einzelhandel, Steigerungsraten
unterhalb der 3%‐Marke vereinbart wurden.
Insgesamt ergibt sich für dieses Jahr eine Zu‐
nahme der Tariflöhne um durchschnittlich
2,9%. Da allerdings kaum noch außertarifliche
Leistungen des Vorjahres wegfallen dürften,
beträgt auch der effektive Lohnzuwachs 2,9%.
(vgl.Tab.3.4).Allesinallemdürftendierealen
Lohnkosten je Stunde in diesem Jahr um 0,7%
zulegen.
37
Deutschland
AnpassungsdruckbeigeringfügigerBeschäftigung
Tabelle3.4
aus. Für die Gesamtwirtschaft ergibt sich ein
mindestlohnbedingter Anstieg des Bruttolohns
je Stunde von rund 0,8% (vgl. Tab. 3.4). Aller‐
dingswirddieseLohnanhebungnichtinvollem
Umfang die Lohnsumme erhöhen, da der Be‐
schäftigungsaufbau gedämpft werden dürfte.
DerMindestlohneffektaufdieBruttolöhneund‐
gehälterwirdindieserPrognosemit0,7%ver‐
anschlagt; dies entspricht einer mindestlohn‐
bedingten Zunahme um rund 9 Mrd. Euro im
Jahr2015.
Alles in allem dürfte die Lohndrift je Arbeit‐
nehmer im kommenden Jahr 1,4% betragen,
und die Effektivlöhne steigen voraussichtlich
um3,9%.DadiePreiseimkommendenJahrnur
verhalten zulegen, ergibt sich für die realen
Arbeitskosten eine spürbare Zunahme um
2,2%. Bei steigender Produktivität dürften die
realen Lohnstückkosten daher im kommenden
Jahrum0,5%höherliegen.
Für das kommende Jahr liegen nur für wenige
gewichtige Bereiche Tariflohnabschlüsse vor.
So erhalten die Angestellten des Bundes und
der Kommunen 3,6% mehr Gehalt und in der
BauwirtschaftsteigendieLöhnezurJahresmit‐
te um 2,6%. Da die Arbeitsnachfrage in 2015
hoch bleibt, dürfte der gesamtwirtschaftliche
Tariflohnanstieg sein Tempo zum Jahreswech‐
sel kaum verändern. Bei alledem werden die
Tariflöhne im Jahr 2015 wohl um 2,5% über
demVorjahrliegen.
Die Lohndrift, d.h. der Unterschied zwischen
Tariflohn‐ und Effektivlohnentwicklung dürfte
im kommenden Jahr deutlich positiv sein. Zum
einen fallen keine außertariflichen Zahlungen
mehr weg. Zum anderen dürften – außerhalb
des Niedriglohnsektors – im Zuge der steigen‐
den Kapazitätsauslastung vermehrt Überstun‐
denzuschlägebezahltwerden.Entscheidendist
allerdings, dass im kommenden Jahr ein flä‐
chendeckender Mindestlohn von 8,50 Euro je
Arbeitsstunde eingeführt wird. Dabei werden
dieArbeitskostendergeringfügigBeschäftigten
am deutlichsten angehoben; durchschnittlich
steigen die Löhne in dieser Gruppe sogar um
mindestens 12%. Dagegen fällt die durch den
Mindestlohn bedingte Lohnanhebung im Be‐
reich der sozialversicherungspflichtig Beschäf‐
tigtenmitmindestens0,4%deutlichschwächer
AnpassungsdruckbeigeringfügigerBeschäf‐
tigung
In Gefolge der guten Konjunktur hat sich die
Lage am Arbeitsmarkt weiter verbessert. Das
milde Winterwetter dürfte dazu beigetragen
haben, dass sich das Tempo des Beschäfti‐
gungsaufbaus im ersten Quartal des Jahres so‐
garbeschleunigthat.DabeizogdieArbeitsnach‐
38
Deutschland
AnpassungsdruckbeigeringfügigerBeschäftigung
Abbildung3.8
frage gemessen in Stunden sehr kräftig an, so
dass die durchschnittlich geleistete Arbeitszeit
nach oben schnellte. Bei alledem ging die Ar‐
beitslosigkeit zurück, obwohl mehr und mehr
Personen am Erwerbsleben teilnahmen (vgl.
Abb. 3.7). Zum einen wurde eine verstärkte
Zuwanderung
aus
den
neuen
EU‐
Mitgliedsstaaten verzeichnet.1 Zum anderen
wurdenwenigerArbeitsloseinarbeitsmarktpo‐
litischen Maßnahmen gefördert. So ist die Zahl
der Unterbeschäftigten, die neben den Arbeits‐
losenauchTeilnehmeranMaßnahmenmitein‐
schließt,imbisherigenJahresverlaufdeutlicher
zurückgegangenalsdieZahlderArbeitslosen.
Geleistete Arbeitsstunden der Erwerbstätigen im Inland
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
15 000
14 800
14 000
-79
-52
a)
b)
200
Prognosezeitraum
-100
2,4
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal a)
b)
Jahresdurchschnitt b)
Mill. Personen (linke Skala)
2,1
-200
2010
2011
2012
2013
2014
2015
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in Tausend Personen (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Tausend Personen.
Quellen: Bundesagentur für Arbeit; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
Im zweiten Quartal dürfte sich der Beschäfti‐
gungsaufbau verlangsamt haben, da nach dem
milden Winter die übliche Frühjahrsbelebung
teilweise ausblieb. Hierfür spricht, dass die Ar‐
beitslosigkeit im Mai weniger als saisonal üb‐
lichzurückgegangenist.Dabeidürfteinsbeson‐
dere das Arbeitsvolumen einen deutlichen
Dämpfer erfahren haben, da sich die durch‐
schnittliche Arbeitszeit je Arbeitnehmer wohl
wiedernormalisierthat(vgl.Abb.3.8).
1
1,5
2,2%
Prognosezeitraum
-1,5
2011
2012
2013
2014
2015
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr in %.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
0
2,6
0,2%
0,0
2010
-40
2,9
1,5%
13 800
100
53
0,4%
14 200
-176
-263
1,1%
14 400
3,4
3,1
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt b)
Mill.
Mill. Stunden
Stunden (linke
(linke Skala)
Skala)
14 600
Saisonbereinigter Verlauf
Tsd. Personen
3,0
0,1%
Arbeitslose
Mill. Personen
%
a)
laufende Rate
Rate a)
laufende
Abbildung3.7
3,6
Mill. Stunden
Vergleiche BAMF, Wanderungsmonitor, abrufbar
unter:
http://www.bamf.de/DE/Infothek/Statistiken/W
anderungsmoni‐
tor/Freizuegigkeit/freizuegigkeit‐node.html
39
IndenSommermonatendürftedieArbeitsnach‐
frage gemessen in Stunden mit zunehmender
Auslastung der Kapazitäten voraussichtlich
weiter steigen. So ist die Zahl der offenen Stel‐
lenweiterhinhochundauchderZugangneuer
StellenliegtetwaaufdemNiveaudesVorjahres.
AllerdingswirdeinTeildergesamtwirtschaftli‐
chen Produktionsausweitung wohl durch Pro‐
duktivitätssteigerungen realisiert. Ein Grund
ist,dassdieanziehendenReallöhnedieKosten‐
situation der Unternehmen verschlechtern.
ZudemhattederstabileBeschäftigungszuwachs
der Vergangenheit eine rückläufige Produktivi‐
tät mit sich gebracht. Schließlich machen sich
die Knappheiten in einigen Arbeitsmarktberei‐
chen – insbesondere bei Fachkräften – stärker
bemerkbar. So ist das ifo Beschäftigungsbaro‐
meter von hohem Niveau aus leicht rückläufig.
AllesinallemnimmtdasTempodesBeschäfti‐
gungsaufbaus daher allmählich ab (vgl. Abb.
3.9).
Deutschland
AnpassungsdruckbeigeringfügigerBeschäftigung
Abbildung3.9
Erwerbstätige
Inlandskonzept, saisonbereinigter Verlauf
43,0
Mill. Personen
Tsd. Personen
a)
Veränderung
Veränderung gegenüber
gegenüber dem
dem Vorquartal
Vorquartal a)
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt b)
+360
Mill.
Mill. Personen
Personen (linke Skala)
300
+239
42,0
400
+200
200
+456
100
41,0
0
+215
+565
Prognosezeitraum
-100
40,0
-200
2010
2011
2012
2013
2014
2015
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in Tausend Personen (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Tausend Personen.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
Aufgrund des hohen Wertes zu Jahresbeginn
ergibtsichfürdenJahresdurchschnitt2014ein
Anstieg des Arbeitsvolumens um 1,1%. Damit
einhergehteineZunahmederErwerbstätigkeit
um360000Personenbzw.0,9%.
Inwiefern der Anstieg der Erwerbstätigkeit zu
einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führt,
hängtvonderEntwicklungdesArbeitsangebots
ab. Dem langfristigen Trend folgend werden
wohl immer mehr Inländer am Erwerbsleben
teilnehmen. Außerdem wird die Zuwanderung
aus den EU‐Mitgliedsstaaten voraussichtlich
hochbleiben,dasichdieArbeitsplatzaussichten
invielenLändernderEUnursehrlangsambes‐
sern. Allerdings geht die Zahl der Inländer im
Erwerbsalter deutlich zurück, was für sich ge‐
nommen die Zahl der Arbeitslosen entlastet.
Alles in allem ist der Rückgang der Arbeitslo‐
sigkeit mit 52000 Personen voraussichtlich
wenigerstarkalsderAnstiegderErwerbstätig‐
keit nahelegt, so dass eine Arbeitslosenquote
von6,7%erreichtwerdendürfte(vgl.Tab.3.5).
DieArbeitsmarktlageimkommendenJahrwird
durch die Einführung des flächendeckenden
Mindestlohns von 8,50 Euro je Stunde be‐
stimmt.DieserbringteinespürbareSteigerung
der Arbeitskosten mit sich. Die Quantifizierung
der Auswirkungen dieser Lohnsteigerung auf
den deutschen Arbeitsmarkt ist allerdings mit
erheblicher Unsicherheit behaftet. Henzel und
Engelhardt (2014) zeigen, dass die Ergebnisse
ganz entscheidend von den Annahmen abhän‐
gen, die für wichtige Parameter gesetzt wer‐
den.1 Eine zentrale Annahme betrifft unter an‐
deremdieLohnelastizitätderArbeitsnachfrage,
welche in Abhängigkeit von der betrachteten
Fristgewähltwerdenmuss.2Anfangsdürftedie
Arbeitsnachfrage eher wenig reagieren, da die
notwendigen Anpassungsmaßnahmen einige
Zeit in Anspruch nehmen und die Arbeitgeber
daherzunächstversuchen,diegestiegenenKos‐
ten in Form von Preiserhöhungen weiterzuge‐
ben.Esistdavonauszugehen,dasssichdiene‐
gativen Wirkungen des Mindestlohns auf den
Arbeitsmarkt über mehrere Jahre aufbauen
werden,sowiesichauchdiepositivenWirkun‐
genderSenkungder Lohnansprüchedurchdie
Hartz Reformen erst nach einigen Jahren mit
voller Kraft gezeigt hatten. Für die folgenden
Berechnungen wird daher eine niedrige
Lohnelastizität der Arbeitsnachfrage von ‐0,1
zugrundegelegt.DesWeiterenwirdunterstellt,
dassimJahr2015nurdieHälftederBeschäftig‐
ten im Niedriglohnbereich unter 8,50 Euro tat‐
sächlich unter die Mindestlohnregelung fallen,
weil Ausnahmeregelungen und bestehende
Tarifverträge übergangsweise einen niedrige‐
renLohnerlauben.ZudemdürftenvieleArbeit‐
geber versuchen, die Mindestlohnregelung zu
umgehen, indem beispielsweise Werkverträge
vereinbartwerden.
Eskanngezeigtwerden,dassdieweitausgröß‐
tenAuswirkungenfürdenBereichderMinijobs
zuerwartensind,daindiesemBereichdieLöh‐
ne im Durchschnitt am deutlichsten ansteigen.
Unter den erläuterten Annahmen dürften in‐
nerhalbdeserstenJahresetwa40000Minijobs
wegfallen, was jahresdurchschnittlich 20000
Personen entspricht. Wenn mit Einführung des
Mindestlohns die Geringfügigkeitsgrenze von
1
Henzel, Steffen und Kira Engelhardt (2014) „Ar‐
beitsmarkteffekte des flächendeckenden Min‐
destlohns in Deutschland“, ifo Schnelldienst
10/2014,67.Jahrgang,S.23‐29.
