Sendesperrfrist:Donnerstag,11.Dezember2014, 10:00UhrMEZ ifoKonjunkturprognose2014/2015 DeutscheWirtschaftgewinntallmählich wiederanSchwung VorläufigeFassung T.Wollmershäuser,W.Nierhaus,T.O.Berg,C.Breuer,T.Buchen,C.Grimme,S.Henzel, A.Hristov,N.Hristov,M.Kleemann,W.Meister,J.Plenk,E.Wieland,K.Wohlrabe,A.Wolf, Redaktion:J.Koller München,11.12.2014 Inhaltsverzeichnis 1. DieLagederWeltwirtschaft......................................................................................................................3 Überblick.................................................................................................................................................................................3 Geldpolitik:ExpansionsgradindeneinzelnenRegionendivergiertzunehmend....................................4 Finanzpolitik:abnehmenderRestriktionsgradindenIndustrieländernsehrheterogeninden Schwellenländern................................................................................................................................................................5 Ausblick:weltwirtschaftlicheErholungsetztsichleichtbeschleunigtfort................................................6 Risiken.....................................................................................................................................................................................7 US‐KonjunkturzeigtstarkeGrunddynamik..........................................................................................................10 ImmobilienbaubelastetdieKonjunkturinChina...............................................................................................12 ModeratesExpansionstempoinJapantrotzrestriktiverFiskalpolitik......................................................13 KonjunkturinIndienbeschleunigtsich..................................................................................................................14 LeichteBeschleunigunginSüdostasien..................................................................................................................15 NurlangsameErholunginLateinamerika.............................................................................................................15 RusslandimstrukturellenUmbruch........................................................................................................................17 2. DieLageinderEuropäischenUnion...................................................................................................19 AufschwungimEuroraumerneutvertagt.............................................................................................................19 EZBerhöhtExpansionsgradweiter..........................................................................................................................21 HaushaltskonsolidierunggerätinsStocken..........................................................................................................23 KeinAufschwungimEurorauminSicht.................................................................................................................23 SpanienaufErholungskurs–FrankreichundItalienbereitenSorgen......................................................24 Kasten:RelativpreisanpassungenimEuroraum(DSGE)............................................................................26 RobusteErholunginGroßbritannien......................................................................................................................29 KonjunkturaufschwunginMittel‐undOsteuropaverlangsamtsichleicht.............................................30 3. DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung..................................................31 Überblick..............................................................................................................................................................................31 AusblickundIndikatoren.............................................................................................................................................32 Kasten:AuswirkungendesRohölpreisrückgangsaufdiedeutscheKonjunktur..............................32 Kasten:ZurRevisionderifoPrognosevomJuni2014.................................................................................38 WeltwirtschaftlichesUmfeldundpreislicheWettbewerbsfähigkeit..........................................................39 FinanzpolitischeRahmenbedingungen...................................................................................................................40 MindestlohnundnachlassendeDynamikderTariflöhne................................................................................41 Kasten:DieEinführungdesMindestlohnsinDeutschland–AktuelleundgeplanteReaktionen derUnternehmen.ErgebnisseeinerSonderumfrageimifoKonjunkturtest......................................42 ZunahmederErwerbstätigkeitverliertanTempo............................................................................................45 VerhalteneExpansiondesExports...........................................................................................................................47 Investitionstätigkeitwirdgedämpft.........................................................................................................................50 BaukonjunkturverläuftinmoderatenBahnen....................................................................................................51 PrivaterKonsumsteigtweiter....................................................................................................................................52 Staatskonsumwiederetwaskräftiger.....................................................................................................................54 Inflationbleibtniedrig...................................................................................................................................................55 Staatshaushaltbleibtausgeglichen...........................................................................................................................56 Kasten:ZurGeneralrevisionderVGR2014......................................................................................................58 2 DieLagederWeltwirtschaft 1. DieLagederWeltwirtschaft Überblick Das weltwirtschaftliche Expansionstempo hat sichimSommer2014merklichverlangsamt.So legte die globale Industrieproduktion im zwei‐ tenunddrittenQuartal 2014 nurhalbsostark zuwieimWinterhalbjahrzuvor.DieseEntwick‐ lung reflektiert vor allem die deutlich nachlas‐ sende konjunkturelle Dynamik in den fortge‐ schrittenenVolkswirtschaften,woderindustri‐ elle Output nahezu stagnierte. Zwar legte die aggregierte Wirtschaftsleistung in den aufstre‐ benden Ökonomien mit nach wie vor deutlich höheren, leicht zunehmenden Raten zu. Dies vermochte jedoch die Verlangsamung in den Industrieländern nicht wettzumachen. Die Ab‐ schwächung der Weltkonjunktur zeigt sich seit Jahresmitte 2014 in dem spürbaren Rückgang des ifo Weltwirtschaftsklimas sowie einer Viel‐ zahl weiterer Stimmungsindikatoren (vgl. Abb. 1.1). Deren aktuellen Werte lassen darauf schließen, dass das globale Expansionstempo im kommenden Winterhalbjahr verhalten aus‐ fällt. MaßgeblichfürdieseitdemFrühjahr2014be‐ obachtete Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik in den fortgeschrittenen Ökonomien war vor allem die konjunkturelle Entwicklung imEuroraumundinJapan.DieVerlangsamung im Euroraum war nicht zuletzt das Resultat einer wachsenden Skepsis hinsichtlich der Be‐ reitschaft der Regierungen Frankreichs und Italiens, dringend notwendige Strukturrefor‐ men auf Arbeits‐ und Produktmärkten sowie eine klare, tatkräftige und glaubwürdige fi‐ nanzpolitische Konsolidierung einzuleiten. Die‐ ser„Reformstau“verringertdieStandortattrak‐ tivität beider Länder und verschlechtert ihre mittelfristigen Wachstumsaussichten, was sich negativ auf die Investitionstätigkeit dort aus‐ wirkt. Dämpfend auf die Konjunktur im Euro‐ raum wirkten im Sommerhalbjahr 2014 auch derPessimismussowiediegegenseitigenWirt‐ schaftssanktionen im Zusammenhang mit dem politischenKonfliktmitRussland.InJapanwar die aggregierte Wirtschaftsleistung in den zu‐ rückliegenden zwei Quartalen sogar rückläufig, nachdemsiezuJahresbeginnkräftigexpandiert hatte. Abbildung1.1 Weltkonjunktur Industrieproduktion Weltkonjunktur und Weltwirtschaftsklima % Veränderung gegenüber Vorjahr 2005 = 100 8 120 % Veränderung ggü. Vorquartal % Veränderung ggü. Vorquartal 3,0 3,0 Industrieländer Schwellenländer 6 Welt 5,4 100 2,0 2,0 80 1,0 1,0 60 0,0 0,0 40 -1,0 4 2 5,4 4,8 4,2 3,6 2,5 4,9 5,6 5,7 4,1 4,0 2,5 3,0 3,4 3,3 3,0 2,7 3,0 0,0 0 reales BIP (linke Skala) ifo Weltwirtschaftsklima a) (rechte Skala) -2 a) 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 -1,0 2011 2012 2013 Arithmetisches Mittel der Bewertung der gegenwärtigen Lage und der erwarteten Entwicklung. Quellen: IWF, World Economic Outlook, Datenbank; 2014 und 2015: Prognosen des ifo Instituts; Ifo World Economic Survey; Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB). 3 2014 DieLagederWeltwirtschaft Geldpolitik:ExpansionsgradindeneinzelnenRegionendivergiertzunehmend VerantwortlichdafürwarvorallemdieAnhe‐ bungderMehrwertsteuerimApril2014,diezu einemstarkenRückgangdesprivatenKonsums führte.DieaggregierteProduktionindenUSA undinGroßbritannienhingegenverzeichnete weiterhinrobusteZuwachsratenundeinen beschleunigtenBeschäftigungsaufbau.DieEr‐ holungindiesenLändernistweiterfortge‐ schrittenalsetwaimEuroraumundwirdvon derverbessertenVermögenspositionderpriva‐ tenHaushalte,einemgutkapitalisiertenBan‐ kensektorundeinerweiterhinsehrexpansiven Geldpolitikgetragen.AuchausderFiskalpolitik indenUSAundGroßbritanniengehenimlau‐ fendenJahrgeringerebremsendeImpulseaus alsnochimVorjahr. Im Unterschied zu den Industrieländern legte die zusammengefasste Wirtschaftsleistung der aufstrebendenÖkonomienimSommerhalbjahr, trotz der vielerorts vorgenommenen Leitzins‐ anhebungen,mitähnlichhohenRatenzuwiein den drei Quartalen zuvor. Die konjunkturelle Dynamik in den einzelnen Schwellenländern warallerdingssehrheterogen.Sobeschleunigte sich das Expansionstempo in Indien sowie vie‐ len Volkwirtschaften Ostasiens merklich. In IndienhabenvorallemderRückgangderpoliti‐ schenUnsicherheitnachdenParlamentswahlen im April/Mai 2014 und die von der neuen Re‐ gierung signalisierte Bereitschaft zu dringend erforderlichen Strukturreformen das Investiti‐ onsklima und das Unternehmensvertrauen spürbar verbessert. Zudem wurden diverse öffentliche Infrastrukturinvestitionen durchge‐ führt,dieimvergangenenWinteraufEisgelegt worden waren. Mehrere ostasiatische Länder profitiertenvonkräftigenZuwächsenderpriva‐ tenBinnennachfrage,dienichtzuletztvondem wachsenden Wohlstand der Bevölkerung her‐ rühren. Auch die Konjunktur in China zeigte sich im Sommerhalbjahr 2014 robust. Zwar haben dort der Industrie‐ und Bausektor seit JahresbeginnanFahrtverloren,unddieImmo‐ bilienpreise sindseiteinigenMonatenrückläu‐ fig.DieWirtschaftspolitikhatjedocheineReihe stützender Maßnahmen ergriffen. Es gelang damit die Zuwachsraten der aggregierten Pro‐ duktion vorerst auf einem Niveau zu stabilisie‐ ren,dasnaheamvonderRegierunganvisierten Zielwert liegt. Deutlich schwächer zeigt sich dagegen die Konjunktur in Lateinamerika, wo diezusammengefassteIndustrieproduktionseit demFrühjahr2014sogarrückläufigwar.Zwar profitiertMexikovonderErholungindenUSA. In Brasilien und Argentinien jedoch wird die Konjunktur stark dadurch belastet, dass die Rohstoffpreise seit mehreren Monaten fallen. Hinzu kommt eine weniger stark expandieren‐ de Rohstoffnachfrage aus China. Zudem haben sich zuletzt in Argentinien die ohnehin großen Strukturprobleme sogar noch verschärft, und derungelösteStreitmitausländischenInvesto‐ ren im Zusammenhang mit der im Jahr 2001 vorgenommenenöffentlichenUmschuldunghat den Zugang des Landes zu internationalen Fi‐ nanzquellenspürbarerschwert. Geldpolitik: Expansionsgrad in den einzel‐ nenRegionendivergiertzunehmend DieGeldpolitikindengroßenfortgeschrittenen Volkswirtschaften ist weiterhin sehr akkom‐ modierend. Allerdings divergiert der Expansi‐ onsgradindeneinzelnenRegionenseitJahres‐ beginn zunehmend. Verantwortlich dafür sind diestarkenUnterschiedeinderAuslastungder Produktionsfaktoren und daher im Preisauf‐ trieb. So haben die Zentralbanken in den USA und in Großbritannien, angesichts der relativ robusten konjunkturellen Dynamik, ihre Wert‐ papierkäufe bereits Mitte 2012 (Großbritanni‐ en) bzw. im Oktober 2014 (USA) eingestellt. Zudem dürfte im Verlauf des kommenden Jah‐ res mit ersten Anhebungen der Leitzinsen zu rechnensein,obgleich,gemäßderAussagenim Rahmender„ForwardGuidance“beiderNoten‐ banken, die Geldpolitik auf geraume Zeit sehr expansiv bleiben soll. Im Euroraum und in Ja‐ pan hingegen wurde zuletzt der monetäre Ex‐ pansionsgradabermalserhöht.SohatdieEuro‐ päische Zentralbank (EZB) im September den Hauptrefinanzierungssatz auf 0,05% und den Einlagensatz auf ‐0,2% gesenkt, nachdem sie bereits im Juni eine Leitzinssenkung vorge‐ nommenhatte.Zudemwurdedieunbeschränk‐ te Zuteilung von Liquidität bis Ende 2016 ver‐ 4 DieLagederWeltwirtschaft Finanzpolitik: abnehmender Restriktionsgrad in den Industrieländern sehr heterogen in den Schwellenländern hatsieimSommerdieLiquiditätsbereitstellung, angesichtsderAbkühlungimBausektorundam Immobilienmarkt,etwasgelockert,obgleichsie die Kreditvergabe in manchen Segmenten auf‐ grundderGefahreinerBlasenbildungweiterhin mitRestriktionenbelegt.Zudemhat sieimNo‐ vember den Leitzins um 0,4 Prozentpunkte gesenkt. Die chinesische Zentralbank dürfte, angesichtseinerhistorischniedrigenInflations‐ rate, ihre Politik abermals lockern, sollte sich dieKonjunkturspürbarabschwächen. längert sowie eine Reihe von Maßnahmen der quantitativenLockerungbeschlossen.Sosollen gezieltelängerfristigeRefinanzierungsgeschäfte (Targeted Long‐Term Refinancing Operations, TLTRO)durchgeführtwerden.ImOktoberstar‐ tetedieEZBfernerihrneuesAnkaufprogramm fürPfandbriefe,undEndeNovembererwarbsie erstmals Kreditverbriefungen. Die Bank of Ja‐ pan hat bereits zu Beginn des Jahres 2013 an‐ gekündigt, mithilfe einer massiven quantitati‐ venLockerungihrInflationszielvon2%inner‐ halb von zwei Jahren erreichen zu wollen. An‐ gesichts des unerwartet starken Konjunktur‐ einbruchs im Sommerhalbjahr 2014 und eines noch immer zu schwachen Preisauftriebs hat die Japanische Zentralbank Anfang November eine Ausweitung ihrer monatlichen Wertpa‐ pierkäufe um mehr als 20% auf 80 Billionen Yen beschlossen. Die Notenbanken im Euro‐ raum und in Japan dürften die Leitzinsen im Prognosezeitraum auf ihrem aktuellen Niveau vonnaheNullProzentbelassen. Die meisten Zentralbanken in den aufstreben‐ den Volkswirtschaften sahen sich in den ver‐ gangenen Monaten gezwungen, ihren Leitzins zumTeilmehrmalsanzuheben.ZieldieserEin‐ griffewares,entwederdiezuhoheInflationzu bekämpfen (Brasilien)oder der Wechselkurs‐ abwertung entgegenzuwirken, die zu Jahresbe‐ ginn mancherorts (Brasilien, Indien, Indonesi‐ en)durchdiegeldpolitischeWendeindenUSA ausgelöstwurde.AuchdierussischeNotenbank hat die geldpolitischen Zügel in diesem Zeit‐ raum stark angezogen sowie massive Devisen‐ marktinterventionen gestartet, um den Wert‐ verlustdesRubelszustoppen.Diesergerietim Frühjahr vor allem aufgrund des russisch‐ ukrainischen Konflikts unter Druck. Allerdings hatdierussischeNotenbankAnfang November 2014,angesichtsrapideschwindenderDevisen‐ reserven und eines kaum nachlassenden Ab‐ zugsausländischenKapitals,dieDevisenmarkt‐ interventionenwiedereingestelltunddierussi‐ sche Währung vorerst vollständig freigegeben. Dagegen hat die Notenbank Chinas ihren Ex‐ pansionskursindenletztenMonatenerhöht.So Finanzpolitik: abnehmender Restriktions‐ grad in den Industrieländern sehr hetero‐ genindenSchwellenländern Der Restriktionsgrad der Finanzpolitik wird in den großen fortgeschrittenen Volkswirtschaf‐ ten,wennauchinsehr unterschiedlichemAus‐ maß,zurückgehen.ZwarliefertdieFiskalpolitik indenUSAauchimkommendenJahrkontrakti‐ ve Impulse. Die vorgesehenen automatischen Ausgabenkürzungen fallen in den Fiskaljahren 2014und2015jedochdeutlichgeringerausals noch im Jahr 2013. Zudem planen mehrere Bundesstaaten ihre Ausgaben wieder zu erhö‐ hen. Auch in Großbritannien nehmen die Kon‐ solidierungsanstrengungen sukzessive ab. Im Euroraum wirkt die Finanzpolitik in diesem und im nächsten Jahr ebenfalls kaum noch bremsend, nachdem die dringend erforderli‐ chen Konsolidierungsbemühungen der vergan‐ genen drei Jahre vielerorts zum Teil massive negativekonjunkturelleImpulseerzeugthatten. Denn die Europäische Kommission hat bereits im vergangenen Jahr die Defizit‐ und Schul‐ denabbaupläne vieler Mitgliedsländer gelo‐ ckert. Voraussichtlich werden mancherorts (etwaFrankreichundItalien)auchdierevidier‐ ten fiskalischen Ziele für 2014 und 2015 ver‐ fehltwerden.BeisolchenAbweichungendürfte sich die EU‐Kommission allerdings zumeist entgegenkommend zeigen. Zwar wird dadurch die konjunkturelle Entwicklung kurzfristig ent‐ lastet.Mittelfristigjedochkönntedievielerorts vorliegende Kombination aus einer sehr hohen Staatsverschuldung und einem relativ niedri‐ gemPotentialwachstumZweifelanderSolvenz 5 DieLagederWeltwirtschaft Ausblick:weltwirtschaftlicheErholungsetztsichleichtbeschleunigtfort Strukturprobleme wirken, die wichtige fortge‐ schritteneVolkswirtschaften(Euroraum,Japan) sowie einige große Schwellenländer (Brasilien, Argentinien) aufweisen. Auch dürfte die Wirt‐ schaftChinasimkommendenJahr,wievonder politischen Führung angestrebt, leicht abneh‐ mendeZuwächseverzeichnen. Die jüngste Entwicklung des Ölpreises dürfte einzusätzlicherstützenderFaktorfürdiegloba‐ le konjunkturelle Entwicklung im kommenden Jahrsein.SoistderPreiseinesBarrelsderSorte Brent seit Juni trotzt der geopolitischen Span‐ nungeninOsteuropasowieimNahenOstenum mehrals35%gesunken.DieserRückgangdürf‐ te größtenteils angebotsseitig – durch die Aus‐ weitungderFörderungindenUSA(Fracking)– und zu einem geringeren Teil auch nachfrage‐ seitig–durchdieAbkühlungderWeltkonjunk‐ tur – getrieben sein. Von einem niedrigeren Ölpreis dürften vor allem Ölabnehmer wie die fortgeschrittenen Volkswirtschaften sowie Chi‐ na, Indien und die Ökonomien Ostasiens profi‐ tieren. Dort werden die Energiekosten von Haushalten und Unternehmen relativ zu ihren Einkommen zurückgehen. Für ölexportierende Länder wie Brasilien, Russland sowie viele VolkswirtschaftenimNahenOstenbedeutetder starke Ölpreisrückgang Einbußen beim Volks‐ einkommen. IndenUSAwirddieBinnennachfrageimProg‐ nosezeitraum für einen kräftigen Aufschwung sorgen.HiermachtsichdieverbesserteVermö‐ genssituation der Haushalte und der Unter‐ nehmen, die zunehmende Aufhellung auf dem Arbeits‐ und Immobilienmarkt, die expansiven Geldpolitik, und der abnehmende Restriktions‐ grad der Fiskalpolitik bemerkbar. Zusätzlich werden die stark gesunkenen Energie‐ und Rohstoffpreise die Konjunktur stützen. Auch in Großbritannien dürfte vor allem die kräftige Expansion der Binnennachrage die robuste Erholungantreiben.ImEuroraumwirdsichdie Erholung im Prognosezeitraum wohl ebenfalls fortsetzen. Sie wird jedoch deutlich träger als jene in den USA oder Großbritannien vorange‐ hen.ZwarwirddieKonjunkturimEuroraumim einzelnerEuroraumländerunddamitzuerneu‐ ten Verwerfungen an den Finanzmärkten füh‐ ren. In Japan wurde im April 2014 die Mehr‐ wertsteuer um drei Prozentpunkte angehoben. MitdieserMaßnahmesolltediefiskalischeKon‐ solidierung eingeleitet werden, die angesichts einer Staatsversschuldung von mehr als 200% inRelationzumBruttoinlandsproduktalsdrin‐ gend geboten erscheint. Gleichzeitig wurde auch ein Konjunkturpaket aufgelegt, um die negativen Auswirkungen der Mehrwertsteuer‐ erhöhung etwas abzumildern. Insgesamt wirkt jedoch die Finanzpolitik in Japan im laufenden Jahrstarkkontraktiv.ImkommendenJahrwird ihr Restriktionsgrad angesichts auslaufender Konjunkturpakete sogar steigen, obgleich die für Oktober 2014 geplante weitere Mehrwert‐ steuererhöhung auf das Jahr 2017 verschoben wurde. In der Mehrzahl der aufstrebenden Volkswirt‐ schaften dürfte die Finanzpolitik zumeist neut‐ ralwirken.LediglichinChinawirddieKonjunk‐ turimlaufendenJahrdurchöffentlicheInvesti‐ tionsprogrammegestützt.Fernerhatdiechine‐ sische Regierung ihre Bereitschaft signalisiert, die Investitionen in die Infrastruktur abermals auszuweiten, sollte die Wirtschaft weiter an Fahrt verlieren. Auch die Regierung Russlands sieht sich gezwungen stimulierend einzugrei‐ fen,umdienegativenEffekteaufdenIndustrie‐ und Bankensektor abzumildern, die durch die Wirtschaftssanktionen im Zusammenhang mit dem politischen Konflikt mit dem Westen ver‐ ursachtwerden. Ausblick:weltwirtschaftlicheErholungsetzt sichleichtbeschleunigtfort DieWeltwirtschaftdürfteimPrognosezeitraum langsam an Fahrt gewinnen. In den USA und Großbritannien dürfte sich die Erholung in et‐ wa dem gleichen Tempo wie im Durchschnitt der vergangenen Quartale fortsetzen. Auch in Indien sowie mehreren ostasiatischen Schwel‐ lenländern dürfte die aggregierte Produktion im Prognosezeitraum beschleunigt expandie‐ ren. Bremsend werden aber die zahlreichen 6 DieLagederWeltwirtschaft Risiken in den USA werden im Zuge der voranschrei‐ tendenErholungzunehmen,wasdieSchwellen‐ länderfürvieleInvestorenrelativunattraktiver machen wird. Dennoch dürfte die Wirtschaft Chinas mit weiterhin sehr hohen, wenngleich im historischen Vergleich eher moderateren Raten zulegen. Darüber hinaus dürften Indien und die ostasiatischen Schwellenländer zuneh‐ mend dynamischer expandieren. Lediglich die rohstoffexportierenden Volkswirtschaften La‐ teinamerikas sowie Russland dürften aufgrund der stark gesunkenen Rohstoffpreise eine kon‐ junkturelleSchwächephasedurchlaufen.Zudem dürfte Russland weiterhin unter den Wirt‐ schaftssanktionen und einem starken Abzug ausländischen Kapitals leiden, die durch den russisch‐ukrainischen Konflikt ausgelöst wur‐ den. Alles in allem dürfte die gesamtwirtschaftliche ProduktioninderWeltindiesemundimnächs‐ ten Jahr mit 2,7% bzw. 3,0% zunehmen (vgl. Tab. 1.1). Entsprechend wird der Welthandel im Jahr 2014 voraussichtlich um 2,6% expan‐ dieren, ehe er im kommenden Jahr um 4,0% zulegt.DabeiwerdensichdieLeistungsbilanzen der meisten aufstrebenden Volkswirtschaften, aufgrundsoliderZuwächsebeiderBinnennach‐ frage,zunehmendverschlechtern.ImEuroraum dagegen dürften die sich allmählich verbes‐ sernde Exportleistung einiger Mitgliedsländer, die Abwertung des Euro und die zugleich eher moderate binnenwirtschaftliche Expansion zu einer Verbesserung des Leistungsbilanzsaldos führen.DasLeistungsbilanzdefizitderUSAwird wohlnahezuunverändertbleiben.Dortdürften die steigenden Zuwächse bei den Güterimpor‐ ten durch die Ausweitung der Gas‐ und Ölex‐ portenahezukompensiertwerden. kommenden Jahr von dem geringen Restrikti‐ onsgrad der Finanzpolitik, einer zuletzt expan‐ sivergewordenenGeldpolitiksowiedengesun‐ kenenEnergiepreisenprofitieren.Zudemdürfte die starke Abwertung des Euro das Exportge‐ schäftankurbeln.Viele MitgliedsländerdesEu‐ roraumsleidenjedochnachwievoruntermas‐ siven Strukturproblemen, die die wirtschaftli‐ che Entwicklung stark belasten werden. So ist vielerortsderBankensektornochunzureichend kapitalisiert, die Verschuldung der privaten Haushalte und Unternehmen noch immer sehr hoch, die internationale Wettbewerbsfähigkeit relativ niedrig, und die Produkt‐ und Arbeits‐ märkteweiterhinwenigflexibel.Zwargelanges einigen Ländern (Spanien, Irland, Portugal, Griechenland) einige Strukturreformen durch‐ zuführen und ihre Standortattraktivität sowie Wettbewerbsfähigkeit etwas zu erhöhen. Diese ReformendürftenindenkommendenJahrenin zunehmendem Maße ihre Früchte tragen. In Frankreich und Italien sind jedoch zahlreiche dringend notwendige Reformen bislang ausge‐ blieben.Entsprechenddürftendiese Länderim Prognosezeitraum kaum expandieren und da‐ mit die Entwicklung in der Währungsunion starkbelasten.AuchinJapandürftedasExpan‐ sionstempoimkommendenJahrgeringbleiben. Zwar ist die Geldpolitik dort äußerst expansiv. Die restriktiver werdende Finanzpolitik, die zuletzt gesunkenen Realeinkommen der priva‐ ten Haushalte sowie strukturelle Schwächen wie etwa ein schrumpfendes Arbeitskräftepo‐ tential, eine starke Segmentierung im Energie‐ und Dienstleistungssektor sowie eine Überre‐ gulierungundRigiditätenaufArbeits‐undPro‐ duktmärkten dürften aber kaum mehr als eine äußerstträgeErholungzulassen. Das Expansionstempo in den aufstrebenden Volkswirtschaften wird sich im Prognosezeit‐ raum leicht verstärken. Zwar werden zahlrei‐ chestrukturelleFaktorendazuführen,dassdie aggregierteWirtschaftsleistungimkommenden Jahr deutlich langsamer zunimmt als im Jahr‐ zehnt vor der globalen Finanzkrise. Auch dürf‐ ten sich die Finanzierungsbedingungen zuneh‐ mend verschlechtern, denn die Langfristzinsen Risiken Ein Hauptrisiko für die Weltkonjunktur stellt nach wie vor die schlechte wirtschaftliche Ver‐ fassung mehrerer Euroraumländer dar. Trotz der strukturellen Reformen, die in Spanien, Irland, Portugal und Griechenland in den zu‐ rückliegenden drei Jahren durchgeführt wur‐ 7 DieLagederWeltwirtschaft Risiken Preise ihrer Erzeugnisse entweder langsamer zunehmenalsanderswoodersogarsinken. Ferner gehen geopolitische Risiken von den andauernden Konflikten zwischen Russland und der Ukraine sowie im Nahen Osten im Zu‐ sammenhangmitderislamistischenBedrohung aus. So könnte eine Eskalation des russisch‐ ukrainischen Konflikts eine Spirale gegenseiti‐ ger Sanktionen zwischen Russland und dem Westen und einer Erhöhung der Unsicherheit führen. Sollten sich hingegen die Spannungen im Nahen Osten verschärfen, so könnte es zu einem erneuten Anstieg der Ölpreise kommen. Denn diese Region gehört zu den wichtigsten Erdölproduzenten. Schließlich rühren auch von den jüngsten Vermögenspreisentwicklungen nicht unerhebliche Risiken her. So sind die Aktienindizes der wichtigsten Börsen trotz der globalen konjunkturellen Abkühlung kräftig gestiegen. Auch sind die Kurs‐Gewinn ‐ Verhältnisse im historischen Vergleich sehr hoch und die Aktienmarktvolatilität sehr niedrig. Entsprechend ist nicht auszuschließen, dass es in vielen Segmenten bereits zu Übertreibungen gekommen ist. Eine scharfe KorrektursolcherÜberbewertungenkönntedie Vermögensposition der privaten Haushalte sowie die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen verschlechtern und negative FolgenfürdieWeltkonjunkturnachsichziehen. Schließlich besteht in China das Risiko, dass sich der Rückgang der Immobilienpreise, der seit Mitte des Jahres zu beobachten ist, beschleunigt. Da der Immobilienboom in den vergangenen fünf Jahren mit einer massiven Ausweitung der Kreditvergabe einherging, könnte die Abschwächung der konjunkturellen EntwicklunginChinadeutlichstärkerausfallen, alsindervorliegendenPrognoseunterstellt. den, sind die notwendigen Anpassungen noch langenichtabgeschlossenundzahlreicheStruk‐ turprobleme bleiben nach wie vor bestehen. Dieszeigtsichunteranderemandervölligun‐ zureichendenAnpassungderrelativenPreisein diesen Ländern, die unabdinglich ist, um die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen und die langfristige Tragfähigkeit der Auslandsver‐ schuldung zu gewährleisten. ‐Entsprechend bleiben diese Länder fragil und jederzeit anfäl‐ lig für krisenhafte Verwerfungen. Besorgniser‐ regendindiesemZusammenhangistderanhal‐ tendeReformstauinFrankreichundItalien,der die mittelfristigen Wachstumsperspektiven der beiden Volkswirtschaften schmälert und damit Zweifel an ihrer Solvenz aufkommen lassen kann. Nach wie vor stellt auch die niedrige Inflation im Euroraum ein Risiko dar. So hat sich der Preisauftrieb von 2,8% im Januar 2013 auf 0,3%imNovember2014abgeschwächt.Jelän‐ ger die Phase niedrigen Preisauftriebs anhält, destogrößerdieGefahreinerEntankerungder langfristigen Inflationserwartungen, was den Abwärtsdruck auf die Inflation noch erhöhen würde. Im Extremfall könnte der Euroraum in die Deflation rutschen. Ein fallendes Preisni‐ veau erhöht den realen Wert der zu bedienen‐ dennominalenSchulden.Angesichtsderhohen privaten Verschuldung vielerorts im