Konjunkturprognose1415-vs10-jk

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Sendesperrfrist:Donnerstag,11.Dezember2014,
10:00UhrMEZ
ifoKonjunkturprognose2014/2015
DeutscheWirtschaftgewinntallmählich
wiederanSchwung
VorläufigeFassung
T.Wollmershäuser,W.Nierhaus,T.O.Berg,C.Breuer,T.Buchen,C.Grimme,S.Henzel,
A.Hristov,N.Hristov,M.Kleemann,W.Meister,J.Plenk,E.Wieland,K.Wohlrabe,A.Wolf,
Redaktion:J.Koller
München,11.12.2014
Inhaltsverzeichnis
1. DieLagederWeltwirtschaft......................................................................................................................3 Überblick.................................................................................................................................................................................3 Geldpolitik:ExpansionsgradindeneinzelnenRegionendivergiertzunehmend....................................4 Finanzpolitik:abnehmenderRestriktionsgradindenIndustrieländernsehrheterogeninden
Schwellenländern................................................................................................................................................................5 Ausblick:weltwirtschaftlicheErholungsetztsichleichtbeschleunigtfort................................................6 Risiken.....................................................................................................................................................................................7 US‐KonjunkturzeigtstarkeGrunddynamik..........................................................................................................10 ImmobilienbaubelastetdieKonjunkturinChina...............................................................................................12 ModeratesExpansionstempoinJapantrotzrestriktiverFiskalpolitik......................................................13 KonjunkturinIndienbeschleunigtsich..................................................................................................................14 LeichteBeschleunigunginSüdostasien..................................................................................................................15 NurlangsameErholunginLateinamerika.............................................................................................................15 RusslandimstrukturellenUmbruch........................................................................................................................17 2. DieLageinderEuropäischenUnion...................................................................................................19 AufschwungimEuroraumerneutvertagt.............................................................................................................19 EZBerhöhtExpansionsgradweiter..........................................................................................................................21 HaushaltskonsolidierunggerätinsStocken..........................................................................................................23 KeinAufschwungimEurorauminSicht.................................................................................................................23 SpanienaufErholungskurs–FrankreichundItalienbereitenSorgen......................................................24 Kasten:RelativpreisanpassungenimEuroraum(DSGE)............................................................................26 RobusteErholunginGroßbritannien......................................................................................................................29 KonjunkturaufschwunginMittel‐undOsteuropaverlangsamtsichleicht.............................................30 3. DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung..................................................31 Überblick..............................................................................................................................................................................31 AusblickundIndikatoren.............................................................................................................................................32 Kasten:AuswirkungendesRohölpreisrückgangsaufdiedeutscheKonjunktur..............................32 Kasten:ZurRevisionderifoPrognosevomJuni2014.................................................................................38 WeltwirtschaftlichesUmfeldundpreislicheWettbewerbsfähigkeit..........................................................39 FinanzpolitischeRahmenbedingungen...................................................................................................................40 MindestlohnundnachlassendeDynamikderTariflöhne................................................................................41 Kasten:DieEinführungdesMindestlohnsinDeutschland–AktuelleundgeplanteReaktionen
derUnternehmen.ErgebnisseeinerSonderumfrageimifoKonjunkturtest......................................42 ZunahmederErwerbstätigkeitverliertanTempo............................................................................................45 VerhalteneExpansiondesExports...........................................................................................................................47 Investitionstätigkeitwirdgedämpft.........................................................................................................................50 BaukonjunkturverläuftinmoderatenBahnen....................................................................................................51 PrivaterKonsumsteigtweiter....................................................................................................................................52 Staatskonsumwiederetwaskräftiger.....................................................................................................................54 Inflationbleibtniedrig...................................................................................................................................................55 Staatshaushaltbleibtausgeglichen...........................................................................................................................56 Kasten:ZurGeneralrevisionderVGR2014......................................................................................................58 2
DieLagederWeltwirtschaft
1. DieLagederWeltwirtschaft
Überblick
Das weltwirtschaftliche Expansionstempo hat
sichimSommer2014merklichverlangsamt.So
legte die globale Industrieproduktion im zwei‐
tenunddrittenQuartal 2014 nurhalbsostark
zuwieimWinterhalbjahrzuvor.DieseEntwick‐
lung reflektiert vor allem die deutlich nachlas‐
sende konjunkturelle Dynamik in den fortge‐
schrittenenVolkswirtschaften,woderindustri‐
elle Output nahezu stagnierte. Zwar legte die
aggregierte Wirtschaftsleistung in den aufstre‐
benden Ökonomien mit nach wie vor deutlich
höheren, leicht zunehmenden Raten zu. Dies
vermochte jedoch die Verlangsamung in den
Industrieländern nicht wettzumachen. Die Ab‐
schwächung der Weltkonjunktur zeigt sich seit
Jahresmitte 2014 in dem spürbaren Rückgang
des ifo Weltwirtschaftsklimas sowie einer Viel‐
zahl weiterer Stimmungsindikatoren (vgl. Abb.
1.1). Deren aktuellen Werte lassen darauf
schließen, dass das globale Expansionstempo
im kommenden Winterhalbjahr verhalten aus‐
fällt.
MaßgeblichfürdieseitdemFrühjahr2014be‐
obachtete Abschwächung der wirtschaftlichen
Dynamik in den fortgeschrittenen Ökonomien
war vor allem die konjunkturelle Entwicklung
imEuroraumundinJapan.DieVerlangsamung
im Euroraum war nicht zuletzt das Resultat
einer wachsenden Skepsis hinsichtlich der Be‐
reitschaft der Regierungen Frankreichs und
Italiens, dringend notwendige Strukturrefor‐
men auf Arbeits‐ und Produktmärkten sowie
eine klare, tatkräftige und glaubwürdige fi‐
nanzpolitische Konsolidierung einzuleiten. Die‐
ser„Reformstau“verringertdieStandortattrak‐
tivität beider Länder und verschlechtert ihre
mittelfristigen Wachstumsaussichten, was sich
negativ auf die Investitionstätigkeit dort aus‐
wirkt. Dämpfend auf die Konjunktur im Euro‐
raum wirkten im Sommerhalbjahr 2014 auch
derPessimismussowiediegegenseitigenWirt‐
schaftssanktionen im Zusammenhang mit dem
politischenKonfliktmitRussland.InJapanwar
die aggregierte Wirtschaftsleistung in den zu‐
rückliegenden zwei Quartalen sogar rückläufig,
nachdemsiezuJahresbeginnkräftigexpandiert
hatte.
Abbildung1.1
Weltkonjunktur
Industrieproduktion
Weltkonjunktur und Weltwirtschaftsklima
% Veränderung gegenüber Vorjahr
2005 = 100
8
120
% Veränderung ggü. Vorquartal
% Veränderung ggü. Vorquartal
3,0
3,0
Industrieländer
Schwellenländer
6
Welt
5,4
100
2,0
2,0
80
1,0
1,0
60
0,0
0,0
40
-1,0
4
2
5,4
4,8
4,2
3,6
2,5
4,9
5,6 5,7
4,1
4,0
2,5
3,0
3,4 3,3
3,0
2,7 3,0
0,0
0
reales BIP
(linke Skala)
ifo Weltwirtschaftsklima a)
(rechte Skala)
-2
a)
97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15
-1,0
2011
2012
2013
Arithmetisches Mittel der Bewertung der gegenwärtigen Lage und der erwarteten Entwicklung.
Quellen: IWF, World Economic Outlook, Datenbank; 2014 und 2015: Prognosen des ifo Instituts; Ifo World Economic Survey; Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB).
3
2014
DieLagederWeltwirtschaft
Geldpolitik:ExpansionsgradindeneinzelnenRegionendivergiertzunehmend
VerantwortlichdafürwarvorallemdieAnhe‐
bungderMehrwertsteuerimApril2014,diezu
einemstarkenRückgangdesprivatenKonsums
führte.DieaggregierteProduktionindenUSA
undinGroßbritannienhingegenverzeichnete
weiterhinrobusteZuwachsratenundeinen
beschleunigtenBeschäftigungsaufbau.DieEr‐
holungindiesenLändernistweiterfortge‐
schrittenalsetwaimEuroraumundwirdvon
derverbessertenVermögenspositionderpriva‐
tenHaushalte,einemgutkapitalisiertenBan‐
kensektorundeinerweiterhinsehrexpansiven
Geldpolitikgetragen.AuchausderFiskalpolitik
indenUSAundGroßbritanniengehenimlau‐
fendenJahrgeringerebremsendeImpulseaus
alsnochimVorjahr.
Im Unterschied zu den Industrieländern legte
die zusammengefasste Wirtschaftsleistung der
aufstrebendenÖkonomienimSommerhalbjahr,
trotz der vielerorts vorgenommenen Leitzins‐
anhebungen,mitähnlichhohenRatenzuwiein
den drei Quartalen zuvor. Die konjunkturelle
Dynamik in den einzelnen Schwellenländern
warallerdingssehrheterogen.Sobeschleunigte
sich das Expansionstempo in Indien sowie vie‐
len Volkwirtschaften Ostasiens merklich. In
IndienhabenvorallemderRückgangderpoliti‐
schenUnsicherheitnachdenParlamentswahlen
im April/Mai 2014 und die von der neuen Re‐
gierung signalisierte Bereitschaft zu dringend
erforderlichen Strukturreformen das Investiti‐
onsklima und das Unternehmensvertrauen
spürbar verbessert. Zudem wurden diverse
öffentliche Infrastrukturinvestitionen durchge‐
führt,dieimvergangenenWinteraufEisgelegt
worden waren. Mehrere ostasiatische Länder
profitiertenvonkräftigenZuwächsenderpriva‐
tenBinnennachfrage,dienichtzuletztvondem
wachsenden Wohlstand der Bevölkerung her‐
rühren. Auch die Konjunktur in China zeigte
sich im Sommerhalbjahr 2014 robust. Zwar
haben dort der Industrie‐ und Bausektor seit
JahresbeginnanFahrtverloren,unddieImmo‐
bilienpreise sindseiteinigenMonatenrückläu‐
fig.DieWirtschaftspolitikhatjedocheineReihe
stützender Maßnahmen ergriffen. Es gelang
damit die Zuwachsraten der aggregierten Pro‐
duktion vorerst auf einem Niveau zu stabilisie‐
ren,dasnaheamvonderRegierunganvisierten
Zielwert liegt. Deutlich schwächer zeigt sich
dagegen die Konjunktur in Lateinamerika, wo
diezusammengefassteIndustrieproduktionseit
demFrühjahr2014sogarrückläufigwar.Zwar
profitiertMexikovonderErholungindenUSA.
In Brasilien und Argentinien jedoch wird die
Konjunktur stark dadurch belastet, dass die
Rohstoffpreise seit mehreren Monaten fallen.
Hinzu kommt eine weniger stark expandieren‐
de Rohstoffnachfrage aus China. Zudem haben
sich zuletzt in Argentinien die ohnehin großen
Strukturprobleme sogar noch verschärft, und
derungelösteStreitmitausländischenInvesto‐
ren im Zusammenhang mit der im Jahr 2001
vorgenommenenöffentlichenUmschuldunghat
den Zugang des Landes zu internationalen Fi‐
nanzquellenspürbarerschwert.
Geldpolitik: Expansionsgrad in den einzel‐
nenRegionendivergiertzunehmend
DieGeldpolitikindengroßenfortgeschrittenen
Volkswirtschaften ist weiterhin sehr akkom‐
modierend. Allerdings divergiert der Expansi‐
onsgradindeneinzelnenRegionenseitJahres‐
beginn zunehmend. Verantwortlich dafür sind
diestarkenUnterschiedeinderAuslastungder
Produktionsfaktoren und daher im Preisauf‐
trieb. So haben die Zentralbanken in den USA
und in Großbritannien, angesichts der relativ
robusten konjunkturellen Dynamik, ihre Wert‐
papierkäufe bereits Mitte 2012 (Großbritanni‐
en) bzw. im Oktober 2014 (USA) eingestellt.
Zudem dürfte im Verlauf des kommenden Jah‐
res mit ersten Anhebungen der Leitzinsen zu
rechnensein,obgleich,gemäßderAussagenim
Rahmender„ForwardGuidance“beiderNoten‐
banken, die Geldpolitik auf geraume Zeit sehr
expansiv bleiben soll. Im Euroraum und in Ja‐
pan hingegen wurde zuletzt der monetäre Ex‐
pansionsgradabermalserhöht.SohatdieEuro‐
päische Zentralbank (EZB) im September den
Hauptrefinanzierungssatz auf 0,05% und den
Einlagensatz auf ‐0,2% gesenkt, nachdem sie
bereits im Juni eine Leitzinssenkung vorge‐
nommenhatte.Zudemwurdedieunbeschränk‐
te Zuteilung von Liquidität bis Ende 2016 ver‐
4
DieLagederWeltwirtschaft
Finanzpolitik: abnehmender Restriktionsgrad in den Industrieländern sehr heterogen in den
Schwellenländern
hatsieimSommerdieLiquiditätsbereitstellung,
angesichtsderAbkühlungimBausektorundam
Immobilienmarkt,etwasgelockert,obgleichsie
die Kreditvergabe in manchen Segmenten auf‐
grundderGefahreinerBlasenbildungweiterhin
mitRestriktionenbelegt.Zudemhat sieimNo‐
vember den Leitzins um 0,4 Prozentpunkte
gesenkt. Die chinesische Zentralbank dürfte,
angesichtseinerhistorischniedrigenInflations‐
rate, ihre Politik abermals lockern, sollte sich
dieKonjunkturspürbarabschwächen.
längert sowie eine Reihe von Maßnahmen der
quantitativenLockerungbeschlossen.Sosollen
gezieltelängerfristigeRefinanzierungsgeschäfte
(Targeted Long‐Term Refinancing Operations,
TLTRO)durchgeführtwerden.ImOktoberstar‐
tetedieEZBfernerihrneuesAnkaufprogramm
fürPfandbriefe,undEndeNovembererwarbsie
erstmals Kreditverbriefungen. Die Bank of Ja‐
pan hat bereits zu Beginn des Jahres 2013 an‐
gekündigt, mithilfe einer massiven quantitati‐
venLockerungihrInflationszielvon2%inner‐
halb von zwei Jahren erreichen zu wollen. An‐
gesichts des unerwartet starken Konjunktur‐
einbruchs im Sommerhalbjahr 2014 und eines
noch immer zu schwachen Preisauftriebs hat
die Japanische Zentralbank Anfang November
eine Ausweitung ihrer monatlichen Wertpa‐
pierkäufe um mehr als 20% auf 80 Billionen
Yen beschlossen. Die Notenbanken im Euro‐
raum und in Japan dürften die Leitzinsen im
Prognosezeitraum auf ihrem aktuellen Niveau
vonnaheNullProzentbelassen.
Die meisten Zentralbanken in den aufstreben‐
den Volkswirtschaften sahen sich in den ver‐
gangenen Monaten gezwungen, ihren Leitzins
zumTeilmehrmalsanzuheben.ZieldieserEin‐
griffewares,entwederdiezuhoheInflationzu
bekämpfen (Brasilien)oder der Wechselkurs‐
abwertung entgegenzuwirken, die zu Jahresbe‐
ginn mancherorts (Brasilien, Indien, Indonesi‐
en)durchdiegeldpolitischeWendeindenUSA
ausgelöstwurde.AuchdierussischeNotenbank
hat die geldpolitischen Zügel in diesem Zeit‐
raum stark angezogen sowie massive Devisen‐
marktinterventionen gestartet, um den Wert‐
verlustdesRubelszustoppen.Diesergerietim
Frühjahr vor allem aufgrund des russisch‐
ukrainischen Konflikts unter Druck. Allerdings
hatdierussischeNotenbankAnfang November
2014,angesichtsrapideschwindenderDevisen‐
reserven und eines kaum nachlassenden Ab‐
zugsausländischenKapitals,dieDevisenmarkt‐
interventionenwiedereingestelltunddierussi‐
sche Währung vorerst vollständig freigegeben.
Dagegen hat die Notenbank Chinas ihren Ex‐
pansionskursindenletztenMonatenerhöht.So
Finanzpolitik: abnehmender Restriktions‐
grad in den Industrieländern sehr hetero‐
genindenSchwellenländern
Der Restriktionsgrad der Finanzpolitik wird in
den großen fortgeschrittenen Volkswirtschaf‐
ten,wennauchinsehr unterschiedlichemAus‐
maß,zurückgehen.ZwarliefertdieFiskalpolitik
indenUSAauchimkommendenJahrkontrakti‐
ve Impulse. Die vorgesehenen automatischen
Ausgabenkürzungen fallen in den Fiskaljahren
2014und2015jedochdeutlichgeringerausals
noch im Jahr 2013. Zudem planen mehrere
Bundesstaaten ihre Ausgaben wieder zu erhö‐
hen. Auch in Großbritannien nehmen die Kon‐
solidierungsanstrengungen sukzessive ab. Im
Euroraum wirkt die Finanzpolitik in diesem
und im nächsten Jahr ebenfalls kaum noch
bremsend, nachdem die dringend erforderli‐
chen Konsolidierungsbemühungen der vergan‐
genen drei Jahre vielerorts zum Teil massive
negativekonjunkturelleImpulseerzeugthatten.
Denn die Europäische Kommission hat bereits
im vergangenen Jahr die Defizit‐ und Schul‐
denabbaupläne vieler Mitgliedsländer gelo‐
ckert. Voraussichtlich werden mancherorts
(etwaFrankreichundItalien)auchdierevidier‐
ten fiskalischen Ziele für 2014 und 2015 ver‐
fehltwerden.BeisolchenAbweichungendürfte
sich die EU‐Kommission allerdings zumeist
entgegenkommend zeigen. Zwar wird dadurch
die konjunkturelle Entwicklung kurzfristig ent‐
lastet.Mittelfristigjedochkönntedievielerorts
vorliegende Kombination aus einer sehr hohen
Staatsverschuldung und einem relativ niedri‐
gemPotentialwachstumZweifelanderSolvenz
5
DieLagederWeltwirtschaft
Ausblick:weltwirtschaftlicheErholungsetztsichleichtbeschleunigtfort
Strukturprobleme wirken, die wichtige fortge‐
schritteneVolkswirtschaften(Euroraum,Japan)
sowie einige große Schwellenländer (Brasilien,
Argentinien) aufweisen. Auch dürfte die Wirt‐
schaftChinasimkommendenJahr,wievonder
politischen Führung angestrebt, leicht abneh‐
mendeZuwächseverzeichnen.
Die jüngste Entwicklung des Ölpreises dürfte
einzusätzlicherstützenderFaktorfürdiegloba‐
le konjunkturelle Entwicklung im kommenden
Jahrsein.SoistderPreiseinesBarrelsderSorte
Brent seit Juni trotzt der geopolitischen Span‐
nungeninOsteuropasowieimNahenOstenum
mehrals35%gesunken.DieserRückgangdürf‐
te größtenteils angebotsseitig – durch die Aus‐
weitungderFörderungindenUSA(Fracking)–
und zu einem geringeren Teil auch nachfrage‐
seitig–durchdieAbkühlungderWeltkonjunk‐
tur – getrieben sein. Von einem niedrigeren
Ölpreis dürften vor allem Ölabnehmer wie die
fortgeschrittenen Volkswirtschaften sowie Chi‐
na, Indien und die Ökonomien Ostasiens profi‐
tieren. Dort werden die Energiekosten von
Haushalten und Unternehmen relativ zu ihren
Einkommen zurückgehen. Für ölexportierende
Länder wie Brasilien, Russland sowie viele
VolkswirtschaftenimNahenOstenbedeutetder
starke Ölpreisrückgang Einbußen beim Volks‐
einkommen.
IndenUSAwirddieBinnennachfrageimProg‐
nosezeitraum für einen kräftigen Aufschwung
sorgen.HiermachtsichdieverbesserteVermö‐
genssituation der Haushalte und der Unter‐
nehmen, die zunehmende Aufhellung auf dem
Arbeits‐ und Immobilienmarkt, die expansiven
Geldpolitik, und der abnehmende Restriktions‐
grad der Fiskalpolitik bemerkbar. Zusätzlich
werden die stark gesunkenen Energie‐ und
Rohstoffpreise die Konjunktur stützen. Auch in
Großbritannien dürfte vor allem die kräftige
Expansion der Binnennachrage die robuste
Erholungantreiben.ImEuroraumwirdsichdie
Erholung im Prognosezeitraum wohl ebenfalls
fortsetzen. Sie wird jedoch deutlich träger als
jene in den USA oder Großbritannien vorange‐
hen.ZwarwirddieKonjunkturimEuroraumim
einzelnerEuroraumländerunddamitzuerneu‐
ten Verwerfungen an den Finanzmärkten füh‐
ren. In Japan wurde im April 2014 die Mehr‐
wertsteuer um drei Prozentpunkte angehoben.
MitdieserMaßnahmesolltediefiskalischeKon‐
solidierung eingeleitet werden, die angesichts
einer Staatsversschuldung von mehr als 200%
inRelationzumBruttoinlandsproduktalsdrin‐
gend geboten erscheint. Gleichzeitig wurde
auch ein Konjunkturpaket aufgelegt, um die
negativen Auswirkungen der Mehrwertsteuer‐
erhöhung etwas abzumildern. Insgesamt wirkt
jedoch die Finanzpolitik in Japan im laufenden
Jahrstarkkontraktiv.ImkommendenJahrwird
ihr Restriktionsgrad angesichts auslaufender
Konjunkturpakete sogar steigen, obgleich die
für Oktober 2014 geplante weitere Mehrwert‐
steuererhöhung auf das Jahr 2017 verschoben
wurde.
In der Mehrzahl der aufstrebenden Volkswirt‐
schaften dürfte die Finanzpolitik zumeist neut‐
ralwirken.LediglichinChinawirddieKonjunk‐
turimlaufendenJahrdurchöffentlicheInvesti‐
tionsprogrammegestützt.Fernerhatdiechine‐
sische Regierung ihre Bereitschaft signalisiert,
die Investitionen in die Infrastruktur abermals
auszuweiten, sollte die Wirtschaft weiter an
Fahrt verlieren. Auch die Regierung Russlands
sieht sich gezwungen stimulierend einzugrei‐
fen,umdienegativenEffekteaufdenIndustrie‐
und Bankensektor abzumildern, die durch die
Wirtschaftssanktionen im Zusammenhang mit
dem politischen Konflikt mit dem Westen ver‐
ursachtwerden.
Ausblick:weltwirtschaftlicheErholungsetzt
sichleichtbeschleunigtfort
DieWeltwirtschaftdürfteimPrognosezeitraum
langsam an Fahrt gewinnen. In den USA und
Großbritannien dürfte sich die Erholung in et‐
wa dem gleichen Tempo wie im Durchschnitt
der vergangenen Quartale fortsetzen. Auch in
Indien sowie mehreren ostasiatischen Schwel‐
lenländern dürfte die aggregierte Produktion
im Prognosezeitraum beschleunigt expandie‐
ren. Bremsend werden aber die zahlreichen
6
DieLagederWeltwirtschaft
Risiken
in den USA werden im Zuge der voranschrei‐
tendenErholungzunehmen,wasdieSchwellen‐
länderfürvieleInvestorenrelativunattraktiver
machen wird. Dennoch dürfte die Wirtschaft
Chinas mit weiterhin sehr hohen, wenngleich
im historischen Vergleich eher moderateren
Raten zulegen. Darüber hinaus dürften Indien
und die ostasiatischen Schwellenländer zuneh‐
mend dynamischer expandieren. Lediglich die
rohstoffexportierenden Volkswirtschaften La‐
teinamerikas sowie Russland dürften aufgrund
der stark gesunkenen Rohstoffpreise eine kon‐
junkturelleSchwächephasedurchlaufen.Zudem
dürfte Russland weiterhin unter den Wirt‐
schaftssanktionen und einem starken Abzug
ausländischen Kapitals leiden, die durch den
russisch‐ukrainischen Konflikt ausgelöst wur‐
den.
Alles in allem dürfte die gesamtwirtschaftliche
ProduktioninderWeltindiesemundimnächs‐
ten Jahr mit 2,7% bzw. 3,0% zunehmen (vgl.
Tab. 1.1). Entsprechend wird der Welthandel
im Jahr 2014 voraussichtlich um 2,6% expan‐
dieren, ehe er im kommenden Jahr um 4,0%
zulegt.DabeiwerdensichdieLeistungsbilanzen
der meisten aufstrebenden Volkswirtschaften,
aufgrundsoliderZuwächsebeiderBinnennach‐
frage,zunehmendverschlechtern.ImEuroraum
dagegen dürften die sich allmählich verbes‐
sernde Exportleistung einiger Mitgliedsländer,
die Abwertung des Euro und die zugleich eher
moderate binnenwirtschaftliche Expansion zu
einer Verbesserung des Leistungsbilanzsaldos
führen.DasLeistungsbilanzdefizitderUSAwird
wohlnahezuunverändertbleiben.Dortdürften
die steigenden Zuwächse bei den Güterimpor‐
ten durch die Ausweitung der Gas‐ und Ölex‐
portenahezukompensiertwerden.
kommenden Jahr von dem geringen Restrikti‐
onsgrad der Finanzpolitik, einer zuletzt expan‐
sivergewordenenGeldpolitiksowiedengesun‐
kenenEnergiepreisenprofitieren.Zudemdürfte
die starke Abwertung des Euro das Exportge‐
schäftankurbeln.Viele MitgliedsländerdesEu‐
roraumsleidenjedochnachwievoruntermas‐
siven Strukturproblemen, die die wirtschaftli‐
che Entwicklung stark belasten werden. So ist
vielerortsderBankensektornochunzureichend
kapitalisiert, die Verschuldung der privaten
Haushalte und Unternehmen noch immer sehr
hoch, die internationale Wettbewerbsfähigkeit
relativ niedrig, und die Produkt‐ und Arbeits‐
märkteweiterhinwenigflexibel.Zwargelanges
einigen Ländern (Spanien, Irland, Portugal,
Griechenland) einige Strukturreformen durch‐
zuführen und ihre Standortattraktivität sowie
Wettbewerbsfähigkeit etwas zu erhöhen. Diese
ReformendürftenindenkommendenJahrenin
zunehmendem Maße ihre Früchte tragen. In
Frankreich und Italien sind jedoch zahlreiche
dringend notwendige Reformen bislang ausge‐
blieben.Entsprechenddürftendiese Länderim
Prognosezeitraum kaum expandieren und da‐
mit die Entwicklung in der Währungsunion
starkbelasten.AuchinJapandürftedasExpan‐
sionstempoimkommendenJahrgeringbleiben.
Zwar ist die Geldpolitik dort äußerst expansiv.
Die restriktiver werdende Finanzpolitik, die
zuletzt gesunkenen Realeinkommen der priva‐
ten Haushalte sowie strukturelle Schwächen
wie etwa ein schrumpfendes Arbeitskräftepo‐
tential, eine starke Segmentierung im Energie‐
und Dienstleistungssektor sowie eine Überre‐
gulierungundRigiditätenaufArbeits‐undPro‐
duktmärkten dürften aber kaum mehr als eine
äußerstträgeErholungzulassen.
Das Expansionstempo in den aufstrebenden
Volkswirtschaften wird sich im Prognosezeit‐
raum leicht verstärken. Zwar werden zahlrei‐
chestrukturelleFaktorendazuführen,dassdie
aggregierteWirtschaftsleistungimkommenden
Jahr deutlich langsamer zunimmt als im Jahr‐
zehnt vor der globalen Finanzkrise. Auch dürf‐
ten sich die Finanzierungsbedingungen zuneh‐
mend verschlechtern, denn die Langfristzinsen
Risiken
Ein Hauptrisiko für die Weltkonjunktur stellt
nach wie vor die schlechte wirtschaftliche Ver‐
fassung mehrerer Euroraumländer dar. Trotz
der strukturellen Reformen, die in Spanien,
Irland, Portugal und Griechenland in den zu‐
rückliegenden drei Jahren durchgeführt wur‐
7
DieLagederWeltwirtschaft
Risiken
Preise ihrer Erzeugnisse entweder langsamer
zunehmenalsanderswoodersogarsinken.
Ferner gehen geopolitische Risiken von den
andauernden Konflikten zwischen Russland
und der Ukraine sowie im Nahen Osten im Zu‐
sammenhangmitderislamistischenBedrohung
aus. So könnte eine Eskalation des russisch‐
ukrainischen Konflikts eine Spirale gegenseiti‐
ger Sanktionen zwischen Russland und dem
Westen und einer Erhöhung der Unsicherheit
führen. Sollten sich hingegen die Spannungen
im Nahen Osten verschärfen, so könnte es zu
einem erneuten Anstieg der Ölpreise kommen.
Denn diese Region gehört zu den wichtigsten
Erdölproduzenten.
Schließlich rühren auch von den jüngsten
Vermögenspreisentwicklungen
nicht
unerhebliche Risiken her. So sind die
Aktienindizes der wichtigsten Börsen trotz der
globalen konjunkturellen Abkühlung kräftig
gestiegen. Auch sind die Kurs‐Gewinn ‐
Verhältnisse im historischen Vergleich sehr
hoch und die Aktienmarktvolatilität sehr
niedrig. Entsprechend ist nicht auszuschließen,
dass es in vielen Segmenten bereits zu
Übertreibungen gekommen ist. Eine scharfe
KorrektursolcherÜberbewertungenkönntedie
Vermögensposition der privaten Haushalte
sowie die Finanzierungsbedingungen der
Unternehmen verschlechtern und negative
FolgenfürdieWeltkonjunkturnachsichziehen.
Schließlich besteht in China das Risiko, dass
sich der Rückgang der Immobilienpreise, der
seit Mitte des Jahres zu beobachten ist,
beschleunigt. Da der Immobilienboom in den
vergangenen fünf Jahren mit einer massiven
Ausweitung der Kreditvergabe einherging,
könnte die Abschwächung der konjunkturellen
EntwicklunginChinadeutlichstärkerausfallen,
alsindervorliegendenPrognoseunterstellt.
den, sind die notwendigen Anpassungen noch
langenichtabgeschlossenundzahlreicheStruk‐
turprobleme bleiben nach wie vor bestehen.
Dieszeigtsichunteranderemandervölligun‐
zureichendenAnpassungderrelativenPreisein
diesen Ländern, die unabdinglich ist, um die
Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen und
die langfristige Tragfähigkeit der Auslandsver‐
schuldung zu gewährleisten. ‐Entsprechend
bleiben diese Länder fragil und jederzeit anfäl‐
lig für krisenhafte Verwerfungen. Besorgniser‐
regendindiesemZusammenhangistderanhal‐
tendeReformstauinFrankreichundItalien,der
die mittelfristigen Wachstumsperspektiven der
beiden Volkswirtschaften schmälert und damit
Zweifel an ihrer Solvenz aufkommen lassen
kann.
Nach wie vor stellt auch die niedrige Inflation
im Euroraum ein Risiko dar. So hat sich der
Preisauftrieb von 2,8% im Januar 2013 auf
0,3%imNovember2014abgeschwächt.Jelän‐
ger die Phase niedrigen Preisauftriebs anhält,
destogrößerdieGefahreinerEntankerungder
langfristigen Inflationserwartungen, was den
Abwärtsdruck auf die Inflation noch erhöhen
würde. Im Extremfall könnte der Euroraum in
die Deflation rutschen. Ein fallendes Preisni‐
veau erhöht den realen Wert der zu bedienen‐
dennominalenSchulden.Angesichtsderhohen
privaten Verschuldung vielerorts im Euroraum
könnte dies zu einer starken Belastung für die
konjunkturelle Entwicklung werden. Derzeit
allerdings erscheinen die langfristigen Inflati‐
onserwartungen am Inflationsziel der EZB ver‐
ankertzusein.ZudemrührteinerheblicherTeil
der Verlangsamung des Preisauftriebs von den
fallenden Energie‐ und Nahrungsmittelpreisen
her. Die um diese Komponenten bereinigte
Kerninflationsrateistderzeithingegenmehrals
doppelt so hoch wie die Gesamtinflationsrate
und dürfte auch im Prognosezeitraum bei
durchschnittlich einem Prozent liegen. Ferner
isteinGutteilderzubeobachtendeDisinflation
sogar zu begrüßen. Denn sie rührt daher, dass
mehrerestrukturellschwacheEuroraumländer
bemühtsind,ihreinternationaleWettbewerbs‐
fähigkeitzuverbessern.Dieserfordert,dassdie
8
DieLagederWeltwirtschaft
Risiken
Tabelle1.1
Reales Bruttoinlandsprodukt und Verbraucherpreise in der Welt
2013 bis 2015
Gewichta)
Bruttoinlandsprodukt
Verbraucherpreise
Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %
2013
2014
2015
2013
2014
2015
Industrieländer
EU 28
26,6
0,0
1,3
1,3
1,5
0,6
0,9
USA
25,9
2,2
2,3
3,3
1,5
1,7
1,5
9,5
1,5
0,3
0,8
0,4
2,8
2,1
3,4
2,0
3,4
3,7
1,6
1,7
2,0
70,0
1,3
1,7
2,1
1,3
1,4
1,4
Russland
3,2
1,3
0,8
0,0
6,8
9,0
7,0
China
13,1
7,7
7,4
7,1
2,6
2,2
2,4
2,9
4,7
6,1
7,1
10,9
6,9
6,8
2,9
6,3
4,5
5,3
4,4
4,7
5,2
7,8
2,5
0,9
2,0
7,9
12,4
11,1
30,0
5,2
4,6
4,7
5,8
5,6
4,9
100,0
3,3
2,7
3,0
2,6
2,7
2,4
1,2
2,0
2,2
2,8
2,6
4,0
101,2
77,7
1,33
1,25
Japan
Asiatische Tigerstaaten
Industrieländer insg.
b)
c)
Schwellenländer
Indien
d)
Südostasiatische Schwellenländer
Lateinamerika
e)
Schwellenländer insg.
nachrichtlich:
Weltwirtschaftf)
g)
ifo Exportindikator
h)
Welthandel, real
Annahmen
Ölpreis US-Dollar/Barrel (Brent)
Wechselkurs US-Dollar/Euro
a)
b)
Gewichtet mit Kaufkraftparitäten des Jahres 2013. – Gewichteter Durchschnitt aus Südkorea, Taiwan, Singapur
und Hongkong. – c) Gewichteter Durchschnitt aus den EU-27-Ländern, USA, Japan, Kanada, Schweiz, Norwegen,
Südkorea, Taiwan, Singapur und Hongkong. – d) Gewichteter Durchschnitt aus Indonesien, Thailand, Malaysia und
Philippinen. – e) Gewichteter Durchschnitt aus Brasilien, Mexiko, Argentinien, Venezuela, Kolumbien und Chile. –
f)
Weltwirtschaft nach Abgrenzung des IWF. – g) Bruttoinlandsprodukte von 36 Ländern gewichtet mit Anteilen am
deutschen Export. – h) Welthandel von Waren und Dienstleistungen in Abgrenzung der OECD.
Quelle: OECD; IWF; Berechnungen des ifo Instituts; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
9
DieLagederWeltwirtschaft
US‐KonjunkturzeigtstarkeGrunddynamik
Eine positive Arbeitsmarkt‐ und Einkommens‐
entwicklung deutet auf eine weitere Belebung
des konjunkturellen Aufschwungs hin. So wur‐
den trotz der zunächst hemmenden Witterung
seit Beginn dieses Jahres monatlich je rund
240.000neueArbeitsplätzegeschaffenunddas
Beschäftigungsniveau von vor der Krise wurde
im Mai erstmals wieder überschritten. Die Ar‐
beitslosenrate sank deutlich von 6,7% im De‐
zember2013auf5,8%imNovember2014(vgl.
Abb. 1.2). Damit erreicht der Beschäftigungs‐
aufbau in den USA nunmehr annähernd das
Niveau früherer Erholungsphasen, was auch
zur Stabilisierung der seit 2008 rückläufigen
PartizipationsrateimJahresverlaufbeigetragen
habensollte.
US‐KonjunkturzeigtstarkeGrunddynamik
WährenddieUS‐KonjunkturimerstenHalbjahr
2014 von den Folgen eines strengen Winters
geprägt war, offenbarte das dritte Quartal ‐
nunmehr weitgehend unverzerrt von Witte‐
rungseffekten ‐ die starke konjunkturelle
Grunddynamik. So nahm die Wirtschaftsleis‐
tungimvergangenenQuartalum 1%zu.Maß‐
geblich hierfür waren vor allem die Anstiege
des privaten Konsums um 0,6%, der privaten
Anlageinvestitionen um 6,2% und der Staats‐
nachfrageum1%.AberauchvomAußenhandel
gingeinpositiverWachstumsbeitragvon0,2%
inRelationzumBruttoinlandsproduktaus.
Abbildung1.2
Konjunkturelle Entwicklung in den Vereinigten Staaten seit 2009
Unternehmensumfragen
60
Konsumindikatoren
Index, saisonbereinigt
Index, saisonbereinigt
55
50
110 100
105
ISM – Einkaufsmanagerindex
Index
%
80
4
(linke Skala)
100
60
(linke Skala)
45
95
40
90
2
40
NFIB – Mittelstandsindikator
35
(rechte Skala)
30
2009
2010
2011
2012
2013
0
realer Konsumd)
85
20
80
0
2014
(rechte Skala)
Mrd. US-$
-2
-4
2009
Außenhandelb)c)
700
6
Konsumentenvertrauena)
2010
2011
2012
2013
2014
Konsumentenpreised)
%
Mrd. US-$
%
6
6
Importe
600
(linke Skala)
Kerninflationsratee)
4
500
Exporte
400
4
2
(linke Skala)
300
2
0
200
0
Teilbereich
Wohnen
0
-80
100
Saldo (rechte Skala)
0
-240
2009
2010
2011
2012
2013
-2
-4
-4
2009
2014
2010
2011
2012
2013
2014
Produktion und Auslastung
Arbeitsmarkt
Mill. Personen
%
148
%
12
%
85
10
Industrieproduktiond)
Arbeitslosenquote
(rechte Skala)
145
-2
Konsumentenpreise
-160
10
(rechte Skala)
81
5
77
142
8
139
6
0
Kapazitätsauslastung
73
-5
(linke Skala)
Erwerbstätigef)
69
-10
(linke Skala)
136
4
2009
2010
2011
2012
2013
2014
65
-15
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Index der University of Michigan. − b) Real, saisonbereinigte Werte. − c) Waren und Dienstleistungen. − d) Veränderung
gegenüber Vorjahr in %. − e) Ohne Energie und Nahrungsmittel. − f) Zivile Erwerbstätige insgesamt, saisonbereinigt.
a)
Quellen: Bureau of Labor Statistics; Federal Reserve; U.S. Department of Commerce; NFIB − National Federation of Independent
Business; ISM − Institute for Supply Management; Bureau of Economic Analysis; The Conference Board; Berechnungen des ifo Instituts.
10
DieLagederWeltwirtschaft
US‐KonjunkturzeigtstarkeGrunddynamik
gen Realzinsen dürften die Konjunktur aber
immernochstimulieren.
Nachdem die Finanzpolitik im Winterhalbjahr
noch einmal etwas bremste, ist sie nun insge‐
samt wieder neutral ausgerichtet. Im zweiten
und dritten Quartal trug die Nachfrage der öf‐
fentlichen Hand sogar wieder merklich zum
Anstieg des Bruttoinlandsprodukts bei. In den
vergangenenzweiJahrenhattensowohlAusga‐
benkürzungen als auch konjunkturell bedingt
höhere Steuereinnahmen zu einer spürbaren
Reduktion des Budgetdefizits geführt. Da auf‐
grund der republikanischen Mehrheit im Kon‐
gress bis zur nächsten Präsidentschaftswahl
2016nichtmitweiterennennenswertenKonso‐
lidierungsbemühungen zu rechnen ist, wird
sichdasBudgetdefizitdesBundesimPrognose‐
zeitraum lediglich konjunkturell bedingt leicht
verbessern und für die Fiskaljahre 2014 und
2015 voraussichtlich 2,8% bzw. 2,7% in Rela‐
tionzumBruttoinlandsproduktbetragen.
Fürdas vierteQuartal2014zeigen umfrageba‐
sierte Konjunkturindikatoren für den privaten
Konsum sowie die Ausrüstungsinvestitionen
ein weiterhin hohes Expansionstempo an.
Leicht bremsend dürften jedoch die Nettoex‐
porte wirken. Maßgeblich hierfür dürfte eine
Normalisierung der im dritten Quartal außer‐
ordentlich schwach ausgefallenen Importnach‐
fragesein.AuchimweiterenPrognosezeitraum
sind vom Außenhandel aufgrund der geringen
Dynamik wichtiger Handelspartner kaum posi‐
tive Impulse zu erwarten. Dennoch sollte sich
das gesamtwirtschaftliche Expansionstempo
wiederbeschleunigen,vorallemdadergeringe
Preisauftrieb und der dynamische Beschäfti‐
gungsaufbau die real verfügbaren Einkommen
und damit auch den privaten Konsum stärken
dürften. Zudem sollten auch die Bauinvestitio‐
nen nach einer vorübergehenden Schwäche‐
phase im Prognosezeitraum wieder größere
Wachstumsbeiträgeliefern.
In Anbetracht der seit 2010 eher unterdurch‐
schnittlichen Dynamik des Aufschwungs sowie
der immer noch leicht unterausgelasteter Ka‐
pazitäten und erhöhter Arbeitslosigkeit blieb
derPreisauftriebindenUSAtrotzultralockerer
Geldpolitik bisher insgesamt gering. Zwar be‐
schleunigte sich die jährliche Teuerungsrate in
dererstenJahreshälfteetwas‐vonknapp1,5%
zum Jahreswechsel 2013/14 auf rund 2% in
denSommermonaten‐allerdingsistdieInflati‐
onsrate aufgrund eines deutlich rückläufigen
Ölpreises sowie einer Aufwertung des
US‐Dollarseitherwiedergesunkenunderreich‐
teimOktobernurnoch1,7%.ImGegensatzzur
geringen Verbraucherpreisinflation sind we‐
sentliche Vermögenspreise in den Vereinigten
Staaten seit ihren Tiefständen während der
Finanzmarktkrise wieder deutlich angestiegen;
dies betrifft vor allem den Aktien‐ aber auch
den Immobilienmarkt. Entsprechend steigt das
Risiko konjunktureller Verwerfungen durch
plötzlichePreiskorrekturen.
Vor dem Hintergrund niedriger Inflationsraten
und verwundbarer internationaler Kapital‐
märkte treibt die amerikanische Notenbank
trotz der deutlichen Fortschritte am Arbeits‐
markt ihren Ausstieg aus der ultralockeren
Geldpolitiknurlangsamvoran.Soreduziertesie
dasVolumenihresAnkaufprogrammsfürhypo‐
thekenbesicherte Wertpapiere und Staatsanlei‐