2 Die Lohnelastizität der Nachfrage beschreibt, um
wievielProzentsichdieArbeitsnachfragegemes‐
sen in Stunden ändert, wenn die Arbeitskosten
um1%steigen.
40
Deutschland
AnpassungsdruckbeigeringfügigerBeschäftigung
nur wenige sozialversicherungspflichtige Stel‐
lenweg.Hierbeiistbereitsberücksichtigt,dass
die Reduktion der Arbeitszeit bei den aus‐
schließlich geringfügig Beschäftigten zu einem
Teil durch die Schaffung zusätzlicher Vollzeit‐
stellenaufgefangenwerdendürfte(siehehierzu
HenzelundEngelhardt,2014).
Die Einführung des Mindestlohns wird im
kommenden Jahr voraussichtlich auch die Zahl
der Arbeitslosen belasten. Allerdings führt der
mindestlohnbedingte Abbau der Beschäftigung
nicht in vollem Umfang zu einem Anstieg der
Arbeitslosigkeit, da vielfach Rentner und Stu‐
denten – die nicht in der Arbeitslosenstatistik
erfasst werden – vom Abbau der Minijobs be‐
troffen sein dürften. Zudem werden sich wohl
einige Personen, beispielsweise aufgrund feh‐
lender Ansprüche, vom Arbeitsmarkt zurück‐
ziehenundsichnichtarbeitslosmelden.
450 Euro nicht angehoben wird, werden sich
schätzungsweise rund eine Million Minijobber,
die bislang mehr als 53,5 Stunden um Monat
arbeiten, dazu gezwungen sehen, ihre Arbeits‐
zeit zu reduzieren. Andernfalls würden Sozial‐
versicherungsbeiträge fällig, was die Beschäfti‐
gung vielfach unattraktiv machen dürfte. Hier
wird daher unterstellt, dass alle betroffenen
Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit reduzieren, um
nichtsozialversicherungspflichtigzuwerden.
Im Bereich der sozialversicherungspflichtig
BeschäftigtendürftendiekurzfristigenAuswir‐
kungen weniger gravierend sein, als bei den
ausschließlich geringfügig Beschäftigten, auch
weil die Löhne der sozialversicherungspflichti‐
gen Vollzeitkräfte im Zuge der Einführung des
Mindestlohns deutlich weniger stark steigen.
UnterdenselbenAnnahmenwiebeidengering‐
fügig Beschäftigten fallen im kommenden Jahr
Tabelle3.5
41
Deutschland
Exportlegtmoderatzu
Darüber hinaus reduzieren sich die Ausfuhren
nach Russland bereits seit Anfang 2013. Ohne
eine weitere Verschärfung des Konflikts ist
deshalb nicht davon auszugehen, dass es hier‐
über zu sichtlichen Beeinträchtigungen der
deutschen Ausfuhren im Prognosezeitraum
kommt.
ImlaufendenQuartaldürftendieAusfuhrenmit
1,1% verhalten zulegen. Dafür sprechen zum
einendieAuftragseingängeausdemAuslandim
Verarbeitenden Gewerbe ohne sonstigen Fahr‐
zeugbau und der ifo Auftragsbestand. Zum an‐
derenhabendieExporterwartungenderUnter‐
nehmen im April und Mai den Rückgang des
erstenQuartalsnochnichtwiederwettgemacht.
Darüber hinaus ist das ifo Exportklima weiter
aufwärtsgerichtetunddiefürAprilvorliegende
nominale Warenausfuhr in Abgrenzung des
SpezialhandelsliegtüberdemDurchschnittdes
1
erstenQuartals. Aufgrunddergutenkonjunkturellen Grundten‐
denz bleibt die Arbeitsmarktlage trotz der
dämpfenden Effekte des Mindestlohns stabil,
unddieErwerbstätigkeitsteigtimkommenden
Jahrum200000Personen(vgl.Tab.3.5).
Bei alledem dürfte die Arbeitslosigkeit im Jahr
2015 um rund 40000 Personen sinken. Dabei
wirkt der zuwanderungsbedingte Anstieg der
Erwerbsbevölkerung der Zunahme der Er‐
werbstätigkeitentgegen.
Exportlegtmoderatzu
Nachdem im Schlussquartal 2013 der Außen‐
handelnocheinendeutlichenBeitragzurBele‐
bung des Bruttoinlandsprodukts lieferte, stie‐
gen die Importe im ersten Quartal 2014 mit
2,2% bedeutend stärker als die Exporte, die
lediglichum0,2%zulegten.Dadurchbeliefsich
der Wachstumsbeitrag des Außenhandels zum
Bruttoinlandsproduktauf‐0,9Prozentpunkte.
Für die Exportschwäche war vor allem der
Rückgang der Nachfrage in Asien ohne China
verantwortlich, aber auch der stagnierende
Handel mit dem Euroraum und den USA. Der
Einbruch dürfte aber temporärer Natur sein
wie der ifo Exportnachfrageindikator aufzeigt.
Dieser verzeichnete im ersten Quartal einen
deutlich niedrigeren Wert im Vergleich zu den
Vorquartalen und zum weiteren Prognosezeit‐
raum. Im Zuge des russisch‐ukrainischen Kon‐
flikts sind die Warenausfuhren nach Russland
zwar auch zurückgegangen, da aber lediglich
knapp3%derdeutschenAusfuhrennachRuss‐
landgehen(indieUkrainesindes0,5%),spielt
diesesLandfürdendeutschenExportnureine
untergeordnete Rolle (ohne Berücksichtigung
vonDrittländereffekten).
1 Für eine Evaluationder Prognosegüte der Frühin‐
dikatorenfürdiedeutscheAusfuhr,sieheElstner
S., C. Grimme und U. Haskamp (2013), „Das ifo
Exportklima–einFrühindikatorfürdiedeutsche
Exportprognose“, ifo Schnelldienst 66 (04), 36‐
43.
42
Deutschland
Exportlegtmoderatzu
Kasten3.2:Derrussisch‐ukrainischeKonfliktbelastetdieGeschäftserwartungeninderIndust‐
rie
DasifoInstituthatimMaiundJuni2014imRahmenderUmfragefürdenKonjunkturtestVerarbeiten‐
des Gewerbe mehrere Sonderfragen zum russisch‐ukrainischen Konflikt gestellt, an der knapp 2400
Firmen teilgenommen haben. Die Unternehmen wurde gefragt, ob sie wirtschaftliche Beziehungen zu
Russlandunterhaltenundfallsja,inwelcherForm.ZudemkonntendieUnternehmenangeben,obesim
ZugedesKonfliktsbereitszuBeeinträchtigungenihrerGeschäftstätigkeitkambzw.obsiediesfürdie
kommendenMonateerwarten.
44%derantwortendenFirmengabenan,dasssiewirtschaftlicheBeziehungenzuRusslandunterhalten.
DabeihandeltessichüberwiegendumExportverbindungennachRussland,währendeineAbhängigkeit
vonrussischenImportendeutlichseltenergenanntwurde(vgl.Tab.3.6).VieleUnternehmensindoft‐
malsauchübereigeneNiederlassungenoderdritteUnternehmenmitRusslandverbunden.NachGrö‐
ßenklassendifferenziertzeigtsich,dassvorallemGroßfirmenwirtschaftlichmitRusslandverflochten
sind.18%derantwortendenFirmengabenan,dasssiebereitsBeeinträchtigungendurchdenrussisch‐
ukrainischen Konflikt spüren. Sogar knapp ein Drittel erwartet weitere Beeinträchtigungen bei einem
FortgangderKrise.WirdnachGrößenklassenunterschieden,sozeigtsicherneut,dassgegenwärtigvor
allemGroßfirmenvonderKrisebetroffensindunddieseauchvermehrtBeeinträchtigungenerwarten.
Tabelle3.6
43
Deutschland
Exportlegtmoderatzu
BasierendaufdenAngabenderUnternehmenwurdederIndexderGeschäftserwartungenimVerarbei‐
tendenGewerbefürdieUnternehmennachgebildet,dieangaben,wirtschaftlicheBeziehungenzuRuss‐
landzuhaben.Dabeiwurdeunterstellt,dassdieseBeziehungenbereitsindenVormonatenbestanden
haben.Abbildung3.10zeigtdenIndexsowohlfürUnternehmenmitalsauchohnewirtschaftlicheBe‐
ziehungenzuRussland.1Im ZugederKrimkrisetrübtensichimMärzdie ErwartungenderUnterneh‐
menmitwirtschaftlichenBeziehungendeutlicheinunderholtensicheinwenigimApril.ImGegensatz
dazuwurdendieAussichtenderUnternehmen,diekeineGeschäftsbeziehungenzuRusslandhaben,im
April in etwa genauso optimistisch beurteilt wurden wie im Februar. . Da es sich bei den betroffenen
Unternehmen vorwiegend um große Unternehmen handelt und ihr Gewicht am Gesamtindex deshalb
beietwa60%liegt,kanndarausgeschlussfolgertwerden,dassderRückgangbeidenGeschäftserwar‐
tungen seit Jahresanfang maßgeblich auf diese Unternehmen zurückzuführen ist. Im Juni hingegen ist
keinUnterschiedindenEinschätzungenderUnternehmenimVergleichzumFebruarmehrfestzustel‐
len.
EineErklärungfürdiepessimistischenAussichtenderUnternehmenmitwirtschaftlichenBeziehungen
zuRusslanddürftediegestiegeneUnsicherheitimHinblickaufdieWeiterentwicklungihrerGeschäfts‐
beziehungen gewesen sein. Zwar wurden bislang noch keine wirklich greifbaren Sanktionen beim
grenzüberschreitenden Waren‐, Dienstleistungs‐ oder Kapitalverkehr mit Russland beschlossen. Und
auch der starke Rückgang deutscher Ausfuhren nach Russland dürfte aufgrund ihres geringen Anteils
am gesamtenExportvolumenDeutschlandsvon wenigerals 3%ehervonuntergeordneterBedeutung
für die konjunkturelle Entwicklung hierzulande sein. Allerdings wies der deutsche Maschinenbauver‐
band VDMA erst kürzlich darauf hin, dass viele Exportgenehmigungen (insbesondere von Gütern, die
auch in der Rüstungsindustrie zum Einsatz kommen könnten) derzeit von den zuständigen Behörden
nichtbearbeitetwürdenunddeshalbzumTeillangjährigeGeschäftsbeziehungengefährdetseien.2Und
eben diese Unsicherheit bringen die Unternehmen bei der Einschätzung ihrer Geschäftserwartungen
zumAusdruck.
Abbildung3.10
Geschäftserwartungen
ifo Indikator für die Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe
102
Saldenwert für Februar 2014 entspricht 100
ohne wirtschaftliche
Beziehungen zu Russland
100
98
mit wirtschaftlichen
Beziehungen zu Russland
96
Feb 14
Mrz 14
Apr 14
Quelle: Berechnungen des ifo Instituts.
Mai 14
Jun 14
1UmdieEntwicklungenderTeilindizesmiteinandervergleichenzukönnen,wurdealleIndizesimFebruar2014
auf100normiert.EswurdesomitbewusstvonderüblichenIndexierungbeimifoGeschäftsklimaabgewichen,
beideralleIndizesimJahresdurchschnitt2005auf100gesetztwerden.
2 Vgl. Pressemitteilung des Verbands Deutscher Maschinen‐ und Anlagenbau (VDAM) vom 13.06.2014: VDMA‐
Umfrage: Maschinenbauer halten an ihrer Russland‐Strategie fest, http://www.vdma.org/article/‐
/articleview/4184211.
44
Deutschland
Exportlegtmoderatzu
Im weiteren Prognosezeitraum werden die Ex‐
porte voraussichtlich beschleunigt zulegen. Die
größte Nachfrage nach deutschen Gütern
kommt aus China, Südostasien, den USA und
Großbritannien, die sich aber im Prognosezeit‐
raum nicht weiter beschleunigen dürfte. Aus
OsteuropakommteszuzusätzlichenImpulsen,
insbesondereausTschechienundPolen.Dieim
Verlauf des Jahres 2014 einsetzende Erholung
im Euroraum dürfte sich ebenfalls positiv auf
den Absatz deutscher Güter auswirken. Die
starke Verschlechterung der preislichen Wett‐
bewerbsfähigkeit im vorangegangen Jahr, die
vorallemdurchdenrelativstarkenAnstiegder
deutschen Preise im Vergleich zu seinen Ab‐
satzländern im ersten Quartal 2013 zustande
kam, dürfte nur noch geringe Auswirkungen
haben. Da sich die Wettbewerbsfähigkeit im
Prognosezeitraumaberwohlweiterverschlech‐
tert, kommt es hierüber weiterhin zu leicht
dämpfenden Effekten auf die Ausfuhrdynamik.
