TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN Klinik und

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 TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein
des Klinikums rechts der Isar
(Direktor: Univ.- Prof. Dr. Dr. J. Ring)
Retrospektive Untersuchung von Risiko-Melanompatienten unter einer
adjuvanten Therapie mit Interferon-α
Vesna Mirceva
Vollständiger Abdruck der von der Fakultät für Medizin der Technischen Universität
München zur Erlangung des akademischen Grades eines
Doktors der Medizin
genehmigten Dissertation.
Vorsitzender:
Univ. Prof. Dr. D. Neumeier
Prüfer der Dissertation: 1. apl. Prof. Dr. R. Hein
2. Univ.-Prof. Dr. M. W. Ollert
Die Dissertation wurde am 28.04.2010 bei der Technischen Universität München
eingereicht und durch die Fakultät für Medizin am 22.09.2010 angenommen.
Meiner Familie gewidmet
Gedruckt mit der Genehmigung der Medizinischen Fakultät der
Technischen Universität München
2 Inhalt
Inhaltsverzeichnis
3
Abbildungsverzeichnis
6
Tabellenverzeichnis
7
Abkürzungsverzeichnis
9
1. Einleitung
11
1.1. Malignes Melanom
11
1.1.1. Definition
11
1.1.2. Pathogenese/Ätiologie
11
1.1.3. Epidemiologie
13
1.1.3.1. Inzidenz und Mortalität
13
1.1.3.2. Geschlechts-/Altersverteilung
14
1.1.3.3. Risikofaktoren
15
1.1.4. Klinik und Typeinteilung
17
1.1.5. Stadieneinteilung
21
1.1.6. Diagnostik des malignen Melanoms
25
1.1.6.1. Klinik
25
1.1.6.2. Auflichtmikroskopie
26
1.1.6.3. Hochauflösende Ultraschalldiagnostik
27
1.1.6.4. Exzision und Histologie
28
1.1.7. Immunologie
28
3 1.1.8. Ausbreitungsdiagnostik
29
1.1.8.1. Sentinel Node Dissektion (SLND)
31
1.1.8.2. Elektive Lympknotendissektion (ELND)
32
1.1.9. Tumormarker
32
1.1.10.
36
Therapie
1.1.10.1. Exzision
36
1.1.10.2. Hypertherme Extremitätenperfusion
37
1.1.10.3. Adjuvante Therapie
38
1.1.10.3.1. Adjuvante Immuntherapie
38
1.1.10.3.2. Adjuvante Chemotherapie
39
1.1.10.4. Palliative Therapie
40
1.1.11.
Prognose
43
1.1.12.
Nachsorge
45
1.2. Interferone
46
1.2.1. Definition
46
1.2.2. Geschichte der Interferone
46
1.2.3. Klassifikation
47
1.2.4. Allgemeines zur Wirkung der Interferone
48
1.2.4.1. Wirkungsmechanismus des IFN-α
49
1.2.5. Pharmakokinetik von IFN-α
50
1.2.6. Anwendungsgebiete der Interferone
52
4 2. Patienten und Methoden
55
2.1. Patienten
55
2.2. Methoden
56
2.3. Dokumentation und Auswertung
59
2.4. Ziel der Untersuchung
60
3. Ergebnisse
61
3.1. Geschlecht
61
3.2. Alter
63
3.3. Diagnostik der Sentinellymphknoten
64
3.4. Therapieverlauf
65
3.5 Nebenwirkungen
69
4. Diskussion
72
4.1. Nebenwirkungen einer IFN-α-Therapie
82
4.2. Besondere Nebenwirkungen der IFN-α-Therapie
95
5. Zusammenfassung
97
6. Literatur
99
7. Danksagung
117
8. Lebenslauf
118
5 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1.
ABCD-Regel: Stichwortartige Kriterien für die
klinische Diagnose maligner Melanome
Abbildung 2.
Malignes Melanom
Abbildung 3.
Auflichtmikroskopische Untersuchung
Abbildung 4.
Auflichtmikroskopische Untersuchung und
Dokumentation
Abbildung 5.
Malignes Melanom der Aderhaut
Abbildung 6.
Histologie des malignen Melanoms
Abbildung 7.
Schematische Darstellung eines PET und seines
Messprinzips
Abbildung 8.
Untersuchungsprinzip - Molekulare Bildgebung
mittels PET/CT bei metastasiertem malignen Melanom
Abbildung 9.
Grafik Essex Pharma Liquorgängigkeit
Abbildung 10.
Geschlechtsverteilung der pTx-pT4-Patienten
Abbildung 11.
Altersdurchschnitt der pTx-pT4-Patienten
Abbildung 12.
Sentinellymphknoten-Überblick bei pTx-pT4Melanompatienten
Abbildung 13.
Therapieverlauf nach 12 Monaten
Abbildung 14.
Therapieverlauf nach 36 Monaten
Abbildung 15.
Therapieverlauf – 12 versus 36 Monate
Abbildung 16.
Nebenwirkungen der gesamten Patienten
Abbildung 17.
Nebenwirkungen der Patienten mit Therapieabbruch
Abbildung 18.
Anzahl der pTx-pT4-Patienten mit Therapieabbruch
6 Tabellenverzeichnis
Tabelle 1.
Risikofaktoren der Melanomentstehung
Tabelle 2.
Weitere Kriterien für die klinische Diagnose des malignen
Melanoms
Tabelle 3.
Nach Clark werden beim malignen Melanom klinisch und
histologisch vier Typen unterschieden
Tabelle 4.
Differenzialdiagnosen zu den Subtypen des malignen Melanoms
Tabelle 5.
Vertikale Tumordicke nach Breslow
Tabelle 6.
Clark-Level entsprechend der Eindringtiefe des Melanoms
Tabelle 7.
TNM-Klassifikation des Melanoms (UICC 2002)
Tabelle 8.
Stadieneinteilung des kutanen malignen Melanoms (UICC/AJCC
2002) mit 10-JÜR
Tabelle 9.