hen von monatlich 85 Mrd. USD im Dezember
2013 schrittweise bis zum Auslaufen des Pro‐
gramms im Oktober 2014. Allerdings wird die
Notenbank ihre Bilanz zunächst nicht auf das
Vorkrisenniveau zurückführen,sondernbisauf
weiteresauslaufendePapieredurchneueerset‐
zen. Für die zukünftige Zinspolitik weisen die
Projektionen der Mitglieder des zuständigen
Federal Open Market Committee darauf hin,
dass die Zielmarke für die Fed Funds Rate im
ersten Halbjahr 2015 zum ersten Mal von der‐
zeit0‐0,25%angehobenundbiszumJahresen‐
de 2015 ein Niveau von etwa 1% erreichen
dürfte. Damit wird der Expansionsgrad der
GeldpolitikimPrognosezeitraumzwardeutlich
abnehmen; die weiterhin negativen kurzfristi‐
11
DieLagederWeltwirtschaft
ImmobilienbaubelastetdieKonjunkturinChina
Immobilienbau belastet die Konjunktur in
China
AllesinallemdürftesichderAnstiegdesBrut‐
toinlandsprodukts von 2,3% im Jahr 2014 auf
etwa 3,3% im folgenden Jahr beschleunigen
(vgl. Abb. 1.3). Dabei wird sich die jährliche
Teuerung voraussichtlich von rund 1,7% in
diesem auf etwa 1,5% im kommenden Jahr
verlangsamen(sieheTabelle1.2).Schließlichist
vordemHintergrundderstarkenkonjunkturel‐
len Dynamik im Prognosezeitraum mit einem
weiteren Rückgang der Arbeitslosenquote von
durchschnittlich 6,2% im Jahr 2014 auf 5,5%
imJahr2015zurechnen.
Abbildung1.3
Reales Bruttoinlandsprodukt in den USA
Saisonbereinigter Verlauf
118
%
Index, 1. Quartal 2011 =100
2,0
laufende
laufende Rate
Rate a)a)
Jahresdurchschnitt
114
b)
b)
3,3%
1.
Quartal(linke
2011 Skala)
= 100
Volumen
2,2%
2,3%
1,5
110
1,0
106
0,5
102
0,0
2,3%
Prognosezeitraum
1,6%
98
94
2011
2012
2013
2014
2015
-0,5
-1,0
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Bureau of Economic Analysis; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
InChinahatdieKonjunkturimVerlaufdesJah‐
res wieder Fahrt aufgenommen. Das Bruttoin‐
landsprodukt legte im zweiten und dritten
Quartal 2013 um 1,9% zu, nachdem der Zu‐
wachs im ersten Quartal nur 1,5% betragen
hatte. Stützend wirkte dabei vor allem der pri‐
vate Konsum, während von den Anlageinvesti‐
tionengeringereImpulsealsindenVorquarta‐
len ausgingen. Die geringe Dynamik bei den
privaten Investitionen war vor allem auf eine
AbschwächungamImmobilienmarktundsomit
auf den Wohnungsbau zurückzuführen. Infolge
des großen Überangebots an Immobilien stag‐
nierendiePreiseaufdemImmobilienmarktseit
Beginn des Jahres. In manchen Regionen sind
diese sogar leicht rückläufig. Zum ersten Mal
seitetwaeinemJahrleistetenauchdieNettoex‐
porte einen positiven Expansionsbeitrag. Dies
dürfte nicht nur auf die höheren Ausfuhren,
sondern auch auf die niedrigeren Energie‐ und
Rohstoffpreise zurückzuführen sein, die die
Einfuhren für Chinas energieintensive Produk‐
tionverbilligten.
Tabelle1.2
Eckdaten zur Wirtschaftsentwicklung in den USA
2013
2014
2015
2,2
2,3
3,3
2,4
2,3
2,6
–2,0
0,1
1,9
Private Anlageinvestitionen
4,7
5,4
7,4
Vorratsveränderungena)
0,0
0,1
0,1
Inländische Verwendunga)
2,0
2,5
3,4
Exporte
3,0
3,2
5,0
Importe
1,1
3,7
4,6
Außenbeitraga)
0,2
–0,2
–0,1
Verbraucherpreise
1,5
1,7
1,5
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Reales Bruttoinlandsprodukt
Privater Konsum
Staatskonsum und -investitionen
In % des nominalen Bruttoinlandsprodukts
Budgetsaldob)
–4,1
–2,8
–2,7
Leistungsbilanzsaldo
–2,4
–2,3
–2,4
7,4
6,2
5,5
In % der Erwerbspersonen
Arbeitslosenquote
a)
Wachstumsbeitrag. – b) Gesamtstaatlich, Fiskaljahr.
Quelle: Bureau of Economic Analysis; Bureau of Labour Statistics; 2014 und 2015:
Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
12
DieLagederWeltwirtschaft
ModeratesExpansionstempoinJapantrotzrestriktiverFiskalpolitik
NachdemschwachenStartinsJahr2014hat
dieRegierungmiteinerReihevonMaßnahmen
diewirtschaftlicheAktivitätunterstützt.So
konntenzusätzlicheInvestitionenindasSchie‐
nennetzunddenöffentlichenWohnungsbau
sowieSteuervergünstigungenfürkleineBetrie‐
bedenProduktionsanstiegimzweitenunddrit‐
tenQuartalwiederankurbeln.FürdenProgno‐
sezeitraumistdavonauszugehen,dassdieFi‐
nanzpolitikmitweiterenInfrastrukturmaß‐
nahmenzusätzlicheImpulseschaffenwird,soll‐
tesichdieEntwicklungaufdemImmobilien‐
marktweiterabschwächen.SohatdieReform‐
kommissionjüngstneueProjektegebilligt,da‐
runter16BahnhöfeundfünfFlughäfen.
Die chinesische Notenbank hat angesichts der
sich abschwächenden Konjunktur die Liquidi‐
tätskonditionenfürregionaleBankengelockert.
Im November hat sie zudem den Leitzins um
0,4Prozentpunkteauf5,6%gesenkt.DieInfla‐
tionsrate lag im Oktober mit 1,6% auf dem
niedrigsten Stand seit Januar 2010, und damit
deutlichunterdemoffiziellenInflationszielvon
4%. Trotz des geringen Preisauftriebs dürfte
die Zentralbank im Prognosezeitraum nicht
noch expansiver werden. Vielmehr dürften bei
ihren Entscheidungen Fehlentwicklungen im
Immobiliensektor in den Vordergrund rücken,
die sich in den zurückliegenden fünf Jahren
aufgebaut haben. Vor allem die Kreditvergabe
durchSchattenbankenaninländischeBauinves‐
toren ist in diesem Zeitraum im historischen
Vergleich äußerst kräftig gestiegen. Deshalb
dürfte die Zentralbank versuchen, die Kredit‐
vergabeindiesemBereichweiter einzuschrän‐
ken,umFehlallokationenentgegenzuwirken.
FürdenPrognosezeitraumdeuteteineVielzahl
von Indikatoren darauf hin, dass das Expansi‐
onstempo sich langsam abschwächen wird. So
nahm die Industrieproduktion in den vergan‐
genen Monaten langsamer zu. Daneben haben
die Einkaufsmanagerindizes für das Verarbei‐
tende Gewerbe zuletzt wieder nachgegeben.
Aufgrundderzuerwartendenstarkenprivaten
Konsumnachfrage und des noch reichlich vor‐
handenenSpielraumsderFinanzpolitikistnicht
miteinerspürbarenAbkühlungderKonjunktur
in China zu rechnen. Alles in allem dürfte die
chinesische Wirtschaftsleistung in den Jahren
2014und2015um7,4%bzw.7,1%expandie‐
ren.
Moderates Expansionstempo in Japan trotz
restriktiverFiskalpolitik
Die konjunkturelle Entwicklung in Japan hat
sichimLaufediesesJahresdeutlicheingetrübt.
NacheinemkräftigenerstenQuartal,dasdurch
umfangreiche Vorziehkäufe aufgrund der An‐
hebung der Mehrwertsteuer von 5% auf 8%
imAprilgeprägtwar,istdiegesamtwirtschaftli‐
che Produktion in den beiden darauffolgenden
Quartalen gefallen. Daran konnte auch ein
staatliches Konjunkturprogramm in Höhe von
etwa 1% des Bruttoinlandsprodukts nichts
ändern. Ausschlaggebend für den Rückgang
waren insbesondere eine rückläufige Investiti‐
onstätigkeit und eine schwache Konsumgüter‐
nachfrage.WährendletzteresimzweitenQuar‐
talalsGegenbewegungzudenVorziehkäufenzu
erwarten war, dürfte die Schwäche im dritten
Quartal auf die rückläufigen Realeinkommen
zurückzuführensein.
Im Oktober 2014 hat die japanische Zentral‐
bank ihre expansive Geldpolitik weiter gelo‐
ckert.UmihrInflationszielinHöhevon2%zu
erreichen, wird sie das jährliche Ankaufvolu‐
men von Staatsanleihen und börsengehandel‐
ten Fonds (sog. ETFs) um 10 Billionen Yen auf
nunmehr 80 Billionen Yen (etwa 16% des
BIPs) ausweiten. Die zusätzlichen Maßnahmen
der Notenbank dürften die bereits sehr niedri‐
gen langfristigen Kapitalmarktzinsen nochmals
drückenunddenPreisauftrieb,dersichzuletzt
etwas abgeschwächt hatte, weiter beschleuni‐
gen.1AktuellliegtdieInflationsrateinJapanbei
1HausmanundWieland(2014)argumentieren,dass
es der japanischen Zentralbank dank ihrer ag‐
gressiven Maßnahmen gelungen ist, die Preis‐
steigerungserwartungen 2013 in `positives Ter‐
rain‘zudrücken.Vgl.JoshuaK.HausmanundJo‐
hannes F. Wieland, „Abenomics: Preliminary
AnalysisandOutlook”,BrookingsPapersonEco‐
nomicActivity,48(1),2014S.1‐76.
13
DieLagederWeltwirtschaft
KonjunkturinIndienbeschleunigtsich
0,8% zulegen. Die Inflationsrate dürfte kräftig
beirund2,8%bzw.2,1%liegen.Bereinigtum
denMehrwertsteuereffektdürftendieVerbrau‐
cherpreise um lediglich 0,8% bzw. 1,4% stei‐
gen.
2,9%; allerdings dürften davon rund
2%punkte auf die Anhebung der Mehrwert‐
steuerzurückzuführenundsomitnurtemporä‐
rerNatursein.
Die lockere Geldpolitik der Zentralbank dürfte
auchmaßgeblichzurAbwertungdesYenbeige‐
tragenhaben,derindenvergangenenzweiJah‐
ren gegenüber dem US‐Dollar um gut 30% an
Wert verloren hat. Ein merklicher Anstieg der
Exporte infolge dieser Verbesserung der Wett‐
bewerbsfähigkeit blieb allerdings bislang aus.
Zum einen haben große Unternehmen bereits
einenbedeutendenTeilihrerProduktionskapa‐
zitäten ins Ausland verlegt und konnten des‐
halb nur teilweise von der Abwertung profitie‐
ren.ZumanderenhabeninfolgederAbwertung
die Kosten für importierte Vorleistungen deut‐
lich zugenommen. Für viele insbesondere klei‐
ne und mittelgroße Unternehmen wirkt dies
dämpfend auf die Ertragssituation und hemmt
dieProduktionunddenExportvonWarenund
Dienstleistungen.
DerRestriktionsgradderFinanzpolitikwirdim
kommenden Jahr zunehmen. Zwar hat die Re‐
gierung die ursprünglich für Oktober 2015 ge‐
plante weitere Anhebung der Mehrwertsteuer
um anderthalb Jahre verschoben; allerdings
dürfte die Finanzpolitik nach Auslaufen des
Konjunkturprogramms keine weiteren Impulse
mehrliefern.
Im Prognosezeitraum wird die gesamtwirt‐
schaftlicheDynamikschwachbleiben.Sinkende
Realeinkommen der Haushalte werden den
privaten Konsum wohl weiter belasten. Zudem
enttäuschtendievonderderzeitigenRegierung
eingeleiteten strukturellen Reformen, so dass
die Unternehmensinvestitionen wohl weiter
stagnieren dürften. Nach wie vor bremsen
strukturelle Faktoren (schrumpfende Bevölke‐
rung, sehr rigider Arbeitsmarkt mit lebenslan‐
gen Beschäftigungsgarantien, Überregulierung
in zahlreichen Produkt‐ und Dienstleistungs‐
märkten) den Produktionsanstieg. Insgesamt
dürfte die gesamtwirtschaftliche Produktion in
diesemJahrumrund0,3%undimnächstenum
KonjunkturinIndienbeschleunigtsich
Die gesamtwirtschaftliche Produktion Indiens
erhöhte sich im dritten Quartal dieses Jahres
um 1,8% im Vergleich zum Vorquartal, nach‐
dem sie in den drei Monaten zuvor um 0,8%
expandiert hatte. Positive Impulse für diese
Beschleunigung kamen dabei sowohl von der
Nachfrage aus dem Ausland als auch von der
Binnennachfrage. So verbesserte sich das Ver‐
brauchervertrauen, vor allem aufgrund der
Inflationsentwicklung.SowardieTeuerungder
KonsumentenpreiseseitApril2014inderTen‐
denz rückläufig, was den privaten Haushalte
spürbare Realeinkommenszuwächse bescherte.
Beflügelt vom Grundoptimismus über die Zu‐
kunftkonntenzuletztauchdieprivatenInvesti‐
tionen legten im Sommerhalbjahr 2014 leicht
zu, nachdem sie in den vier Quartalen zuvor
rückläufig waren. Verantwortlich dafür war
nicht zuletzt das gestiegene Unternehmensver‐
trauen nach den Parlamentswahlen im Mai
2014. Denn die neue Regierung hat eine Reihe
struktureller Reformen unter anderem zur Ar‐
beitsmarktliberalisierungangekündigtundver‐
fügtzudemüberdennotwendigenparlamenta‐
rischen Rückhalt, um die Reformvorhaben
durchzusetzen.
Die Finanzpolitik dürfte den eingeschlagenen
SparkursimkommendenJahrfortsetzen,ihren
Restriktionsgrad jedoch nicht weiter erhöhen.
ZwarplantdieRegierungverschiedeneSubven‐
tionenwieetwajenefürTreibstoffkaufzukür‐
zen,umdasstaatlicheHaushaltsdefizitzuredu‐
zieren.Allerdingswurdenumfangreicheöffent‐
licheInvestitionenzurVerbesserungdermaro‐
den Verkehrs‐ und Energieversorgungsinfra‐
struktur angekündigt. Zugleich wird der Rest‐
riktionsgrad der Geldpolitik im Prognosezeit‐
raumvoraussichtlichnichtabnehmen,obgleich
die Konsumentenpreisinflation mit 5,5% im
14
DieLagederWeltwirtschaft
LeichteBeschleunigunginSüdostasien
inlandsprodukt wird in diesem Jahr voraus‐
sichtlich um 4,5% und im nächsten um 5,3%
expandieren. Die Inflationsrate dürfte sich von
4,7%auf5,2%beschleunigen.
In den asiatischen Tigerstaaten (Südkorea,
Taiwan, Hongkong und Singapur) hat sich das
Tempo der wirtschaftlichen Expansion im ver‐
gangenenSommerleichtbeschleunigt.Solegten
sowohl die Binnennachfrage als auch die Aus‐
fuhrenetwasstärkerzualsnochzuBeginndes
Jahres 2014. Dabei war die Entwicklung nach
wie vor durch eine starke Heterogenität zwi‐
schen den einzelnen Ländern gekennzeichnet.
Während die maßgeblichen Wachstumsbeiträ‐
ge in Taiwan und Singapur vor allem aus dem
privaten Konsum und der Investitionstätigkeit
kamen, ist der Produktionsanstieg in Südkorea
undHongkongaufdieAusweitungderöffentli‐
chenNachfrageinfolgeeinerReihewirtschafts‐
politischer Maßnahmen zurückzuführen. Zu‐
demhatdieZentralbankinSüdkoreaangesichts
derVerlangsamungdergesamtwirtschaftlichen
Produktion im August und Oktober mit einer
Leitzinssenkung um 0,25 Basispunkte reagiert.
Die konjunkturelle Dynamik in dieser Länder‐
gruppe dürfte sich im Prognosezeitraum eben‐
falls leicht beschleunigen. Das Bruttoinlands‐
produktwirdindiesemJahrvoraussichtlichum
3,4% und im kommenden Jahr um 3,7% ex‐
pandieren.DieImpulsedafürdürftenvorallem
aus der Binnennachfrage kommen. So werden
der private Konsum und die Investitionen von
der zunehmenden Aufhellung auf dem Arbeits‐
markt und der verbesserten Vermögenssituati‐
onderHaushalteundUnternehmenprofitieren.
ZudemdürfteeineexpansivereFinanzpolitikin
Hongkong und Südkorea die inländische Nach‐
frage im Prognosezeitraum weiter stärken.
Darüber hinaus wird auch das Exportgeschäft,
vor allem angesichts der erwarteten robusten
Erholung in den USA, weiter in hohem Tempo
expandieren.
Oktober unterhalb des Inflationsziels der No‐
tenbankvon6%lag.Dennmaßgeblichfürden
relativgeringenPreisauftriebseitJahresbeginn
2014 war vor allem die stark verlangsamte
Teuerung der Nahrungsmittelpreise, deren
Schwankungen zumeist sehr groß jedoch rein
temporärerNatursind.
Eine Vielzahl von Frühindikatoren deutet da‐
rauf hin, dass sich die Konjunktur in den kom‐
mendenMonatenweiterbelebenwird.Auchim
weiteren Prognosezeitraum dürfte die indische
WirtschaftaufgrundeinersichfestigendenBin‐
nennachfrage in leicht zunehmendem Tempo
expandieren, obgleich die mangelhafte Infra‐
struktur und die zuletzt etwas gestiegenen Fi‐
nanzierungskosten dämpfend wirken werden.
So dürften das gestiegene Unternehmensver‐
trauenunddiegeplanteAusweitungderöffent‐
lichen Infrastrukturausgaben im Energie und
Verkehrssektor die gesamtwirtschaftliche In‐
vestitionstätigkeit zunehmend ankurbeln. Auch
der private Verbrauch dürfte von den steigen‐
den Realeinkommen profitieren und im kom‐
menden Jahr ebenfalls beschleunigt zulegen.
Alles in allem, wird das Bruttoinlandsprodukt
in diesem Jahr um 6,1% und im kommenden
Jahrum7,1%zulegen.
LeichteBeschleunigunginSüdostasien
In den südostasiatischen Schwellenländern
(Indonesien, Malaysia, Philippinen, Thailand)
hat sich die gesamtwirtschaftliche Dynamik
nach dem schwachen ersten Quartal 2014 et‐
was beschleunigt. Zwar belastet noch immer
die schwache weltwirtschaftliche Entwicklung
die Exporte, und von der vielerorts restriktiv
ausgerichtetenFinanzpolitikgingenimSommer
dämpfendeImpulseaus.Dieswurdeaberdurch
die Ausweitung des privaten Verbrauchs über‐
kompensiert. Der Ausblick für den Prognose‐
zeitraum stellt sich optimistischer dar. Auf‐
grund einer sich beschleunigenden Binnen‐
nachfrage und einer Zunahme der Handels‐
strömezwischendenLändernderRegionistzu
erwarten, dass die konjunkturelle Dynamik in
derLändergruppeweiterzunimmt.DasBrutto‐
NurlangsameErholunginLateinamerika
Die gesamtwirtschaftliche Expansion der Regi‐
on blieb im ersten Halbjahr gedämpft. Hier
15
DieLagederWeltwirtschaft
NurlangsameErholunginLateinamerika
letzt sogar umkehrten. Um die Reserven zu
stützen,wäreArgentinienabergeradeaufdiese
Kapitalimporteangewiesen.
In Chile und Mexiko wurden die Leitzinsen zu‐
letzt gesenkt, obwohl die Inflationsraten über
dem Zielkorridor liegen. In beiden Ländern
versuchtdieGeldpolitikdieKonjunkturzustüt‐
zen.
Insgesamt dürfte die Region in 2014 mit ledig‐
lich0,9%expandieren.FürdaskommendeJahr
zeichnet sich nur eine leichte Erholung mit ei‐
nerWachstumsratevon2,0%ab.Nachdemdie
Industrieproduktion in den meisten Ländern
seit mehreren Monaten rückläufig war, gibt es
amaktuellenRandwiederpositiveEntwicklun‐
gen. Zwar deutet dies darauf hin, dass die Tal‐
sohle bis Ende 2014 durchschritten sein wird,
die gesamtwirtschaftliche Dynamik dürfte sich
aber im Prognosezeitraum nur geringfügig er‐
höhen. Denn die beiden wirtschaftlichen
Schwergewichte der Region, Brasilien und Ar‐
gentinien,werden,trotzleichterErholung,weit
hinter den Zuwachsraten der Vergangenheit
zurückbleiben. Während Brasilien weiterhin
unter seinen ungelösten Strukturproblemen
(hohe Steuerbelastung, Bürokratie und Infra‐
strukturengpässe)leidet,trübeninArgentinien
ungünstige wirtschaftliche Rahmenbedingun‐
gen (wie Import‐ und Devisenkontrollen), eine
hoheInflationunddertechnischeZahlungsaus‐
fall den Ausblick. Solange Argentinien keine
Einigung mit den Gläubigern erzielt, die nach
dem Zahlungsausfall im Jahr 2001 nicht umge‐
schuldet worden waren (den sog. Holdouts),
dürfte die Finanzierung weiterer Defizite
schwierig werden. Mexiko und Kolumbien, die
schon in diesem Jahr vergleichsweise hohe Zu‐
wachsratenaufwiesen,werdenimkommenden
Jahr die Region anführen. Mexiko wird vor al‐
lem vom Aufschwung in den USA profitieren:
DieStimmungunterEinkaufsmanagernimVer‐
arbeitenden Gewerbe hellte sich seit Mitte des
Jahres deutlich auf. Hier ebnen umfangreiche
Reformen den Weg zu einem langfristig höhe‐
renProduktionspotential.
machten sich vor allem das schwächere welt‐
wirtschaftliche Umfeld sowie niedrige Roh‐
stoffpreise bemerkbar. So lieferte der Außen‐
beitragnurkleineImpulse,zumWachstumbei‐
getragen hat fast ausschließlich der Konsum.
Investitionen wiederum stagnierten bzw.
schlugen zuletzt sogar negativ zu Buche. Dies
warvoralleminBrasilienderFall,wodieWirt‐
schaftsleistung im ersten Halbjahr gar
schrumpfte. Hier verschlechtert die restriktive
Geldpolitik, die Mitte 2013 als Antwort auf die
verstärkten Kapitalabflüsse und der daraus
resultierendenWährungsabwertungeingeleitet
wurde, die Finanzierungsbedingungen für
Haushalte und Unternehmen. Für die jüngste
Leitzinserhöhung Anfang November war dage‐
gendieseitAnfang2014stetigsteigendeInfla‐
tionsratemaßgeblich.
Auch die Notenbanken in Kolumbien und Ar‐
gentinienerhöhtenzuletztdieZinsen.Während
inKolumbienwohlauchdiehoheInflationsrate
ausschlaggebend für die geldpolitische Straf‐
fung war, dürfte die argentinische Notenbank
eher darauf abzielen, den Währungsverfall zu
stoppen.DieStützungdesArgentinischenPeso,
der seit 2013 um rund 70% gegenüber dem
US‐Dollar abwertete, ließ die Devisenreserven
im gleichen Zeitraum um rund 15 Mrd. US‐
Dollar auf 26 Mrd. US‐Dollar abschmelzen. Der
RückgangderReservenistnunzumindestvor‐
rübergehend gestoppt. Der technische Zah‐
lungsausfall, zu dem es im Sommer 2014 kam,
beschwor zwar keine unmittelbare Krise her‐
auf; er lässt jedoch die Rückkehr zu den inter‐
nationalenKapitalmärktenwiederweiterindie
Ferne rücken. Mehr als je zuvor dürfte die Re‐
gierung zukünftig auf die Monetarisierung der
Staatsverschuldung angewiesen sein, was die
ohnehin hohe Inflation wohl weiter befeuern
wird. Um den Handelsbilanzüberschuss auszu‐
weiten,verstärktedasLanddieImportkontrol‐
len. Der zunehmende Interventionismus und
die hohen makroökonomischen Ungleichge‐
wichte, die sich über Jahre aufgebaut haben
(exzessive Fiskalpolitik, hohe Inflation), sind
jedochkontraproduktivfürausländischeDirek‐
tinvestitionen, dessen Kapitalströme sich zu‐
16
DieLagederWeltwirtschaft
RusslandimstrukturellenUmbruch
RusslandimstrukturellenUmbruch
Weniger dynamisch entwickelte sich hingegen
der private Konsum, der bislang als eine der
wichtigen Stützen der russischen Wirtschaft
fungierte. So legten die Umsätze im Einzelhan‐
del in den ersten neun Monaten 2014 langsa‐
merzu,alsimgleichenZeitraumdesVorjahres.
DieInflation,dieimVerlaufdesJahresdeutlich
aufbiszuletzt8%(November)anstieg,belaste‐
tezusätzlichdieRealeinkommen.
DerAußenwertdesRubelsdürfteimPrognose‐
zeitraum weiter unter Druck bleiben, denn der
Kapitalabzugwirdsichwohlfortsetzen.Fürdie
russischen Staatseinnahmen ist dies von Vor‐
teil. Zwar wird der russische Staatshaushalt,
dessenEinnahmensichetwazurHälfteausdem
Export von Rohstoffen speisen, derzeit durch
die niedrigen Dollar‐Ölpreise stark belastet.
Durch die Abwertung des Rubels werden die
rohstoffpreisbedingten Verluste im Staatshaus‐
halt allerdings in etwa kompensiert. Durch die
Rubelabwertung ergeben sich aber auch Risi‐
ken, da die Schuldenlast bei den Fremdwäh‐
rungskrediten zunimmt. Etwa drei Viertel der
Auslandsverschuldung Russlands, die sich im
Juni 2014 auf 731 Mrd. US‐Dollar belief, ist in
Fremdwährungen denominiert. Der größte
Schuldner ist dabei der Unternehmenssektor
(216 Mrd. US‐Dollar), gefolgt vom Bankensek‐
tor(170Mrd.US‐Dollar).DieZahlungsfähigkeit
des Bankensektors ist aktuell gesichert, da die
Zentralbank über Fremdwährungsreserven in
Höhe von 429 Mrd. US‐Dollar (Anfang Novem‐
ber 2014) verfügt. Auch die Relationen der ge‐
samten Auslandsverschuldung (in Fremd‐ und
Landeswährung) zu den Exporten (35%) und
zumBruttoinlandprodukt(123%)liegenunter
den von der Weltbank als problematisch defi‐
niertenSchwellenwerten.Zwarkannesbeiden
einzelnen Schuldnern, vor allem im Unterneh‐
menssektor,imPrognosezeitraumzuZahlungs‐
engpässen kommen, eine flächendeckender
Zahlungsausfallistjedochnichtzuerwarten.
Die gesamtwirtschaftliche Produktion dürfe in
diesemJahraufgrundfallenderBruttoanlagein‐
vestitionen,einesschwachenprivatenKonsums
sowiesinkenderExporteinnahmenumlediglich
Die Ukraine‐Krise traf die russische Wirtschaft
in mitten einer seit lä ngerem andauernden
Schwä chephase. Durch die geopolitischen
SpannungenunddieSanktionsspiralezwischen
Russland und dem Westen haben sich die vor‐
handenen Kernprobleme der russischen Wirt‐
schaft–InvestitionsschwächeundKapitalflucht
–weiterverschärft.Derbereitsseit2009anhal‐
tende Kapitalabzug hat sich in der ersten Jah‐
reshälfte 2014 beschleunigt. Mit der Freigabe
des Rubel‐Wechselkurses Anfang November
2014 erreichte der Wechselkursverfall einen
vorläufigen Höhepunkt. Insgesamt wertete der
Rubel zwischen Januar und Anfang Dezember
2014 um mehr als 30% gegenüber dem Euro
und rund 40% gegenüber dem US‐Dollar ab..
DierussischeZentralbanksahsichimLaufedes
Jahres gezwungen, die Zinsen stets nach oben
anzupassen.DieUnsicherheitunddieungünsti‐
gen Finanzierungsbedingungen dämpften die
Investitionstätigkeit, sodass die Bruttoanlage‐
investitionen im ersten Halbjahr 2014 gegen‐
über dem Vorjahr sanken. Trotz dieser insge‐
samt ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbe‐
dingungen entwickelte sich die Industriepro‐
duktion besser als erwartet. Dies ist auf ver‐
schiedene Gründe zurückzuführen: Zum einen
profitierten gleich mehrere Wirtschaftssekto‐
ren vom Einfuhrverbot für ukrainische Güter
und von Produktionsausfällen in der Donbass‐
Region. Hierzu zählen in erster Linie Unter‐
nehmen
der
Metallerzeugung
und
‐verarbeitung, der Rüstungsindustrie und der
Nahrungsmittelverarbeitung. Zum anderen
verhalfen Russlands Importrestriktionen ge‐
genüberderEUunddenUSAdereinheimischen
Lebensmittelindustrie und der Landwirtschaft
zu einer Ausweitung der Produktion. Hinzu
kam, dass die starke Rubelabwertung inländi‐
scheGüterimVergleichzuimportiertenGütern
verbilligte. Nicht zuletzt weitete auch der Staat
seine Aufträge an einheimische Unternehmen
aus. Insgesamt stieg die Industrieproduktion
bis Oktober dieses Jahres um 1,7% (im Ver‐
gleichzu0,4%in2013).
17
DieLagederWeltwirtschaft
RusslandimstrukturellenUmbruch
Investitionenkompensiertwerden(z.B.ausden
Reserven des Fonds für Nationale Wohlfahrt,
dessen Volumen sich auf ca. 82 Mrd. US‐Dollar
bzw. 5% des BIP beläuft), die internationalen
Kapitalmärkte bleiben jedoch sowohl für den
StaatalsauchfürdieUnternehmenvorerstver‐
schlossen. Impulse werden in erster Linie aus
der Industrieproduktion erwartet, denn die
Wirtschaftspolitik wird die Importsubstitution
weitervorantreiben.Somitkönnteesderrussi‐
schen Wirtschaft gelingen, der Rezession zu
entgehen. Allerdings überwiegen im kommen‐
den Jahr die mit dem Kapitalabzug und dem
ÖlpreisverfallverbundenenAbwärtsrisiken.
0,8%zunehmen.ImnächstenJahrdürfteRuss‐
landineineRezessiongleiten.Durchdiegesun‐
kenen Energiepreise werden sich die Export‐
einnahmen, die bislang wesentlich zur gesamt‐
wirtschaftlichenDynamikundzurFinanzierung
des Staatshaushaltes beigetragen haben, redu‐
zieren. Die anhaltende Abwertung des Rubels
wirddieImporteverteuernundsomitzueinem
weiterenAnstiegderVerbraucherpreiseführen.
Der private Konsum dürfte sich daher kaum
ausweiten. Infolge des Inflationsanstiegs wird
die Zentralbank wohl weitere Zinsanhebungen
beschließen. Die ungünstigen Finanzierungsbe‐
dingungen werden die Investitionen im Prog‐
nosezeitraum weiter dämpfen. Zwar dürfte die
Investitionsschwächeteilweisedurchstaatliche
18
DieLageinderEuropäischenUnion
AufschwungimEuroraumerneutvertagt
2. DieLageinderEuropäischenUnion
Abbildung2.1
AufschwungimEuroraumerneutvertagt
Reales Bruttoinlandsprodukt im Euroraum
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
Das reale Bruttoinlandsprodukt im Euroraum
konnteimdrittenQuartal2014gegenüberdem
Vorquartal um 0,2% zulegen und setzte damit
seineErholungmitleichterhöhtemTempofort
(sieheAbb.2.1).ImzweitenQuartal2014hatte
der Anstieg noch bei 0,1% gelegen. Somit be‐
findet sich die aggregierte Wirtschaftsleistung
imEuroraumseitnunmehrsechsQuartalenauf
Expansionskurs, nachdem im Frühjahr 2013
eine tiefe und lange Rezession überwunden
werden konnte. Der Grad der Expansion ist
jedochäußerstgeringundbleibtdeutlichhinter
früheren Aufschwüngen zurück. Zudem legte
die realwirtschaftliche Aktivität in den vergan‐
genenMonatenschwächerzu,alsnochimFrüh‐
jahr erwartet, da im Sommer erneut Zweifel
aufkamen, ob die Regierungen in Frankreich
undItalienbereitundfähigsind,dienotwendi‐
gen Reformen auf den Arbeits‐ und Produkt‐
märktendurchzuführensowieeinenglaubwür‐
digen Konsolidierungskurs einzuleiten. Des
Weiteren belasteten auch die politischen Kon‐
flikte in der Ukraine und im Nahen Osten das
UnternehmensvertrauenimEuroraum.InFolge
dessen sanken die Bruttoanlageinvestitionen
sowohlimzweitenalsauchimdrittenQuartal.
103
102
Bruttoanlageinvestitionen
99
97
2015
–0,5
0,8
0,9
–0,7
0,9
0,7
0,2
0,9
0,4
–2,4
0,7
0,7
0,0
0,6
Exporte
1,7
3,5
4,4
Importe
1,2
3,5
4,2
Außenbeitraga)
0,4
0,2
0,3
Verbraucherpreiseb)
1,3
0,4
0,7
–2,9
–2,6
–2,5
2,4
2,5
2,7
11,7
11,5
In % des nominalen Bruttoinlandsprodukts
In % der Erwerbspersonen
c)
Gesamtstaatlich. –
d)
2013
2014
2015
Quellen: Eurostat; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
2014
12,0
2012
2013
Harmonisierter Verbraucherpreisindex. –
-2
2011
0,0
b)
-1
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
0,6
Wachstumsbeitrag. –
dardisiert.
Prognosezeitraum
-0,7%
a)
–0,1
a)
-0,5%
98
–0,9
Arbeitslosenquoted)
0
1,6%
Inländische Verwendunga)
Leistungsbilanzsaldo
1
0,8%
100
Vorratsveränderungena)
Budgetsaldoc)
(linke=Skala)
1.Volumen
Quartal 2011
100
0,9%
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Staatskonsum
Jahresdurchschnittb)b)
Jahresdurchschnitt
101
Tabelle2.1
Privater Konsum
2
laufende
laufendeRate
Ratea)a)
Eckdaten zur Wirtschaftsentwicklung im Euroraum
Reales Bruttoinlandsprodukt
%
Index, 1. Quartal 2011 = 100
Stan-
Quelle: Eurostat; Europäische Kommission; ILO; Berechnungen des ifo Instituts; 2014 und 2015:
Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
19
EinpositiverExpansionsbeitragkamdagegenin
denvergangenenQuartalensowohlvomStaats‐
alsauchvomPrivatkonsum.(sieheAbb.2.2und
Tab.2.1).DiestaatlichenKonsumausgabenpro‐
fitierten vor allem davon, dass fiskalische Kon‐
solidierungsmaßnahmen in einigen Mitglieds‐
ländern ausgelaufen sind und keine nennens‐
wertenneuenbeschlossenwurden.Derprivate
Konsumkonntemoderatzulegen,daeinenied‐
rige und weiterhin rückläufige Preissteige‐
rungsrate die Budgets der privaten Haushalte
entlastet. Die Erholung der privaten Konsum‐
ausgaben hatte sich bereits vor einiger Zeit in
einem Anstieg des Verbrauchervertrauens auf
ein vergleichsweise hohes Niveau angekündigt,
obgleichdiesesseitdemSommerwiederleicht
rückläufig ist. Vom Außenbeitrag kamen dage‐
genkaumImpulse,auchdadieImporteimVer‐
laufdiesesJahresangezogenhaben.
DierealwirtschaftlicheExpansionimEuroraum
hat auch zu einer Stabilisierung am Arbeits‐
marktbeigetragen.SolagdieArbeitslosenquote
im Oktober 2014 bei 11,5% und somit etwas
niedriger als noch im Oktober 2013 (11,9%).
Auch die Beschäftigung konnte im bisherigen
Jahresverlaufleichtzulegen,obgleichdiesewei‐
terhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau
liegt. Sollte der Expansionsgrad weiterhin der‐
DieLageinderEuropäischenUnion
AufschwungimEuroraumerneutvertagt
Abbildung2.2
Konjunkturelle Entwicklung im Euroraum
Privater Verbrauch und
Konsumentenvertrauen
Bruttoanlageinvestitionen und
Kapazitätsauslastung
10
5
%
%
90
in % des BIP
Bruttoanlageinvestitionena)b)
85
(linke Skala)
0
80
-5
75
2
%
%
0
Index des Konsumtenvertrauensc)
1
(rechte Skala)
0
Kapazitätsauslastungc)
-10
-15
70
(rechte Skala)
2009
2010
2011
2012
2013
2014
65
%
Mill. Personen
13
4
-30
(linke Skala)
-2
2009
2010
Arbeitsmarktc)
152
-20
Privater
Verbrauch
zu
konstanten
Preisena)b)
-1
2011
2012
2013
2014
Inflationd)
%
%
HVPIe)
3
-40
4
3
11
149
2
2
146
-10
Erwerbstätige
Arbeitslosenquote
(linke Skala)
1
9
(rechte Skala)
1
Kerninflationh)
0
0
bereinigter HVPIf)
7
143
2009
2010
2011
2012
2013
-1
2009 2010
20102011
20112012
20122013
201320142014
2009
2014
ifo Wirtschaftsklima
Verschuldung
300
in % des BIP
gut
erwartete Entwicklung
für die nächsten 6 Monate
250
200
Nichtfinanzielle
Kapitalgesellschaften
zufriedenstellend
150
100
-1
Private Haushalte
50
gegenwärtige Lage
0
schlecht
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14
2009
2010
2011
2012
2013
2014
a)
Veränderungsrate gegenüber Vorjahresquartal - b) Real, saisonbereinigte Werte. - c) Saisonbereinigte Werte. Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat. - e) Harmonisierter Verbraucherpreisindex. - f) HVPI bereinigt
um die Effekte von Verbrauchssteuern. - h) HVPI ohne Preise für Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel. i) Waren und Dienstleistungen.
Quellen: Ifo World Economic Survey; Eurostat; Europäische Zentralbank; Berechnungen des ifo Instituts.
d)
art gering bleiben, so ist ein nachhaltiger Be‐
schäftigungsaufbauwohlnochinweiterFerne.
Der Preistauftrieb ist am aktuellen Rand wei‐
terhinäußerstgering.DiejährlicheInflationsra‐
te lag im November 2014 bei lediglich 0,3%
und somit deutlich unter der mittelfristigen
ZielmarkederEuropäischenZentralbank(EZB)
von unter, aber nahe 2%. Schon im November
2013 hatte sie bei nur 0,9% gelegen und ist
seitdem weiter gefallen, so dass die aktuelle
Phase niedrigen Preisauftriebs nun schon seit
guteinem Jahranhält.AuchdieKerninflations‐
rate (Gesamtinflationsrate ohne Energie und
unverarbeitete Nahrungsmittel) liegt derzeit
bei lediglich 0,7%. Letztere spiegelt vor allem
die anhaltend unterausgelasteten Produktions‐
kapazitäten und die somit geringen Preiserhö‐
hungsspielräume der Unternehmen wider,
während die niedrige und rückläufige Ge‐
samtinflationsrate auch auf sinkende Energie‐
und Nahrungsmittelpreise zurückzuführen ist.
Des Weiteren sind auch die Preiseffekte ver‐
gangenerSteuer‐undAbgabenerhöhungen(z.B.
Erhöhungen der Verbrauchssteuersätze) im
Verlauf des Jahres 2014 nahezu vollständig
ausgelaufen. Nicht zuletzt üben auch die not‐
wendigenBemühungenderKrisenländer,durch
Lohn‐ und Preissenkungen ihre preisliche
Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, einen
Deflationsdruck auf den Euroraum insgesamt
aus.DieGefahreinersichselbstverstärkenden
Deflationsspirale aus sinkenden Preisen und
sinkender Nachfrage erscheint jedoch derzeit
äußerstgering.
20
DieLageinderEuropäischenUnion
EZBerhöhtExpansionsgradweiter
EZBerhöhtExpansionsgradweiter
An den Geldmärkten hat sich die Situation da‐
gegen im Jahresverlauf 2014 weiter entspannt.
So liegt der Zinsaufschlag („Spread“) von nicht
besicherten gegenüber besicherten Geldmarkt‐
papieren derzeit bei nur noch gut 0,1 Prozent‐
punkten, was auf ein gestiegenes Vertrauen
zwischen den Banken hindeutet. (siehe Abb.
2.3).AmHöhepunktderFinanzkriseimHerbst
2008 bzw. der Eurokrise Anfang 2012 lag der
Zinsaufschlag bisweilen bei etwa 1,5 Prozent‐
punkten. Zudem gibt es vermehrt Hinweise
darauf, dass der grenzüberschreitende Inter‐
bankenhandel zugenommen hat, obgleich die
Volumenimmernochdeutlichunterdenenvon
Die Geldpolitik der EZB ist weiterhin expansiv
ausgerichtet,dadieInflationäußerstniedrigist
und die Produktionskapazitäten anhaltend un‐
terausgelastet sind. Zudem kommt die Kredit‐
vergabe im Euroraum insgesamt nicht in Gang.
ImSeptember2014senktedieEZB erneutden
ZinsfürdieHaupt‐undlängerfristigenRefinan‐
zierungsgeschäfte bzw. den Einlagesatz um 0,1
Prozentpunkteaufnun0,05bzw.‐0,2%.Zudem
machte sie verbal deutlich, dass mit diesem
Schritt die Mittel konventioneller Zinspolitik
nun endgültig ausgeschöpft sind. Daher be‐
schlosssieeineReihezusätzlicherMaßnahmen,
umdieKreditvergabeimEuroraumzubeleben
und die Inflationsrate wieder näher an ihre
Zielmarke heran zu führen. Diese Maßnahmen
umfassen u.a. den Ankauf besicherter Wertpa‐
piereundKreditverbriefungen,mitdemerklär‐
ten Ziel, die Bilanzsumme der EZB um rund 1
BillionenEuroauszuweiten.
Abbildung2.3
Zur monetären Lage im Euroraum
Geldmarktzinsena)
6
Kapitalmarktzinsenb)
%
%
%
Euribor
5
6
4
Eonia
3
3
4
Eurepo
2
2
Spread
1
Staatsanleihen
(Deutschland)
1
0
0
-1
-1
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
2
Gedeckte Anleihen
(Krisenländer)
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
0
Veränderung der Kreditbeständed)
Kreditzinsenc)
%
%
6
%
7
6
%
25
20
5
5
20
15
10
10
Nicht-Krisenländer
Krisenländer
4
4
Euroraum
3
5
5
0
0
-5
2
25
Euroraum
15
3
8
Staatsanleihen
(Krisenländer)
5
4
7
%
6
2
-5
Krisenländer
-10
-10
Nicht-Krisenländer
1
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
1
-15
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
a) Spread
-15
= Euribor - Eurepo. - b) Staatsanleihen = Zinsen für deutsche Bundesanleihen bzw. Anleihen der Krisenländer (Griechenland, Irland, Italien,
Portugal, Spanien) mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren; Gedeckte Anleihen = Durchschnittliche Umlaufsrendite gedeckter Anleihen in den
Krisenländern; BIP-gewichtete Durchschnitte. - c) Durchschnittlicher Zins für neuvergebene Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften über alle
Laufzeiten; Gewichtung anhand von Kreditbeständen; Krisenländer aufgrund fehlender Daten ohne Griechenland. - d) Kreditbestände nichtfinanzieller
Kapitalgesellschaften (Veränderung gegenüber Vormonat in Prozent, annualisierter gleitender Dreimonatsdurchschnitt, saisonbereinigt).
Quellen: Europäische Zentralbank, iBoxx, Reuters; Berechnungen des ifo Instituts.
21
DieLageinderEuropäischenUnion
EZBerhöhtExpansionsgradweiter
schwanken seit Anfang des Jahres 2012 zwi‐
schen 3,5 und 4% und sind damit fast doppelt
so hoch wie die in den bonitätsstarken Mit‐
gliedsstaaten, was sowohl auf nachfrage‐, als
auch angebotsseitige Effekte zurückzuführen
ist. Zum einen ist die Bonität vieler Unterneh‐
menindenKrisenländernaufgrundeinertiefen
RezessionundgeplatzterKreditblasenschlecht
unddierelativhohenKreditzinsenreflektieren
entsprechende Risikoprämien. Zum anderen
deutet die mangelnde Durchleitung von Refi‐
nanzierungskostenderBankenzuKreditzinsen
aber auch auf angebotsseitige Beschränkungen
hin. Viele Kreditinstitute in den Krisenländern
halten weiterhin hohe und immer noch anstei‐
gendeBeständeanausfallgefährdetenKrediten,
was zu einer Zurückhaltung bei der Kredit‐
vergabeführt.EinenachhaltigeBereinigungder
Bankbilanzen von Altlasten ist aber noch nicht
inSicht.
Diese Zurückhaltung bei der Kreditvergabe
spiegelt sich auch in der Entwicklung der Kre‐
ditbestände wider. Während das Volumen aus‐
stehender Kredite in den Nicht‐Krisenländern
amaktuellenRandleichtzulegt,schrumpfendie
Bestände in den Krisenländern weiterhin, ob‐
gleich die Schrumpfungsraten seit Mitte des
Jahres2013z.T.etwasrückläufigsind.
AllesinallemdürftensichdieFinanzierungsbe‐
dingungen für private Haushalte sowie Unter‐
nehmenimEuroraumimVerlaufdesPrognose‐
zeitraums weiter verbessern. Der Expansions‐
grad der Geldpolitik wird wohl hoch bleiben
und die Kapitalmarkzinsen niedrig. Die Unter‐
schiede zwischen den Krisenländern und den
bonitätsstarken Mitgliedsländern dürften aber
bestehenbleibenundnurlangsamkleinerwer‐
den,dadieGesundungdesdortigenBankensek‐
tors noch lange nicht abgeschlossen ist. Die
Kreditvergabe wird sich daher wohl auch nur
sehrschleppendbeleben.
vorderKriseliegen.ImPrognosezeitraumdürf‐
te sich diese Normalisierung am Interbanken‐
marktfortsetzen,auchdadiePrüfungderAkti‐
va‐Qualität von Banken (Asset Quality Review,
AQR) durch die EZB sowie der von der EZB
durchgeführte Bankenstresstest eine gewisse
TransparenzinBezugaufdenKapitalbedarfder
größtenBankenimEuroraumgebrachthat.Der
Stresstest war sowohl umfangreicher, als auch
restriktiver im Vergleich zu früheren Prüfun‐
gen, obgleich nicht alle Zweifel an der Krisen‐