Durch die Konjunkturbelebung im Euroraum
wird der Export voraussichtlich im Prognose‐
zeitraum etwas stärker zulegen als der Welt‐
handel. Insgesamt ist mit einem Anstieg des
realenExportsum4,6%indiesemJahrzurech‐
nen, bedingt durch den niedrigen Export im
erstenQuartal.ImJahr2015dürftedieAusfuhr
um6,2%expandieren(vgl.Abb3.11).
EinhergehendmitderkräftigenBinnennachfra‐
geimerstenQuartal2014expandierteauchdie
deutsche Einfuhr zu Jahresbeginn. Vermehrt
wurdenInvestitions‐undVorleistungsgüteraus
dem Ausland nachgefragt, die zu einem be‐
trächtlichen Teil in die Läger gegangen sein
dürften.
Der Import wird nach dem starken Jahres‐
auftakt und dem entsprechenden Lageraufbau
von Einfuhrgütern wohl verhaltener ausfallen
und im zweiten Quartal um 1,0% zulegen. Da‐
raufdeutetdieinländischeAktivitäthin,dieaus
der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe
und den inländischen Auftragseingängen im
Verarbeitenden Gewerbe abgeleitet werden
kann. Die nominale Wareneinfuhr in Abgren‐
zungdesSpezialhandelssignalisierteinenleich‐
ten Rückgang; in realer Rechnung dürfte dies
allerdings zu einem leichten Plus werden. Im
weiterenPrognosezeitraumwerdendieEinfuh‐
ren leicht beschleunigt zunehmen. Zum einen
profitieren die Importe von der kräftigen Ex‐
pansion der Ausrüstungsinvestitionen, zum
anderen von der Zunahme der Ausfuhren, die
die Einfuhr von Vorleistungsgütern erhöhen
dürfte.AllesinallemwirddieEinfuhrindiesem
Jahr um 6,2% zunehmen. Im kommenden Jahr
dürftesieum7,2%expandieren(vgl.Abb3.12).
Abbildung3.11
Abbildung3.12
Reale Importe
Reale Exporte
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
405
380
%
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
350
a)
laufende
laufende Rate
Rate a)
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnittb)
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt b)
6,2%
Volumen
Mrd.
Euro (linke Skala)
3,2%
0,9%
4,6%
330
8,0%
10
330
5
310
0
290
-5
6,2%
1,5%
255
2010
2011
2012
2013
2014
2015
250
-15
230
9
3
270
-10
12
6
1,4%
0
12,5%
280
7,2%
Mrd.
Euro (linke Skala)
Volumen
Prognosezeitraum
15,2%
%
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
a)
laufende
laufendeRate
Ratea)
355
305
15
Prognosezeitraum
7,4%
-3
-6
2010
2011
2012
2013
2014
2015
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
b)
45
Deutschland
Investitionsaufschwungwirdspürbar
veau verharren und der Euro gegenüber dem
Dollarleichtaufgewertethat.Beidesdrücktvor
allem die Einfuhrpreise. Im weiteren Verlauf
dürftensowohlEinfuhr‐alsauchAusfuhrpreise
moderatsteigen.ZumeinenführtdieBelebung
der Auslandsnachfrage dazu, dass die inländi‐
schenUnternehmeninderLagesind,ihreKos‐
tensteigerungen besser auf ihre Abnehmer
überwälzen zu können. Zum anderen werden
die Einfuhrpreise durch den expandierenden
Welthandel wohl zulegen. In diesem Jahr wer‐
den die Terms of Trade um 1,1% steigen, im
kommendenJahrum0,1%.
Damit legen die Einfuhren im gesamten Prog‐
nosezeitraummithöherenRatenzualsdieAus‐
fuhren.FürdiesesJahrergibtsicheinnegativer
Beitrag des Außenhandels zur Expansion des
Bruttoinlandsprodukts von ‐0,4 Prozentpunk‐
ten,imnächstenJahrvon‐0,1(vgl.Tab3.7).Der
Außenbeitrag macht in diesem Jahr 5,9% am
nominalen Bruttoinlandsprodukt aus, 2016
sindes5,7%.DerLeistungsbilanzsaldoinRela‐
tion zum BIP liegt im Jahr 2014 bei 7,5%, im
kommendenJahrbei7,4%.
Tabelle3.7
Investitionsaufschwungwirdspürbar
Die Ausrüstungsinvestitionen sind im ersten
Quartal 2014 um 3,3% kräftig gestiegen. Eine
solchhoheZuwachsratewurdeimQuartalsver‐
lauf seit 2010 nicht mehr erzielt. Maßgeblich
hierfür dürfte die Aufholung von Investitions‐
projektengewesensein,diesichindenvergan‐
gen zwei Jahren angestaut haben. Gleichzeitig
weist die gestiegene Kapazitätsauslastung und
die relativ vollen Auftragsbücher darauf hin,
dass für die Unternehmen zunehmend auch
Erweiterungsinvestitionen wichtig werden.
Insgesamt dürften die Ausrüstungsinvestitio‐
nen vor dem Hintergrund einer zunehmenden
Produktionsauslastung im Prognosezeitraum
spürbaranDynamikgewinnen.
Diepositive GrunddynamikderAusrüstungsin‐
vestitionen wird im Sommerhalbjahr Bestand
haben, wenngleich das zweite Quartal nicht
ganz so stark wie zu Jahresbeginn ausfallen
dürfte. So haben im April die Produktion und
Umsätze im Investitionsgüterbereich gegen‐
über dem Vorquartal abgenommen. Dieser
Rückgang zeugt jedoch von einer erwartungs‐
gemäß schwächeren Produktionstätigkeit nach
dem milden Winter und stellt somit nur eine
temporäre Seitwärtsbewegung dar; im Trend
weisen Produktion und Umsätze wie auch die
Bestellungen von Investitionsgütern aus dem
Inland nach oben. Zwar haben sich die Erwar‐
tungen der ifo Investitionsgüterproduzenten
zuletzt eingetrübt, sind aber mehrheitlich wei‐
DieTermsofTrade,definiertalsVerhältnisder
Deflatoren von Ausfuhren und Einfuhren, sind
imerstenQuartalgestiegen,dadieEinfuhrprei‐
se deutlich stärker gefallen sind als die Aus‐
fuhrpreise. Die Importpreise, die bereits seit
sieben Quartalen rückläufig sind, gaben auf
breiter Front nach, insbesondere bei Energie‐
trägern,aberauchbeiDatenverarbeitungsgerä‐
ten, chemischen Erzeugnissen, Kraftfahrzeugen
undMaschinen.DievorliegendenWertefürdie
Ausfuhr‐ und Einfuhrpreise im Spezialhandel
weisen darauf hin, dass die Terms of Trade im
zweiten Quartal deutlich steigen. Das liegt vor
allem daran, dass die Energiepreise im April
und Mai weiter auf einem relativ niedrigen Ni‐
46
Deutschland
BauinvestitionenstärkenBinnennachfrage
Abbildung3.13
terhin optimistisch.1 Im Sommerhalbjahr dürf‐
ten die Ausrüstungen daher insgesamt noch‐
malsanziehen.
Im weiteren Prognosezeitraum werden die
Ausrüstungsinvestitionen ihren positiven In‐
vestitionszyklusfortsetzen.DiesteigendeKapa‐
zitätsauslastungdürftevermehrtErweiterungs‐
investitionen anstoßen. Mit der einhergehen‐
den Erholung der Weltkonjunktur werden zu‐
dem expansive Impulse von der exportorien‐
tierten Industrie erwartet. Dabei bleiben die
Finanzierungsbedingungen für Unternehmen
äußerst günstig. Die vom ifo erhobene Kre‐
dithürde befindet sich insbesondere für kleine
und mittlere Unternehmen auf historisch nied‐
rigemNiveau.DieNachfragenachBankkrediten
entwickelt sich zwar trotz anhaltend niedriger
Zinsen eher zögerlich. Allerdings weisen der
zurückliegendeAnstiegderInvestitionstätigkeit
sowiedie ErgebnissedesBankLendingSurvey
(BLS) der Bundesbank darauf hin, dass viele
Unternehmen derzeit andere Finanzierungs‐
quellennutzen.2
Die Investitionen in Maschinen, Geräte und
Fahrzeuge3 werden in diesem Jahr um 7,4%
kräftig zulegen. Dieser Trend wird sich im
kommenden Jahr mit einer Zunahme der Aus‐
rüstungsinvestitionen um 10,0% fortsetzen
(vgl. Abb. 3.13), die sich damit erstmals wieder
nahezu auf Vorkrisenniveau befinden.
Reale Investitionen in Ausrüstungen
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
60
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
%
10,0%
55
5,8%
2
-4,0%
-2,4%
45
35
4
7,4%
50
40
6
0
Prognosezeitraum
10,0%
-2
a)
laufende
laufende Rate
Rate a)
-4
b)
Jahresdurchschnitt b)
Jahresdurchschnitt
Volumen
Mrd.
Euro (linke Skala)
30
-6
2010
a)
b)
2011
2012
2013
2014
2015
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
BauinvestitionenstärkenBinnennachfrage
Die Bauinvestitionen haben im ersten Quartal
2014 auch aufgrund der extrem milden Witte‐
rung um 3,6% deutlich zugelegt. Vor allem der
Wohnungsbau und der öffentliche Bau profi‐
tierten von den warmen und trockenen Win‐
termonaten. Dagegen konnte der Wirtschafts‐
baudiepositiveEntwicklungdeszweitenHalb‐
jahres 2013 nicht halten. Wie günstig die Wet‐
terverhältnisse zum Jahresauftakt für die Bau‐
wirtschaftinsgesamtwaren,zeigtesichauchin
den ifo Firmenmeldungen. Im Bauhauptgewer‐
begabensowenigeBetriebewitterungsbeding‐
te Einschränkungen an wie seit 1998 nicht
mehr.
DieInvestitioneninWohnbautenverzeichneten
imerstenQuartal2014ihregrößteZuwachsra‐
te seit drei Jahren. Maßgeblich war hierbei –
neben den außergewöhnlichen Witterungsver‐
hältnissen – die Nachfrage nach Wohnbauten,
die aufgrund günstiger Baukredite, der guten
ArbeitsmarktsituationsowieeinerstetigenNet‐
tozuwanderung anhaltend hoch bleibt. Zudem
finden Wohnimmobilien vor dem Hintergrund
der aktuellen Niedrigzinspolitik weiterhin Zu‐
lauf von privaten Bauherren und Investoren.
DasdurchwegfreundlicheInvestitionsklimafür
Wohnbauten wird sich im Prognosezeitraum
halten. Dem teilweise von Witterungseffekten
überlagerten ersten Quartal folgt allerdings
erwartungsgemäß ein Gegeneffekt im zweiten
1WieeineSonderfrageimifoKonjunkturtestgezeigt
hat, machte sich der russisch‐ukrainische Kon‐
fliktamaktuellenRandingedämpftenGeschäfts‐
erwartungen bemerkbar, vor allem bei Firmen
mit wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland
(sieheKasten3.2).
2SoführendieimRahmendesBLSbefragtenFinan‐
zinstitute zuletzt wieder verstärkt Alternativen
zum traditionellen Bankkredit als Nachfra‐
gehemmnissean,hieruntervorallemdieInnenfi‐
nanzierungvonUnternehmen,KreditevonNicht‐
banken und die Neuemission von Schuldver‐
schreibungen. Siehe hierzu auch Deutsche Bun‐
desbank, „Die Wirtschaftslage in Deutschland im
Frühjahr2014“,MonatsberichtMai2014.
3 Im Rahmen der großen VGR‐Revision 2014 wird
derInvestitionsbegrifferweitert(vgl.Kasten4.1).
47
Deutschland
BauinvestitionenstärkenBinnennachfrage
1,6%zunehmen,imkommendenJahrdannum
kräftigere3,4%.