Rosenzweig-Schema
Tabelle 10. BVD-Schema
Tabelle 11. BHD-Schema
Tabelle 12. Bold-Schema
Tabelle 13. McClay-Schema
Tabelle 14. Tumornachsorge bei Melanompatienten
Tabelle 15. Übersicht zu den humanen Interferonen
Tabelle 16. Subtypen der α–Interferone
Tabelle 17. Übersicht der Indikationen für die zugelassenen Interferone
Tabelle 18. Mögliche Nebenwirkungen (NW) während und/oder nach einer
IFN-α-Therapie
7 Tabelle 19. Die Verteilung der histologischen Melanomtypen in unserem
Patientenkollektiv
Tabelle 20. Geschlechtsverteilung unserer Melanompatienten
Tabelle 21. Einschlusskriterien für Interferon-Therapie
Tabelle 22. Ausschlusskriterien für Interferon-Therapie
Tabelle 23. Zusatzkriterien zur Teilnahme an der ADO-Studie für MM
Stad. III b Studienleiter Prof. Dr. med. R. K. Garbe
Tabelle 24. Laborchemische Parameter, die vor und während einer IFN-αTherapie bestimmt wurden
Tabelle 25. Geschlechtsverteilung des Patientenkollektivs
Tabelle 26. Altersdurchschnitt unseres Patientenkollektivs
Tabelle 27. Anzahl der Patienten mit positiven und negativen
Sentinellymphknoten in den Patientengruppen
Tabelle 28. Therapieverlauf nach 12 Monaten
Tabelle 29. Therapieverlauf nach 36 Monaten
Tabelle 30. Therapieverlauf nach 12 und 36 Monaten
Tabelle 31. Indikationen für eine IFNα-Therapie
Tabelle 32. Variablen in der IFNα-Therapie
Tabelle 33. Die Tumordicke der „Risiko-Melanome“
Tabelle 34. Randomisierte Studien adjuvanter IFN-α-Therapien
Tabelle 35. Vergleich unserer Ergebnisse mit EORTC 1899
8 Abkürzungsverzeichnis
AJCC
American Joint Committee on Cancer
AMM
Akrolentiginöses malignes Melanom
BCNU
Bis (2-chloroethyl)nitrosourea (Carmustin)
CR
Komplette Remission
CT
Computertomographie
DDP
Dichlorodiammineplatinum (Cisplatin)
DTIC
Dimethyltriazenimidazolkarboxamid (Dacarbazin)
ELND
Elective lymph node dissection
FAMMMS
Familial atypical multiple mole melanoma syndrome
HLA
Human leukocyte antigen
IFN-
Interferon alpha
LDH
Laktatdehydrogenase
LMM
Lentigo-maligna-Melanom
MHC
Major-Histokompatibilitäts-Komplex
MM
Malignes Melanom
NK
Natural Killer (Natürliche Killerzellen)
NMM
Noduläres malignes Melanom
PET
Positronen-Emissions-Tomographie
pTx
ohne bekannten Primarius
RNS
Ribonukleinsäure
SD
Stable Disease
SLN
Sentinellymphknoten
SLND
Sentinel lymph node dissection
SSM
Superfiziell spreitendes malignes Melanom
TAA
Tumor-assoziiertes Antigen
TNF-
Tumor Necrosis Factor α
9 UV
Ultraviolett
ZNS
Zentrales Nervensystem
10 1. Einleitung
1.1. Malignes Melanom
1.1.1. Definition
Das maligne Melanom ist eine Neoplasie, mit möglicher lymphogener und
hämatogener Metastasierung, die vom melanozytären Zellsystem bzw.
neuroektodermalen Gewebe ausgeht und sich überwiegend an der Haut
manifestiert. Selten kommt das maligne Melanom auch am Auge (Uvea
und Retina), an den Meningen oder an Schleimhäuten verschiedener
Lokalisationen vor (Vagina, Darmmukosa, Präputium, Nasenschleimhaut).
Das Melanom ist meist stark pigmentiert. Die Pigmentierung kann von
schwarz über blau, braun, grau, pink, rot und weiß variieren. Wenige
Melanome
produzieren
keine
Pigmente,
wie
das
sogenannte
amelanotische Melanom (Koch SE et al. 2000). Die klinische Einteilung
von Melanom-Subtypen beinhaltet Aussehen, Oberflächenbeschaffenheit,
Farbe, Form und Größe.
1.1.2. Pathogenese / Ätiologie
Zum Verständnis der Pathogenese wird im Folgenden ein kurzer Blick auf
die molekulare Ebene von Melanozyten geworfen. Melanozyten wachsen
in keinem Zellverband und bilden auch keine Interzellularbrücken,
sogenannten Desmosomen. Sie segregieren nach einer Zellteilung, das
heißt die homologen Chromosomen trennen sich in der Meiose und
verteilen sich auf die Gameten.
Somit haben die Melanomzellen, durch Transformation aus Melanozyten
entstanden, die Möglichkeit, sehr schnell in die Lymphgefäße des oberen
Koriums einzubrechen. Dieser Pathomechanismus erklärt die rasche
Frühmetastasierung beim MM.
11 Die Entstehung eines malignen Melanoms kann sich spontan auf völlig
normaler Haut oder auf dem Boden eines Nävuszellnävus (nävogenes
MM) abspielen. Als Hauptrisikofaktoren gelten das Vorhandensein von > 5
atypischen Naevi sowie das Vorkommen aktinischer Lentigines und ein
lichtempfindlicher Hauttyp (Typ I+II), (Garbe C et al. 1994).
In der Kindheit und im Adoleszenzalter sind melanozytäre Nävi nach
häufiger und intensiver intermittierender Sonnenstrahlung mit fördernden
Sonnenbränden als Indikator assoziiert (Garbe C et al. 1994).
Die unterschiedlichen genetisch bedingten Hauttypen haben ebenso einen
wichtigen Einfluss in der Ätiologie des Melanoms. Die lichtempfindliche
Haut der Typen I und II reagiert schneller und intensiver auf
Sonneneinstrahlung als die Haut von Individuen mit dunklem Hauttyp
(Garbe C et al. 1994, Holly EA et al. 1995, Marghoob AA et al. 1995).
Darüber hinaus gibt es ein familiär gehäuftes Auftreten von malignen
Melanomen. Das FAMMM-Syndrom (familial atypical multiple mole
melanoma syndrome), als besonderes Krankheitsbild kann in seiner
klinischen Penetranz sehr variabel sein und ist mit einem stark erhöhten
Risiko, an einem Melanom zu erkranken, verbunden (Czajkowski R et al.
2004). Das Syndrom geht auch vermehrt mit anderen systemischen
Karzinomen wie Pankreas-Karzinom, Lungen-Karzinom oder LarynxKarzinom einher (Lynch HT et al. 1981). Neben vielen polygenen
Erbfaktoren spielen auch exogene Einflüsse eine sehr wichtige Rolle.
Wichtigster
Risikofaktor
ist
die
UV-Lichtexposition,
besonders
im
Kindesalter. Eine Studie zeigte, dass eine Vermeidung der Sonne in den
frühen Jahren zu einem erheblich geringeren Melanomrisiko führt (Autier P
et al. 1998). Somit kommt der UV-Strahlung als akut-intermittierender
Exposition bei der Melanomentstehung ein bedeutenderer Einfluss zu als
der chronisch-kumulativen Exposition (Berking C et al. 2005).
Die Haarfarbe eines Individuums als Risikofaktor wird kontrovers diskutiert.
Hier spielt der Rezeptor Melanocortin-1 eine wichtige Rolle. Er ist mit roten
12 bzw. blonden Haaren und heller Haut assoziiert, somit besitzen diese
Personen eine erhöhte Sensitivität gegenüber Sonnenlicht und entwickeln
häufiger ein malignes Melanom (Rees JL et al. 2000), (Box NF et al.
2001).
Personen mit hellbraunen, blonden oder roten Haaren hatten ein 1,49-,
1,84- und 2,38-faches Risiko, ein MM zu bekommen im Vergleich zu
Personen mit dunkler Haarfarbe. Individuen mit blauen Augen hatten ein
1,55-fach höheres Risiko als Individuen mit brauner Augenfarbe (Bliss JM
et al. 1995). Andere Studien beschreiben die Haarfarbe als keinen oder
nur sehr geringen Risikofaktor für das Entstehen des Melanoms (Kaskel P
et al. 2001, Loria D et al. 2001).
1.1.3. Epidemiologie
1.1.3.1. Inzidenz und Mortalität
Das maligne Melanom kommt vorwiegend bei Menschen weißer Rasse
vor. Die Inzidenz ist hier 10- bis 100-fach höher als bei Afrikanern oder
Asiaten. Bei der weißen Bevölkerung wurden in Regionen mit starker
Sonnenstrahlung (Australien, Südstaaten der USA) Inzidenzen von 30-50
Melanomneuerkrankungen je 100.000 Einwohner und Jahr registriert.
Dieser Befund weist auf die mögliche Bedeutung des geringeren
Pigmentschutzes in der Pathogenese des Melanoms bei Menschen mit
Hauttyp I-III hin (Garbe et al. 1989). Das Risiko, an einem Melanom zu
erkranken, ist bei Auswanderern nach Australien geringer als das der in
Australien geborenen weißen Bevölkerung (McCredie et al. 1994).