festigkeit des Bankensektors ausgeräumt wer‐
den konnten. Insbesondere wurde nicht unter‐
sucht,obundwieeineanhaltendeDeflationdie
Stabilität der systemrelevanten Banken bein‐
trächtigenwürde.
An den Kapitalmärkten sind die Umlaufsrendi‐
ten aufgrund des geringen Preisauftriebs, der
jüngsten EZB‐Entscheidungen sowie in Erwar‐
tung zusätzlicher geldpolitischer Maßnahmen
weiter gefallen. Eine Ausweitung der Wertpa‐
pierankaufprogrammeauchaufUnternehmens‐
und Staatsanleihen scheint wahrscheinlich. So
sankendieZinsenaufzehnjährigeBundesanlei‐
hen im Laufe des Jahres 2014 erneut deutlich
und liegen derzeit bei nur noch knapp 0,7%.
Auch die Renditen auf Staatsanleihen der Kri‐
senländer (Griechenland, Irland, Italien, Portu‐
gal und Spanien) setzten ihren Mitte 2012 be‐
gonnen Abwärtstrend fort und liegen inzwi‐
schennurnochrundeineinhalbProzentpunkte
über denen der bonitätsstärksten Mitgliedslän‐
der(u.a.DeutschlandundLuxemburg).ImZuge
dieses Renditerückgangs sind auch die Zinsen
auf Unternehmensanleihen jeglicher Bonität
sowie insbesondere die auf gedeckte Anleihen
(„Pfandbriefe“) sowohl in den bonitätsstarken,
als auch in den Krisenländern deutlich gesun‐
ken. Letztere spielen vor allem bei der Finan‐
zierung von Banken eine erhebliche Rolle. Sie
bewegen sich nunmehr auf einem historisch
niedrigenNiveau.
Die niedrigen Refinanzierungskosten der Ban‐
ken spiegeln sich jedoch bisher nicht in den
Kreditzinsen für nichtfinanzielle Kapitalgesell‐
schaften in den Krisenländern wider. Diese
22
DieLageinderEuropäischenUnion
HaushaltskonsolidierunggerätinsStocken
auch da zahlreiche strukturelle Probleme im
Euroraumweiterungelöstsind.
JüngsteUnternehmens‐sowieKonsumentenbe‐
fragungendeutenan,dasssowohldieBruttoan‐
lageinvestitionen, als auch der private Konsum
innaherZukunftleichtzulegendürften.Erstere
profitierenu.a.voneineretwaswenigerrestrik‐
tiven Kreditvergabepraxis der Banken. Die ab‐
geschlossene Prüfung der Aktiva‐Qualität von
Banken durch die EZB dürfte das Vertrauen in
dieStabilitätdesBankensektorsetwasgestärkt
haben und somit positive Impulse für die pri‐
vate Investitionstätigkeit mit sich bringen. Al‐
lerdings dürfte die hohe und nach wie vor an‐
steigende Verschuldungsquote des Unterneh‐
menssektors weiterhin dämpfend auf das Kre‐
ditangebotwirken.DieUnsicherheit,dieinfolge
der geopolitischen Konflikte im Laufe des Jah‐
res 2014 angestiegen war, dürfte sukzessive
zurückgehen und Unternehmen dazu veranlas‐
sen, aufgeschobene Investitionsprojekte nach‐
zuholen. Darüber hinaus wird die steigende
Kapazitätsauslastung voraussichtlich im Prog‐
nosezeitraum neben Ersatz‐ auch Erweite‐
rungsinvestitionen attraktiver erscheinen las‐
sen.
Der private Konsum wird wohl weiterhin von
einem äußerst geringen Preisauftrieb profitie‐
ren, der die Budgets der Haushalte entlastet.
Insbesondere die stark gesunkenen Energie‐
preise lassen die real verfügbaren Einkommen
steigen.DesWeiterenistvonanhaltendgünsti‐
gen Finanzierungsbedingungen in einigen Mit‐
gliedsländern auszugehen, was den Kauf von
dauerhaften Konsumgütern für die privaten
Haushalte attraktiv erscheinen lässt. Jedoch
sindvieleHaushalte–insbesondereindenKri‐
senländern–gezwungen,aufgrundbestehender
Verbindlichkeiten, einen beträchtlichen Teil
ihres verfügbaren Einkommens für den Schul‐
dendienst aufzuwenden, so dass der Anstieg
derKonsumausgabenvondieserSeitegebremst
werdendürfte.
KeineBremseffektewerdendagegenwohlvom
Staatskonsum ausgehen, da die Konsolidie‐
HaushaltskonsolidierunggerätinsStocken
Die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte
imEuroraumistimlaufendenJahrmerklichins
Stockengeraten,auchdadieZinsenaufStaats‐
anleihen äußerst niedrig sind und die EU‐
Kommission den Konsolidierungsdruck auf die
nationalen Regierungen spürbar gelockert hat.
Während das um konjunkturelle Effekte berei‐
nigte Defizit laut der Herbst‐Prognose der EU‐
Kommission in den Jahren 2010 bis 2013 um
3,7 Prozentpunkte gesunken ist (von 5,0% auf
1,3%), dürfte es bis zum Ende des Prognose‐
zeitraumskaumnochweiterzurückgehenbzw.
darüber hinaus sogar leicht ansteigen (auf
1,1% im Jahr 2014 und 2015 sowie auf 1,4%
imJahr2016).InsbesondereinFrankreichund
Italien ist mit leicht steigenden strukturellen
Defiziten bis zum Ende des Jahres 2016 zu
rechnen,dadortkeinenennenswertenzusätzli‐
chenKonsolidierungsmaßnahmengeplantsind.
Während die verringerten Konsolidierungsbe‐
mühungenzueinerleichtenBelebungderKon‐
junktur im kommenden Jahr führen dürften,
bergen sie darüber hinaus jedoch erhebliche
Stabilitätsrisiken, da die öffentlichen Schulden‐
ständederMitgliedsländerhistorischhochsind.
SokönntenerneutZweifelanderTragfähigkeit
der Staatsschulden in vielen Mitgliedsländern
aufkommen,waseineneuerlicheEskalationder
Eurokrisenachsichziehenkönnte.
KeinAufschwungimEurorauminSicht
Die realwirtschaftliche Erholung im Euroraum
dürfte sich auch im Jahr 2015 fortsetzen. Ein
AufschwungistjedochweiterhinnichtinSicht.
DaraufdeutetauchdasifoWirtschaftsklimafür
den Euroraum, das sich im dritten und vierten
Quartal verschlechtert hat. Nachdem das reale
Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2013 noch um
0,5% geschrumpft war, wird es im laufenden
Jahrumvoraussichtlich0,8%undkommenden
Jahr um 0,9% zulegen. Das Expansionstempo
dürfteindenkommendenQuartalenbestenfalls
leicht ansteigen und insbesondere deutlich un‐
ter dem früherer Aufschwünge zurückbleiben,
23
DieLageinderEuropäischenUnion
SpanienaufErholungskurs–FrankreichundItalienbereitenSorgen
ImZugederleichtanziehendenWirtschaftsleis‐
tungdürftedasöffentlicheDefizitimPrognose‐
zeitraum geringfügig zurückgehen. Nach 2,9%
imJahr2013wirdeswohlauf2,6%indiesem
und2,5%imnächstenJahrsinken.
DasgrößteAbwärtsrisikofürdieKonjunkturim
Euroraum im kommenden Jahr besteht wohl
vor allem in einer erneuten Eskalation des Uk‐
raine/Russland Konflikts. Die realwirtschaftli‐
che Erholung dürfte zudem schwächer ausfal‐
len, sollte die Nachfrage aus dem Ausland und
insbesondere aus den Schwellenländern gerin‐
ger sein, als unterstellt. Die Erholung könnte
jedochauchstärkerausfallen,solltederÖlpreis
weiterfallenoderderEuroweiterabwerten.
rungsbemühungen in vielen Mitgliedsländern
nahezuzumErliegengekommensindundauch
nicht mit neuen dämpfenden Maßnahmen im
Prognosezeitraum zu rechnen ist. Auch durch
denAußenbeitragistindenkommendenQuar‐
talenvoraussichtlichmiteinemmoderatpositi‐
ven Impuls zu rechnen, da die Auslandsnach‐
frage, insbesondere wohl aus den Vereinigten
Staaten sukzessive anziehen wird. Der recht
starke Anstieg des US‐Dollars gegenüber dem
EuroindenvergangenenMonatenmachtesfür
amerikanische Unternehmen und Verbraucher
zunehmen attraktiv, Produkte aus dem Euro‐
raum zu erwerben. Da aber auch die Importtä‐
tigkeit im Euroraum vermehrt zulegen dürfte,
wirdderAußenbeitragaberinsgesamtdeutlich
niedriger ausfallen, als in früheren Erholungs‐
phasen.
DieLage aufdemArbeitsmarktdürfteauchbis
EndedesJahres2015angespanntbleiben.Zwar
wurdenineinigenMitgliedländernvielverspre‐
chende Reformen auf den Weg gebracht, die
darauf abzielen, Verkrustungen auf dem Ar‐
beitsmarkt aufzubrechen und die strukturelle
Arbeitslosenquotezusenken.Eswirdaberwohl
noch bis über den Prognosezeitraum hinaus
dauern bis diese ihre volle Wirkung entfalten
werden.ZudemistdiewirtschaftlicheDynamik
zugering,umeinennachhaltigenRückgangder
konjunkturell bedingten Arbeitslosigkeit her‐
beizuführen. Alles in allem wird die Arbeitslo‐
senquote im Durchschnitt des Jahres 2014 bei
voraussichtlich 11,7% liegen und im kommen‐
denJahrwohl11,5%betragen.
DadiekonjunkturelleGrundtendenzinsgesamt
sehr schwach ist, dürfte sich die negative Pro‐
duktionslücke im Prognosezeitraum kaum ver‐
ringern. Der Preisauftrieb wird daher wohl ge‐
ringbleibenundsichnurnachundnachetwas
verstärken. Nach 1,4% im Durchschnitt des
Jahres 2013 dürfte die Inflationsrate zunächst
auf 0,4% in diesem Jahr sinken, bevor sie im
kommenden Jahr geringfügig auf 0,7% steigt.
DiePrognoseunterstelltrealkonstanteÖl‐und
Nahrungsmittelpreisesowieeinenunveränder‐
tenEuro/DollarWechselkurs.
SpanienaufErholungskurs–Frankreichund
ItalienbereitenSorgen
Die realwirtschaftliche Erholung im Euroraum
hatnahezualleMitgliedsländererfasst,obgleich
dieDynamikweiterhinunterschiedlichist.(vgl.
Tab. 2.2). Vor allem Spanien dürfte in diesem
undnächstenJahrerheblichstärkerzulegenals
der Durchschnitt des Euroraums, während
Frankreich und insbesondere Italien voraus‐
sichtlich eine nur geringe konjunkturelle Dy‐
namik aufweisen werden. Beide Länder leiden
seit Jahren unter vergleichbaren strukturellen
Problemen, wie einer hohen Staatsquote, be‐
trächtlichen Steuer‐ und Abgabenbelastungen
fürUnternehmen,wenigflexiblenArbeitsmärk‐
ten,überreguliertenWirtschaftssektorensowie
einer zunehmenden Bedeutungsverlust der
Industrie. So sank der Anteil des verarbeiten‐
den Gewerbes an der gesamten Bruttowert‐
schöpfung in beiden Ländern in jüngster Zeit
stetig. Des Weiteren haben französische und
italienische Unternehmen seit Einführung des
EurodeutlichanpreislicherWettbewerbsfähig‐
keiteingebüßt,sodassderAnteilbeiderLänder
am Welthandel merklich zurückgegangen ist.
Bestenfallszögerlichwurdeindenvergangenen
JahrenaufpolitischerEbeneversucht,andieser
Situation etwas zu ändern. Insbesondere bei
der preislichen Wettbewerbsfähigkeit konnte
wederinFrankreichnochItalienindenvergan‐
genen fünf Jahren Fortschritte erzielt werden
(vgl. Abb. 2.4 und Kasten: Relativpreisanpas‐
sungenimEuroraum).
24
DieLageinderEuropäischenUnion
SpanienaufErholungskurs–FrankreichundItalienbereitenSorgen
Abbildung2.4
Zur Heterogenität im Euroraum
Industrieproduktion
im verarbeitenden Gewerbe
Realer Effektiver Wechselkurs
gegenüber dem Euroraum
104
Basis: BIP-Deflator; 2008Q1 = 100
Deutschland
110
Januar 2008 = 100
Italien
102
Deutschland
100
100
90
Frankreich
98
Frankreich
80
Italien
96
Spanien
94
70
Spanien
92
60
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Quellen: Europäische Kommission; Nationale Statistikämter.
Tabelle2.2
Reales Bruttoinlandsprodukt, Verbraucherpreise und Arbeitslosenquote in Europaa)
Gewicht
(BIP)
in %
Bruttoinlandsprodukt
Verbraucherpreiseb)
Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %
Arbeitslosenquotec)
in %
2013
2014
2015
2013
2014
2015
2013
2014
Deutschland
20,3
0,1
1,5
1,5
1,6
0,8
0,8
5,2
4,9
4,9
Frankreich
15,7
0,3
0,4
0,4
1,0
0,6
0,4
10,3
10,6
10,9
Italien
12,5
–1,9
–0,3
–0,2
1,3
0,1
0,6
12,2
12,8
13,0
8,5
–1,2
1,3
2,0
1,5
–0,2
0,4
26,1
24,6
23,0
Niederlande
4,8
–0,7
0,7
1,1
2,6
0,4
0,8
6,7
6,8
6,4
Belgien
2,9
0,3
0,9
0,8
1,2
0,8
1,1
8,4
8,5
8,3
Spanien
2015
Österreich
2,4
0,2
0,5
0,9
2,1
1,5
1,6
4,9
5,0
4,9
Griechenland
1,7
–3,9
0,9
1,2
–0,9
–1,3
–0,6
27,5
26,5
25,9
Finnland
1,5
–1,2
–0,2
0,6
2,2
1,3
1,3
8,2
8,6
8,7
Portugal
1,4
–1,4
0,7
0,9
0,4
–0,2
0,0
16,4
14,2
14,5
Irland
1,2
0,2
5,2
2,5
0,5
0,4
0,8
13,1
11,6
11,0
Slowakei
0,5
1,4
2,4
2,0
1,5
–0,1
0,6
14,2
13,3
12,9
Slowenien
0,3
–1,1
2,0
1,0
1,9
0,4
0,6
10,1
9,4
8,8
Luxemburg
0,3
2,0
3,2
1,7
1,7
1,6
1,8
5,9
6,1
5,9
Lettland
0,2
4,2
2,8
1,7
0,0
0,3
1,0
11,9
11,4
11,4
Zypern
0,1
–5,4
–2,5
–0,4
0,4
–0,2
0,0
15,9
15,5
15,5
Estland
0,1
1,6
2,0
1,7
3,2
0,7
1,4
8,6
7,7
7,7
Malta
0,1
2,5
2,7
1,6
1,0
0,7
1,5
6,4
5,9
5,7
Euroraumd),
74,4
–0,5
0,8
0,9
1,3
0,4
0,7
12,0
11,7
11,5
Großbritannien
13,7
1,7
3,0
2,6
2,6
1,6
1,8
7,6
6,2
5,5
Schweden
3,1
1,3
1,9
1,0
0,4
0,2
1,0
8,0
8,0
7,9
Dänemark
1,9
–0,5
0,7
1,1
0,5
0,5
1,2
7,0
6,6
6,5
93,1
–0,1
1,2
1,2
1,5
0,6
0,9
11,1
10,6
10,4
8,0
EU 20d)
Polen
2,9
1,6
3,2
3,0
0,8
0,3
1,0
10,3
8,3
Tschechien
1,2
–0,9
2,3
1,8
1,4
0,5
1,5
7,0
5,7
5,5
Rumänien
1,1
3,1
1,7
2,3
3,2
1,4
2,0
7,3
6,7
6,5
Ungarn
0,8
1,1
3,3
2,5
1,7
0,2
2,0
10,2
7,3
7,0
Kroatien
0,4
–1,0
–0,4
0,5
2,3
0,3
0,5
17,3
16,0
16,0
Bulgarien
0,3
0,9
1,6
2,0
0,4
–1,4
0,5
13,0
11,5
11,0
Litauene)
0,2
3,3
3,1
3,0
1,2
0,3
1,3
11,8
10,0
10,0
Neue Mitgliederf)
6,9
1,2
2,6
2,4
1,5
0,4
1,3
9,7
8,1
7,9
100,0
0,0
1,3
1,2
1,5
0,6
0,9
10,8
10,2
9,9
0,0
1,3
1,3
1,5
0,6
0,9
10,8
10,2
9,9
EU 28d)
EU 28g)
a)
Die Zuwachsraten sind untereinander nicht voll vergleichbar, da sie für einige Länder um Arbeitstageeffekte bereinigt
sind, für andere – wie für Deutschland – nicht. – b) Harmonisierter Verbraucherpreisindex. – c) Standardisiert. –
Gewichteter Durchschnitt der aufgeführten Länder. Bruttoinlandsprodukt und Verbraucherpreise gewichtet mit dem
Bruttoinlandsprodukt von 2013 in US-Dollar. Arbeitslosenquote gewichtet mit der Zahl der Erwerbspersonen von 2013. –
e)
Litauen ist ab 01.01.2015 Mitglied der Währungsunion f) Gewichteter Durchschnitt aus Polen, Tschechien, Rumänien,
Ungarn, Bulgarien, Litauen und Lettland. – g) Gewichteter Durchschnitt der aufgeführten Länder. Bruttoinlandsprodukt
und Verbraucherpreise gewichtet mit Kaufkraftparitäten des Jahres 2013. Arbeitslosenquote gewichtet mit der Zahl der
Erwerbspersonen von 2013.
d)
Quelle: Eurostat; OECD; IWF; ILO; Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; 2014 und 2015:
Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
25
DieLageinderEuropäischenUnion
SpanienaufErholungskurs–FrankreichundItalienbereitenSorgen
Kasten:RelativpreisanpassungenimEuroraum(DSGE)
DeutschlandhatimJahrzehntvorAusbruchderglobalenFinanzkrise2008seineWettbewerbsfähigkeit
gegenüberdemRestdesEuroraumsstarkverbessert.DiesspiegeltesichineinermassivenVerbilligung
deutscher Erzeugnisse gegenüber jener der übrigen Mitglieder der Währungsunion sowie in zuneh‐
menden Leistungsbilanzüberschüssen wider. Im restlichen Euroraum vollzog sich im selben Zeitraum
einespiegelbildlicheEntwicklung.DortverlorenvieleVolkswirtschaftenzumTeilmassivaninternatio‐
nalerWettbewerbsfähigkeit.IndenvergangenenvierJahrenallerdingshabensichdieimRestdesEu‐
roraums hergestellten Güter im Verhältnis zu jenen aus Deutschland wieder etwas, wenngleich noch
langenichtimerhofftenMaße,verbilligt.DieseRelativpreisanpassungträgtzurStärkungderinternati‐
onalenWettbewerbspositionundsomitzurBeseitigungeinerderwichtigstenstrukturellenSchwächen
vielerEuroraumländerbei.
DieserKastensolldieUrsachenfürdieseit2001beobachteteEntwicklungdesrealenWechselkurses
DeutschlandsgegenüberdemRestdesEuroraums–gemessenamVerhältnisderbeidenBIP‐Deflatoren
‐ untersuchen. Dazu wird auf ein dynamisches, stochastisches allgemeines Gleichgewichtsmodell
(DSGE‐Modell) zurückgegriffen. Modelle dieser Art werden häufig verwendet, um die Entstehung von
Konjunkturzyklenzuerklären.SolcheZyklenwerdendurchdieInteraktionverschiedenererökonomi‐
scher Agenten – private Haushalte, Unternehmen, Staat, Zentralbank – erklärt, die mikroökonomisch
fundiertindasMakromodelleingehen.DiekonjunkturellenFluktuationenwerdendurchverschiedene
makroökonomische Schocks ausgelöst, die Anpassungen beim Konsum‐, Spar‐ und Investitionsverhal‐
tennachsichziehen.ImvorliegendenFallhandeltsichumeinZwei‐Länder‐ModellfürDeutschlandund
den restlichen Euroraum. Für das In‐ und Ausland werden jeweils neben dem Verhalten der privaten
Haushalte und der privaten Unternehmen in der Konsum‐ und Investitionsgüterindustrie, auch der
Staat berücksichtigt. Dieser finanziert den öffentlichen Verbrauch, die Investitionen und Transferzah‐
lungen durch Neuverschuldung sowie durch die Einnahmen aus Verbrauchs‐, Lohneinkommens‐ und
Kapitalertragssteuern. Modelliert wird ferner die Verflechtung Deutschlands mit dem übrigen Euro‐
raum über die Güter‐ und Kapitalmärkte sowie die gemeinsame Geldpolitik der EZB. Schließlich wird
für das In‐ und Ausland eine Vielzahl von realen und nominalen Rigiditäten auf Arbeits‐, Güter‐ und
Kapitalmärktenberücksichtigt.AlsKonjunkturtreiberwerdenjeweilsNachfrage‐undAngebotsschocks
(Technologie‐, Arbeitsangebots‐, Inflations‐ und Investitionsschocks) implementiert. Zudem gibt es
einen für beide Regionen gemeinsamen Risikoprämienschock und einen geldpolitischen Schock. Die
Parameter des Modells werden bayesianisch geschätzt. Dabei wird auf Daten für den Zeitraum vom
erstenQuartal2001biszumdrittenQuartal2014fürdasBruttoinlandsprodukt,denprivatenKonsum,
diegesamtwirtschaftlichenInvestitionen,dieBeschäftigung,dieLohninflationsowiedieTeuerungsrate
derinländischenWertschöpfung(gemessenamBIP‐Deflator)beiderRegionenzurückgegriffen.
UmdieUrsachenfürdieseit2001beobachtbarenRelativpreisentwicklungenzuuntersuchen,wirdder
reale Wechselkurs Deutschlands gegenüber dem restlichen Euroraum nach Beiträgen angebots‐ und
nachfrageseitiger Schocks, die in Deutschland oder im übrigen Euroraum eintraten, zerlegt. Als ange‐
botsseitigwerdenSchocksbezeichnet,diedieProduktivitätinderKonsum‐oderderInvestitionsgüter‐
industrie, die Wettbewerbsintensität auf den Güter‐ und Arbeitsmärkten, die Monopolmacht der Ge‐
werkschaftensowiedieinstitutionellenRahmenbedingungenunddaherdieFlexibilitätaufGüter‐und
Arbeitsmärkten verändern. Als nachfrageseitig werden Schocks bezeichnet, die unerwartete Verände‐
rungenderöffentlichenAusgabenoderderSparneigungundderRisikobereitschaftderprivatenHaus‐
haltereflektieren.
26
DieLageinderEuropäischenUnion
SpanienaufErholungskurs–FrankreichundItalienbereitenSorgen
Eszeigtsich,dassdierelativeAbwertungdeutscherProdukteinderZeitvorAusbruchderFinanzkrise
2008vorallemdurchunvorteilhafteangebotsseitigeSchocksimRestdesEuroraumsgetriebenwurde
(vgl. Abb. 2.5). Diese reflektieren vor allem eine dauerhafte Verringerung der Wettbewerbsintensität
aufdemGütermarkt,wasdieSpielräumefürPreiserhöhungenausweitetesowiezuschwacheProdukti‐
vitätszuwächseinderKonsumgüterindustrie,diezusteigendenLohnstückkostenunddaherzueinem
relativstarkenPreisauftriebführten.ZwarwarindiesemZeitraumauchDeutschlandmitunvorteilhaf‐
tenangebotsseitigenSchockskonfrontiert,dievorallemeineVerringerungderEffizienzdergetätigten
InvestitionensowieeinegewisseAbnahmederKonkurrenzaufdemGütermarktwiderspiegeln.Aller‐
dingswarendieseEinflüssedeutlichgeringeralsjeneimRestderWährungsunion.
SeitJahresbeginn2009wardieTeuerungsratederinländischenWertschöpfungimübrigenEuroraum
stetsniedrigeralsinDeutschland.MaßgeblichdafürwarenvorallemnachfrageseitigeSchocks,diedie
starkschrumpfendenStaatsausgabenimZugederfinanzpolitischenKonsolidierungaußerhalbDeutsch‐
landsreflektieren.AngebotsseitigeSchocksausdemRestdesEuroraumshingegenhabenbiszumFrüh‐
jahr2013nochimmerentgegendergewünschtenRelativpreisanpassunggewirkt,wenngleichmiteiner
abnehmendenIntensität.ErstindenzurückliegendenzweiQuartalenhatvorallemdieFlexibilisierung
inGüter‐undDienstleistungsmärktenleichtzurinternenAbwertungimRestdesEuroraumsbeigetra‐
gen.EinensignifikantenangebotsseitigenBeitragzurrelativenAufwertungdeutscherErzeugnisseseit
Anfang2009leistetenauchdiezugeringenProduktivitätszuwächseinderInvestitionsgüterindustriein
Deutschland.
Abbildung2.5
Zusammenfassendkannfestgestellt
Historische Zerlegung des realen Wechselkursesa) zwischen Deutschland
werden,dassdieangebotsseitigen
und dem Rest des Euroraums
Beiträge verschiedener Schocks in Prozentpunkten
Reformen,dievielerortsimEuroraum
6
alsReaktionaufdieglobaleFinanzkri‐
seundvorallemaufdieEurokrise
4
angestoßenwurden,bislangnurin
2
geringemMaßefürdieAbwertung
gegenüberDeutschlandmaßgeblich
0
warenunderstseitkurzembegonnen
-2
haben,ersteFrüchtezutragen.Viel‐
mehrwardieRelativpreisanpassung
-4
seit2009zumeistnachfrageseitig
-6
bedingt.
01
02
03
04
05
06
07
08
09
10
11
12
13
14
Anfangswerte
Risikoprämienschock
b)
Geldpolitischer Schock
Angebotsschocks (Deutschland)
Nachfregeschocks (Deutschland)
Angebotsschocks (Rest des Euroraums)
Nachfrageschocks (Rest des Euroraums)
Realer Wechselkurs
a) In prozentualen Abweichungen vom Mittelwert für den Zeitraum 2001:Q1 - 2014:Q3. Der reale Wechselkurs
misst die Preisentwicklung Deutschlands (gemessen am BIP-Deflator) relativ zum übrigen Euroraum. Ein
Anstieg bedeutet somit eine relative Verteuerung deutscher Güter und Dienstleistungen. - b) Beitrag der
historisch gegebenen, durch das Modell nicht erklärten Abweichung des realen Wechselkurses von seinem
Mittelwert.
Quelle: Berechnungen des ifo Instituts.
27
DieLageinderEuropäischenUnion
SpanienaufErholungskurs–FrankreichundItalienbereitenSorgen
stieg des Unternehmens‐ und Verbraucherver‐
trauens.
Darüber hinaus wurden aber auch Reforman‐
strengungenunternommen,umu.a.verkrustete
StrukturenaufdemArbeitsmarktaufzubrechen
und zuvor abgeschottete Wirtschaftssektoren
demWettbewerbzuöffnen.Sowurdebspw.der
Kündigungsschutz gelockert, die Inflationsan‐
passung der Löhne aufgehoben und die Lohn‐
findungzunehmenddezentralorganisiert.Dank
der durchgeführten Strukturreformen konnte
Spanien beim Global Competitiveness Indicator
(GCI) des World Economic Forum im Gegensatz
zu Frankreich und Italien in den vergangenen
JahrendeutlichanBodengutmachenundsteht
beimjüngstenRanking(2014‐2015)nunschon
auf Rang 35 von 144 Ländern, nachdem es im
Jahr 2010 noch auf Rang 42 gelegen hatte. Der
GCI bewertet u.a. die Qualität der politischen
Institutionen und der öffentlichen Verwaltung
sowie zahlreiche angebotsseitige Faktoren, die
das langfristige Produktivitätswachstum ent‐
scheidendmitbestimmen,wiez.B.dieVerkehrs‐
infrastruktur, das Bildungssystem, die Arbeits‐
marktinstitutionenoderauchdasSteuersystem.
Frankreich und Italien konnten im gleichen
ZeitraumdagegennurwenigeFortschrittevor‐
weisen und fielen im Länderranking entspre‐
chend von Rang 15 auf 23 bzw. von 48 auf 49
zurück.
Neben diesen Bestimmungsfaktoren der nicht‐
preislichen Wettbewerbsfähigkeit hat sich in
Spanien auch die preisliche Wettbewerbsfähig‐
keit in jüngster Zeit leicht verbessert, so dass
eine vermehrte Exporttätigkeit die konjunktu‐
relle Erholung stützt. Relativ zum Rest des Eu‐
roraums hat Spanien die Preise seiner Güter
(BIP‐Deflator)seitdemAusbruchderKriseum
6% gesenkt. Es müsste sie allerdings wohl um
mehrals30%senken,wennesdieSonderinfla‐
tionderscheinbargutenJahreunterdemEuro
rückgängig und seine hohen Auslandsverbind‐
lichkeiten in Höhe von nahezu 100% des no‐
minalen BIP zu normalen Zinsen tragfähig ma‐
ErsteVersuchedieüberkommendenStrukturen
in den beiden Volkswirtschaften aufzubrechen,
scheiterten häufig am erbitterten Widerstand
von Gewerkschaften oder Wirtschaftsverbän‐
den.ZudemleidetvorallemdasBankensystem
in Italien an einem hohen und steigenden Be‐
stand ausfallgefährdeter Kredite sowie ver‐
gleichsweise niedriger Eigenkapitalquoten, so
dass von angebotsseitigen Beschränkungen bei
der Kreditvergabe auszugehen ist. Insbesonde‐
re italienische Banken schnitten jüngst beim
Bankenstresstest der EZB besonders schlecht
ab und offenbarten Restrukturierungsbedarf.
Darüber hinaus weist Italien eine anhaltend
hohe und steigende öffentliche Verschuldung
auf, deren Tragfähigkeit zuletzt erneut durch
dieRatingagenturStandardandPoor’sinZwei‐
felgezogenwurde.SowohldiegeringePotenzi‐
alwachstumsrate,alsauchdiemangelndepreis‐
liche Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigten
diese zunehmend, so der Tenor. Die Agentur
senktedaraufhinihreBewertungfürItalienvon
BBB auf BBB‐, was der letzten Stufe vor dem
„Ramschstatus“ entspricht. Die Finanzmärkte
reagiertenaufdieerneuteHerabstufungjedoch
kaum, auch da mit einer baldigen Marktinter‐
ventionderEZBgerechnetwird.
EtwaspositiverstelltsichdagegendieSituation
inSpaniendar.HierwirkendieMaßnahmender
EZB besonders stark, da Spanien aufgrund sei‐
ner hohen Auslandsverschuldung in erhebli‐
chem Maße von den gesunkenen Zinsen profi‐
tiert. Die daraus resultierende Entlastung beim
Schuldendienst stellt einen Grund dafür dar,
warum die spanische Volkswirtschaft nach ei‐
ner jahrelangen Depression in letzter Zeit ge‐
wisse Stabilisierungstendenzen zeigt. Nachdem
die Industrieproduktion bis zum Jahr 2012 auf
67%desVorkrisenniveausgefallenwar,hatsie
sich nach einem leichten Anstieg im Jahr 2013
im Jahr 2014 bei etwa 70% stabilisiert (vgl.
Abb. 2.4) Zudem verhinderte die EZB‐Politik
wohl einen Zusammenbruch des spanischen
BankensystemssowieeinenmöglichenAustritt
des Landes aus der Währungsunion. Dies alles
führte seit Mitte des Jahres 2012 zu einem An‐
28
DieLageinderEuropäischenUnion
RobusteErholunginGroßbritannien
chenwollte.2EsdürftenochvieleJahredauern
bis die Kostenstruktur der in Spanien ansässi‐
gen Unternehmen so günstig ist, dass sich ein
selbsttragender exportgetriebener Aufschwung
einstellt. Bisher ist die Verbesserung der Han‐
dels‐undLeistungsbilanzenvorallemaufeinen
krisenbedingten Einbruch der Importe sowie
deutlich gesunkene Zinszahlungen auf Aus‐
landsverbindlichkeiten zurückzuführen. Jedoch
wurden auch Anstrengungen unternommen,
um den spanischen Bankensektor neu aufzu‐
stellen und die Eigenkapitalausstattung der
Banken zu verbessern. In Folge dessen haben
dortige Banken ihre restriktive Kreditvergabe‐
praxis etwas gelockert, was zu einer Belebung
der Investitionstätigkeit geführt hat. Insgesamt
ist Spanien aber weiterhin aufgrund hoher pri‐
vater und öffentlicher Schuldenstände sehr
verwundbar und es bedarf nicht viel, um die
ErholungwiederzumHaltenzubringen.Zudem
ist die Arbeitslosigkeit anhaltend hoch. Immer
noch sind mehr als 50% der Jugendlichen, die
nicht in der Schule sind, arbeitslos. Ein Licht‐
blickist,dasssichdiehoheArbeitslosigkeitseit
Mitte des Jahres 2013 etwas verringert hat.
DieseEntwicklungistjedochteilweiseauchder
Abwanderung von Arbeitskräften geschuldet
und nicht nur das Resultat einer konjunkturel‐
lenErholung.
zulegten, während die Exporte weiter zurück‐
gingen.
Trotz des konjunkturellen Aufschwungs und
derrapidenBelebungdesArbeitsmarktes–die
Arbeitslosenquote sank von 7,1% Ende 2013
auf durchschnittlich 6% im dritten Quartal
2014 – sind Lohn‐ und Inflationsdynamik
schwach. Die Verbraucherpreise stiegen selbst
ohneBerücksichtigungderdeutlichgesunkenen
Energie‐undNahrungsmittelpreise imOktober
nurum1,5%imVorjahresvergleich.Angesichts
dessen dürfte die britische Zentralbank ihre
Geldpolitikweiterhinstarkexpansivausgerich‐
tet halten und erst in der zweiten Jahreshälfte
2015denLeitzinsvonseinemhistorischenTief
von0,5%anheben.
Die Frühindikatoren sprechen für eine gewisse
Abschwächung der konjunkturellen Dynamik
imWinterhalbjahr.Zwarbefindensiesichnach
wie vor auf hohem Niveau, seit September ha‐
ben jedoch sowohl das Verbrauchervertrauen
als auch die Zuversicht der Unternehmen im
dominanten Dienstleistungssektor, im Handel
und im Baugewerbe leicht abgenommen. Die
Industrie hingegen blickt etwas zuversichtli‐
cherindieZukunft.
Insgesamt dürfte die britische Wirtschaftsleis‐
tung im Prognosezeitraum weiter kräftig ex‐
pandieren, wenngleich sich der konjunkturelle
Aufschwungangesichtseinersichschließenden
Produktionslückenachundnachverlangsamen
dürfte. Im Jahr 2014 wird das Bruttoinlands‐
produkt voraussichtlich um 3% und 2015 um
2,6% zulegen. Dabei dürfte der Außenhandel
weiterhin dämpfend wirken, da das Pfund ge‐
messen am nominalen effektiven Wechselkurs
seitdemFrühjahr2013umfast10%aufgewer‐
tet hat und die Nachfrage aus dem Euroraum,
dem wichtigsten Handelspartner Großbritanni‐
ens, aufgrund der dortigen konjunkturellen
Schwäche begrenzt bleiben dürfte. Die Arbeits‐
losenquote wird weiter abnehmen, wenngleich
in geringerem Tempo als in den vergangenen
Monaten. Im Jahresdurchschnitt 2014 wird sie
voraussichtlich 6,2% betragen und im folgen‐
RobusteErholunginGroßbritannien
DiekonjunkturelleErholunginGroßbritannien,
dieAnfang2013einsetzteundvonderBinnen‐
nachfrage getrieben wird, hält an. Im dritten
Quartal2014expandiertediegesamtwirtschaft‐
licheProduktionmit0,7%ähnlichstarkwiein
den vorherigen sechs Quartalen. Die größten
Wachstumsbeiträge lieferten der private Kon‐
sum (+0,5%) und die Lagerinvestitionen
(+0,3%),gefolgtvomStaatsverbrauchundden
Bruttoanlageinvestitionen (je +0,2%). Der Au‐
ßenhandel dämpfte die Zunahme des Bruttoin‐
landsproduktes stark, da die Importe kräftig
2Vgl.Hans‐WernerSinn,TheEuroTrap–OnBurst‐
ingBubbles,Budgets,andBeliefs,OxfordUniver‐
sityPress,2014,Kapitel4.
29
DieLageinderEuropäischenUnion
KonjunkturaufschwunginMittel‐undOsteuropaverlangsamtsichleicht
Unternehmen weiterhin schwierig, sich mit
Fremdkapitalzufinanzieren.
Insgesamt zeichnet sich in der Region eine
Fortsetzung der konjunkturellen Erholung ab,
allerdings mit einer abgeschwächten Dynamik.
Bremsend dürfte weiterhin der Außenhandel
wirken. Zwar hat sich die preisliche Wettbe‐
werbsfähigkeitinvielenLändernderRegionin
jüngster Zeit verbessert, die konjunkturelle
Schwäche im Euroraum belastet jedoch den
Exportsektor. Polen ist zudem stärker als der
EuroraumvonRusslandsSanktionengegenüber
der EU und dem russischen Importsubstituti‐
onsprogramm betroffen – der Anteil der nach
Russland exportierten Waren an den Gesamt‐
ausfuhrenbeliefsichimJahr2013inPolenauf
8%. Impulse sind im Prognosezeitraum in fast
allen Ländern (außer Kroatien) von der Bin‐
nennachfrage zu erwarten. Die gesunkene Ar‐
beitslosigkeit und die niedrigen Inflationsraten
dürften die Kaufkraft der Konsumenten weiter
stützen. Angesichts der schwachen Teuerung
werden die Zentralbanken voraussichtlich wei‐
tereLeitzinssenkungenvornehmen.Diesdürfte
sich positiv auf die Investitionsdynamik in der
Region auswirken. Die Frühindikatoren deuten
daraufhin,dasssichdieExpansionderIndust‐
rieproduktionvoralleminTschechienundUn‐
garn weiter fortsetzen wird. Die Finanzpolitik
wirdzudemimPrognosezeitraumvielerorts,so
in Tschechien, Rumänien und Polen, weniger
restriktivseinalsindenVorjahren.
den Jahr 5,5%. Die Inflation wird sich wohl
leicht beschleunigen, jedoch mit 1,6% im Jahr
2014 und 1,8% im Jahr 2015 weiterhin unter
dem Ziel der Zentralbank in Höhe von 2% lie‐
gen.
Konjunkturaufschwung in Mittel‐ und Ost‐
europaverlangsamtsichleicht
In den mittel‐ und osteuropäischen Mitglieds‐
ländern der Europäischen Union hat sich der
Wirtschaftsaufschwung seit Mitte 2014 etwas
verlangsamt. Hauptgrund war die schwächere
Nachfrage aus dem Euroraum. Die Exporte ex‐
pandiertenzwarbiszur Jahresmitte nochkräf‐
tig,habenjedochimdrittenQuartalanDynamik
eingebüßt. Die Inlandsnachfrage zeigte sich
dagegen fast überall robust. Außer in Kroatien
legten die Konsumausgaben, gestützt durch
eine niedrige Preisdynamik, überall weiter zu.
Auch der öffentliche Konsum wurde zuletzt in
mehrerenLändernmerklichausgeweitet.Einen
positivenBeitragzurZunahmedergesamtwirt‐
schaftlichen Produktion in der Region leisteten
auch die Ausrüstungsinvestitionen. Maßgeblich
begünstigt wurde ihre Ausweitung durch die
Wiederbelebung der osteuropäischen Kredit‐
märkte. Allerdings herrschen diesbezüglich
nachwievorgroßeUnterschiedezwischenden
einzelnenStaaten:SowurdeinPolen,Tschechi‐
en und Bulgarien die Kreditvergabe an Unter‐
nehmen zuletzt wieder ausgeweitet. In Rumä‐
nien, Ungarn und Kroatien hingegen ist es für
30
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
3. DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
Überblick
DieKonjunkturinDeutschlandhatsichimVer‐
lauf des Jahres 2014 deutlich abgekühlt. Zum
JahresauftakthattedasrealeBruttoinlandspro‐
dukt mit einer laufenden Rate von 0,8% dyna‐
misch zugelegt. Allerdings war die gesamtwirt‐
schaftliche Produktion durch mildes Winter‐
wetterbegünstigtgewesen;dieshattedieWert‐
schöpfung im Bau und in anderen witterungs‐
abhängigen Sektoren besonders angeregt. In
den Frühjahrsmonaten sank dann aber die ge‐
samtwirtschaftliche Produktion. Zwar war ein
Dämpferdurchdenvorangegangenenpositiven
Witterungseffekt angelegt. Das Minus indiziert
jedoch, dass sich auch die konjunkturelle
Grundtendenz im Vergleich zum Winter abge‐
schwächt hatte. Die Dämpfung hielt im dritten
Vierteljahr an; die gesamtwirtschaftliche Pro‐
duktion ist kaum gestiegen. Per Saldo hat das
realeBruttoinlandsproduktimSommerhalbjahr
2014 stagniert. Die Abkühlung der Konjunktur
istvomifoGeschäftsklimakontemporärsignali‐
siertworden(vgl.Abb.3.1).InderIndustrieist
die Auslastung der Produktionskapazitäten
gesunken, zuletzt lag sie noch leicht über dem
langjährigenDurchschnitt.
Abbildung3.1
ifo Geschäftsklima gewerbliche Wirtschafta)
2005 = 100, saisonbereinigte Werte
130
130
Beurteilung der Geschäftslage
120
120
110
110
100
100
Erwartungen für die
nächsten 6 Monate
90
80
90
ifo Geschäftsklima
80
November
70
a)
2010
2011
2012
2013
2014
70
Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Groß- und Einzelhandel.
Quelle: ifo Konjunkturtest.
31
Zur Abschwächung der deutschen Konjunktur
hat einmal beigetragen, dass sich die Unter‐
nehmenseitdemFrühjahrbeiderNeuanschaf‐
fung von Ausrüstungsgütern zunehmend zu‐
rückgehalten haben, nachdem sie im vorange‐
gangenen Winterhalbjahr 2013/14 noch recht
kräftig in Erweiterungen investiert hatten.
Nunmehr dominiert das Ersatzmotiv. Die Ge‐
schäftsperspektiven der Unternehmen haben
sich seit Jahresanfang 2014 eingetrübt, wozu
nicht nur die wirtschaftlichen Risiken in der
WeltundimEuroraumsowiedieUnwägbarkei‐
ten im Gefolge neuer und alter internationaler
Krisenherde beigetragen haben, sondern auch
kostenträchtige und beschäftigungsdämpfende
Reformprojekte der Bundesregierung wie die
Einführung eines flächendeckenden gesetzli‐
chenMindestlohnsoderdieabschlagsfreieRen‐
te mit 63. Folgerichtig korrigierten die Unter‐
nehmen ihre Investitionen nach unten. Ein vo‐
rausschauendes Agieren von Investoren und
Verbrauchern in Reaktion auf noch nicht in
Kraft getretene wirtschaftspolitische Maßnah‐
men ist nicht ungewöhnlich und empirisch
wohlbelegt: So haben beispielsweise die priva‐
ten Haushalte in großem Umfang Konsumgü‐
terkäufeindasvierteQuartal2006vorgezogen,
um den Mehrbelastungen durch die Anfang
2007 wirksam werdende Anhebung der Mehr‐
wertsteuerumdreiProzentpunktezuentgehen.
Auch die Bauinvestitionen sind im Sommer‐
halbjahr 2014 gesunken. Waren hierfür in den
Frühjahrsmonaten Rückpralleffekte nach dem
witterungsbedingt überhöhten Ergebnis des
erstenQuartalsmaßgeblich,somachtesichzum
SommerhindieVerschlechterungdesInvestiti‐
onsklimas bemerkbar. Die günstigen Finanzie‐
rungsbedingungen vermochten in diesem Um‐
felddenBauinvestitionenkeineImpulsezuver‐
leihen.NegativaufdieProduktionsentwicklung
wirktesichschließlichauchderkräftigeAbbau
der Lagerbestände aus. Konjunkturrobust stie‐
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
AusblickundIndikatoren
gen im Sommerhalbjahr lediglich die realen
Konsumausgaben. Der private Verbrauch ex‐
pandierte preisbereinigt merklich, befördert
von der Zunahme der realen Masseneinkom‐
men. Auch der öffentliche Konsum vermochte
merklich zuzulegen. Dies reichte zusammenge‐
nommenabernichtaus,deninvestitionsgetrie‐
benen Rückgang der inländischen Nachfrage
auszugleichen. Vom Außenhandel hingegen
wurde die gesamtwirtschaftliche Entwicklung
gestützt: So sind die Exporte im Sommerhalb‐
jahr mit einer Rate von 3,1% gestiegen, wäh‐
renddieImportenurum2,8%zunahmen.
Bei alledem blieb die Arbeitsnachfrage hoch,
und die sozialversicherungspflichtige Beschäf‐
tigung hat in den Sommermonaten um rund
40000PersonenproMonatzugelegt.Allerdings
hat sich das Tempo des Beschäftigungsaufbaus
allmählich verlangsamt, so dass die Zahl der
ArbeitslosenindenSommermonatenimDurch‐
schnitt nicht mehr zurückgegangen ist.
AusblickundIndikatoren
Mit einem erneuten Rückgang der wirtschaftli‐
chen Aktivität ist nach gegenwärtigem Daten‐
standjedochnichtzurechnen.WichtigeIndika‐
toren weisen darauf hin, dass die gesamtwirt‐
schaftliche Produktion im Jahresendquartal
2014 leicht zugenommen haben dürfte. So ist
dieProduktionimproduzierendenGewerbeim
Oktober saisonbereinigt leicht gestiegen. Auch
der Auftragseingang sowohl aus dem In‐ als
auch dem Ausland hat wieder zugelegt. Durch
den kräftigen Rückgang der Rohölnotierungen
wirdzudemdiegesamtwirtschaftlicheEntwick‐
lung, u.a. über eine Zunahme der binnenwirt‐
schaftlichen Kaufkraft durch Terms‐of‐Trade‐
Gewinne,befördert(vgl.Kasten„Auswirkungen
desRohölpreisrückgangsaufdiedeutscheKon‐
junktur“).
Kasten:AuswirkungendesRohölpreisrückgangsaufdiedeutscheKonjunktur
Trotzt der geopolitischen Spannungen mit einigen wichtigen Erdöllieferanten in Osteuropa sowie im
NahenOstensinddieRohölpreiseseitMitteJuni2014von115US‐DollarproBarrelaufunter70US‐
DollarAnfangDezembergesunken.EinderartigerPreisverfallkannfürDeutschlanderheblicheAuswir‐
kungenaufdiewirtschaftlicheEntwicklunghaben,derenAusmaßallerdingsentscheidendvondenUr‐
sachendesÖlpreisrückgangsabhängt.FälltderÖlpreisinfolgeeinerAusweitungderÖlförderungoder
einer rein spekulationsbedingten Abnahme der Ölnachfrage, sollte dies einen positiven Effekt auf die
gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland haben. Vollkommen anders verhält es sich, wenn
derÖlpreisverfalldasResultateiner AbkühlungderWeltkonjunkturist.Dannwürdesichnämlich die
wirtschaftlicheExpansioninDeutschlandkaumbeschleunigenodergarverlangsamen.
In diesem Kasten sollen die Effekte der drei unterschiedlichen Arten eines Ölpreisrückgangs auf das
deutsche Bruttoinlandsprodukt untersucht und eine Abschätzung der Auswirkungen des jüngsten Öl‐
preisverfallsaufdiekonjunkturelleEntwicklungvorgenommenwerden.Zurückgegriffenwirddabeiauf
einvektorautoregressives(VAR)Zeitreihenmodell,dasfolgendermaßendargestelltwerdenkann:
 Ölproduktiont