Euroraum könnte dies zu einer starken Belastung für die konjunkturelle Entwicklung werden. Derzeit allerdings erscheinen die langfristigen Inflati‐ onserwartungen am Inflationsziel der EZB ver‐ ankertzusein.ZudemrührteinerheblicherTeil der Verlangsamung des Preisauftriebs von den fallenden Energie‐ und Nahrungsmittelpreisen her. Die um diese Komponenten bereinigte Kerninflationsrateistderzeithingegenmehrals doppelt so hoch wie die Gesamtinflationsrate und dürfte auch im Prognosezeitraum bei durchschnittlich einem Prozent liegen. Ferner isteinGutteilderzubeobachtendeDisinflation sogar zu begrüßen. Denn sie rührt daher, dass mehrerestrukturellschwacheEuroraumländer bemühtsind,ihreinternationaleWettbewerbs‐ fähigkeitzuverbessern.Dieserfordert,dassdie 8 DieLagederWeltwirtschaft Risiken Tabelle1.1 Reales Bruttoinlandsprodukt und Verbraucherpreise in der Welt 2013 bis 2015 Gewichta) Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in % 2013 2014 2015 2013 2014 2015 Industrieländer EU 28 26,6 0,0 1,3 1,3 1,5 0,6 0,9 USA 25,9 2,2 2,3 3,3 1,5 1,7 1,5 9,5 1,5 0,3 0,8 0,4 2,8 2,1 3,4 2,0 3,4 3,7 1,6 1,7 2,0 70,0 1,3 1,7 2,1 1,3 1,4 1,4 Russland 3,2 1,3 0,8 0,0 6,8 9,0 7,0 China 13,1 7,7 7,4 7,1 2,6 2,2 2,4 2,9 4,7 6,1 7,1 10,9 6,9 6,8 2,9 6,3 4,5 5,3 4,4 4,7 5,2 7,8 2,5 0,9 2,0 7,9 12,4 11,1 30,0 5,2 4,6 4,7 5,8 5,6 4,9 100,0 3,3 2,7 3,0 2,6 2,7 2,4 1,2 2,0 2,2 2,8 2,6 4,0 101,2 77,7 1,33 1,25 Japan Asiatische Tigerstaaten Industrieländer insg. b) c) Schwellenländer Indien d) Südostasiatische Schwellenländer Lateinamerika e) Schwellenländer insg. nachrichtlich: Weltwirtschaftf) g) ifo Exportindikator h) Welthandel, real Annahmen Ölpreis US-Dollar/Barrel (Brent) Wechselkurs US-Dollar/Euro a) b) Gewichtet mit Kaufkraftparitäten des Jahres 2013. – Gewichteter Durchschnitt aus Südkorea, Taiwan, Singapur und Hongkong. – c) Gewichteter Durchschnitt aus den EU-27-Ländern, USA, Japan, Kanada, Schweiz, Norwegen, Südkorea, Taiwan, Singapur und Hongkong. – d) Gewichteter Durchschnitt aus Indonesien, Thailand, Malaysia und Philippinen. – e) Gewichteter Durchschnitt aus Brasilien, Mexiko, Argentinien, Venezuela, Kolumbien und Chile. – f) Weltwirtschaft nach Abgrenzung des IWF. – g) Bruttoinlandsprodukte von 36 Ländern gewichtet mit Anteilen am deutschen Export. – h) Welthandel von Waren und Dienstleistungen in Abgrenzung der OECD. Quelle: OECD; IWF; Berechnungen des ifo Instituts; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 9 DieLagederWeltwirtschaft US‐KonjunkturzeigtstarkeGrunddynamik Eine positive Arbeitsmarkt‐ und Einkommens‐ entwicklung deutet auf eine weitere Belebung des konjunkturellen Aufschwungs hin. So wur‐ den trotz der zunächst hemmenden Witterung seit Beginn dieses Jahres monatlich je rund 240.000neueArbeitsplätzegeschaffenunddas Beschäftigungsniveau von vor der Krise wurde im Mai erstmals wieder überschritten. Die Ar‐ beitslosenrate sank deutlich von 6,7% im De‐ zember2013auf5,8%imNovember2014(vgl. Abb. 1.2). Damit erreicht der Beschäftigungs‐ aufbau in den USA nunmehr annähernd das Niveau früherer Erholungsphasen, was auch zur Stabilisierung der seit 2008 rückläufigen PartizipationsrateimJahresverlaufbeigetragen habensollte. US‐KonjunkturzeigtstarkeGrunddynamik WährenddieUS‐KonjunkturimerstenHalbjahr 2014 von den Folgen eines strengen Winters geprägt war, offenbarte das dritte Quartal ‐ nunmehr weitgehend unverzerrt von Witte‐ rungseffekten ‐ die starke konjunkturelle Grunddynamik. So nahm die Wirtschaftsleis‐ tungimvergangenenQuartalum 1%zu.Maß‐ geblich hierfür waren vor allem die Anstiege des privaten Konsums um 0,6%, der privaten Anlageinvestitionen um 6,2% und der Staats‐ nachfrageum1%.AberauchvomAußenhandel gingeinpositiverWachstumsbeitragvon0,2% inRelationzumBruttoinlandsproduktaus. Abbildung1.2 Konjunkturelle Entwicklung in den Vereinigten Staaten seit 2009 Unternehmensumfragen 60 Konsumindikatoren Index, saisonbereinigt Index, saisonbereinigt 55 50 110 100 105 ISM – Einkaufsmanagerindex Index % 80 4 (linke Skala) 100 60 (linke Skala) 45 95 40 90 2 40 NFIB – Mittelstandsindikator 35 (rechte Skala) 30 2009 2010 2011 2012 2013 0 realer Konsumd) 85 20 80 0 2014 (rechte Skala) Mrd. US-$ -2 -4 2009 Außenhandelb)c) 700 6 Konsumentenvertrauena) 2010 2011 2012 2013 2014 Konsumentenpreised) % Mrd. US-$ % 6 6 Importe 600 (linke Skala) Kerninflationsratee) 4 500 Exporte 400 4 2 (linke Skala) 300 2 0 200 0 Teilbereich Wohnen 0 -80 100 Saldo (rechte Skala) 0 -240 2009 2010 2011 2012 2013 -2 -4 -4 2009 2014 2010 2011 2012 2013 2014 Produktion und Auslastung Arbeitsmarkt Mill. Personen % 148 % 12 % 85 10 Industrieproduktiond) Arbeitslosenquote (rechte Skala) 145 -2 Konsumentenpreise -160 10 (rechte Skala) 81 5 77 142 8 139 6 0 Kapazitätsauslastung 73 -5 (linke Skala) Erwerbstätigef) 69 -10 (linke Skala) 136 4 2009 2010 2011 2012 2013 2014 65 -15 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Index der University of Michigan. − b) Real, saisonbereinigte Werte. − c) Waren und Dienstleistungen. − d) Veränderung gegenüber Vorjahr in %. − e) Ohne Energie und Nahrungsmittel. − f) Zivile Erwerbstätige insgesamt, saisonbereinigt. a) Quellen: Bureau of Labor Statistics; Federal Reserve; U.S. Department of Commerce; NFIB − National Federation of Independent Business; ISM − Institute for Supply Management; Bureau of Economic Analysis; The Conference Board; Berechnungen des ifo Instituts. 10 DieLagederWeltwirtschaft US‐KonjunkturzeigtstarkeGrunddynamik gen Realzinsen dürften die Konjunktur aber immernochstimulieren. Nachdem die Finanzpolitik im Winterhalbjahr noch einmal etwas bremste, ist sie nun insge‐ samt wieder neutral ausgerichtet. Im zweiten und dritten Quartal trug die Nachfrage der öf‐ fentlichen Hand sogar wieder merklich zum Anstieg des Bruttoinlandsprodukts bei. In den vergangenenzweiJahrenhattensowohlAusga‐ benkürzungen als auch konjunkturell bedingt höhere Steuereinnahmen zu einer spürbaren Reduktion des Budgetdefizits geführt. Da auf‐ grund der republikanischen Mehrheit im Kon‐ gress bis zur nächsten Präsidentschaftswahl 2016nichtmitweiterennennenswertenKonso‐ lidierungsbemühungen zu rechnen ist, wird sichdasBudgetdefizitdesBundesimPrognose‐ zeitraum lediglich konjunkturell bedingt leicht verbessern und für die Fiskaljahre 2014 und 2015 voraussichtlich 2,8% bzw. 2,7% in Rela‐ tionzumBruttoinlandsproduktbetragen. Fürdas vierteQuartal2014zeigen umfrageba‐ sierte Konjunkturindikatoren für den privaten Konsum sowie die Ausrüstungsinvestitionen ein weiterhin hohes Expansionstempo an. Leicht bremsend dürften jedoch die Nettoex‐ porte wirken. Maßgeblich hierfür dürfte eine Normalisierung der im dritten Quartal außer‐ ordentlich schwach ausgefallenen Importnach‐ fragesein.AuchimweiterenPrognosezeitraum sind vom Außenhandel aufgrund der geringen Dynamik wichtiger Handelspartner kaum posi‐ tive Impulse zu erwarten. Dennoch sollte sich das gesamtwirtschaftliche Expansionstempo wiederbeschleunigen,vorallemdadergeringe Preisauftrieb und der dynamische Beschäfti‐ gungsaufbau die real verfügbaren Einkommen und damit auch den privaten Konsum stärken dürften. Zudem sollten auch die Bauinvestitio‐ nen nach einer vorübergehenden Schwäche‐ phase im Prognosezeitraum wieder größere Wachstumsbeiträgeliefern. In Anbetracht der seit 2010 eher unterdurch‐ schnittlichen Dynamik des Aufschwungs sowie der immer noch leicht unterausgelasteter Ka‐ pazitäten und erhöhter Arbeitslosigkeit blieb derPreisauftriebindenUSAtrotzultralockerer Geldpolitik bisher insgesamt gering. Zwar be‐ schleunigte sich die jährliche Teuerungsrate in dererstenJahreshälfteetwas‐vonknapp1,5% zum Jahreswechsel 2013/14 auf rund 2% in denSommermonaten‐allerdingsistdieInflati‐ onsrate aufgrund eines deutlich rückläufigen Ölpreises sowie einer Aufwertung des US‐Dollarseitherwiedergesunkenunderreich‐ teimOktobernurnoch1,7%.ImGegensatzzur geringen Verbraucherpreisinflation sind we‐ sentliche Vermögenspreise in den Vereinigten Staaten seit ihren Tiefständen während der Finanzmarktkrise wieder deutlich angestiegen; dies betrifft vor allem den Aktien‐ aber auch den Immobilienmarkt. Entsprechend steigt das Risiko konjunktureller Verwerfungen durch plötzlichePreiskorrekturen. Vor dem Hintergrund niedriger Inflationsraten und verwundbarer internationaler Kapital‐ märkte treibt die amerikanische Notenbank trotz der deutlichen Fortschritte am Arbeits‐ markt ihren Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitiknurlangsamvoran.Soreduziertesie dasVolumenihresAnkaufprogrammsfürhypo‐ thekenbesicherte Wertpapiere und Staatsanlei‐ hen von monatlich 85 Mrd. USD im Dezember 2013 schrittweise bis zum Auslaufen des Pro‐ gramms im Oktober 2014. Allerdings wird die Notenbank ihre Bilanz zunächst nicht auf das Vorkrisenniveau zurückführen,sondernbisauf weiteresauslaufendePapieredurchneueerset‐ zen. Für die zukünftige Zinspolitik weisen die Projektionen der Mitglieder des zuständigen Federal Open Market Committee darauf hin, dass die Zielmarke für die Fed Funds Rate im ersten Halbjahr 2015 zum ersten Mal von der‐ zeit0‐0,25%angehobenundbiszumJahresen‐ de 2015 ein Niveau von etwa 1% erreichen dürfte. Damit wird der Expansionsgrad der GeldpolitikimPrognosezeitraumzwardeutlich abnehmen; die weiterhin negativen kurzfristi‐ 11 DieLagederWeltwirtschaft ImmobilienbaubelastetdieKonjunkturinChina Immobilienbau belastet die Konjunktur in China AllesinallemdürftesichderAnstiegdesBrut‐ toinlandsprodukts von 2,3% im Jahr 2014 auf etwa 3,3% im folgenden Jahr beschleunigen (vgl. Abb. 1.3). Dabei wird sich die jährliche Teuerung voraussichtlich von rund 1,7% in diesem auf etwa 1,5% im kommenden Jahr verlangsamen(sieheTabelle1.2).Schließlichist vordemHintergrundderstarkenkonjunkturel‐ len Dynamik im Prognosezeitraum mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosenquote von durchschnittlich 6,2% im Jahr 2014 auf 5,5% imJahr2015zurechnen. Abbildung1.3 Reales Bruttoinlandsprodukt in den USA Saisonbereinigter Verlauf 118 % Index, 1. Quartal 2011 =100 2,0 laufende laufende Rate Rate a)a) Jahresdurchschnitt 114 b) b) 3,3% 1. Quartal(linke 2011 Skala) = 100 Volumen 2,2% 2,3% 1,5 110 1,0 106 0,5 102 0,0 2,3% Prognosezeitraum 1,6% 98 94 2011 2012 2013 2014 2015 -0,5 -1,0 a) Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala). b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr. Quellen: Bureau of Economic Analysis; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts. InChinahatdieKonjunkturimVerlaufdesJah‐ res wieder Fahrt aufgenommen. Das Bruttoin‐ landsprodukt legte im zweiten und dritten Quartal 2013 um 1,9% zu, nachdem der Zu‐ wachs im ersten Quartal nur 1,5% betragen hatte. Stützend wirkte dabei vor allem der pri‐ vate Konsum, während von den Anlageinvesti‐ tionengeringereImpulsealsindenVorquarta‐ len ausgingen. Die geringe Dynamik bei den privaten Investitionen war vor allem auf eine AbschwächungamImmobilienmarktundsomit auf den Wohnungsbau zurückzuführen. Infolge des großen Überangebots an Immobilien stag‐ nierendiePreiseaufdemImmobilienmarktseit Beginn des Jahres. In manchen Regionen sind diese sogar leicht rückläufig. Zum ersten Mal seitetwaeinemJahrleistetenauchdieNettoex‐ porte einen positiven Expansionsbeitrag. Dies dürfte nicht nur auf die höheren Ausfuhren, sondern auch auf die niedrigeren Energie‐ und Rohstoffpreise zurückzuführen sein, die die Einfuhren für Chinas energieintensive Produk‐ tionverbilligten. Tabelle1.2 Eckdaten zur Wirtschaftsentwicklung in den USA 2013 2014 2015 2,2 2,3 3,3 2,4 2,3 2,6 –2,0 0,1 1,9 Private Anlageinvestitionen 4,7 5,4 7,4 Vorratsveränderungena) 0,0 0,1 0,1 Inländische Verwendunga) 2,0 2,5 3,4 Exporte 3,0 3,2 5,0 Importe 1,1 3,7 4,6 Außenbeitraga) 0,2 –0,2 –0,1 Verbraucherpreise 1,5 1,7 1,5 Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % Reales Bruttoinlandsprodukt Privater Konsum Staatskonsum und -investitionen In % des nominalen Bruttoinlandsprodukts Budgetsaldob) –4,1 –2,8 –2,7 Leistungsbilanzsaldo –2,4 –2,3 –2,4 7,4 6,2 5,5 In % der Erwerbspersonen Arbeitslosenquote a) Wachstumsbeitrag. – b) Gesamtstaatlich, Fiskaljahr. Quelle: Bureau of Economic Analysis; Bureau of Labour Statistics; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 12 DieLagederWeltwirtschaft ModeratesExpansionstempoinJapantrotzrestriktiverFiskalpolitik NachdemschwachenStartinsJahr2014hat dieRegierungmiteinerReihevonMaßnahmen diewirtschaftlicheAktivitätunterstützt.So konntenzusätzlicheInvestitionenindasSchie‐ nennetzunddenöffentlichenWohnungsbau sowieSteuervergünstigungenfürkleineBetrie‐ bedenProduktionsanstiegimzweitenunddrit‐ tenQuartalwiederankurbeln.FürdenProgno‐ sezeitraumistdavonauszugehen,dassdieFi‐ nanzpolitikmitweiterenInfrastrukturmaß‐ nahmenzusätzlicheImpulseschaffenwird,soll‐ tesichdieEntwicklungaufdemImmobilien‐ marktweiterabschwächen.SohatdieReform‐ kommissionjüngstneueProjektegebilligt,da‐ runter16BahnhöfeundfünfFlughäfen. Die chinesische Notenbank hat angesichts der sich abschwächenden Konjunktur die Liquidi‐ tätskonditionenfürregionaleBankengelockert. Im November hat sie zudem den Leitzins um 0,4Prozentpunkteauf5,6%gesenkt.DieInfla‐ tionsrate lag im Oktober mit 1,6% auf dem niedrigsten Stand seit Januar 2010, und damit deutlichunterdemoffiziellenInflationszielvon 4%. Trotz des geringen Preisauftriebs dürfte die Zentralbank im Prognosezeitraum nicht noch expansiver werden. Vielmehr dürften bei ihren Entscheidungen Fehlentwicklungen im Immobiliensektor in den Vordergrund rücken, die sich in den zurückliegenden fünf Jahren aufgebaut haben. Vor allem die Kreditvergabe durchSchattenbankenaninländischeBauinves‐ toren ist in diesem Zeitraum im historischen Vergleich äußerst kräftig gestiegen. Deshalb dürfte die Zentralbank versuchen, die Kredit‐ vergabeindiesemBereichweiter einzuschrän‐ ken,umFehlallokationenentgegenzuwirken. FürdenPrognosezeitraumdeuteteineVielzahl von Indikatoren darauf hin, dass das Expansi‐ onstempo sich langsam abschwächen wird. So nahm die Industrieproduktion in den vergan‐ genen Monaten langsamer zu. Daneben haben die Einkaufsmanagerindizes für das Verarbei‐ tende Gewerbe zuletzt wieder nachgegeben. Aufgrundderzuerwartendenstarkenprivaten Konsumnachfrage und des noch reichlich vor‐ handenenSpielraumsderFinanzpolitikistnicht miteinerspürbarenAbkühlungderKonjunktur in China zu rechnen. Alles in allem dürfte die chinesische Wirtschaftsleistung in den Jahren 2014und2015um7,4%bzw.7,1%expandie‐ ren. Moderates Expansionstempo in Japan trotz restriktiverFiskalpolitik Die konjunkturelle Entwicklung in Japan hat sichimLaufediesesJahresdeutlicheingetrübt. NacheinemkräftigenerstenQuartal,dasdurch umfangreiche Vorziehkäufe aufgrund der An‐ hebung der Mehrwertsteuer von 5% auf 8% imAprilgeprägtwar,istdiegesamtwirtschaftli‐ che Produktion in den beiden darauffolgenden Quartalen gefallen. Daran konnte auch ein staatliches Konjunkturprogramm in Höhe von etwa 1% des Bruttoinlandsprodukts nichts ändern. Ausschlaggebend für den Rückgang waren insbesondere eine rückläufige Investiti‐ onstätigkeit und eine schwache Konsumgüter‐ nachfrage.WährendletzteresimzweitenQuar‐ talalsGegenbewegungzudenVorziehkäufenzu erwarten war, dürfte die Schwäche im dritten Quartal auf die rückläufigen Realeinkommen zurückzuführensein. Im Oktober 2014 hat die japanische Zentral‐ bank ihre expansive Geldpolitik weiter gelo‐ ckert.UmihrInflationszielinHöhevon2%zu erreichen, wird sie das jährliche Ankaufvolu‐ men von Staatsanleihen und börsengehandel‐ ten Fonds (sog. ETFs) um 10 Billionen Yen auf nunmehr 80 Billionen Yen (etwa 16% des BIPs) ausweiten. Die zusätzlichen Maßnahmen der Notenbank dürften die bereits sehr niedri‐ gen langfristigen Kapitalmarktzinsen nochmals drückenunddenPreisauftrieb,dersichzuletzt etwas abgeschwächt hatte, weiter beschleuni‐ gen.1AktuellliegtdieInflationsrateinJapanbei 1HausmanundWieland(2014)argumentieren,dass es der japanischen Zentralbank dank ihrer ag‐ gressiven Maßnahmen gelungen ist, die Preis‐ steigerungserwartungen 2013 in `positives Ter‐ rain‘zudrücken.Vgl.JoshuaK.HausmanundJo‐ hannes F. Wieland, „Abenomics: Preliminary AnalysisandOutlook”,BrookingsPapersonEco‐ nomicActivity,48(1),2014S.1‐76. 13 DieLagederWeltwirtschaft KonjunkturinIndienbeschleunigtsich 0,8% zulegen. Die Inflationsrate dürfte kräftig beirund2,8%bzw.2,1%liegen.Bereinigtum denMehrwertsteuereffektdürftendieVerbrau‐ cherpreise um lediglich 0,8% bzw. 1,4% stei‐ gen. 2,9%; allerdings dürften davon rund 2%punkte auf die Anhebung der Mehrwert‐ steuerzurückzuführenundsomitnurtemporä‐ rerNatursein. Die lockere Geldpolitik der Zentralbank dürfte auchmaßgeblichzurAbwertungdesYenbeige‐ tragenhaben,derindenvergangenenzweiJah‐ ren gegenüber dem US‐Dollar um gut 30% an Wert verloren hat. Ein merklicher Anstieg der Exporte infolge dieser Verbesserung der Wett‐ bewerbsfähigkeit blieb allerdings bislang aus. Zum einen haben große Unternehmen bereits einenbedeutendenTeilihrerProduktionskapa‐ zitäten ins Ausland verlegt und konnten des‐ halb nur teilweise von der Abwertung profitie‐ ren.ZumanderenhabeninfolgederAbwertung die Kosten für importierte Vorleistungen deut‐ lich zugenommen. Für viele insbesondere klei‐ ne und mittelgroße Unternehmen wirkt dies dämpfend auf die Ertragssituation und hemmt dieProduktionunddenExportvonWarenund Dienstleistungen. DerRestriktionsgradderFinanzpolitikwirdim kommenden Jahr zunehmen. Zwar hat die Re‐ gierung die ursprünglich für Oktober 2015 ge‐ plante weitere Anhebung der Mehrwertsteuer um anderthalb Jahre verschoben; allerdings dürfte die Finanzpolitik nach Auslaufen des Konjunkturprogramms keine weiteren Impulse mehrliefern. Im Prognosezeitraum wird die gesamtwirt‐ schaftlicheDynamikschwachbleiben.Sinkende Realeinkommen der Haushalte werden den privaten Konsum wohl weiter belasten. Zudem enttäuschtendievonderderzeitigenRegierung eingeleiteten strukturellen Reformen, so dass die Unternehmensinvestitionen wohl weiter stagnieren dürften. Nach wie vor bremsen strukturelle Faktoren (schrumpfende Bevölke‐ rung, sehr rigider Arbeitsmarkt mit lebenslan‐ gen Beschäftigungsgarantien, Überregulierung in zahlreichen Produkt‐ und Dienstleistungs‐ märkten) den Produktionsanstieg. Insgesamt dürfte die gesamtwirtschaftliche Produktion in diesemJahrumrund0,3%undimnächstenum KonjunkturinIndienbeschleunigtsich Die gesamtwirtschaftliche Produktion Indiens erhöhte sich im dritten Quartal dieses Jahres um 1,8% im Vergleich zum Vorquartal, nach‐ dem sie in den drei Monaten zuvor um 0,8% expandiert hatte. Positive Impulse für diese Beschleunigung kamen dabei sowohl von der Nachfrage aus dem Ausland als auch von der Binnennachfrage. So verbesserte sich das Ver‐ brauchervertrauen, vor allem aufgrund der Inflationsentwicklung.SowardieTeuerungder KonsumentenpreiseseitApril2014inderTen‐ denz rückläufig, was den privaten Haushalte spürbare Realeinkommenszuwächse bescherte. Beflügelt vom Grundoptimismus über die Zu‐ kunftkonntenzuletztauchdieprivatenInvesti‐ tionen legten im Sommerhalbjahr 2014 leicht zu, nachdem sie in den vier Quartalen zuvor rückläufig waren. Verantwortlich dafür war nicht zuletzt das gestiegene Unternehmensver‐ trauen nach den Parlamentswahlen im Mai 2014. Denn die neue Regierung hat eine Reihe struktureller Reformen unter anderem zur Ar‐ beitsmarktliberalisierungangekündigtundver‐ fügtzudemüberdennotwendigenparlamenta‐ rischen Rückhalt, um die Reformvorhaben durchzusetzen. Die Finanzpolitik dürfte den eingeschlagenen SparkursimkommendenJahrfortsetzen,ihren Restriktionsgrad jedoch nicht weiter erhöhen. ZwarplantdieRegierungverschiedeneSubven‐ tionenwieetwajenefürTreibstoffkaufzukür‐ zen,umdasstaatlicheHaushaltsdefizitzuredu‐ zieren.Allerdingswurdenumfangreicheöffent‐ licheInvestitionenzurVerbesserungdermaro‐ den Verkehrs‐ und Energieversorgungsinfra‐ struktur angekündigt. Zugleich wird der Rest‐ riktionsgrad der Geldpolitik im Prognosezeit‐ raumvoraussichtlichnichtabnehmen,obgleich die Konsumentenpreisinflation mit 5,5% im 14 DieLagederWeltwirtschaft LeichteBeschleunigunginSüdostasien inlandsprodukt wird in diesem Jahr voraus‐ sichtlich um 4,5% und im nächsten um 5,3% expandieren. Die Inflationsrate dürfte sich von 4,7%auf5,2%beschleunigen. In den asiatischen Tigerstaaten (Südkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur) hat sich das Tempo der wirtschaftlichen Expansion im ver‐ gangenenSommerleichtbeschleunigt.Solegten sowohl die Binnennachfrage als auch die Aus‐ fuhrenetwasstärkerzualsnochzuBeginndes Jahres 2014. Dabei war die Entwicklung nach wie vor durch eine starke Heterogenität zwi‐ schen den einzelnen Ländern gekennzeichnet. Während die maßgeblichen Wachstumsbeiträ‐ ge in Taiwan und Singapur vor allem aus dem privaten Konsum und der Investitionstätigkeit kamen, ist der Produktionsanstieg in Südkorea undHongkongaufdieAusweitungderöffentli‐ chenNachfrageinfolgeeinerReihewirtschafts‐ politischer Maßnahmen zurückzuführen. Zu‐ demhatdieZentralbankinSüdkoreaangesichts derVerlangsamungdergesamtwirtschaftlichen Produktion im August und Oktober mit einer Leitzinssenkung um 0,25 Basispunkte reagiert. Die konjunkturelle Dynamik in dieser Länder‐ gruppe dürfte sich im Prognosezeitraum eben‐ falls leicht beschleunigen. Das Bruttoinlands‐ produktwirdindiesemJahrvoraussichtlichum 3,4% und im kommenden Jahr um 3,7% ex‐ pandieren.DieImpulsedafürdürftenvorallem aus der Binnennachfrage kommen. So werden der private Konsum und die Investitionen von der zunehmenden Aufhellung auf dem Arbeits‐ markt und der verbesserten Vermögenssituati‐ onderHaushalteundUnternehmenprofitieren. ZudemdürfteeineexpansivereFinanzpolitikin Hongkong und Südkorea die inländische Nach‐ frage im Prognosezeitraum weiter stärken. Darüber hinaus wird auch das Exportgeschäft, vor allem angesichts der erwarteten robusten Erholung in den USA, weiter in hohem Tempo expandieren. Oktober unterhalb des Inflationsziels der No‐ tenbankvon6%lag.Dennmaßgeblichfürden relativgeringenPreisauftriebseitJahresbeginn 2014 war vor allem die stark verlangsamte Teuerung der Nahrungsmittelpreise, deren Schwankungen zumeist sehr groß jedoch rein temporärerNatursind. Eine Vielzahl von Frühindikatoren deutet da‐ rauf hin, dass sich die Konjunktur in den kom‐ mendenMonatenweiterbelebenwird.Auchim weiteren Prognosezeitraum dürfte die indische WirtschaftaufgrundeinersichfestigendenBin‐ nennachfrage in leicht zunehmendem Tempo expandieren, obgleich die mangelhafte Infra‐ struktur und die zuletzt etwas gestiegenen Fi‐ nanzierungskosten dämpfend wirken werden. So dürften das gestiegene Unternehmensver‐ trauenunddiegeplanteAusweitungderöffent‐ lichen Infrastrukturausgaben im Energie und Verkehrssektor die gesamtwirtschaftliche In‐ vestitionstätigkeit zunehmend ankurbeln. Auch der private Verbrauch dürfte von den steigen‐ den Realeinkommen profitieren und im kom‐ menden Jahr ebenfalls beschleunigt zulegen. Alles in allem, wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 6,1% und im kommenden Jahrum7,1%zulegen. LeichteBeschleunigunginSüdostasien In den südostasiatischen Schwellenländern (Indonesien, Malaysia, Philippinen, Thailand) hat sich die gesamtwirtschaftliche Dynamik nach dem schwachen ersten Quartal 2014 et‐ was beschleunigt. Zwar belastet noch immer die schwache weltwirtschaftliche Entwicklung die Exporte, und von der vielerorts restriktiv ausgerichtetenFinanzpolitikgingenimSommer dämpfendeImpulseaus.Dieswurdeaberdurch die Ausweitung des privaten Verbrauchs über‐ kompensiert. Der Ausblick für den Prognose‐ zeitraum stellt sich optimistischer dar. Auf‐ grund einer sich beschleunigenden Binnen‐ nachfrage und einer Zunahme der Handels‐ strömezwischendenLändernderRegionistzu erwarten, dass die konjunkturelle Dynamik in derLändergruppeweiterzunimmt.DasBrutto‐ NurlangsameErholunginLateinamerika Die gesamtwirtschaftliche Expansion der Regi‐ on blieb im ersten Halbjahr gedämpft. Hier 15 DieLagederWeltwirtschaft NurlangsameErholunginLateinamerika letzt sogar umkehrten. Um die Reserven zu stützen,wäreArgentinienabergeradeaufdiese Kapitalimporteangewiesen. In Chile und Mexiko wurden die Leitzinsen zu‐ letzt gesenkt, obwohl die Inflationsraten über dem Zielkorridor liegen. In beiden Ländern versuchtdieGeldpolitikdieKonjunkturzustüt‐ zen. Insgesamt dürfte die Region in 2014 mit ledig‐ lich0,9%expandieren.FürdaskommendeJahr zeichnet sich nur eine leichte Erholung mit ei‐ nerWachstumsratevon2,0%ab.Nachdemdie Industrieproduktion in den meisten Ländern seit mehreren Monaten rückläufig war, gibt es amaktuellenRandwiederpositiveEntwicklun‐ gen. Zwar deutet dies darauf hin, dass die Tal‐ sohle bis Ende 2014 durchschritten sein wird, die gesamtwirtschaftliche Dynamik dürfte sich aber im Prognosezeitraum nur geringfügig er‐ höhen. Denn die beiden wirtschaftlichen Schwergewichte der Region, Brasilien und Ar‐ gentinien,werden,trotzleichterErholung,weit hinter den Zuwachsraten der Vergangenheit zurückbleiben. Während Brasilien weiterhin unter seinen ungelösten Strukturproblemen (hohe Steuerbelastung, Bürokratie und Infra‐ strukturengpässe)leidet,trübeninArgentinien ungünstige wirtschaftliche Rahmenbedingun‐ gen (wie Import‐ und Devisenkontrollen), eine hoheInflationunddertechnischeZahlungsaus‐ fall den Ausblick. Solange Argentinien keine Einigung mit den Gläubigern erzielt, die nach dem Zahlungsausfall im Jahr 2001 nicht umge‐ schuldet worden waren (den sog. Holdouts), dürfte die Finanzierung weiterer Defizite schwierig werden. Mexiko und Kolumbien, die schon in diesem Jahr vergleichsweise hohe Zu‐ wachsratenaufwiesen,werdenimkommenden Jahr die Region anführen. Mexiko wird vor al‐ lem vom Aufschwung in den USA profitieren: DieStimmungunterEinkaufsmanagernimVer‐ arbeitenden Gewerbe hellte sich seit Mitte des Jahres deutlich auf. Hier ebnen umfangreiche Reformen den Weg zu einem langfristig höhe‐ renProduktionspotential. machten sich vor allem das schwächere welt‐ wirtschaftliche Umfeld sowie niedrige Roh‐ stoffpreise bemerkbar. So lieferte der Außen‐ beitragnurkleineImpulse,zumWachstumbei‐ getragen hat fast ausschließlich der Konsum. Investitionen wiederum stagnierten bzw. schlugen zuletzt sogar negativ zu Buche. Dies warvoralleminBrasilienderFall,wodieWirt‐ schaftsleistung im ersten Halbjahr gar schrumpfte. Hier verschlechtert die restriktive Geldpolitik, die Mitte 2013 als Antwort auf die verstärkten Kapitalabflüsse und der daraus resultierendenWährungsabwertungeingeleitet wurde, die Finanzierungsbedingungen für Haushalte und Unternehmen. Für die jüngste Leitzinserhöhung Anfang November war dage‐ gendieseitAnfang2014stetigsteigendeInfla‐ tionsratemaßgeblich. Auch die Notenbanken in Kolumbien und Ar‐ gentinienerhöhtenzuletztdieZinsen.Während inKolumbienwohlauchdiehoheInflationsrate ausschlaggebend für die geldpolitische Straf‐ fung war, dürfte die argentinische Notenbank eher darauf abzielen, den Währungsverfall zu stoppen.DieStützungdesArgentinischenPeso, der seit 2013 um rund 70% gegenüber dem US‐Dollar abwertete, ließ die Devisenreserven im gleichen Zeitraum um rund 15 Mrd. US‐ Dollar auf 26 Mrd. US‐Dollar abschmelzen. Der RückgangderReservenistnunzumindestvor‐ rübergehend gestoppt. Der technische Zah‐ lungsausfall, zu dem es im Sommer 2014 kam, beschwor zwar keine unmittelbare Krise her‐ auf; er lässt jedoch die Rückkehr zu den inter‐ nationalenKapitalmärktenwiederweiterindie Ferne rücken. Mehr als je zuvor dürfte die Re‐ gierung zukünftig auf die Monetarisierung der Staatsverschuldung angewiesen sein, was die ohnehin hohe Inflation wohl weiter befeuern wird. Um den Handelsbilanzüberschuss auszu‐ weiten,verstärktedasLanddieImportkontrol‐ len. Der zunehmende Interventionismus und die hohen makroökonomischen Ungleichge‐ wichte, die sich über Jahre aufgebaut haben (exzessive Fiskalpolitik, hohe Inflation), sind jedochkontraproduktivfürausländischeDirek‐ tinvestitionen, dessen Kapitalströme sich zu‐ 16 DieLagederWeltwirtschaft RusslandimstrukturellenUmbruch RusslandimstrukturellenUmbruch Weniger dynamisch entwickelte sich hingegen der private Konsum, der bislang als eine der wichtigen Stützen der russischen Wirtschaft fungierte. So legten die Umsätze im Einzelhan‐ del in den ersten neun Monaten 2014 langsa‐ merzu,alsimgleichenZeitraumdesVorjahres. DieInflation,dieimVerlaufdesJahresdeutlich aufbiszuletzt8%(November)anstieg,belaste‐ tezusätzlichdieRealeinkommen. DerAußenwertdesRubelsdürfteimPrognose‐ zeitraum weiter unter Druck bleiben, denn der Kapitalabzugwirdsichwohlfortsetzen.Fürdie russischen Staatseinnahmen ist dies von Vor‐ teil. Zwar wird der russische Staatshaushalt, dessenEinnahmensichetwazurHälfteausdem Export von Rohstoffen speisen, derzeit durch die niedrigen Dollar‐Ölpreise stark belastet. Durch die Abwertung des Rubels werden die rohstoffpreisbedingten Verluste im Staatshaus‐ halt allerdings in etwa kompensiert. Durch die Rubelabwertung ergeben sich aber auch Risi‐ ken, da die Schuldenlast bei den Fremdwäh‐ rungskrediten zunimmt. Etwa drei Viertel der Auslandsverschuldung Russlands, die sich im Juni 2014 auf 731 Mrd. US‐Dollar belief, ist in Fremdwährungen denominiert. Der größte Schuldner ist dabei der Unternehmenssektor (216 Mrd. US‐Dollar), gefolgt vom Bankensek‐ tor(170Mrd.US‐Dollar).DieZahlungsfähigkeit des Bankensektors ist aktuell gesichert, da die Zentralbank über Fremdwährungsreserven in Höhe von 429 Mrd. US‐Dollar (Anfang Novem‐ ber 2014) verfügt. Auch die Relationen der ge‐ samten Auslandsverschuldung (in Fremd‐ und Landeswährung) zu den Exporten (35%) und zumBruttoinlandprodukt(123%)liegenunter den von der Weltbank als problematisch defi‐ niertenSchwellenwerten.Zwarkannesbeiden einzelnen Schuldnern, vor allem im Unterneh‐ menssektor,imPrognosezeitraumzuZahlungs‐ engpässen kommen, eine flächendeckender Zahlungsausfallistjedochnichtzuerwarten. Die gesamtwirtschaftliche Produktion dürfe in diesemJahraufgrundfallenderBruttoanlagein‐ vestitionen,einesschwachenprivatenKonsums sowiesinkenderExporteinnahmenumlediglich Die Ukraine‐Krise traf die russische Wirtschaft in mitten einer seit lä ngerem andauernden Schwä chephase. Durch die geopolitischen SpannungenunddieSanktionsspiralezwischen Russland und dem Westen haben sich die vor‐ handenen Kernprobleme der russischen Wirt‐ schaft–InvestitionsschwächeundKapitalflucht –weiterverschärft.Derbereitsseit2009anhal‐ tende Kapitalabzug hat sich in der ersten Jah‐ reshälfte 2014 beschleunigt. Mit der Freigabe des Rubel‐Wechselkurses Anfang November 2014 erreichte der Wechselkursverfall einen vorläufigen Höhepunkt. Insgesamt wertete der Rubel zwischen Januar und Anfang Dezember 2014 um mehr als 30% gegenüber dem Euro und rund 40% gegenüber dem US‐Dollar ab.. DierussischeZentralbanksahsichimLaufedes Jahres gezwungen, die Zinsen stets nach oben anzupassen.DieUnsicherheitunddieungünsti‐ gen Finanzierungsbedingungen dämpften die Investitionstätigkeit, sodass die Bruttoanlage‐ investitionen im ersten Halbjahr 2014 gegen‐ über dem Vorjahr sanken. Trotz dieser insge‐ samt ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbe‐ dingungen entwickelte sich die Industriepro‐ duktion besser als erwartet. Dies ist auf ver‐ schiedene Gründe zurückzuführen: Zum einen profitierten gleich mehrere Wirtschaftssekto‐ ren vom Einfuhrverbot für ukrainische Güter und von Produktionsausfällen in der Donbass‐ Region. Hierzu zählen in erster Linie Unter‐ nehmen der Metallerzeugung und ‐verarbeitung, der Rüstungsindustrie und der Nahrungsmittelverarbeitung. Zum anderen verhalfen Russlands Importrestriktionen ge‐ genüberderEUunddenUSAdereinheimischen Lebensmittelindustrie und der Landwirtschaft zu einer Ausweitung der Produktion. Hinzu kam, dass die starke Rubelabwertung inländi‐ scheGüterimVergleichzuimportiertenGütern verbilligte. Nicht zuletzt weitete auch der Staat seine Aufträge an einheimische Unternehmen aus. Insgesamt stieg die Industrieproduktion bis Oktober dieses Jahres um 1,7% (im Ver‐ gleichzu0,4%in2013). 