Bei europäischen Auswanderern wurde eine ähnlich hohe Inzidenz des
malignen Melanoms beobachtet wie in ihrem Ursprungsland. Bei
Immigranten aus Großbritannien, die als Jugendliche nach Australien
ausgewandert sind, zeigte sich eine Sterblichkeit am malignen Melanom,
die dem der in Neuseeland geborenen Bevölkerung entsprach (Cooke KR
et al. 1985). Sowohl das Alter der Auswanderer nach Australien als auch
13 die Dauer des Aufenthaltes haben eine Bedeutung für die Inzidenz des
Melanoms (Khlat M et al. 1992).
In Deutschland erkranken durchschnittlich 12-16 Menschen/100.000
Einwohner/Jahr. Die Inzidenz verdoppelt sich derzeit alle 10-15 Jahre,
und 90% aller durch Hauttumoren bedingten Todesfälle werden durch das
maligne
Melanom
verursacht.
Das
unterstreicht
den
vorrangigen
Stellenwert des malignen Melanoms in der onkologischen Dermatologie
neben Plattenepithelkarzinomen der Haut, Merkelzellkarzinomen und
malignen Adnextumoren.
Auch die Mortalitätsrate stieg zwischen 1970 und 1995 bei den deutschen
Männern von 1,7 auf 3,2 Todesfälle/100.000 Einwohner und Jahr und bei
den deutschen Frauen von 1,6 auf 2,0 Todesfälle/100.000 Einwohner und
Jahr an (Garbe C et al. 2001).
Die heutige Aufklärung der Bevölkerung führt zur Diagnose von
zunehmend dünneren Tumoren (< 0,75 statt 1,3 mm) und weniger
invasiven Tumoren mit besserer Prognose (Garbe C et al. 2001, Hall HI et
al. 1999).
1.1.3.2. Geschlechts-/Altersverteilung
Die Geschlechtsverteilung änderte sich mit der Zeit. Im Vergleich zu den
70er Jahren, in denen 2/3 aller deutschen Melanompatienten Frauen
waren, ist heute die Verteilung mit einem über 45%igen Anteil an Männern
ausgeglichener (Garbe C et al. 2001, Crombie IK et al. 1979).
Die Altersverteilung ist fast gleich geblieben. Obwohl Melanome in jedem
Alter auftreten können, sind sie bei Kindern sehr selten (0,8 Fälle /
1.000.000 Einwohner) und entwickeln sich meistens auf dem Boden
kongenitaler Nävuszellnävi (Ceballos PI et al. 1995). Die meisten
Melanome entstehen zwischen dem 30. und 70. Lebensjahr. Während das
Durchschnittsalter beim nodulären malignen Melanom bei 55 Jahren und
das Durchschnittsalter beim superfiziell spreitenden Melanom bei 51
14 Jahren
liegt,
tritt
das
Lentigo-maligna-Melanom
mit
einem
Durchschnittsalter von 68 Jahren bevorzugt später auf (nach dem 60.
Lebensjahr).
1.1.3.3. Risikofaktoren
Ca. 5% der Melanompatienten haben eine positive Familienanamnese mit
einem oder mehreren ebenfalls betroffenen Familienmitgliedern. In diesen
Fällen kann bei etwa 25% eine Mutation im Gen p16/CDKN2A
nachgewiesen werden, das auf Chromosom 9 lokalisiert ist und im
Zellzyklus
als
Tumorsuppressor-Gen
wirkt.
Mitglieder
von
Melanomfamilien, die Träger dieser Mutation sind, zeigten in den USA bis
zum 60. Lebensjahr ein Risiko von 60%, an einem malignen Melanom zu
erkranken. Sie liegen damit deutlich über dem vergleichbaren Risiko von
Individuen, die nicht Träger dieser Genmutation sind (MacKie RM et al.
2002). Das Risiko für die Entwicklung eines zweiten Melanoms erhöht sich
bei Patienten mit Melanomen in der Vorgeschichte (Craig LS et al. 1993)
(Tabelle 1).
Der Einfluss von UV-Licht auf die Entwicklung von malignen Melanomen
bei hellhäutigen Personen ist letztlich nicht eindeutig geklärt. Aufgrund der
vorliegenden epidemiologischen Studien scheinen vor allem die Intensität
der Sonnenexposition in Kindheit und Adoleszenz sowie das Auftreten von
Sonnenbränden im frühen Lebensalter die wesentlichen Risikofaktoren für
die Entstehung von malignen Melanomen in Bezug auf UV-Licht zu sein.
15 RF = Risikofaktoren, ↓ = sinkendes Risiko, ↑ = hohes Risiko der
Melanomentstehung ,
+ = leichtes Risiko, ++ = mittleres Risiko, +++ = starkes Risiko,
UV = ultraviolett, FAMMM = familial atypical multiple mole melanoma
Tabelle 1. Risikofaktoren der Melanomentstehung
Die kumulative Strahlendosis konnte hingegen als Risikofaktor für die
Entstehung kutaner maligner Melanome nicht in allen Studien bestätigt
werden, scheint aber für die Gruppe der Lentigo-maligna-Melanome von
Bedeutung zu sein (Garbe C et al. 1992, Österlind A et al. 1988,
Weinstock MA et al. 1989).
16 1.1.4. Klinik und Typeinteilung
Die Diagnose eines malignen Melanoms lässt sich in der Regel häufig von
einem erfahrenen Dermatologen einfach klinisch feststellen.
Wegweisend sind dabei die klinischen Zeichen, die 1985 von Friedmann et
al. In der sogenannten ABCD(E)-Regel zusammengefasst wurden
(E=Erhabenheit) (Abbildung 1, Tabelle 2 und 3).
Abbildung 1.
ABCD-Regel: Stichwortartige Kriterien für die klinische
Diagnose maligner Melanome
E
F
G
H
J
Tabelle 2.
Erhabenheit
Farbänderung in den vergangenen Monaten
Größenzunahme
Hämorrhagien
Juckreiz
Weitere Kriterien für die klinische Diagnose des malignen
Melanoms
17 Sind mehrere dieser Kriterien erfüllt, muss der Verdacht auf ein malignes
Melanom geäußert werden. Die endgültige Diagnose wird histologisch
gestellt als Folge einer Exzision mit einem Sicherheitsabstand von
mindestens 1 cm.
Typen
Abkürzung Prozentualer
Anteil
Superfiziell spreitendes
Melanom
Noduläres Melanom
Lentigo-maligna-Melanom
Akrolentiginöses Melanom
Medianes
Alter
SSM
57 %
51 Jahre
NM
LMM
ALM
21 %
9%
4%
56 Jahre
68 Jahre
63 Jahre
Tabelle 3.
Nach Clark werden beim malignen Melanom klinisch und
histologisch vier Typen unterschieden (Clark W et al.
1969). (Daten des Zentralregisters Malignes Melanom der
Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in den Jahren
1983-1993)
Subtypen
Differenzialdiagnosen
SSM
Junktionsnävus, Verruca seborrhoica, pigmentiertes Basaliom
NM
Pigmentiertes Basaliom, Histiozytom, thrombosiertes Angiom,
Granuloma pyogenicum
ALM
Posttraumatische Blutung, Schmutzpigmentierung, KaposiSarkom, Plattenepithelkarzinom, Plantarwarzen, Ekkrines
Porom, Granuloma pyogenicum
LLM
Lentigo senilis und simplex, plane Verruca seborrhoica, plane
aktinische Keratose
Tabelle 4.