Ölpreist

 Weltproduktion
t

 Wechselkurst

 BIP _ DEt
 Deflator _ DEt

 Zins _ DEt
  tÖlangebot 

 Ölproduktiont i 
 Ölnachfrage 



Ölpreist i
 t




  Weltkonjunktur 

 Weltproduktion 
t i 
i 2
 t



,   c   Ai  Wechselkurst i   B 
 t4
i 1





5
t


 BIP _ DEt 1 



 Deflator _ DEt 1 

 t6







 t7

 Zins _ DEt 1 


32
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
AusblickundIndikatoren
wobeiÖlproduktion,Ölpreis,Weltproduktionund Wechselkurs,dienatürlichen Logarithmenderrealen
Ölproduktion,desÖlpreises,derWeltindustrieproduktionbeziehungsweisedesnominalenEuro‐Dollar‐
Wechselkurseskennzeichnen.BIP_DEundDeflator_DEstehenfürdenLogarithmusdesrealenBIPund
desdazugehörigenDeflatorsinDeutschland.Zins_DEistdienominaleVerzinsungzehnjährigerBundes‐
anleihen.DieDatenfrequenzistvierteljährlichundderSchätzzeitraumist1991:Q1–2014:Q3.cistder7
X1Vektor,derdieAchsenabschnittedereinzelnenGleichungenbeinhaltet.A1,A2sind7X7Koeffizien‐
tenmatrizen,diediegegenseitigenInterdependenzenzwischendenlaufendenundvergangenenWerten
der endogenen Modellvariablen darstellen. B ist eine 7 X 7 Matrix, die den Zusammenhang zwischen
den beobachtbaren Residuen der reduzierten Form des VARs ut und den potentiell unbeobachtbaren
strukturellenSchockstdarstellt:
  tÖlangebotl 
 ut1 
 Ölnachfrage 
 2
 t