17 DieLagederWeltwirtschaft RusslandimstrukturellenUmbruch Investitionenkompensiertwerden(z.B.ausden Reserven des Fonds für Nationale Wohlfahrt, dessen Volumen sich auf ca. 82 Mrd. US‐Dollar bzw. 5% des BIP beläuft), die internationalen Kapitalmärkte bleiben jedoch sowohl für den StaatalsauchfürdieUnternehmenvorerstver‐ schlossen. Impulse werden in erster Linie aus der Industrieproduktion erwartet, denn die Wirtschaftspolitik wird die Importsubstitution weitervorantreiben.Somitkönnteesderrussi‐ schen Wirtschaft gelingen, der Rezession zu entgehen. Allerdings überwiegen im kommen‐ den Jahr die mit dem Kapitalabzug und dem ÖlpreisverfallverbundenenAbwärtsrisiken. 0,8%zunehmen.ImnächstenJahrdürfteRuss‐ landineineRezessiongleiten.Durchdiegesun‐ kenen Energiepreise werden sich die Export‐ einnahmen, die bislang wesentlich zur gesamt‐ wirtschaftlichenDynamikundzurFinanzierung des Staatshaushaltes beigetragen haben, redu‐ zieren. Die anhaltende Abwertung des Rubels wirddieImporteverteuernundsomitzueinem weiterenAnstiegderVerbraucherpreiseführen. Der private Konsum dürfte sich daher kaum ausweiten. Infolge des Inflationsanstiegs wird die Zentralbank wohl weitere Zinsanhebungen beschließen. Die ungünstigen Finanzierungsbe‐ dingungen werden die Investitionen im Prog‐ nosezeitraum weiter dämpfen. Zwar dürfte die Investitionsschwächeteilweisedurchstaatliche 18 DieLageinderEuropäischenUnion AufschwungimEuroraumerneutvertagt 2. DieLageinderEuropäischenUnion Abbildung2.1 AufschwungimEuroraumerneutvertagt Reales Bruttoinlandsprodukt im Euroraum Saison- und kalenderbereinigter Verlauf Das reale Bruttoinlandsprodukt im Euroraum konnteimdrittenQuartal2014gegenüberdem Vorquartal um 0,2% zulegen und setzte damit seineErholungmitleichterhöhtemTempofort (sieheAbb.2.1).ImzweitenQuartal2014hatte der Anstieg noch bei 0,1% gelegen. Somit be‐ findet sich die aggregierte Wirtschaftsleistung imEuroraumseitnunmehrsechsQuartalenauf Expansionskurs, nachdem im Frühjahr 2013 eine tiefe und lange Rezession überwunden werden konnte. Der Grad der Expansion ist jedochäußerstgeringundbleibtdeutlichhinter früheren Aufschwüngen zurück. Zudem legte die realwirtschaftliche Aktivität in den vergan‐ genenMonatenschwächerzu,alsnochimFrüh‐ jahr erwartet, da im Sommer erneut Zweifel aufkamen, ob die Regierungen in Frankreich undItalienbereitundfähigsind,dienotwendi‐ gen Reformen auf den Arbeits‐ und Produkt‐ märktendurchzuführensowieeinenglaubwür‐ digen Konsolidierungskurs einzuleiten. Des Weiteren belasteten auch die politischen Kon‐ flikte in der Ukraine und im Nahen Osten das UnternehmensvertrauenimEuroraum.InFolge dessen sanken die Bruttoanlageinvestitionen sowohlimzweitenalsauchimdrittenQuartal. 103 102 Bruttoanlageinvestitionen 99 97 2015 –0,5 0,8 0,9 –0,7 0,9 0,7 0,2 0,9 0,4 –2,4 0,7 0,7 0,0 0,6 Exporte 1,7 3,5 4,4 Importe 1,2 3,5 4,2 Außenbeitraga) 0,4 0,2 0,3 Verbraucherpreiseb) 1,3 0,4 0,7 –2,9 –2,6 –2,5 2,4 2,5 2,7 11,7 11,5 In % des nominalen Bruttoinlandsprodukts In % der Erwerbspersonen c) Gesamtstaatlich. – d) 2013 2014 2015 Quellen: Eurostat; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts. 2014 12,0 2012 2013 Harmonisierter Verbraucherpreisindex. – -2 2011 0,0 b) -1 Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala). b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr. 0,6 Wachstumsbeitrag. – dardisiert. Prognosezeitraum -0,7% a) –0,1 a) -0,5% 98 –0,9 Arbeitslosenquoted) 0 1,6% Inländische Verwendunga) Leistungsbilanzsaldo 1 0,8% 100 Vorratsveränderungena) Budgetsaldoc) (linke=Skala) 1.Volumen Quartal 2011 100 0,9% Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % Staatskonsum Jahresdurchschnittb)b) Jahresdurchschnitt 101 Tabelle2.1 Privater Konsum 2 laufende laufendeRate Ratea)a) Eckdaten zur Wirtschaftsentwicklung im Euroraum Reales Bruttoinlandsprodukt % Index, 1. Quartal 2011 = 100 Stan- Quelle: Eurostat; Europäische Kommission; ILO; Berechnungen des ifo Instituts; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 19 EinpositiverExpansionsbeitragkamdagegenin denvergangenenQuartalensowohlvomStaats‐ alsauchvomPrivatkonsum.(sieheAbb.2.2und Tab.2.1).DiestaatlichenKonsumausgabenpro‐ fitierten vor allem davon, dass fiskalische Kon‐ solidierungsmaßnahmen in einigen Mitglieds‐ ländern ausgelaufen sind und keine nennens‐ wertenneuenbeschlossenwurden.Derprivate Konsumkonntemoderatzulegen,daeinenied‐ rige und weiterhin rückläufige Preissteige‐ rungsrate die Budgets der privaten Haushalte entlastet. Die Erholung der privaten Konsum‐ ausgaben hatte sich bereits vor einiger Zeit in einem Anstieg des Verbrauchervertrauens auf ein vergleichsweise hohes Niveau angekündigt, obgleichdiesesseitdemSommerwiederleicht rückläufig ist. Vom Außenbeitrag kamen dage‐ genkaumImpulse,auchdadieImporteimVer‐ laufdiesesJahresangezogenhaben. DierealwirtschaftlicheExpansionimEuroraum hat auch zu einer Stabilisierung am Arbeits‐ marktbeigetragen.SolagdieArbeitslosenquote im Oktober 2014 bei 11,5% und somit etwas niedriger als noch im Oktober 2013 (11,9%). Auch die Beschäftigung konnte im bisherigen Jahresverlaufleichtzulegen,obgleichdiesewei‐ terhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau liegt. Sollte der Expansionsgrad weiterhin der‐ DieLageinderEuropäischenUnion AufschwungimEuroraumerneutvertagt Abbildung2.2 Konjunkturelle Entwicklung im Euroraum Privater Verbrauch und Konsumentenvertrauen Bruttoanlageinvestitionen und Kapazitätsauslastung 10 5 % % 90 in % des BIP Bruttoanlageinvestitionena)b) 85 (linke Skala) 0 80 -5 75 2 % % 0 Index des Konsumtenvertrauensc) 1 (rechte Skala) 0 Kapazitätsauslastungc) -10 -15 70 (rechte Skala) 2009 2010 2011 2012 2013 2014 65 % Mill. Personen 13 4 -30 (linke Skala) -2 2009 2010 Arbeitsmarktc) 152 -20 Privater Verbrauch zu konstanten Preisena)b) -1 2011 2012 2013 2014 Inflationd) % % HVPIe) 3 -40 4 3 11 149 2 2 146 -10 Erwerbstätige Arbeitslosenquote (linke Skala) 1 9 (rechte Skala) 1 Kerninflationh) 0 0 bereinigter HVPIf) 7 143 2009 2010 2011 2012 2013 -1 2009 2010 20102011 20112012 20122013 201320142014 2009 2014 ifo Wirtschaftsklima Verschuldung 300 in % des BIP gut erwartete Entwicklung für die nächsten 6 Monate 250 200 Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften zufriedenstellend 150 100 -1 Private Haushalte 50 gegenwärtige Lage 0 schlecht 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 2009 2010 2011 2012 2013 2014 a) Veränderungsrate gegenüber Vorjahresquartal - b) Real, saisonbereinigte Werte. - c) Saisonbereinigte Werte. Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat. - e) Harmonisierter Verbraucherpreisindex. - f) HVPI bereinigt um die Effekte von Verbrauchssteuern. - h) HVPI ohne Preise für Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel. i) Waren und Dienstleistungen. Quellen: Ifo World Economic Survey; Eurostat; Europäische Zentralbank; Berechnungen des ifo Instituts. d) art gering bleiben, so ist ein nachhaltiger Be‐ schäftigungsaufbauwohlnochinweiterFerne. Der Preistauftrieb ist am aktuellen Rand wei‐ terhinäußerstgering.DiejährlicheInflationsra‐ te lag im November 2014 bei lediglich 0,3% und somit deutlich unter der mittelfristigen ZielmarkederEuropäischenZentralbank(EZB) von unter, aber nahe 2%. Schon im November 2013 hatte sie bei nur 0,9% gelegen und ist seitdem weiter gefallen, so dass die aktuelle Phase niedrigen Preisauftriebs nun schon seit guteinem Jahranhält.AuchdieKerninflations‐ rate (Gesamtinflationsrate ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel) liegt derzeit bei lediglich 0,7%. Letztere spiegelt vor allem die anhaltend unterausgelasteten Produktions‐ kapazitäten und die somit geringen Preiserhö‐ hungsspielräume der Unternehmen wider, während die niedrige und rückläufige Ge‐ samtinflationsrate auch auf sinkende Energie‐ und Nahrungsmittelpreise zurückzuführen ist. Des Weiteren sind auch die Preiseffekte ver‐ gangenerSteuer‐undAbgabenerhöhungen(z.B. Erhöhungen der Verbrauchssteuersätze) im Verlauf des Jahres 2014 nahezu vollständig ausgelaufen. Nicht zuletzt üben auch die not‐ wendigenBemühungenderKrisenländer,durch Lohn‐ und Preissenkungen ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, einen Deflationsdruck auf den Euroraum insgesamt aus.DieGefahreinersichselbstverstärkenden Deflationsspirale aus sinkenden Preisen und sinkender Nachfrage erscheint jedoch derzeit äußerstgering. 20 DieLageinderEuropäischenUnion EZBerhöhtExpansionsgradweiter EZBerhöhtExpansionsgradweiter An den Geldmärkten hat sich die Situation da‐ gegen im Jahresverlauf 2014 weiter entspannt. So liegt der Zinsaufschlag („Spread“) von nicht besicherten gegenüber besicherten Geldmarkt‐ papieren derzeit bei nur noch gut 0,1 Prozent‐ punkten, was auf ein gestiegenes Vertrauen zwischen den Banken hindeutet. (siehe Abb. 2.3).AmHöhepunktderFinanzkriseimHerbst 2008 bzw. der Eurokrise Anfang 2012 lag der Zinsaufschlag bisweilen bei etwa 1,5 Prozent‐ punkten. Zudem gibt es vermehrt Hinweise darauf, dass der grenzüberschreitende Inter‐ bankenhandel zugenommen hat, obgleich die Volumenimmernochdeutlichunterdenenvon Die Geldpolitik der EZB ist weiterhin expansiv ausgerichtet,dadieInflationäußerstniedrigist und die Produktionskapazitäten anhaltend un‐ terausgelastet sind. Zudem kommt die Kredit‐ vergabe im Euroraum insgesamt nicht in Gang. ImSeptember2014senktedieEZB erneutden ZinsfürdieHaupt‐undlängerfristigenRefinan‐ zierungsgeschäfte bzw. den Einlagesatz um 0,1 Prozentpunkteaufnun0,05bzw.‐0,2%.Zudem machte sie verbal deutlich, dass mit diesem Schritt die Mittel konventioneller Zinspolitik nun endgültig ausgeschöpft sind. Daher be‐ schlosssieeineReihezusätzlicherMaßnahmen, umdieKreditvergabeimEuroraumzubeleben und die Inflationsrate wieder näher an ihre Zielmarke heran zu führen. Diese Maßnahmen umfassen u.a. den Ankauf besicherter Wertpa‐ piereundKreditverbriefungen,mitdemerklär‐ ten Ziel, die Bilanzsumme der EZB um rund 1 BillionenEuroauszuweiten. Abbildung2.3 Zur monetären Lage im Euroraum Geldmarktzinsena) 6 Kapitalmarktzinsenb) % % % Euribor 5 6 4 Eonia 3 3 4 Eurepo 2 2 Spread 1 Staatsanleihen (Deutschland) 1 0 0 -1 -1 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2 Gedeckte Anleihen (Krisenländer) 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 0 Veränderung der Kreditbeständed) Kreditzinsenc) % % 6 % 7 6 % 25 20 5 5 20 15 10 10 Nicht-Krisenländer Krisenländer 4 4 Euroraum 3 5 5 0 0 -5 2 25 Euroraum 15 3 8 Staatsanleihen (Krisenländer) 5 4 7 % 6 2 -5 Krisenländer -10 -10 Nicht-Krisenländer 1 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 1 -15 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 a) Spread -15 = Euribor - Eurepo. - b) Staatsanleihen = Zinsen für deutsche Bundesanleihen bzw. Anleihen der Krisenländer (Griechenland, Irland, Italien, Portugal, Spanien) mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren; Gedeckte Anleihen = Durchschnittliche Umlaufsrendite gedeckter Anleihen in den Krisenländern; BIP-gewichtete Durchschnitte. - c) Durchschnittlicher Zins für neuvergebene Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften über alle Laufzeiten; Gewichtung anhand von Kreditbeständen; Krisenländer aufgrund fehlender Daten ohne Griechenland. - d) Kreditbestände nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften (Veränderung gegenüber Vormonat in Prozent, annualisierter gleitender Dreimonatsdurchschnitt, saisonbereinigt). Quellen: Europäische Zentralbank, iBoxx, Reuters; Berechnungen des ifo Instituts. 21 DieLageinderEuropäischenUnion EZBerhöhtExpansionsgradweiter schwanken seit Anfang des Jahres 2012 zwi‐ schen 3,5 und 4% und sind damit fast doppelt so hoch wie die in den bonitätsstarken Mit‐ gliedsstaaten, was sowohl auf nachfrage‐, als auch angebotsseitige Effekte zurückzuführen ist. Zum einen ist die Bonität vieler Unterneh‐ menindenKrisenländernaufgrundeinertiefen RezessionundgeplatzterKreditblasenschlecht unddierelativhohenKreditzinsenreflektieren entsprechende Risikoprämien. Zum anderen deutet die mangelnde Durchleitung von Refi‐ nanzierungskostenderBankenzuKreditzinsen aber auch auf angebotsseitige Beschränkungen hin. Viele Kreditinstitute in den Krisenländern halten weiterhin hohe und immer noch anstei‐ gendeBeständeanausfallgefährdetenKrediten, was zu einer Zurückhaltung bei der Kredit‐ vergabeführt.EinenachhaltigeBereinigungder Bankbilanzen von Altlasten ist aber noch nicht inSicht. Diese Zurückhaltung bei der Kreditvergabe spiegelt sich auch in der Entwicklung der Kre‐ ditbestände wider. Während das Volumen aus‐ stehender Kredite in den Nicht‐Krisenländern amaktuellenRandleichtzulegt,schrumpfendie Bestände in den Krisenländern weiterhin, ob‐ gleich die Schrumpfungsraten seit Mitte des Jahres2013z.T.etwasrückläufigsind. AllesinallemdürftensichdieFinanzierungsbe‐ dingungen für private Haushalte sowie Unter‐ nehmenimEuroraumimVerlaufdesPrognose‐ zeitraums weiter verbessern. Der Expansions‐ grad der Geldpolitik wird wohl hoch bleiben und die Kapitalmarkzinsen niedrig. Die Unter‐ schiede zwischen den Krisenländern und den bonitätsstarken Mitgliedsländern dürften aber bestehenbleibenundnurlangsamkleinerwer‐ den,dadieGesundungdesdortigenBankensek‐ tors noch lange nicht abgeschlossen ist. Die Kreditvergabe wird sich daher wohl auch nur sehrschleppendbeleben. vorderKriseliegen.ImPrognosezeitraumdürf‐ te sich diese Normalisierung am Interbanken‐ marktfortsetzen,auchdadiePrüfungderAkti‐ va‐Qualität von Banken (Asset Quality Review, AQR) durch die EZB sowie der von der EZB durchgeführte Bankenstresstest eine gewisse TransparenzinBezugaufdenKapitalbedarfder größtenBankenimEuroraumgebrachthat.Der Stresstest war sowohl umfangreicher, als auch restriktiver im Vergleich zu früheren Prüfun‐ gen, obgleich nicht alle Zweifel an der Krisen‐ festigkeit des Bankensektors ausgeräumt wer‐ den konnten. Insbesondere wurde nicht unter‐ sucht,obundwieeineanhaltendeDeflationdie Stabilität der systemrelevanten Banken bein‐ trächtigenwürde. An den Kapitalmärkten sind die Umlaufsrendi‐ ten aufgrund des geringen Preisauftriebs, der jüngsten EZB‐Entscheidungen sowie in Erwar‐ tung zusätzlicher geldpolitischer Maßnahmen weiter gefallen. Eine Ausweitung der Wertpa‐ pierankaufprogrammeauchaufUnternehmens‐ und Staatsanleihen scheint wahrscheinlich. So sankendieZinsenaufzehnjährigeBundesanlei‐ hen im Laufe des Jahres 2014 erneut deutlich und liegen derzeit bei nur noch knapp 0,7%. Auch die Renditen auf Staatsanleihen der Kri‐ senländer (Griechenland, Irland, Italien, Portu‐ gal und Spanien) setzten ihren Mitte 2012 be‐ gonnen Abwärtstrend fort und liegen inzwi‐ schennurnochrundeineinhalbProzentpunkte über denen der bonitätsstärksten Mitgliedslän‐ der(u.a.DeutschlandundLuxemburg).ImZuge dieses Renditerückgangs sind auch die Zinsen auf Unternehmensanleihen jeglicher Bonität sowie insbesondere die auf gedeckte Anleihen („Pfandbriefe“) sowohl in den bonitätsstarken, als auch in den Krisenländern deutlich gesun‐ ken. Letztere spielen vor allem bei der Finan‐ zierung von Banken eine erhebliche Rolle. Sie bewegen sich nunmehr auf einem historisch niedrigenNiveau. Die niedrigen Refinanzierungskosten der Ban‐ ken spiegeln sich jedoch bisher nicht in den Kreditzinsen für nichtfinanzielle Kapitalgesell‐ schaften in den Krisenländern wider. Diese 22 DieLageinderEuropäischenUnion HaushaltskonsolidierunggerätinsStocken auch da zahlreiche strukturelle Probleme im Euroraumweiterungelöstsind. JüngsteUnternehmens‐sowieKonsumentenbe‐ fragungendeutenan,dasssowohldieBruttoan‐ lageinvestitionen, als auch der private Konsum innaherZukunftleichtzulegendürften.Erstere profitierenu.a.voneineretwaswenigerrestrik‐ tiven Kreditvergabepraxis der Banken. Die ab‐ geschlossene Prüfung der Aktiva‐Qualität von Banken durch die EZB dürfte das Vertrauen in dieStabilitätdesBankensektorsetwasgestärkt haben und somit positive Impulse für die pri‐ vate Investitionstätigkeit mit sich bringen. Al‐ lerdings dürfte die hohe und nach wie vor an‐ steigende Verschuldungsquote des Unterneh‐ menssektors weiterhin dämpfend auf das Kre‐ ditangebotwirken.DieUnsicherheit,dieinfolge der geopolitischen Konflikte im Laufe des Jah‐ res 2014 angestiegen war, dürfte sukzessive zurückgehen und Unternehmen dazu veranlas‐ sen, aufgeschobene Investitionsprojekte nach‐ zuholen. Darüber hinaus wird die steigende Kapazitätsauslastung voraussichtlich im Prog‐ nosezeitraum neben Ersatz‐ auch Erweite‐ rungsinvestitionen attraktiver erscheinen las‐ sen. Der private Konsum wird wohl weiterhin von einem äußerst geringen Preisauftrieb profitie‐ ren, der die Budgets der Haushalte entlastet. Insbesondere die stark gesunkenen Energie‐ preise lassen die real verfügbaren Einkommen steigen.DesWeiterenistvonanhaltendgünsti‐ gen Finanzierungsbedingungen in einigen Mit‐ gliedsländern auszugehen, was den Kauf von dauerhaften Konsumgütern für die privaten Haushalte attraktiv erscheinen lässt. Jedoch sindvieleHaushalte–insbesondereindenKri‐ senländern–gezwungen,aufgrundbestehender Verbindlichkeiten, einen beträchtlichen Teil ihres verfügbaren Einkommens für den Schul‐ dendienst aufzuwenden, so dass der Anstieg derKonsumausgabenvondieserSeitegebremst werdendürfte. KeineBremseffektewerdendagegenwohlvom Staatskonsum ausgehen, da die Konsolidie‐ HaushaltskonsolidierunggerätinsStocken Die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte imEuroraumistimlaufendenJahrmerklichins Stockengeraten,auchdadieZinsenaufStaats‐ anleihen äußerst niedrig sind und die EU‐ Kommission den Konsolidierungsdruck auf die nationalen Regierungen spürbar gelockert hat. Während das um konjunkturelle Effekte berei‐ nigte Defizit laut der Herbst‐Prognose der EU‐ Kommission in den Jahren 2010 bis 2013 um 3,7 Prozentpunkte gesunken ist (von 5,0% auf 1,3%), dürfte es bis zum Ende des Prognose‐ zeitraumskaumnochweiterzurückgehenbzw. darüber hinaus sogar leicht ansteigen (auf 1,1% im Jahr 2014 und 2015 sowie auf 1,4% imJahr2016).InsbesondereinFrankreichund Italien ist mit leicht steigenden strukturellen Defiziten bis zum Ende des Jahres 2016 zu rechnen,dadortkeinenennenswertenzusätzli‐ chenKonsolidierungsmaßnahmengeplantsind. Während die verringerten Konsolidierungsbe‐ mühungenzueinerleichtenBelebungderKon‐ junktur im kommenden Jahr führen dürften, bergen sie darüber hinaus jedoch erhebliche Stabilitätsrisiken, da die öffentlichen Schulden‐ ständederMitgliedsländerhistorischhochsind. SokönntenerneutZweifelanderTragfähigkeit der Staatsschulden in vielen Mitgliedsländern aufkommen,waseineneuerlicheEskalationder Eurokrisenachsichziehenkönnte. KeinAufschwungimEurorauminSicht Die realwirtschaftliche Erholung im Euroraum dürfte sich auch im Jahr 2015 fortsetzen. Ein AufschwungistjedochweiterhinnichtinSicht. DaraufdeutetauchdasifoWirtschaftsklimafür den Euroraum, das sich im dritten und vierten Quartal verschlechtert hat. Nachdem das reale Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2013 noch um 0,5% geschrumpft war, wird es im laufenden Jahrumvoraussichtlich0,8%undkommenden Jahr um 0,9% zulegen. Das Expansionstempo dürfteindenkommendenQuartalenbestenfalls leicht ansteigen und insbesondere deutlich un‐ ter dem früherer Aufschwünge zurückbleiben, 23 DieLageinderEuropäischenUnion SpanienaufErholungskurs–FrankreichundItalienbereitenSorgen ImZugederleichtanziehendenWirtschaftsleis‐ tungdürftedasöffentlicheDefizitimPrognose‐ zeitraum geringfügig zurückgehen. Nach 2,9% imJahr2013wirdeswohlauf2,6%indiesem und2,5%imnächstenJahrsinken. DasgrößteAbwärtsrisikofürdieKonjunkturim Euroraum im kommenden Jahr besteht wohl vor allem in einer erneuten Eskalation des Uk‐ raine/Russland Konflikts. Die realwirtschaftli‐ che Erholung dürfte zudem schwächer ausfal‐ len, sollte die Nachfrage aus dem Ausland und insbesondere aus den Schwellenländern gerin‐ ger sein, als unterstellt. Die Erholung könnte jedochauchstärkerausfallen,solltederÖlpreis weiterfallenoderderEuroweiterabwerten. rungsbemühungen in vielen Mitgliedsländern nahezuzumErliegengekommensindundauch nicht mit neuen dämpfenden Maßnahmen im Prognosezeitraum zu rechnen ist. Auch durch denAußenbeitragistindenkommendenQuar‐ talenvoraussichtlichmiteinemmoderatpositi‐ ven Impuls zu rechnen, da die Auslandsnach‐ frage, insbesondere wohl aus den Vereinigten Staaten sukzessive anziehen wird. Der recht starke Anstieg des US‐Dollars gegenüber dem EuroindenvergangenenMonatenmachtesfür amerikanische Unternehmen und Verbraucher zunehmen attraktiv, Produkte aus dem Euro‐ raum zu erwerben. Da aber auch die Importtä‐ tigkeit im Euroraum vermehrt zulegen dürfte, wirdderAußenbeitragaberinsgesamtdeutlich niedriger ausfallen, als in früheren Erholungs‐ phasen. DieLage aufdemArbeitsmarktdürfteauchbis EndedesJahres2015angespanntbleiben.Zwar wurdenineinigenMitgliedländernvielverspre‐ chende Reformen auf den Weg gebracht, die darauf abzielen, Verkrustungen auf dem Ar‐ beitsmarkt aufzubrechen und die strukturelle Arbeitslosenquotezusenken.Eswirdaberwohl noch bis über den Prognosezeitraum hinaus dauern bis diese ihre volle Wirkung entfalten werden.ZudemistdiewirtschaftlicheDynamik zugering,umeinennachhaltigenRückgangder konjunkturell bedingten Arbeitslosigkeit her‐ beizuführen. Alles in allem wird die Arbeitslo‐ senquote im Durchschnitt des Jahres 2014 bei voraussichtlich 11,7% liegen und im kommen‐ denJahrwohl11,5%betragen. DadiekonjunkturelleGrundtendenzinsgesamt sehr schwach ist, dürfte sich die negative Pro‐ duktionslücke im Prognosezeitraum kaum ver‐ ringern. Der Preisauftrieb wird daher wohl ge‐ ringbleibenundsichnurnachundnachetwas verstärken. Nach 1,4% im Durchschnitt des Jahres 2013 dürfte die Inflationsrate zunächst auf 0,4% in diesem Jahr sinken, bevor sie im kommenden Jahr geringfügig auf 0,7% steigt. DiePrognoseunterstelltrealkonstanteÖl‐und Nahrungsmittelpreisesowieeinenunveränder‐ tenEuro/DollarWechselkurs. SpanienaufErholungskurs–Frankreichund ItalienbereitenSorgen Die realwirtschaftliche Erholung im Euroraum hatnahezualleMitgliedsländererfasst,obgleich dieDynamikweiterhinunterschiedlichist.(vgl. Tab. 2.2). Vor allem Spanien dürfte in diesem undnächstenJahrerheblichstärkerzulegenals der Durchschnitt des Euroraums, während Frankreich und insbesondere Italien voraus‐ sichtlich eine nur geringe konjunkturelle Dy‐ namik aufweisen werden. Beide Länder leiden seit Jahren unter vergleichbaren strukturellen Problemen, wie einer hohen Staatsquote, be‐ trächtlichen Steuer‐ und Abgabenbelastungen fürUnternehmen,wenigflexiblenArbeitsmärk‐ ten,überreguliertenWirtschaftssektorensowie einer zunehmenden Bedeutungsverlust der Industrie. So sank der Anteil des verarbeiten‐ den Gewerbes an der gesamten Bruttowert‐ schöpfung in beiden Ländern in jüngster Zeit stetig. Des Weiteren haben französische und italienische Unternehmen seit Einführung des EurodeutlichanpreislicherWettbewerbsfähig‐ keiteingebüßt,sodassderAnteilbeiderLänder am Welthandel merklich zurückgegangen ist. Bestenfallszögerlichwurdeindenvergangenen JahrenaufpolitischerEbeneversucht,andieser Situation etwas zu ändern. Insbesondere bei der preislichen Wettbewerbsfähigkeit konnte wederinFrankreichnochItalienindenvergan‐ genen fünf Jahren Fortschritte erzielt werden (vgl. Abb. 2.4 und Kasten: Relativpreisanpas‐ sungenimEuroraum). 