Die öffentlichen Bauinvestitionen profitierten
miteinemQuartalszuwachsvon12,0%spürbar
vonderextremmildenWitterung.Einentspre‐
chend großer Rückpralleffekt wird für das
Folgequartalerwartet,dersichbereitsineinem
gesunkenen Auftragsbestand vor allem im öf‐
fentlichen Tiefbau andeutet. Im weiteren Prog‐
nosezeitraum werden die öffentlichen Bauin‐
vestitionen wieder zulegen, wobei die zusätzli‐
chen Bundesmittel für Infrastrukturmaßnah‐
men im kommenden Jahr investitionswirksam
werdendürften.FüreinegemäßigtereJahresra‐
te in 2015 spricht jedoch die sehr heterogene
Finanzlage der Kommunen als größte Gruppe
öffentlicher Bauherren, wie das jüngste KfW‐
Kommunalpanel zeigt. Die Investitionen in öf‐
fentliche Bauten werden, auch bedingt durch
den äußerst günstigen Jahresauftakt, in 2014
um6,8%anziehen,gefolgtvonmoderaten1,9%
imnächstenJahr.
InsgesamtrechnetdasifoInstitutimPrognose‐
zeitraummiteinemdeutlichenAnstiegderBau‐
investitionen um 3,8% in 2014 und 3,3% in
2015(vgl.Abb.3.14).
Quartal.HieraufdeutetbereitsderstarkeRück‐
gangderBauproduktionimAprilhin.Imweite‐
ren Verlauf dürften die Wohnungsbauinvestiti‐
onendannwiederkontinuierlichzunehmen.So
sind Auftragseingänge und Baugenehmigungen
in der Tendenz aufwärtsgerichtet. Auch das
weniger witterungsanfällige Ausbaugewerbe
entwickelte sich zuletzt gut. Zugleich befindet
sich das ifo Geschäftsklima der freischaffenden
ArchitektenaufdemhöchstenWertseit20Jah‐
ren. Insgesamt wird in diesem Jahr ein Anstieg
der Wohnungsbauinvestitionen um 4,2% und
im nächsten Jahr um 3,5% erwartet (vgl. Tab.
3.08).
Tabelle3.8
Abbildung3.14
Reale Bauinvestitionen
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
Die gewerblichen Bauinvestitionen waren im
erstenQuartal2014leichtrückläufig,nachdem
sie im zweiten Halbjahr 2013 erstmals wieder
aufwärtsgerichtet waren. Diese zögerliche Ent‐
wicklung dürfte der Wirtschaftsbau aber im
weiteren Verlauf hinter sich lassen. Vor dem
HintergrundeinerregenInvestitionstätigkeitin
Ausrüstungen und einer steigenden Produkti‐
onsauslastungwerdendiegewerblichenBauin‐
vestitionen wieder anziehen. Größere Impulse
dürften hierbei vom gewerblichen Hochbau
ausgehen, dessen Auftragsbestand kontinuier‐
lich gestiegen ist. Zuletzt entwickelten sich die
Baugenehmigungen insbesondere für Handels‐
und Lagerbauten positiv. In 2014 werden die
gewerblichen Bauinvestitionen teilweise auf‐
grund des schwachen ersten Quartals nur um
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
65
%
15,0
laufende
laufende Rate
Rate a)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt
b)
12,5
Volumen (linke
(linke Skala)
Skala)
Volumen
3,3%
60
10,0
3,8%
7,8%
-1,4%
7,5
-0,2%
5,0
55
3,2%
2,5
0,0
50
-2,5
Prognosezeitraum
-5,0
45
2010
a)
2011
2012
2013
2014
2015
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
48
Deutschland
PrivaterKonsumnimmtweiterzu
angehoben.1 Zudem können langjährig Versi‐
chertemit45Beitragsjahren(unterBerücksich‐
tigung von Zeiten der Arbeitslosigkeit) schon
mit63Jahren(bisher65Jahre)abschlagsfreiin
Rente gehen. Zugleich wird die bisherige Müt‐
terrentenregelung erweitert: Eltern von Kin‐
dern, die vor 1992 geboren wurden, erhalten
proKindeinzusätzlichesErziehungsjahrgutge‐
schrieben, was einer zusätzlichen Rentenzah‐
lung von monatlich 28/26 Euro (Wes‐
ten/Osten) entspricht. Außerdem werden Per‐
sonen mit verminderter Erwerbsfähigkeit bes‐
ser abgesichert. Unter Einrechnung der auf‐
grunddesniedrigenZinsniveausnurrechtver‐
halten expandierenden Vermögenseinkommen
derprivatenHaushaltesowieunterBerücksich‐
tigung der Betriebsüberschüsse werden die
verfügbarenEinkommenderprivatenHaushal‐
teum2,8%expandieren,realum1,4%.Beina‐
hezu unveränderter Sparquote ist im Jahres‐
durchschnitt 2014 mit einer Zunahme des rea‐
lenprivatenKonsumsum1,3%zurechnen(vgl.
Abb.3.15).
PrivaterKonsumnimmtweiterzu
Der private Konsum ist im ersten Vierteljahr
2014 deutlich gestiegen, nachdem er zuvor
leicht gesunken war. Für die Expansion nach
derJahreswendewarmaßgeblich,dassdiereal
verfügbaren Einkommen wieder spürbar zuge‐
nommen haben. Zu Buche schlugen die weiter
steigende Beschäftigung und höhere Tarifab‐
schlüsse.ZudemistderGrundfreibetragbeider
Einkommensteuer leicht erhöht worden. Eine
gesetzlich vorgesehene Senkung des Beitrags‐
satzes zur gesetzlichen Rentenversicherung
unterblieb allerdings, um neue Leistungsaus‐
weitungen finanzieren. Die monetären Sozial‐
leistungenwarenimerstenQuartalsogarrück‐
läufig, aufgrund der milden Witterung sanken
die Zahlungen von (Saison‐)Kurzarbeitergeld.
InderSummesinddieverfügbarenEinkommen
derprivatenHaushalteimerstenQuartal2014
nominal um 0,8% gestiegen, real um 0,6%. Da
zugleich die Sparquote leicht nachgab, legten
die realen Konsumausgaben um 0,7% zu. Be‐
sonders präferierten die privaten Haushalte
TextilienundSchuhesowieEinrichtungsgegen‐
ständeundHaushaltsgeräte.
Den Frühindikatoren zufolge dürfte die Expan‐
siondesprivatenKonsumsimFrühjahrverhal‐
tenerverlaufensein.SosindimAprildierealen
Umsätze im Einzelhandel und im Gastgewerbe
saisonbereinigt unter den Stand des ersten
Quartals gefallen. Zugleich ist die Zahl der von
privatenHalternneuzugelassenenPkwsaison‐
bereinigtnichtgestiegen.GleichwohlsindKon‐
sumentenvertrauen und die Bereitschaft zu
größerenAnschaffungenaberaufeinemsoho‐
hen Niveau, dass über das gesamte Quartal ge‐
rechnetmiteinemPluszurechnenist.
InderzweitenJahreshälftedürftedasExpansi‐
onstempodesKonsums wiederhöhersein.Die
Arbeitseinkommenwerdenunverändertkräftig
weiter steigen. Die monetären Sozialleistungen
der privaten Haushalte werden sogar stark be‐
schleunigtzulegen.SowerdendieAltersbezüge
der Bestandsrentner zur Jahresmitte kräftig
1
49
Die für die Rentenanpassung 2014 relevante Lohnsteigerung aus dem Vorjahr beträgt 1,38% in den alten Ländern
und 1,78% in den neuen Ländern. Neben der Lohnentwicklung ist auch dem „Nachhaltigkeitsfaktor“ Rechnung
zu tragen, der die Veränderung des Verhältnisses von Rentenbeziehenden zu Beitragszahlenden berücksichtigt. Dieser Faktor wirkt in diesem Jahr mit 0,19 Prozentpunkten
anpassungsdämpfend. Dagegen wirkt der Faktor „Altersvorsorgeaufwendungen“, der die Belastungen der Beschäftigten beim Aufbau ihrer Altersvorsorge widerspiegelt, mit
0,92 Prozentpunkten anpassungssteigernd, weil der Beitragssatz in der Rentenversicherung 2013 von 19,6% auf
18,9% gesunken ist. Zusammengenommen folgt hieraus
eine Rentenanpassung von 2,13% in den alten Bundesländern und von 2,53% in den neuen Ländern. Allerdings gibt
es in den alten Ländern noch einen Ausgleichsbedarf, der
aus früher unterbliebenen Rentenkürzungen stammt. Der
Ausgleichsbedarf in den alten Ländern beträgt derzeit
noch 0,46%. Um ihn abzubauen, wird die rechnerisch
mögliche Rentenanpassung reduziert. Die Rentenanpassung im Westen beträgt daher nur 1,67 %. In den neuen
Ländern wurde der Ausgleichsbedarf bereits 2012 abgebaut, so dass hier die Renten auch effektiv um 2,53% steigen. Vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales,
http://www.bmas.de/DE/Themen/Rente/Meldungen/kabin
ett-beschluss-rentenanpassung-2014.html.
Deutschland
PrivaterKonsumnimmtweiterzu
Abbildung3.15
Reale Konsumausgaben der privaten Haushaltea)
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
370
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
%
b)
laufende Rate
Rate b)
3,0
1,8%
c)
Jahresdurchschnitt c)
Volumen
Mrd.
Euro(linke Skala)
1,3%
360
2,0
0,9%
0,8%
350
1,0
340
0,0
1,0%
Prognosezeitraum
2,3%
330
-1,0
2010
2011
2012
2013
2014
2015
a)
Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.
gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
b) Veränderung
c)
Im kommenden Jahr dürfte der reale private
Konsum weiter zügig expandieren. Die Brutto‐
löhne werden unter Einbezug der neuen Min‐
destlohnregelungum4,5%sehrkräftigsteigen.
Netto ergibt sich mit einem Plus von 4,2% vo‐
raussichtlich ein nur wenig geringerer Zu‐
wachs. Zwar wird der Grundfreibetrag nicht
mehrweitergesenkt,zudemwirktdieProgres‐
siondesEinkommensteuertarifs.Auchwirdzur
FinanzierungderPflegereformderBeitragssatz
zur
sozialen
Pflegeversicherung
um
0,3Prozentpunkte erhöht (Arbeitnehmeranteil:
0,15 Prozentpunkte). Der Arbeitnehmeranteil
steigt hierdurch von 1,025 auf 1,175 Prozent‐
punkte. Im Rahmen des GKV‐ Finanzstruktur‐
gesetzeswirdaberderBeitragssatzzurgesetz‐
lichen Krankenversicherung von 15,5% auf
14,6% gesenkt, wovon 7,3% von den Arbeit‐
nehmernzu tragensind.Allerdingskönnendie
Kassen zur Verbesserung der Finanzlage wie‐
der Zusatzbeiträge erheben, die anders als bis‐
her nicht pauschal sondern anteilig vom Ein‐
kommenerhobenwerden.
Die monetären Sozialleistungen dürften im
kommenden Jahr mit 3,3% weiter spürbar zu‐
nehmen. So werden teilzeitarbeitende Eltern
finanziell bessergestellt (Elterngeld plus), und
die erste Stufe der Pflegereform mit Leistungs‐
verbesserungen tritt in Kraft Zur Jahresmitte
werden die Altersrenten weiter merklich er‐
höht1,zudemwirkendiediesjährigeAnpassung
der Renten bzw. die Leistungsausweitungen in
dererstenJahreshälftenach.Allesinallemdürf‐
ten die verfügbaren Einkommen der privaten
Haushalte 2015 um 3,4% expandieren. Die
Sparquote dürfte unverändert bleiben. Das
niedrigeZinsniveaumachtSparenwenigervor‐
teilhaft und regt die Inanspruchnahme günsti‐
ger Konsumentenkredite an, gleichzeitig wer‐
den dadurch aber die Vermögenseinkommen
der privaten Haushalte gedrückt, was den Ge‐
genwartskonsum schmälert und die Ersparnis
erhöht. Einem Rückgang der Sparquote wirken
zudem die rege private Wohnbautätigkeit und
die Notwendigkeit zur privaten Altersvorsorge
entgegen. Damit dürften die Verbrauchsausga‐
ben 2015 voraussichtlich ebenfalls um 3,4%
zulegen. Nach Abzug der Preissteigerungsrate
verbleibteinrealesKonsumplusvon1,8%(vgl.
Abb.xxx).AuchimkonjunkturellenVerlaufleis‐
tet der private Konsum damit einen spürbaren
BeitragzumAnstiegdesBruttoinlandsprodukts
(vgl.Tab.3.9).
1
50
Aufgrund der diesjährigen Leistungsausweitungen in der
GRV („Rentenpaket“) fallen ab dem Jahr 2015 die jährlichen Rentenerhöhungen über die Rentenanpassungsformel
unter sonst gleichen Bedingungen geringer aus, so dass
nicht nur die Beitragszahler, sondern auch die Rentner zur
Finanzierung des Pakets beitragen. Überdies ist das Rentenniveau zukünftig niedriger.