 ut 
  Weltkonjunktur 
 u3 
 t

 t 
  ut  B t  ut4   B 
 t4


 5
5
t


 ut 
6


 u6 

t


 t7 
7
u 


t
 t 


UmdiestrukturellenSchockszuidentifizieren,greifenwiraufdieMethodederVorzeichenrestriktionen
zurück.DabeiwerdenzweiölmarktspezifischeSchocks–einangebots‐undeinnachfrageseitiger–so‐
wie ein globaler Konjunkturschock identifiziert.3 Bezüglich des Ölangebotsschocks  tÖlangebot wird unter‐
stellt,dasserkurzfristig (fürzweiQuartale)zueinem AnstiegderÖlproduktion,einemRückgangder
Ölpreise und einem Anstieg der Weltindustrieproduktion führt. Ein derartiger Schock könnte bei‐
spielsweisedaherrühren,dassneueErdölfeldererschlossenwerdenoderaufgrundeinerverbesserten
geopolitischen Lage die Produktionsmenge erhöht wird. Ein ölmarktspezifischer Nachfrageschock
 tÖlnachfrage dagegen lässt sowohl die Ölproduktion als auch den Ölpreis kurzfristig sinken. Zugleich wird
dabei unterstellt, dass die globale Industrieproduktion nicht fällt. Ein ölspezifischer Nachfrageschock
erfasst überraschende Ölnachfrageschwankungen, die vor allem Spekulations‐ oder Vorsichtsmotive
widerspiegeln und unabhängig von der globalen konjunkturellen Entwicklung auftreten. Schließlich
wird auch ein Weltkonjunkturschock  tWeltkonjunktur identifiziert. Dieser soll die Ölproduktion, den Ölpreis
unddieglobaleIndustrieproduktionkurzfristigsinkenlassen.  tWeltkonjunktur erfasstunerwarteteFluktuatio‐
neninderglobalenwirtschaftlichenAktivität,dieunabhängigvomGeschehenamErdölmarktauftreten.
DieErgebnissedeutenaufwichtigequalitativeUnterschiedezwischendeneinzelnenSchockshin.Wäh‐
rend Ölpreisrückgänge aufgrund von ölangebots‐ oder ölnachfrageseitigen Schocks zu einem Anstieg
des deutschen Bruttoinlandsprodukts führen, gehen Erdölverbilligungen infolge einer Eintrübung der
WeltkonjunkturmiteinerVerringerungderwirtschaftlichenAktivitätinderDeutschlandeinher.Ferner
gehen von angebotsseitigen Ölpreisrückgängen die stärksten stimulierenden Effekte aus, deren maxi‐
male Wirkung etwa sechs Quartale nach dem Schock erreicht wird. Tabelle 3.1 (Effekte von Ölpreis‐
schocks) fasst die Auswirkungen der drei Schocks auf die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts in
DeutschlandindenJahren2015und2016zusammen,diesichunterderAnnahmeergeben,dassesim
PrognosezeitraumzukeinenweiterenSchocksmehrkommt.DabeiwerdendiedreiSchocksjeweilsso
3Vgl.GertPeersman&IneVanRobays,2009."OilandtheEuroareaeconomy,"EconomicPolicy,Jg.24,Oktober,S.
603‐651.
33
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
AusblickundIndikatoren
gewählt, dass sie mit einem 20‐prozentigen Ölpreisrückgang einhergehen, was in etwa dem durch‐
schnittlichenPreisrückgangvomdrittenaufdasvierteQuartal2014entspricht.DadiesePrognosevon
keinerweiterenVerlangsamungdesglobalenExpansionstemposimSpätherbst2014ausgeht,erscheint
esunwahrscheinlich,dassimviertenQuartaldiesesJahreseinstarkerunvorhergesehenerEinbruchder
Weltkonjunkturstattgefundenhabendürfte.EntsprechenddürftederstarkeÖlpreisrückgangvorallem
auf die beiden anderen Schocks zurückzuführen sein. Somit wird die Entwicklung des Bruttoinlands‐
produktsinDeutschlandimkommendenJahrdurchdenÖlpreisrückgangwohldeutlichstimuliertwer‐
den. Den vorliegenden Schätzungen zufolge könnte das Bruttoinlandsprodukt um bis zu 0,5 Prozent‐
punktehöherausfallen,alswennderÖlpreisvomdrittenaufdasvierteQuartalkonstantgebliebenwä‐
re. Je nachdem welche Bedeutung dem ölspezifischen Nachfrageschock bzw. dem Weltkonjunktur‐
schockbeigemessenwird,dürftederEffektaufdasdeutscheBruttoinlandsproduktgeringerausfallen.
SollteeinÖlangebotsschockmaßgeblichgewesensein,dürftenzudemdiekonjunkturellenAuswirkun‐
gendesÖlpreisrückgangsauchnochin2016zuspürensein.Allerdingsdürftendiegesamtwirtschaftli‐
chenEffekteauchdeshalbetwasgeringerausfallen,daimModelldieÖlpreisschocksmiteinemunver‐
ändertenEuro‐Dollar‐Wechselkursgerechnetwerden.TatsächlichabergingderÖlpreisverfallmiteiner
AbwertungdesEuroeinher,sodassderRückgangderRohölpreiseinEurogerechnetvomdrittenauf
dasvierteQuartalbeilediglich15%unddamitbeinurdreiVierteldesinDollargerechnetenÖlpreis‐
rückgangslag.AllesinallemwirdindervorliegendenPrognosedavonausgegangen,dassdieZuwachs‐
ratedesBruttoinlandsproduktsimkommendenJahralleinaufgrunddesÖlpreisrückgangsumetwaein
ViertelProzentpunkthöherliegt.
Tabelle3.1
EffektevonÖlpreisschocksaufdiedeutscheKonjunktur
Effekte der drei Schocks auf die BIP‐Zuwachsrate (in Prozentpunkten)
Jahr
Ölangebot
Ölnachfrage Weltkonjunktur
2015
0.4
0.5
‐0.2
2016
0.6
‐0.2
0.0
Quelle:BerechnungendesifoInstituts.
Die quantitative Prognose für die Entwicklung
ifo Konjunkturtest einen weiteren Anstieg der
dergesamtwirtschaftlichenProduktionimvier‐
gesamtwirtschaftlichen Produktion. Im Novem‐
ten Quartal 2014 und ersten Quartal 2015 er‐
ber ist der ifo Geschäftsklimaindex für die ge‐
folgt nach Wirtschaftsbereichen disaggregiert
werblicheWirtschaftzumerstenMalseiteinem
auf der Basis monatlich verfügbarer amtlicher
halben Jahr wieder gestiegen. In der Industrie
Frühindikatoren sowie einer breiten Palette
habensichdieUrteilezurGeschäftslageunddie
von monatlich erhobenen Umfragedaten4, wo‐
ErwartungenfürdiekommendensechsMonate
leicht verbessert. Angesichts der deutlichen
bei den Ergebnissen des ifo Konjunkturtests
Abwertung des Euro gegenüber dem US‐Dollar
eine besonders gewichtige Rolle zugemessen
5
werden von der Ausfuhr verstärkt Impulse er‐
wird. SosignalisierendieIndikatorenausdem
wartet, das indiziert auch das ifo Exportklima.
4
Vgl. K. Carstensen et al., IFOCAST: Methoden der
Es ist daher davon auszugehen, dass sie die
ifo‐Kurzfristprognose, in: ifo Schnelldienst,
IndustriekonjunkturzumJahreswechselbessert
23/2009,62.Jahrgang,S.15‐28.
und im ersten Quartal um 0,4% zulegt, nach‐
5 Vgl. S. Henzel, S. Rast, Prognoseeigenschaften von
demsieimJahresendquartalnocheinmalleicht
Indikatoren zur Vorhersage des Bruttoinlands‐
um 0,1% zurückgegangen sein dürfte (Tab.
produkts in Deutschland, in: ifo Schnelldienst,
3.2). Von der leichten Beschleunigung in der
17/2013,66.Jahrgang,S.39‐46.
34
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
AusblickundIndikatoren
Abbildung3.2
Industrie profitieren auch die Unternehmens‐
dienstleister. Das Baugewerbe kann weiter auf
hoheAuftragsbeständezurückgreifen,undauch
das ifo Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe
befindet sich weiter auf hohem Niveau. Daher
dürfte die Wertschöpfung am Bau in den kom‐
menden zwei Quartalen mit 0,4% und 0,3%
zulegen. Im Handel ist der Geschäftsklimaindi‐
kator ebenfalls aufwärtsgerichtet; der Einzel‐
handelkönntevondenEinsparungenderpriva‐
ten Haushalte bei Heizöl und Kraftstoffen be‐
sonders profitieren. Die Anschaffungsneigung
unddieEinkommenserwartungenderHaushal‐
te sind weiterhin hoch. Im laufenden Quartal
dürfte die Wertschöpfung im Handel daher um
0,3% gestiegen sein. Von der konjunkturellen
BesserunginderIndustriedürftenauchImpul‐
se auf das Verkehrsgewerbe ausgehen, so dass
sich die Wertschöpfung im Handel zu Beginn
des kommenden Jahres wohl beschleunigen
wird.LediglichimDienstleistungssektorhatder
ifo Geschäftsklimaindikator zuletzt leicht nach‐
gegeben.
Alles in allem ist die Wahrscheinlichkeit für
einen Aufschwung zuletzt auf 50% gestiegen,
die ifo Konjunkturampel hat nach einer vier‐
monatigen Rotlichtphase im November wieder
aufGelbgeschaltet(vgl.Abb.3.2).
Tabelle3.2
ifo Konjunkturampel
Gefilterte monatliche Regime-Wahrscheinlichkeiten für die Phase Aufschwung
1,0
1,0
0,8
0,8
0,6
0,6
0,4
0,4
0,2
0,2
0,0
0,0
2010
2011
Q2
2015
Q3
Q4
Q1
0,8
–0,1
0,1
0,2
0,4
0,8
–0,4
0,3
0,2
0,4
0,0
–0,4
0,1
0,2
0,3
0,5
–0,5
0,2
–0,1
0,4
0,2
darunter:
Bruttowertschöpfung der Wirtschaftsbereiche
darunter:
Produzierendes Gewerbe ohne Bau
darunter:
Verarbeitendes Gewerbe
Energie- und Wasserversorgung
a)
2014
Quelle: ifo Konjunkturtest; Berechnungen des ifo Instituts.
2014
Bruttoinlandsprodukt
2013
Im Verlauf des kommenden Jahres dürften sich die
Auftriebskräfte wieder stärker durchsetzen. Die
belastenden Faktoren dürften in den unternehmerischen Dispositionen vor allem im Hinblick auf die
Investitions- und Beschäftigungsentscheidungen
weitestgehend eingepreist sein, damit dürften die
günstigen Rahmenbedingungen für die deutsche
Wirtschaft wieder stärker zur Geltung kommen.
Die Geldpolitik wirkt weiter expansiv, das Zinsniveau bleibt auf historisch niedrigem Niveau. Die
Finanzierungsbedingungen für neue Unternehmensinvestitionen sind weiter äußerst vorteilhaft.
Schließlich wirkt die Finanz- und Sozialpolitik per
Saldo expansiv. Die Investitionen in neue Anlagen
dürften wieder stärker anziehen, die zuneh‐
Bruttoinlandsprodukt und Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichena)
Saison- und arbeitstäglich bereinigte Werte, Veränderungen gegenüber dem Vorquartal in %
Q1
2012
Hellblaue Flächen: Datierte Aufschwungsphasen der Trendabweichung des realen BIP.
–3,1
0,1
–0,2
1,7
Baugewerbe
3,8
–3,4
0,1
0,4
0,3
Handel, Gastgewerbe, Verkehr
1,9
–0,5
0,3
0,3
0,5
0,5
Unternehmensdienstleistungen
0,9
0,2
1,0
0,1
Information und Kommunikation
0,3
0,5
0,7
0,6
0,9
Finanzen und Versicherungen
1,2
–2,2
–0,1
–0,2
–0,1
Wohnungswesen
0,8
0,0
0,4
0,5
0,5
sonstige Dienstleister
0,3
0,0
1,0
0,1
0,2
Öffentliche Dienstleister
0,4
–0,2
0,0
0,0
0,2
Verkettete Absolutwerte.
Quelle: Statistisches Bundesamt; 4. Quartal 2014 und 1. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
35
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
AusblickundIndikatoren
Abbildung3.3
mende Auslastung der Produktionskapazitäten
machtErweiterungsinvestitionenwiederdring‐
licher. Auch die Bauinvestitionen werden wie‐
der zulegen, die Jahresdurchschnittsrate wird
aber aufgrund des kräftigen Unterhangs hinter
der diesjährigen Zuwachsrate zurückbleiben.
Der private Konsum wird im Tempo der stei‐
genden Realeinkommen expandieren. Alles in
allem kommen im Jahr 2015 die Impulse von
derBinnenwirtschaft,nichtjedochvomAußen‐
handel. Zwar werden die Exporte beschleunigt
steigen,dasichdieWeltkonjunkturbessertund
die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deut‐
schen Exportwirtschaft auf Drittmärkten auf‐
grundderAbwertungdesEurogegenüberdem
US‐Dollar zugenommen hat, stärker aber wer‐
dendieImporteangesichtsdererwartetenBin‐
nenkonjunkturzulegen.
Reales Bruttoinlandsprodukt in Deutschland
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
740
b)
Jahresdurchschnitt b)
Jahresdurchschnitt
720
3
Volumen
Mrd.
Euro(linke Skala)
1,5%
700
1,5%
680
3,6%
0,4%
0
Prognosezeitraum
640
620
2010
2011
2012
2014
2015
-2
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangabe: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
Auf dem Arbeitsmarkt hat sich die Dynamik
gegen Ende des Jahres allmählich abge‐
schwächt. So ist die Arbeitslosigkeit im Jahr
2014 nur um rund 50000 Personen zurückge‐
gangen. Da die Nettozuwanderung das Arbeits‐
angeboterhöhthat,dürftedieErwerbstätigkeit
dennochumdurchschnittlich370000Personen
zugenommen haben. Im kommenden Jahr wird
die Zunahme der realen Arbeitskosten insbe‐
sondere aufgrund des Mindestlohns den Be‐
schäftigungsaufbau dämpfen. So wird wohl vor
allemdieNachfragenachsogenanntenMinijobs
zurückgehen. Die Arbeitslosigkeit bleibt jedoch
annäherndkonstant,daeinGroßteilderPerso‐
nen in Minijobs entweder bereits arbeitslos
gemeldetistoderbeiVerlustdesArbeitsplatzes
2012
2013a)
2014a)
2015a)
0,2
–0,2
0,7
0,2
0,1
1,1
0,9
1,7
Jahresdurchschnittliche Veränderung, kalenderbereinigt
0,6
0,2
1,5
1,2
Kalendereffektd)
–0,2
–0,1
0,0
0,3
Jahresdurchschnittliche Veränderung
0,4
0,1
1,5
1,5
a)
2013
-1
a)
Inflationsbeiträge der Komponenten des BIP-Deflators in Prozentpunkten
Jahresverlaufsrate
2
1
4,1%
Zur Prognose des realen Bruttoinlandsprodukts
c)
0,1%
660
Tabelle3.3
Statistischer Überhang
4
a)
laufende
laufende Rate
Rate a)
Insgesamt dürfte das reale Bruttoinlandspro‐
dukt im Jahresverlauf 2014 um 0,9% steigen,
im Jahresdurchschnitt aufgrund des großen
statistischen Überhangs aus dem Vorjahr um
1,5% (vgl. Abb. 3.3). Im Jahresverlauf 2015
dürftesichdasExpansionstempoderProdukti‐
on nahezu verdoppeln (+1,7%), im Jahres‐
durchschnitt wird jedoch die Zuwachsrate mit
1,5% ähnlich hoch sein wie in diesem Jahr, da
es nur einen geringen statistischen Überhang
gibt(vgl.Tab.3.3undKasten:ZurRevisionder
ifoPrognosevomJuni2014).
b)
%
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
b)
Schätzungen des ifo Instituts. – Saison- und kalenderbereinigtes reales Bruttoinlandsprodukt im 4.
Quartal des Vorjahres in Relation zum saison- und kalenderbereinigten Quartalsdurchschnitt des
Vorjahres. – c) Jahresveränderungsrate im 4. Quartal, saison- und kalenderbereinigt. – d) In Prozent
des realen Bruttonlandsprodukts.
Quelle: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
36
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
AusblickundIndikatoren
nichtinderArbeitslosenstatistikerscheint.Zu‐
demdürftenvielePersonendieabschlagsfreie
Rentemit63nutzen,umsichvomArbeitsmarkt
zurückzuziehen.BeialledemsteigtdieErwerbs‐
tätigkeitimJahresdurchschnittum190000,
unddieArbeitslosenquotegehtleichtauf6,6%
zurück.
Die Verbraucherpreise dürften im laufenden
Jahrnurum0,9%steigen,dämpfendwirktvor
allem der Rückgang der Rohölpreise. Im kom‐
menden Jahr gehen von den Rohölnotierungen
annahmegemäßkeinepreisdämpfendenImpul‐
se mehr aus, zudem verstärkt sich im Gefolge
der Einführung eines Mindestlohns der haus‐
gemachtePreisauftrieb.Hieristunterstellt,dass
der mindestlohnbedingte Lohnkostenschub
teilweise auf die Verbraucherpreise überwälzt
werden kann; die Inflationsrate dürfte sich
hierdurch um ¼ Prozentpunkt zusätzlich erhö‐
hen. Im Jahresdurchschnitt 2015 wird das Ver‐
braucherpreisniveau aufgrund des niedrigen
Niveaus zu Jahresbeginn mit 0,8% jedoch ge‐
ringfügigschwächersteigenalsindiesemJahr.
Das gesamtstaatliche Budget dürfte im Jahr
2014 einen Überschuss in Höhe von rund 10
Mrd. Euro (0,3% des nominalen Brutto‐
inlandsprodukts) ausweisen. Im nächsten Jahr
dürfte sich der Einnahmeüberschuss auf 3 ½
Mrd.Euro(0,1%desBIP)ermäßigen(vgl.Tab
3.4). Die staatliche Bruttoschuldenquote wird
Ende 2015 voraussichtlich auf 70% gesunken
sein.
Tabelle3.4
Eckdaten der Prognose für Deutschland
2012
2013
2014a)
2015a)
b)
Veränderung in % gegenüber dem Vorjahr
Private Konsumausgaben
0,7
0,8
1,1
1,7
Konsumausgaben des Staates
1,2
0,7
1,2
1,5
Bruttoanlageinvestitionen
–0,7
–0,6
2,8
2,0
–3,0
–2,4
3,1
2,6
Bauten
0,6
–0,1
3,2
1,7
Sonstige Anlagen
0,1
1,3
1,2
1,6
–0,9
0,7
1,2
1,5
2,8
1,6
3,9
5,2
Ausrüstungen
Inländische Verwendung
Exporte
Importe
Bruttoinlandsprodukt
Erwerbstätigec),(1 000 Personen)
0,0
3,1
3,7
5,8
0,4
0,1
1,5
1,5
42 033
42 281
42 651
42 841
Arbeitslose (1 000 Personen)
2 897
2 950
2 900
2 875
Arbeitslosenquote BAd) (in %)
6,8
6,9
6,7
6,6
Verbraucherpreise
(Veränderung in % gegenüber dem Vorjahr)
2,0
1,5
0,9
0,8
Lohnstückkostenf)
(Veränderung in % gegenüber dem Vorjahr)
3,1
2,2
1,8
1,8
e)
Finanzierungssaldo des Staatesg)
in Mrd. Euro
2,6
4,2
9,9
3,6
in % des Bruttoinlandsprodukts
0,1
0,1
0,3
0,1
196,2
189,2
212,0
222,0
7,1
6,7
7,3
7,4
Leistungsbilanzsaldo
in Mrd. Euro
in % des Bruttoinlandsprodukts
a)
Prognose des ifo Instituts. – b) Preisbereinigte Angaben. – c) Inlandskonzept. – d) Arbeitslose in % der zivilen Erwerbspersonen (Definition gemäß der Bundesagentur für Arbeit). –
e)
Verbraucherpreisindex (2010 = 100). – f) Im Inland entstandene Arbeitnehmerentgelte je
Arbeitnehmerstunde bezogen auf das reale Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigenstunde.
– g) In der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (ESVG 2010).
Quelle: Statistisches Bundesamt; Bundesagentur für Arbeit; Deutsche Bundesbank,
2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
37
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
AusblickundIndikatoren
Abbildung3.4
Prognoseintervall für die Veränderung des Bruttoinlandsprodukts 2015
DiePrognoseunsicherheitlässtsichanhandvon
Intervallenangeben,diedieunbekannteVerän‐
derungsrate des realen Bruttoinlandsprodukts
mit vorgegebenen Wahrscheinlichkeiten ein‐
schließen. Zur Berechnung der konkreten In‐
tervalle für das Jahr 2015 wurden die Progno‐
sefehler des ifo Instituts der Jahre 1992 bis
2014 herangezogen. Gemessen an diesen Prog‐
nosefehlern beträgtdieSpannefüreinProgno‐
seintervall, das die Veränderungsrate des rea‐
len Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2015 mit
einer Wahrscheinlichkeit von etwa zwei Drit‐
teln überdeckt, ±1,1 Prozentpunkte. Bei der
vorliegenden Punktprognose von 1,5% reicht
das Intervall also von 0,4% bis 2,6%. Die
Punktprognose von 1,5% stellt den mittleren
Wert dar, der am ehesten erwartet werden
kann(roteLinieinAbb.3.4)
3,5
3,0
2,5
2,0
90%
68%
50%
1,5
1,0
50%
0,5
68%
0,0
90%
-0,5
Quelle: Berechnungen des ifo Instituts.
Kasten:ZurRevisionderifoPrognosevomJuni2014
Die vorliegende Prognose ist mit der Sommerprognose des ifo Instituts 2014 nur eingeschränkt ver‐
gleichbar, weil sich infolge der Generalrevision 2014 der VGR die statistische Basis für die Prognose
geänderthat(vgl.Kasten:ZurGeneralrevision2014derVolkswirtschaftlichenGesamtrechnungen).
Im Juni hatte das ifo Institut die jahresdurchschnittliche Veränderungsrate 2014 des realen BIP auf
2,0%veranschlagt.NunmehrwirddiePrognoseauf1,5%zurückgenommen(vgl.Tab.3.5.).Maßgeb‐
lich für die Abwärtsrevision ist einmal, dass die Konjunktur im Sommerhalbjahr deutlich schlechter
verlaufenist,alsnochimJunierwartetwordenwar.ZudemwirdindervorliegendenPrognosefürdas
vierteQuartal2014lediglichvoneinermarginalenZunahmedesrealenBIPausgegangen,imJuniwar
hiernochmiteinerZunahmedergesamtwirtschaftlichenProduktionumgut0,4%gerechnetworden.
Die Abwärtskorrektur erstreckt sich auf nahezu alle Verwendungsaggregate: Beim privaten Konsum
wurdeimZugederamtlichenDatenrevisionamaktuellenRanddielaufendeRatefürdasersteQuartal
2014 nach unten korrigiert, was c.p. auch die Jahresdurchschnittsrate etwas nach unten zieht. Etwas
höher wird jetzt dagegen der jahresdurchschnittliche Zuwachs beim öffentlichen Verbrauch veran‐
schlagt.DiegrößteAbwärtskorrekturgibtesbeidenAusrüstungsinvestitionen.Hierschlägteinmaldie
nurschwacheZunahmederInvestitionstätigkeitseitdenFrühjahrsmonatenzuBuche,zudemwirddie
EntwicklungimzweitenHalbjahr2014nunmehrdeutlichungünstigereingeschätzt.BeidenBauinvesti‐
tionenwirddieZuwachsrateimVergleichzurSommerprognoseum0,6Prozentpunktezurückgenom‐
men, auchhierwarimSommerdie Entwicklunggünstiger angesetztworden.Rechtkräftigwirdauch
die Zuwachsrate der Investitionen in sonstige Anlagen heruntergesetzt. Hier ist allerdings die nach
ESVG 2010 erweiterte statistische Abgrenzung dieses Aggregats zu beachten (nunmehr einschließlich
derInvestitioneninForschungundEntwicklung,vgl.Kasten:zurGeneralrevisionderVGR2014).Eine
Abwärtskorrektur gab es schließlich auch beim Außenhandel. Da die Exportprognose weniger stark
zurückgenommen wurde als die Importprognose, steigt der Veränderungsbeitrag des Außenhandels
zumrealenBIPimVergleichzumSommerum0,7Prozentpunkte.
38
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
WeltwirtschaftlichesUmfeldundpreislicheWettbewerbsfähigkeit
DieJuni‐PrognosedesifoInstitutsfürdenZuwachsdesrealenBIPimJahresdurchschnitt2015inHöhe
von2,2%wirdum0,7Prozentpunkteauf1,5%gesenkt.ZumeinenwirddiekonjunkturelleDynamik
imVerlaufdeskommendenJahresniedrigeralsimJunieingeschätzt,zumanderengibtesamJahresen‐
de2014allerVoraussichtnachnureinenkleinenstatistischenÜberhang.InderJuni‐Prognosewardie‐
sernochauf0,6%veranschlagtworden.
Tabelle3.5
Prognose und Prognosekorrektur für das Jahr 2014
Jahresdurchschnitte
ifo Sommerprognose
ifo Dezemberprognose
Prognosekorrektur für 2014
Prognosewerte für 2014
Prognosewerte für 2014
Differenz der Wachstumsraten
bzw. -beiträge
Veränderung in Wachstumsbei- Veränderung in % Wachstumsbeitrag in Pro% gegenüber trag in Prozent- gegenüber dem
Vorjahr
dem Vorjahr
zentpunktena)
punktena)
(1)
(2)
(3)
(4)
Spalte (3)
abzüglich
Spalte (1)
Spalte (4) abzüglich Spalte (2)
(5)
(6)
Inlandsnachfrage
Privater Konsum
Staatlicher Konsum
Ausrüstungen
Bauten
Sonstige Anlageinvestitionen
Vorratsveränderungen
2,6
1,3
0,8
7,4
3,8
3,1
–
2,4
0,8
0,2
0,5
0,4
0,0
0,6
1,2
1,1
1,2
3,1
3,2
1,2
–
1,2
0,6
0,2
0,2
0,3
0,0
–0,2
–1,4
–0,2
0,4
–4,3
–0,6
–1,9
–
–1,2
–0,2
0,0
–0,3
–0,1
0,0
–0,8
Außenbeitrag
Ausfuhr
Einfuhr
–
4,6
6,2
–0,4
2,3
–2,7
–
3,9
3,7
0,3
2,0
–1,6
–
–0,7
–2,5
0,7
–0,3
1,1
Bruttoinlandsprodukt
2,0
2,0
1,5
1,5
–0,5
–0,5
a)
Beiträge der Nachfragekomponenten zur Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (Lundberg-Komponenten). Der Wachstumsbeitrag
einer Nachfragekomponente ergibt sich aus der Wachstumsrate gewichtet mit dem nominalen Anteil des Aggregats am Bruttoinlandsprodukt aus dem Vorjahr. Abweichungen in den Summen durch Runden der Zahlen. Angaben für das Bruttoinlandsprodukt: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %.
Quelle: Berechnungen des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
portnachfrageindikators, derdiePrognosenfür
die Produktion in wichtigen Handelspartner‐
ländern, gewichtet mit dem jeweiligen deut‐
schen Exportanteil, abbildet, beschleunigt sich
im Verlauf des Prognosezeitraums.6 Im aktuel‐
len Jahr dürfte er um 2,0% zulegen, im Jahr
2015 um 2,2%. Die stärkste Nachfrage nach
deutschen Gütern kommt aus Asien, den USA,
Großbritannienundden übrigenLändern(hier
vor allem Osteuropa). Zunehmend positive,
wenn auch im historischen Vergleich nach wie
vorgeringeImpulsesindausdemEuroraumzu
erwarten(vgl.Abb.3.5).
Weltwirtschaftliches Umfeld und preisliche
Wettbewerbsfähigkeit
DiePrognosebasiertaufderAnnahme,dassein
Barrel Rohöl der Sorte Brent im Jahr 2014
durchschnittlich 101,2 US‐Dollar und im kom‐
menden Jahr 77,7 US‐Dollar kostet. Die Wech‐
selkursewerdenimPrognosezeitraumkonstant
fortgeschrieben, so dass das Tauschverhältnis
zwischenUS‐DollarundEurobei1,25liegt.
Die weltwirtschaftliche Expansion wird – wie
im internationalen Teil dieser Prognose be‐
schrieben – nach einer kurzen Schwäche im
laufenden Quartal im Verlauf des Jahres 2015
etwasanKraftgewinnen.DerWelthandeldürf‐
teindiesemJahrum2,6%undimkommenden
Jahr um 4,0% zulegen. Der Anstieg des ifo Ex‐
6 Für eine detaillierte Beschreibung der Konstrukti‐
ondesIndikators,vgl.ElstnerS.,C.GrimmeundT.
Siemsen (2010), „Die größten aufstrebenden
Märkte für deutsche Exporte liegen in Asien und
Osteuropa“,ifoSchnelldienst63(16),22‐25.
39
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
FinanzpolitischeRahmenbedingungen
Ländern in Asien. Zum anderen wird in der
Prognose unterstellt, dass der Außenwert des
Euro konstant bleibt, so dass der Wechselkurs
im kommenden Jahr im Jahresdurchschnitt
niedrigeralsindiesemJahrist.Gegenüberdem
übrigenEuroraumkommteshingegenzueiner
VerschlechterungderWettbewerbsfähigkeit,da
die Preise in Deutschland relativ stärker zule‐
gen.
Abbildung3.5
Exportindikatoren
Expansionsbeiträge des ifo Exportnachfrageindikators
0,8
Prozent bzw. Prozentpunkte
0,6
0,4
0,2
0,0
FinanzpolitischeRahmenbedingungen
-0,2
USA und
USA
und Großbritannien
UK
Euroraum
Euroraum
China
und Südostasien
Südostasien
China und
übrige Länder
übrige
Ländera)a)
Quartalszuwachsrate des
Quartalszuwachsrate
desIndikators
Indikators
-0,4
-0,6
2013
2014
2015
Preisliche Wettbewerbsfähigkeit
3
b)
Prozent bzw. Prozentpunkte
USA und Großbritannien
Großbritannien
2
Euroraum
Euroraum (ohne
(ohne Deutschland)
Deutschland)
ausgewählte Länder Asiens c)
Ausgewählte
1
d)
übrige Länder
sonstige
Länder
Jahreszuwachsrate des Indikators
Insgesamt
0
-1
-2
-3
-4
-5
2010
2011
2012
2013
2014
2015
a)
Lateinamerika, Osteuropa und Japan. - b) Indikator der preislichen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands
gegenüber 37 Handelspartnern auf Basis der Verbraucherpreise. Ein Anstieg bedeutet jeweils eine
Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. - c) China, Hongkong, Südkorea,
Singapur und Japan. - d) Dänemark, Schweden, Norwegen, Schweiz, Bulgarien, Kroatien, Litauen, Polen,
Rumänien, Tschechien, Ungarn, Kanada und Australien.
Quellen: Deutsche Bundesbank; IWF; OECD; Berechnungen des ifo Instituts; 2014 und 2015: Prognose des ifo
Instituts.
Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutsch‐
lands gegenüber 37 Handelspartnern auf Basis
der Verbraucherpreisindizes wird sich in die‐
sem Jahr leicht verschlechtern. Die Verschlech‐
terung ist aber vor allem auf einen starken
Überhang aus dem Jahr 2013 und die Aufwer‐
tungdesEurogegenüberdenwichtigstenWäh‐
rungenimerstenQuartal2014zurückzuführen.
Ab dem zweiten Quartal kam es zu einer Ver‐
besserung der Wettbewerbsfähigkeit aufgrund
der kontinuierlichen Abwertung des Euro. Zu‐
letztlagderEurogegenüberdemUS‐Dollarum
knapp8%niedrigeralsimVorjahresmonat.Im
kommendenJahrwirdsichdieWettbewerbsfä‐
higkeit insgesamt verbessern, zum einen be‐
dingt durch die relativ stärkeren Preisanstiege
inGroßbritannien,denUSA,Chinaundweiteren
40
Seit dem Jahr 2007 weist der deutsche Staats‐
haushalt – von Ausnahmen abgesehen – Über‐
schüsse auf. Insbesondere in der Sozialversi‐
cherung kam bereits seit 2006 zu Überschüs‐
sen,währenddieGebietskörperschaften(Bund,
LänderundGemeinden)insgesamtauchimJahr
2013 noch Defizite auswiesen. In den Jahren
2009bis2011kameskrisenbedingtwiederzu
gesamtstaatlichen Budgetdefiziten, wobei vor
allem der Bundeshaushalt betroffen war. Im
Prognosezeitraum wird der Budgetsaldo vo‐
raussichtlich leicht positiv bleiben. Obwohl die
Finanzpolitik vor allem durch die rentenpoliti‐
schen Maßnahmen expansive Impulse setzt,
kommt es durch die Einführung des Mindest‐
lohnszueinerkräftigen AusweitungderLöhne
und Gehälter im unteren Einkommensbereich,
was insbesondere die Beitragseinnahmen der
Sozialversicherungstärkt.
Die leichte Erhöhung des Grundfreibetrags zu
Jahresanfangführtefürsichgenommenzueiner
Entlastung bei der Einkommensteuer, die je‐
doch die Mehreinnahmen durch die kalte Pro‐
gression nicht ausgleichen konnte. Zudem wir‐
ken die Leistungsausweitungen in der gesetzli‐
chen Rentenversicherung für sich genommen
defiziterhöhend. So wurde mit Wirkung zum 1.
Juli 2014 die Anerkennung von Kindererzie‐
hungszeiten bei der Mütterrente erweitert, zu‐
demwurde fürlangjährigVersichertedieMög‐
lichkeit geschaffen, mit 63 Jahren abschlagsfrei
in Rente zu gehen. Zur Finanzierung dieser
Maßnahmen unterblieb eine Beitragssatzsen‐
kung um 0,6 Prozentpunkte zum Jahresanfang.
DieLeistungsausweitungenwerdenerstimJahr
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
MindestlohnundnachlassendeDynamikderTariflöhne
2015invollemUmfangausgabenwirksamsein.
Trotzdem wird Anfang 2015 der Beitragssatz
zur Rentenversicherung um 0,2 Prozentpunkte
gesenkt.
ZudemhatdieBundesregierungbeschlossen,in
der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr
2015denalleinvondenArbeitnehmernzutra‐
genden Zusatzbeitrag abzuschaffen und die
Zusatzbeiträge individuell festzulegen. In der
Pflegeversicherung wird der Beitragssatz hin‐
gegenum0,3Prozentpunkteerhöht.
Der Budgetsaldo des Staates dürfte sich damit
in beiden Jahren kaum verändern, da sich das
zusätzliche Steuer‐ und Beitragsaufkommen
aufgrund der günstigen Lohnentwicklung und
die reformbedingten Mehrausgaben in etwa
aufheben.
MindestlohnundnachlassendeDynamikder
Tariflöhne
Der kräftige Anstieg der Tariflöhne hat sich im
dritten Quartal nicht fortgesetzt; die Rate sank
von 3,2% im ersten Halbjahr auf 2,7%. Hier
machten sich die längere Laufzeit der Tarifver‐
träge in einigen Branchen und der Wegfall von
Sonderzahlungen im Öffentlichen Dienst be‐
merkbar. Die Effektivlöhne legten mit ähnli‐
chemTempozu,weilimGegensatzzumersten
Halbjahr kaum noch außertarifliche Lohnbe‐
standteile wegfielen. Der Anstieg der Lohnkos‐
ten je Stunde betrug im dritten Quartal nur
2,4%,damehrunbezahltenÜberstundenalsim
Vorjahr geleistet wurden und die Zahl der
Kurzarbeiterweiterrückläufigwar.7
Im vierten Quartal dürfte sich das Tempo des
Tariflohnanstiegs kaum verändern. Insgesamt
ergibt sich für dieses Jahr eine Zunahme der
Tariflöhneumdurchschnittlich3,0%;dereffek‐
tive Lohnzuwachs je Stunde wird mit 1,9%
voraussichtlichdeutlichniedrigerausfallen(vgl.
Tab.3.6).
Tabelle3.6
7
41
Die IAB Arbeitszeitrechnung ist unter
http://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab‐
az1403.pdfabrufbar.
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
MindestlohnundnachlassendeDynamikderTariflöhne