Differenzialdiagnosen zu den Subtypen des malignen
Melanoms
18 Superfiziell spreitendes malignes Melanom – SSM
Das superfiziell spreitende maligne Melanom weist primär ein horizontales
Wachstumsmuster auf. Es imponiert als flacher münzförmiger Herd mit
unterschiedlichen Farbtönen (von rot über braun bis schwarz) und oft
polyzyklischer Begrenzung. Bei weiterer Progression kommt es häufig zu
weißen Regressionszonen. Es tritt bevorzugt am Rücken, an der Brust und
den Extremitäten auf. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 51 Jahren.
Die Anamnese beträgt in der Regel 3 bis 5 Jahre. Histopathologisch ist es
durch eine Akanthose der Epidermis und eine intraepidermale Aussaat von
pagetoiden, atypischen Melanozyten (einzeln oder zu Nestern aggregiert)
gekennzeichnet. Die Veränderungen sind zum Rand hin meist unscharf
begrenzt. Bei weiterer Progression kommt es zur Infiltration der Dermis
und zum Auftreten von Knoten.
Noduläres malignes Melanom – NMM
Das NMM entwickelt sich relativ rasch innerhalb von Monaten oder
wenigen Jahren. Es ist durch ein vornehmlich vertikales Wachstum
gekennzeichnet, welches sich klinisch als ein meist scharf begrenzter, rotbis braunschwarzer knotiger Tumor manifestiert. Im Gegensatz zum SSM
sind die ABCD(E)-Regeln vielfach nicht erfüllt. Die makroskopischen
Aspekte finden sich histologisch in einem kompakten, knotig vertikalen
Wachstum mit scharfer seitlicher Begrenzung wieder. Es finden sich
epitheloide und/oder spindelzellige atypische Melanozyten. Daneben
weisen
eine
relativ
große
Anzahl
von
Mitosen,
eine
starke
Vaskularisierung und die fehlende „Reifung“ der Zellen zur Tiefe auf ein
aggressives Wachstumsverhalten hin.
Lentigo-maligna-Melanom – LMM
Das LMM entwickelt sich auf dem Boden einer oft schon Jahre bis
Jahrzehnte bestehenden melanotischen Präkanzerose, der Lentigo
19 maligna. Es findet sich überwiegend bei älteren Menschen (mittleres Alter:
68 Jahre) in sonnenexponierter und lichtgeschädigter Haut (Gesicht, Hals,
Hände, Arme, Unterschenkel). Das LMM stellt sich klinisch als planer,
meist relativ großer (2-6 cm) Herd dar, dessen Farbe von hell- bis dunkelbraun und schwarz, von weiß-grau (Regressionsareale) bis blau–grau
variiert. Dazwischen finden sich dunkelbraune bis schwarze Knötchen mit
invasivem, vertikalem Wachstum. Histopathologisch findet man im Bereich
der planen Tumorareale in den Basalschichten Nester atypischer, meist
spindelförmiger Melanozyten, die entlang der Hautadnexe auch in die
Tiefe wachsen können. In den knotigen Arealen dehnen sich die malignen
Zellen vertikal in beide Richtungen aus. Die Haut ist als Zeichen der
aktinischen
Schädigung
durch
ausgeprägte
aktinische
Elastose
gekennzeichnet.
Akrolentiginöses malignes Melanom – AMM
Das AMM befindet sich primär im Bereich der Palmae, Plantae oder
gelegentlich der Schleimhäute. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 63
Jahren. Bei dunkelhäutigen oder orientalischen Völkern ist es der häufigste
Melanomtyp (Ridgeway CA et al. 1995), wohingegen es in der hellhäutigen
Bevölkerung mit einem Anteil von 5% eher zu den selteneren
Melanomtypen zählt. Typisch ist eine plane, zum Teil unscharf begrenzte,
hellbraune bis schwarze Makula, auf der sich zentral oft pigmentierte, aber
auch
amelanotische
Knoten
entwickeln
können.
Im
Bereich
des
Nagelbettes kann das AMM zunächst als subunguale Verfärbung
imponieren oder durch Nagelwachstumsstörungen auffallen. Histologisch
ist es durch eine verbreiterte Epidermis mit kompakter Hornschicht
charakterisiert, die von einzelnen oder in unregelmäßigen Nestern
angeordneten atypischen dendritischen Melanozyten durchsetzt ist. Häufig
reichen
die
atypischen
Melanozyten
bis
in
die
Schweißdrüsen-
ausführungsgänge.
20 1.1.5. Stadieneinteilung
Nach
der
histologischen
Untersuchung
des
Primarius
und
der
Ausbreitungsdiagnostik kann das maligne Melanom einem Stadium
zugeordnet werden, welches die nachfolgende Therapie bestimmt.
Die pT-Klassen werden gemäß der vertikalen Tumordicke nach Breslow
(Breslow A et al. 1970) festgelegt, nur bei fehlender Angabe der
Tumordicke wird der Invasionslevel nach Clark (Clark W et al. 1969) in
Anlehnung an die TNM-Klassifikation herangezogen. Bei Diskrepanz
zwischen Tumordicke und Clark-Level richtet sich die pT-Kategorie nach
dem jeweils ungünstigeren Befund. (Tabelle 5 und 6)
pT = Primärtumor, CIS = carcinoma in situ, 10-JÜR = 10-Jahres-Überlebensrate
Tabelle 5. Vertikale Tumordicke nach Breslow (Breslow A et al. 1970)
Level I
Level II
Level III
Level IV
Level V
die Melanomzellen befinden sich nur in der Epidermis
die Basalmembran ist durchbrochen, die papillare Dermis
wird infiltriert
Tumorzellen erfüllen die gesamte papillare Dermis
Melanomzellen dringen in die retikuläre Dermis ein
die Tumorinfiltration reicht bis in die Subkutis
Tabelle 6. Clark-Level entsprechend der Eindringtiefe des Melanoms
(Clark W et al. 1969)
21 In-Transit-Metastasen sind Metastasen der Haut oder Schleimhaut, die
mehr als 2 cm vom Primärtumor entfernt sind, aber nicht jenseits der
regionären Lymphknoten liegen. Seit 2002 wird von der AJCC eine neue
Klassifikation
mit
Kriterien
verwendet,
welche
die
individuellen
prognostischen Faktoren der einzelnen Patienten besser berücksichtigen
sollen.
22 Tabelle 8.
Stadieneinteilung des kutanen malignen Melanoms
(UICC/AJCC 2002) mit 10-JÜR
23 (Die pT-Klassen werden nach den vertikalen Tumordicken nach Breslow festgelegt,
nur bei fehlender Tumordickenangabe wird der Invasionslevel nach Clark in
Anlehnung
an
die
TNM-Klassifikation
(UICC
1997)
herangezogen.
Satellitenmetastasen werden als pTa und In-Transit-Metastasen als pTb bezeichnet.
Prognoseangaben aufgrund einer multizentrischen Studie [69];
UICC = Union Internationale Contre le Cancer;AJCC = American Joint Committee on
Cancer; 10JÜR = 10-Jahresüberlebensrate; TNM = Tumor / Nodulus / Metastase –
Klassifikation)
Tabelle 8.