24 DieLageinderEuropäischenUnion SpanienaufErholungskurs–FrankreichundItalienbereitenSorgen Abbildung2.4 Zur Heterogenität im Euroraum Industrieproduktion im verarbeitenden Gewerbe Realer Effektiver Wechselkurs gegenüber dem Euroraum 104 Basis: BIP-Deflator; 2008Q1 = 100 Deutschland 110 Januar 2008 = 100 Italien 102 Deutschland 100 100 90 Frankreich 98 Frankreich 80 Italien 96 Spanien 94 70 Spanien 92 60 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quellen: Europäische Kommission; Nationale Statistikämter. Tabelle2.2 Reales Bruttoinlandsprodukt, Verbraucherpreise und Arbeitslosenquote in Europaa) Gewicht (BIP) in % Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreiseb) Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in % Arbeitslosenquotec) in % 2013 2014 2015 2013 2014 2015 2013 2014 Deutschland 20,3 0,1 1,5 1,5 1,6 0,8 0,8 5,2 4,9 4,9 Frankreich 15,7 0,3 0,4 0,4 1,0 0,6 0,4 10,3 10,6 10,9 Italien 12,5 –1,9 –0,3 –0,2 1,3 0,1 0,6 12,2 12,8 13,0 8,5 –1,2 1,3 2,0 1,5 –0,2 0,4 26,1 24,6 23,0 Niederlande 4,8 –0,7 0,7 1,1 2,6 0,4 0,8 6,7 6,8 6,4 Belgien 2,9 0,3 0,9 0,8 1,2 0,8 1,1 8,4 8,5 8,3 Spanien 2015 Österreich 2,4 0,2 0,5 0,9 2,1 1,5 1,6 4,9 5,0 4,9 Griechenland 1,7 –3,9 0,9 1,2 –0,9 –1,3 –0,6 27,5 26,5 25,9 Finnland 1,5 –1,2 –0,2 0,6 2,2 1,3 1,3 8,2 8,6 8,7 Portugal 1,4 –1,4 0,7 0,9 0,4 –0,2 0,0 16,4 14,2 14,5 Irland 1,2 0,2 5,2 2,5 0,5 0,4 0,8 13,1 11,6 11,0 Slowakei 0,5 1,4 2,4 2,0 1,5 –0,1 0,6 14,2 13,3 12,9 Slowenien 0,3 –1,1 2,0 1,0 1,9 0,4 0,6 10,1 9,4 8,8 Luxemburg 0,3 2,0 3,2 1,7 1,7 1,6 1,8 5,9 6,1 5,9 Lettland 0,2 4,2 2,8 1,7 0,0 0,3 1,0 11,9 11,4 11,4 Zypern 0,1 –5,4 –2,5 –0,4 0,4 –0,2 0,0 15,9 15,5 15,5 Estland 0,1 1,6 2,0 1,7 3,2 0,7 1,4 8,6 7,7 7,7 Malta 0,1 2,5 2,7 1,6 1,0 0,7 1,5 6,4 5,9 5,7 Euroraumd), 74,4 –0,5 0,8 0,9 1,3 0,4 0,7 12,0 11,7 11,5 Großbritannien 13,7 1,7 3,0 2,6 2,6 1,6 1,8 7,6 6,2 5,5 Schweden 3,1 1,3 1,9 1,0 0,4 0,2 1,0 8,0 8,0 7,9 Dänemark 1,9 –0,5 0,7 1,1 0,5 0,5 1,2 7,0 6,6 6,5 93,1 –0,1 1,2 1,2 1,5 0,6 0,9 11,1 10,6 10,4 8,0 EU 20d) Polen 2,9 1,6 3,2 3,0 0,8 0,3 1,0 10,3 8,3 Tschechien 1,2 –0,9 2,3 1,8 1,4 0,5 1,5 7,0 5,7 5,5 Rumänien 1,1 3,1 1,7 2,3 3,2 1,4 2,0 7,3 6,7 6,5 Ungarn 0,8 1,1 3,3 2,5 1,7 0,2 2,0 10,2 7,3 7,0 Kroatien 0,4 –1,0 –0,4 0,5 2,3 0,3 0,5 17,3 16,0 16,0 Bulgarien 0,3 0,9 1,6 2,0 0,4 –1,4 0,5 13,0 11,5 11,0 Litauene) 0,2 3,3 3,1 3,0 1,2 0,3 1,3 11,8 10,0 10,0 Neue Mitgliederf) 6,9 1,2 2,6 2,4 1,5 0,4 1,3 9,7 8,1 7,9 100,0 0,0 1,3 1,2 1,5 0,6 0,9 10,8 10,2 9,9 0,0 1,3 1,3 1,5 0,6 0,9 10,8 10,2 9,9 EU 28d) EU 28g) a) Die Zuwachsraten sind untereinander nicht voll vergleichbar, da sie für einige Länder um Arbeitstageeffekte bereinigt sind, für andere – wie für Deutschland – nicht. – b) Harmonisierter Verbraucherpreisindex. – c) Standardisiert. – Gewichteter Durchschnitt der aufgeführten Länder. Bruttoinlandsprodukt und Verbraucherpreise gewichtet mit dem Bruttoinlandsprodukt von 2013 in US-Dollar. Arbeitslosenquote gewichtet mit der Zahl der Erwerbspersonen von 2013. – e) Litauen ist ab 01.01.2015 Mitglied der Währungsunion f) Gewichteter Durchschnitt aus Polen, Tschechien, Rumänien, Ungarn, Bulgarien, Litauen und Lettland. – g) Gewichteter Durchschnitt der aufgeführten Länder. Bruttoinlandsprodukt und Verbraucherpreise gewichtet mit Kaufkraftparitäten des Jahres 2013. Arbeitslosenquote gewichtet mit der Zahl der Erwerbspersonen von 2013. d) Quelle: Eurostat; OECD; IWF; ILO; Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 25 DieLageinderEuropäischenUnion SpanienaufErholungskurs–FrankreichundItalienbereitenSorgen Kasten:RelativpreisanpassungenimEuroraum(DSGE) DeutschlandhatimJahrzehntvorAusbruchderglobalenFinanzkrise2008seineWettbewerbsfähigkeit gegenüberdemRestdesEuroraumsstarkverbessert.DiesspiegeltesichineinermassivenVerbilligung deutscher Erzeugnisse gegenüber jener der übrigen Mitglieder der Währungsunion sowie in zuneh‐ menden Leistungsbilanzüberschüssen wider. Im restlichen Euroraum vollzog sich im selben Zeitraum einespiegelbildlicheEntwicklung.DortverlorenvieleVolkswirtschaftenzumTeilmassivaninternatio‐ nalerWettbewerbsfähigkeit.IndenvergangenenvierJahrenallerdingshabensichdieimRestdesEu‐ roraums hergestellten Güter im Verhältnis zu jenen aus Deutschland wieder etwas, wenngleich noch langenichtimerhofftenMaße,verbilligt.DieseRelativpreisanpassungträgtzurStärkungderinternati‐ onalenWettbewerbspositionundsomitzurBeseitigungeinerderwichtigstenstrukturellenSchwächen vielerEuroraumländerbei. DieserKastensolldieUrsachenfürdieseit2001beobachteteEntwicklungdesrealenWechselkurses DeutschlandsgegenüberdemRestdesEuroraums–gemessenamVerhältnisderbeidenBIP‐Deflatoren ‐ untersuchen. Dazu wird auf ein dynamisches, stochastisches allgemeines Gleichgewichtsmodell (DSGE‐Modell) zurückgegriffen. Modelle dieser Art werden häufig verwendet, um die Entstehung von Konjunkturzyklenzuerklären.SolcheZyklenwerdendurchdieInteraktionverschiedenererökonomi‐ scher Agenten – private Haushalte, Unternehmen, Staat, Zentralbank – erklärt, die mikroökonomisch fundiertindasMakromodelleingehen.DiekonjunkturellenFluktuationenwerdendurchverschiedene makroökonomische Schocks ausgelöst, die Anpassungen beim Konsum‐, Spar‐ und Investitionsverhal‐ tennachsichziehen.ImvorliegendenFallhandeltsichumeinZwei‐Länder‐ModellfürDeutschlandund den restlichen Euroraum. Für das In‐ und Ausland werden jeweils neben dem Verhalten der privaten Haushalte und der privaten Unternehmen in der Konsum‐ und Investitionsgüterindustrie, auch der Staat berücksichtigt. Dieser finanziert den öffentlichen Verbrauch, die Investitionen und Transferzah‐ lungen durch Neuverschuldung sowie durch die Einnahmen aus Verbrauchs‐, Lohneinkommens‐ und Kapitalertragssteuern. Modelliert wird ferner die Verflechtung Deutschlands mit dem übrigen Euro‐ raum über die Güter‐ und Kapitalmärkte sowie die gemeinsame Geldpolitik der EZB. Schließlich wird für das In‐ und Ausland eine Vielzahl von realen und nominalen Rigiditäten auf Arbeits‐, Güter‐ und Kapitalmärktenberücksichtigt.AlsKonjunkturtreiberwerdenjeweilsNachfrage‐undAngebotsschocks (Technologie‐, Arbeitsangebots‐, Inflations‐ und Investitionsschocks) implementiert. Zudem gibt es einen für beide Regionen gemeinsamen Risikoprämienschock und einen geldpolitischen Schock. Die Parameter des Modells werden bayesianisch geschätzt. Dabei wird auf Daten für den Zeitraum vom erstenQuartal2001biszumdrittenQuartal2014fürdasBruttoinlandsprodukt,denprivatenKonsum, diegesamtwirtschaftlichenInvestitionen,dieBeschäftigung,dieLohninflationsowiedieTeuerungsrate derinländischenWertschöpfung(gemessenamBIP‐Deflator)beiderRegionenzurückgegriffen. UmdieUrsachenfürdieseit2001beobachtbarenRelativpreisentwicklungenzuuntersuchen,wirdder reale Wechselkurs Deutschlands gegenüber dem restlichen Euroraum nach Beiträgen angebots‐ und nachfrageseitiger Schocks, die in Deutschland oder im übrigen Euroraum eintraten, zerlegt. Als ange‐ botsseitigwerdenSchocksbezeichnet,diedieProduktivitätinderKonsum‐oderderInvestitionsgüter‐ industrie, die Wettbewerbsintensität auf den Güter‐ und Arbeitsmärkten, die Monopolmacht der Ge‐ werkschaftensowiedieinstitutionellenRahmenbedingungenunddaherdieFlexibilitätaufGüter‐und Arbeitsmärkten verändern. Als nachfrageseitig werden Schocks bezeichnet, die unerwartete Verände‐ rungenderöffentlichenAusgabenoderderSparneigungundderRisikobereitschaftderprivatenHaus‐ haltereflektieren. 26 DieLageinderEuropäischenUnion SpanienaufErholungskurs–FrankreichundItalienbereitenSorgen Eszeigtsich,dassdierelativeAbwertungdeutscherProdukteinderZeitvorAusbruchderFinanzkrise 2008vorallemdurchunvorteilhafteangebotsseitigeSchocksimRestdesEuroraumsgetriebenwurde (vgl. Abb. 2.5). Diese reflektieren vor allem eine dauerhafte Verringerung der Wettbewerbsintensität aufdemGütermarkt,wasdieSpielräumefürPreiserhöhungenausweitetesowiezuschwacheProdukti‐ vitätszuwächseinderKonsumgüterindustrie,diezusteigendenLohnstückkostenunddaherzueinem relativstarkenPreisauftriebführten.ZwarwarindiesemZeitraumauchDeutschlandmitunvorteilhaf‐ tenangebotsseitigenSchockskonfrontiert,dievorallemeineVerringerungderEffizienzdergetätigten InvestitionensowieeinegewisseAbnahmederKonkurrenzaufdemGütermarktwiderspiegeln.Aller‐ dingswarendieseEinflüssedeutlichgeringeralsjeneimRestderWährungsunion. SeitJahresbeginn2009wardieTeuerungsratederinländischenWertschöpfungimübrigenEuroraum stetsniedrigeralsinDeutschland.MaßgeblichdafürwarenvorallemnachfrageseitigeSchocks,diedie starkschrumpfendenStaatsausgabenimZugederfinanzpolitischenKonsolidierungaußerhalbDeutsch‐ landsreflektieren.AngebotsseitigeSchocksausdemRestdesEuroraumshingegenhabenbiszumFrüh‐ jahr2013nochimmerentgegendergewünschtenRelativpreisanpassunggewirkt,wenngleichmiteiner abnehmendenIntensität.ErstindenzurückliegendenzweiQuartalenhatvorallemdieFlexibilisierung inGüter‐undDienstleistungsmärktenleichtzurinternenAbwertungimRestdesEuroraumsbeigetra‐ gen.EinensignifikantenangebotsseitigenBeitragzurrelativenAufwertungdeutscherErzeugnisseseit Anfang2009leistetenauchdiezugeringenProduktivitätszuwächseinderInvestitionsgüterindustriein Deutschland. Abbildung2.5 Zusammenfassendkannfestgestellt Historische Zerlegung des realen Wechselkursesa) zwischen Deutschland werden,dassdieangebotsseitigen und dem Rest des Euroraums Beiträge verschiedener Schocks in Prozentpunkten Reformen,dievielerortsimEuroraum 6 alsReaktionaufdieglobaleFinanzkri‐ seundvorallemaufdieEurokrise 4 angestoßenwurden,bislangnurin 2 geringemMaßefürdieAbwertung gegenüberDeutschlandmaßgeblich 0 warenunderstseitkurzembegonnen -2 haben,ersteFrüchtezutragen.Viel‐ mehrwardieRelativpreisanpassung -4 seit2009zumeistnachfrageseitig -6 bedingt. 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 Anfangswerte Risikoprämienschock b) Geldpolitischer Schock Angebotsschocks (Deutschland) Nachfregeschocks (Deutschland) Angebotsschocks (Rest des Euroraums) Nachfrageschocks (Rest des Euroraums) Realer Wechselkurs a) In prozentualen Abweichungen vom Mittelwert für den Zeitraum 2001:Q1 - 2014:Q3. Der reale Wechselkurs misst die Preisentwicklung Deutschlands (gemessen am BIP-Deflator) relativ zum übrigen Euroraum. Ein Anstieg bedeutet somit eine relative Verteuerung deutscher Güter und Dienstleistungen. - b) Beitrag der historisch gegebenen, durch das Modell nicht erklärten Abweichung des realen Wechselkurses von seinem Mittelwert. Quelle: Berechnungen des ifo Instituts. 27 DieLageinderEuropäischenUnion SpanienaufErholungskurs–FrankreichundItalienbereitenSorgen stieg des Unternehmens‐ und Verbraucherver‐ trauens. Darüber hinaus wurden aber auch Reforman‐ strengungenunternommen,umu.a.verkrustete StrukturenaufdemArbeitsmarktaufzubrechen und zuvor abgeschottete Wirtschaftssektoren demWettbewerbzuöffnen.Sowurdebspw.der Kündigungsschutz gelockert, die Inflationsan‐ passung der Löhne aufgehoben und die Lohn‐ findungzunehmenddezentralorganisiert.Dank der durchgeführten Strukturreformen konnte Spanien beim Global Competitiveness Indicator (GCI) des World Economic Forum im Gegensatz zu Frankreich und Italien in den vergangenen JahrendeutlichanBodengutmachenundsteht beimjüngstenRanking(2014‐2015)nunschon auf Rang 35 von 144 Ländern, nachdem es im Jahr 2010 noch auf Rang 42 gelegen hatte. Der GCI bewertet u.a. die Qualität der politischen Institutionen und der öffentlichen Verwaltung sowie zahlreiche angebotsseitige Faktoren, die das langfristige Produktivitätswachstum ent‐ scheidendmitbestimmen,wiez.B.dieVerkehrs‐ infrastruktur, das Bildungssystem, die Arbeits‐ marktinstitutionenoderauchdasSteuersystem. Frankreich und Italien konnten im gleichen ZeitraumdagegennurwenigeFortschrittevor‐ weisen und fielen im Länderranking entspre‐ chend von Rang 15 auf 23 bzw. von 48 auf 49 zurück. Neben diesen Bestimmungsfaktoren der nicht‐ preislichen Wettbewerbsfähigkeit hat sich in Spanien auch die preisliche Wettbewerbsfähig‐ keit in jüngster Zeit leicht verbessert, so dass eine vermehrte Exporttätigkeit die konjunktu‐ relle Erholung stützt. Relativ zum Rest des Eu‐ roraums hat Spanien die Preise seiner Güter (BIP‐Deflator)seitdemAusbruchderKriseum 6% gesenkt. Es müsste sie allerdings wohl um mehrals30%senken,wennesdieSonderinfla‐ tionderscheinbargutenJahreunterdemEuro rückgängig und seine hohen Auslandsverbind‐ lichkeiten in Höhe von nahezu 100% des no‐ minalen BIP zu normalen Zinsen tragfähig ma‐ ErsteVersuchedieüberkommendenStrukturen in den beiden Volkswirtschaften aufzubrechen, scheiterten häufig am erbitterten Widerstand von Gewerkschaften oder Wirtschaftsverbän‐ den.ZudemleidetvorallemdasBankensystem in Italien an einem hohen und steigenden Be‐ stand ausfallgefährdeter Kredite sowie ver‐ gleichsweise niedriger Eigenkapitalquoten, so dass von angebotsseitigen Beschränkungen bei der Kreditvergabe auszugehen ist. Insbesonde‐ re italienische Banken schnitten jüngst beim Bankenstresstest der EZB besonders schlecht ab und offenbarten Restrukturierungsbedarf. Darüber hinaus weist Italien eine anhaltend hohe und steigende öffentliche Verschuldung auf, deren Tragfähigkeit zuletzt erneut durch dieRatingagenturStandardandPoor’sinZwei‐ felgezogenwurde.SowohldiegeringePotenzi‐ alwachstumsrate,alsauchdiemangelndepreis‐ liche Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigten diese zunehmend, so der Tenor. Die Agentur senktedaraufhinihreBewertungfürItalienvon BBB auf BBB‐, was der letzten Stufe vor dem „Ramschstatus“ entspricht. Die Finanzmärkte reagiertenaufdieerneuteHerabstufungjedoch kaum, auch da mit einer baldigen Marktinter‐ ventionderEZBgerechnetwird. EtwaspositiverstelltsichdagegendieSituation inSpaniendar.HierwirkendieMaßnahmender EZB besonders stark, da Spanien aufgrund sei‐ ner hohen Auslandsverschuldung in erhebli‐ chem Maße von den gesunkenen Zinsen profi‐ tiert. Die daraus resultierende Entlastung beim Schuldendienst stellt einen Grund dafür dar, warum die spanische Volkswirtschaft nach ei‐ ner jahrelangen Depression in letzter Zeit ge‐ wisse Stabilisierungstendenzen zeigt. Nachdem die Industrieproduktion bis zum Jahr 2012 auf 67%desVorkrisenniveausgefallenwar,hatsie sich nach einem leichten Anstieg im Jahr 2013 im Jahr 2014 bei etwa 70% stabilisiert (vgl. Abb. 2.4) Zudem verhinderte die EZB‐Politik wohl einen Zusammenbruch des spanischen BankensystemssowieeinenmöglichenAustritt des Landes aus der Währungsunion. Dies alles führte seit Mitte des Jahres 2012 zu einem An‐ 28 DieLageinderEuropäischenUnion RobusteErholunginGroßbritannien chenwollte.2EsdürftenochvieleJahredauern bis die Kostenstruktur der in Spanien ansässi‐ gen Unternehmen so günstig ist, dass sich ein selbsttragender exportgetriebener Aufschwung einstellt. Bisher ist die Verbesserung der Han‐ dels‐undLeistungsbilanzenvorallemaufeinen krisenbedingten Einbruch der Importe sowie deutlich gesunkene Zinszahlungen auf Aus‐ landsverbindlichkeiten zurückzuführen. Jedoch wurden auch Anstrengungen unternommen, um den spanischen Bankensektor neu aufzu‐ stellen und die Eigenkapitalausstattung der Banken zu verbessern. In Folge dessen haben dortige Banken ihre restriktive Kreditvergabe‐ praxis etwas gelockert, was zu einer Belebung der Investitionstätigkeit geführt hat. Insgesamt ist Spanien aber weiterhin aufgrund hoher pri‐ vater und öffentlicher Schuldenstände sehr verwundbar und es bedarf nicht viel, um die ErholungwiederzumHaltenzubringen.Zudem ist die Arbeitslosigkeit anhaltend hoch. Immer noch sind mehr als 50% der Jugendlichen, die nicht in der Schule sind, arbeitslos. Ein Licht‐ blickist,dasssichdiehoheArbeitslosigkeitseit Mitte des Jahres 2013 etwas verringert hat. DieseEntwicklungistjedochteilweiseauchder Abwanderung von Arbeitskräften geschuldet und nicht nur das Resultat einer konjunkturel‐ lenErholung. zulegten, während die Exporte weiter zurück‐ gingen. Trotz des konjunkturellen Aufschwungs und derrapidenBelebungdesArbeitsmarktes–die Arbeitslosenquote sank von 7,1% Ende 2013 auf durchschnittlich 6% im dritten Quartal 2014 – sind Lohn‐ und Inflationsdynamik schwach. Die Verbraucherpreise stiegen selbst ohneBerücksichtigungderdeutlichgesunkenen Energie‐undNahrungsmittelpreise imOktober nurum1,5%imVorjahresvergleich.Angesichts dessen dürfte die britische Zentralbank ihre Geldpolitikweiterhinstarkexpansivausgerich‐ tet halten und erst in der zweiten Jahreshälfte 2015denLeitzinsvonseinemhistorischenTief von0,5%anheben. Die Frühindikatoren sprechen für eine gewisse Abschwächung der konjunkturellen Dynamik imWinterhalbjahr.Zwarbefindensiesichnach wie vor auf hohem Niveau, seit September ha‐ ben jedoch sowohl das Verbrauchervertrauen als auch die Zuversicht der Unternehmen im dominanten Dienstleistungssektor, im Handel und im Baugewerbe leicht abgenommen. Die Industrie hingegen blickt etwas zuversichtli‐ cherindieZukunft. Insgesamt dürfte die britische Wirtschaftsleis‐ tung im Prognosezeitraum weiter kräftig ex‐ pandieren, wenngleich sich der konjunkturelle Aufschwungangesichtseinersichschließenden Produktionslückenachundnachverlangsamen dürfte. Im Jahr 2014 wird das Bruttoinlands‐ produkt voraussichtlich um 3% und 2015 um 2,6% zulegen. Dabei dürfte der Außenhandel weiterhin dämpfend wirken, da das Pfund ge‐ messen am nominalen effektiven Wechselkurs seitdemFrühjahr2013umfast10%aufgewer‐ tet hat und die Nachfrage aus dem Euroraum, dem wichtigsten Handelspartner Großbritanni‐ ens, aufgrund der dortigen konjunkturellen Schwäche begrenzt bleiben dürfte. Die Arbeits‐ losenquote wird weiter abnehmen, wenngleich in geringerem Tempo als in den vergangenen Monaten. Im Jahresdurchschnitt 2014 wird sie voraussichtlich 6,2% betragen und im folgen‐ RobusteErholunginGroßbritannien DiekonjunkturelleErholunginGroßbritannien, dieAnfang2013einsetzteundvonderBinnen‐ nachfrage getrieben wird, hält an. Im dritten Quartal2014expandiertediegesamtwirtschaft‐ licheProduktionmit0,7%ähnlichstarkwiein den vorherigen sechs Quartalen. Die größten Wachstumsbeiträge lieferten der private Kon‐ sum (+0,5%) und die Lagerinvestitionen (+0,3%),gefolgtvomStaatsverbrauchundden Bruttoanlageinvestitionen (je +0,2%). Der Au‐ ßenhandel dämpfte die Zunahme des Bruttoin‐ landsproduktes stark, da die Importe kräftig 2Vgl.Hans‐WernerSinn,TheEuroTrap–OnBurst‐ ingBubbles,Budgets,andBeliefs,OxfordUniver‐ sityPress,2014,Kapitel4. 29 DieLageinderEuropäischenUnion KonjunkturaufschwunginMittel‐undOsteuropaverlangsamtsichleicht Unternehmen weiterhin schwierig, sich mit Fremdkapitalzufinanzieren. Insgesamt zeichnet sich in der Region eine Fortsetzung der konjunkturellen Erholung ab, allerdings mit einer abgeschwächten Dynamik. Bremsend dürfte weiterhin der Außenhandel wirken. Zwar hat sich die preisliche Wettbe‐ werbsfähigkeitinvielenLändernderRegionin jüngster Zeit verbessert, die konjunkturelle Schwäche im Euroraum belastet jedoch den Exportsektor. Polen ist zudem stärker als der EuroraumvonRusslandsSanktionengegenüber der EU und dem russischen Importsubstituti‐ onsprogramm betroffen – der Anteil der nach Russland exportierten Waren an den Gesamt‐ ausfuhrenbeliefsichimJahr2013inPolenauf 8%. Impulse sind im Prognosezeitraum in fast allen Ländern (außer Kroatien) von der Bin‐ nennachfrage zu erwarten. Die gesunkene Ar‐ beitslosigkeit und die niedrigen Inflationsraten dürften die Kaufkraft der Konsumenten weiter stützen. Angesichts der schwachen Teuerung werden die Zentralbanken voraussichtlich wei‐ tereLeitzinssenkungenvornehmen.Diesdürfte sich positiv auf die Investitionsdynamik in der Region auswirken. Die Frühindikatoren deuten daraufhin,dasssichdieExpansionderIndust‐ rieproduktionvoralleminTschechienundUn‐ garn weiter fortsetzen wird. Die Finanzpolitik wirdzudemimPrognosezeitraumvielerorts,so in Tschechien, Rumänien und Polen, weniger restriktivseinalsindenVorjahren. den Jahr 5,5%. Die Inflation wird sich wohl leicht beschleunigen, jedoch mit 1,6% im Jahr 2014 und 1,8% im Jahr 2015 weiterhin unter dem Ziel der Zentralbank in Höhe von 2% lie‐ gen. Konjunkturaufschwung in Mittel‐ und Ost‐ europaverlangsamtsichleicht In den mittel‐ und osteuropäischen Mitglieds‐ ländern der Europäischen Union hat sich der Wirtschaftsaufschwung seit Mitte 2014 etwas verlangsamt. Hauptgrund war die schwächere Nachfrage aus dem Euroraum. Die Exporte ex‐ pandiertenzwarbiszur Jahresmitte nochkräf‐ tig,habenjedochimdrittenQuartalanDynamik eingebüßt. Die Inlandsnachfrage zeigte sich dagegen fast überall robust. Außer in Kroatien legten die Konsumausgaben, gestützt durch eine niedrige Preisdynamik, überall weiter zu. Auch der öffentliche Konsum wurde zuletzt in mehrerenLändernmerklichausgeweitet.Einen positivenBeitragzurZunahmedergesamtwirt‐ schaftlichen Produktion in der Region leisteten auch die Ausrüstungsinvestitionen. Maßgeblich begünstigt wurde ihre Ausweitung durch die Wiederbelebung der osteuropäischen Kredit‐ märkte. Allerdings herrschen diesbezüglich nachwievorgroßeUnterschiedezwischenden einzelnenStaaten:SowurdeinPolen,Tschechi‐ en und Bulgarien die Kreditvergabe an Unter‐ nehmen zuletzt wieder ausgeweitet. In Rumä‐ nien, Ungarn und Kroatien hingegen ist es für 30 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung 3. DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung Überblick DieKonjunkturinDeutschlandhatsichimVer‐ lauf des Jahres 2014 deutlich abgekühlt. Zum JahresauftakthattedasrealeBruttoinlandspro‐ dukt mit einer laufenden Rate von 0,8% dyna‐ misch zugelegt. Allerdings war die gesamtwirt‐ schaftliche Produktion durch mildes Winter‐ wetterbegünstigtgewesen;dieshattedieWert‐ schöpfung im Bau und in anderen witterungs‐ abhängigen Sektoren besonders angeregt. In den Frühjahrsmonaten sank dann aber die ge‐ samtwirtschaftliche Produktion. Zwar war ein Dämpferdurchdenvorangegangenenpositiven Witterungseffekt angelegt. Das Minus indiziert jedoch, dass sich auch die konjunkturelle Grundtendenz im Vergleich zum Winter abge‐ schwächt hatte. Die Dämpfung hielt im dritten Vierteljahr an; die gesamtwirtschaftliche Pro‐ duktion ist kaum gestiegen. Per Saldo hat das realeBruttoinlandsproduktimSommerhalbjahr 2014 stagniert. Die Abkühlung der Konjunktur istvomifoGeschäftsklimakontemporärsignali‐ siertworden(vgl.Abb.3.1).InderIndustrieist die Auslastung der Produktionskapazitäten gesunken, zuletzt lag sie noch leicht über dem langjährigenDurchschnitt. Abbildung3.1 ifo Geschäftsklima gewerbliche Wirtschafta) 2005 = 100, saisonbereinigte Werte 130 130 Beurteilung der Geschäftslage 120 120 110 110 100 100 Erwartungen für die nächsten 6 Monate 90 80 90 ifo Geschäftsklima 80 November 70 a) 2010 2011 2012 2013 2014 70 Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Groß- und Einzelhandel. Quelle: ifo Konjunkturtest. 31 Zur Abschwächung der deutschen Konjunktur hat einmal beigetragen, dass sich die Unter‐ nehmenseitdemFrühjahrbeiderNeuanschaf‐ fung von Ausrüstungsgütern zunehmend zu‐ rückgehalten haben, nachdem sie im vorange‐ gangenen Winterhalbjahr 2013/14 noch recht kräftig in Erweiterungen investiert hatten. Nunmehr dominiert das Ersatzmotiv. Die Ge‐ schäftsperspektiven der Unternehmen haben sich seit Jahresanfang 2014 eingetrübt, wozu nicht nur die wirtschaftlichen Risiken in der WeltundimEuroraumsowiedieUnwägbarkei‐ ten im Gefolge neuer und alter internationaler Krisenherde beigetragen haben, sondern auch kostenträchtige und beschäftigungsdämpfende Reformprojekte der Bundesregierung wie die Einführung eines flächendeckenden gesetzli‐ chenMindestlohnsoderdieabschlagsfreieRen‐ te mit 63. Folgerichtig korrigierten die Unter‐ nehmen ihre Investitionen nach unten. Ein vo‐ rausschauendes Agieren von Investoren und Verbrauchern in Reaktion auf noch nicht in Kraft getretene wirtschaftspolitische Maßnah‐ men ist nicht ungewöhnlich und empirisch wohlbelegt: So haben beispielsweise die priva‐ ten Haushalte in großem Umfang Konsumgü‐ terkäufeindasvierteQuartal2006vorgezogen, um den Mehrbelastungen durch die Anfang 2007 wirksam werdende Anhebung der Mehr‐ wertsteuerumdreiProzentpunktezuentgehen. Auch die Bauinvestitionen sind im Sommer‐ halbjahr 2014 gesunken. Waren hierfür in den Frühjahrsmonaten Rückpralleffekte nach dem witterungsbedingt überhöhten Ergebnis des erstenQuartalsmaßgeblich,somachtesichzum SommerhindieVerschlechterungdesInvestiti‐ onsklimas bemerkbar. Die günstigen Finanzie‐ rungsbedingungen vermochten in diesem Um‐ felddenBauinvestitionenkeineImpulsezuver‐ leihen.NegativaufdieProduktionsentwicklung wirktesichschließlichauchderkräftigeAbbau der Lagerbestände aus. Konjunkturrobust stie‐ DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung AusblickundIndikatoren gen im Sommerhalbjahr lediglich die realen Konsumausgaben. Der private Verbrauch ex‐ pandierte preisbereinigt merklich, befördert von der Zunahme der realen Masseneinkom‐ men. Auch der öffentliche Konsum vermochte merklich zuzulegen. Dies reichte zusammenge‐ nommenabernichtaus,deninvestitionsgetrie‐ benen Rückgang der inländischen Nachfrage auszugleichen. Vom Außenhandel hingegen wurde die gesamtwirtschaftliche Entwicklung gestützt: So sind die Exporte im Sommerhalb‐ jahr mit einer Rate von 3,1% gestiegen, wäh‐ renddieImportenurum2,8%zunahmen. Bei alledem blieb die Arbeitsnachfrage hoch, und die sozialversicherungspflichtige Beschäf‐ tigung hat in den Sommermonaten um rund 40000PersonenproMonatzugelegt.Allerdings hat sich das Tempo des Beschäftigungsaufbaus allmählich verlangsamt, so dass die Zahl der ArbeitslosenindenSommermonatenimDurch‐ schnitt nicht mehr zurückgegangen ist. AusblickundIndikatoren Mit einem erneuten Rückgang der wirtschaftli‐ chen Aktivität ist nach gegenwärtigem Daten‐ standjedochnichtzurechnen.WichtigeIndika‐ toren weisen darauf hin, dass die gesamtwirt‐ schaftliche Produktion im Jahresendquartal 2014 leicht zugenommen haben dürfte. So ist dieProduktionimproduzierendenGewerbeim Oktober saisonbereinigt leicht gestiegen. Auch der Auftragseingang sowohl aus dem In‐ als auch dem Ausland hat wieder zugelegt. Durch den kräftigen Rückgang der Rohölnotierungen wirdzudemdiegesamtwirtschaftlicheEntwick‐ lung, u.a. über eine Zunahme der binnenwirt‐ schaftlichen Kaufkraft durch Terms‐of‐Trade‐ Gewinne,befördert(vgl.Kasten„Auswirkungen desRohölpreisrückgangsaufdiedeutscheKon‐ junktur“). Kasten:AuswirkungendesRohölpreisrückgangsaufdiedeutscheKonjunktur Trotzt der geopolitischen Spannungen mit einigen wichtigen Erdöllieferanten in Osteuropa sowie im NahenOstensinddieRohölpreiseseitMitteJuni2014von115US‐DollarproBarrelaufunter70US‐ DollarAnfangDezembergesunken.EinderartigerPreisverfallkannfürDeutschlanderheblicheAuswir‐ kungenaufdiewirtschaftlicheEntwicklunghaben,derenAusmaßallerdingsentscheidendvondenUr‐ sachendesÖlpreisrückgangsabhängt.FälltderÖlpreisinfolgeeinerAusweitungderÖlförderungoder einer rein spekulationsbedingten Abnahme der Ölnachfrage, sollte dies einen positiven Effekt auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland haben. Vollkommen anders verhält es sich, wenn derÖlpreisverfalldasResultateiner AbkühlungderWeltkonjunkturist.Dannwürdesichnämlich die wirtschaftlicheExpansioninDeutschlandkaumbeschleunigenodergarverlangsamen. In diesem Kasten sollen die Effekte der drei unterschiedlichen Arten eines Ölpreisrückgangs auf das deutsche Bruttoinlandsprodukt untersucht und eine Abschätzung der Auswirkungen des jüngsten Öl‐ preisverfallsaufdiekonjunkturelleEntwicklungvorgenommenwerden.Zurückgegriffenwirddabeiauf einvektorautoregressives(VAR)Zeitreihenmodell,dasfolgendermaßendargestelltwerdenkann: Ölproduktiont Ölpreist Weltproduktion t Wechselkurst BIP _ DEt Deflator _ DEt Zins _ DEt tÖlangebot Ölproduktiont i Ölnachfrage Ölpreist i t Weltkonjunktur Weltproduktion t i i 2 t , c Ai Wechselkurst i B t4 i 1 5 t BIP _ DEt 1 Deflator _ DEt 1 t6 t7 Zins _ DEt 1 32 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung AusblickundIndikatoren wobeiÖlproduktion,Ölpreis,Weltproduktionund Wechselkurs,dienatürlichen Logarithmenderrealen Ölproduktion,desÖlpreises,derWeltindustrieproduktionbeziehungsweisedesnominalenEuro‐Dollar‐ Wechselkurseskennzeichnen.BIP_DEundDeflator_DEstehenfürdenLogarithmusdesrealenBIPund desdazugehörigenDeflatorsinDeutschland.Zins_DEistdienominaleVerzinsungzehnjährigerBundes‐ anleihen.DieDatenfrequenzistvierteljährlichundderSchätzzeitraumist1991:Q1–2014:Q3.cistder7 X1Vektor,derdieAchsenabschnittedereinzelnenGleichungenbeinhaltet.A1,A2sind7X7Koeffizien‐ tenmatrizen,diediegegenseitigenInterdependenzenzwischendenlaufendenundvergangenenWerten der endogenen Modellvariablen darstellen. B ist eine 7 X 7 Matrix, die den Zusammenhang zwischen den beobachtbaren Residuen der reduzierten Form des VARs ut und den potentiell unbeobachtbaren strukturellenSchockstdarstellt: tÖlangebotl ut1 Ölnachfrage 2 t ut Weltkonjunktur u3 t t ut B t ut4 B t4 5 5 t ut 6 u6 t t7 7 u t t UmdiestrukturellenSchockszuidentifizieren,greifenwiraufdieMethodederVorzeichenrestriktionen zurück.DabeiwerdenzweiölmarktspezifischeSchocks–einangebots‐undeinnachfrageseitiger–so‐ wie ein globaler Konjunkturschock identifiziert.3 Bezüglich des Ölangebotsschocks tÖlangebot wird unter‐ stellt,dasserkurzfristig (fürzweiQuartale)zueinem AnstiegderÖlproduktion,einemRückgangder Ölpreise und einem Anstieg der Weltindustrieproduktion führt. Ein derartiger Schock könnte bei‐ spielsweisedaherrühren,dassneueErdölfeldererschlossenwerdenoderaufgrundeinerverbesserten geopolitischen Lage die Produktionsmenge erhöht wird. Ein ölmarktspezifischer Nachfrageschock tÖlnachfrage dagegen lässt sowohl die Ölproduktion als auch den Ölpreis kurzfristig sinken. Zugleich wird dabei unterstellt, dass die globale Industrieproduktion nicht fällt. Ein ölspezifischer Nachfrageschock erfasst überraschende Ölnachfrageschwankungen, die vor allem Spekulations‐ oder Vorsichtsmotive widerspiegeln und unabhängig von der globalen konjunkturellen Entwicklung auftreten. Schließlich wird auch ein Weltkonjunkturschock tWeltkonjunktur identifiziert. Dieser soll die Ölproduktion, den Ölpreis unddieglobaleIndustrieproduktionkurzfristigsinkenlassen. tWeltkonjunktur erfasstunerwarteteFluktuatio‐ neninderglobalenwirtschaftlichenAktivität,dieunabhängigvomGeschehenamErdölmarktauftreten. DieErgebnissedeutenaufwichtigequalitativeUnterschiedezwischendeneinzelnenSchockshin.Wäh‐ rend Ölpreisrückgänge aufgrund von ölangebots‐ oder ölnachfrageseitigen Schocks zu einem Anstieg des deutschen Bruttoinlandsprodukts führen, gehen Erdölverbilligungen infolge einer Eintrübung der WeltkonjunkturmiteinerVerringerungderwirtschaftlichenAktivitätinderDeutschlandeinher.Ferner gehen von angebotsseitigen Ölpreisrückgängen die stärksten stimulierenden Effekte aus, deren maxi‐ male Wirkung etwa sechs Quartale nach dem Schock erreicht wird. Tabelle 3.1 (Effekte von Ölpreis‐ schocks) fasst die Auswirkungen der drei Schocks auf die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts in DeutschlandindenJahren2015und2016zusammen,diesichunterderAnnahmeergeben,dassesim PrognosezeitraumzukeinenweiterenSchocksmehrkommt.DabeiwerdendiedreiSchocksjeweilsso 3Vgl.GertPeersman&IneVanRobays,2009."OilandtheEuroareaeconomy,"EconomicPolicy,Jg.24,Oktober,S. 603‐651. 