Anhebung der durchschnittlichen Effektivver‐
dienste um rund 1% führt. Hier macht sich
auch bemerkbar, dass nur Arbeitsplätze von
Geringverdienern wegfallen. Allerdings dürften
Arbeitgeber im Zuge der Einführung des Min‐
destlohns freiwillige Lohnbestandteile strei‐
chen (vgl. Kasten Mindestlohn). Für die Beleg‐
schaft,dienichtunterdieMindestlohnregelung
fällt, werden außertarifliche Lohnbestandteile
angesichts der langsamen Steigerung der Pro‐
duktion voraussichtlich kaum ausgeweitet. Al‐
les in allem ergibt sich für das Jahr 2015 eine
Zunahme der Effektivverdienste um 2,9%. Auf
StundenbasissteigendieLöhnemit2,6%etwas
langsamer. Hieraus resultiert ein deutlicher
ZuwachsderrealenArbeitskostenjeStundeum
1,2%. Bei beschleunigt steigender Produktivi‐
tät dürften die realen Lohnstückkosten daher
imkommendenJahrum0,4%zunehmen.
Alles in allem dürften die realen Lohnkosten je
StundeindiesemJahrinetwakonstantbleiben.
Für das kommende Jahr liegen nur für wenige
gewichtigeBereicheTariflohnabschlüssevor.In
der Bauindustrie und im Bankgewerbe erfolgt
zu Jahresmitte eine Stufenerhöhung um 2,6%
bzw.2,1%,dieGehälterimÖffentlichenDienst
desBundesundderGemeindensteigenimMärz
um2,4%.Dazuerwartenist,dassdieLohner‐
höhung in der Industrie im kommenden Jahr
aufgrund der niedrigen Arbeitslosigkeit in die‐
semBereichüberdurchschnittlichausfällt,dürf‐
ten die Tariflöhne insgesamt um 2,4% steigen.
Die Effektivlöhne werden dabei wesentlich
stärkerzulegen.HiermachtsichdieEinführung
desMindestlohnsbemerkbar,derdieLöhneim
Niedriglohnbereich mit zweistelligen Raten
anhebt. In dieser Prognose ist unterstellt, dass
der Mindestlohn für sich genommen zu einer
Kasten: Die Einführung des Mindestlohns in Deutschland – Aktuelle und geplante Reaktionen
derUnternehmen.ErgebnisseeinerSonderumfrageimifoKonjunkturtest
Zum 1. Januar 2015 tritt der flächendeckende Mindestlohn von 8,50 Euro in Deutschland in Kraft. Im
NovemberwurdenmitAusnahmedesBaugewerbesallenFirmen,dieandenmonatlichenKonjunktu‐
rumfragendesifoInstitutsteilnehmen,folgendeFragenzumThemaMindestlohngestellt:„Zum1.Janu‐
ar 2015 wird der flächendeckende Mindestlohn eingeführt. Ist Ihr Unternehmen von dieser Regelung
betroffen?“, und:„Wenn ja,mitwelchen MaßnahmenwerdenSie voraussichtlichaufden Mindestlohn
reagieren?“.BeiderzweitenFragekonntendieUnternehmenunterfolgendenAntwortenwählen,wo‐
beiauchMehrfachnennungenzulässigwaren:
 keineMaßnahmennotwendigbzw.vorgesehen
 Personalabbau
 VerkürzungderArbeitszeit
 Preiserhöhung
 verringerteInvestitionen
 KürzungvonSonderzahlungen
 Sonstiges.
InsgesamtwurdedieSonderfragevonüber6300UnternehmenausdenBereichenVerarbeitendesGe‐
werbe,Groß‐undEinzelhandelsowieDienstleistungenbeantwortet.EinequantitativeAussageüberdas
AusmaßderMaßnahmenistanhanddieserDatennichtmöglich.GibteinUnternehmenbeispielsweise
an,dassPersonalabbaugeplantist,sokannkeineAussagedarübergetroffenwerden,wievieleStellen
gestrichenwerdensollen.
42
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
MindestlohnundnachlassendeDynamikderTariflöhne
WievieleFirmensindvomMindestlohnbetroffen?
Über ein Viertel der Unternehmen gab an, dass sie unmittelbar von der Einführung des Mindestlohns
betroffensind.AllerdingsgabesgroßeUnterschiedezwischendeneinzelnenWirtschaftsbereichen.
WährendimVerarbeitendenGewerbeund
Abbildung3.6
imGroßhandeletwa20%derBefragungs‐
Vom Mindestlohn betroffene Unternehmen
teilnehmer angaben, betroffen zu sein, lag
%
70
der Anteil in den Dienstleistungsbranchen
West
und im Einzelhandel mit 31% bzw. 43%
Gesamt
60
61
Ost
deutlichdarüber(vgl.Abb.3.6).DieUnter‐
50
49
teilung der Ergebnisse nach Ost und West
43
40
43
41
39
39
zeigt die deutlich stärkeren Auswirkungen
30
31
29
derMindestlohnregelungaufUnternehmen
27
24
20
21
20
in Ostdeutschland. Dieser Unterschied ist
18
16
10
über alle Bereiche hinweg zu erkennen.
Westdeutsche Unternehmen sind deutlich
0
Gesamt
Verab. Gewerbe Dienstleistungen
Großhandel
Einzelhandel
seltenervomMindestlohnbetroffen.
(inkl. Kfz)
Quelle: Berechnungen des ifo Instituts.
WiewollendieFirmengrundsätzlichaufdenMindestlohnreagieren?
UnterallenvomMindestlohnbetroffenenUnter‐
Abbildung3.7
nehmengaben43%an,dasskeineMaßnahmen
Folge des Mindestlohns
notwendig beziehungsweise geplant sind (vgl.
Erwartete Maßnahmen der davon betroffenen Unternehmen
nach Wirtschaftsbereichen
Abb. 3.7). Am unteren Ende der Skala befinden
sich die Einzelhändler, bei denen nur knapp ein
13,3
insgesamt
11,3
DrittelderUnternehmennichtreagierenwill.Im
15,9
sonstiges
14,9
Verarb. Gewerbe
9,9
VerarbeitendenGewerbeundimGroßhandelist
Dienstleistungen
23,0
dieser Anteil mit 47% bzw. 50% am höchsten.
22,9
Kürzung von
Großhandel
22,0
Sonderzahlungen
Wenn Firmen vom Mindestlohn betroffen sind,
18,8
28,0
Einzelhandel
aber keine Maßnahmen ergreifen, deutet dies
(inkl. Kfz)
15,9
16,2
verringerte
darauf hin, dass sie aufgrund der gestiegenen
13,3
Investitionen
12,2
Personalkosten geringere Gewinne in Kauf neh‐
22,9
25,7
men.
23,2
31,3
Preiserhöhungen
14,4
23,9
ImSchnittwerdenallerdingsmehralsdieHälfte
17,5
11,1
der von der Mindestlohnregelung betroffenen
Verkürzung der
15,9
Arbeitszeit
15,5
Unternehmenreagieren.Amhäufigstennannten
32,5
21,9
die Befragungsteilnehmer Personalabbau, Preis‐
25,6
15,7
Personalabbau
erhöhungen und Kürzungen von Sonderzahlun‐
22,7
29,3
gen.AberauchbeidenMaßnahmengibtesgro‐
43,0
46,7
ßeUnterschiedezwischendenWirtschaftsberei‐
keine
43,0
Maßnahmen
50,3
chen, insbesondere im Hinblick auf Personalab‐
32,5
%
bauundPreiserhöhungen.
0
20
40
60
Quelle: Berechnungen des ifo Instituts.
43
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
MindestlohnundnachlassendeDynamikderTariflöhne
Mehrals25%derbetroffenenUnternehmenimVerarbeitendenGewerbesowiefast30%derbetroffe‐
nen Einzelhändler wollen mit Personalabbau auf den Mindestlohn reagieren. Bei den Dienstleistungs‐
unternehmern liegt dieser Anteil nur bei knapp 16% der betroffenen Firmen. Allerdings werden in
diesemBereichvoraussichtlicheinDrittelderUnternehmen diePreise erhöhen. IndenübrigenWirt‐
schaftsbereichen scheinen Preiserhöhungen aufgrund der Wettbewerbssituation deutlich schwerer
durchsetzbar zu sein. Auf das Instrument der Verkürzung der Arbeitszeit im Einzelhandel ungefähr
einemDrittelderbetroffenenUnternehmenzurückgreifen,währendimVerarbeitendenGewerbediese
MaßnahmenurvongeringerBedeutung(11%)ist.EineetwagleichhoheBedeutungüberalleBereiche
hinweghatdieKürzungvonSonderzahlungen(23%).DieVerringerungvonInvestitionenwirdfürei‐
nenTeilderFirmenebenfallsvonBedeutungsein.Fast16%dervomMindestlohnbetroffenenUnter‐
nehmengabenan,dasssiealsReaktionaufdieEinführungderMindestlohnregelungihreInvestitionstä‐
tigkeiteneinschränkenwerden.BesondersimBereichdesEinzelhandelswerdenInvestitionenzurück‐
gefahren(23%),aberauchimVerarbeitendenGewerbegaben16%derbetroffenenUnternehmenver‐
ringerteInvestitionenalsMaßnahmean.
GibtesbereitsReaktionenaufdiebevorstehendeEinführungdesMindestlohns?
DieEinführungdesMindestlohnshattatsächlichbereitsvorseinemInkrafttretenersteSpurenbeiden
Unternehmenhinterlassen,dievomMindestlohnbetroffensindunddieangaben,daraufzureagieren.
ImRahmendesmonatlichifoKonjunkturtestswerdendieUnternehmenregelmäßignachderEntwick‐
lung der Inlandsverkaufspreise im vorangegangenen Monat gefragt. In der Novemberumfrage zeigte
sich,dassvomMindestlohnbetroffeneUnternehmen,diePreiserhöhungenalsMaßnahmeinErwägung
Tabelle3.7
zogen, ihre Preise bereits häufiger erhöht
Vergleich mit aktuellen Ergebnissen des ifo Konjunkturtests
haben als andere Firmen (vgl. Tab. 3.7).
Inlandsverkaufspreise im November, wenn Preiserhöhung bei Umfrage genannt
Vom MindestAberauchbeidenregelmäßigvomifoInsti‐
erhöht
unverändert
gesenkt
lohn betroffen?
ja
16%
75%
8%
tut abgefragten Erwartungen bezüglich der
Verarbeitendes Gewerbe
nein
4%
87%
8%
Entwicklung der Preise und der Anzahl der
ja
22%
67%
10%
Handel
BeschäftigtenindennächstendreiMonaten
nein
8%
77%
13%
schlagen sich die von den Unternehmen
Preiserwartungen im November, wenn Preiserhöhung bei Umfrage genannt
angegebenenMaßnahmennieder.
Vom Mindeststeigend
unverändert
fallend
lohn betroffen?
ja
21%
63%
14%
Verarbeitendes Gewerbe
Ein deutlich höherer Anteil der vom Min‐
nein
10%
80%
10%
ja
35%
52%
11%
destlohn betroffenen Firmen gab an, in den
Dienstleister
nein
20%
73%
5%
nächsten drei Monaten die Preise anheben
ja
26%
55%
19%
Handel
nein
22%
65%
12%
oder Personal abbauen zu wollen. Bei den
Dienstleistungsunternehmen stieg der An‐
Beschäftigungserwartung November, wenn Personalabbau bei Umfrage genannt
teil der Firmen, die Preiserhöhungen in Er‐
Vom Mindestabnehmend
lohn betroffen? zunehmend gleich bleibend
wägung ziehen, derart an, dass die Preiser‐
ja
5%
63%
31%
Verarbeitendes Gewerbe
nein
6%
78%
15%
wartungen in diesem Wirtschaftsbereich
ja
10%
46%
42%
Dienstleister
insgesamt den höchsten Wert seit Beginn
nein
15%
74%
11%
derVeröffentlichungderErgebnisseimJahr
ja
5%
58%
38%
Handel
nein
8%
80%
10%
2005erreichten.
Frage nach Inlandsverkaufspreisen wird bei den Dienstleistern nicht gestellt.
Alle Auswertungen sind ungewichtet.
Quelle:: Befragung des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
44
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
ZunahmederErwerbstätigkeitverliertanTempo
wordensind,dieaufgrundderspätenLageder
Sommerferien zunächst ausgeblieben waren.
BeialledemerhöhtsichdasArbeitsvolumenim
Jahr 2014 voraussichtlich um 1,5% (Abb. 3.8).
Damit einher geht eine Zunahme der Erwerbs‐
tätigkeit um rund 370000 Personen, und die
Arbeitslosigkeit sinkt um rund 50000 Perso‐
nen, so dass eine Arbeitslosenquote von 6,7%
erreichtwerdendürfte(Tab.3.8)
Zunahme der Erwerbstätigkeit verliert an
Tempo
Die konjunkturelle Schwächephase hat allmäh‐
lichSpurenaufdemArbeitsmarkthinterlassen.
So verlangsamte sich der Anstieg der Erwerbs‐
tätigkeitseitJahresmitte.DieZahldergeringfü‐
gig Beschäftigten war sogar leicht rückläufig.
Gleichzeitig nahm die Zahl der Arbeitslosen
kaumnochab.Hierhatsichwohlauchderspä‐
te Beginn der Sommerferien bemerkbar ge‐
macht, der dazu führte, dass Neueinstellungen
ausblieben. Da die Arbeitsnachfrage gemessen
an der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden im
drittenQuartalstärkerzunahmalsdieProduk‐
tion, sank die Stundenproduktivität. Damit ist
dieStundenproduktivitätseitdreiJahrennahe‐
zukonstant.
Im vierten Quartal dürfte sich der Beschäfti‐
gungsaufbauweiterverlangsamthaben,unddie
Arbeitsnachfrage gemessen in Stunden wird
wohl ebenfalls langsamer ausgeweitet worden
sein. Gleichwohl dürfte die Arbeitslosigkeit im
Jahresendquartal beschleunigt zurückgegangen
sein, da nun die Neueinstellungen nachgeholt
Abbildung3.8
Geleistete Arbeitsstunden der Erwerbstätigen im Inland
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
15 000
Mill. Stunden
%
14 800
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt b)
Mill.
Mill. Stunden
Stunden (linke
(linke Skala)
Skala)
14 600
1,6%
1,5%
-0,3%
0,0
Prognosezeitraum
1,6%
14 000
-1,5
13 800
2010
a)
b)
2011
2012
2013
2014
2015
57 763
57 608
58 484
58 874
Erwerbstätige Inländer
41 979
42 226
42 596
42 788
37 435
37 769
38 179
38 355
29 341
29 713
30 201
30 519
5 704
5 698
5 697
5 586
4 981
5 017
5 030
4 944
darunter:
darunter:
Minijobs
Ein-Euro-Jobs
a)
Selbständige
Pendlersaldo
Erwerbstätige Inland
Arbeitslose
Arbeitslosenquote BAb)
Erwerbslosec)
Erwerbslosenquoted)
a)
2014
2015
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr in %.
Arbeitsvolumen (Mill. Stunden)
Marginal Beschäftigte
2013
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
Deutschland
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
1,5
-0,3%
14 200
Arbeitsmarktbilanz
Jahresdurchschnitt in 1 000 Personen
Arbeitnehmer
0,7%
14 400
Tabelle3.8
2012
3,0
a)
laufende Rate
Rate a)
laufende
129
111
97
72
4 544
4 457
4 417
4 433
54
55
55
54
42 033
42 281
42 651
42 841
2 897
2 950
2 900
2 875
6,8
6,9
6,7
6,6
2 316
2 270
2 155
2 132
5,1
4,8
4,7
5,2
b)
Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung. – Arbeitslose in % der zivilen Erwerbspersonen (Definition gemäß Bundesagentur für Arbeit). – c) Definition der ILO. – d) Erwerbslose in % der
inländischen Erwerbspersonen (Erwerbstätige Inländer plus Arbeitslose).
Quelle: Statistisches Bundesamt; Bundesagentur für Arbeit; 2014 und 2015: Prognosen des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
45
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
ZunahmederErwerbstätigkeitverliertanTempo
Abbildung3.9
Im kommenden Jahr wird sich der Beschäfti‐
gungsaufbau im Zuge der Produktionsauswei‐
tung wohl fortsetzen, wenn auch mit nachlas‐
sendemTempo.SozeigtdasifoBeschäftigungs‐
barometervonhohemNiveaukommendinder
Tendenznachunten(Abb3.9).DerZugangder
bei der Bundesagentur gemeldeten offenen
Stellen ist derzeit zwar hoch. Allerdings nahm
auch die durchschnittliche Vakanzzeit einer
gemeldetenStelleetwaszu,wasdaraufhindeu‐
tet,dassoffeneStellenzögerlicherbesetztwer‐
den. Der ab dem kommenden Jahr gültige ge‐
setzliche Mindestlohn wird insbesondere die
NachfragebeidenMinijobsbeeinträchtigen,da
dort die Löhne im Durchschnitt mit zweistelli‐
gen Raten steigen. Vor diesem Hintergrund
dürfte die Zahl der Minijobs im kommenden
Jahr um durchschnittlich 80000 Personen ab‐
nehmen. In der Gesamtwirtschaft macht sich
der Anstieg der realen Arbeitskosten im kom‐
menden Jahr ebenfalls bemerkbar, so dass sich
der Beschäftigungsaufbau bei den sozialversi‐
cherungspflichtig Beschäftigten voraussichtlich
weiter verlangsamen wird. Der Anstieg der so‐
zialversicherungspflichtigen Beschäftigung um
rund 320000 Personen dürfte den Rückgang
der marginalen Beschäftigung aber mehr als
ausgleichen. Alles in allem erhöht sich die Zahl
der Erwerbstätigen im Jahr 2015 um durch‐
schnittlich 190000 Personen (Abb. 3.10).
ifo Beschäftigungsbarometer für Deutschland für die gewerbliche Wirtschaft
2005 = 100, saisonbereinigt
115
110
105
100
2010
Abbildung3.10
Erwerbstätige
Inlandskonzept, saisonbereinigter Verlauf
45,0
Mill. Personen
Tsd. Personen
400
a)
Veränderung
Veränderung gegenüber
gegenüber dem
dem Vorquartal
Vorquartal a)
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt b)
44,0
Mill.
Mill. Personen
Personen (linke Skala)
300
+370
43,0
+550
+190
200
+248
+463
42,0
100
41,0
0
Prognosezeitraum
+128
40,0
-100
2010
2011
2012
2013
2014
2011
2012
2013
2014
Quelle: ifo Konjunkturtest, November 2014.
2015
Der gesetzliche Mindestlohn hat auch Auswir‐
kungen auf die Arbeitszeit je Arbeitnehmer. In
dieser Prognose ist unterstellt, dass sich durch
den gesetzlichen Mindestlohn der Anteil der
geringfügig Beschäftigten an den Arbeitneh‐
mernreduziert,wasdiedurchschnittlichgeleis‐
tete Arbeitszeit je Arbeitnehmer für sich ge‐
nommen erhöht. Allerdings steigt die Teilzeit‐
quote dem langfristigen Trend folgend wohl
weiteran.ImErgebnisnimmtdiedurchschnitt‐
licheArbeitszeitnurum0,2%zu,unddieZahl
der insgesamt geleisteten Stunden erhöht sich
um0,7%.
InwiefernsichdiesteigendeErwerbstätigkeitin
der Zahl der Arbeitslosen niederschlägt, hängt
von der Entwicklung des Arbeitsangebots ab.
Zum einen dürfte die Zahl der Inländer im Er‐
werbsalter im kommenden Jahr erneut stark
rückläufig sein. Zudem haben im kommenden
Jahr etwa 300000 bis 400000 Personen An‐
spruch auf die abschlagsfreie Rente mit 63,8
sodassdasArbeitsangebotzusätzlichsinkt.Zum
anderen nehmen dem langfristigen Trend fol‐
gend immer mehr Inländer – darunter insbe‐
sondere Rentner – am Erwerbsleben teil. Au‐
ßerdem wird die Nettozuwanderung von Ar‐
beitskräftenausdenEU‐Mitgliedsstaatenanhal‐
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in Tausend Personen (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Tausend Personen.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
8Walwei,Ulrich(2014),Standpunkt:Rentemit63‐
führt der Weg in die richtige Richtung?, IAB‐
Forum,Nr.1,S.24‐29.
46
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
VerhalteneExpansiondesExports
ten. Hierfür spricht, dass sich die Arbeitsplatz‐
aussichteninvielenLändernderEUimProgno‐
sezeitraum nur zögerlich bessern. Schließlich
dürfte der mindestlohnbedingte Rückgang der
geringfügig Beschäftigten nicht in vollem Um‐
fangzueinemAnstiegderregistriertenArbeits‐
losigkeit führen, da ein Teil der betroffenen
Personenbereitsheutearbeitslosgemeldetist9
und ein weiterer Teil (u.a. Schüler, Studenten
und Rentner) nicht in der Arbeitslosenstatistik
erfasstwird.AllesinallemdürftedieArbeitslo‐
sigkeitimVerlaufdesJahres2015inetwastag‐
nieren; jahresdurchschnittlich ergibt sich ein
leichter Rückgang um 25000 Personen (Abb.
3.11).
Abbildung3.11
Arbeitslose
Saisonbereinigter Verlauf
4,0
Mill. Personen
Tsd. Personen
200
Veränderunggegenüber
gegenüberdem
demVorquartal
Vorquartala)a)
Veränderung
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnittb)b)
Mill.
Mill.Personen
Personen (linke Skala)
3,6
100
-176
Prognosezeitraum
-262
3,2
0
-79
53
2,8
-25
Das Winterhalbjahr dürfte von einer Zweitei‐
lung beim Export geprägt sein. Für das vierte
Quartal ist nur mit einer sehr verhaltenen Zu‐
nahme der Ausfuhr zu rechnen. Neben einem
relativ niedrigen ifo Auftragsbestand aus dem
Ausland sprechen hierfür die ifo Exporterwar‐
tungen, die sich im Verlauf des Sommers bis
hinein in den September deutlich eingetrübt
10
hatten. Darüber hinaus sind die Aufträge aus
dem Ausland nach deutschen Investitionsgü‐
tern im Oktober gegenüber dem Vorquartal
gefallen. Allerdings verzeichneten die ausländi‐
schen Auftragseingänge nach Vorleistungsgü‐
tern einen kräftigen Anstieg. Auch ist die für
Oktober vorliegende nominale Ausfuhr in Ab‐
grenzung des Spezialhandels gegenüber dem
dritten Quartal angestiegen. Das liegt aber vor
allem an dem großen Überhang im Spezialhan‐
del im dritten Quartal. Insgesamt dürfte der
Export im vierten Quartal lediglich um 0,4%
expandieren. Im ersten Quartal 2015 wird die
Ausfuhr wohl wieder moderat zulegen. Dafür
sprechen die jüngsten Anstiege der Exporter‐
wartungensowiedasimTrendaufwärtsgerich‐
11
teteifoExportklima(vgl.Abb.3.12). -100
-50
2,4
-200
2010
2011
2012
2013
2014
2015
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in Tausend Personen (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Tausend Personen.
Quellen: Bundesagentur für Arbeit; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
VerhalteneExpansiondesExports
Der Export legte im dritten Quartal mit 1,9%
überraschendstarkzu.DiezusätzlicheNachfra‐
ge nach deutschen Produkten stammte aus ei‐
ner Vielzahl von Ländern: im Euroraum waren
diesvorallemdieNiederlande,Spanien,Italien
undÖsterreich,inOsteuropaUngarnundPolen.
DesWeiterensorgtenSchweden,Großbritanni‐
en,dieUSAunddieasiatischenSchwellenländer
für zusätzliche Impulse. Einbußen mussten die
deutschen Exporteure lediglich in Russland
hinnehmen–dassiebteQuartalinFolge.
10 Die ifo Exporterwartungen basieren auf den Mel‐
dungen der deutschen Industrie im Rahmen des
monatlichen ifo Konjunkturtests, vgl. Grimme C.
und K. Wohlrabe (2014), „Die ifo Exporterwar‐
tungen–einneuerIndikatorzurLagederExport‐
industrie in Deutschland“, ifo Schnelldienst 67
(23),3‐4.
11DasifoExportklimasetztsichausIndikatorender
Unternehmens‐ und Verbraucherstimmung in
den wichtigsten Absatzmärkten Deutschlands
und einem Indikator für die preisliche Wettbe‐
werbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zusam‐
men, vgl. Elstner S., C. Grimme und U. Haskamp
(2013), „Das ifo Exportklima – ein Frühindikator
für die deutsche Exportprognose“, ifo Schnell‐
dienst66(04),36‐43.
9 Derzeit gibt es rund 460000 geringfügig Beschäf‐
tigteArbeitslosengeldII‐Bezieher.
47
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
VerhalteneExpansiondesExports
Abbildung3.12
Abbildung3.13
Saisonbereinigte Werte
30
Reale Exporte
Frühindikatoren für den Export
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
Saldo
Index
380
1,0
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnittb)
355
5,2%
Volumen
Mrd.
Euro (linke Skala)
0,6
20
3,9%
330
0,4
15
2,8%
0,2
305
280
-0,2
5
ifo Exporterwartungen
-0,4
5
0
8,0%
Prognosezeitraum
14,5%
255
0
10
1,6%
0,0
10
15
a)
laufende
laufendeRate
Ratea)
0,8
25
%
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
-5
-10
-0,6
-5
ifo Exportklima
230
-0,8
(rechte Achse)
2011
2012
2013
2011
2012
2013
2014
2015
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
-1,0
-10
2010
2010
a)
2014
Im weiteren Prognosezeitraum werden die Ex‐
porte voraussichtlich etwas dynamischer zule‐
gen. Zum einen verstärkt sich das Expansions‐
tempo in den USA, in Großbritannien und in
vielen aufstrebenden Volkswirtschaften. Zum
anderen dürfte sich die langsame Erholung im
Euroraumbemerkbarmachenundfürzusätzli‐
che Impulse für die deutsche Ausfuhr sorgen.
LeichtstimulierendeEffekteaufdieAusfuhrdy‐
namikdürftenvonderindenletztenzweiQuar‐
talen beobachteten effektiven Abwertung des
Euros ausgehen. Darüber hinaus werden die
deutschenPreiseimVergleichzuseinenAbsatz‐
ländernaußerhalbdesEuroraumswohlschwä‐
cher zunehmen, so dass es hierüber auch posi‐
tiveEffekteaufdenExportgebendürfte.Insge‐
samt ist mit einem Anstieg des realen Exports
um 3,9% in diesem Jahr zu rechnen. Im Jahr
2015dürftedieAusfuhrum5,2%expandieren
(vgl.Abb.3.13).
Die Importe expandierten im dritten Quartal
ähnlich stark wie die Exporte, trotz schwacher
inländischer Verwendung. Zuwächse ergaben
sich ausschließlich bei den Vorleistungsgüter‐
importen, nachdem diese im zweiten Quartal
gefallen waren. Nachdem dieser Aufholprozess
beendet wurde, dürften im vierten Quartal die
Importewiederetwasverhaltenerexpandieren.
Daraufdeutetauchdiesehrverhalteneinländi‐
Quelle: ifo Institut.
sche Aktivität hin, die aus der Produktion im
VerarbeitendenGewerbe,deninländischen
AuftragseingängenimVerarbeitendenGewerbe
sowie den ifo Geschäftserwartungen im Verar‐
beitendenGewerbeabgeleitetwerdenkann.Die
für Oktober vorliegende Wareneinfuhr in Ab‐
grenzung des Spezialhandels ist relativ zum
dritten Quartal geringfügig zurückgegangen.
NachdemJahreswechselwerdendieEinfuhren
wohl leicht beschleunigt zulegen. Zum einen
profitieren die Importe von der stärkeren Ex‐
pansion der Ausrüstungsinvestitionen, zum
anderen von der Zunahme der Ausfuhren, die
insbesondere die Einfuhr von Vorleistungsgü‐
ternerhöhendürfte.InsgesamtwirdderImport
in diesem Jahr voraussichtlich um 3,7% zu‐
nehmen. Im kommenden Jahr dürfte er um
5,8%expandieren(vgl.Abb.3.14).
48
-15
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
VerhalteneExpansiondesExports
Abbildung3.14
Reale Importe
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
340
%
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
12
a)
laufende
laufende Rate
Rate a)
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt b)
320
9
Mrd.
Euro (linke Skala)
Volumen
5,8%
300
6
3,7%
280
3
3,1%
0,0%
260
0
12,9%
Prognosezeitraum
7,1%
240
220
-3
-6
2010
2011
2012
2013
2014
2015
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
Der Nettoexport ist im dritten Quartal weiter
angestiegen. Im Prognosezeitraum werden die
Einfuhren zwar mit höheren Raten zulegen als
die Ausfuhren, aufgrund des niedrigeren Im‐
portniveaus relativ zu dem des Exports baut
sich der Außenbeitrag in Relation zum Brut‐
toninlandsprodukt im Jahresdurchschnitt aber
noch nicht ab; er beträgt in diesem und im
nächsten Jahr jeweils 6,5%. Für dieses Jahr
ergibtsicheinpositiverBeitragdesAußenhan‐
dels zur Expansion des Bruttoinlandsprodukts
von 0,3 Prozentpunkten, im nächsten Jahr von
0,1 (vgl. Tab. 3.9). Der Leistungsbilanzsaldo in
Relation zum Bruttoinlandsprodukt dürfte in
diesemJahrbei7,3%undimnächstenJahrbei
7,4% liegen und ist damit höher als der Anteil
desAußenbeitragsamBruttoinlandsprodukt.12
DieTermsofTradehabensichimdrittenQuar‐
tal wie schon in den Quartalen zuvor weiter
verbessert. Die Importpreise gingen abermals
zurück,bedingtdurchdenRückgangderPreise
für Energieträger, die seit sieben Quartalen
rückläufig sind. Die Exportpreise stiegen leicht
an,nachdemsiedreiQuartalelangstagnierten.
Verantwortlich dafür waren die Preiserhöhun‐
gen bei den Kraftfahrzeugen und in der Che‐
miebranche. Für das vierte Quartal weisen die
vorliegenden Werte für die Außenhandelsprei‐
se darauf hin, dass die Ausfuhrpreise wohl et‐
was stärker zulegen werden als die Einfuhr‐
preise, so dass sich die Terms of Trade weiter
verbessern. Im weiteren Prognosezeitraum
dürften sich sowohl Ausfuhr‐ als auch Einfuhr‐
preise moderat erhöhen. Zum einen führt die
BelebungderAuslandsnachfragedazu,dassdie
inländischen Unternehmen, ihre Kostensteige‐
rungen besser auf ihre Abnehmer überwälzen
können.ZumanderenwerdendieEinfuhrpreise
durch den expandierenden Welthandel wohl
zulegen. In diesem Jahr werden die Terms of
Trade um 1,4% steigen, im kommenden Jahr
um0,3%.
Tabelle3.9
Beiträge zur Veränderung des Bruttoinlandsprodukts
(in Prozentpunkten)
Konsumausgaben
2013
2014a)
2015a)
1,2
0,6
0,8
Private Konsumausgaben
0,5
0,6
0,9
Konsumausgaben des Staates
0,1
0,2
0,3
–0,1
0,6
0,4
–0,2
0,2
0,2
Bauten
0,0
0,3
0,2
Sonstige Anlagen
0,0
0,0
0,1
Vorratsveränderungen
0,2
–0,2
–0,2
Bruttoanlageinvestitionen
Ausrüstungen
Letzte inländische Verwendung
0,6
1,2
1,4
Außenbeitrag
–0,5
0,3
0,1
Exporte
0,7
1,8
2,4
Importe
–1,3
–1,5
–2,3
0,1
1,5
1,5
Bruttoinlandsproduktb)
a)
Schätzungen des ifo Instituts. – b) Veränderung in % gegenüber dem Vorjahr.
Abweichungen in den Summen durch Runden der Zahlen.
12DerUnterschiedistmaßgeblichaufdenSaldoder
Quelle: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
Primäreinkommen(bisher:Erwerbs‐undVermö‐
genseinkommen) zurückzuführen, der positiv
undbetragsmäßiggrößeristalsdernegativeSal‐
do der Sekundäreinkommen (bisher: laufende
Übertragungen).DiesebeidenSaldenergebenzu‐
sammenmitdemSaldoderHandels‐undDienst‐
leistungsbilanz (dem Außenbeitrag) den Saldo
derLeistungsbilanz.
49
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
Investitionstätigkeitwirdgedämpft
Abbildung3.15
Investitionstätigkeitwirdgedämpft
ifo Geschäftserwartungen für Investitionsgüter
Saldo in %, saisonbereinigt
Die Ausrüstungsinvestitionen sind im dritten
Quartal 2014 um 2,3% deutlich zurückgegan‐
gen. Maßgeblich hierfür dürften die pessimisti‐
scheren Geschäftserwartungen der Unterneh‐
men sein, die vor dem Hintergrund geopoliti‐
scher Spannungen und sich verschlechternder
wirtschaftspolitischer
Rahmenbedingungen
spürbar weniger investiert haben. Die positive
Grunddynamik der Ausrüstungsinvestitionen,
die seit der zweiten Jahreshälfte 2013 zu be‐
obachtenwar,istsomitvorerstunterbrochen.
Zum Jahresende hin bleiben die Aussichten für
dieInvestitionstätigkeitpessimistisch.Sowaren
die Auftragseingänge für inländische Investiti‐
onsgüterimdrittenQuartalinsgesamtrückläu‐
fig, und auch die Produktion im Oktober sank
gegenüber dem Vorquartal. Zudem haben sich
die Erwartungen der ifo Investitionsgüterpro‐
duzenten zuletzt weiter eingetrübt, wenngleich
der Rückgang nicht ganz so kräftig war wie in
denMonatenzuvor(vgl.Abb.3.15).Dieschlech‐
terenGeschäftserwartungenhabenmittlerweile
auchzuAnpassungenindenInvestitionsplänen
derUnternehmengeführt.Sozeigendievorläu‐
figen Ergebnisse des ifo Investitionstests, dass
die Firmen im Verarbeitenden Gewerbe ihre
geplanten Investitionsausgaben für das laufen‐
de Jahr mehr als halbiert haben. Hinsichtlich
möglicherEinflussfaktorenaufdieInvestitions‐
tätigkeit scheint ein zunehmender Anteil der
befragtenFirmeninsbesonderediewirtschafts‐
politischen Rahmenbedingungen restriktiver
einzuschätzen als noch im vergangenen Herbst
(vgl. Abbildung 3.16).13 Insgesamt dürften die
Ausrüstungsinvestitionen im Jahresabschluss‐
quartal nochmals leicht abnehmen, allerdings
nichtganzsostarkwieindenSpätsommermo‐
naten.
13
40
30
20
10
0
-10
-20
-30
2010
2011
2012
2013
2014
Quelle: ifo Konjunkturtest.
Abbildung3.16
Investitionsdämpfende Faktoren
20
%
15
10
5
0
Absatzlage/
-erwartungen
Finanzierungsmöglichkeiten/-kosten
Erwartung für 2014
(Umfrage im Herbst 2013)
Ertragserwartungen
Technische
Entwicklung
Erwartung für 2014
(Umfrage im Herbst 2014)
Wirtschaftspolitische
Rahmenbedingungen
Andere Faktoren
Erwartung für 2015
(Umfrage im Herbst 2014)
Anteil der befragten Unternehmen, die den jeweiligen Faktor als dämpfend für ihre inländische Investitionstätigkeit angeben
(Antwortkategorien „leichte“ und „deutliche Dämpfung“). Die Firmenangaben sind umsatzgewichtet.