Deutschland
WiederhöherePreissteigerungsraten
Tabelle3.9
länger anhaltender Preisdruck aus; in der vor‐
liegenden Prognose ist wie üblich reale Kon‐
stanzunterstellt.EinimGefolgederneuaufge‐
flammten Irakkrise ausgelöster Benzinpreis‐
schub sollte sich deshalb rasch wieder zurück‐
bilden. Bei den Stromtarifen könnte zudem zu
Buche schlagen, dass die EEG‐Umlage 2015
voraussichtlich nicht weiter erhöht wird. Zu
berücksichtigenistallerdings,dassdieArbeits‐
kosten und die Auslastung der Produktionska‐
pazitäten deutlich steigen. Zudem bewirkt die
Einführung des gesetzlichen Mindestlohns ei‐
nen zusätzlichen Lohnkostenschub, der vor
allem Dienstleistungen verteuern dürfte. So ist
etwabeiDienstleistungenfürdieHaushaltsfüh‐
rung, Taxifahrten und Kurierdienstleistungen,
im Gaststätten‐ und Beherbergungsgewerbe,
bei sozialen Einrichtungen sowie bei persönli‐
chen Dienstleistungen mit steigenden Preisen
zurechnen.1AllerdingswirddieWeitergabeder
gesetzlich verfügten höheren Arbeitskosten in
den Preisen nicht überall gelingen. Hier wird
angenommen, dass im kommenden Jahr das
WiederhöherePreissteigerungsraten
NachStagnationimSchlussquartal2013erhöh‐
te sich der Verbraucherpreisindex (VPI) nach
derJahreswendesaisonbereinigtum1,3%(an‐
nualisierte Rate). Hierzu hat beigetragen, dass
die Preise von Dienstleistungen und auch die
Wohnungsmietenmerklichgestiegensind.Auch
wurde die Tabaksteuer erneut angehoben. Im
zweitenQuartalhatsichderPreisauftriebleicht
abgeschwächt. Das Vorjahresniveau wurde zu‐
letzt im Mai um 0,9% übertroffen, das ist die
niedrigsteRateseitfastvierJahren.Zudemaus
Verbrauchersicht günstigen Ergebnis trug bei,
dass sich Haushaltsenergie und Kraftstoffe im
Vorjahresvergleich verbilligt haben. Gemüse
kostete zuletzt sogar nahezu 10% weniger als
imvergangenenFrühjahr.Damalshattelangan‐
haltend kaltes Wetter die Preise nach oben ge‐
trieben. Zudem ist nunmehr die letztjährige
Verteuerung des Glücksspiels in der statisti‐
schen Basis enthalten, was die Inflationsrate
um‐0,2Prozentpunktesenkt.Schließlichprofi‐
tierten die Verbraucher von der Aufwertung
des Euro, die importierte Waren und Dienste
verbilligte.SonotierenetwadiePreisefürKaf‐
fee,TeeundKakaounterVorjahrestand.
Im Prognosezeitraum dürfte die Inflation wie‐
der wahrnehmbarer werden. Zwar geht von
den Rohölnotierungen annahmegemäß kein
1
51
Ein Beispiel für Preiserhöhungen im Gefolge eines
Branchenmindestlohns ist das Friseurgewerbe. Nach
der Einführung eines Mindestlohns von 7,50 Euro je
Stunde in Westdeutschland und 6,50 Euro je Stunde
in Ostdeutschland im August 2013 sind die Preise in
diesem Wirtschaftszweig um rund 2 Prozentpunkte
stärker gestiegen als die Preise für die gesamten
Dienstleistungen.
Deutschland
WiederhöherePreissteigerungsraten
gesamte Verbraucherpreisniveau aufgrund des
Mindestlohns um ¼% zusätzlich steigt. Außer‐
demwerden2015dieWohnungsmietenweiter
merklichangehoben,unddieTabaksteuerwird
erneut erhöht. Insgesamt dürfte das Verbrau‐
cherpreisniveau im diesem Jahr um 1,1% und
im kommenden Jahr um 1,7% höher sein (vgl.
Abb.3.16).
Abbildung3.16
Verbraucherpreise in Deutschland
Saisonbereinigter Verlauf
115
Index
%
4
Inflationsrate
(rechteSkala)
Skala)
Inflationsrate a) (rechte
Index
Index 2010
2010 == 100
100 (linke
(linke Skala)
Skala)
110
1,7%
b)
Jahresdurchschnitt b)
Jahresdurchschnitt
2,1%
1,5%
3
1,1%
2,0%
105
2
1,1%
100
1
95
0
Prognosezeitraum
90
-1
2010
2011
2012
2013
2014
2015
a)
Veränderung gegenüber dem Vorjahresquartal in %.
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
DerDeflatordesBruttoinlandsprodukts,derdie
Kosten der inländischen Leistungserstellung
misst1, wird im Jahr 2014 voraussichtlich um
1,8% steigen und damit langsamer als im Jahr
zuvor (2013: 2,2%). Maßgeblich hierfür ist,
dass die Unternehmen ihre Terms of Trade‐
Gewinne mehr als bisher an die Verbraucher
weitergeben. Zugleich nehmen die Lohnstück‐
kosten2014aufgrundderhöherenArbeitspro‐
duktivitätetwasschwächerzu.Imkommenden
Jahr dürfte sich der BIP‐Deflator erneut um
1,8% erhöhen. Im Gefolge der Einführung des
Mindestlohns steigt zwar der von den Arbeit‐
nehmerentgelten auf die Unternehmenserträge
ausgehendeKostendruck,annahmegemäßwird
dieser aber nicht zur Gänze in den Verbrau‐
cherpreisenweitergereicht,sondernhälftigvon
den betroffenen Unternehmen in ihren Ge‐
winnmargen absorbiert, was die die Stückge‐
winne 2015 tendenziell etwas schwächer stei‐
genlässt(vgl.Tab.3.10).
Tabelle3.10
1
52
Zur ökonomischen Interpretation des BIP-Deflators
siehe W. Nierhaus, Zur gesamtwirtschaftlichen
Preisentwicklung, in: ifo Schnelldienst, 3/2006, 59.
Jahrgang, S. 28.-31.
Deutschland
Staatskonsumnimmtverhaltenzu
Staatskonsumnimmtverhaltenzu
Der Staatsverbrauch hatte seit dem Ende der
Konjunkturprogramme im Jahr 2011 nur noch
unterdurchschnittlich zugenommen. Für die
Jahre 2014 und 2015 wird mit einem realen
Zuwachsvonca.0,8bzw.1,2%gegenüberdem
Vorjahr gerechnet, was in etwa dem langfristi‐
genTrendentspricht(vgl.Abb.3.17).Aufgrund
der sich inzwischen verbesserten Entwicklung
des Steueraufkommens dürfte der Konsolidie‐
rungsdruck abgenommen haben. Die Ausgaben
für soziale Sachleistungen werden dabei auf‐
grund der demographischen Entwicklung vo‐
raussichtlichüberproportionalzumAnstiegdes
Staatsverbrauchs beitragen. Die Ausweitung
der Leistungen der Pflegeversicherung im Jahr
2015dürftediesenAnstiegunterstützen.
Abbildung3.17
Reale Konsumausgaben des Staates
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
126
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
%
5
laufende
laufendeRate
Ratea)a)
124
Jahresdurchschnittb)b)
Jahresdurchschnitt
4
Volumen (linke Skala)
Volumen
122
1,2%
0,8%
120
3
2
0,4%
1,0%
118
1
116
0
Prognosezeitraum
1,0%
114
-1
1,3%
112
-2
2010
2011
2012
2013
2014
2015
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
WachsendeÜberschüssebeimStaat
Das öffentliche Budgetdefizit konnte nach der
Wirtschafts‐ und Finanzkrise deutlich zurück‐
geführtwerden.BereitsindenJahren2012und
2013erzieltederstaatlicheGesamthaushalt(zu
demnebenBund,LändernundGemeindenauch
die Sozialversicherungszweige zählen) Über‐
schüsse.AuchimPrognosezeitraumwerdendie
Überschüsse des Staatshaushalts zunehmen.
Dabei kommt es insbesondere aufgrund der
guten Konjunktur zu einem sehr dynamischen
Anstieg der Steuer‐ und Beitragseinnahmen,
während die staatlichen Ausgaben (als Anteil
53
am Bruttoinlandsprodukt) zurückgehen wer‐
den(Tabelle3.11).
Im laufenden Jahr dürften insbesondere die
Steuereinnahmen wieder kräftig zulegen. Zwar
ist zum Jahresbeginn 2014 erneut der Grund‐
freibetrag leicht angehoben worden, dennoch
entwickeln sich insbesondere die Einnahmen
der Lohnsteuer überraschend günstig. Die Un‐
ternehmenssteuern dürften etwas weniger
stark zunehmen, auch weil die Veranlagungen
fürGewinneausVorjahrennurmoderatanstei‐
gen werden. Die indirekten Steuern werden
ebenfallsunterdurchschnittlichzumWachstum
der Steuereinnahmen beitragen. Insgesamt
steigt das Steueraufkommen im Jahr 2014 um
3,2%.
Auch die Sozialversicherungsbeiträge nehmen
aufgrund der starken Entwicklung der Brutto‐
löhne und ‐gehälter mit 3,5% deutlich zu. Die
empfangenen Vermögenseinkommen werden
imJahr2014steigen,dadieBundesbankeinen
deutlich höheren Gewinn an den Bundeshaus‐
haltabführenwirdalsimVorjahr.DieAbschaf‐
fung der Studiengebühren in Bayern und Nie‐
dersachsenführtallerdingszu einer Reduktion
der staatlichen Einnahmen. Insgesamt steigen
die Einnahmen des Staates im Jahr 2014 um
3,4%, die staatlichen Ausgaben hingegen nur
um2,8%.
Die Arbeitnehmerentgelte werden dabei auf‐
grund der vereinbarten Tariflohnsteigerungen
mit 2,6% zulegen. Die sozialen Sachleistungen,
die im Vorjahr aufgrund der Abschaffung der
Praxisgebührbesondersstarkangestiegensind,
werden2014etwaswenigerzunehmen.Beiden
monetärenSozialleistungenwirkendieRenten‐
anpassung zur Jahresmitte, sowie die Maßnah‐
menderBundesregierung(Verbesserungenbei
der Mütterrente, abschlagsfreie Rente bei 45
Beitragsjahren) in der zweiten Jahreshälfte
ausgabensteigernd. Sie werden insgesamt um
2,7%steigen.
Deutschland
WachsendeÜberschüssebeimStaat
Die sozialpolitischen Maßnahmen der neuen
Bundesregierung wirken auch im kommenden
Jahrnach,dasieaufgrundderEinführunginder
zweiten Jahreshälfte erst 2015 voll ausgaben‐
wirksamseinwerden.
DasSteueraufkommendürfteimJahr2015mit
4,1% noch einmal beschleunigt zunehmen.
Hierzu trägt das Lohnsteueraufkommen auf‐
grund der dynamischen Entwicklung der Brut‐
tolöhne und ‐gehälter (unter anderem wegen
der Einführung des Mindestlohns) in Verbin‐
dung mit der progressiven Wirkung des Ein‐
kommensteuertarifsmaßgeblichbei.Hieristes
bisher versäumt worden, die lohnpolitischen
Akzente der Bundesregierung mit adäquaten
steuer‐ und abgabenpolitischen Reformen zu
flankieren (zur Abgabenbelastung der vom
Mindestlohn betroffenen Beschäftigten, siehe
auchBreuer,2014).1
Die Sozialbeiträge werden im Jahr 2015 insge‐
samtebenfallsdeutlich–mit4,2%‐zunehmen,
und damit ähnlich stark wie die Bruttolöhne
und‐gehälter.ZwarwirdderZusatzbeitragder
Arbeitnehmer zur Krankenversicherung in Hö‐
he von 0,9% abgeschafft, dies wird jedoch vo‐
raussichtlich weitgehend mit flexiblen Zusatz‐
beiträgenkompensiertwerden.Darüberhinaus
wird der Beitragssatz zur Pflegeversicherung
wohl um 0,3 Prozentpunkte erhöht werden.
Dabei wird in dieser Prognose unterstellt, dass
der Beitragssatz zur Rentenversicherung wohl
konstantbleibenwird,umdieRentenreformen
zu finanzieren, auch wenn die kurzfristige fi‐
nanzielle Situation der Rentenversicherung
voraussichtlicheineSenkungdesBeitragssatzes
zulassen würde. Insgesamt steigen die staatli‐
chen Einnahmen im Jahr 2015 um 3,8% und
damitinetwasokräftigwiedasnominaleBrut‐
toinlandsprodukt.