33 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung AusblickundIndikatoren gewählt, dass sie mit einem 20‐prozentigen Ölpreisrückgang einhergehen, was in etwa dem durch‐ schnittlichenPreisrückgangvomdrittenaufdasvierteQuartal2014entspricht.DadiesePrognosevon keinerweiterenVerlangsamungdesglobalenExpansionstemposimSpätherbst2014ausgeht,erscheint esunwahrscheinlich,dassimviertenQuartaldiesesJahreseinstarkerunvorhergesehenerEinbruchder Weltkonjunkturstattgefundenhabendürfte.EntsprechenddürftederstarkeÖlpreisrückgangvorallem auf die beiden anderen Schocks zurückzuführen sein. Somit wird die Entwicklung des Bruttoinlands‐ produktsinDeutschlandimkommendenJahrdurchdenÖlpreisrückgangwohldeutlichstimuliertwer‐ den. Den vorliegenden Schätzungen zufolge könnte das Bruttoinlandsprodukt um bis zu 0,5 Prozent‐ punktehöherausfallen,alswennderÖlpreisvomdrittenaufdasvierteQuartalkonstantgebliebenwä‐ re. Je nachdem welche Bedeutung dem ölspezifischen Nachfrageschock bzw. dem Weltkonjunktur‐ schockbeigemessenwird,dürftederEffektaufdasdeutscheBruttoinlandsproduktgeringerausfallen. SollteeinÖlangebotsschockmaßgeblichgewesensein,dürftenzudemdiekonjunkturellenAuswirkun‐ gendesÖlpreisrückgangsauchnochin2016zuspürensein.Allerdingsdürftendiegesamtwirtschaftli‐ chenEffekteauchdeshalbetwasgeringerausfallen,daimModelldieÖlpreisschocksmiteinemunver‐ ändertenEuro‐Dollar‐Wechselkursgerechnetwerden.TatsächlichabergingderÖlpreisverfallmiteiner AbwertungdesEuroeinher,sodassderRückgangderRohölpreiseinEurogerechnetvomdrittenauf dasvierteQuartalbeilediglich15%unddamitbeinurdreiVierteldesinDollargerechnetenÖlpreis‐ rückgangslag.AllesinallemwirdindervorliegendenPrognosedavonausgegangen,dassdieZuwachs‐ ratedesBruttoinlandsproduktsimkommendenJahralleinaufgrunddesÖlpreisrückgangsumetwaein ViertelProzentpunkthöherliegt. Tabelle3.1 EffektevonÖlpreisschocksaufdiedeutscheKonjunktur Effekte der drei Schocks auf die BIP‐Zuwachsrate (in Prozentpunkten) Jahr Ölangebot Ölnachfrage Weltkonjunktur 2015 0.4 0.5 ‐0.2 2016 0.6 ‐0.2 0.0 Quelle:BerechnungendesifoInstituts. Die quantitative Prognose für die Entwicklung ifo Konjunkturtest einen weiteren Anstieg der dergesamtwirtschaftlichenProduktionimvier‐ gesamtwirtschaftlichen Produktion. Im Novem‐ ten Quartal 2014 und ersten Quartal 2015 er‐ ber ist der ifo Geschäftsklimaindex für die ge‐ folgt nach Wirtschaftsbereichen disaggregiert werblicheWirtschaftzumerstenMalseiteinem auf der Basis monatlich verfügbarer amtlicher halben Jahr wieder gestiegen. In der Industrie Frühindikatoren sowie einer breiten Palette habensichdieUrteilezurGeschäftslageunddie von monatlich erhobenen Umfragedaten4, wo‐ ErwartungenfürdiekommendensechsMonate leicht verbessert. Angesichts der deutlichen bei den Ergebnissen des ifo Konjunkturtests Abwertung des Euro gegenüber dem US‐Dollar eine besonders gewichtige Rolle zugemessen 5 werden von der Ausfuhr verstärkt Impulse er‐ wird. SosignalisierendieIndikatorenausdem wartet, das indiziert auch das ifo Exportklima. 4 Vgl. K. Carstensen et al., IFOCAST: Methoden der Es ist daher davon auszugehen, dass sie die ifo‐Kurzfristprognose, in: ifo Schnelldienst, IndustriekonjunkturzumJahreswechselbessert 23/2009,62.Jahrgang,S.15‐28. und im ersten Quartal um 0,4% zulegt, nach‐ 5 Vgl. S. Henzel, S. Rast, Prognoseeigenschaften von demsieimJahresendquartalnocheinmalleicht Indikatoren zur Vorhersage des Bruttoinlands‐ um 0,1% zurückgegangen sein dürfte (Tab. produkts in Deutschland, in: ifo Schnelldienst, 3.2). Von der leichten Beschleunigung in der 17/2013,66.Jahrgang,S.39‐46. 34 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung AusblickundIndikatoren Abbildung3.2 Industrie profitieren auch die Unternehmens‐ dienstleister. Das Baugewerbe kann weiter auf hoheAuftragsbeständezurückgreifen,undauch das ifo Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe befindet sich weiter auf hohem Niveau. Daher dürfte die Wertschöpfung am Bau in den kom‐ menden zwei Quartalen mit 0,4% und 0,3% zulegen. Im Handel ist der Geschäftsklimaindi‐ kator ebenfalls aufwärtsgerichtet; der Einzel‐ handelkönntevondenEinsparungenderpriva‐ ten Haushalte bei Heizöl und Kraftstoffen be‐ sonders profitieren. Die Anschaffungsneigung unddieEinkommenserwartungenderHaushal‐ te sind weiterhin hoch. Im laufenden Quartal dürfte die Wertschöpfung im Handel daher um 0,3% gestiegen sein. Von der konjunkturellen BesserunginderIndustriedürftenauchImpul‐ se auf das Verkehrsgewerbe ausgehen, so dass sich die Wertschöpfung im Handel zu Beginn des kommenden Jahres wohl beschleunigen wird.LediglichimDienstleistungssektorhatder ifo Geschäftsklimaindikator zuletzt leicht nach‐ gegeben. Alles in allem ist die Wahrscheinlichkeit für einen Aufschwung zuletzt auf 50% gestiegen, die ifo Konjunkturampel hat nach einer vier‐ monatigen Rotlichtphase im November wieder aufGelbgeschaltet(vgl.Abb.3.2). Tabelle3.2 ifo Konjunkturampel Gefilterte monatliche Regime-Wahrscheinlichkeiten für die Phase Aufschwung 1,0 1,0 0,8 0,8 0,6 0,6 0,4 0,4 0,2 0,2 0,0 0,0 2010 2011 Q2 2015 Q3 Q4 Q1 0,8 –0,1 0,1 0,2 0,4 0,8 –0,4 0,3 0,2 0,4 0,0 –0,4 0,1 0,2 0,3 0,5 –0,5 0,2 –0,1 0,4 0,2 darunter: Bruttowertschöpfung der Wirtschaftsbereiche darunter: Produzierendes Gewerbe ohne Bau darunter: Verarbeitendes Gewerbe Energie- und Wasserversorgung a) 2014 Quelle: ifo Konjunkturtest; Berechnungen des ifo Instituts. 2014 Bruttoinlandsprodukt 2013 Im Verlauf des kommenden Jahres dürften sich die Auftriebskräfte wieder stärker durchsetzen. Die belastenden Faktoren dürften in den unternehmerischen Dispositionen vor allem im Hinblick auf die Investitions- und Beschäftigungsentscheidungen weitestgehend eingepreist sein, damit dürften die günstigen Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft wieder stärker zur Geltung kommen. Die Geldpolitik wirkt weiter expansiv, das Zinsniveau bleibt auf historisch niedrigem Niveau. Die Finanzierungsbedingungen für neue Unternehmensinvestitionen sind weiter äußerst vorteilhaft. Schließlich wirkt die Finanz- und Sozialpolitik per Saldo expansiv. Die Investitionen in neue Anlagen dürften wieder stärker anziehen, die zuneh‐ Bruttoinlandsprodukt und Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichena) Saison- und arbeitstäglich bereinigte Werte, Veränderungen gegenüber dem Vorquartal in % Q1 2012 Hellblaue Flächen: Datierte Aufschwungsphasen der Trendabweichung des realen BIP. –3,1 0,1 –0,2 1,7 Baugewerbe 3,8 –3,4 0,1 0,4 0,3 Handel, Gastgewerbe, Verkehr 1,9 –0,5 0,3 0,3 0,5 0,5 Unternehmensdienstleistungen 0,9 0,2 1,0 0,1 Information und Kommunikation 0,3 0,5 0,7 0,6 0,9 Finanzen und Versicherungen 1,2 –2,2 –0,1 –0,2 –0,1 Wohnungswesen 0,8 0,0 0,4 0,5 0,5 sonstige Dienstleister 0,3 0,0 1,0 0,1 0,2 Öffentliche Dienstleister 0,4 –0,2 0,0 0,0 0,2 Verkettete Absolutwerte. Quelle: Statistisches Bundesamt; 4. Quartal 2014 und 1. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 35 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung AusblickundIndikatoren Abbildung3.3 mende Auslastung der Produktionskapazitäten machtErweiterungsinvestitionenwiederdring‐ licher. Auch die Bauinvestitionen werden wie‐ der zulegen, die Jahresdurchschnittsrate wird aber aufgrund des kräftigen Unterhangs hinter der diesjährigen Zuwachsrate zurückbleiben. Der private Konsum wird im Tempo der stei‐ genden Realeinkommen expandieren. Alles in allem kommen im Jahr 2015 die Impulse von derBinnenwirtschaft,nichtjedochvomAußen‐ handel. Zwar werden die Exporte beschleunigt steigen,dasichdieWeltkonjunkturbessertund die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deut‐ schen Exportwirtschaft auf Drittmärkten auf‐ grundderAbwertungdesEurogegenüberdem US‐Dollar zugenommen hat, stärker aber wer‐ dendieImporteangesichtsdererwartetenBin‐ nenkonjunkturzulegen. Reales Bruttoinlandsprodukt in Deutschland Saison- und kalenderbereinigter Verlauf 740 b) Jahresdurchschnitt b) Jahresdurchschnitt 720 3 Volumen Mrd. Euro(linke Skala) 1,5% 700 1,5% 680 3,6% 0,4% 0 Prognosezeitraum 640 620 2010 2011 2012 2014 2015 -2 Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala). b) Zahlenangabe: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr. Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts. Auf dem Arbeitsmarkt hat sich die Dynamik gegen Ende des Jahres allmählich abge‐ schwächt. So ist die Arbeitslosigkeit im Jahr 2014 nur um rund 50000 Personen zurückge‐ gangen. Da die Nettozuwanderung das Arbeits‐ angeboterhöhthat,dürftedieErwerbstätigkeit dennochumdurchschnittlich370000Personen zugenommen haben. Im kommenden Jahr wird die Zunahme der realen Arbeitskosten insbe‐ sondere aufgrund des Mindestlohns den Be‐ schäftigungsaufbau dämpfen. So wird wohl vor allemdieNachfragenachsogenanntenMinijobs zurückgehen. Die Arbeitslosigkeit bleibt jedoch annäherndkonstant,daeinGroßteilderPerso‐ nen in Minijobs entweder bereits arbeitslos gemeldetistoderbeiVerlustdesArbeitsplatzes 2012 2013a) 2014a) 2015a) 0,2 –0,2 0,7 0,2 0,1 1,1 0,9 1,7 Jahresdurchschnittliche Veränderung, kalenderbereinigt 0,6 0,2 1,5 1,2 Kalendereffektd) –0,2 –0,1 0,0 0,3 Jahresdurchschnittliche Veränderung 0,4 0,1 1,5 1,5 a) 2013 -1 a) Inflationsbeiträge der Komponenten des BIP-Deflators in Prozentpunkten Jahresverlaufsrate 2 1 4,1% Zur Prognose des realen Bruttoinlandsprodukts c) 0,1% 660 Tabelle3.3 Statistischer Überhang 4 a) laufende laufende Rate Rate a) Insgesamt dürfte das reale Bruttoinlandspro‐ dukt im Jahresverlauf 2014 um 0,9% steigen, im Jahresdurchschnitt aufgrund des großen statistischen Überhangs aus dem Vorjahr um 1,5% (vgl. Abb. 3.3). Im Jahresverlauf 2015 dürftesichdasExpansionstempoderProdukti‐ on nahezu verdoppeln (+1,7%), im Jahres‐ durchschnitt wird jedoch die Zuwachsrate mit 1,5% ähnlich hoch sein wie in diesem Jahr, da es nur einen geringen statistischen Überhang gibt(vgl.Tab.3.3undKasten:ZurRevisionder ifoPrognosevomJuni2014). b) % Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro b) Schätzungen des ifo Instituts. – Saison- und kalenderbereinigtes reales Bruttoinlandsprodukt im 4. Quartal des Vorjahres in Relation zum saison- und kalenderbereinigten Quartalsdurchschnitt des Vorjahres. – c) Jahresveränderungsrate im 4. Quartal, saison- und kalenderbereinigt. – d) In Prozent des realen Bruttonlandsprodukts. Quelle: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 36 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung AusblickundIndikatoren nichtinderArbeitslosenstatistikerscheint.Zu‐ demdürftenvielePersonendieabschlagsfreie Rentemit63nutzen,umsichvomArbeitsmarkt zurückzuziehen.BeialledemsteigtdieErwerbs‐ tätigkeitimJahresdurchschnittum190000, unddieArbeitslosenquotegehtleichtauf6,6% zurück. Die Verbraucherpreise dürften im laufenden Jahrnurum0,9%steigen,dämpfendwirktvor allem der Rückgang der Rohölpreise. Im kom‐ menden Jahr gehen von den Rohölnotierungen annahmegemäßkeinepreisdämpfendenImpul‐ se mehr aus, zudem verstärkt sich im Gefolge der Einführung eines Mindestlohns der haus‐ gemachtePreisauftrieb.Hieristunterstellt,dass der mindestlohnbedingte Lohnkostenschub teilweise auf die Verbraucherpreise überwälzt werden kann; die Inflationsrate dürfte sich hierdurch um ¼ Prozentpunkt zusätzlich erhö‐ hen. Im Jahresdurchschnitt 2015 wird das Ver‐ braucherpreisniveau aufgrund des niedrigen Niveaus zu Jahresbeginn mit 0,8% jedoch ge‐ ringfügigschwächersteigenalsindiesemJahr. Das gesamtstaatliche Budget dürfte im Jahr 2014 einen Überschuss in Höhe von rund 10 Mrd. Euro (0,3% des nominalen Brutto‐ inlandsprodukts) ausweisen. Im nächsten Jahr dürfte sich der Einnahmeüberschuss auf 3 ½ Mrd.Euro(0,1%desBIP)ermäßigen(vgl.Tab 3.4). Die staatliche Bruttoschuldenquote wird Ende 2015 voraussichtlich auf 70% gesunken sein. Tabelle3.4 Eckdaten der Prognose für Deutschland 2012 2013 2014a) 2015a) b) Veränderung in % gegenüber dem Vorjahr Private Konsumausgaben 0,7 0,8 1,1 1,7 Konsumausgaben des Staates 1,2 0,7 1,2 1,5 Bruttoanlageinvestitionen –0,7 –0,6 2,8 2,0 –3,0 –2,4 3,1 2,6 Bauten 0,6 –0,1 3,2 1,7 Sonstige Anlagen 0,1 1,3 1,2 1,6 –0,9 0,7 1,2 1,5 2,8 1,6 3,9 5,2 Ausrüstungen Inländische Verwendung Exporte Importe Bruttoinlandsprodukt Erwerbstätigec),(1 000 Personen) 0,0 3,1 3,7 5,8 0,4 0,1 1,5 1,5 42 033 42 281 42 651 42 841 Arbeitslose (1 000 Personen) 2 897 2 950 2 900 2 875 Arbeitslosenquote BAd) (in %) 6,8 6,9 6,7 6,6 Verbraucherpreise (Veränderung in % gegenüber dem Vorjahr) 2,0 1,5 0,9 0,8 Lohnstückkostenf) (Veränderung in % gegenüber dem Vorjahr) 3,1 2,2 1,8 1,8 e) Finanzierungssaldo des Staatesg) in Mrd. Euro 2,6 4,2 9,9 3,6 in % des Bruttoinlandsprodukts 0,1 0,1 0,3 0,1 196,2 189,2 212,0 222,0 7,1 6,7 7,3 7,4 Leistungsbilanzsaldo in Mrd. Euro in % des Bruttoinlandsprodukts a) Prognose des ifo Instituts. – b) Preisbereinigte Angaben. – c) Inlandskonzept. – d) Arbeitslose in % der zivilen Erwerbspersonen (Definition gemäß der Bundesagentur für Arbeit). – e) Verbraucherpreisindex (2010 = 100). – f) Im Inland entstandene Arbeitnehmerentgelte je Arbeitnehmerstunde bezogen auf das reale Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigenstunde. – g) In der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (ESVG 2010). Quelle: Statistisches Bundesamt; Bundesagentur für Arbeit; Deutsche Bundesbank, 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 37 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung AusblickundIndikatoren Abbildung3.4 Prognoseintervall für die Veränderung des Bruttoinlandsprodukts 2015 DiePrognoseunsicherheitlässtsichanhandvon Intervallenangeben,diedieunbekannteVerän‐ derungsrate des realen Bruttoinlandsprodukts mit vorgegebenen Wahrscheinlichkeiten ein‐ schließen. Zur Berechnung der konkreten In‐ tervalle für das Jahr 2015 wurden die Progno‐ sefehler des ifo Instituts der Jahre 1992 bis 2014 herangezogen. Gemessen an diesen Prog‐ nosefehlern beträgtdieSpannefüreinProgno‐ seintervall, das die Veränderungsrate des rea‐ len Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2015 mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa zwei Drit‐ teln überdeckt, ±1,1 Prozentpunkte. Bei der vorliegenden Punktprognose von 1,5% reicht das Intervall also von 0,4% bis 2,6%. Die Punktprognose von 1,5% stellt den mittleren Wert dar, der am ehesten erwartet werden kann(roteLinieinAbb.3.4) 3,5 3,0 2,5 2,0 90% 68% 50% 1,5 1,0 50% 0,5 68% 0,0 90% -0,5 Quelle: Berechnungen des ifo Instituts. Kasten:ZurRevisionderifoPrognosevomJuni2014 Die vorliegende Prognose ist mit der Sommerprognose des ifo Instituts 2014 nur eingeschränkt ver‐ gleichbar, weil sich infolge der Generalrevision 2014 der VGR die statistische Basis für die Prognose geänderthat(vgl.Kasten:ZurGeneralrevision2014derVolkswirtschaftlichenGesamtrechnungen). Im Juni hatte das ifo Institut die jahresdurchschnittliche Veränderungsrate 2014 des realen BIP auf 2,0%veranschlagt.NunmehrwirddiePrognoseauf1,5%zurückgenommen(vgl.Tab.3.5.).Maßgeb‐ lich für die Abwärtsrevision ist einmal, dass die Konjunktur im Sommerhalbjahr deutlich schlechter verlaufenist,alsnochimJunierwartetwordenwar.ZudemwirdindervorliegendenPrognosefürdas vierteQuartal2014lediglichvoneinermarginalenZunahmedesrealenBIPausgegangen,imJuniwar hiernochmiteinerZunahmedergesamtwirtschaftlichenProduktionumgut0,4%gerechnetworden. Die Abwärtskorrektur erstreckt sich auf nahezu alle Verwendungsaggregate: Beim privaten Konsum wurdeimZugederamtlichenDatenrevisionamaktuellenRanddielaufendeRatefürdasersteQuartal 2014 nach unten korrigiert, was c.p. auch die Jahresdurchschnittsrate etwas nach unten zieht. Etwas höher wird jetzt dagegen der jahresdurchschnittliche Zuwachs beim öffentlichen Verbrauch veran‐ schlagt.DiegrößteAbwärtskorrekturgibtesbeidenAusrüstungsinvestitionen.Hierschlägteinmaldie nurschwacheZunahmederInvestitionstätigkeitseitdenFrühjahrsmonatenzuBuche,zudemwirddie EntwicklungimzweitenHalbjahr2014nunmehrdeutlichungünstigereingeschätzt.BeidenBauinvesti‐ tionenwirddieZuwachsrateimVergleichzurSommerprognoseum0,6Prozentpunktezurückgenom‐ men, auchhierwarimSommerdie Entwicklunggünstiger angesetztworden.Rechtkräftigwirdauch die Zuwachsrate der Investitionen in sonstige Anlagen heruntergesetzt. Hier ist allerdings die nach ESVG 2010 erweiterte statistische Abgrenzung dieses Aggregats zu beachten (nunmehr einschließlich derInvestitioneninForschungundEntwicklung,vgl.Kasten:zurGeneralrevisionderVGR2014).Eine Abwärtskorrektur gab es schließlich auch beim Außenhandel. Da die Exportprognose weniger stark zurückgenommen wurde als die Importprognose, steigt der Veränderungsbeitrag des Außenhandels zumrealenBIPimVergleichzumSommerum0,7Prozentpunkte. 38 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung WeltwirtschaftlichesUmfeldundpreislicheWettbewerbsfähigkeit DieJuni‐PrognosedesifoInstitutsfürdenZuwachsdesrealenBIPimJahresdurchschnitt2015inHöhe von2,2%wirdum0,7Prozentpunkteauf1,5%gesenkt.ZumeinenwirddiekonjunkturelleDynamik imVerlaufdeskommendenJahresniedrigeralsimJunieingeschätzt,zumanderengibtesamJahresen‐ de2014allerVoraussichtnachnureinenkleinenstatistischenÜberhang.InderJuni‐Prognosewardie‐ sernochauf0,6%veranschlagtworden. Tabelle3.5 Prognose und Prognosekorrektur für das Jahr 2014 Jahresdurchschnitte ifo Sommerprognose ifo Dezemberprognose Prognosekorrektur für 2014 Prognosewerte für 2014 Prognosewerte für 2014 Differenz der Wachstumsraten bzw. -beiträge Veränderung in Wachstumsbei- Veränderung in % Wachstumsbeitrag in Pro% gegenüber trag in Prozent- gegenüber dem Vorjahr dem Vorjahr zentpunktena) punktena) (1) (2) (3) (4) Spalte (3) abzüglich Spalte (1) Spalte (4) abzüglich Spalte (2) (5) (6) Inlandsnachfrage Privater Konsum Staatlicher Konsum Ausrüstungen Bauten Sonstige Anlageinvestitionen Vorratsveränderungen 2,6 1,3 0,8 7,4 3,8 3,1 – 2,4 0,8 0,2 0,5 0,4 0,0 0,6 1,2 1,1 1,2 3,1 3,2 1,2 – 1,2 0,6 0,2 0,2 0,3 0,0 –0,2 –1,4 –0,2 0,4 –4,3 –0,6 –1,9 – –1,2 –0,2 0,0 –0,3 –0,1 0,0 –0,8 Außenbeitrag Ausfuhr Einfuhr – 4,6 6,2 –0,4 2,3 –2,7 – 3,9 3,7 0,3 2,0 –1,6 – –0,7 –2,5 0,7 –0,3 1,1 Bruttoinlandsprodukt 2,0 2,0 1,5 1,5 –0,5 –0,5 a) Beiträge der Nachfragekomponenten zur Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (Lundberg-Komponenten). Der Wachstumsbeitrag einer Nachfragekomponente ergibt sich aus der Wachstumsrate gewichtet mit dem nominalen Anteil des Aggregats am Bruttoinlandsprodukt aus dem Vorjahr. Abweichungen in den Summen durch Runden der Zahlen. Angaben für das Bruttoinlandsprodukt: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %. Quelle: Berechnungen des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 portnachfrageindikators, derdiePrognosenfür die Produktion in wichtigen Handelspartner‐ ländern, gewichtet mit dem jeweiligen deut‐ schen Exportanteil, abbildet, beschleunigt sich im Verlauf des Prognosezeitraums.6 Im aktuel‐ len Jahr dürfte er um 2,0% zulegen, im Jahr 2015 um 2,2%. Die stärkste Nachfrage nach deutschen Gütern kommt aus Asien, den USA, Großbritannienundden übrigenLändern(hier vor allem Osteuropa). Zunehmend positive, wenn auch im historischen Vergleich nach wie vorgeringeImpulsesindausdemEuroraumzu erwarten(vgl.Abb.3.5). Weltwirtschaftliches Umfeld und preisliche Wettbewerbsfähigkeit DiePrognosebasiertaufderAnnahme,dassein Barrel Rohöl der Sorte Brent im Jahr 2014 durchschnittlich 101,2 US‐Dollar und im kom‐ menden Jahr 77,7 US‐Dollar kostet. Die Wech‐ selkursewerdenimPrognosezeitraumkonstant fortgeschrieben, so dass das Tauschverhältnis zwischenUS‐DollarundEurobei1,25liegt. Die weltwirtschaftliche Expansion wird – wie im internationalen Teil dieser Prognose be‐ schrieben – nach einer kurzen Schwäche im laufenden Quartal im Verlauf des Jahres 2015 etwasanKraftgewinnen.DerWelthandeldürf‐ teindiesemJahrum2,6%undimkommenden Jahr um 4,0% zulegen. Der Anstieg des ifo Ex‐ 6 Für eine detaillierte Beschreibung der Konstrukti‐ ondesIndikators,vgl.ElstnerS.,C.GrimmeundT. Siemsen (2010), „Die größten aufstrebenden Märkte für deutsche Exporte liegen in Asien und Osteuropa“,ifoSchnelldienst63(16),22‐25. 39 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung FinanzpolitischeRahmenbedingungen Ländern in Asien. Zum anderen wird in der Prognose unterstellt, dass der Außenwert des Euro konstant bleibt, so dass der Wechselkurs im kommenden Jahr im Jahresdurchschnitt niedrigeralsindiesemJahrist.Gegenüberdem übrigenEuroraumkommteshingegenzueiner VerschlechterungderWettbewerbsfähigkeit,da die Preise in Deutschland relativ stärker zule‐ gen. Abbildung3.5 Exportindikatoren Expansionsbeiträge des ifo Exportnachfrageindikators 0,8 Prozent bzw. Prozentpunkte 0,6 0,4 0,2 0,0 FinanzpolitischeRahmenbedingungen -0,2 USA und USA und Großbritannien UK Euroraum Euroraum China und Südostasien Südostasien China und übrige Länder übrige Ländera)a) Quartalszuwachsrate des Quartalszuwachsrate desIndikators Indikators -0,4 -0,6 2013 2014 2015 Preisliche Wettbewerbsfähigkeit 3 b) Prozent bzw. Prozentpunkte USA und Großbritannien Großbritannien 2 Euroraum Euroraum (ohne (ohne Deutschland) Deutschland) ausgewählte Länder Asiens c) Ausgewählte 1 d) übrige Länder sonstige Länder Jahreszuwachsrate des Indikators Insgesamt 0 -1 -2 -3 -4 -5 2010 2011 2012 2013 2014 2015 a) Lateinamerika, Osteuropa und Japan. - b) Indikator der preislichen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gegenüber 37 Handelspartnern auf Basis der Verbraucherpreise. Ein Anstieg bedeutet jeweils eine Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. - c) China, Hongkong, Südkorea, Singapur und Japan. - d) Dänemark, Schweden, Norwegen, Schweiz, Bulgarien, Kroatien, Litauen, Polen, Rumänien, Tschechien, Ungarn, Kanada und Australien. Quellen: Deutsche Bundesbank; IWF; OECD; Berechnungen des ifo Instituts; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts. Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutsch‐ lands gegenüber 37 Handelspartnern auf Basis der Verbraucherpreisindizes wird sich in die‐ sem Jahr leicht verschlechtern. Die Verschlech‐ terung ist aber vor allem auf einen starken Überhang aus dem Jahr 2013 und die Aufwer‐ tungdesEurogegenüberdenwichtigstenWäh‐ rungenimerstenQuartal2014zurückzuführen. Ab dem zweiten Quartal kam es zu einer Ver‐ besserung der Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der kontinuierlichen Abwertung des Euro. Zu‐ letztlagderEurogegenüberdemUS‐Dollarum knapp8%niedrigeralsimVorjahresmonat.Im kommendenJahrwirdsichdieWettbewerbsfä‐ higkeit insgesamt verbessern, zum einen be‐ dingt durch die relativ stärkeren Preisanstiege inGroßbritannien,denUSA,Chinaundweiteren 40 Seit dem Jahr 2007 weist der deutsche Staats‐ haushalt – von Ausnahmen abgesehen – Über‐ schüsse auf. Insbesondere in der Sozialversi‐ cherung kam bereits seit 2006 zu Überschüs‐ sen,währenddieGebietskörperschaften(Bund, LänderundGemeinden)insgesamtauchimJahr 2013 noch Defizite auswiesen. In den Jahren 2009bis2011kameskrisenbedingtwiederzu gesamtstaatlichen Budgetdefiziten, wobei vor allem der Bundeshaushalt betroffen war. Im Prognosezeitraum wird der Budgetsaldo vo‐ raussichtlich leicht positiv bleiben. Obwohl die Finanzpolitik vor allem durch die rentenpoliti‐ schen Maßnahmen expansive Impulse setzt, kommt es durch die Einführung des Mindest‐ lohnszueinerkräftigen AusweitungderLöhne und Gehälter im unteren Einkommensbereich, was insbesondere die Beitragseinnahmen der Sozialversicherungstärkt. Die leichte Erhöhung des Grundfreibetrags zu Jahresanfangführtefürsichgenommenzueiner Entlastung bei der Einkommensteuer, die je‐ doch die Mehreinnahmen durch die kalte Pro‐ gression nicht ausgleichen konnte. Zudem wir‐ ken die Leistungsausweitungen in der gesetzli‐ chen Rentenversicherung für sich genommen defiziterhöhend. So wurde mit Wirkung zum 1. Juli 2014 die Anerkennung von Kindererzie‐ hungszeiten bei der Mütterrente erweitert, zu‐ demwurde fürlangjährigVersichertedieMög‐ lichkeit geschaffen, mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente zu gehen. Zur Finanzierung dieser Maßnahmen unterblieb eine Beitragssatzsen‐ kung um 0,6 Prozentpunkte zum Jahresanfang. DieLeistungsausweitungenwerdenerstimJahr DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung MindestlohnundnachlassendeDynamikderTariflöhne 2015invollemUmfangausgabenwirksamsein. Trotzdem wird Anfang 2015 der Beitragssatz zur Rentenversicherung um 0,2 Prozentpunkte gesenkt. ZudemhatdieBundesregierungbeschlossen,in der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr 2015denalleinvondenArbeitnehmernzutra‐ genden Zusatzbeitrag abzuschaffen und die Zusatzbeiträge individuell festzulegen. In der Pflegeversicherung wird der Beitragssatz hin‐ gegenum0,3Prozentpunkteerhöht. Der Budgetsaldo des Staates dürfte sich damit in beiden Jahren kaum verändern, da sich das zusätzliche Steuer‐ und Beitragsaufkommen aufgrund der günstigen Lohnentwicklung und die reformbedingten Mehrausgaben in etwa aufheben. MindestlohnundnachlassendeDynamikder Tariflöhne Der kräftige Anstieg der Tariflöhne hat sich im dritten Quartal nicht fortgesetzt; die Rate sank von 3,2% im ersten Halbjahr auf 2,7%. Hier machten sich die längere Laufzeit der Tarifver‐ träge in einigen Branchen und der Wegfall von Sonderzahlungen im Öffentlichen Dienst be‐ merkbar. Die Effektivlöhne legten mit ähnli‐ chemTempozu,weilimGegensatzzumersten Halbjahr kaum noch außertarifliche Lohnbe‐ standteile wegfielen. Der Anstieg der Lohnkos‐ ten je Stunde betrug im dritten Quartal nur 2,4%,damehrunbezahltenÜberstundenalsim Vorjahr geleistet wurden und die Zahl der Kurzarbeiterweiterrückläufigwar.7 Im vierten Quartal dürfte sich das Tempo des Tariflohnanstiegs kaum verändern. Insgesamt ergibt sich für dieses Jahr eine Zunahme der Tariflöhneumdurchschnittlich3,0%;dereffek‐ tive Lohnzuwachs je Stunde wird mit 1,9% voraussichtlichdeutlichniedrigerausfallen(vgl. Tab.3.6). Tabelle3.6 7 41 Die IAB Arbeitszeitrechnung ist unter http://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab‐ az1403.pdfabrufbar. DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung MindestlohnundnachlassendeDynamikderTariflöhne Anhebung der durchschnittlichen Effektivver‐ dienste um rund 1% führt. Hier macht sich auch bemerkbar, dass nur Arbeitsplätze von Geringverdienern wegfallen. Allerdings dürften Arbeitgeber im Zuge der Einführung des Min‐ destlohns freiwillige Lohnbestandteile strei‐ chen (vgl. Kasten Mindestlohn). Für die Beleg‐ schaft,dienichtunterdieMindestlohnregelung fällt, werden außertarifliche Lohnbestandteile angesichts der langsamen Steigerung der Pro‐ duktion voraussichtlich kaum ausgeweitet. Al‐ les in allem ergibt sich für das Jahr 2015 eine Zunahme der Effektivverdienste um 2,9%. Auf StundenbasissteigendieLöhnemit2,6%etwas langsamer. Hieraus resultiert ein deutlicher ZuwachsderrealenArbeitskostenjeStundeum 1,2%. Bei beschleunigt steigender Produktivi‐ tät dürften die realen Lohnstückkosten daher imkommendenJahrum0,4%zunehmen. Alles in allem dürften die realen Lohnkosten je StundeindiesemJahrinetwakonstantbleiben. Für das kommende Jahr liegen nur für wenige gewichtigeBereicheTariflohnabschlüssevor.In der Bauindustrie und im Bankgewerbe erfolgt zu Jahresmitte eine Stufenerhöhung um 2,6% bzw.2,1%,dieGehälterimÖffentlichenDienst desBundesundderGemeindensteigenimMärz um2,4%.Dazuerwartenist,dassdieLohner‐ höhung in der Industrie im kommenden Jahr aufgrund der niedrigen Arbeitslosigkeit in die‐ semBereichüberdurchschnittlichausfällt,dürf‐ ten die Tariflöhne insgesamt um 2,4% steigen. Die Effektivlöhne werden dabei wesentlich stärkerzulegen.HiermachtsichdieEinführung desMindestlohnsbemerkbar,derdieLöhneim Niedriglohnbereich mit zweistelligen Raten anhebt. In dieser Prognose ist unterstellt, dass der Mindestlohn für sich genommen zu einer Kasten: Die Einführung des Mindestlohns in Deutschland – Aktuelle und geplante Reaktionen derUnternehmen.ErgebnisseeinerSonderumfrageimifoKonjunkturtest Zum 1. Januar 2015 tritt der flächendeckende Mindestlohn von 8,50 Euro in Deutschland in Kraft. Im NovemberwurdenmitAusnahmedesBaugewerbesallenFirmen,dieandenmonatlichenKonjunktu‐ rumfragendesifoInstitutsteilnehmen,folgendeFragenzumThemaMindestlohngestellt:„Zum1.Janu‐ ar 2015 wird der flächendeckende Mindestlohn eingeführt. Ist Ihr Unternehmen von dieser Regelung betroffen?