Quelle: ifo Investitionstest Verarbeitendes Gewerbe; Berechnungen des ifo Instituts.
Eine allmähliche Erholung der Ausrüstungsin‐
vestitionen dürfte sich erst wieder im Verlauf
desnächstenJahreszeigen.ZuletztistdieKapa‐
zitätsauslastung in der Industrie zwar gesun‐
ken,sieliegtaberimmernochleichtüberihrem
langfristigen Durchschnitt. Auch deutet der ifo
InvestitionstestfürdaskommendeJahraufeine
moderateAusweitungderInvestitionsausgaben
hin. Im Zuge eines sich verbessernden Export‐
klimas dürften insgesamt wieder vermehrt In‐
vestitionen in Ausrüstungen getätigt werden.
VomFinanzierungsumfeldsolltenimPrognose‐
zeitraum keine negativen Impulse ausgehen.
Die Vergabestandards für Unternehmenskredi‐
te bleiben laut Bank Lending Survey der Bun‐
desbankunverändertgünstig.Zwaristdievom
ifo erhobene Kredithürde zuletzt leicht gestie‐
gen,liegtaberweiterhinaufniedrigemNiveau.
Vor diesem Hintergrund scheint die Einführung
desMindestlohnseineleichtdämpfendeWirkung
auf die Investitionspläne der betroffenen Unter‐
nehmen mit sich zu bringen, wie die ifo Sonder‐
frage im November zeigt (siehe Kasten Mindest‐
lohn).
50
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
BaukonjunkturverläuftinmoderatenBahnen
imweiterenPrognoseverlaufwiederzunehmen.
Impulse kommen hierbei vor allem von Mehr‐
familienhäusern,derenNachfrageaufgrundder
stetigen Zuwanderung, der Urbanisierung und
der robusten Arbeitsmarktlage weiter steigt.
Gleichzeitig sind die durchschnittlichen Zinsen
fürneueWohnungsbaukrediteimJahresverlauf
auf 2,3% gesunken, und die Kreditnachfrage
derprivatenHaushaltehatsichleichtverstärkt.
Fürinstitutionelle Anlegerzeichnetsichjedoch
angesichts des hohen Niveaus der Immobilien‐
preisederzeiteineschwächereRenditeab.Dar‐
überhinaushabensichdieAuftragseingängeim
Wohnungsbau im Sommerhalbjahr deutlich
abgeschwächt.VordemHintergrundeinesnoch
relativ hohen Auftragsbestands und sich bes‐
serndenifoErwartungenimWohnungsbau(vgl.
Abb. 3.18) spricht die Summe der Faktoren für
moderate Zuwachsraten in diesem Segment.
Für das laufende Jahr wird eine Zunahme der
Investitionen in Wohnbauten um 3,1% und im
kommenden Jahr um 2,0% erwartet (vgl. Ta‐
belle3.10).
Darüber hinaus verfügen die Unternehmen
über ausreichend Eigenmittel, wenngleich sich
die Gewinne der besonders vom Mindestlohn
betroffenen Dienstleistungs‐ und Einzelhan‐
delsbranchen im weiteren Prognoseverlauf
schwächer entwickeln dürften (siehe Kasten
Mindestlohn).
TrotzderschwachenzweitenJahreshälftewer‐
dendieAusrüstungsinvestitionen,zudenenvor
allemMaschinen,GeräteundFahrzeugezählen,
in 2014 voraussichtlich um 3,1% steigen. In
2015 werden sie zwar im Jahresdurchschnitt
mit2,6%etwaswenigerstarkzunehmen,aber
im Jahresverlauf betrachtet deutlich an Dyna‐
mikgewinnen(vgl.Abbildung3.17).
Abbildung3.17
Reale Investitionen in Ausrüstungen
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
50
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
%
2,6%
48
6
4
3,1%
6,1%
Abbildung3.18
2
-3,0%
46
ifo Geschäftserwartungen im Wohnungsbau
0
44
9,9%
Prognosezeitraum
Saldo in %, saisonbereinigte Werte mit Census X13
8
-2
-2,4%
42
a)
laufende Rate
Rate a)
laufende
b)
Jahresdurchschnitt b)
Jahresdurchschnitt
-4
4
-6
0
Volumen
Mrd.
Euro (linke Skala)
40
2010
a)
b)
2011
2012
2013
2014
2015
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
-4
-8
Baukonjunktur verläuft in moderaten Bah‐
nen
NacheinemkräftigenJahresauftakt2014waren
die Bauinvestitionen im Sommerhalbjahr rück‐
läufig. Während das Minus von 3,9% im zwei‐
ten Quartal ein Gegeneffekt auf den äußerst
mildenWinterdarstellendürfte,wardasMinus
von 0,3% im dritten Quartal von einer nur
schwachen Produktionsausweitung im weniger
witterungsanfälligen Ausbaugewerbe begleitet.
Insgesamt waren zuletzt zwar alle Bausparten
vonniedrigerenInvestitionsausgabenbetroffen,
vornehmlichaberderöffentlicheundgewerbli‐
cheNichtwohnungsbau.
NachdergedämpftenEntwicklungimSommer‐
halbjahr dürften die Wohnungsbauinvestitionen
-12
-16
2010
2011
2012
2013
2014
Quelle: ifo Konjunkturtest.
Tabelle3.10
Reale Bauinvestitionen
2013
Anteil in %
2013
2014
2015
Veränderung gegenüber dem
Vorjahr in %
Wohnungsbau
59
0,6
3,1
Nichtwohnungsbau
41
–1,0
3,3
1,4
Gewerblicher Bau
29
–2,1
3,2
0,8
12
1,6
3,4
2,8
100
–0,1
3,2
1,7
Öffentlicher Bau
Bauinvestitionen
2,0
Quelle: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015:
Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
51
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
PrivaterKonsumsteigtweiter
Abbildung3.19
Die gewerblichen Bauinvestitionen dürften sich
angesichtsderpessimistischenGeschäftserwar‐
tungen der Unternehmen zunächst weiter zö‐
gerlich entwickeln. Hierauf deutet auch die
schwache Zunahme der weiter vorlaufenden
Neubaugenehmigungen. Die gewerblichen Bau‐
investitionenwerden–bedingtdurchdenstar‐
kenJahresauftakt–in2014voraussichtlichum
3,2% zulegen, gefolgt von 0,8% im nächsten
Jahr.14
Die Ausgaben für öffentliche Bauinvestitionen
dürften im weiteren Verlauf wieder stärker
ausgeweitet werden. Die Kassenlage ist insge‐
samt gut, wenngleich sich das Gewerbesteuer‐
aufkommen der Kommunen etwas schwächer
entwickelt hat als zuletzt erwartet.15 Positive
Impulse kommen im Prognosezeitraum vom
Fluthilfefonds des Bundes und der Länder, aus
dem Mittel zur Beseitigung der Flutschäden
nochbisEnde2015abgerufenwerdenkönnen.
Gegen Ende des Prognosezeitraumes dürften
auch zusätzliche Bundesmittel für Infrastruk‐
turmaßnahmen, die insbesondere in die Berei‐
cheVerkehr,BildungundKinderbetreuungflie‐
ßen sollen, als Bauinvestitionen verbucht wer‐
den.16 In diesem Jahr werden die öffentlichen
Bauinvestitionen voraussichtlich um 3,4% und
imnächstenJahrum2,8%zunehmen.
Das ifo Institut erwartet für die gesamten Bau‐
investitionen einen Zuwachs von 3,2% in die‐
semJahr,gefolgtvoneinermoderatenZunahme
von 1,7% im kommenden Jahr (vgl. Abbildung
3.19).
Reale Bauinvestitionen
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
71
%
3,2%
-0,1%
67
10
1,7%
6
0,6%
8,4%
63
2
3,2%
Prognosezeitraum
59
laufende
laufendeRate
Rate a)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt
-2
b)
Volumen
Volumen(linke
(linkeSkala)
Skala)
55
-6
2010
2011
2012
2013
2014
2015
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
PrivaterKonsumsteigtweiter
Der private Konsum ist im Jahresverlauf 2014
merklichgestiegen,imdrittenQuartal2014hat
er mit einer laufenden Rate von 0,7% expan‐
diert. Maßgeblich für die vergleichsweise hohe
Rate war einmal, dass die Masseneinkommen
beschleunigt gestiegen sind. So haben die mo‐
netären Sozialleistungen der privaten Haushal‐
te zur Jahresmitte kräftig zugelegt: Dazu trug
bei, dass die Altersbezüge der Bestandsrentner
merklich angehoben wurden. Zudem können
seither langjährig Versicherte erstmals mit 63
Jahren abschlagsfrei in Rente gehen. Zugleich
wurde die bisherige Mütterrentenregelung er‐
weitert. Außerdem wurden Personen mit ver‐
minderterErwerbsfähigkeitbesserabgesichert.
Aber auch die Betriebsüberschüsse und Selbst‐
ständigeneinkommenstiegenimdrittenQuartal
stark beschleunigt an. Insgesamt expandierten
die verfügbaren Einkommen der privaten
Haushalte zuletzt um 1,3%, real um 0,8%.
Mehr nachgefragt wurden Pkw, zudem dürften
viele private Haushalte angesichts der sinken‐
den Heizölpreise ihre Tankvorräte aufgefüllt
haben.
Im vierten Quartal dürfte sich der Anstieg des
realen privaten Konsums fortgesetzt haben. So
haben die realen Einzelhandelsumsätze, ersten
Schätzungen des Statistischen Bundesamts zu‐
folge,imOktobersaisonbereinigtweiterexpan‐
diert,dasNiveaudesdrittenQuartalswurdeum
0,4%überschritten.ZugleichnahmendiePkw‐
14 Im Vergleich zur ifo SommerprognosenachESVG
95 verzeichnet der Wirtschaftsbau im ersten
Quartal2014nunlautamtlicherStatistikeinPlus
von6,1%(ESVG95:‐0,1%).
15 Vgl. C. Breuer (2014), „Steuermindereinnahmen
und ausgeglichener Bundeshaushalt: Zu den Er‐
gebnissen der Steuerschätzung vom November
2014“,ifoSchnelldienst67(22),S.52‐55.
16 Das im November 2014 angekündigte Investiti‐
onsprogramm von 10 Mrd. EUR ist für die Jahre
2016‐2018vorgesehen.
52
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
PrivaterKonsumsteigtweiter
den teilzeitarbeitende Eltern finanziell besser‐
gestellt (Elterngeld plus), und die erste Stufe
der Pflegereform tritt in Kraft. Zur Jahresmitte
werdendieAltersrentenerneutmerklichange‐
hoben (1,57% im Westen, 1,71% im Osten)17,
zudem wirken die diesjährigen Leistungsaus‐
weitungenindererstenJahreshälfte2015nach.
AllesinallemdürftendieverfügbarenEinkom‐
men der privaten Haushalte im kommenden
Jahrum2,5%expandieren.DieSparquotewird
annahmegemäß unverändert bleiben. Damit
werden die nominalen Verbrauchsausgaben
2015ebenfallsum2,5%zulegen.
Nach Abzug der Preissteigerung verbleibt ein
realer Konsumzuwachs von 1,7%. Im kon‐
junkturellenVerlaufleistetderprivateKonsum
damit weiter einen erheblichen Beitrag zum
Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (vgl. Tab.
3.11).
Neuzulassungen zu. Das Konsumentenvertrau‐
en und die Bereitschaft zu größeren Anschaf‐
fungen sind weiterhin auf vergleichsweise ho‐
hem Niveau (vgl. Abb.3.20). Die Realeinkom‐
mensentwicklung wird zudem durch die nach‐
gebenden Energiepreise gestützt; jeder Zehn‐
telprozentpunkt weniger Inflation bedeutet für
die privaten Haushalte auf das volle Jahr ge‐
rechnet einen Kaufkraftgewinn von 1 ¾ Mrd.
Euro. Im Jahresdurchschnitt 2014 dürfte der
realeprivateKonsumum1,1%zunehmen(vgl.
Abb.3.21).
Abbildung3.20
Indikatoren zur Konsumkonjunktura)
Salden in %
40
40
Bereitschaft zu größeren
Anschaffungenc)
20
20
(linke Skala)
0
0
Abbildung3.21
Konsumentenvertrauenb)
(rechte Skala)
-20
-20
Reale Konsumausgaben der privaten Haushaltea)
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
400
November
-40
2010
2011
2012
2013
2014
a) Saisonbereinigt. − b) Mittelwert der Salden in % der Meldungen der privaten Haushalte zu ihrer finanziellen und
wirtschaftlichen Lage (in den kommenden zwölf Monaten), Arbeitslosigkeits-erwartungen (in den kommenden
zwölf Monaten) und den Ersparnissen (in den kommenden zwölf Monaten). − c) Gegenwärtig.
Quelle: Europäische Kommission.
-40
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
%
3,0
b)
laufende Rate
Rate b)
Jahresdurchschnitt
390
c)
c)
1,7%
Volumen
Mrd.
Euro(linke Skala)
Im kommenden Jahr dürfte der reale private
Konsum weiter expandieren. Die Bruttolöhne
und ‐gehälter werden mit 3,3% recht kräftig
steigen. Netto fällt der Zuwachs mit 3,0% je‐
doch geringer aus. Der Grundfreibetrag wird
nicht weiter erhöht, zudem wirkt voll die Pro‐
gression des Einkommensteuertarifs. Bei der
gesetzlichenRentenversicherungsinktzwarder
Beitragssatz von 18,9% auf 18,7%. Zudem
wird der allgemeine Beitragssatz zur gesetzli‐
chen Krankenversicherung von 15,5% auf
14,6% gesenkt. Allerdings können die Kassen
zur Verbesserung der Finanzlage einkommens‐
abhängigeZusatzbeiträgeerheben.Zudemwird
der Beitragssatz zur sozialen Pflegeversiche‐
rung um 0,3 Prozentpunkte erhöht. In der
SummewerdendieBeitragssätzezurSozialver‐
sicherung in etwa konstant bleiben. Die mone‐
tären Sozialleistungen dürften im kommenden
Jahr sehr kräftig um 3,6% zunehmen. So wer‐
2,0
1,1%
0,8%
380
1,0
0,7%
370
0,0
0,6%
Prognosezeitraum
2,3%
360
-1,0
350
-2,0
2010
2011
2012
2013
2014
2015
a)
Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.
b) Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
c) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
17
53
Die Rentenerhöhung fällt im Jahr 2015 voraus‐
sichtlichumeinenProzentpunktniedrigerausals
bisher vorausgeschätzt. Maßgeblich hierfür ist,
dass die Bundesagentur für Arbeit Ende August
2014 die sozialversicherungspflichtige Beschäfti‐
gungumneuePersonengruppen(z.B.Beschäftig‐
te in Behindertenwerkstätten sowie in Freiwilli‐
gendiensten)erweiterthat.DieEinbeziehungdie‐
serGeringverdienerdrücktdieBruttolohnsumme
je Beschäftigten 2014, nicht aber die des Jahres
2013, die für die Rentenanpassung 2015 noch
nachalterSV‐Abgrenzungberechnetwird.
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
Staatskonsumwiederetwaskräftiger
Tabelle3.11
Quartalsdaten zur Entwicklung der Verwendungskomponenten des realen Bruttoinlandsproduktsa)
Veränderung in % gegenüber dem Vorquartal
2012
I
Private Konsumausgaben
Öffentlicher Konsum
Ausrüstungen
Bauten
–0,1
II
0,1
2013
III
0,0
IV
0,2
I
II
0,2
2014
III
0,6
IV
I
2015
II
III
0,7
0,3
–0,3
0,5
0,1
IVb)
Ib)
IIb)
0,4
0,4
0,4
IIIb)
IVb)
0,4
0,4
0,0
0,7
–0,1
0,4
0,0
0,0
0,6
–0,1
0,2
0,4
0,6
0,3
0,4
0,4
0,3
0,3
0,5
–3,5
–0,7
1,1
–4,0
2,8
–0,6
2,6
1,7
0,4
–2,3
–0,1
0,5
1,2
1,6
1,9
0,5
0,6
–0,1
–0,7
–2,8
3,0
1,8
0,7
4,2
–3,9
–0,3
0,0
0,7
0,8
0,9
0,9
Sonstige Anlagen
–1,2
0,8
0,8
–0,3
0,7
0,0
0,2
0,2
0,7
0,1
0,2
0,4
0,5
0,5
0,5
0,5
Vorratsinvestitionenc)
–0,3
–0,6
–0,4
0,5
0,2
–0,2
0,3
–0,1
–0,1
0,1
–0,5
0,1
0,0
0,0
0,0
0,0
Inländische Verwendung
–0,4
–0,6
–0,5
0,7
–0,2
0,7
0,7
0,0
0,9
–0,2
–0,2
0,4
0,4
0,4
0,5
0,5
0,7
0,7
0,5
–1,1
–0,2
0,1
–0,4
0,5
–0,1
0,1
0,2
–0,2
0,1
0,0
0,0
–0,1
Außenbeitragc)
Exporte
1,6
1,2
1,0
–2,1
0,7
1,4
0,7
1,7
–0,2
1,2
1,9
0,4
1,0
1,2
1,4
1,4
Importe
0,2
–0,3
–0,2
0,2
1,2
1,3
1,7
0,7
–0,1
1,1
1,7
0,9
1,1
1,4
1,6
1,8
Bruttoinlandsprodukt
0,3
0,1
0,1 –0,4
–0,4
0,8
0,3
0,4
0,8 –0,1
0,1
0,2
0,4
0,4
0,4
0,4
Saison- und arbeitstäglich bereinigte Werte. – b) Schätzungen des ifo Instituts. – c) Beitrag zur Veränderung des Bruttoinlandsprodukts in Prozentpunkten (Lundberg-Komponenten).
Quelle: Statistisches Bundesamt; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
a)
Staatskonsumwiederetwaskräftiger
Der Staatsverbrauch, der seit 2012 nur verhal‐
tenzugenommenhatte,wirdimlaufendenJahr
wiederetwasstärker,mit1,2%gegenüberdem
Vorjahrzunehmen.Diesentsprichtinetwadem
langfristigenTrend(vgl.Abb.3.22).Inzwischen
haben sich das konjunkturelle Umfeld und die
Einnahmelage des Staates verbessert, so dass
auch der Konsolidierungsdruck abgenommen
hat. Im Jahr 2015 wird der Staatskonsum vo‐
raussichtlich noch einmal beschleunigt zuneh‐
men,wobeidieAusgabenfürVorleistungenund
soziale Sachleistungen überproportional zu
diesemAnstiegbeitragenwerden.
Abbildung3.22
Reale Konsumausgaben des Staates
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
134
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
%
5
laufende
laufendeRate
Ratea)a)
132
Jahresdurchschnittb)b)
Jahresdurchschnitt
1,5%
Volumen (linke Skala)
Volumen
1,2%
130
3
0,7%
128
4
2
1,2%
126
1
0,7%
124
122
0
Prognosezeitraum
1,3%
120
-2
2010
a)
2011
2012
2013
2014
2015
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
54
-1
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
Inflationbleibtniedrig
100
1
ImnächstenJahrdürftediederzeitzubeobach‐
tende disinflationäre Phase auslaufen. Von den
Rohölnotierungen gehen dann annahmegemäß
keine preisdämpfenden Impulse mehr aus, in
der vorliegenden Prognose ist wie üblich reale
Konstanz unterstellt. Die Stromtarife könnten
dagegen etwas nachgeben; das gleiche gilt für
dieGaspreise,diemitVerzögerungandieHeiz‐
ölpreise gekoppelt sind. Allerdings werden
2015 die Arbeitskosten beschleunigt steigen.
Hierzu trägt der Lohnkostenschub aus der Ein‐
führung des gesetzlichen Mindestlohns bei, der
insbesondere Dienstleistungen verteuern dürf‐
te.SoistbeiDienstleistungenfürdieHaushalts‐
führung, Taxifahrten und Kurierdienstleistun‐
gen, im Gaststätten‐ und Beherbergungsgewer‐
be, bei sozialen Einrichtungen sowie bei per‐
sönlichen Dienstleistungen mit Preiserhöhun‐
gen zu rechnen.18 Die Weitergabe des Mindest‐
lohns an die Verbraucher dürfte jedoch nicht
zur Gänze gelingen. Hier wird angenommen,
dass das Verbraucherpreisniveau aufgrund des
Mindestlohnsum¼%zusätzlichsteigt.Außer‐
dem dürften auf dem leergefegten Wohnungs‐
markt die Mieten weiter angehoben werden,
zudem wird die Tabaksteuer abermals erhöht.
Im Jahresdurchschnitt 2015 wird das Verbrau‐
cherpreisniveau aufgrund des niedrigen Ni‐
veauszuJahresbeginnmit0,8%voraussichtlich
jedoch etwas langsamer steigen als in diesem
Jahr.
DerDeflatordesBruttoinlandsprodukts,derdie
Kosten der inländischen Leistungserstellung
misst, wird im laufenden Jahr voraussichtlich
um1,8%steigenunddamitetwaslangsamerals
imJahrzuvor(2013:2,1%).Maßgeblichhierfür
ist, dass die Lohnstückkosten 2014 aufgrund
der gestiegenen Arbeitsproduktivität schwä‐
95
0
18
Inflationbleibtniedrig
NachStagnationimSchlussquartal2013istder
Verbraucherpreisindex (VPI) im bisherigen
Jahresverlauf saisonbereinigt mit einer Rate
von0,3%proQuartalgestiegen.Hierzuhatbei‐
getragen, dass sich die Preise von Dienstleis‐
tungen und gewerblichen Waren sowie die
Wohnungsmieten im Jahresverlauf merklich
erhöht haben. Dagegen gaben die Preise für
Energie aufgrund der sinkenden Notierungen
für Rohöl spürbar nach. Das importierte Kauf‐
kraftplus wäre noch höher ausgefallen, hätte
nicht der Euro gegenüber dem US‐Dollar spür‐
barabgewertet.ImJahresendquartal2014dürf‐
te das Verbraucherpreisniveau saisonbereinigt
sogar leicht gesunken sein. Zum einen kam es
zu einem weiteren deutlichen Preisrutsch bei
Heizölund Kraftstoffen,zumanderenverbillig‐
ten sich Textilien aufgrund von vorgezogenen
Schlussverkäufen. Das Vorjahrespreisniveau
wurdeimNovemberum0,6%übertroffen,das
ist die niedrigste Inflationsrate seit Februar
2010. Ohne Berücksichtigung der gesunkenen
Preise für Energie hätte die monatliche Inflati‐
onsrate zuletzt bei 0,9% gelegen. Im Jahres‐
durchschnitt2014dürftedasgesamteVerbrau‐
cherpreisniveau um 0,9% gestiegen sein (vgl.
Abb.3.23).
Abbildung3.23
Verbraucherpreise in Deutschland
Saisonbereinigter Verlauf
115
Index
%
4
Inflationsrate
(rechteSkala)
Skala)
Inflationsrate a) (rechte
Index
Index 2010
2010 == 100
100 (linke
(linke Skala)
Skala)
110
b)
Jahresdurchschnitt b)
Jahresdurchschnitt
0,9%
0,8%
3
1,5%
2,1%
2,0%
105
2
1,1%
Prognosezeitraum
90
-1
2010
2011
2012
2013
2014
2015
a)
Veränderung gegenüber dem Vorjahresquartal in %.
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts.
55
Im Dienstleistungsbereich wollen ein Drittel der
vom Mindestlohn betroffenen Unternehmen die
Preiseerhöhen.vgl.KastenMindestlohn„DieEin‐
führungdesMindestlohnsinDeutschland“sowie
C.Erthle,P.Wojciechowski,undK.Wohlrabe,Der
flächendeckende Mindestlohn und die Reaktion
der Unternehmen – Ergebnisse einer Sonderum‐
frage im ifo Konjunkturtest, in: ifo Schnelldienst,
67(23),2014,S.3‐5.
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
Staatshaushaltbleibtausgeglichen
cheralsimJahr2013zugenommenhabendürf‐
ten. Im Jahr 2015 dürfte sich der BIP‐Deflator
um 1,4% erhöhen. Zum einen nehmen die
Lohnstückkostenabermalsetwaslangsamerzu,
zumanderenwirddervomMindestlohnausge‐
hende Kostendruck teilweise von den Unter‐
nehmen in den Gewinnmargen absorbiert, so
dass auch die Erträge, je Einheit reales BIP ge‐
rechnet,etwasschwächeralsimJahr2014stei‐
gendürften(vgl.Tab.3.12).
Tabelle3.12
BIP-Deflator
Inflationsbeiträge der Komponenten des BIP-Deflators in Prozentpunkten
2013
2014a)
2015a)
BIP-Deflator
2,1
1,8
1,4
= Arbeitnehmerentgelte (Inländer)c)
1,4
1,1
0,9
+ Unternehmens- und Vermögenseinkommenc)
0,2
0,4
0,3
+ Abschreibungenc)
0,4
0,1
0,1
+ Prod.- und Importabgaben abz. Subventionenc)
0,1
0,0
0,0
b)
./. Saldo der Primäreinkommen übrige Weltc)
0,0
–0,2
0,0
a)
Prognose des ifo Instituts. – b) Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %.. – c) Je Einheit
reales Bruttoinlandsprodukt.
Quelle: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
Staatshaushaltbleibtausgeglichen
DieFinanzlagedesStaateshatsichseitdenJah‐
renderWirtschafts‐undFinanzkrise2009und
2010 deutlich entspannt. So konnte das
Budgetdefizit deutlich zurückgeführt werden.
Bereits in den Jahren 2012 und 2013 erzielte
der staatliche Gesamthaushalt leichte Über‐
schüsse. Im Prognosezeitraum ist zu erwarten,
dass sich diese Entwicklung fortsetzt. Dabei
kommt es insbesondere aufgrund der dynami‐
schen Entwicklung der Bruttolöhne und
‐gehälterzueinemkräftigenAnstiegderSteuer‐
und Beitragseinnahmen, während die diskreti‐
onärenMaßnahmenderFinanzpolitikexpansiv
wirken.InderSummewirdderFinanzierungs‐
saldodesStaatesimPrognosezeitrauminetwa
konstantbleiben(vgl.Tab.3.13).
Im laufenden Jahr dürften die Einnahmen des
Staates mit 3,4% kräftiger zunehmen als im
Vorjahr. Im Jahr 2013 wurde das Beitragsauf‐
kommen der Sozialversicherung durch eine
deutliche Reduktion des Beitragssatzes zur
Rentenversicherung gedämpft. Die Steuerein‐
nahmendürftenähnlichwieimVorjahrum3%
56
zulegen. Vor allem das Lohnsteueraufkommen
entwickelte sich 2014 überraschend günstig,
während die Einnahmen aus der Umsatzsteuer
etwas schwächer ausfallen dürften als ur‐
sprünglich erwartet. Die Unternehmenssteuern
werden ebenfalls nur verhalten zunehmen,
auch weil sich die Veranlagungen für Gewinne
aus Vorjahren nur moderat entwickeln (zur
Entwicklung des Steueraufkommens, siehe
Breuer, 2014). Die Sozialversicherungsbeiträge
nehmeninfolgedeskräftigenAnstiegsderBrut‐
tolöhne und ‐gehälter mit rund 3,4% zu. Die
empfangenen Vermögenseinkommen werden
imJahr2014wiedersteigen,wasvorallemauf
die Gewinnabführung der Bundesbank an den
Bundeshaushaltzurückzuführenist.
Während die Einnahmen des Staates kräftig
zunehmen, expandieren die Ausgaben im Jahr
2014mit3%etwasverhaltener.Dabeinehmen
die Arbeitnehmerentgelte aufgrund der verein‐
barten Tariflohnsteigerungen mit 3,2% deut‐
lich zu. Die monetären Sozialleistungen steigen
aufgrund der spürbaren Rentenanpassung zur
Jahresmitte, sowie der sozialpolitischen Maß‐
nahmenderBundesregierung,dieebenfallsdie
Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung
betreffen, insbesondere in der zweiten Jahres‐
hälftebeschleunigt.VorallemdieVerbesserun‐
gen bei der Mütterrente, sowie die abschlags‐
freieRentemit63bei45Beitragsjahrenwirken
hier ausgabenerhöhend. In dieser Prognose
wird damit gerechnet, dass die Kosten der ab‐
schlagsfreien Altersrente für besonders lang‐
jährigVersichertewohlbereitsimJahr2014um
ca.0,4Mrd.Eurohöherausfälltalsbisherange‐
nommen worden ist. Die monetären Transfers
werden damit jahresdurchschnittlich um 2,7%
steigen.DiesozialenSachleistungen,diebereits
im Vorjahr aufgrund der Abschaffung der Pra‐
xisgebührbesondersstarkgestiegensind,legen
auchimJahr2014kräftigzu.
Im Jahr 2015 setzt sich diese Entwicklung fort,
obgleich die Einnahmen – mit 2,8% – voraus‐
sichtlich etwas weniger kräftig steigen als die
Ausgaben des Staates, die mit 3,3% zulegen
dürften. Das Steueraufkommen dürfte im Jahr
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
Staatshaushaltbleibtausgeglichen
rückgehen,wasdieEntwicklungdermonetären
Transfersdämpft.
Alles in allem wird der staatliche Finanzie‐
rungssaldo in etwa konstant bleiben. Im Jahr
2014 wird mit einem Überschuss in Höhe von
0,3% in Relation zum Bruttoinlandsprodukt,
und im Jahr 2015 mit etwa 0,1% gerechnet
(vgl. Tab. 3.13). Angesichts der erzielten Über‐
schüsseimStaatshaushaltwürdesichdieBrut‐
toschuldenquote – unter ceteris paribus An‐
nahmen für die Auswirkungen der europäi‐
schen Schuldenkrise – im Projektionszeitraum
deutlich auf rund 70% zum Ende des Jahres
2015reduzieren.
2015um3,2%zunehmen.VorallemdasLohn‐
steueraufkommen expandiert aufgrund der
dynamischenEntwicklungderBruttolöhneund
‐gehälter (insbesondere im unteren Einkom‐
mensbereich wegen der Einführung des Min‐
destlohns) kräftig. Zudem wirkt die kalte Pro‐
gression ungebremst. Die in Folge des neuen
MindestlohnsstarksteigendenLöhneundGeh‐
älter im unteren Einkommensbereich werden
im Jahr 2015 insbesondere die Beiträge der
Sozialversicherungansteigenlassen.Zwarwird
der Zusatzbeitrag der Arbeitnehmer zur Kran‐
kenversicherunginHöhevon0,9%abgeschafft,
dies wird jedoch voraussichtlich weitgehend
mit flexiblen Zusatzbeiträgen kompensiert
werden. Darüber hinaus wird der Beitragssatz
zur Pflegeversicherung um 0,3 Prozentpunkte
erhöht werden, während der Beitragssatz zur
Rentenversicherung um 0,2% gesenkt wird. In
der Summe werden die Beitragssätze zur Sozi‐
alversicherung damit in etwa konstant bleiben.
InsgesamtsteigendiestaatlichenEinnahmenim
Jahr2015um2,8%unddamitinetwasokräf‐
tigwiedasnominaleBruttoinlandsprodukt.
FürdiestaatlichenAusgabenwirdimJahr2015
mit einer Zunahme in Höhe von 3,3% gerech‐
net. Insbesondere die Ausgaben für soziale
Sachleistungen tragen zu diesem Anstieg bei,
auch weil die Leistungen der Pflegeversiche‐
rungausgeweitetwerden.
Zudem entwickeln sich die monetären Sozial‐
leistungen aufgrund der Rentenreformen zur
Jahresmitte 2014 im ersten Halbjahr 2015 im
Vorjahresvergleich sehr dynamisch. Die Ren‐
tenerhöhung zum 01.07.2014, sowie die ren‐
tenpolitischen Maßnahmen der neuen Bundes‐
regierung wirken auch im kommenden Jahr
nach, da sie aufgrund der Einführung in der
zweiten Jahreshälfte erst 2015 voll ausgaben‐
wirksamseinwerden.DieRentenerhöhungzur
Jahresmitte 2015 wird hingegen mit rund
1,57% in den alten und 1,71% in den neuen
Bundesländern etwas schwächer ausfallen als
im Vorjahr. Durch die Einführung des Mindest‐
lohns dürften jedoch die Leistungen für er‐
werbstätige Arbeitslosengeld II‐Bezieher zu‐
57
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
Staatshaushaltbleibtausgeglichen
Tabelle3.13
Ausgewählte finanzwirtschaftliche Indikatorena) 2001 bis 2015
in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts
Staatseinnahmen
Staatsausgaben
darunter:
darunter:
Zinsausgaben
Bruttoinvestitionen
Finanzierungssaldo
Nachrichtlich:
Zinssteuerquoteb)
Insgesamt
Steuern
Sozialbeiträge
Insgesamt
2001
43,8
21,5
17,8
46,9
3,0
2,3
–3,1
14,0
2002
43,4
21,0
17,9
47,3
3,0
2,2
–3,9
14,1
2003
43,7
21,1
18,1
47,8
2,9
2,1
–4,1
13,8
2004
42,6
20,6
17,7
46,3
2,8
2,0
–3,7
13,6
2005
42,8
20,8
17,4
46,1
2,8
1,9
–3,3
13,3
2006
43,0
21,6
16,9
44,6
2,7
1,9
–1,5
12,6
2007
43,1
22,4
16,1
42,7
2,7
1,9
0,3
11,9
11,8
2008
43,5
22,7
16,1
43,5
2,7
2,0
0,0
2009
44,4
22,4
16,9
47,4
2,6
2,3
–3,0
11,8
2010c)
43,1
21,4
16,5
47,3
2,5
2,3
–4,2
11,5
2011
43,7
22,0
16,4
44,6
2,5
2,3
–0,9
11,3
2012
44,3
22,5
16,5
44,2
2,3
2,2
0,1
10,2
2013
44,5
22,7
16,6
44,3
2,0
2,2
0,1
8,8
2014
44,5
22,7
16,6
44,2
1,8
2,3
0,3
8,0
2015
44,6
22,7
16,6
44,5
1,7
2,3
0,1
7,6
a)
In der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen. – b) Zinsausgaben des Staates in Relation zum Steueraufkommen. – c) Ohne Erlöse aus der Versteigerung der Mobilfunklizenzen (4,4 Mrd. Euro).
Quelle: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2014
Kasten:ZurGeneralrevisionderVGR2014
ImSeptember2014wurdenvomStatistischenBundesamtimRahmenderGeneralrevisionderVolks‐
wirtschaftlichenGesamtrechnungen(VGR)erstmalsErgebnissenachdemEuropäischenSystemVolks‐
wirtschaftlicherGesamtrechnungen(ESVG2010)präsentiert,dasaufdemSystemofNationalAccounts
(SNA2008)beruht.19
DiequantitativbedeutsamsteÄnderungderVGRmitAuswirkungaufdasNiveaudesnominalenBrutto‐
inlandsproduktsbetrifftdieVerbuchungderAufwendungenfürForschungundEntwicklung(FuE).Die‐
sewurdenbisherindenVGRalsVorleistungenbehandelt.DaVorleistungenbeiderBIP‐Ermittlungvom
Produktionswert abgezogen werden, waren FuE‐Aufwendungen bisher nicht im BIP enthalten. Nun‐
mehr werden die FuE‐Aufwendungen der Unternehmen als Bruttoanlageinvestitionen verbucht und
erhöhen so das BIP. Auch die staatlichen FuE‐Aufwendungen werden als Bruttoanlageinvestition ver‐
bucht, im gleichen Ausmaß sinken aber aufgrund der geringeren Vorleistungen die öffentlichen Kon‐
sumausgaben, was im Anschaffungsjahr das BIP unverändert lässt. Staatliche FuE‐Leistungen führen
aber in den Folgejahren zu einem höheren BIP, weil der auf das FuE‐Anlagevermögen anfallende Ab‐
schreibungsbedarf die über die Kostenkomponenten ermittelte Bruttowertschöpfung des Sektors er‐
höht.
19
Vgl.A.Braakmann,RevidierteKonzeptefürVolkswirtschaftlicheGesamtrechnungen,in:WirtschaftundStatis‐
tik,August2013,S.521‐527,StatistischesBundesamt,VolkswirtschaftlicheGesamtrechnungen,Konzeptionelle
UnterschiedezwischenESVG2010undESVG1995,Wiesbaden,August2014,sowieW.Nierhaus,ZurEinfüh‐
rungdesESVG2010:AuswirkungenaufdasBruttoinlandsprodukt,in:ifoSchnelldienst,5/2014,67.Jahrgang,
S.45‐48.
58
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
Staatshaushaltbleibtausgeglichen
EineandereBIP‐wirksameÄnderungbetrifftdieZuordnungvonmilitärischenGüternindenVGR:Nach
dembisherigenESVG95warenzivilnutzbaremilitärischeAnlagen(wieKasernen)alsAnlageinvestiti‐
onen zu buchen. Alle sonstigen Militärgüter (wie Panzer) wurden als Vorleistungen verbucht und er‐