Die staatlichen Ausgaben dürften auch im Jahr
2015 etwas weniger stark zunehmen als die
Einnahmen; hier wird mit einer Zunahme in
Höhe von 3,3% gerechnet. Insbesondere die
Ausgaben für soziale Sachleistungen tragen zu
diesem Anstieg bei; hier werden die Betreu‐
ungsleistungen für pflegebedürftige Menschen
ausgeweitet. Darüber hinaus entwickeln sich
die monetären Sozialleistungen aufgrund der
Rentenreformen zur Jahresmitte 2014 im ers‐
ten Halbjahr 2015 im Vorjahresvergleich sehr
dynamisch.
DaderAnstiegderstaatlichenAusgabeninden
Jahren 2014 und 2015 nach Maßgabe dieser
Prognose hinter der Einnahmenentwicklung
zurückbleiben dürfte, ergeben sich weiter
wachsende Finanzierungsüberschüsse für den
gesamtstaatlichen Haushalt. Im Jahr 2014 wird
miteinemÜberschussinHöhevon0,5%inRe‐
lation zum Bruttoinlandsprodukt, und im Jahr
2015mitetwa0,7%gerechnet(vgl.Tab.3.10).
Die staatliche Bruttoschuldenquote würde sich
dann–unterceterisparibusAnnahmenfürdie
Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise
aufdendeutschenStaatshaushalt–imProjekti‐
onszeitraum deutlich auf rund 70% zum Ende
desJahres2015verringern.
1
Breuer C. (2014), »Steuermehreinnahmen, Min‐
destlohnundkalteProgression«,ifoSchnelldienst
67(11),38–42.
54
Deutschland
WachsendeÜberschüssebeimStaat
Tabelle3.11
55
Anhang
DiewichtigstenDatenderVolkswirtschaftlichenGesamtrechnung
4. Anhang
DiewichtigstenDatenderVolkswirtschaftlichenGesamtrechnung
Kasten4.1:ZurgroßenVGRRevision2014
Im September 2014 werden vom Statistischen Bundesamt im Rahmen der nächsten großen Revision
der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) erstmalig Ergebnisse nach dem neuen Europäi‐
schenSystemVolkswirtschaftlicherGesamtrechnungen(ESVG2010)präsentiert,dasaufdemSystemof
NationalAccounts(SNA2008)beruht.IndenVGRwerdenKonzepte,Definitionen,Klassifikationenund
BewertungsregelnaufinternationalerEbenefestgelegt,umeineweitgehendeVergleichbarkeitnationa‐
lerErgebnissezugewährleisten.MitdemSNA2008werdendieRegelungennachdemSNA1993aktua‐
lisiert.1
FürdieMitgliedstaatenderEuropäischenUnion(EU)giltrechtsverbindlichdasESVG,dasdenVorgaben
des SNA folgt. Ein Grund für die Entwicklung einer eigenständigen Gesamtrechnung sind besondere
europaspezifischeAnforderungenandieDaten.SowerdenmethodischharmonisierteDatenz.B.beider
Finanzierung des EU‐Haushaltes als Grundlage für die Berechnung der Beiträge der Mitgliedstaaten
benötigtoderaberimRahmendesStabilitäts‐undWachstumspakts.AuchdieVerteilungderMittelaus
dem EU‐Struktur‐ und Regionalfonds basiert auf harmonisierten VGR‐Daten. Das ESVG ist für die EU‐
Mitgliedstaatenrechtsverbindlichfestgelegt.
DiequantitativbedeutsamsteVGR‐ÄnderungmitAuswirkungenaufdasNiveaudesnominalenBrutto‐
inlandsproduktsbetrifftdieVerbuchungderAufwendungenfürForschungundEntwicklung(FuE).Die‐
sewurdenbisherindenVGRalsVorleistungenbehandelt.VorleistungensindGüterundDienstleistun‐
gen,diealsInputimProduktionsprozessverwendetwerdenunddabeiverbrauchtoderweiterverarbei‐
tet werden. Da Vorleistungen vom Produktionswert abgezogen werden, waren FuE‐Aufwendungen
bishernichtimBIPenthalten.DasausForschungundEntwicklungresultierendeWissenwirdjedochim
Produktionsprozess nicht verbraucht sondern wiederholt genutzt. Nach dem ESVG 2010 werden die
FuE‐AufwendungennunalsBrutto‐anlageinvestitionenverbucht,d.h.siewerdenalsKapitalbehandelt,
daszurUnterstützungdesProduktionsprozessesdient(«Kapitalisierung»derFuE‐Aufwendungen).
Nunmehr werden zunächst für die privaten bzw. öffentlichen FuE‐Aktivitäten die Produktionswerte
ermittelt.BeidenUnternehmenwirddieproduzierteFuE‐LeistungalsBruttoanlageinvestitiongebucht
underhöhtsounoactudasBIP.AuchdieFuE‐LeistungendesStaateswerdenalsBruttoanlageinvestiti‐
onverbucht,im gleichenAusmaßsinken aberaufgrundderreduziertenVorleistungen diestaatlichen
Konsumausgaben,sodasssichdasBIPperSaldozunächstnichtändert.StaatlicheFuE‐Leistungenfüh‐
ren aber indirekt zu einem höheren BIP, weil der Abschreibungsbedarf auf das FuE‐Anlagevermögen
dieindiesemSektoradditivüberdieKostenkomponentenermittelteBruttowertschöpfungerhöht.
EineandereBIP‐wirksameÄnderungbetrifftdieZuordnungvonmilitärischenGüternindenVGR:Nach
dem ESVG 1995 waren zivil nutzbare militärische Anlagen (wie Kasernen) als Anlageinvestitionen zu
buchen. Alle sonstigen Militärgüter (wie Panzer) wurden als Vorleistungen des Staates verbucht und
1
Vgl. A. Braakmann, Revidierte Konzepte für Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, in: Wirtschaft und Statistik,
August 2013, S. 521-527 sowie W. Nierhaus,Zur Einführung des ESVG 2010: Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt, in: ifo Schnelldienst, 5/2014, 67. Jahrgang, S. 45-48.
56
Anhang
DiewichtigstenDatenderVolkswirtschaftlichenGesamtrechnung
schlugensichdeshalbindenstaatlichenKonsumausgabennieder.NunmehrwerdenmilitärischeWaf‐
fensystemezudenAnlagegüterngezählt,undihreAnschaffungwirdalsInvestitiongebucht.Damitwird
demFaktumRechnunggetragen,dassWaffensystemekontinuierlichfürdieBereitstellungvonSicher‐
heitsdienstleistungengenutztwerden.InHöhedernunmehrauchauf militärischeWaffensysteme an‐
fallendenAbschreibungenwirdsichdurchdieUmbuchungdasBIPerhöhen,wasquantitativabernicht
allzugroßinsGewichtfallendürfte.
Weitere Änderungen im ESVG 2010 mit BIP‐Wirkung beziehen sich auf die Erfassung von Schaden‐
bzw. Rückversicherungen sowie von Renten‐ und Pensionsansprüchen privater Haushalte an private
undstaatlicheTrägervonAlterssicherungssystemen.LetzterewerdenerstmaligimJahr2017ineiner
ZusatztabelleaußerhalbdesKernsystemsderVGRdargestellt.FernerwirddieAbgrenzungdervolks‐
wirtschaftlichenSektorenimESVG2010präzisiert.VordemHintergrunddereuropäischenHaushalts‐
überwachungunddesVerfahrensbeieinemübermäßigenDefizitisthierdieFassungdesStaatssektors
wichtig.TendenziellwirdnachdemESVG2010dieZahlderEinheiten,diedemSektorStaatzuzuordnen
sind, größer. Dies kann sich sowohl auf das BIP als auch auf Finanzierungssaldo bzw. Schuldenstand
auswirken.ZusätzlichwerdenindiedeutscheVGRverboteneProduktionsaktivitätenindasBIPeinbe‐
zogen (Drogenhandel und Schmuggel). Eine wichtige Neuerung ohne BIP‐Wirkung betrifft schließlich
dieVerbuchung vonWaren,dieohneEigentumswechselzur VeredlunginsAuslandgesendetwerden.
BisherwurdenderartigeGüterbeimVersandalsExporteausgewiesenundbeiderRückkehralsImpor‐
temiteineminfolgederVeredlungerhöhtenWertgebucht.NachdemESVG2010wirdhierzukünftig
nurnochdieEinfuhrderVeredlungsleistungverbucht.
AllesinallemzeigenvorläufigeSchätzungendesStatistischenBundesamts,dassdasnominaleBruttoin‐
landsprodukt in Deutschland, berücksichtigt man allein die Konzeptänderungen und die ‐
präzisierungen durch das neue ESVG 2010, um etwa 3% höher wäre als nach dem geltendem ESVG
1995. Maßgeblich hierfür ist vor allem die Verbuchung von FuE‐Aufwendungen als Investitionen. Die
deutscheSchuldenstandsquote(BruttoschuldenstanddesStaatesinRelationzumBIP)könntedurchdie
gesamtenMethodenänderungenum2¼Prozentpunktesinken,dieDefizitquote(StaatlichesBudgetde‐
fizitinRelationzumBIP)dürftegrossomodounverändertbleiben.AufderVerwendungsseitedesBIP
dürfte sich hingegen die Investitionsquote (Anteil der Bruttoinvestitionen am BIP) um 1¾ Prozent‐
punkteerhöhen.AufderVerteilungsseitedesBIPwirddieLohnquote(AnteilderArbeitnehmerentgelte
am Volkseinkommen) aufgrund des gestiegenen nominalen BIP c.p. sinken, die im Einkommenskreis‐
laufresidualermittelteGewinnquotedagegenimgleichenAusmaßsteigen.KeinegravierendenAuswir‐
kungen dürfte die Kapitalisierung der FuE‐Aufwendungen schließlich auf die Veränderungsraten des
Bruttoinlandsprodukts haben, da FuE‐Leistungen im Zeitablauf erfahrungsgemäß keinen größeren
Schwankungenunterliegen.1
1
Vgl. Oltmanns, E., R. Bolleyer und I. Schulz, Forschung und Entwicklung nach Konzepten der Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnungen, Wirtschaft und Statistik, 2/2009, S. 125–136.
57
Anhang
DiewichtigstenDatenderVolkswirtschaftlichenGesamtrechnung
2013
Gegenstand der Nachw eisung
Nichtfinanziell
e und
Gesamte
finanzielle
VolksKapitalw irtschaft
gesellschaften
S1
S 11/S12
Private
Haushalte
Übrige Welt
und private
Org. o.E.
Staat
S 13
S 14/S 15
S2
2 453,9
408,9
1 616,9
233,0
253,2
47,0
583,7
128,9
–
–
2 045,0
1 414,8
18,6
24,7
1 383,9
995,8
9,1
23,0
206,2
208,2
0,1
0,2
454,8
210,8
9,5
1,5
– 167,8
11,2
–
–
636,3
1 416,7
25,3
302,3
806,7
881,7
402,1
–
–
–
704,4
440,7
– 1,9
–
25,3
302,3
56,8
20,4
236,1
1 416,7
–
–
45,5
420,6
– 179,1
9,3
5,5
6,2
189,7
114,7
2 404,9
326,5
333,6
549,5
550,4
495,9
489,5
213,5
171,9
138,3
70,3
–
–
90,4
55,1
–
77,1
78,3
238,8
–
333,6
–
459,4
440,3
–
65,9
17,4
2 027,8
256,2
–
549,5
0,6
0,6
489,5
70,5
76,2
– 244,0
7,4
0,3
3,1
2,1
0,4
6,8
6,0
47,5
2 365,0
2 104,5
–
104,6
–
– 29,8
543,0
531,4
–
1 717,4
1 573,1
29,8
– 204,1
–
–
30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ...........
260,5
32,1
32,7
465,3
408,9
– 0,0
74,8
3,5
13,7
253,6
233,0
0,5
11,6
22,3
10,5
43,0
47,0
– 1,4
174,1
6,4
8,6
168,7
128,9
0,9
– 204,1
3,9
3,3
–
–
–
31 = Finanzierungssaldo ...............................................................
204,7
63,9
5,2
135,5
– 204,7
–
–
–
–
–
2 365,0
342,8
342,8
104,6
–
–
543,0
342,8
–
1 717,4
–
342,8
– 204,1
–
–
39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
2 365,0
2 104,5
–
104,6
–
– 29,8
200,2
188,5
–
2 060,3
1 915,9
29,8
– 204,1
–
–
40 = Sparen .........................................................................................