Stadieneinteilung des kutanen malignen Melanoms
(UICC/AJCC 2002) mit 10-JÜR
Die Haupteinteilung des malignen Melanoms erfolgt nach vertikalem
Tumordurchmesser (Breslow) und Ulzerationsgrad in der T-Klassifikation,
die Eindringtiefe des Tumors in das Gewebe (Clark-Level) wird
vernachlässigt. Die Anzahl der befallenen Lymphknoten und das
Verhältnis von makroskopisch befallenen zu mikroskopisch metastasierten
Lymphknoten sowie eine Präsenz von Ulzerationen des Primarius werden
in der N-Klassifikation beachtet. Ein Anstieg der Serum-LDH-Werte wird in
der M-Klassifizierung miteinbezogen. Patienten mit einem Melanom
Stadium I, II und III werden einem höheren Stadium zugeordnet, wenn der
Primarius
ulzeriert
ist.
Befinden
sich
neben
dem
Primarius
Satellitenmetastasen oder In-Transit-Metastasen, wird der Patient in das
Stadium III eingeteilt.
24 1.1.6. Diagnostik des malignen Melanoms
Die Diagnosesicherung erfolgt mittels Klinik und histologischer Sicherung.
Auflichtmikroskopie,
fotografische
Analyse
und
hochauflösende
Sonographie können ergänzend eingesetzt werden.
1.1.6.1. Klinik
Maligne
Melanome
zeigen
in
den
meisten
Fällen
vergleichbare
morphologische Eigenschaften: Ihre Kontur ist unregelmäßig polyzyklisch
durch das unterschiedlich schnelle Wachstum in verschiedene Richtungen.
Die
Begrenzung
des
Melanoms
ist
teils
scharf,
bedingt
durch
oberflächliche Tumornester, und teils unscharf durch tiefer gelegene
Tumornester. Die Melanomfarbe erstreckt sich von braun, schwarz, blaugrau über normal pigmentierte Haut bis hin zu weißlichen und roten
Farbtönen.
Ursächlich
Melaninproduktion,
Depigmentierung
sind
hier
z.B.
Entzündungen,
durch
fokale
eine
wechselnd
starke
Vaskularisationen
Rückbildung
des
oder
Tumors.
Die
Oberflächenstruktur des malignen Melanoms ist unregelmäßig. Es kann
flach,
erhaben
oder
atrophisch
sein
und
in
späteren
Stadien
Sekundärveränderungen wie Ulzerationen, Schuppen, Erosionen oder
Krusten aufweisen (Fritsch P et al. 1998).
Abbildung 2. Malignes Melanom
25 1.1.6.2. Auflichtmikroskopie
Bei dieser Methode wird eine Lupe bzw. ein Stereomikroskop mit einem
Immersionsölfilm auf die Haut aufgesetzt. Diese wird durch eine interne
Lichtquelle beleuchtet.
Abbildung 3. Auflichtmikroskopische Untersuchung
Abbildung 4. Auflichtmikroskopische Untersuchung und Dokumentation
26 Durch den Immersionsölfilm wird die Reflexion des Lichtes an der
Hautoberfläche stark herabgesetzt. Es ist daher möglich, Strukturen von
der Epidermis bis in die papilläre Dermis zu analysieren (Pehamberger H
et al. 1987), (Steiner A et al. 1987).
1.1.6.3. Hochauflösende Ultraschalldiagnostik
Mit 20-100-MHz–Sonden wird die Tumordicke bestimmt. In der Regel
weist die präoperative Messung eine etwas größere Tumordicke auf als
die Vermessung am histologischen Präparat, das durch Fixierung und
Einbettung
um
entzündliches
vortäuschen.
mindestens
Infiltrat
kann
Manchmal
10%
schrumpft.
aber
auch
entgehen
aber
eine
auch
Ein
subtumorales,
größere
Tumordicke
kleine
subtumorale
Tumornester der sonographischen Detektion, so dass präoperativ eine zu
geringe Tumordicke bestimmt wird (Dummer W et al. 1995).
Abbildung 5. Malignes Melanom der Aderhaut
27 1.1.6.4. Exzision und Histologie
Bei klinisch eindeutigem Befund wird die Probebiopsie mit einem
Sicherheitsabstand von 1 cm in gesunder Haut in Lokal- oder
Leitungsanästhesie durchgeführt. Die Biopsie führt mittels histologischer
Paraffinschnittuntersuchung in über 90% der Fälle zu einer klaren
Diagnose. Handelt es sich um histologisch unklare Tumoren oder vermutet
man
Melanommetastasen,
so
dient
die
immunophänotypische
Charakterisierung (S-100, HMB-45-Antigen) der Entscheidung (Kaufmann
R et al. 1998).
Abbildung 6. Histologie des malignen Melanoms
1.1.7. Immunologie
Melanome sind von einem entzündlichen Infiltrat umgeben, das Ähnlichkeit
mit dem einer Transplantatabstoßung besitzt. Es gibt jedoch keine Zerstörung
des Tumors durch dieses Infiltrat, da er mit aktiven „Escape–Mechanismen“
ausgestattet ist (Fritsch P et al. 1998):
28 ‐
Herabregulierung der MHC–I durch das c-myc-Onkogen. Hierdurch geht
die Zielstruktur für zytotoxische Lymphozyten verloren, die Interaktion
unterbleibt. IFN-α und IFN-Gamma können die MHC-I-Expression wieder
herstellen.
‐
Expression des Adhäsionsmoleküls ICAM I auf den Zellen und Produktion
löslicher ICAMs I durch die Melanomzellen (induziert durch IFN-Gamma
und IFN-α seitens der Entzündungszellen). Hierdurch wird die Bindung
zytotoxischer T-Lymphozyten an den Tumorzellen nach dem Konkurrenzprinzip behindert.
‐
Unterlaufen der Immunabwehr durch Antigenheterogenität der
Melanomzellen. Diese führt durch immunologische Selektion zum
Auswachsen und Metastasieren antigenveränderter Klone.
Tumorinfiltrierende Lymphozyten aus dem Primärmelanom können
demnach kultivierte Tumorzellen aus diesem selbst, nicht aber solche aus
Antigen-veränderten Metastasen abtöten.
‐
Induktion einer spezifischen Toleranz in CD4-Lymphozyten durch
Expression von MHC II ohne gleichzeitige Expression des
kostimulatorischen Signals (B7).
1.1.8. Ausbreitungsdiagnostik
Nach der Exzisionsbiopsie und Histologie ist vor der Festlegung des
therapeutischen Vorgehens eine eingehende Ausbreitungsdiagnostik
erforderlich, da das Melanom in jedes Organ und Gewebe metastasieren
kann.
Es
kann
Satellitenmetastasen,
dabei
zu
folgenden
In–Transit–Metastasen,
Metastasen
Metastasen
kommen:
in
den
ableitenden oder sekundären Lymphknoten und Fernmetastasen, welche
sich zumeist in Haut und Subkutis, Leber, Lunge, Knochen oder Cerebrum
finden (Balch CM et al. 1983).
29 Durch das Auftreten von Metastasen verschlechtert sich die Prognose
erheblich
(siehe
Kapitel
1.1.10.).
Die
Ergebnisse
der
Ausbreitungsdiagnostik sind daher für das weitere Vorgehen besonders
wichtig.