höhtendamitdiestaatlichenKonsumausgaben.NunmehrwerdenmilitärischeWaffensysteme,dielän‐
geralseinJahrgenutztwerden,zudenAnlagegüterngezählt,undihreAnschaffungwirdalsInvestition
gebucht. Damit wird dem Faktum Rechnung getragen, dass Waffensysteme kontinuierlich für die Be‐
reitstellung von Sicherheitsdienstleistungen genutzt werden. Im Anschaffungsjahr ist die neue Bu‐
chungsregelBIP‐neutral.IndenFolgejahrenerhöhtsichdasBIPaberaufgrundderaufWaffensysteme
anfallendenAbschreibungen.
FernerwirdimESVG2010dieAbgrenzungdervolkswirtschaftlichenSektorenpräzisiert.Tendenziell
istdieZahlderWirtschaftseinheiten,dieinDeutschlanddemSektorStaatzugerechnetwerden,gestie‐
gen.DiesbewirktaufderVerwendungsseiteeineBIP‐neutraleVerschiebungvondenKonsumausgaben
derprivatenOrganisationenhinzudenKonsumausgabendesStaates.
EineweitereNeuerungbetrifftdieVerbuchungvonWaren,dieohneEigentumswechselzurWeiterver‐
arbeitunginsAuslandgesendetwerden.BisherwurdenderartigeGüterbeimVersandalsExporteaus‐
gewiesen,beiderRückkehrwurdensiealsImportemiteineminfolgederWeiterverarbeitungerhöhten
Wertgebucht.NachdemESVG2010wirdjetztnurnochdieEinfuhrderVeredelungs(dienst‐)leistung
verbucht.WeitereÄnderungenimESVG2010beziehensichaufdieErfassungvonSchaden‐bzw.Rück‐
versicherungensowievonRenten‐undPensionsansprüchenprivaterHaushalteanprivateundstaatli‐
cheTrägervonAlterssicherungssystemen.UmdieEU‐weiteVergleichbarkeitderVGR‐Ergebnissenoch
weiterzuerhöhen,werdenschließlichindienationalenBIP‐BerechnungenillegaleProduktionsaktivitä‐
ten(inDeutschland:Drogenproduktion,DrogenhandelundZigarettenschmuggel)einbezogen.
AllesinallemzeigendierevidiertenErgebnissedesStatistischenBundesamts,dasssichdasnominale
BruttoinlandsproduktimZugederVGR‐Revision2014imZeitraum1991bis2013durchschnittlichum
3%erhöhthat.20AufderVerwendungsseitedesBIPhatsichdurchdieRevisiondieInvestitionsquote
(AnteilderBruttoinvestitionenamBIP)umrund2Prozentpunkteerhöht.AufderVerteilungsseitedes
BIP ist die Lohnquote (Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen) ab dem Jahr 2005 auf‐
grund der Aufwärtsrevision der Arbeitnehmerentgelte leicht gestiegen, die residual ermittelte Ge‐
winnquoteentsprechendleichtgesunken.DielangfristigeEntwicklungdieserGrößenbliebabererhal‐
ten.DieDefizit‐unddieSchuldenstandquotedesstaatlichenSektorssindaufgrunddergenanntenDa‐
ten‐undKonzeptänderungenindenletztenJahrenleichtgesunken.
Die Veränderungsraten des realen BIP sind im Revisionszeitraum1991 bis 2013 im Durchschnitt un‐
verändert geblieben. In der Einzelbetrachtung fällt im Rezessionsjahr 2009 die Korrektur der Jahres‐
durchschnittsrateamgrößtenaus(‐5,6%stattzuvor‐5,1%).ImGegenzugzeigtsichdiewirtschaftliche
Erholung in den beiden Folgejahren nunmehr kräftiger als bislang veröffentlicht. Die jahresdurch‐
schnittlichen Veränderungsraten des realen BIP für die Jahre 2012 und 2013 sind hingegen merklich
nach unten revidiert worden. Auch die saisonbereinigte Entwicklung verlief in diesem Zeitraum un‐
günstigeralsbisherausgewiesen.SowardiedeutscheWirtschaftimWinterhalbjahr2012/13nachak‐
tualisiertem amtlichen Datenstand in einer Rezession: Das reale BIP ist zwei Quartale lang merklich
gesunken,zudemfieldieKapazitätsauslastunginderIndustrieunterdenlangjährigenDurchschnitt.21
20
Vgl.StatistischesBundesamt,VGR‐Generalrevision2014:ErgebnisseundHintergründe,Hintergrundpapierzur
Pressemitteilungvom1.September2014.
21
Zur Rezessionsdefinition siehe K. Abberger, W. Nierhaus, Was ist eine Rezession? in: ifo Schnelldienst, 61. Jg.
14/2008,S.44‐45.
59
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
Staatshaushaltbleibtausgeglichen
Hauptaggregate der Sektoren
Mrd. EUR
2013
Gegenstand der Nachw eisung
Gesamte
Volksw irtschaft
Nichtfinanziell
e und
finanzielle
Kapitalgesellschaften
Staat
Private
Haushalte und
private Org.
o.E.
Übrige Welt
S1
S 11/S12
S 13
S 14/S 15
S2
2 525,6
502,1
1 693,9
290,1
278,6
63,7
553,1
148,3
–
–
2 023,5
1 426,2
18,5
23,7
1 403,8
1 011,7
10,4
21,8
214,9
217,6
0,1
0,3
404,8
197,0
8,1
1,6
– 163,3
11,5
–
–
602,5
1 428,3
24,7
304,5
782,2
851,4
403,6
–
–
–
687,7
409,8
– 2,4
–
24,7
304,5
56,3
21,3
201,3
1 428,3
–
–
38,1
420,2
– 174,8
9,4
5,5
4,3
189,0
119,8
2 379,8
326,7
333,3
580,4
581,3
498,2
492,1
280,1
237,2
125,7
70,2
–
–
115,2
57,5
–
146,7
133,0
242,4
–
333,3
–
465,4
439,9
–
62,0
18,4
2 011,7
256,5
–
580,4
0,7
0,7
492,1
71,3
85,7
– 235,6
6,9
0,3
3,1
2,3
0,4
6,6
42,1
84,9
2 338,2
2 112,7
–
99,4
–
– 47,2
557,5
541,2
–
1 681,3
1 571,5
47,2
– 194,1
–
–
30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ...........
225,5
33,8
33,6
533,5
502,1
– 2,3
52,2
2,7
15,3
300,1
290,1
– 1,9
16,3
24,8
10,4
62,8
63,7
– 1,4
157,0
6,3
7,9
170,7
148,3
0,9
– 194,1
4,0
4,2
–
–
2,3
31 = Finanzierungssaldo ...............................................................
196,1
56,8
4,2
135,2
– 196,1
–
–
–
–
–
2 338,2
347,5
347,5
99,4
–
–
557,5
347,5
–
1 681,3
–
347,5
– 194,1
–
–
39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
2 338,2
2 112,7
–
99,4
–
– 47,2
210,0
193,7
–
2 028,8
1 919,0
47,2
– 194,1
–
–
40 = Sparen .........................................................................................
225,5
52,2
16,3
157,0
– 194,1
1 = B rutto wertschö pfung ...........................................................
2 – A bschreibungen ......................................................................
3 = Netto wertschö pfung 1) .........................................................
4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte .....................................
5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ...................
6 + Empfangene so nstige Subventio nen .............................
7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ...
8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................
9 – Geleistete Subventio nen .....................................................
10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........
11 – Geleistete Vermö genseinko mmen .................................
12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................
13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........
14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........
15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ...
16 – Geleistete Netto so zialbeiträge 2) ....................................
17 + Empfangene Netto so zialbeiträge 2) ...............................
18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ...........................
19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ......................
20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................
21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ...................
22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
23 – Ko nsumausgaben ..................................................................
24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
25 = Sparen .........................................................................................
26 – Geleistete Vermö genstransfers .......................................
27 + Empfangene Vermö genstransfers ..................................
28 – B rutto investitio nen ...............................................................
29 + A bschreibungen ......................................................................
Nachrichtlich:
34
Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
35 – Geleistete so ziale Sachtransfers .....................................
36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................
37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........
38 – Ko nsum 2) .................................................................................
1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) So zialbeiträge einschl. So zialbeiträge aus Kapitalerträgen
abzüglich Dienstleistungsentgelt privater So zialschutzsysteme.- 3) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r private Haushalte,
private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einschl.
so zialer Sachleistungen).
Quellen: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts.
60
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
Staatshaushaltbleibtausgeglichen
Hauptaggregate der Sektoren
Mrd. EUR
2014
Gegenstand der Nachw eisung
Gesamte
Volksw irtschaft
Nichtfinanziell
e und
finanzielle
Kapitalgesellschaften
Staat
Private
Haushalte und
private Org.
o.E.
Übrige Welt
S1
S 11/S12
S 13
S 14/S 15
S2
2 614,7
512,4
1 751,7
294,2
287,2
65,4
575,8
152,9
–
–
2 102,2
1 478,7
19,6
24,1
1 457,5
1 048,9
10,5
22,3
221,8
224,6
0,1
0,3
422,9
205,2
9,0
1,6
– 187,2
12,1
–
–
628,1
1 481,1
25,6
309,9
767,4
832,5
420,4
–
–
–
680,3
401,7
– 2,5
–
25,6
309,9
52,4
23,2
210,2
1 481,1
–
–
34,7
407,6
– 199,3
9,7
5,3
4,2
188,0
122,9
2 458,6
336,9
348,0
589,9
590,8
510,5
504,2
264,9
219,6
141,7
70,5
–
–
108,7
58,1
–
150,4
142,7
252,6
–
348,0
–
481,3
451,7
–
64,1
18,3
2 064,3
266,5
–
589,9
0,7
0,7
504,2
50,4
58,7
– 255,8
11,2
0,2
3,1
2,3
0,4
6,7
42,9
88,2
2 419,0
2 168,5
–
114,1
–
– 48,3
584,4
563,0
–
1 720,4
1 605,5
48,3
– 216,1
–
–
30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ...........
250,5
32,0
32,5
546,8
512,4
– 2,4
65,9
2,3
14,5
301,6
294,2
– 2,0
21,4
22,5
10,7
66,5
65,4
– 1,4
163,2
7,3
7,3
178,7
152,9
0,9
– 216,1
4,5
4,1
–
–
2,4
31 = Finanzierungssaldo ...............................................................
219,0
72,7
9,9
136,4
– 219,0
–
–
–
–
–
2 419,0
366,6
366,6
114,1
–
–
584,4
366,6
–
1 720,4
–
366,6
– 216,1
–
–
39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
2 419,0
2 168,5
–
114,1
–
– 48,3
217,8
196,4
–
2 087,0
1 972,1
48,3
– 216,1
–
–
40 = Sparen .........................................................................................
250,5
65,9
21,4
163,2
– 216,1
1 = B rutto wertschö pfung ...........................................................
2 – A bschreibungen ......................................................................
3 = Netto wertschö pfung 1) .........................................................
4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte .....................................
5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ...................
6 + Empfangene so nstige Subventio nen .............................
7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ...
8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................
9 – Geleistete Subventio nen .....................................................
10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........
11 – Geleistete Vermö genseinko mmen .................................
12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................
13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........
14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........
15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ...
16 – Geleistete Netto so zialbeiträge 2) ....................................
17 + Empfangene Netto so zialbeiträge 2) ...............................
18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ...........................
19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ......................
20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................
21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ...................
22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
23 – Ko nsumausgaben ..................................................................
24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
25 = Sparen .........................................................................................
26 – Geleistete Vermö genstransfers .......................................
27 + Empfangene Vermö genstransfers ..................................
28 – B rutto investitio nen ...............................................................
29 + A bschreibungen ......................................................................
Nachrichtlich:
34
Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
35 – Geleistete so ziale Sachtransfers .....................................
36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................
37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........
38 – Ko nsum 2) .................................................................................
1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) So zialbeiträge einschl. So zialbeiträge aus Kapitalerträgen
abzüglich Dienstleistungsentgelt privater So zialschutzsysteme.- 3) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r private Haushalte,
private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einschl.
so zialer Sachleistungen).
Quellen: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des61
ifo Instituts.
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
Staatshaushaltbleibtausgeglichen
Hauptaggregate der Sektoren
Mrd. EUR
2015
Gegenstand der Nachw eisung
Gesamte
Volksw irtschaft
Nichtfinanziell
e und
finanzielle
Kapitalgesellschaften
S1
S 11/S12
Staat
Private
Haushalte und
private Org.
o.E.
Übrige Welt
S 13
S 14/S 15
S2
2 692,8
523,4
1 812,5
298,5
295,0
67,2
585,3
157,7
–
–
2 169,4
1 527,5
19,8
24,0
1 514,0
1 082,5
10,2
22,1
227,8
230,7
0,1
0,3
427,6
214,3
9,5
1,6
– 194,6
12,6
–
–
646,2
1 530,0
25,7
314,6
786,2
853,3
443,4
–
–
–
698,2
411,7
– 2,7
–
25,7
314,6
51,6
21,8
205,4
1 530,0
–
–
36,4
419,9
– 207,2
10,1
5,3
4,3
188,5
121,4
2 532,2
352,5
364,2
598,0
598,7
528,9
522,4
251,4
206,9
156,9
75,0
–
–
102,2
59,6
–
154,9
159,3
256,5
–
364,2
–
495,8
468,5
–
65,8
18,5
2 118,8
277,5
–
598,0
0,7
0,7
522,4
30,7
29,1
– 265,2
11,7
0,0
3,1
2,3
0,5
6,9
43,7
88,2
2 493,7
2 230,6
–
129,0
–
– 49,5
600,7
584,6
–
1 764,1
1 645,9
49,5
– 226,7
–
–
30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ...........
263,2
32,6
33,1
559,9
523,4
– 2,4
79,5
2,5
14,6
305,1
298,5
– 2,0
16,0
22,7
11,0
69,3
67,2
– 1,4
167,7
7,4
7,5
185,6
157,7
0,9
– 226,7
4,2
3,7
–
–
2,4
31 = Finanzierungssaldo ...............................................................
229,6
87,0
3,6
139,0
– 229,6
–
–
–
–
–
2 493,7
381,9
381,9
129,0
–
–
600,7
381,9
–
1 764,1
–
381,9
– 226,7
–
–
39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
2 493,7
2 230,6
–
129,0
–
– 49,5
218,8
202,8
–
2 146,0
2 027,8
49,5
– 226,7
–
–
40 = Sparen .........................................................................................
263,2
79,5
16,0
167,7
– 226,7
1 = B rutto wertschö pfung ...........................................................
2 – A bschreibungen ......................................................................
3 = Netto wertschö pfung 1) .........................................................
4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte .....................................
5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ...................
6 + Empfangene so nstige Subventio nen .............................
7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ...
8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................
9 – Geleistete Subventio nen .....................................................
10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........
11 – Geleistete Vermö genseinko mmen .................................
12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................
13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........
14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........
15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ...
16 – Geleistete Netto so zialbeiträge 2) ....................................
17 + Empfangene Netto so zialbeiträge 2) ...............................
18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ...........................
19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ......................
20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................
21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ...................
22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
23 – Ko nsumausgaben ..................................................................
24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
25 = Sparen .........................................................................................
26 – Geleistete Vermö genstransfers .......................................
27 + Empfangene Vermö genstransfers ..................................
28 – B rutto investitio nen ...............................................................
29 + A bschreibungen ......................................................................
Nachrichtlich:
34
Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
35 – Geleistete so ziale Sachtransfers .....................................
36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................
37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........
38 – Ko nsum 2) .................................................................................
1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) So zialbeiträge einschl. So zialbeiträge aus Kapitalerträgen
abzüglich Dienstleistungsentgelt privater So zialschutzsysteme.- 3) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r private Haushalte,
private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einschl.
so zialer Sachleistungen).
Quellen: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts.
62
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
Staatshaushaltbleibtausgeglichen
BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung
Vorausschätzung für die Jahre 2014 und 2015
2013 (1)
2014 (2)
2015 (2)
2014
1.Hj (1)
Entstehung des Inlandsprodukts
Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Zahl der Erw erbstätigen
Arbeitsstunden je Erw erbstätigen 3)
Arbeitsvolumen
Produktivität (4)
Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt
2015 (2)
2.Hj (2)
1.Hj
2.Hj
0,6
-0,9
-0,3
0,4
0,1
0,9
0,6
1,5
0,0
1,5
0,4
0,2
0,7
0,8
1,5
0,8
0,8
1,6
0,2
1,8
0,9
0,5
1,4
-0,2
1,2
0,6
0,0
0,6
0,3
0,9
0,3
0,4
0,7
1,3
2,0
2. Verw endung des Inlandsprodukts in jew eiligen Preisen
a) Mrd. EUR
Konsumausgaben
2112,7
Private Konsumausgaben 5)
1571,5
Konsumausgaben des Staates
541,2
Bruttoanlageinvestitionen
555,8
Ausrüstungen
177,9
Bauten
279,2
Sonstige Anlagen
98,8
Vorratsveränderungen 6)
-22,3
Inländische Verw endung
2646,2
Außenbeitrag
163,3
Nachrichtlich: in Relation zum BIP %
5,8
Exporte
1280,1
Importe
1116,9
2809,5
Bruttoinlandsprodukt
2168,5
1605,5
563,0
577,6
183,2
292,3
102,1
-30,8
2715,3
187,2
6,5
1327,5
1140,3
2902,5
2230,6
1645,9
584,6
597,2
188,3
303,0
105,9
-37,2
2790,5
194,6
6,5
1406,6
1212,0
2985,1
1054,9
782,2
272,8
279,1
88,2
141,3
49,6
-0,7
1333,4
95,4
6,7
650,6
555,2
1428,8
1113,5
823,3
290,3
298,5
95,0
151,1
52,4
-30,1
1381,9
91,8
6,2
676,9
585,1
1473,7
1085,0
801,4
283,6
281,7
87,6
142,8
51,3
-6,9
1359,8
101,9
7,0
685,5
583,6
1461,6
1145,6
844,6
301,0
315,5
100,7
160,2
54,5
-30,3
1430,7
92,7
6,1
721,1
628,4
1523,5
2,6
2,2
4,0
3,9
3,0
4,7
3,3
2,6
3,7
2,1
3,3
2,9
2,5
3,8
3,4
2,8
3,6
3,8
2,8
6,0
6,3
2,8
2,5
2,0
3,9
6,1
5,0
7,8
3,2
3,3
2,9
1,6
3,8
2,8
2,3
4,2
2,0
1,2
2,0
3,4
2,0
4,5
2,6
2,9
2,8
2,5
4,0
0,9
-0,7
1,0
3,5
2,0
5,4
5,1
2,3
2,9
2,6
3,7
5,7
6,0
6,1
4,0
3,5
6,5
7,4
3,4
993,8
740,5
253,2
262,3
86,6
129,3
46,2
1255,2
626,2
531,5
1349,3
1036,4
776,7
259,8
280,0
94,2
137,3
48,5
1285,5
650,5
563,4
1371,9
1011,3
753,6
257,6
261,2
85,9
128,3
46,8
1265,3
655,7
558,4
1361,8
1051,9
788,7
263,3
291,8
99,5
143,0
49,4
1312,6
687,0
599,6
1399,5
0,9
0,9
0,9
4,9
5,1
6,2
1,2
1,8
3,3
3,5
1,8
1,4
1,3
1,4
0,9
1,4
0,5
1,3
0,7
4,4
3,8
1,2
1,8
1,8
1,7
-0,4
-0,8
-0,8
1,3
0,8
4,7
5,1
0,9
1,5
1,6
1,3
4,2
5,7
4,1
1,8
2,1
5,6
6,4
2,0
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Konsumausgaben
Private Konsumausgaben 5)
Konsumausgaben des Staates
Bruttoanlageinvestitionen
Ausrüstungen
Bauten
Sonstige Anlagen
Inländische Verw endung
Exporte
Importe
Bruttoinlandsprodukt
2,5
2,1
3,8
0,8
-2,1
1,9
3,3
2,2
1,4
1,4
2,2
3. Verw endung des Inlandsprodukts, verkettete Volum enangaben (Referenzjahr 2010)
a) Mrd. EUR
Konsumausgaben
2007,7
2030,2
2063,2
Private Konsumausgaben 5)
1500,6
1517,2
1542,3
Konsumausgaben des Staates
507,0
513,0
520,9
Bruttoanlageinvestitionen
527,5
542,3
552,9
Ausrüstungen
175,3
180,8
185,4
Bauten
258,4
266,6
271,2
Sonstige Anlagen
93,6
94,7
96,2
Inländische Verw endung
2509,4
2540,6
2577,9
Exporte
1229,1
1276,7
1342,7
Importe
1056,3
1094,9
1158,0
2681,6
2721,2
2761,3
Bruttoinlandsprodukt
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Konsumausgaben
Private Konsumausgaben 5)
Konsumausgaben des Staates
Bruttoanlageinvestitionen
Ausrüstungen
Bauten
Sonstige Anlagen
Inländische Verw endung
Exporte
Importe
Bruttoinlandsprodukt
0,8
0,8
0,7
-0,6
-2,4
-0,1
1,3
0,7
1,6
3,1
0,1
1,1
1,1
1,2
2,8
3,1
3,2
1,2
1,2
3,9
3,7
1,5
63
1,6
1,7
1,5
2,0
2,6
1,7
1,6
1,5
5,2
5,8
1,5
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
Staatshaushaltbleibtausgeglichen
noch Bundesrepublik Deutschland: Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung
2013 (1)
2014 (2)
2015 (2)
2014
1.Hj (1)
2.Hj (2)
4. Preisniveau der Verw endungsseite des Inlandsprodukts (2010=100)
Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Konsumausgaben
1,7
1,5
Private Konsumausgaben 5)
1,3
1,0
Konsumausgaben des Staates
3,1
2,8
Bruttoanlageinvestitionen
1,4
1,1
Ausrüstungen
0,2
-0,1
Bauten
2,0
1,5
Sonstige Anlagen
2,0
2,0
Inländische Verw endung
1,6
1,3
Exporte
-0,2
-0,2
Importe
-1,6
-1,5
2,1
1,8
Bruttoinlandsprodukt
5. Einkom m ensentstehung und -verteilung
a) Mrd. EUR
Primäreinkommen der privaten Haushalte
Sozialbeiträge der Arbeitgeber
Bruttolöhne und -gehälter
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
Primäreinkommen der übrigen Sektoren
Nettonationaleinkom m en (Prim äreinkom m en)
Abschreibungen
Bruttonationaleinkom m en
nachrichtlich:
Volkseinkom m en
Arbeitnehmerentgelte
Unternehmens- und Vermögenseinkommen
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Primäreinkommen der privaten Haushalte
Sozialbeiträge der Arbeitgeber
Bruttolöhne und -gehälter
Bruttolöhne und -gehälter je Beschäftigten
Nettolöhne und -gehälter je Beschäftigten
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
Primäreinkommen der übrigen Sektoren
Nettonationaleinkom m en (Prim äreinkom m en)
Abschreibungen
Bruttonationaleinkom m en
nachrichtlich:
Volkseinkom m en
Arbeitnehmerentgelte
Unternehmens- und Vermögenseinkommen
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Masseneinkommen
Nettolöhne und -gehälter
Monetäre Sozialleistungen
abz. Abgaben auf soziale Leistungen,
verbrauchsnahe Steuern
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
Verfügbares Einkom m en
Private Konsumausgaben 5)
Sparen
2.Hj
1,2
0,8
2,3
1,4
0,2
1,9
2,1
1,3
0,7
0,5
1,4
1,6
1,1
2,9
1,1
0,0
1,5
2,0
1,5
-0,4
-1,8
1,9
1,4
1,0
2,7
1,1
-0,2
1,5
2,1
1,2
0,1
-1,2
1,7
1,1
0,7
2,2
1,4
0,1
1,9
2,2
1,2
0,6
0,1
1,4
1,4
1,0
2,3
1,4
0,4
1,9
2,1
1,4
0,9
0,9
1,3
2011,7
262,8
1165,5
583,4
368,1
2379,8
502,1
2881,9
2064,3
271,4
1209,7
583,2
394,4
2458,6
512,4
2971,1
2118,8
280,5
1249,4
588,8
413,4
2532,2
523,4
3055,7
1014,4
131,2
577,3
305,8
183,5
1197,9
255,0
1452,9
1049,9
140,1
632,4
277,3
210,9
1260,7
257,5
1518,2
1040,1
136,0
598,1
306,0
185,3
1225,4
260,8
1486,2
1078,7
144,5
651,3
282,9
228,1
1306,8
262,6
1569,4
2099,9
1428,3
671,6
2174,3
1481,1
693,2
2243,3
1530,0
713,3
1055,3
708,6
346,7
1119,0
772,5
346,5
1081,8
734,1
347,7
1161,5
795,8
365,6
2,1
1,9
3,0
2,1
1,9
0,6
1,8
2,1
2,3
2,1
2,6
3,3
3,8
2,7
2,5
0,0
7,1
3,3
2,1
3,1
2,6
3,4
3,3
2,8
2,5
1,0
4,8
3,0
2,1
2,8
2,6
3,1
3,9
2,9
2,6
-0,1
9,8
3,6
2,0
3,3
2,6
3,4
3,7
2,5
2,4
0,0
5,0
3,0
2,1
2,9
2,5
3,7
3,6
3,0
2,6
0,0
1,0
2,3
2,3
2,3
2,7
3,1
3,0
2,7
2,4
2,0
8,2
3,7
2,0
3,4
2,2
2,8
0,9
3,5
3,7
3,2
3,2
3,3
2,9
3,7
3,8
3,6
3,4
3,6
2,8
2,5
3,6
0,3
3,8
3,0
5,5
584,1
380,3
251,1
630,2
424,9
253,1
606,7
392,7
262,2
647,9
436,5
260,1
47,3
305,8
-38,2
851,8
23,8
782,2
93,4
47,8
277,3
-39,0
868,6
24,5
823,3
69,7
48,2
306,0
-39,3
873,4
24,4
801,4
96,4
48,8
282,9
-40,0
890,8
25,1
844,6
71,3
6. Einkom m en und Einkom m ensverw endung der privaten Haushalte und priv. Org. o.E.
a) Mrd. EUR
Masseneinkommen
1175,6
1214,4
1254,6
Nettolöhne und -gehälter
777,2
805,2
829,2
Monetäre Sozialleistungen
492,1
504,2
522,4
abz. Abgaben auf soziale Leistungen,
verbrauchsnahe Steuern
93,7
95,0
97,0
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
583,4
583,2
588,8
Sonstige Transfers (Saldo)
-77,7
-77,2
-79,3
1681,3
1720,4
1764,1
Verfügbares Einkom m en
Zunahme betriebl. Versorgungsansprüche
47,2
48,3
49,5
Private Konsumausgaben 5)
1571,5
1605,5
1645,9
Sparen
157,0
163,2
167,7
Sparquote 7)
2015 (2)
1.Hj
9,1
9,2
9,2
10,7
7,8
10,7
7,8
2,6
2,8
2,4
3,3
3,6
2,5
3,3
3,0
3,6
3,0
3,7
1,4
3,6
3,5
3,6
3,9
3,3
4,4
2,8
2,7
2,8
2,9
0,6
1,8
2,1
-1,6
1,4
0,0
2,3
2,2
4,0
2,1
1,0
2,5
2,5
2,8
0,2
-0,1
2,1
2,0
3,2
2,7
0,0
2,5
2,3
4,9
2,0
0,0
2,5
2,5
3,2
2,1
2,0
2,6
2,6
2,2
64
DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung
Staatshaushaltbleibtausgeglichen
noch Bundesrepublik Deutschland: Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung
2013 (1)
2014 (2)
2015 (2)
2014
1.Hj (1)
2.Hj (2)
2015 (2)
1.Hj
2.Hj
7. Einnahm en und Ausgaben des Staates
a) Mrd. EUR
Einnahmen
Steuern
Nettosozialbeiträge
Vermögenseinkünfte
Sonstige Übertragungen
Vermögensübertragungen
Verkäufe
Sonstige Subventionen
Einnahm en insgesam t
637,9
465,4
21,3
18,4
10,4
95,8
0,3
1249,4
657,9
481,3
23,2
18,3
10,7
100,6
0,3
1292,2
678,9
495,8
21,8
18,5
11,0
102,2
0,3
1328,5
330,7
233,7
14,7
8,8
4,9
46,7
0,1
639,6
327,2
247,6
8,5
9,5
5,8
53,9
0,2
652,7
341,1
241,1
13,5
8,9
5,1
47,5
0,1
657,2
337,8
254,7
8,3
9,6
5,9
54,8
0,2
671,2
Ausgaben
Vorleistungen
Arbeitnehmerentgelte
Sonstige Produktionsabgaben
Vermögenseinkünfte (Zinsen)
Subventionen
Monetäre Sozialleistungen
Soziale Sachleistungen
Sonstige Transfers
Vermögenstransfers
Bruttoanlageinvestitionen
Nettozugang an nichtprod. Vermögensgütern
Ausgaben insgesam t
131,5
217,6
0,1
56,3
24,7
439,9
226,9
62,0
24,8
62,8
-1,4
1245,3
137,0
224,6
0,1
52,4
25,6
451,7
239,4
64,1
22,5
66,5
-1,4
1282,4
142,5
230,7
0,1
51,6
25,7
468,5
249,3
65,8
22,7
69,3
-1,4
1324,9
62,0
107,5
0,0
25,5
12,9
224,8
118,4
35,1
8,5
28,1
-0,6
622,3
75,0
117,0
0,0
26,9
12,7
226,8
121,0
29,1
14,0
38,4
-0,7
660,1
64,6
110,8
0,0
25,1
12,9
235,4
123,4
36,0
8,5
28,8
-0,6
644,9
78,0
119,9
0,0
26,5
12,8
233,2
125,9
29,8
14,2
40,5
-0,8
680,0
4,2
9,9
3,6
17,3
-7,4
12,4
-8,8
2,9
2,4
-2,7
0,4
-5,9
4,1
2,6
3,1
3,4
8,9
-0,9
2,6
5,0
3,4
3,2
3,0
-6,0
1,2
3,2
1,7
2,8
3,4
3,4
25,3
-1,1
2,2
4,5
3,8
2,9
3,4
-11,1
-0,7
2,9
5,4
3,1
3,1
3,2
-7,8
1,1
3,4
1,7
2,8
3,2
2,9
-2,9
1,3
3,0
1,7
2,8
4,0
2,3
-10,8
1,4
2,4
5,1
13,8
-10,4
1,0
2,5
4,2
3,2
-7,1
3,6
2,7
5,5
3,4
-9,6
6,0
3,0
4,0
2,7
-1,5
0,4
3,7
4,1
2,6
1,1
4,2
3,3
3,0
3,1
-12,3
7,0
1,4
5,6
4,1
-23,2
13,6
2,3
5,1
3,4
-1,5
0,4
3,9
5,4
2,6
1,4
1,0
3,6
4,1
3,1
-1,5
0,4
4,7
4,2
2,6
0,5
2,4
3,6
4,0
2,5
-1,5
0,4
2,8
4,1
2,6
1,5
5,5
3,0
0,1
0,3
0,1
1,2
-0,5
0,8
-0,6
Finanzierungssaldo
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Einnahmen
Steuern
Nettosozialbeiträge
Vermögenseinkünfte
Sonstige Übertragungen
Vermögensübertragungen
Verkäufe
Sonstige Subventionen
Einnahm en insgesam t
Ausgaben
Vorleistungen
Arbeitnehmerentgelt
Sonstige Produktionsabgaben
Vermögenseinkünfte (Zinsen)
Subventionen
Monetäre Sozialleistungen
Soziale Sachleistungen
Sonstige Transfers
Vermögenstransfers
Bruttoanlageinvestitionen
Nettozugang an nichtprod. Vermögensgütern
Ausgaben insgesam t
nachrichtlich:
Finanzierungssaldo in % des BIP
1)
2)
3)
4)
5)
6)
7)
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes; Abw eichungen in den Summen durch Runden der Zahlen.
Vorausschätzung des ifo Instituts; Abw eichungen in den Summen durch Runden der Zahlen.
Geleistete Arbeitsstunden.
Bruttoinlandsprodukt in Vorjahrespreisen je Erw erbstätigenstunde.
Konsumausgaben der privaten Haushalte und der privaten Organisationen ohne Erw erbszw eck.
Einschließlich Nettozugang an Wertsachen.
Ersparnis in % des verfügbaren Einkommens (einschließlich der Zunahme an betrieblichen Versorgungsansprüchen).
65
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