“, und:„Wenn ja,mitwelchen MaßnahmenwerdenSie voraussichtlichaufden Mindestlohn reagieren?“.BeiderzweitenFragekonntendieUnternehmenunterfolgendenAntwortenwählen,wo‐ beiauchMehrfachnennungenzulässigwaren: keineMaßnahmennotwendigbzw.vorgesehen Personalabbau VerkürzungderArbeitszeit Preiserhöhung verringerteInvestitionen KürzungvonSonderzahlungen Sonstiges. InsgesamtwurdedieSonderfragevonüber6300UnternehmenausdenBereichenVerarbeitendesGe‐ werbe,Groß‐undEinzelhandelsowieDienstleistungenbeantwortet.EinequantitativeAussageüberdas AusmaßderMaßnahmenistanhanddieserDatennichtmöglich.GibteinUnternehmenbeispielsweise an,dassPersonalabbaugeplantist,sokannkeineAussagedarübergetroffenwerden,wievieleStellen gestrichenwerdensollen. 42 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung MindestlohnundnachlassendeDynamikderTariflöhne WievieleFirmensindvomMindestlohnbetroffen? Über ein Viertel der Unternehmen gab an, dass sie unmittelbar von der Einführung des Mindestlohns betroffensind.AllerdingsgabesgroßeUnterschiedezwischendeneinzelnenWirtschaftsbereichen. WährendimVerarbeitendenGewerbeund Abbildung3.6 imGroßhandeletwa20%derBefragungs‐ Vom Mindestlohn betroffene Unternehmen teilnehmer angaben, betroffen zu sein, lag % 70 der Anteil in den Dienstleistungsbranchen West und im Einzelhandel mit 31% bzw. 43% Gesamt 60 61 Ost deutlichdarüber(vgl.Abb.3.6).DieUnter‐ 50 49 teilung der Ergebnisse nach Ost und West 43 40 43 41 39 39 zeigt die deutlich stärkeren Auswirkungen 30 31 29 derMindestlohnregelungaufUnternehmen 27 24 20 21 20 in Ostdeutschland. Dieser Unterschied ist 18 16 10 über alle Bereiche hinweg zu erkennen. Westdeutsche Unternehmen sind deutlich 0 Gesamt Verab. Gewerbe Dienstleistungen Großhandel Einzelhandel seltenervomMindestlohnbetroffen. (inkl. Kfz) Quelle: Berechnungen des ifo Instituts. WiewollendieFirmengrundsätzlichaufdenMindestlohnreagieren? UnterallenvomMindestlohnbetroffenenUnter‐ Abbildung3.7 nehmengaben43%an,dasskeineMaßnahmen Folge des Mindestlohns notwendig beziehungsweise geplant sind (vgl. Erwartete Maßnahmen der davon betroffenen Unternehmen nach Wirtschaftsbereichen Abb. 3.7). Am unteren Ende der Skala befinden sich die Einzelhändler, bei denen nur knapp ein 13,3 insgesamt 11,3 DrittelderUnternehmennichtreagierenwill.Im 15,9 sonstiges 14,9 Verarb. Gewerbe 9,9 VerarbeitendenGewerbeundimGroßhandelist Dienstleistungen 23,0 dieser Anteil mit 47% bzw. 50% am höchsten. 22,9 Kürzung von Großhandel 22,0 Sonderzahlungen Wenn Firmen vom Mindestlohn betroffen sind, 18,8 28,0 Einzelhandel aber keine Maßnahmen ergreifen, deutet dies (inkl. Kfz) 15,9 16,2 verringerte darauf hin, dass sie aufgrund der gestiegenen 13,3 Investitionen 12,2 Personalkosten geringere Gewinne in Kauf neh‐ 22,9 25,7 men. 23,2 31,3 Preiserhöhungen 14,4 23,9 ImSchnittwerdenallerdingsmehralsdieHälfte 17,5 11,1 der von der Mindestlohnregelung betroffenen Verkürzung der 15,9 Arbeitszeit 15,5 Unternehmenreagieren.Amhäufigstennannten 32,5 21,9 die Befragungsteilnehmer Personalabbau, Preis‐ 25,6 15,7 Personalabbau erhöhungen und Kürzungen von Sonderzahlun‐ 22,7 29,3 gen.AberauchbeidenMaßnahmengibtesgro‐ 43,0 46,7 ßeUnterschiedezwischendenWirtschaftsberei‐ keine 43,0 Maßnahmen 50,3 chen, insbesondere im Hinblick auf Personalab‐ 32,5 % bauundPreiserhöhungen. 0 20 40 60 Quelle: Berechnungen des ifo Instituts. 43 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung MindestlohnundnachlassendeDynamikderTariflöhne Mehrals25%derbetroffenenUnternehmenimVerarbeitendenGewerbesowiefast30%derbetroffe‐ nen Einzelhändler wollen mit Personalabbau auf den Mindestlohn reagieren. Bei den Dienstleistungs‐ unternehmern liegt dieser Anteil nur bei knapp 16% der betroffenen Firmen. Allerdings werden in diesemBereichvoraussichtlicheinDrittelderUnternehmen diePreise erhöhen. IndenübrigenWirt‐ schaftsbereichen scheinen Preiserhöhungen aufgrund der Wettbewerbssituation deutlich schwerer durchsetzbar zu sein. Auf das Instrument der Verkürzung der Arbeitszeit im Einzelhandel ungefähr einemDrittelderbetroffenenUnternehmenzurückgreifen,währendimVerarbeitendenGewerbediese MaßnahmenurvongeringerBedeutung(11%)ist.EineetwagleichhoheBedeutungüberalleBereiche hinweghatdieKürzungvonSonderzahlungen(23%).DieVerringerungvonInvestitionenwirdfürei‐ nenTeilderFirmenebenfallsvonBedeutungsein.Fast16%dervomMindestlohnbetroffenenUnter‐ nehmengabenan,dasssiealsReaktionaufdieEinführungderMindestlohnregelungihreInvestitionstä‐ tigkeiteneinschränkenwerden.BesondersimBereichdesEinzelhandelswerdenInvestitionenzurück‐ gefahren(23%),aberauchimVerarbeitendenGewerbegaben16%derbetroffenenUnternehmenver‐ ringerteInvestitionenalsMaßnahmean. GibtesbereitsReaktionenaufdiebevorstehendeEinführungdesMindestlohns? DieEinführungdesMindestlohnshattatsächlichbereitsvorseinemInkrafttretenersteSpurenbeiden Unternehmenhinterlassen,dievomMindestlohnbetroffensindunddieangaben,daraufzureagieren. ImRahmendesmonatlichifoKonjunkturtestswerdendieUnternehmenregelmäßignachderEntwick‐ lung der Inlandsverkaufspreise im vorangegangenen Monat gefragt. In der Novemberumfrage zeigte sich,dassvomMindestlohnbetroffeneUnternehmen,diePreiserhöhungenalsMaßnahmeinErwägung Tabelle3.7 zogen, ihre Preise bereits häufiger erhöht Vergleich mit aktuellen Ergebnissen des ifo Konjunkturtests haben als andere Firmen (vgl. Tab. 3.7). Inlandsverkaufspreise im November, wenn Preiserhöhung bei Umfrage genannt Vom MindestAberauchbeidenregelmäßigvomifoInsti‐ erhöht unverändert gesenkt lohn betroffen? ja 16% 75% 8% tut abgefragten Erwartungen bezüglich der Verarbeitendes Gewerbe nein 4% 87% 8% Entwicklung der Preise und der Anzahl der ja 22% 67% 10% Handel BeschäftigtenindennächstendreiMonaten nein 8% 77% 13% schlagen sich die von den Unternehmen Preiserwartungen im November, wenn Preiserhöhung bei Umfrage genannt angegebenenMaßnahmennieder. Vom Mindeststeigend unverändert fallend lohn betroffen? ja 21% 63% 14% Verarbeitendes Gewerbe Ein deutlich höherer Anteil der vom Min‐ nein 10% 80% 10% ja 35% 52% 11% destlohn betroffenen Firmen gab an, in den Dienstleister nein 20% 73% 5% nächsten drei Monaten die Preise anheben ja 26% 55% 19% Handel nein 22% 65% 12% oder Personal abbauen zu wollen. Bei den Dienstleistungsunternehmen stieg der An‐ Beschäftigungserwartung November, wenn Personalabbau bei Umfrage genannt teil der Firmen, die Preiserhöhungen in Er‐ Vom Mindestabnehmend lohn betroffen? zunehmend gleich bleibend wägung ziehen, derart an, dass die Preiser‐ ja 5% 63% 31% Verarbeitendes Gewerbe nein 6% 78% 15% wartungen in diesem Wirtschaftsbereich ja 10% 46% 42% Dienstleister insgesamt den höchsten Wert seit Beginn nein 15% 74% 11% derVeröffentlichungderErgebnisseimJahr ja 5% 58% 38% Handel nein 8% 80% 10% 2005erreichten. Frage nach Inlandsverkaufspreisen wird bei den Dienstleistern nicht gestellt. Alle Auswertungen sind ungewichtet. Quelle:: Befragung des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 44 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung ZunahmederErwerbstätigkeitverliertanTempo wordensind,dieaufgrundderspätenLageder Sommerferien zunächst ausgeblieben waren. BeialledemerhöhtsichdasArbeitsvolumenim Jahr 2014 voraussichtlich um 1,5% (Abb. 3.8). Damit einher geht eine Zunahme der Erwerbs‐ tätigkeit um rund 370000 Personen, und die Arbeitslosigkeit sinkt um rund 50000 Perso‐ nen, so dass eine Arbeitslosenquote von 6,7% erreichtwerdendürfte(Tab.3.8) Zunahme der Erwerbstätigkeit verliert an Tempo Die konjunkturelle Schwächephase hat allmäh‐ lichSpurenaufdemArbeitsmarkthinterlassen. So verlangsamte sich der Anstieg der Erwerbs‐ tätigkeitseitJahresmitte.DieZahldergeringfü‐ gig Beschäftigten war sogar leicht rückläufig. Gleichzeitig nahm die Zahl der Arbeitslosen kaumnochab.Hierhatsichwohlauchderspä‐ te Beginn der Sommerferien bemerkbar ge‐ macht, der dazu führte, dass Neueinstellungen ausblieben. Da die Arbeitsnachfrage gemessen an der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden im drittenQuartalstärkerzunahmalsdieProduk‐ tion, sank die Stundenproduktivität. Damit ist dieStundenproduktivitätseitdreiJahrennahe‐ zukonstant. Im vierten Quartal dürfte sich der Beschäfti‐ gungsaufbauweiterverlangsamthaben,unddie Arbeitsnachfrage gemessen in Stunden wird wohl ebenfalls langsamer ausgeweitet worden sein. Gleichwohl dürfte die Arbeitslosigkeit im Jahresendquartal beschleunigt zurückgegangen sein, da nun die Neueinstellungen nachgeholt Abbildung3.8 Geleistete Arbeitsstunden der Erwerbstätigen im Inland Saison- und kalenderbereinigter Verlauf 15 000 Mill. Stunden % 14 800 b) Jahresdurchschnitt Jahresdurchschnitt b) Mill. Mill. Stunden Stunden (linke (linke Skala) Skala) 14 600 1,6% 1,5% -0,3% 0,0 Prognosezeitraum 1,6% 14 000 -1,5 13 800 2010 a) b) 2011 2012 2013 2014 2015 57 763 57 608 58 484 58 874 Erwerbstätige Inländer 41 979 42 226 42 596 42 788 37 435 37 769 38 179 38 355 29 341 29 713 30 201 30 519 5 704 5 698 5 697 5 586 4 981 5 017 5 030 4 944 darunter: darunter: Minijobs Ein-Euro-Jobs a) Selbständige Pendlersaldo Erwerbstätige Inland Arbeitslose Arbeitslosenquote BAb) Erwerbslosec) Erwerbslosenquoted) a) 2014 2015 Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala). Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr in %. Arbeitsvolumen (Mill. Stunden) Marginal Beschäftigte 2013 Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts. Deutschland Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 1,5 -0,3% 14 200 Arbeitsmarktbilanz Jahresdurchschnitt in 1 000 Personen Arbeitnehmer 0,7% 14 400 Tabelle3.8 2012 3,0 a) laufende Rate Rate a) laufende 129 111 97 72 4 544 4 457 4 417 4 433 54 55 55 54 42 033 42 281 42 651 42 841 2 897 2 950 2 900 2 875 6,8 6,9 6,7 6,6 2 316 2 270 2 155 2 132 5,1 4,8 4,7 5,2 b) Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung. – Arbeitslose in % der zivilen Erwerbspersonen (Definition gemäß Bundesagentur für Arbeit). – c) Definition der ILO. – d) Erwerbslose in % der inländischen Erwerbspersonen (Erwerbstätige Inländer plus Arbeitslose). Quelle: Statistisches Bundesamt; Bundesagentur für Arbeit; 2014 und 2015: Prognosen des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 45 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung ZunahmederErwerbstätigkeitverliertanTempo Abbildung3.9 Im kommenden Jahr wird sich der Beschäfti‐ gungsaufbau im Zuge der Produktionsauswei‐ tung wohl fortsetzen, wenn auch mit nachlas‐ sendemTempo.SozeigtdasifoBeschäftigungs‐ barometervonhohemNiveaukommendinder Tendenznachunten(Abb3.9).DerZugangder bei der Bundesagentur gemeldeten offenen Stellen ist derzeit zwar hoch. Allerdings nahm auch die durchschnittliche Vakanzzeit einer gemeldetenStelleetwaszu,wasdaraufhindeu‐ tet,dassoffeneStellenzögerlicherbesetztwer‐ den. Der ab dem kommenden Jahr gültige ge‐ setzliche Mindestlohn wird insbesondere die NachfragebeidenMinijobsbeeinträchtigen,da dort die Löhne im Durchschnitt mit zweistelli‐ gen Raten steigen. Vor diesem Hintergrund dürfte die Zahl der Minijobs im kommenden Jahr um durchschnittlich 80000 Personen ab‐ nehmen. In der Gesamtwirtschaft macht sich der Anstieg der realen Arbeitskosten im kom‐ menden Jahr ebenfalls bemerkbar, so dass sich der Beschäftigungsaufbau bei den sozialversi‐ cherungspflichtig Beschäftigten voraussichtlich weiter verlangsamen wird. Der Anstieg der so‐ zialversicherungspflichtigen Beschäftigung um rund 320000 Personen dürfte den Rückgang der marginalen Beschäftigung aber mehr als ausgleichen. Alles in allem erhöht sich die Zahl der Erwerbstätigen im Jahr 2015 um durch‐ schnittlich 190000 Personen (Abb. 3.10). ifo Beschäftigungsbarometer für Deutschland für die gewerbliche Wirtschaft 2005 = 100, saisonbereinigt 115 110 105 100 2010 Abbildung3.10 Erwerbstätige Inlandskonzept, saisonbereinigter Verlauf 45,0 Mill. Personen Tsd. Personen 400 a) Veränderung Veränderung gegenüber gegenüber dem dem Vorquartal Vorquartal a) b) Jahresdurchschnitt Jahresdurchschnitt b) 44,0 Mill. Mill. Personen Personen (linke Skala) 300 +370 43,0 +550 +190 200 +248 +463 42,0 100 41,0 0 Prognosezeitraum +128 40,0 -100 2010 2011 2012 2013 2014 2011 2012 2013 2014 Quelle: ifo Konjunkturtest, November 2014. 2015 Der gesetzliche Mindestlohn hat auch Auswir‐ kungen auf die Arbeitszeit je Arbeitnehmer. In dieser Prognose ist unterstellt, dass sich durch den gesetzlichen Mindestlohn der Anteil der geringfügig Beschäftigten an den Arbeitneh‐ mernreduziert,wasdiedurchschnittlichgeleis‐ tete Arbeitszeit je Arbeitnehmer für sich ge‐ nommen erhöht. Allerdings steigt die Teilzeit‐ quote dem langfristigen Trend folgend wohl weiteran.ImErgebnisnimmtdiedurchschnitt‐ licheArbeitszeitnurum0,2%zu,unddieZahl der insgesamt geleisteten Stunden erhöht sich um0,7%. InwiefernsichdiesteigendeErwerbstätigkeitin der Zahl der Arbeitslosen niederschlägt, hängt von der Entwicklung des Arbeitsangebots ab. Zum einen dürfte die Zahl der Inländer im Er‐ werbsalter im kommenden Jahr erneut stark rückläufig sein. Zudem haben im kommenden Jahr etwa 300000 bis 400000 Personen An‐ spruch auf die abschlagsfreie Rente mit 63,8 sodassdasArbeitsangebotzusätzlichsinkt.Zum anderen nehmen dem langfristigen Trend fol‐ gend immer mehr Inländer – darunter insbe‐ sondere Rentner – am Erwerbsleben teil. Au‐ ßerdem wird die Nettozuwanderung von Ar‐ beitskräftenausdenEU‐Mitgliedsstaatenanhal‐ a) Veränderung gegenüber dem Vorquartal in Tausend Personen (rechte Skala). b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Tausend Personen. Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts. 8Walwei,Ulrich(2014),Standpunkt:Rentemit63‐ führt der Weg in die richtige Richtung?, IAB‐ Forum,Nr.1,S.24‐29. 46 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung VerhalteneExpansiondesExports ten. Hierfür spricht, dass sich die Arbeitsplatz‐ aussichteninvielenLändernderEUimProgno‐ sezeitraum nur zögerlich bessern. Schließlich dürfte der mindestlohnbedingte Rückgang der geringfügig Beschäftigten nicht in vollem Um‐ fangzueinemAnstiegderregistriertenArbeits‐ losigkeit führen, da ein Teil der betroffenen Personenbereitsheutearbeitslosgemeldetist9 und ein weiterer Teil (u.a. Schüler, Studenten und Rentner) nicht in der Arbeitslosenstatistik erfasstwird.AllesinallemdürftedieArbeitslo‐ sigkeitimVerlaufdesJahres2015inetwastag‐ nieren; jahresdurchschnittlich ergibt sich ein leichter Rückgang um 25000 Personen (Abb. 3.11). Abbildung3.11 Arbeitslose Saisonbereinigter Verlauf 4,0 Mill. Personen Tsd. Personen 200 Veränderunggegenüber gegenüberdem demVorquartal Vorquartala)a) Veränderung Jahresdurchschnitt Jahresdurchschnittb)b) Mill. Mill.Personen Personen (linke Skala) 3,6 100 -176 Prognosezeitraum -262 3,2 0 -79 53 2,8 -25 Das Winterhalbjahr dürfte von einer Zweitei‐ lung beim Export geprägt sein. Für das vierte Quartal ist nur mit einer sehr verhaltenen Zu‐ nahme der Ausfuhr zu rechnen. Neben einem relativ niedrigen ifo Auftragsbestand aus dem Ausland sprechen hierfür die ifo Exporterwar‐ tungen, die sich im Verlauf des Sommers bis hinein in den September deutlich eingetrübt 10 hatten. Darüber hinaus sind die Aufträge aus dem Ausland nach deutschen Investitionsgü‐ tern im Oktober gegenüber dem Vorquartal gefallen. Allerdings verzeichneten die ausländi‐ schen Auftragseingänge nach Vorleistungsgü‐ tern einen kräftigen Anstieg. Auch ist die für Oktober vorliegende nominale Ausfuhr in Ab‐ grenzung des Spezialhandels gegenüber dem dritten Quartal angestiegen. Das liegt aber vor allem an dem großen Überhang im Spezialhan‐ del im dritten Quartal. Insgesamt dürfte der Export im vierten Quartal lediglich um 0,4% expandieren. Im ersten Quartal 2015 wird die Ausfuhr wohl wieder moderat zulegen. Dafür sprechen die jüngsten Anstiege der Exporter‐ wartungensowiedasimTrendaufwärtsgerich‐ 11 teteifoExportklima(vgl.Abb.3.12). -100 -50 2,4 -200 2010 2011 2012 2013 2014 2015 a) Veränderung gegenüber dem Vorquartal in Tausend Personen (rechte Skala). b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Tausend Personen. Quellen: Bundesagentur für Arbeit; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts. VerhalteneExpansiondesExports Der Export legte im dritten Quartal mit 1,9% überraschendstarkzu.DiezusätzlicheNachfra‐ ge nach deutschen Produkten stammte aus ei‐ ner Vielzahl von Ländern: im Euroraum waren diesvorallemdieNiederlande,Spanien,Italien undÖsterreich,inOsteuropaUngarnundPolen. DesWeiterensorgtenSchweden,Großbritanni‐ en,dieUSAunddieasiatischenSchwellenländer für zusätzliche Impulse. Einbußen mussten die deutschen Exporteure lediglich in Russland hinnehmen–dassiebteQuartalinFolge. 10 Die ifo Exporterwartungen basieren auf den Mel‐ dungen der deutschen Industrie im Rahmen des monatlichen ifo Konjunkturtests, vgl. Grimme C. und K. Wohlrabe (2014), „Die ifo Exporterwar‐ tungen–einneuerIndikatorzurLagederExport‐ industrie in Deutschland“, ifo Schnelldienst 67 (23),3‐4. 11DasifoExportklimasetztsichausIndikatorender Unternehmens‐ und Verbraucherstimmung in den wichtigsten Absatzmärkten Deutschlands und einem Indikator für die preisliche Wettbe‐ werbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zusam‐ men, vgl. Elstner S., C. Grimme und U. Haskamp (2013), „Das ifo Exportklima – ein Frühindikator für die deutsche Exportprognose“, ifo Schnell‐ dienst66(04),36‐43. 9 Derzeit gibt es rund 460000 geringfügig Beschäf‐ tigteArbeitslosengeldII‐Bezieher. 47 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung VerhalteneExpansiondesExports Abbildung3.12 Abbildung3.13 Saisonbereinigte Werte 30 Reale Exporte Frühindikatoren für den Export Saison- und kalenderbereinigter Verlauf Saldo Index 380 1,0 b) Jahresdurchschnitt Jahresdurchschnittb) 355 5,2% Volumen Mrd. Euro (linke Skala) 0,6 20 3,9% 330 0,4 15 2,8% 0,2 305 280 -0,2 5 ifo Exporterwartungen -0,4 5 0 8,0% Prognosezeitraum 14,5% 255 0 10 1,6% 0,0 10 15 a) laufende laufendeRate Ratea) 0,8 25 % Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro -5 -10 -0,6 -5 ifo Exportklima 230 -0,8 (rechte Achse) 2011 2012 2013 2011 2012 2013 2014 2015 Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala). b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr. Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts. -1,0 -10 2010 2010 a) 2014 Im weiteren Prognosezeitraum werden die Ex‐ porte voraussichtlich etwas dynamischer zule‐ gen. Zum einen verstärkt sich das Expansions‐ tempo in den USA, in Großbritannien und in vielen aufstrebenden Volkswirtschaften. Zum anderen dürfte sich die langsame Erholung im Euroraumbemerkbarmachenundfürzusätzli‐ che Impulse für die deutsche Ausfuhr sorgen. LeichtstimulierendeEffekteaufdieAusfuhrdy‐ namikdürftenvonderindenletztenzweiQuar‐ talen beobachteten effektiven Abwertung des Euros ausgehen. Darüber hinaus werden die deutschenPreiseimVergleichzuseinenAbsatz‐ ländernaußerhalbdesEuroraumswohlschwä‐ cher zunehmen, so dass es hierüber auch posi‐ tiveEffekteaufdenExportgebendürfte.Insge‐ samt ist mit einem Anstieg des realen Exports um 3,9% in diesem Jahr zu rechnen. Im Jahr 2015dürftedieAusfuhrum5,2%expandieren (vgl.Abb.3.13). Die Importe expandierten im dritten Quartal ähnlich stark wie die Exporte, trotz schwacher inländischer Verwendung. Zuwächse ergaben sich ausschließlich bei den Vorleistungsgüter‐ importen, nachdem diese im zweiten Quartal gefallen waren. Nachdem dieser Aufholprozess beendet wurde, dürften im vierten Quartal die Importewiederetwasverhaltenerexpandieren. Daraufdeutetauchdiesehrverhalteneinländi‐ Quelle: ifo Institut. sche Aktivität hin, die aus der Produktion im VerarbeitendenGewerbe,deninländischen AuftragseingängenimVerarbeitendenGewerbe sowie den ifo Geschäftserwartungen im Verar‐ beitendenGewerbeabgeleitetwerdenkann.Die für Oktober vorliegende Wareneinfuhr in Ab‐ grenzung des Spezialhandels ist relativ zum dritten Quartal geringfügig zurückgegangen. NachdemJahreswechselwerdendieEinfuhren wohl leicht beschleunigt zulegen. Zum einen profitieren die Importe von der stärkeren Ex‐ pansion der Ausrüstungsinvestitionen, zum anderen von der Zunahme der Ausfuhren, die insbesondere die Einfuhr von Vorleistungsgü‐ ternerhöhendürfte.InsgesamtwirdderImport in diesem Jahr voraussichtlich um 3,7% zu‐ nehmen. Im kommenden Jahr dürfte er um 5,8%expandieren(vgl.Abb.3.14). 48 -15 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung VerhalteneExpansiondesExports Abbildung3.14 Reale Importe Saison- und kalenderbereinigter Verlauf 340 % Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro 12 a) laufende laufende Rate Rate a) b) Jahresdurchschnitt Jahresdurchschnitt b) 320 9 Mrd. Euro (linke Skala) Volumen 5,8% 300 6 3,7% 280 3 3,1% 0,0% 260 0 12,9% Prognosezeitraum 7,1% 240 220 -3 -6 2010 2011 2012 2013 2014 2015 a) Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala). b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr. Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts. Der Nettoexport ist im dritten Quartal weiter angestiegen. Im Prognosezeitraum werden die Einfuhren zwar mit höheren Raten zulegen als die Ausfuhren, aufgrund des niedrigeren Im‐ portniveaus relativ zu dem des Exports baut sich der Außenbeitrag in Relation zum Brut‐ toninlandsprodukt im Jahresdurchschnitt aber noch nicht ab; er beträgt in diesem und im nächsten Jahr jeweils 6,5%. Für dieses Jahr ergibtsicheinpositiverBeitragdesAußenhan‐ dels zur Expansion des Bruttoinlandsprodukts von 0,3 Prozentpunkten, im nächsten Jahr von 0,1 (vgl. Tab. 3.9). Der Leistungsbilanzsaldo in Relation zum Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesemJahrbei7,3%undimnächstenJahrbei 7,4% liegen und ist damit höher als der Anteil desAußenbeitragsamBruttoinlandsprodukt.12 DieTermsofTradehabensichimdrittenQuar‐ tal wie schon in den Quartalen zuvor weiter verbessert. Die Importpreise gingen abermals zurück,bedingtdurchdenRückgangderPreise für Energieträger, die seit sieben Quartalen rückläufig sind. Die Exportpreise stiegen leicht an,nachdemsiedreiQuartalelangstagnierten. Verantwortlich dafür waren die Preiserhöhun‐ gen bei den Kraftfahrzeugen und in der Che‐ miebranche. Für das vierte Quartal weisen die vorliegenden Werte für die Außenhandelsprei‐ se darauf hin, dass die Ausfuhrpreise wohl et‐ was stärker zulegen werden als die Einfuhr‐ preise, so dass sich die Terms of Trade weiter verbessern. Im weiteren Prognosezeitraum dürften sich sowohl Ausfuhr‐ als auch Einfuhr‐ preise moderat erhöhen. Zum einen führt die BelebungderAuslandsnachfragedazu,dassdie inländischen Unternehmen, ihre Kostensteige‐ rungen besser auf ihre Abnehmer überwälzen können.ZumanderenwerdendieEinfuhrpreise durch den expandierenden Welthandel wohl zulegen. In diesem Jahr werden die Terms of Trade um 1,4% steigen, im kommenden Jahr um0,3%. Tabelle3.9 Beiträge zur Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (in Prozentpunkten) Konsumausgaben 2013 2014a) 2015a) 1,2 0,6 0,8 Private Konsumausgaben 0,5 0,6 0,9 Konsumausgaben des Staates 0,1 0,2 0,3 –0,1 0,6 0,4 –0,2 0,2 0,2 Bauten 0,0 0,3 0,2 Sonstige Anlagen 0,0 0,0 0,1 Vorratsveränderungen 0,2 –0,2 –0,2 Bruttoanlageinvestitionen Ausrüstungen Letzte inländische Verwendung 0,6 1,2 1,4 Außenbeitrag –0,5 0,3 0,1 Exporte 0,7 1,8 2,4 Importe –1,3 –1,5 –2,3 0,1 1,5 1,5 Bruttoinlandsproduktb) a) Schätzungen des ifo Instituts. – b) Veränderung in % gegenüber dem Vorjahr. Abweichungen in den Summen durch Runden der Zahlen. 12DerUnterschiedistmaßgeblichaufdenSaldoder Quelle: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 Primäreinkommen(bisher:Erwerbs‐undVermö‐ genseinkommen) zurückzuführen, der positiv undbetragsmäßiggrößeristalsdernegativeSal‐ do der Sekundäreinkommen (bisher: laufende Übertragungen).DiesebeidenSaldenergebenzu‐ sammenmitdemSaldoderHandels‐undDienst‐ leistungsbilanz (dem Außenbeitrag) den Saldo derLeistungsbilanz. 49 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung Investitionstätigkeitwirdgedämpft Abbildung3.15 Investitionstätigkeitwirdgedämpft ifo Geschäftserwartungen für Investitionsgüter Saldo in %, saisonbereinigt Die Ausrüstungsinvestitionen sind im dritten Quartal 2014 um 2,3% deutlich zurückgegan‐ gen. Maßgeblich hierfür dürften die pessimisti‐ scheren Geschäftserwartungen der Unterneh‐ men sein, die vor dem Hintergrund geopoliti‐ scher Spannungen und sich verschlechternder wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen spürbar weniger investiert haben. Die positive Grunddynamik der Ausrüstungsinvestitionen, die seit der zweiten Jahreshälfte 2013 zu be‐ obachtenwar,istsomitvorerstunterbrochen. Zum Jahresende hin bleiben die Aussichten für dieInvestitionstätigkeitpessimistisch.Sowaren die Auftragseingänge für inländische Investiti‐ onsgüterimdrittenQuartalinsgesamtrückläu‐ fig, und auch die Produktion im Oktober sank gegenüber dem Vorquartal. Zudem haben sich die Erwartungen der ifo Investitionsgüterpro‐ duzenten zuletzt weiter eingetrübt, wenngleich der Rückgang nicht ganz so kräftig war wie in denMonatenzuvor(vgl.Abb.3.15).Dieschlech‐ terenGeschäftserwartungenhabenmittlerweile auchzuAnpassungenindenInvestitionsplänen derUnternehmengeführt.Sozeigendievorläu‐ figen Ergebnisse des ifo Investitionstests, dass die Firmen im Verarbeitenden Gewerbe ihre geplanten Investitionsausgaben für das laufen‐ de Jahr mehr als halbiert haben. Hinsichtlich möglicherEinflussfaktorenaufdieInvestitions‐ tätigkeit scheint ein zunehmender Anteil der befragtenFirmeninsbesonderediewirtschafts‐ politischen Rahmenbedingungen restriktiver einzuschätzen als noch im vergangenen Herbst (vgl. Abbildung 3.16).13 Insgesamt dürften die Ausrüstungsinvestitionen im Jahresabschluss‐ quartal nochmals leicht abnehmen, allerdings nichtganzsostarkwieindenSpätsommermo‐ naten. 13 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: ifo Konjunkturtest. Abbildung3.16 Investitionsdämpfende Faktoren 20 % 15 10 5 0 Absatzlage/ -erwartungen Finanzierungsmöglichkeiten/-kosten Erwartung für 2014 (Umfrage im Herbst 2013) Ertragserwartungen Technische Entwicklung Erwartung für 2014 (Umfrage im Herbst 2014) Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen Andere Faktoren Erwartung für 2015 (Umfrage im Herbst 2014) Anteil der befragten Unternehmen, die den jeweiligen Faktor als dämpfend für ihre inländische Investitionstätigkeit angeben (Antwortkategorien „leichte“ und „deutliche Dämpfung“). Die Firmenangaben sind umsatzgewichtet. Quelle: ifo Investitionstest Verarbeitendes Gewerbe; Berechnungen des ifo Instituts. Eine allmähliche Erholung der Ausrüstungsin‐ vestitionen dürfte sich erst wieder im Verlauf desnächstenJahreszeigen.ZuletztistdieKapa‐ zitätsauslastung in der Industrie zwar gesun‐ ken,sieliegtaberimmernochleichtüberihrem langfristigen Durchschnitt. Auch deutet der ifo InvestitionstestfürdaskommendeJahraufeine moderateAusweitungderInvestitionsausgaben hin. Im Zuge eines sich verbessernden Export‐ klimas dürften insgesamt wieder vermehrt In‐ vestitionen in Ausrüstungen getätigt werden. VomFinanzierungsumfeldsolltenimPrognose‐ zeitraum keine negativen Impulse ausgehen. Die Vergabestandards für Unternehmenskredi‐ te bleiben laut Bank Lending Survey der Bun‐ desbankunverändertgünstig.Zwaristdievom ifo erhobene Kredithürde zuletzt leicht gestie‐ gen,liegtaberweiterhinaufniedrigemNiveau. Vor diesem Hintergrund scheint die Einführung desMindestlohnseineleichtdämpfendeWirkung auf die Investitionspläne der betroffenen Unter‐ nehmen mit sich zu bringen, wie die ifo Sonder‐ frage im November zeigt (siehe Kasten Mindest‐ lohn). 