Folgende Untersuchungen werden in Rahmen einer Durchuntersuchung
angewendet (Shiver RT et al. 1998):
‐
Blutuntersuchung
(Blutbild
und
Differenzialblutbild,
Blutkörperchen-
senkungsgeschwindigkeit, GOT, GPT, Gamma-GT, LDH, Kreatinin,
Harnstoff)
‐
Körperliche
Untersuchung
einschließlich
Palpation
der
ableitenden
Lymphwege und der Lymphknotenstationen
‐
Lymphknotensonographie
‐
Oberbauchsonographie
‐
Röntgen Thorax in 2 Ebenen
‐
Abdomen-CT
‐
Schädel-MRT
‐
Knochenszintigramm
‐
PET
Abbildung 7. Schematische Darstellung eines PET und seines
Messprinzips
30 Abbildung 8. Untersuchungsprinzip - Molekulare Bildgebung mittels
PET/CT bei metastasiertem malignen Melanom
1.1.8.1. Sentinel Lymphnode Dissection (SLND)
Die „Sentinel Node Biopsy“ hat sich Mitte der 80er Jahre als zusätzliche
Untersuchung im Rahmen der Ausbreitungsdiagnostik etabliert. Der erste
Lymphknoten im Abstromgebiet des Melanoms wird markiert und exzidiert.
Die histologische und immunhistologische Aufarbeitung in 4 µm dünnen
Schnitten soll Mikrometastasen aufdecken. Der drainierende Lymphknoten
kann folgendermaßen dargestellt werden:
1.
Präoperativ erfolgt eine Lymphabflussszintigraphie. Die ersten sich
radioaktiv darstellenden Lymphknoten werden in Projektion auf die
Haut markiert.
2.
Vor Beginn der Operation wird Patentblau um die Primärnarbe s. c.
injiziert. Innerhalb von ca. 10 Minuten kommt es zur Anfärbung des
ersten drainierenden Lymphknotens.
31 3.
Die Lokalisation des drainierenden Lymphknotens wird zusätzlich
intraoperativ mit einer Gammasonde bestätigt und auch am exzidierten
Präparat noch einmal bestimmt.
Es finden sich in bis zu 20% der Fälle „positive“ Lymphknoten (mit
mikrometastatischen Tumornestern). Ein Lymphknotensprung mit Befall
des 2. oder 3. Lymphknotens ohne Befall des 1. Lymphknotens erfolgt bei
weniger als 2% der Melanompatienten (Buchels HK et al. 1998). Bei
„positivem“
Lymphknoten
wird
die
vollständige
Lymphadenektomie
angestrebt.
1.1.8.2. Elektive Lymphknotendissektion (ELND)
Die ELND wurde 1992 von Morton et al. zum ersten Mal in der Diagnostik
des malignen Melanoms eingesetzt. Man ging davon aus, dass
Melanomzellen vor einer allgemeinen Disseminierung zunächst in die
regionären Lymphknoten metastasieren. Anhand von Mikrometastasen
sollte eine Lymphknotenbeteiligung möglichst frühzeitig erkannt werden.
Trotz einer negativen ELND kann es jedoch in 15-20% der Fälle zu
unerwarteten
Metastasen
kommen.
Der
Nutzen
der
ELND
bei
Melanompatienten ohne klinischen Verdacht auf Metastasierung ist als
nicht gesichert anzusehen (Wussow P et al. 1986). Die weniger invasive
und damit risikoärmere SLND sollte der ELND vorgezogen werden (Gibbs
P et al. 2001).
1.1.9. Tumormarker
Tumormarker sind Moleküle, die von Tumorzellen selbst oder von nichtmalignen Zellen synthetisiert werden und im Blut oder anderen
Körperflüssigkeiten nachweisbar sind. Für den klinischen Alltag sollte ein
kommerziell erhältliches, standardisiertes, einfaches und reproduzierbares
Testsystem zur Verfügung stehen.
32 Es handelt sich meistens um Proteine, seltener um Kohlenhydrate oder
Lipide, die erstens zell- oder gewebsständig sind und zweitens entweder
aktiv in den Interzellularraum abgegeben werden oder passiv nach Zerfall
der Zelle in diesen gelangen. Jeder Tumormarker soll spezifisch für seinen
Tumor sein, und er sollte bei gesunden Menschen bzw. Patienten mit
anderen Erkrankungen oder Tumoren nicht oder nur in geringerem Maße
vorhanden sein.
Zur Beurteilung der Validität des Tumormarkers bzw. seiner Sensitivität
muss der Tumormarker mit einer hohen Wahrscheinlichkeit den Tumor
erkennen können.
Ein idealer Tumormarker korreliert mit der Tumorlast des Patienten. Somit
würde unter einer Therapie ein Spiegelabfall einer partiellen oder
kompletten Remission entsprechen. Spiegelpersistenz kann mit Konstanz
der Tumormasse und steigende Werte können mit Progression der
Erkrankung gleichgesetzt werden.
Ein Tumormarker besitzt eine unabhängige prognostische Aussagekraft,
die bei einem Patienten mit erhöhtem Risiko die Erkennung eines Rezidivs
oder einer Metastasierung und eine rechtzeitige Behandlung mit
verschiedenen Therapieschemata ermöglicht.
Somit sollen bei den Nachsorge-Untersuchungen, Verlaufskontrollen und
beim Therapiescreening der Patienten mit malignen Hauterkrankungen die
Tumormarker ergänzende Informationen liefern.
Seit Jahren sind viele Arbeitsgruppen damit beschäftigt, Tumormarker für
das maligne Melanom zu etablieren. Es wurden zum einen Tumormarker
untersucht, die nicht Zelltyp- bzw. Gewebe-spezifisch sind, und zum
anderen Proteine, die eine andere Zelltyp- bzw. Gewebespezifität
aufweisen.
Zu der ersten Gruppe gehören unter anderem:
•
Proangiogenetische Faktoren wie VEGF (vascular endothelial
growth factor), bFGF (basic fibroblast growth factor) und Interleukin33 8. Sie spielen in der Neovaskularisation von gutartigem Gewebe
sowie Tumorzellverbänden eine Rolle und werden in Tumorzellen
aufgrund der starken Wachstumskapazität in größerer Menge
produziert.
•
Adhäsionsmoleküle wie slCAM (soluble intracellular adhesion
molecule 1) und sVCAM (soluble vascular cell adhesion molecule
1). Sie kommen sowohl auf Tumorzellen als auch auf gutartigen
Zelltypen vor und dienen zum einen der Anheftung an umgebende
Strukturen,
zum
anderen
sind
sie
für
die
Migration
und
Metastasierung von Tumorzellen von Bedeutung.
•
HLA-Moleküle wie HLA-DR und soluble HLA Klasse I. Als humane
Leukozytenantigene dienen sie der Präsentation und Erkennung
fremder, zum Beispiel viraler oder maligner Strukturen auf der
Oberfläche verschiedener benigner und maliger Zellen durch das
Immunsystem.
•
Zytokine und Zytokinrezeptoren wie Interleukin-6, Interleukin-8,
Interleukin-10 und soluble Interleukin-2-Rezeptoren. Sie werden als
Botenstoffe des Immunsystems sowohl von benignen als auch
malignen Zelltypen exprimiert.
•
Sonstige Moleküle wie LDH (Laktatdehydrogenase) oder Creaktives
Protein.
Sie
sind
mit
tumorspezifischen
Stoffwechselfunktionen oder entzündlichen Vorgängen im Rahmen
einer Tumorerkrankung assoziiert.
Zu der Gruppe der Zelltyp- bzw. Gewebe-spezifischen Tumormarker
gehören:
•
Differenzierungsantigene:
Sie
werden
im
Rahmen
der
Differenzierung eines Zelltyps exprimiert und kommen in der Regel
in gutartigen wie auch in bösartigen Zellen eines Typs vor. Vertreter
sind Enzyme des Melaninstoffwechsels wie 5-S-Cysteinyldopa, LDopa/L-Tyrosin, 6-Hydroxy-5-Methoxyindol-2-Carboxylsäure sowie
34 S100-Beta (löslich in 100% Ammoniumsulfat), MART-1 (melanoma
antigen recognised by T cells) und MIA (melanoma inhibitory
activity), wobei letztere vornehmlich von malignen Melanomzellen
produziert werden.