260,5
74,8
11,6
174,1
– 204,1
1 = B rutto wertschö pfung ...........................................................
2 – A bschreibungen ......................................................................
3 = Netto wertschö pfung 1) .........................................................
4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte .....................................
5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ...................
6 + Empfangene so nstige Subventio nen .............................
7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ...
8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................
9 – Geleistete Subventio nen .....................................................
10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........
11 – Geleistete Vermö genseinko mmen .................................
12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................
13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........
14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........
15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ...
16 – Geleistete So zialbeiträge ....................................................
17 + Empfangene So zialbeiträge ...............................................
18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ...........................
19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ......................
20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................
21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ...................
22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
23 – Ko nsumausgaben ..................................................................
24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
25 = Sparen .........................................................................................
26 – Geleistete Vermö genstransfers .......................................
27 + Empfangene Vermö genstransfers ..................................
28 – B rutto investitio nen ...............................................................
29 + A bschreibungen ......................................................................
Nachrichtlich:
34
Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
35 – Geleistete so ziale Sachtransfers .....................................
36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................
37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........
38 – Ko nsum 2) .................................................................................
1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r
private Haushalte, private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einsch
so zialer Sachtransfers).
Quellen: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts.
58
Anhang
DiewichtigstenDatenderVolkswirtschaftlichenGesamtrechnung
2014
Gegenstand der Nachw eisung
Gesamte
Volksw irtschaft
Nichtfinanziell
e und
finanzielle
Kapitalgesellschaften
S1
S 11/S12
Staat
Private
Haushalte
und private
Org. o.E.
Übrige Welt
S 13
S 14/S 15
S2
2 552,3
414,6
1 692,1
236,2
259,3
47,9
600,9
130,5
–
–
2 137,7
1 469,9
18,8
24,6
1 456,0
1 037,4
9,1
22,9
211,3
213,6
0,1
0,2
470,4
218,8
9,6
1,5
– 169,0
11,4
–
–
673,6
1 472,1
25,4
308,7
820,6
898,2
432,4
–
–
–
721,6
451,7
– 2,2
–
25,4
308,7
55,8
24,2
243,4
1 472,1
–
–
43,2
422,3
– 180,3
9,1
5,5
6,2
190,5
112,9
2 506,6
340,2
347,5
568,2
569,6
508,6
502,0
218,2
179,1
162,4
72,1
–
–
93,5
55,7
–
78,6
84,8
249,5
–
347,5
–
475,5
452,4
–
67,4
17,6
2 094,7
268,1
–
568,2
0,6
0,6
502,0
72,2
76,7
– 248,1
7,7
0,3
3,1
1,7
0,5
7,1
6,2
45,3
2 469,6
2 163,7
–
134,4
–
– 30,1
570,5
548,8
–
1 764,8
1 614,9
30,1
– 211,1
–
–
30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ...........
305,9
33,2
34,2
509,5
414,6
–
104,3
3,8
14,9
283,6
236,2
0,4
21,6
22,8
10,7
46,0
47,9
– 1,4
180,0
6,6
8,6
179,9
130,5
1,0
– 211,1
3,7
2,7
–
–
–
31 = Finanzierungssaldo ...............................................................
212,1
67,6
12,9
131,6
– 212,1
–
–
–
–
–
2 469,6
355,6
355,6
134,4
–
–
570,5
355,6
–
1 764,8
–
355,6
– 211,1
–
–
39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
2 469,6
2 163,7
–
134,4
–
– 30,1
214,9
193,3
–
2 120,3
1 970,4
30,1
– 211,1
–
–
40 = Sparen .........................................................................................
305,9
104,3
21,6
180,0
– 211,1
1 = B rutto wertschö pfung ...........................................................
2 – A bschreibungen ......................................................................
3 = Netto wertschö pfung 1) .........................................................
4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte .....................................
5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ...................
6 + Empfangene so nstige Subventio nen .............................
7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ...
8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................
9 – Geleistete Subventio nen .....................................................
10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........
11 – Geleistete Vermö genseinko mmen .................................
12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................
13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........
14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........
15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ...
16 – Geleistete So zialbeiträge ....................................................
17 + Empfangene So zialbeiträge ...............................................
18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ...........................
19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ......................
20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................
21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ...................
22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
23 – Ko nsumausgaben ..................................................................
24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
25 = Sparen .........................................................................................
26 – Geleistete Vermö genstransfers .......................................
27 + Empfangene Vermö genstransfers ..................................
28 – B rutto investitio nen ...............................................................
29 + A bschreibungen ......................................................................
Nachrichtlich:
34
Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
35 – Geleistete so ziale Sachtransfers .....................................
36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................
37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........
38 – Ko nsum 2) .................................................................................
1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r
private Haushalte, private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einschl.
so zialer Sachtransfers).
Quellen: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts.
59
Anhang
DiewichtigstenDatenderVolkswirtschaftlichenGesamtrechnung
2015
Gegenstand der Nachw eisung
Gesamte
Volksw irtschaft
Nichtfinanziell
e und
finanzielle
Kapitalgesellschaften
S1
S 11/S12
Staat
Private
Haushalte
und private
Org. o.E.
Übrige Welt
S 13
S 14/S 15
S2
2 658,8
421,8
1 770,8
240,8
266,3
49,1
621,7
132,0
–
–
2 236,9
1 536,6
19,0
24,5
1 530,0
1 088,6
9,2
22,8
217,2
219,5
0,1
0,2
489,7
228,4
9,7
1,5
– 169,5
11,6
–
–
705,9
1 539,0
25,5
316,7
838,8
923,5
455,0
–
–
–
741,3
474,3
– 2,2
–
25,5
316,7
55,4
22,7
253,1
1 539,0
–
–
42,1
426,5
– 181,1
9,1
5,5
6,3
192,0
107,3
2 620,8
358,8
366,4
592,0
593,4
525,6
518,8
222,6
184,4
188,0
75,0
–
–
97,1
57,1
–
81,0
89,1
256,3
–
366,4
–
495,6
468,0
–
70,1
18,0
2 176,5
283,8
–
592,0
0,6
0,6
518,8
71,5
77,2
– 255,8
8,0
0,3
3,1
1,7
0,5
7,3
6,4
44,6
2 584,8
2 239,4
–
161,3
–
– 30,6
598,4
569,1
–
1 825,1
1 670,3
30,6
– 219,8
–
–
30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ...........
345,4
35,1
35,6
547,4
421,8
–
130,7
4,8
16,0
308,9
240,8
0,4
29,3
23,4
11,0
47,6
49,1
– 1,4
185,5
6,9
8,6
190,9
132,0
1,0
– 219,8
3,8
3,3
–
–
–
31 = Finanzierungssaldo ...............................................................
220,3
73,2
19,7
127,4
– 220,3
–
–
–
–
–
2 584,8
371,0
371,0
161,3
–
–
598,4
371,0
–
1 825,1
–
371,0
– 219,8
–
–
39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
2 584,8
2 239,4
–
161,3
–
– 30,6
227,4
198,1
–
2 196,1
2 041,2
30,6
– 219,8
–
–
40 = Sparen .........................................................................................
345,4
130,7
29,3
185,5
– 219,8
1 = B rutto wertschö pfung ...........................................................
2 – A bschreibungen ......................................................................
3 = Netto wertschö pfung 1) .........................................................
4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte .....................................
5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ...................
6 + Empfangene so nstige Subventio nen .............................
7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ...
8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................
9 – Geleistete Subventio nen .....................................................
10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........
11 – Geleistete Vermö genseinko mmen .................................
12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................
13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........
14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........
15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ...
16 – Geleistete So zialbeiträge ....................................................
17 + Empfangene So zialbeiträge ...............................................
18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ...........................
19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ......................
20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................
21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ...................
22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
23 – Ko nsumausgaben ..................................................................
24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
25 = Sparen .........................................................................................
26 – Geleistete Vermö genstransfers .......................................
27 + Empfangene Vermö genstransfers ..................................
28 – B rutto investitio nen ...............................................................
29 + A bschreibungen ......................................................................
Nachrichtlich:
34
Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