50 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung BaukonjunkturverläuftinmoderatenBahnen imweiterenPrognoseverlaufwiederzunehmen. Impulse kommen hierbei vor allem von Mehr‐ familienhäusern,derenNachfrageaufgrundder stetigen Zuwanderung, der Urbanisierung und der robusten Arbeitsmarktlage weiter steigt. Gleichzeitig sind die durchschnittlichen Zinsen fürneueWohnungsbaukrediteimJahresverlauf auf 2,3% gesunken, und die Kreditnachfrage derprivatenHaushaltehatsichleichtverstärkt. Fürinstitutionelle Anlegerzeichnetsichjedoch angesichts des hohen Niveaus der Immobilien‐ preisederzeiteineschwächereRenditeab.Dar‐ überhinaushabensichdieAuftragseingängeim Wohnungsbau im Sommerhalbjahr deutlich abgeschwächt.VordemHintergrundeinesnoch relativ hohen Auftragsbestands und sich bes‐ serndenifoErwartungenimWohnungsbau(vgl. Abb. 3.18) spricht die Summe der Faktoren für moderate Zuwachsraten in diesem Segment. Für das laufende Jahr wird eine Zunahme der Investitionen in Wohnbauten um 3,1% und im kommenden Jahr um 2,0% erwartet (vgl. Ta‐ belle3.10). Darüber hinaus verfügen die Unternehmen über ausreichend Eigenmittel, wenngleich sich die Gewinne der besonders vom Mindestlohn betroffenen Dienstleistungs‐ und Einzelhan‐ delsbranchen im weiteren Prognoseverlauf schwächer entwickeln dürften (siehe Kasten Mindestlohn). TrotzderschwachenzweitenJahreshälftewer‐ dendieAusrüstungsinvestitionen,zudenenvor allemMaschinen,GeräteundFahrzeugezählen, in 2014 voraussichtlich um 3,1% steigen. In 2015 werden sie zwar im Jahresdurchschnitt mit2,6%etwaswenigerstarkzunehmen,aber im Jahresverlauf betrachtet deutlich an Dyna‐ mikgewinnen(vgl.Abbildung3.17). Abbildung3.17 Reale Investitionen in Ausrüstungen Saison- und kalenderbereinigter Verlauf 50 Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro % 2,6% 48 6 4 3,1% 6,1% Abbildung3.18 2 -3,0% 46 ifo Geschäftserwartungen im Wohnungsbau 0 44 9,9% Prognosezeitraum Saldo in %, saisonbereinigte Werte mit Census X13 8 -2 -2,4% 42 a) laufende Rate Rate a) laufende b) Jahresdurchschnitt b) Jahresdurchschnitt -4 4 -6 0 Volumen Mrd. Euro (linke Skala) 40 2010 a) b) 2011 2012 2013 2014 2015 Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala). Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr. Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts. -4 -8 Baukonjunktur verläuft in moderaten Bah‐ nen NacheinemkräftigenJahresauftakt2014waren die Bauinvestitionen im Sommerhalbjahr rück‐ läufig. Während das Minus von 3,9% im zwei‐ ten Quartal ein Gegeneffekt auf den äußerst mildenWinterdarstellendürfte,wardasMinus von 0,3% im dritten Quartal von einer nur schwachen Produktionsausweitung im weniger witterungsanfälligen Ausbaugewerbe begleitet. Insgesamt waren zuletzt zwar alle Bausparten vonniedrigerenInvestitionsausgabenbetroffen, vornehmlichaberderöffentlicheundgewerbli‐ cheNichtwohnungsbau. NachdergedämpftenEntwicklungimSommer‐ halbjahr dürften die Wohnungsbauinvestitionen -12 -16 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: ifo Konjunkturtest. Tabelle3.10 Reale Bauinvestitionen 2013 Anteil in % 2013 2014 2015 Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % Wohnungsbau 59 0,6 3,1 Nichtwohnungsbau 41 –1,0 3,3 1,4 Gewerblicher Bau 29 –2,1 3,2 0,8 12 1,6 3,4 2,8 100 –0,1 3,2 1,7 Öffentlicher Bau Bauinvestitionen 2,0 Quelle: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 51 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung PrivaterKonsumsteigtweiter Abbildung3.19 Die gewerblichen Bauinvestitionen dürften sich angesichtsderpessimistischenGeschäftserwar‐ tungen der Unternehmen zunächst weiter zö‐ gerlich entwickeln. Hierauf deutet auch die schwache Zunahme der weiter vorlaufenden Neubaugenehmigungen. Die gewerblichen Bau‐ investitionenwerden–bedingtdurchdenstar‐ kenJahresauftakt–in2014voraussichtlichum 3,2% zulegen, gefolgt von 0,8% im nächsten Jahr.14 Die Ausgaben für öffentliche Bauinvestitionen dürften im weiteren Verlauf wieder stärker ausgeweitet werden. Die Kassenlage ist insge‐ samt gut, wenngleich sich das Gewerbesteuer‐ aufkommen der Kommunen etwas schwächer entwickelt hat als zuletzt erwartet.15 Positive Impulse kommen im Prognosezeitraum vom Fluthilfefonds des Bundes und der Länder, aus dem Mittel zur Beseitigung der Flutschäden nochbisEnde2015abgerufenwerdenkönnen. Gegen Ende des Prognosezeitraumes dürften auch zusätzliche Bundesmittel für Infrastruk‐ turmaßnahmen, die insbesondere in die Berei‐ cheVerkehr,BildungundKinderbetreuungflie‐ ßen sollen, als Bauinvestitionen verbucht wer‐ den.16 In diesem Jahr werden die öffentlichen Bauinvestitionen voraussichtlich um 3,4% und imnächstenJahrum2,8%zunehmen. Das ifo Institut erwartet für die gesamten Bau‐ investitionen einen Zuwachs von 3,2% in die‐ semJahr,gefolgtvoneinermoderatenZunahme von 1,7% im kommenden Jahr (vgl. Abbildung 3.19). Reale Bauinvestitionen Saison- und kalenderbereinigter Verlauf Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro 71 % 3,2% -0,1% 67 10 1,7% 6 0,6% 8,4% 63 2 3,2% Prognosezeitraum 59 laufende laufendeRate Rate a) Jahresdurchschnitt Jahresdurchschnitt -2 b) Volumen Volumen(linke (linkeSkala) Skala) 55 -6 2010 2011 2012 2013 2014 2015 a) Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala). b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr. Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts. PrivaterKonsumsteigtweiter Der private Konsum ist im Jahresverlauf 2014 merklichgestiegen,imdrittenQuartal2014hat er mit einer laufenden Rate von 0,7% expan‐ diert. Maßgeblich für die vergleichsweise hohe Rate war einmal, dass die Masseneinkommen beschleunigt gestiegen sind. So haben die mo‐ netären Sozialleistungen der privaten Haushal‐ te zur Jahresmitte kräftig zugelegt: Dazu trug bei, dass die Altersbezüge der Bestandsrentner merklich angehoben wurden. Zudem können seither langjährig Versicherte erstmals mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen. Zugleich wurde die bisherige Mütterrentenregelung er‐ weitert. Außerdem wurden Personen mit ver‐ minderterErwerbsfähigkeitbesserabgesichert. Aber auch die Betriebsüberschüsse und Selbst‐ ständigeneinkommenstiegenimdrittenQuartal stark beschleunigt an. Insgesamt expandierten die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte zuletzt um 1,3%, real um 0,8%. Mehr nachgefragt wurden Pkw, zudem dürften viele private Haushalte angesichts der sinken‐ den Heizölpreise ihre Tankvorräte aufgefüllt haben. Im vierten Quartal dürfte sich der Anstieg des realen privaten Konsums fortgesetzt haben. So haben die realen Einzelhandelsumsätze, ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamts zu‐ folge,imOktobersaisonbereinigtweiterexpan‐ diert,dasNiveaudesdrittenQuartalswurdeum 0,4%überschritten.ZugleichnahmendiePkw‐ 14 Im Vergleich zur ifo SommerprognosenachESVG 95 verzeichnet der Wirtschaftsbau im ersten Quartal2014nunlautamtlicherStatistikeinPlus von6,1%(ESVG95:‐0,1%). 15 Vgl. C. Breuer (2014), „Steuermindereinnahmen und ausgeglichener Bundeshaushalt: Zu den Er‐ gebnissen der Steuerschätzung vom November 2014“,ifoSchnelldienst67(22),S.52‐55. 16 Das im November 2014 angekündigte Investiti‐ onsprogramm von 10 Mrd. EUR ist für die Jahre 2016‐2018vorgesehen. 52 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung PrivaterKonsumsteigtweiter den teilzeitarbeitende Eltern finanziell besser‐ gestellt (Elterngeld plus), und die erste Stufe der Pflegereform tritt in Kraft. Zur Jahresmitte werdendieAltersrentenerneutmerklichange‐ hoben (1,57% im Westen, 1,71% im Osten)17, zudem wirken die diesjährigen Leistungsaus‐ weitungenindererstenJahreshälfte2015nach. AllesinallemdürftendieverfügbarenEinkom‐ men der privaten Haushalte im kommenden Jahrum2,5%expandieren.DieSparquotewird annahmegemäß unverändert bleiben. Damit werden die nominalen Verbrauchsausgaben 2015ebenfallsum2,5%zulegen. Nach Abzug der Preissteigerung verbleibt ein realer Konsumzuwachs von 1,7%. Im kon‐ junkturellenVerlaufleistetderprivateKonsum damit weiter einen erheblichen Beitrag zum Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (vgl. Tab. 3.11). Neuzulassungen zu. Das Konsumentenvertrau‐ en und die Bereitschaft zu größeren Anschaf‐ fungen sind weiterhin auf vergleichsweise ho‐ hem Niveau (vgl. Abb.3.20). Die Realeinkom‐ mensentwicklung wird zudem durch die nach‐ gebenden Energiepreise gestützt; jeder Zehn‐ telprozentpunkt weniger Inflation bedeutet für die privaten Haushalte auf das volle Jahr ge‐ rechnet einen Kaufkraftgewinn von 1 ¾ Mrd. Euro. Im Jahresdurchschnitt 2014 dürfte der realeprivateKonsumum1,1%zunehmen(vgl. Abb.3.21). Abbildung3.20 Indikatoren zur Konsumkonjunktura) Salden in % 40 40 Bereitschaft zu größeren Anschaffungenc) 20 20 (linke Skala) 0 0 Abbildung3.21 Konsumentenvertrauenb) (rechte Skala) -20 -20 Reale Konsumausgaben der privaten Haushaltea) Saison- und kalenderbereinigter Verlauf 400 November -40 2010 2011 2012 2013 2014 a) Saisonbereinigt. − b) Mittelwert der Salden in % der Meldungen der privaten Haushalte zu ihrer finanziellen und wirtschaftlichen Lage (in den kommenden zwölf Monaten), Arbeitslosigkeits-erwartungen (in den kommenden zwölf Monaten) und den Ersparnissen (in den kommenden zwölf Monaten). − c) Gegenwärtig. Quelle: Europäische Kommission. -40 Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro % 3,0 b) laufende Rate Rate b) Jahresdurchschnitt 390 c) c) 1,7% Volumen Mrd. Euro(linke Skala) Im kommenden Jahr dürfte der reale private Konsum weiter expandieren. Die Bruttolöhne und ‐gehälter werden mit 3,3% recht kräftig steigen. Netto fällt der Zuwachs mit 3,0% je‐ doch geringer aus. Der Grundfreibetrag wird nicht weiter erhöht, zudem wirkt voll die Pro‐ gression des Einkommensteuertarifs. Bei der gesetzlichenRentenversicherungsinktzwarder Beitragssatz von 18,9% auf 18,7%. Zudem wird der allgemeine Beitragssatz zur gesetzli‐ chen Krankenversicherung von 15,5% auf 14,6% gesenkt. Allerdings können die Kassen zur Verbesserung der Finanzlage einkommens‐ abhängigeZusatzbeiträgeerheben.Zudemwird der Beitragssatz zur sozialen Pflegeversiche‐ rung um 0,3 Prozentpunkte erhöht. In der SummewerdendieBeitragssätzezurSozialver‐ sicherung in etwa konstant bleiben. Die mone‐ tären Sozialleistungen dürften im kommenden Jahr sehr kräftig um 3,6% zunehmen. So wer‐ 2,0 1,1% 0,8% 380 1,0 0,7% 370 0,0 0,6% Prognosezeitraum 2,3% 360 -1,0 350 -2,0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 a) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck. b) Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala). c) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr. Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts. 17 53 Die Rentenerhöhung fällt im Jahr 2015 voraus‐ sichtlichumeinenProzentpunktniedrigerausals bisher vorausgeschätzt. Maßgeblich hierfür ist, dass die Bundesagentur für Arbeit Ende August 2014 die sozialversicherungspflichtige Beschäfti‐ gungumneuePersonengruppen(z.B.Beschäftig‐ te in Behindertenwerkstätten sowie in Freiwilli‐ gendiensten)erweiterthat.DieEinbeziehungdie‐ serGeringverdienerdrücktdieBruttolohnsumme je Beschäftigten 2014, nicht aber die des Jahres 2013, die für die Rentenanpassung 2015 noch nachalterSV‐Abgrenzungberechnetwird. DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung Staatskonsumwiederetwaskräftiger Tabelle3.11 Quartalsdaten zur Entwicklung der Verwendungskomponenten des realen Bruttoinlandsproduktsa) Veränderung in % gegenüber dem Vorquartal 2012 I Private Konsumausgaben Öffentlicher Konsum Ausrüstungen Bauten –0,1 II 0,1 2013 III 0,0 IV 0,2 I II 0,2 2014 III 0,6 IV I 2015 II III 0,7 0,3 –0,3 0,5 0,1 IVb) Ib) IIb) 0,4 0,4 0,4 IIIb) IVb) 0,4 0,4 0,0 0,7 –0,1 0,4 0,0 0,0 0,6 –0,1 0,2 0,4 0,6 0,3 0,4 0,4 0,3 0,3 0,5 –3,5 –0,7 1,1 –4,0 2,8 –0,6 2,6 1,7 0,4 –2,3 –0,1 0,5 1,2 1,6 1,9 0,5 0,6 –0,1 –0,7 –2,8 3,0 1,8 0,7 4,2 –3,9 –0,3 0,0 0,7 0,8 0,9 0,9 Sonstige Anlagen –1,2 0,8 0,8 –0,3 0,7 0,0 0,2 0,2 0,7 0,1 0,2 0,4 0,5 0,5 0,5 0,5 Vorratsinvestitionenc) –0,3 –0,6 –0,4 0,5 0,2 –0,2 0,3 –0,1 –0,1 0,1 –0,5 0,1 0,0 0,0 0,0 0,0 Inländische Verwendung –0,4 –0,6 –0,5 0,7 –0,2 0,7 0,7 0,0 0,9 –0,2 –0,2 0,4 0,4 0,4 0,5 0,5 0,7 0,7 0,5 –1,1 –0,2 0,1 –0,4 0,5 –0,1 0,1 0,2 –0,2 0,1 0,0 0,0 –0,1 Außenbeitragc) Exporte 1,6 1,2 1,0 –2,1 0,7 1,4 0,7 1,7 –0,2 1,2 1,9 0,4 1,0 1,2 1,4 1,4 Importe 0,2 –0,3 –0,2 0,2 1,2 1,3 1,7 0,7 –0,1 1,1 1,7 0,9 1,1 1,4 1,6 1,8 Bruttoinlandsprodukt 0,3 0,1 0,1 –0,4 –0,4 0,8 0,3 0,4 0,8 –0,1 0,1 0,2 0,4 0,4 0,4 0,4 Saison- und arbeitstäglich bereinigte Werte. – b) Schätzungen des ifo Instituts. – c) Beitrag zur Veränderung des Bruttoinlandsprodukts in Prozentpunkten (Lundberg-Komponenten). Quelle: Statistisches Bundesamt; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 a) Staatskonsumwiederetwaskräftiger Der Staatsverbrauch, der seit 2012 nur verhal‐ tenzugenommenhatte,wirdimlaufendenJahr wiederetwasstärker,mit1,2%gegenüberdem Vorjahrzunehmen.Diesentsprichtinetwadem langfristigenTrend(vgl.Abb.3.22).Inzwischen haben sich das konjunkturelle Umfeld und die Einnahmelage des Staates verbessert, so dass auch der Konsolidierungsdruck abgenommen hat. Im Jahr 2015 wird der Staatskonsum vo‐ raussichtlich noch einmal beschleunigt zuneh‐ men,wobeidieAusgabenfürVorleistungenund soziale Sachleistungen überproportional zu diesemAnstiegbeitragenwerden. Abbildung3.22 Reale Konsumausgaben des Staates Saison- und kalenderbereinigter Verlauf 134 Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro % 5 laufende laufendeRate Ratea)a) 132 Jahresdurchschnittb)b) Jahresdurchschnitt 1,5% Volumen (linke Skala) Volumen 1,2% 130 3 0,7% 128 4 2 1,2% 126 1 0,7% 124 122 0 Prognosezeitraum 1,3% 120 -2 2010 a) 2011 2012 2013 2014 2015 Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala). b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr. Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts. 54 -1 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung Inflationbleibtniedrig 100 1 ImnächstenJahrdürftediederzeitzubeobach‐ tende disinflationäre Phase auslaufen. Von den Rohölnotierungen gehen dann annahmegemäß keine preisdämpfenden Impulse mehr aus, in der vorliegenden Prognose ist wie üblich reale Konstanz unterstellt. Die Stromtarife könnten dagegen etwas nachgeben; das gleiche gilt für dieGaspreise,diemitVerzögerungandieHeiz‐ ölpreise gekoppelt sind. Allerdings werden 2015 die Arbeitskosten beschleunigt steigen. Hierzu trägt der Lohnkostenschub aus der Ein‐ führung des gesetzlichen Mindestlohns bei, der insbesondere Dienstleistungen verteuern dürf‐ te.SoistbeiDienstleistungenfürdieHaushalts‐ führung, Taxifahrten und Kurierdienstleistun‐ gen, im Gaststätten‐ und Beherbergungsgewer‐ be, bei sozialen Einrichtungen sowie bei per‐ sönlichen Dienstleistungen mit Preiserhöhun‐ gen zu rechnen.18 Die Weitergabe des Mindest‐ lohns an die Verbraucher dürfte jedoch nicht zur Gänze gelingen. Hier wird angenommen, dass das Verbraucherpreisniveau aufgrund des Mindestlohnsum¼%zusätzlichsteigt.Außer‐ dem dürften auf dem leergefegten Wohnungs‐ markt die Mieten weiter angehoben werden, zudem wird die Tabaksteuer abermals erhöht. Im Jahresdurchschnitt 2015 wird das Verbrau‐ cherpreisniveau aufgrund des niedrigen Ni‐ veauszuJahresbeginnmit0,8%voraussichtlich jedoch etwas langsamer steigen als in diesem Jahr. DerDeflatordesBruttoinlandsprodukts,derdie Kosten der inländischen Leistungserstellung misst, wird im laufenden Jahr voraussichtlich um1,8%steigenunddamitetwaslangsamerals imJahrzuvor(2013:2,1%).Maßgeblichhierfür ist, dass die Lohnstückkosten 2014 aufgrund der gestiegenen Arbeitsproduktivität schwä‐ 95 0 18 Inflationbleibtniedrig NachStagnationimSchlussquartal2013istder Verbraucherpreisindex (VPI) im bisherigen Jahresverlauf saisonbereinigt mit einer Rate von0,3%proQuartalgestiegen.Hierzuhatbei‐ getragen, dass sich die Preise von Dienstleis‐ tungen und gewerblichen Waren sowie die Wohnungsmieten im Jahresverlauf merklich erhöht haben. Dagegen gaben die Preise für Energie aufgrund der sinkenden Notierungen für Rohöl spürbar nach. Das importierte Kauf‐ kraftplus wäre noch höher ausgefallen, hätte nicht der Euro gegenüber dem US‐Dollar spür‐ barabgewertet.ImJahresendquartal2014dürf‐ te das Verbraucherpreisniveau saisonbereinigt sogar leicht gesunken sein. Zum einen kam es zu einem weiteren deutlichen Preisrutsch bei Heizölund Kraftstoffen,zumanderenverbillig‐ ten sich Textilien aufgrund von vorgezogenen Schlussverkäufen. Das Vorjahrespreisniveau wurdeimNovemberum0,6%übertroffen,das ist die niedrigste Inflationsrate seit Februar 2010. Ohne Berücksichtigung der gesunkenen Preise für Energie hätte die monatliche Inflati‐ onsrate zuletzt bei 0,9% gelegen. Im Jahres‐ durchschnitt2014dürftedasgesamteVerbrau‐ cherpreisniveau um 0,9% gestiegen sein (vgl. Abb.3.23). Abbildung3.23 Verbraucherpreise in Deutschland Saisonbereinigter Verlauf 115 Index % 4 Inflationsrate (rechteSkala) Skala) Inflationsrate a) (rechte Index Index 2010 2010 == 100 100 (linke (linke Skala) Skala) 110 b) Jahresdurchschnitt b) Jahresdurchschnitt 0,9% 0,8% 3 1,5% 2,1% 2,0% 105 2 1,1% Prognosezeitraum 90 -1 2010 2011 2012 2013 2014 2015 a) Veränderung gegenüber dem Vorjahresquartal in %. b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %. Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2014: Prognose des ifo Instituts. 55 Im Dienstleistungsbereich wollen ein Drittel der vom Mindestlohn betroffenen Unternehmen die Preiseerhöhen.vgl.KastenMindestlohn„DieEin‐ führungdesMindestlohnsinDeutschland“sowie C.Erthle,P.Wojciechowski,undK.Wohlrabe,Der flächendeckende Mindestlohn und die Reaktion der Unternehmen – Ergebnisse einer Sonderum‐ frage im ifo Konjunkturtest, in: ifo Schnelldienst, 67(23),2014,S.3‐5. DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung Staatshaushaltbleibtausgeglichen cheralsimJahr2013zugenommenhabendürf‐ ten. Im Jahr 2015 dürfte sich der BIP‐Deflator um 1,4% erhöhen. Zum einen nehmen die Lohnstückkostenabermalsetwaslangsamerzu, zumanderenwirddervomMindestlohnausge‐ hende Kostendruck teilweise von den Unter‐ nehmen in den Gewinnmargen absorbiert, so dass auch die Erträge, je Einheit reales BIP ge‐ rechnet,etwasschwächeralsimJahr2014stei‐ gendürften(vgl.Tab.3.12). Tabelle3.12 BIP-Deflator Inflationsbeiträge der Komponenten des BIP-Deflators in Prozentpunkten 2013 2014a) 2015a) BIP-Deflator 2,1 1,8 1,4 = Arbeitnehmerentgelte (Inländer)c) 1,4 1,1 0,9 + Unternehmens- und Vermögenseinkommenc) 0,2 0,4 0,3 + Abschreibungenc) 0,4 0,1 0,1 + Prod.- und Importabgaben abz. Subventionenc) 0,1 0,0 0,0 b) ./. Saldo der Primäreinkommen übrige Weltc) 0,0 –0,2 0,0 a) Prognose des ifo Instituts. – b) Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %.. – c) Je Einheit reales Bruttoinlandsprodukt. Quelle: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 Staatshaushaltbleibtausgeglichen DieFinanzlagedesStaateshatsichseitdenJah‐ renderWirtschafts‐undFinanzkrise2009und 2010 deutlich entspannt. So konnte das Budgetdefizit deutlich zurückgeführt werden. Bereits in den Jahren 2012 und 2013 erzielte der staatliche Gesamthaushalt leichte Über‐ schüsse. Im Prognosezeitraum ist zu erwarten, dass sich diese Entwicklung fortsetzt. Dabei kommt es insbesondere aufgrund der dynami‐ schen Entwicklung der Bruttolöhne und ‐gehälterzueinemkräftigenAnstiegderSteuer‐ und Beitragseinnahmen, während die diskreti‐ onärenMaßnahmenderFinanzpolitikexpansiv wirken.InderSummewirdderFinanzierungs‐ saldodesStaatesimPrognosezeitrauminetwa konstantbleiben(vgl.Tab.3.13). Im laufenden Jahr dürften die Einnahmen des Staates mit 3,4% kräftiger zunehmen als im Vorjahr. Im Jahr 2013 wurde das Beitragsauf‐ kommen der Sozialversicherung durch eine deutliche Reduktion des Beitragssatzes zur Rentenversicherung gedämpft. Die Steuerein‐ nahmendürftenähnlichwieimVorjahrum3% 56 zulegen. Vor allem das Lohnsteueraufkommen entwickelte sich 2014 überraschend günstig, während die Einnahmen aus der Umsatzsteuer etwas schwächer ausfallen dürften als ur‐ sprünglich erwartet. Die Unternehmenssteuern werden ebenfalls nur verhalten zunehmen, auch weil sich die Veranlagungen für Gewinne aus Vorjahren nur moderat entwickeln (zur Entwicklung des Steueraufkommens, siehe Breuer, 2014). Die Sozialversicherungsbeiträge nehmeninfolgedeskräftigenAnstiegsderBrut‐ tolöhne und ‐gehälter mit rund 3,4% zu. Die empfangenen Vermögenseinkommen werden imJahr2014wiedersteigen,wasvorallemauf die Gewinnabführung der Bundesbank an den Bundeshaushaltzurückzuführenist. Während die Einnahmen des Staates kräftig zunehmen, expandieren die Ausgaben im Jahr 2014mit3%etwasverhaltener.Dabeinehmen die Arbeitnehmerentgelte aufgrund der verein‐ barten Tariflohnsteigerungen mit 3,2% deut‐ lich zu. Die monetären Sozialleistungen steigen aufgrund der spürbaren Rentenanpassung zur Jahresmitte, sowie der sozialpolitischen Maß‐ nahmenderBundesregierung,dieebenfallsdie Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung betreffen, insbesondere in der zweiten Jahres‐ hälftebeschleunigt.VorallemdieVerbesserun‐ gen bei der Mütterrente, sowie die abschlags‐ freieRentemit63bei45Beitragsjahrenwirken hier ausgabenerhöhend. In dieser Prognose wird damit gerechnet, dass die Kosten der ab‐ schlagsfreien Altersrente für besonders lang‐ jährigVersichertewohlbereitsimJahr2014um ca.0,4Mrd.Eurohöherausfälltalsbisherange‐ nommen worden ist. Die monetären Transfers werden damit jahresdurchschnittlich um 2,7% steigen.DiesozialenSachleistungen,diebereits im Vorjahr aufgrund der Abschaffung der Pra‐ xisgebührbesondersstarkgestiegensind,legen auchimJahr2014kräftigzu. Im Jahr 2015 setzt sich diese Entwicklung fort, obgleich die Einnahmen – mit 2,8% – voraus‐ sichtlich etwas weniger kräftig steigen als die Ausgaben des Staates, die mit 3,3% zulegen dürften. Das Steueraufkommen dürfte im Jahr DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung Staatshaushaltbleibtausgeglichen rückgehen,wasdieEntwicklungdermonetären Transfersdämpft. Alles in allem wird der staatliche Finanzie‐ rungssaldo in etwa konstant bleiben. Im Jahr 2014 wird mit einem Überschuss in Höhe von 0,3% in Relation zum Bruttoinlandsprodukt, und im Jahr 2015 mit etwa 0,1% gerechnet (vgl. Tab. 3.13). Angesichts der erzielten Über‐ schüsseimStaatshaushaltwürdesichdieBrut‐ toschuldenquote – unter ceteris paribus An‐ nahmen für die Auswirkungen der europäi‐ schen Schuldenkrise – im Projektionszeitraum deutlich auf rund 70% zum Ende des Jahres 2015reduzieren. 2015um3,2%zunehmen.VorallemdasLohn‐ steueraufkommen expandiert aufgrund der dynamischenEntwicklungderBruttolöhneund ‐gehälter (insbesondere im unteren Einkom‐ mensbereich wegen der Einführung des Min‐ destlohns) kräftig. Zudem wirkt die kalte Pro‐ gression ungebremst. Die in Folge des neuen MindestlohnsstarksteigendenLöhneundGeh‐ älter im unteren Einkommensbereich werden im Jahr 2015 insbesondere die Beiträge der Sozialversicherungansteigenlassen.Zwarwird der Zusatzbeitrag der Arbeitnehmer zur Kran‐ kenversicherunginHöhevon0,9%abgeschafft, dies wird jedoch voraussichtlich weitgehend mit flexiblen Zusatzbeiträgen kompensiert werden. Darüber hinaus wird der Beitragssatz zur Pflegeversicherung um 0,3 Prozentpunkte erhöht werden, während der Beitragssatz zur Rentenversicherung um 0,2% gesenkt wird. In der Summe werden die Beitragssätze zur Sozi‐ alversicherung damit in etwa konstant bleiben. InsgesamtsteigendiestaatlichenEinnahmenim Jahr2015um2,8%unddamitinetwasokräf‐ tigwiedasnominaleBruttoinlandsprodukt. FürdiestaatlichenAusgabenwirdimJahr2015 mit einer Zunahme in Höhe von 3,3% gerech‐ net. Insbesondere die Ausgaben für soziale Sachleistungen tragen zu diesem Anstieg bei, auch weil die Leistungen der Pflegeversiche‐ rungausgeweitetwerden. Zudem entwickeln sich die monetären Sozial‐ leistungen aufgrund der Rentenreformen zur Jahresmitte 2014 im ersten Halbjahr 2015 im Vorjahresvergleich sehr dynamisch. Die Ren‐ tenerhöhung zum 01.07.2014, sowie die ren‐ tenpolitischen Maßnahmen der neuen Bundes‐ regierung wirken auch im kommenden Jahr nach, da sie aufgrund der Einführung in der zweiten Jahreshälfte erst 2015 voll ausgaben‐ wirksamseinwerden.DieRentenerhöhungzur Jahresmitte 2015 wird hingegen mit rund 1,57% in den alten und 1,71% in den neuen Bundesländern etwas schwächer ausfallen als im Vorjahr. Durch die Einführung des Mindest‐ lohns dürften jedoch die Leistungen für er‐ werbstätige Arbeitslosengeld II‐Bezieher zu‐ 57 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung Staatshaushaltbleibtausgeglichen Tabelle3.13 Ausgewählte finanzwirtschaftliche Indikatorena) 2001 bis 2015 in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts Staatseinnahmen Staatsausgaben darunter: darunter: Zinsausgaben Bruttoinvestitionen Finanzierungssaldo Nachrichtlich: Zinssteuerquoteb) Insgesamt Steuern Sozialbeiträge Insgesamt 2001 43,8 21,5 17,8 46,9 3,0 2,3 –3,1 14,0 2002 43,4 21,0 17,9 47,3 3,0 2,2 –3,9 14,1 2003 43,7 21,1 18,1 47,8 2,9 2,1 –4,1 13,8 2004 42,6 20,6 17,7 46,3 2,8 2,0 –3,7 13,6 2005 42,8 20,8 17,4 46,1 2,8 1,9 –3,3 13,3 2006 43,0 21,6 16,9 44,6 2,7 1,9 –1,5 12,6 2007 43,1 22,4 16,1 42,7 2,7 1,9 0,3 11,9 11,8 2008 43,5 22,7 16,1 43,5 2,7 2,0 0,0 2009 44,4 22,4 16,9 47,4 2,6 2,3 –3,0 11,8 2010c) 43,1 21,4 16,5 47,3 2,5 2,3 –4,2 11,5 2011 43,7 22,0 16,4 44,6 2,5 2,3 –0,9 11,3 2012 44,3 22,5 16,5 44,2 2,3 2,2 0,1 10,2 2013 44,5 22,7 16,6 44,3 2,0 2,2 0,1 8,8 2014 44,5 22,7 16,6 44,2 1,8 2,3 0,3 8,0 2015 44,6 22,7 16,6 44,5 1,7 2,3 0,1 7,6 a) In der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen. – b) Zinsausgaben des Staates in Relation zum Steueraufkommen. – c) Ohne Erlöse aus der Versteigerung der Mobilfunklizenzen (4,4 Mrd. Euro). Quelle: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts. ifo Institut Dezember 2014 Kasten:ZurGeneralrevisionderVGR2014 ImSeptember2014wurdenvomStatistischenBundesamtimRahmenderGeneralrevisionderVolks‐ wirtschaftlichenGesamtrechnungen(VGR)erstmalsErgebnissenachdemEuropäischenSystemVolks‐ wirtschaftlicherGesamtrechnungen(ESVG2010)präsentiert,dasaufdemSystemofNationalAccounts (SNA2008)beruht.19 DiequantitativbedeutsamsteÄnderungderVGRmitAuswirkungaufdasNiveaudesnominalenBrutto‐ inlandsproduktsbetrifftdieVerbuchungderAufwendungenfürForschungundEntwicklung(FuE).Die‐ sewurdenbisherindenVGRalsVorleistungenbehandelt.DaVorleistungenbeiderBIP‐Ermittlungvom Produktionswert abgezogen werden, waren FuE‐Aufwendungen bisher nicht im BIP enthalten. Nun‐ mehr werden die FuE‐Aufwendungen der Unternehmen als Bruttoanlageinvestitionen verbucht und erhöhen so das BIP. Auch die staatlichen FuE‐Aufwendungen werden als Bruttoanlageinvestition ver‐ bucht, im gleichen Ausmaß sinken aber aufgrund der geringeren Vorleistungen die öffentlichen Kon‐ sumausgaben, was im Anschaffungsjahr das BIP unverändert lässt. Staatliche FuE‐Leistungen führen aber in den Folgejahren zu einem höheren BIP, weil der auf das FuE‐Anlagevermögen anfallende Ab‐ schreibungsbedarf die über die Kostenkomponenten ermittelte Bruttowertschöpfung des Sektors er‐ höht. 19 Vgl.A.Braakmann,RevidierteKonzeptefürVolkswirtschaftlicheGesamtrechnungen,in:WirtschaftundStatis‐ tik,August2013,S.521‐527,StatistischesBundesamt,VolkswirtschaftlicheGesamtrechnungen,Konzeptionelle UnterschiedezwischenESVG2010undESVG1995,Wiesbaden,August2014,sowieW.Nierhaus,ZurEinfüh‐ rungdesESVG2010:AuswirkungenaufdasBruttoinlandsprodukt,in:ifoSchnelldienst,5/2014,67.Jahrgang, S.45‐48. 