•
Tumorassoziierte
Enolase),
Antigene
LASA-P
wie
(Lipid-bound
NSE
sialic
(Neuronenspezifische
acid)
und
TA90-
Immunkomplex (90-kd tumor-associated antigen immune complex)
werden im Rahmen verschiedener Tumoren vermehrt exprimiert.
Es gibt zur Zeit keine geeigneten Tumormarker zum Screening oder zur
Diagnostik von Primärmelanomen, die nur eine geringe Tumorlast
aufweisen,
da
alle
bislang
untersuchten
Tumormarker
in
ihrer
Serumkonzentration stark mit der Tumorlast korrelieren.
Erkrankungsrezidive bzw. Progression im Rahmen der Verlaufskontrolle
bei klinisch tumorfreien Patienten sollen möglichst früh erkannt werden.
Für das Therapiemonitoring bei bereits metastasierten Patienten eignen
sich die derzeit auch verfügbaren Tumormarker. Für postoperativ
tumorfreie Patienten, die keine oder geringe Tumorlast aufweisen, gibt es
dagegen momentan keine geeigneten Serummarker, um den Erfolg einer
adjuvanten Therapie überprüfen zu können.
Für
die
prognostische
Einschätzung
der
Gesamtüberlebens-
wahrscheinlichkeit bzw. des progressionsfreien Intervalls gilt das Gleiche:
Nur bei bereits metastasierten Melanompatienten, nicht jedoch bei der
großen Gruppe der tumorfreien Melanompatienten, können Serummarker
als
prognostische
Indikatoren
angewendet
werden,
da
die
Überlebensprognose stark mit der Tumorlast korreliert und diese wiederum
erst ab einer bestimmten Größe von den momentan verfügbaren
Tumormarkern angezeigt wird (Brochez L et al. 2000, Ugurel S 2005).
35 1.1.10. Therapie
Die Therapie des malignen Melanoms richtet sich nach dem jeweils
vorliegenden Tumorstadium (Bröcker EB et al. 1989).
1.1.10.1. Exzision
Die frühzeitige Exzision des malignen Melanoms stellt die wirksamste
Behandlungsmaßnahme
zur
Vermeidung
einer
Progression
der
Erkrankung dar. Bei klinisch eindeutiger Diagnose eines malignen
Melanoms wird zur primären Versorgung eine eindeutige Totalexzision mit
adäquatem Sicherheitsabstand empfohlen. Von der Kommission “Malignes
Melanom der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft“ werden folgende
Empfehlungen für die Exzision primärer maligner Melanome gegeben: Insitu-Melanome sollen mit einem Sicherheitsabstand von 0,5 cm,
Melanome 1 mm Tumordicke mit 1 cm Sicherheitsabstand und maligne
Melanome mit einer Tumordicke von mehr als 4 mm mit einem
Sicherheitsabstand von 2 cm exzidiert werden.
Kann ein Melanom klinisch nicht mit Sicherheit diagnostiziert werden,
sollte zunächst eine operative Entfernung in toto ohne Sicherheitsabstand
erfolgen. Bei histologischer Bestätigung des Melanomverdachts ist eine
Nachexzision (zweizeitige Exzision) mit dem für die Tumordicke nötigen
Sicherheitsabstand zu veranlassen. Die Nachexzision sollte so früh wie
möglich, spätestens aber 4 Wochen nach dem ersten Eingriff durchgeführt
werden. Im Allgemeinen wird für diese operativen Eingriffe die
Lokalanästhesie,
Leitungsanästhesie
seltener
eine
gewählt.
Der
Intubationsnarkose
Wundverschluss
oder
erfolgt
eine
als
Primärverschluss oder wird mittels Verschiebelappenplastik oder Deckung
mit Spalthaut- oder Vollhauttransplantat vorgenommen.
Liegt das primäre Melanom z.B. in der Nähe des Auges oder Ohres, wird
der Sicherheitsabstand unter größtmöglicher Einhaltung anatomischer
Strukturen adaptiert. Melanome, die histologisch als LMM-Typ verifiziert
36 werden, können bei inoperabler Tumorgröße oder in Rücksicht auf Alter
und Morbidität des Patienten der Radiatio zugeführt werden. Das LMM
zeigt auf die Bestrahlung ein gutes Ansprechen. Bei subungualen
Melanomen oder Melanomen an den Fingern oder Zehen hat man die
Entfernung der Endphalangen oder des gesamten Strahls zurückgestellt.
Ebenso kann bei einem malignen Melanom im Bereich des Gesichtes der
Kompromiss
eines
verminderten
Sicherheitsabstandes
in
Betracht
gezogen werden.
Eine Entfernung des malignen Melanoms mit CO-Lasertherapie oder mit
Kontaktkryotherapie ermöglicht keine exakte histologische Aufarbeitung
und wird daher in der Regel abgelehnt.
1.1.10.2. Hypertherme Extremitätenperfusion
Treten vermehrt Satellitenmetastasen oder multiple In–Transit–Metastasen
an den Extremitäten auf, so besteht eine Indikation für die hypertherme
Extremitätenperfusion. Die betroffene Extremität wird bei dieser Methode
einmal oder mehrfach mit hohen Dosen eines Zytostatikums perfundiert
und die Stoffwechselaktivität der Zellen durch Erwärmung der Extremität
auf eine Temperatur von 39°-42° erhöht. Das Verfahren setzt das Anlegen
eines extrakorporalen Kreislaufs für diese Extremität voraus. Operativ
werden die Hauptarterie und die Hauptvene der Extremität mit einer Herz–
Lungen–Maschine verbunden. Es können höhere Konzentrationen der
Zytostatika wie z.B. Melphalan, Cisplatin oder Vincristin verwendet werden
als bei systemischer Behandlung möglich wären, da die systemische
Belastung
verringert
wird.
Der
Einsatz
der
hyperthermen
Extremitätenperfusion führt in 50–80 % zu einer vollständigen Remission
(CR). Als mögliche Nebenwirkungen sind arterielle und venöse Schäden,
persistierende Durchblutungsstörungen, Ödeme oder Schmerzen zu
beachten.
37 1.1.10.3. Adjuvante Therapie
Eine adjuvante Therapie erfolgt nach der chirurgischen Entfernung aller
erkennbaren Tumormassen und soll das Risiko einer primären oder
erneuten Metastasierung mindern und die Überlebenschance verbessern.
Die adjuvante Therapie wird primär bei malignen Melanomen mit hoher
Metastasierungstendenz eingesetzt. Das körpereigene Immunsystem soll
stimuliert
werden,
um
mögliche
zirkulierende
Tumorzellen
und
Mikrometastasen abzuwehren. Zur Verfügung stehen die adjuvante
Immuntherapie und adjuvante Chemotherapie.
1.1.10.3.1. Adjuvante Immuntherapie
In Rahmen einer adjuvanten Immuntherapie soll sich das Abwehrsystem
eines
Melanompatienten
durch
die
Stimulation
einer
spezifischen
zellulären Immunantwort gegen die Melanomzellen richten. Vorhandene
Tumorzellen sollen lysiert und so eine Tumorausbreitung verhindert
werden. Drei Strategien kommen hier zur Anwendung:
‐
Einsatz von definierten Zytokinen
Zytokin-Monotherapien sind vielfach durchgeführt worden. IFN-α induziert
die Expression von Tumor–assoziierten Antigenen und erhöht die
Expression
von
HLA-Klasse-I-Antigen
auf
der
Zelloberfläche
der
Melanomzellen. NK–Zellen, T–Lymphozyten und Monozyten werden durch
IFN-α aktiviert. IL-2 induziert die Sekretion von Zytokinen (TNF-α, IFN-α,
GM-CSF). Durch hohe Induktionsdosen von IL–2 wird zudem eine
Aufregulation der IL–2-Rezeptoren erreicht.