35 – Geleistete so ziale Sachtransfers .....................................
36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................
37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........
38 – Ko nsum 2) .................................................................................
1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r
private Haushalte, private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einschl.
so zialer Sachtransfers).
Quellen: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts.
60
Anhang
DiewichtigstenDatenderVolkswirtschaftlichenGesamtrechnung
BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung
Vorausschätzung für die Jahre 2014 und 2015
2013 (1)
2014 (2)
2015 (2)
2014
1.Hj (2)
Entstehung des Inlandsprodukts
Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Zahl der Erw erbstätigen
Arbeitsstunden je Erw erbstätigen 3)
Arbeitsvolumen
Produktivität (4)
Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt
2015 (2)
2.Hj (2)
1.Hj
2.Hj
0,6
-0,4
0,1
0,3
0,4
0,9
0,2
1,1
0,9
2,0
0,5
0,0
0,4
1,7
2,2
0,9
0,7
1,5
0,4
2,0
0,8
-0,1
0,7
1,3
2,0
0,6
-0,4
0,2
1,7
1,9
0,4
0,3
0,7
1,8
2,5
2. Verw endung des Inlandsprodukts in jew eiligen Preisen
a) Mrd. EUR
Konsumausgaben
2104,5
Private Konsumausgaben 5)
1573,1
Konsumausgaben des Staates
531,4
Bruttoanlageinvestitionen
471,4
Ausrüstungen
170,9
Bauten
270,6
Sonstige Anlagen
30,0
Vorratsveränderungen 6)
-6,1
Inländische Verw endung
2569,8
Außenbeitrag
167,8
Exporte
1387,2
Importe
1219,4
2737,6
Bruttoinlandsprodukt
2163,7
1614,9
548,8
501,4
184,0
286,7
30,7
8,0
2673,1
169,0
1442,4
1273,5
2842,1
2239,4
1670,3
569,1
539,1
203,7
303,3
32,1
8,4
2786,8
169,5
1545,6
1376,1
2956,3
1050,3
784,0
266,3
235,9
85,8
135,4
14,7
11,0
1297,3
88,3
708,0
619,7
1385,6
1113,4
830,8
282,6
265,5
98,2
151,3
16,0
-3,0
1375,9
80,6
734,4
653,8
1456,5
1086,0
810,0
276,0
250,3
93,8
141,2
15,3
11,9
1348,2
88,6
752,5
663,9
1436,7
1153,4
860,3
293,1
288,8
109,9
162,2
16,7
-3,6
1438,6
81,0
793,1
712,2
1519,6
2,8
2,7
3,3
6,4
7,7
6,0
2,5
4,0
4,0
4,4
3,8
3,5
3,4
3,7
7,5
10,7
5,8
4,3
4,3
7,2
8,1
4,0
2,7
2,5
3,1
6,6
5,9
7,5
2,6
3,8
3,2
3,3
3,7
2,9
2,8
3,4
6,2
9,3
4,6
2,5
4,2
4,7
5,6
3,9
3,4
3,3
3,7
6,1
9,3
4,3
4,3
3,9
6,3
7,1
3,7
3,6
3,5
3,7
8,8
12,0
7,2
4,3
4,6
8,0
8,9
4,3
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Konsumausgaben
Private Konsumausgaben 5)
Konsumausgaben des Staates
Bruttoanlageinvestitionen
Ausrüstungen
Bauten
Sonstige Anlagen
Inländische Verw endung
Exporte
Importe
Bruttoinlandsprodukt
2,7
2,6
3,3
0,2
-2,4
1,7
2,1
2,4
0,4
-0,3
2,7
3. Verw endung des Inlandsprodukts, verkettete Volum enangaben
a) Mrd. EUR
Konsumausgaben
1875,7
Private Konsumausgaben 5)
1405,1
Konsumausgaben des Staates
470,6
Bruttoanlageinvestitionen
427,7
Ausrüstungen
172,3
Bauten
220,0
Sonstige Anlagen
33,6
Inländische Verw endung
2304,7
Exporte
1301,4
Importe
1123,3
2482,4
Bruttoinlandsprodukt
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Konsumausgaben
Private Konsumausgaben 5)
Konsumausgaben des Staates
Bruttoanlageinvestitionen
Ausrüstungen
Bauten
Sonstige Anlagen
Inländische Verw endung
Exporte
Importe
Bruttoinlandsprodukt
0,8
0,9
0,4
-0,8
-2,4
-0,2
3,0
0,7
0,9
1,5
0,4
(Referenzjahr 2005)
1898,1
1423,6
474,5
449,3
185,1
228,3
34,7
2364,3
1360,7
1192,4
2532,0
1929,2
1449,3
480,1
475,5
203,5
235,7
36,4
2421,2
1444,8
1278,1
2587,2
928,5
693,8
234,7
211,3
85,6
108,5
16,4
1159,1
668,1
579,4
1247,4
969,5
729,7
239,9
238,0
99,5
119,8
18,3
1205,2
692,5
612,9
1284,6
943,3
705,9
237,3
220,5
92,9
110,3
17,2
1183,7
705,3
617,7
1270,6
986,0
743,3
242,7
254,9
110,6
125,4
19,2
1237,6
739,5
660,4
1316,5
1,2
1,3
0,8
5,0
7,4
3,8
3,1
2,6
4,6
6,2
2,0
1,6
1,8
1,2
5,8
10,0
3,3
5,0
2,4
6,2
7,2
2,2
1,1
1,2
0,7
5,4
5,6
5,5
3,2
2,5
4,1
5,5
2,0
1,3
1,4
1,0
4,8
9,0
2,3
3,0
2,7
5,0
6,7
2,0
1,6
1,7
1,1
4,4
8,5
1,7
5,2
2,1
5,6
6,6
1,9
1,7
1,9
1,2
7,1
11,2
4,7
4,8
2,7
6,8
7,7
2,5
61
Anhang
DiewichtigstenDatenderVolkswirtschaftlichenGesamtrechnung
noch Bundesrepublik Deutschland: Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung
2013 (1)
2014 (2)
2015 (2)
2014
1.Hj (2)
2.Hj (2)
4. Preisniveau der Verw endungsseite des Inlandsprodukts (2005=100)
Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Konsumausgaben
1,9
1,6
Private Konsumausgaben 5)
1,6
1,3
Konsumausgaben des Staates
2,9
2,4
Bruttoanlageinvestitionen
1,0
1,3
Ausrüstungen
0,0
0,2
Bauten
1,9
2,1
Sonstige Anlagen
-0,9
-0,6
Inländische Verw endung
1,7
1,4
Exporte
-0,5
-0,5
Importe
-1,8
-1,6
2,2
1,8
Bruttoinlandsprodukt
5. Einkom m ensentstehung und -verteilung
a) Mrd. EUR
Primäreinkommen der privaten Haushalte
Sozialbeiträge der Arbeitgeber
Bruttolöhne und -gehälter
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
Primäreinkommen der übrigen Sektoren
Nettonationaleinkom m en (Prim äreinkom m en)
Abschreibungen
Bruttonationaleinkom m en
nachrichtlich:
Volkseinkom m en
Arbeitnehmerentgelte
Unternehmens- und Vermögenseinkommen
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Primäreinkommen der privaten Haushalte
Sozialbeiträge der Arbeitgeber
Bruttolöhne und -gehälter
Bruttolöhne und -gehälter je Beschäftigten
Nettolöhne und -gehälter je Beschäftigten
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
Primäreinkommen der übrigen Sektoren
Nettonationaleinkom m en (Prim äreinkom m en)
Abschreibungen
Bruttonationaleinkom m en
nachrichtlich:
Volkseinkom m en
Arbeitnehmerentgelte
Unternehmens- und Vermögenseinkommen
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Masseneinkommen
Nettolöhne und -gehälter
Monetäre Sozialleistungen
abz. Abgaben auf soziale Leistungen,
verbrauchsnahe Steuern
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
Verfügbares Einkom m en
Private Konsumausgaben 5)
Sparen
2.Hj
1,8
1,6
2,5
1,6
0,7
2,4
-0,7
1,8
0,9
0,8
1,8
1,6
1,3
2,4
1,2
0,3
2,0
-0,6
1,3
-0,9
-2,2
1,7
1,6
1,3
2,5
1,3
0,2
2,3
-0,5
1,5
-0,2
-1,1
1,8
1,8
1,5
2,5
1,6
0,7
2,5
-0,9
1,8
0,7
0,5
1,8
1,9
1,6
2,5
1,6
0,7
2,4
-0,4
1,8
1,1
1,1
1,8
2027,8
255,5
1161,2
611,2
377,1
2404,9
408,9
2813,8
2094,7
265,1
1207,0
622,5
412,0
2506,6
414,6
2921,2
2176,5
278,0
1261,0
637,5
444,3
2620,8
421,8
3042,6
1026,3
128,3
575,0
323,0
184,4
1210,7
207,0
1417,7
1068,4
136,8
632,0
299,6
227,6
1295,9
207,6
1503,5
1066,4
135,1
603,3
328,0
196,5
1262,9
210,1
1473,0
1110,1
143,0
657,6
309,5
247,8
1357,9
211,7
1569,6
2127,9
1416,7
711,3
2223,3
1472,1
751,2
2329,6
1539,0
790,6
1070,6
703,3
367,3
1152,7
768,8
383,9
1119,1
738,4
380,7
1210,4
800,6
409,8
2,6
1,8
3,1
2,2
2,0
2,1
7,2
3,3
1,7
3,1
3,3
3,8
3,9
2,8
2,6
1,9
9,2
4,2
1,4
3,8
3,9
4,9
4,5
3,9
3,7
2,4
7,8
4,6
1,8
4,2
3,4
3,7
3,9
2,8
2,5
2,2
8,8
4,2
1,3
3,7
3,2
3,9
4,0
2,9
2,6
1,4
9,6
4,3
1,5
3,9
3,9
5,3
4,9
4,2
3,9
1,6
6,6
4,3
1,5
3,9
3,9
4,5
4,1
3,7
3,4
3,3
8,9
4,8
2,0
4,4
3,6
2,8
5,1
4,5
3,9
5,6
4,8
4,5
5,2
4,4
3,9
5,4
4,6
3,9
5,8
4,5
5,0
3,7
5,0
4,1
6,8
579,3
378,1
248,3
630,5
423,5
253,7
605,8
395,6
258,4
652,3
439,7
260,4
47,1
323,0
-33,8
868,5
14,9
784,0
99,3
46,7
299,6
-33,7
896,3
15,2
830,8
80,7
48,2
328,0
-35,4
898,4
15,1
810,0
103,5
47,8
309,5
-35,0
926,8
15,5
860,3
82,0
6. Einkom m en und Einkom m ensverw endung der privaten Haushalte und priv. Org. o.E.
a) Mrd. EUR
Masseneinkommen
1170,7
1209,8
1258,0
Nettolöhne und -gehälter
773,2
801,6
835,3
Monetäre Sozialleistungen
489,5
502,0
518,8
abz. Abgaben auf soziale Leistungen,
verbrauchsnahe Steuern
92,0
93,8
96,0
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
611,2
622,5
637,5
Sonstige Transfers (Saldo)
-64,5
-67,5
-70,4
1717,4
1764,8
1825,1
Verfügbares Einkom m en
Zunahme betriebl. Versorgungsansprüche
29,8
30,1
30,6
Private Konsumausgaben 5)
1573,1
1614,9
1670,3
Sparen
174,1
180,0
185,5
Sparquote 7)
2015 (2)
1.Hj
10,0
10,0
10,0
11,2
8,8
11,3
8,7
2,6
2,8
2,2
3,3
3,7
2,5
4,0
4,2
3,3
2,7
3,7
1,2
3,9
3,7
3,9
4,6
4,6
4,1
3,5
3,8
2,6
2,4
2,1
2,2
2,6
-1,4
2,0
1,9
2,8
2,7
3,4
2,4
2,4
3,4
3,4
3,1
1,9
2,2
2,4
2,5
1,6
2,1
1,4
3,1
2,8
5,7
2,4
1,6
3,4
3,3
4,2
2,4
3,3
3,4
3,5
1,6
62
Anhang
DiewichtigstenDatenderVolkswirtschaftlichenGesamtrechnung
noch Bundesrepublik Deutschland: Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung
2013 (1)
2014 (2)
2015 (2)
2014
1.Hj (2)
2.Hj (2)
2015 (2)
1.Hj
2.Hj
7. Einnahm en und Ausgaben des Staates
a) Mrd. EUR
Einnahmen
Steuern
Sozialbeiträge
Vermögenseinkünfte
Sonstige Übertragungen
Vermögensübertragungen
Verkäufe
Sonstige Subventionen
Einnahm en insgesam t
635,9
459,4
20,4
17,4
10,5
80,4
0,2
1224,1
656,3
475,5
24,2
17,6
10,7
81,0
0,2
1265,5
683,2
495,6
22,7
18,0
11,0
82,5
0,2
1313,1
328,7
230,9
15,8
8,5
4,9
37,8
0,1
626,6
327,5
244,6
8,4
9,1
5,8
43,3
0,1
638,9
342,6
241,5
14,3
8,7
5,1
38,4
0,1
650,6
340,5
254,2
8,4
9,4
5,9
44,0
0,1
662,5
Ausgaben
Vorleistungen
Arbeitnehmerentgelte
Sonstige Produktionsabgaben
Vermögenseinkünfte (Zinsen)
Subventionen
Monetäre Sozialleistungen
Soziale Sachleistungen
Sonstige Transfers
Vermögenstransfers
Bruttoanlageinvestitionen
Nettozugang an nichtprod. Vermögensgütern
Ausgaben insgesam t
134,2
208,2
0,1
56,8
25,3
440,3
224,3
65,9
22,3
43,0
-1,4
1218,9
137,9
213,6
0,1
55,8
25,4
452,4
232,7
67,4
22,8
46,0
-1,4
1252,6
142,6
219,5
0,1
55,4
25,5
468,0
242,7
70,1
23,4
47,6
-1,4
1293,4
63,8
102,4
0,0
28,2
12,2
223,4
115,0
35,7
9,8
19,7
-0,7
609,6
74,1
111,2
0,1
27,6
13,2
229,0
117,7
31,7
13,0
26,2
-0,7
643,0
66,0
105,2
0,0
27,9
12,2
232,9
119,9
37,1
10,0
20,1
-0,6
630,7
76,6
114,3
0,1
27,4
13,3
235,1
122,8
33,0
13,4
27,5
-0,7
662,7
5,2
12,9
19,7
17,0
-4,1
19,9
-0,2
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Einnahmen
Steuern
Sozialbeiträge
Vermögenseinkünfte
Sonstige Übertragungen
Vermögensübertragungen
Verkäufe
Sonstige Subventionen
Einnahm en insgesam t
2,9
2,3
-10,6
-0,1
-0,3
5,6
2,5
3,2
3,5
18,5
1,0
2,4
0,8
3,4
4,1
4,2
-6,3
2,5
2,5
1,8
3,8
3,2
3,5
35,9
1,1
2,4
0,3
3,7
3,2
3,5
-4,5
1,0
2,4
1,3
3,1
4,2
4,6
-9,6
2,6
2,5
1,8
3,8
4,0
3,9
0,0
2,5
2,4
1,7
3,7
Ausgaben
Vorleistungen
Arbeitnehmerentgelt
Sonstige Produktionsabgaben
Vermögenseinkünfte (Zinsen)
Subventionen
Monetäre Sozialleistungen
Soziale Sachleistungen
Sonstige Transfers
Vermögenstransfers
Bruttoanlageinvestitionen
Nettozugang an nichtprod. Vermögensgütern
Ausgaben insgesam t
2,5
2,1
-11,0
2,8
2,3
5,3
15,4
-19,9
4,0
2,3
2,8
2,6
-1,8
0,3
2,7
3,7
2,2
2,4
6,9
2,8
3,4
2,8
-0,8
0,4
3,4
4,3
4,0
2,6
3,5
3,3
2,5
2,3
-2,0
0,3
1,2
3,7
3,9
2,2
11,1
2,3
3,1
2,9
-1,5
0,4
4,3
3,7
0,4
2,6
3,9
3,2
3,3
2,7
-1,0
0,3
4,3
4,3
3,9
2,3
1,7
3,5
3,4
2,8
-0,5
0,4
2,7
4,4
4,2
2,8
4,9
3,1
0,2
0,5
0,7
1,2
-0,3
1,4
0,0
Finanzierungssaldo
nachrichtlich:
Finanzierungssaldo in % des BIP
1)
2)
3)
4)
5)
6)
7)
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes; Abw eichungen in den Summen durch Runden der Zahlen.
Vorausschätzung des ifo Instituts; Abw eichungen in den Summen durch Runden der Zahlen.
Geleistete Arbeitsstunden.
Bruttoinlandsprodukt in Vorjahrespreisen je Erw erbstätigenstunde.
Konsumausgaben der privaten Haushalte und der privaten Organisationen ohne Erw erbszw eck.
Einschließlich Nettozugang an Wertsachen.
Ersparnis in % des verfügbaren Einkommens (einschließlich der Zunahme an betrieblichen Versorgungsansprüchen).
63
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