58 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung Staatshaushaltbleibtausgeglichen EineandereBIP‐wirksameÄnderungbetrifftdieZuordnungvonmilitärischenGüternindenVGR:Nach dembisherigenESVG95warenzivilnutzbaremilitärischeAnlagen(wieKasernen)alsAnlageinvestiti‐ onen zu buchen. Alle sonstigen Militärgüter (wie Panzer) wurden als Vorleistungen verbucht und er‐ höhtendamitdiestaatlichenKonsumausgaben.NunmehrwerdenmilitärischeWaffensysteme,dielän‐ geralseinJahrgenutztwerden,zudenAnlagegüterngezählt,undihreAnschaffungwirdalsInvestition gebucht. Damit wird dem Faktum Rechnung getragen, dass Waffensysteme kontinuierlich für die Be‐ reitstellung von Sicherheitsdienstleistungen genutzt werden. Im Anschaffungsjahr ist die neue Bu‐ chungsregelBIP‐neutral.IndenFolgejahrenerhöhtsichdasBIPaberaufgrundderaufWaffensysteme anfallendenAbschreibungen. FernerwirdimESVG2010dieAbgrenzungdervolkswirtschaftlichenSektorenpräzisiert.Tendenziell istdieZahlderWirtschaftseinheiten,dieinDeutschlanddemSektorStaatzugerechnetwerden,gestie‐ gen.DiesbewirktaufderVerwendungsseiteeineBIP‐neutraleVerschiebungvondenKonsumausgaben derprivatenOrganisationenhinzudenKonsumausgabendesStaates. EineweitereNeuerungbetrifftdieVerbuchungvonWaren,dieohneEigentumswechselzurWeiterver‐ arbeitunginsAuslandgesendetwerden.BisherwurdenderartigeGüterbeimVersandalsExporteaus‐ gewiesen,beiderRückkehrwurdensiealsImportemiteineminfolgederWeiterverarbeitungerhöhten Wertgebucht.NachdemESVG2010wirdjetztnurnochdieEinfuhrderVeredelungs(dienst‐)leistung verbucht.WeitereÄnderungenimESVG2010beziehensichaufdieErfassungvonSchaden‐bzw.Rück‐ versicherungensowievonRenten‐undPensionsansprüchenprivaterHaushalteanprivateundstaatli‐ cheTrägervonAlterssicherungssystemen.UmdieEU‐weiteVergleichbarkeitderVGR‐Ergebnissenoch weiterzuerhöhen,werdenschließlichindienationalenBIP‐BerechnungenillegaleProduktionsaktivitä‐ ten(inDeutschland:Drogenproduktion,DrogenhandelundZigarettenschmuggel)einbezogen. AllesinallemzeigendierevidiertenErgebnissedesStatistischenBundesamts,dasssichdasnominale BruttoinlandsproduktimZugederVGR‐Revision2014imZeitraum1991bis2013durchschnittlichum 3%erhöhthat.20AufderVerwendungsseitedesBIPhatsichdurchdieRevisiondieInvestitionsquote (AnteilderBruttoinvestitionenamBIP)umrund2Prozentpunkteerhöht.AufderVerteilungsseitedes BIP ist die Lohnquote (Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen) ab dem Jahr 2005 auf‐ grund der Aufwärtsrevision der Arbeitnehmerentgelte leicht gestiegen, die residual ermittelte Ge‐ winnquoteentsprechendleichtgesunken.DielangfristigeEntwicklungdieserGrößenbliebabererhal‐ ten.DieDefizit‐unddieSchuldenstandquotedesstaatlichenSektorssindaufgrunddergenanntenDa‐ ten‐undKonzeptänderungenindenletztenJahrenleichtgesunken. Die Veränderungsraten des realen BIP sind im Revisionszeitraum1991 bis 2013 im Durchschnitt un‐ verändert geblieben. In der Einzelbetrachtung fällt im Rezessionsjahr 2009 die Korrektur der Jahres‐ durchschnittsrateamgrößtenaus(‐5,6%stattzuvor‐5,1%).ImGegenzugzeigtsichdiewirtschaftliche Erholung in den beiden Folgejahren nunmehr kräftiger als bislang veröffentlicht. Die jahresdurch‐ schnittlichen Veränderungsraten des realen BIP für die Jahre 2012 und 2013 sind hingegen merklich nach unten revidiert worden. Auch die saisonbereinigte Entwicklung verlief in diesem Zeitraum un‐ günstigeralsbisherausgewiesen.SowardiedeutscheWirtschaftimWinterhalbjahr2012/13nachak‐ tualisiertem amtlichen Datenstand in einer Rezession: Das reale BIP ist zwei Quartale lang merklich gesunken,zudemfieldieKapazitätsauslastunginderIndustrieunterdenlangjährigenDurchschnitt.21 20 Vgl.StatistischesBundesamt,VGR‐Generalrevision2014:ErgebnisseundHintergründe,Hintergrundpapierzur Pressemitteilungvom1.September2014. 21 Zur Rezessionsdefinition siehe K. Abberger, W. Nierhaus, Was ist eine Rezession? in: ifo Schnelldienst, 61. Jg. 14/2008,S.44‐45. 59 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung Staatshaushaltbleibtausgeglichen Hauptaggregate der Sektoren Mrd. EUR 2013 Gegenstand der Nachw eisung Gesamte Volksw irtschaft Nichtfinanziell e und finanzielle Kapitalgesellschaften Staat Private Haushalte und private Org. o.E. Übrige Welt S1 S 11/S12 S 13 S 14/S 15 S2 2 525,6 502,1 1 693,9 290,1 278,6 63,7 553,1 148,3 – – 2 023,5 1 426,2 18,5 23,7 1 403,8 1 011,7 10,4 21,8 214,9 217,6 0,1 0,3 404,8 197,0 8,1 1,6 – 163,3 11,5 – – 602,5 1 428,3 24,7 304,5 782,2 851,4 403,6 – – – 687,7 409,8 – 2,4 – 24,7 304,5 56,3 21,3 201,3 1 428,3 – – 38,1 420,2 – 174,8 9,4 5,5 4,3 189,0 119,8 2 379,8 326,7 333,3 580,4 581,3 498,2 492,1 280,1 237,2 125,7 70,2 – – 115,2 57,5 – 146,7 133,0 242,4 – 333,3 – 465,4 439,9 – 62,0 18,4 2 011,7 256,5 – 580,4 0,7 0,7 492,1 71,3 85,7 – 235,6 6,9 0,3 3,1 2,3 0,4 6,6 42,1 84,9 2 338,2 2 112,7 – 99,4 – – 47,2 557,5 541,2 – 1 681,3 1 571,5 47,2 – 194,1 – – 30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ........... 225,5 33,8 33,6 533,5 502,1 – 2,3 52,2 2,7 15,3 300,1 290,1 – 1,9 16,3 24,8 10,4 62,8 63,7 – 1,4 157,0 6,3 7,9 170,7 148,3 0,9 – 194,1 4,0 4,2 – – 2,3 31 = Finanzierungssaldo ............................................................... 196,1 56,8 4,2 135,2 – 196,1 – – – – – 2 338,2 347,5 347,5 99,4 – – 557,5 347,5 – 1 681,3 – 347,5 – 194,1 – – 39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche ......... 2 338,2 2 112,7 – 99,4 – – 47,2 210,0 193,7 – 2 028,8 1 919,0 47,2 – 194,1 – – 40 = Sparen ......................................................................................... 225,5 52,2 16,3 157,0 – 194,1 1 = B rutto wertschö pfung ........................................................... 2 – A bschreibungen ...................................................................... 3 = Netto wertschö pfung 1) ......................................................... 4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte ..................................... 5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ................... 6 + Empfangene so nstige Subventio nen ............................. 7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ... 8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................ 9 – Geleistete Subventio nen ..................................................... 10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........ 11 – Geleistete Vermö genseinko mmen ................................. 12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................ 13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........ 14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........ 15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ... 16 – Geleistete Netto so zialbeiträge 2) .................................... 17 + Empfangene Netto so zialbeiträge 2) ............................... 18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ........................... 19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ...................... 20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................ 21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ................... 22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ........... 23 – Ko nsumausgaben .................................................................. 24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche ......... 25 = Sparen ......................................................................................... 26 – Geleistete Vermö genstransfers ....................................... 27 + Empfangene Vermö genstransfers .................................. 28 – B rutto investitio nen ............................................................... 29 + A bschreibungen ...................................................................... Nachrichtlich: 34 Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ........... 35 – Geleistete so ziale Sachtransfers ..................................... 36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................ 37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........ 38 – Ko nsum 2) ................................................................................. 1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) So zialbeiträge einschl. So zialbeiträge aus Kapitalerträgen abzüglich Dienstleistungsentgelt privater So zialschutzsysteme.- 3) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r private Haushalte, private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einschl. so zialer Sachleistungen). Quellen: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts. 60 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung Staatshaushaltbleibtausgeglichen Hauptaggregate der Sektoren Mrd. EUR 2014 Gegenstand der Nachw eisung Gesamte Volksw irtschaft Nichtfinanziell e und finanzielle Kapitalgesellschaften Staat Private Haushalte und private Org. o.E. Übrige Welt S1 S 11/S12 S 13 S 14/S 15 S2 2 614,7 512,4 1 751,7 294,2 287,2 65,4 575,8 152,9 – – 2 102,2 1 478,7 19,6 24,1 1 457,5 1 048,9 10,5 22,3 221,8 224,6 0,1 0,3 422,9 205,2 9,0 1,6 – 187,2 12,1 – – 628,1 1 481,1 25,6 309,9 767,4 832,5 420,4 – – – 680,3 401,7 – 2,5 – 25,6 309,9 52,4 23,2 210,2 1 481,1 – – 34,7 407,6 – 199,3 9,7 5,3 4,2 188,0 122,9 2 458,6 336,9 348,0 589,9 590,8 510,5 504,2 264,9 219,6 141,7 70,5 – – 108,7 58,1 – 150,4 142,7 252,6 – 348,0 – 481,3 451,7 – 64,1 18,3 2 064,3 266,5 – 589,9 0,7 0,7 504,2 50,4 58,7 – 255,8 11,2 0,2 3,1 2,3 0,4 6,7 42,9 88,2 2 419,0 2 168,5 – 114,1 – – 48,3 584,4 563,0 – 1 720,4 1 605,5 48,3 – 216,1 – – 30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ........... 250,5 32,0 32,5 546,8 512,4 – 2,4 65,9 2,3 14,5 301,6 294,2 – 2,0 21,4 22,5 10,7 66,5 65,4 – 1,4 163,2 7,3 7,3 178,7 152,9 0,9 – 216,1 4,5 4,1 – – 2,4 31 = Finanzierungssaldo ............................................................... 219,0 72,7 9,9 136,4 – 219,0 – – – – – 2 419,0 366,6 366,6 114,1 – – 584,4 366,6 – 1 720,4 – 366,6 – 216,1 – – 39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche ......... 2 419,0 2 168,5 – 114,1 – – 48,3 217,8 196,4 – 2 087,0 1 972,1 48,3 – 216,1 – – 40 = Sparen ......................................................................................... 250,5 65,9 21,4 163,2 – 216,1 1 = B rutto wertschö pfung ........................................................... 2 – A bschreibungen ...................................................................... 3 = Netto wertschö pfung 1) ......................................................... 4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte ..................................... 5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ................... 6 + Empfangene so nstige Subventio nen ............................. 7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ... 8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................ 9 – Geleistete Subventio nen ..................................................... 10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........ 11 – Geleistete Vermö genseinko mmen ................................. 12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................ 13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........ 14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........ 15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ... 16 – Geleistete Netto so zialbeiträge 2) .................................... 17 + Empfangene Netto so zialbeiträge 2) ............................... 18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ........................... 19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ...................... 20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................ 21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ................... 22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ........... 23 – Ko nsumausgaben .................................................................. 24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche ......... 25 = Sparen ......................................................................................... 26 – Geleistete Vermö genstransfers ....................................... 27 + Empfangene Vermö genstransfers .................................. 28 – B rutto investitio nen ............................................................... 29 + A bschreibungen ...................................................................... Nachrichtlich: 34 Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ........... 35 – Geleistete so ziale Sachtransfers ..................................... 36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................ 37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........ 38 – Ko nsum 2) ................................................................................. 1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) So zialbeiträge einschl. So zialbeiträge aus Kapitalerträgen abzüglich Dienstleistungsentgelt privater So zialschutzsysteme.- 3) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r private Haushalte, private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einschl. so zialer Sachleistungen). Quellen: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des61 ifo Instituts. DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung Staatshaushaltbleibtausgeglichen Hauptaggregate der Sektoren Mrd. EUR 2015 Gegenstand der Nachw eisung Gesamte Volksw irtschaft Nichtfinanziell e und finanzielle Kapitalgesellschaften S1 S 11/S12 Staat Private Haushalte und private Org. o.E. Übrige Welt S 13 S 14/S 15 S2 2 692,8 523,4 1 812,5 298,5 295,0 67,2 585,3 157,7 – – 2 169,4 1 527,5 19,8 24,0 1 514,0 1 082,5 10,2 22,1 227,8 230,7 0,1 0,3 427,6 214,3 9,5 1,6 – 194,6 12,6 – – 646,2 1 530,0 25,7 314,6 786,2 853,3 443,4 – – – 698,2 411,7 – 2,7 – 25,7 314,6 51,6 21,8 205,4 1 530,0 – – 36,4 419,9 – 207,2 10,1 5,3 4,3 188,5 121,4 2 532,2 352,5 364,2 598,0 598,7 528,9 522,4 251,4 206,9 156,9 75,0 – – 102,2 59,6 – 154,9 159,3 256,5 – 364,2 – 495,8 468,5 – 65,8 18,5 2 118,8 277,5 – 598,0 0,7 0,7 522,4 30,7 29,1 – 265,2 11,7 0,0 3,1 2,3 0,5 6,9 43,7 88,2 2 493,7 2 230,6 – 129,0 – – 49,5 600,7 584,6 – 1 764,1 1 645,9 49,5 – 226,7 – – 30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ........... 263,2 32,6 33,1 559,9 523,4 – 2,4 79,5 2,5 14,6 305,1 298,5 – 2,0 16,0 22,7 11,0 69,3 67,2 – 1,4 167,7 7,4 7,5 185,6 157,7 0,9 – 226,7 4,2 3,7 – – 2,4 31 = Finanzierungssaldo ............................................................... 229,6 87,0 3,6 139,0 – 229,6 – – – – – 2 493,7 381,9 381,9 129,0 – – 600,7 381,9 – 1 764,1 – 381,9 – 226,7 – – 39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche ......... 2 493,7 2 230,6 – 129,0 – – 49,5 218,8 202,8 – 2 146,0 2 027,8 49,5 – 226,7 – – 40 = Sparen ......................................................................................... 263,2 79,5 16,0 167,7 – 226,7 1 = B rutto wertschö pfung ........................................................... 2 – A bschreibungen ...................................................................... 3 = Netto wertschö pfung 1) ......................................................... 4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte ..................................... 5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ................... 6 + Empfangene so nstige Subventio nen ............................. 7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ... 8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................ 9 – Geleistete Subventio nen ..................................................... 10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........ 11 – Geleistete Vermö genseinko mmen ................................. 12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................ 13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........ 14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........ 15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ... 16 – Geleistete Netto so zialbeiträge 2) .................................... 17 + Empfangene Netto so zialbeiträge 2) ............................... 18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ........................... 19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ...................... 20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................ 21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ................... 22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ........... 23 – Ko nsumausgaben .................................................................. 24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche ......... 25 = Sparen ......................................................................................... 26 – Geleistete Vermö genstransfers ....................................... 27 + Empfangene Vermö genstransfers .................................. 28 – B rutto investitio nen ............................................................... 29 + A bschreibungen ...................................................................... Nachrichtlich: 34 Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ........... 35 – Geleistete so ziale Sachtransfers ..................................... 36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................ 37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........ 38 – Ko nsum 2) ................................................................................. 1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) So zialbeiträge einschl. So zialbeiträge aus Kapitalerträgen abzüglich Dienstleistungsentgelt privater So zialschutzsysteme.- 3) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r private Haushalte, private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einschl. so zialer Sachleistungen). Quellen: Statistisches Bundesamt; 2014 und 2015: Prognose des ifo Instituts. 62 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung Staatshaushaltbleibtausgeglichen BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung Vorausschätzung für die Jahre 2014 und 2015 2013 (1) 2014 (2) 2015 (2) 2014 1.Hj (1) Entstehung des Inlandsprodukts Veränderung in % gegenüber Vorjahr Zahl der Erw erbstätigen Arbeitsstunden je Erw erbstätigen 3) Arbeitsvolumen Produktivität (4) Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt 2015 (2) 2.Hj (2) 1.Hj 2.Hj 0,6 -0,9 -0,3 0,4 0,1 0,9 0,6 1,5 0,0 1,5 0,4 0,2 0,7 0,8 1,5 0,8 0,8 1,6 0,2 1,8 0,9 0,5 1,4 -0,2 1,2 0,6 0,0 0,6 0,3 0,9 0,3 0,4 0,7 1,3 2,0 2. Verw endung des Inlandsprodukts in jew eiligen Preisen a) Mrd. EUR Konsumausgaben 2112,7 Private Konsumausgaben 5) 1571,5 Konsumausgaben des Staates 541,2 Bruttoanlageinvestitionen 555,8 Ausrüstungen 177,9 Bauten 279,2 Sonstige Anlagen 98,8 Vorratsveränderungen 6) -22,3 Inländische Verw endung 2646,2 Außenbeitrag 163,3 Nachrichtlich: in Relation zum BIP % 5,8 Exporte 1280,1 Importe 1116,9 2809,5 Bruttoinlandsprodukt 2168,5 1605,5 563,0 577,6 183,2 292,3 102,1 -30,8 2715,3 187,2 6,5 1327,5 1140,3 2902,5 2230,6 1645,9 584,6 597,2 188,3 303,0 105,9 -37,2 2790,5 194,6 6,5 1406,6 1212,0 2985,1 1054,9 782,2 272,8 279,1 88,2 141,3 49,6 -0,7 1333,4 95,4 6,7 650,6 555,2 1428,8 1113,5 823,3 290,3 298,5 95,0 151,1 52,4 -30,1 1381,9 91,8 6,2 676,9 585,1 1473,7 1085,0 801,4 283,6 281,7 87,6 142,8 51,3 -6,9 1359,8 101,9 7,0 685,5 583,6 1461,6 1145,6 844,6 301,0 315,5 100,7 160,2 54,5 -30,3 1430,7 92,7 6,1 721,1 628,4 1523,5 2,6 2,2 4,0 3,9 3,0 4,7 3,3 2,6 3,7 2,1 3,3 2,9 2,5 3,8 3,4 2,8 3,6 3,8 2,8 6,0 6,3 2,8 2,5 2,0 3,9 6,1 5,0 7,8 3,2 3,3 2,9 1,6 3,8 2,8 2,3 4,2 2,0 1,2 2,0 3,4 2,0 4,5 2,6 2,9 2,8 2,5 4,0 0,9 -0,7 1,0 3,5 2,0 5,4 5,1 2,3 2,9 2,6 3,7 5,7 6,0 6,1 4,0 3,5 6,5 7,4 3,4 993,8 740,5 253,2 262,3 86,6 129,3 46,2 1255,2 626,2 531,5 1349,3 1036,4 776,7 259,8 280,0 94,2 137,3 48,5 1285,5 650,5 563,4 1371,9 1011,3 753,6 257,6 261,2 85,9 128,3 46,8 1265,3 655,7 558,4 1361,8 1051,9 788,7 263,3 291,8 99,5 143,0 49,4 1312,6 687,0 599,6 1399,5 0,9 0,9 0,9 4,9 5,1 6,2 1,2 1,8 3,3 3,5 1,8 1,4 1,3 1,4 0,9 1,4 0,5 1,3 0,7 4,4 3,8 1,2 1,8 1,8 1,7 -0,4 -0,8 -0,8 1,3 0,8 4,7 5,1 0,9 1,5 1,6 1,3 4,2 5,7 4,1 1,8 2,1 5,6 6,4 2,0 b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr Konsumausgaben Private Konsumausgaben 5) Konsumausgaben des Staates Bruttoanlageinvestitionen Ausrüstungen Bauten Sonstige Anlagen Inländische Verw endung Exporte Importe Bruttoinlandsprodukt 2,5 2,1 3,8 0,8 -2,1 1,9 3,3 2,2 1,4 1,4 2,2 3. Verw endung des Inlandsprodukts, verkettete Volum enangaben (Referenzjahr 2010) a) Mrd. EUR Konsumausgaben 2007,7 2030,2 2063,2 Private Konsumausgaben 5) 1500,6 1517,2 1542,3 Konsumausgaben des Staates 507,0 513,0 520,9 Bruttoanlageinvestitionen 527,5 542,3 552,9 Ausrüstungen 175,3 180,8 185,4 Bauten 258,4 266,6 271,2 Sonstige Anlagen 93,6 94,7 96,2 Inländische Verw endung 2509,4 2540,6 2577,9 Exporte 1229,1 1276,7 1342,7 Importe 1056,3 1094,9 1158,0 2681,6 2721,2 2761,3 Bruttoinlandsprodukt b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr Konsumausgaben Private Konsumausgaben 5) Konsumausgaben des Staates Bruttoanlageinvestitionen Ausrüstungen Bauten Sonstige Anlagen Inländische Verw endung Exporte Importe Bruttoinlandsprodukt 0,8 0,8 0,7 -0,6 -2,4 -0,1 1,3 0,7 1,6 3,1 0,1 1,1 1,1 1,2 2,8 3,1 3,2 1,2 1,2 3,9 3,7 1,5 63 1,6 1,7 1,5 2,0 2,6 1,7 1,6 1,5 5,2 5,8 1,5 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung Staatshaushaltbleibtausgeglichen noch Bundesrepublik Deutschland: Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung 2013 (1) 2014 (2) 2015 (2) 2014 1.Hj (1) 2.Hj (2) 4. Preisniveau der Verw endungsseite des Inlandsprodukts (2010=100) Veränderung in % gegenüber Vorjahr Konsumausgaben 1,7 1,5 Private Konsumausgaben 5) 1,3 1,0 Konsumausgaben des Staates 3,1 2,8 Bruttoanlageinvestitionen 1,4 1,1 Ausrüstungen 0,2 -0,1 Bauten 2,0 1,5 Sonstige Anlagen 2,0 2,0 Inländische Verw endung 1,6 1,3 Exporte -0,2 -0,2 Importe -1,6 -1,5 2,1 1,8 Bruttoinlandsprodukt 5. Einkom m ensentstehung und -verteilung a) Mrd. EUR Primäreinkommen der privaten Haushalte Sozialbeiträge der Arbeitgeber Bruttolöhne und -gehälter Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte Primäreinkommen der übrigen Sektoren Nettonationaleinkom m en (Prim äreinkom m en) Abschreibungen Bruttonationaleinkom m en nachrichtlich: Volkseinkom m en Arbeitnehmerentgelte Unternehmens- und Vermögenseinkommen b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr Primäreinkommen der privaten Haushalte Sozialbeiträge der Arbeitgeber Bruttolöhne und -gehälter Bruttolöhne und -gehälter je Beschäftigten Nettolöhne und -gehälter je Beschäftigten Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte Primäreinkommen der übrigen Sektoren Nettonationaleinkom m en (Prim äreinkom m en) Abschreibungen Bruttonationaleinkom m en nachrichtlich: Volkseinkom m en Arbeitnehmerentgelte Unternehmens- und Vermögenseinkommen b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr Masseneinkommen Nettolöhne und -gehälter Monetäre Sozialleistungen abz. Abgaben auf soziale Leistungen, verbrauchsnahe Steuern Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte Verfügbares Einkom m en Private Konsumausgaben 5) Sparen 2.Hj 1,2 0,8 2,3 1,4 0,2 1,9 2,1 1,3 0,7 0,5 1,4 1,6 1,1 2,9 1,1 0,0 1,5 2,0 1,5 -0,4 -1,8 1,9 1,4 1,0 2,7 1,1 -0,2 1,5 2,1 1,2 0,1 -1,2 1,7 1,1 0,7 2,2 1,4 0,1 1,9 2,2 1,2 0,6 0,1 1,4 1,4 1,0 2,3 1,4 0,4 1,9 2,1 1,4 0,9 0,9 1,3 2011,7 262,8 1165,5 583,4 368,1 2379,8 502,1 2881,9 2064,3 271,4 1209,7 583,2 394,4 2458,6 512,4 2971,1 2118,8 280,5 1249,4 588,8 413,4 2532,2 523,4 3055,7 1014,4 131,2 577,3 305,8 183,5 1197,9 255,0 1452,9 1049,9 140,1 632,4 277,3 210,9 1260,7 257,5 1518,2 1040,1 136,0 598,1 306,0 185,3 1225,4 260,8 1486,2 1078,7 144,5 651,3 282,9 228,1 1306,8 262,6 1569,4 2099,9 1428,3 671,6 2174,3 1481,1 693,2 2243,3 1530,0 713,3 1055,3 708,6 346,7 1119,0 772,5 346,5 1081,8 734,1 347,7 1161,5 795,8 365,6 2,1 1,9 3,0 2,1 1,9 0,6 1,8 2,1 2,3 2,1 2,6 3,3 3,8 2,7 2,5 0,0 7,1 3,3 2,1 3,1 2,6 3,4 3,3 2,8 2,5 1,0 4,8 3,0 2,1 2,8 2,6 3,1 3,9 2,9 2,6 -0,1 9,8 3,6 2,0 3,3 2,6 3,4 3,7 2,5 2,4 0,0 5,0 3,0 2,1 2,9 2,5 3,7 3,6 3,0 2,6 0,0 1,0 2,3 2,3 2,3 2,7 3,1 3,0 2,7 2,4 2,0 8,2 3,7 2,0 3,4 2,2 2,8 0,9 3,5 3,7 3,2 3,2 3,3 2,9 3,7 3,8 3,6 3,4 3,6 2,8 2,5 3,6 0,3 3,8 3,0 5,5 584,1 380,3 251,1 630,2 424,9 253,1 606,7 392,7 262,2 647,9 436,5 260,1 47,3 305,8 -38,2 851,8 23,8 782,2 93,4 47,8 277,3 -39,0 868,6 24,5 823,3 69,7 48,2 306,0 -39,3 873,4 24,4 801,4 96,4 48,8 282,9 -40,0 890,8 25,1 844,6 71,3 6. Einkom m en und Einkom m ensverw endung der privaten Haushalte und priv. Org. o.E. a) Mrd. EUR Masseneinkommen 1175,6 1214,4 1254,6 Nettolöhne und -gehälter 777,2 805,2 829,2 Monetäre Sozialleistungen 492,1 504,2 522,4 abz. Abgaben auf soziale Leistungen, verbrauchsnahe Steuern 93,7 95,0 97,0 Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte 583,4 583,2 588,8 Sonstige Transfers (Saldo) -77,7 -77,2 -79,3 1681,3 1720,4 1764,1 Verfügbares Einkom m en Zunahme betriebl. Versorgungsansprüche 47,2 48,3 49,5 Private Konsumausgaben 5) 1571,5 1605,5 1645,9 Sparen 157,0 163,2 167,7 Sparquote 7) 2015 (2) 1.Hj 9,1 9,2 9,2 10,7 7,8 10,7 7,8 2,6 2,8 2,4 3,3 3,6 2,5 3,3 3,0 3,6 3,0 3,7 1,4 3,6 3,5 3,6 3,9 3,3 4,4 2,8 2,7 2,8 2,9 0,6 1,8 2,1 -1,6 1,4 0,0 2,3 2,2 4,0 2,1 1,0 2,5 2,5 2,8 0,2 -0,1 2,1 2,0 3,2 2,7 0,0 2,5 2,3 4,9 2,0 0,0 2,5 2,5 3,2 2,1 2,0 2,6 2,6 2,2 64 DeutscheWirtschaftgewinntallmählichwiederanSchwung Staatshaushaltbleibtausgeglichen noch Bundesrepublik Deutschland: Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung 2013 (1) 2014 (2) 2015 (2) 2014 1.Hj (1) 2.Hj (2) 2015 (2) 1.Hj 2.Hj 7. Einnahm en und Ausgaben des Staates a) Mrd. EUR Einnahmen Steuern Nettosozialbeiträge Vermögenseinkünfte Sonstige Übertragungen Vermögensübertragungen Verkäufe Sonstige Subventionen Einnahm en insgesam t 637,9 465,4 21,3 18,4 10,4 95,8 0,3 1249,4 657,9 481,3 23,2 18,3 10,7 100,6 0,3 1292,2 678,9 495,8 21,8 18,5 11,0 102,2 0,3 1328,5 330,7 233,7 14,7 8,8 4,9 46,7 0,1 639,6 327,2 247,6 8,5 9,5 5,8 53,9 0,2 652,7 341,1 241,1 13,5 8,9 5,1 47,5 0,1 657,2 337,8 254,7 8,3 9,6 5,9 54,8 0,2 671,2 Ausgaben Vorleistungen Arbeitnehmerentgelte Sonstige Produktionsabgaben Vermögenseinkünfte (Zinsen) Subventionen Monetäre Sozialleistungen Soziale Sachleistungen Sonstige Transfers Vermögenstransfers Bruttoanlageinvestitionen Nettozugang an nichtprod. Vermögensgütern Ausgaben insgesam t 131,5 217,6 0,1 56,3 24,7 439,9 226,9 62,0 24,8 62,8 -1,4 1245,3 137,0 224,6 0,1 52,4 25,6 451,7 239,4 64,1 22,5 66,5 -1,4 1282,4 142,5 230,7 0,1 51,6 25,7 468,5 249,3 65,8 22,7 69,3 -1,4 1324,9 62,0 107,5 0,0 25,5 12,9 224,8 118,4 35,1 8,5 28,1 -0,6 622,3 75,0 117,0 0,0 26,9 12,7 226,8 121,0 29,1 14,0 38,4 -0,7 660,1 64,6 110,8 0,0 25,1 12,9 235,4 123,4 36,0 8,5 28,8 -0,6 644,9 78,0 119,9 0,0 26,5 12,8 233,2 125,9 29,8 14,2 40,5 -0,8 680,0 4,2 9,9 3,6 17,3 -7,4 12,4 -8,8 2,9 2,4 -2,7 0,4 -5,9 4,1 2,6 3,1 3,4 8,9 -0,9 2,6 5,0 3,4 3,2 3,0 -6,0 1,2 3,2 1,7 2,8 3,4 3,4 25,3 -1,1 2,2 4,5 3,8 2,9 3,4 -11,1 -0,7 2,9 5,4 3,1 3,1 3,2 -7,8 1,1 3,4 1,7 2,8 3,2 2,9 -2,9 1,3 3,0 1,7 2,8 4,0 2,3 -10,8 1,4 2,4 5,1 13,8 -10,4 1,0 2,5 4,2 3,2 -7,1 3,6 2,7 5,5 3,4 -9,6 6,0 3,0 4,0 2,7 -1,5 0,4 3,7 4,1 2,6 1,1 4,2 3,3 3,0 3,1 -12,3 7,0 1,4 5,6 4,1 -23,2 13,6 2,3 5,1 3,4 -1,5 0,4 3,9 5,4 2,6 1,4 1,0 3,6 4,1 3,1 -1,5 0,4 4,7 4,2 2,6 0,5 2,4 3,6 4,0 2,5 -1,5 0,4 2,8 4,1 2,6 1,5 5,5 3,0 0,1 0,3 0,1 1,2 -0,5 0,8 -0,6 Finanzierungssaldo b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr Einnahmen Steuern Nettosozialbeiträge Vermögenseinkünfte Sonstige Übertragungen Vermögensübertragungen Verkäufe Sonstige Subventionen Einnahm en insgesam t Ausgaben Vorleistungen Arbeitnehmerentgelt Sonstige Produktionsabgaben Vermögenseinkünfte (Zinsen) Subventionen Monetäre Sozialleistungen Soziale Sachleistungen Sonstige Transfers Vermögenstransfers Bruttoanlageinvestitionen Nettozugang an nichtprod. Vermögensgütern Ausgaben insgesam t nachrichtlich: Finanzierungssaldo in % des BIP 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes; Abw eichungen in den Summen durch Runden der Zahlen. Vorausschätzung des ifo Instituts; Abw eichungen in den Summen durch Runden der Zahlen. Geleistete Arbeitsstunden. Bruttoinlandsprodukt in Vorjahrespreisen je Erw erbstätigenstunde. Konsumausgaben der privaten Haushalte und der privaten Organisationen ohne Erw erbszw eck. Einschließlich Nettozugang an Wertsachen. Ersparnis in % des verfügbaren Einkommens (einschließlich der Zunahme an betrieblichen Versorgungsansprüchen). 65