‐
Spezifische Vakzinierung mit Melanomantigenen
Die Vakzinierung ist ein medizinisches Procedere, welches mit der
Identifikation von Tumor-assoziierten Antigenen (TAA) wie Melan-A und
gp100 ihren Ursprung hatte (Braathen LR et al. 1986). Cytotoxische
Lymphozyten des am Melanom erkrankten Patienten werden durch die
38 TAA zur spezifischen Anti-Tumor-Aktivität angeregt. Eine Immunreaktion,
die Tumorzellen eliminiert und vor einem Rezidiv schützt, soll erreicht
werden. Natürliche Adjuvantien einer Antigen–spezifischen T–Zell–Antwort
stellen
die
dendritischen
Zellen
dar
(Nestle
FO
2000).
Die
„Gedächtnisfunktion“ wird außerdem durch synthetische Adjuvantien wie
Zytokine (IL-2, IL-12), monoklonale Antikörper, Proteine, Peptide (MAGE,
BAGE, GAGE, LAGE-1 / NY-ESO-1) oder rekombinante Viren erreicht, die
kostimulatorische Rezeptoren triggern (Bocchia M et al. 2000).
‐
Verabreichung von monoklonalen Antikörpern
Auf die direkte Gabe von monoklonalen Antikörpern wurde in den 80er
Jahren große Hoffnung gesetzt. Allerdings waren die Erfolge beim
malignen Melanom eher mäßig.
1.1.10.3.2. Adjuvante Chemotherapie
Dacarbazin (DTIC) hat sich als wirksamstes Zytostatikum in der
Behandlung des malignen Melanoms etabliert. Bei der Monotherapie von
Melanomen im Stadium IV mit DTIC kam es zu Ansprechraten von 20–
25% (Ho VC et al. 1990; Johnson TM et al. 1995; McCredie M et al. 1994).
Es wurde im Stadium II a (>1,5mm) und im Stadium IV in der Kombination
mit INFα genutzt.
Durch eine Kombination von Zytostatika mit Zytokinen kann eine
Steigerung der objektiven Ansprechraten erreicht werden. Allerdings ergab
sich in allen bisher durchgeführten Studien hierdurch keine signifikante
Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit. Die subjektive und objektive
Verträglichkeit einer Monochemotherapie wird durch die Zugabe von IFN
bzw. IL-2 verschlechtert.
39 1.1.10.4. Palliative Therapie
Eine palliative Therapie wird bei Melanompatienten im Stadium IV
durchgeführt. Heilung des Patienten ist in diesem Stadium nicht mehr zu
erwarten, aber es wird versucht, eine mögliche lange Remission zu
erreichen. Für diese Zielsetzung kommen operative, radiologische und
chemotherapeutische Maßnahmen in Frage.
Ohne Behandlung überleben nach Diagnosestellung im Stadium IV
weniger als 20% der Patienten ein Jahr. Ist eine Remission oder SD
(stable disease) nicht mehr möglich, steht die Linderung von Beschwerden
im Vordergrund. Der Patient soll eine möglichst hohe Lebensqualität
behalten.
Auch
hier
kommen
operative,
radiologische
und
chemotherapeutische Maßnahmen zum Einsatz.
‐
Operative Therapie
Die operative Therapie im Stadium IV kommt vorwiegend bei einzelnen
oder wenigen Haut-, ZNS-, Lungen- oder Lymphknotenmetastasen in
Frage. Primär wird eine vollständige Sanierung angestrebt. Dafür geeignet
sind Metastasen in Kutis, Subkutis und Lymphknotenstationen. Im Bereich
der Haut oder leicht zugänglicher Lokalisationen kann eine OP zur
Tumormassenreduktion eingesetzt werden. Schwierige Lokalisationen wie
singuläre
Lungen-
und
Lebermetastasen
kommen
vorrangig
bei
persistierend singulärer Metastasierung oder bei SD für eine operative
Therapie in Frage.
‐
Strahlentherapie
Das maligne Melanom spricht nur in begrenztem Umfang auf eine
Strahlentherapie an. Das klinische Ansprechen hängt von der gesamten
Strahlendosis, bei fraktioniertem Schema von der applizierten Einzeldosis
und vor allem vom Tumorvolumen ab. Metastasen mit einem Durchmesser
bis zu 2 cm können bei adäquater Dosis in 80–100% zur vollständigen
Rückbildung gebracht werden. Bei Metastasen mit mehr als 4 cm
Durchmesser ist die Ansprechrate kleiner als 50%. Gute Ansprechraten
40 werden bei Einzeldosen von > 5 Gy erzielt. Es werden Gesamtdosen von
mindestens 30–50 Gy angestrebt. Der wichtigste Anwendungsbereich der
Strahlentherapie sind Knochenmetastasen. Hier kann auch oftmals die
Schmerzsymptomatik wirkungsvoll mitbehandelt werden. Das Entstehen
pathologischer Frakturen wird durch die Behandlung gemindert. Bei
intrazerebraler Metastasierung sollten relativ hohe Dosen (> 5 Gy) kurz
aufeinander folgend über einen relativ kurzen Zeitraum eingesetzt werden.
‐
Chemotherapie
Im Stadium IV wird hauptsächlich die systemische Chemotherapie
angewandt. Dacarbazin (DTIC) wird hier als Monotherapeutikum genutzt.
Die Ansprechrate liegt zwischen 20-25%. DTIC zeigt im Vergleich zu
anderen Zytostatika nur eine relativ geringe Organtoxizität. In äußerst
seltenen
Fällen
kann
DTIC
ein
Budd-Chiari-Syndrom
oder
eine
mäßiggradige Alopezie verursachen. DTIC kommt auch bei vielen
Polychemotherapien
zum
Einsatz.
Die
Kombination
von
Chemotherapeutika im Stadium IV kann, wie Stadien an kleineren
Kollektiven zeigen, zu einer Verlängerung der Überlebenszeit der
Patienten gegenüber der Monotherapie führen.
DVP-, CVD- oder Rosenzweig-Schema
DTIC (Dacarbazin)
450 mg/m² i.v. , Tag 1+8, alle 4 Wochen
Vindesin
3 mg/m² i.v. , Tag 1+8, alle 4 Wochen
DDP (Cisplatin)
50 mg/m² i.v. , Tag 1+ 8, alle 4 Wochen
Anstelle von Vindesin ist auch Vincristin oder Vinblastin einsetzbar.
Tabelle 9.
Rosenzweig-Schema
41 BVD-Schema
BCNU (Carmustin)
100 mg/m² i.v. , Tag 1, alle 6 Wochen
Vincristin
1,5 mg/m² i.v. , Tag 1, alle 1+4, alle 6 Wochen
DTIC (Dacarbazin)
150 mg/m² i.v. , Tag 1-5, alle 4 Wochen
Tabelle 10. BVD-Schema
Es ist aber auch mit höherer Toxizität als in der Monotherapie zu rechnen
(Ahmann DL et al. 1989, Lakhani S et al. 1990). Die Remissionsraten
liegen zwischen 25–55%. Studien, welche die Wirksamkeit des DTIC
gegenüber
Polychemotherapien
Polychemotherapien
bezüglich
prüfen,
haben
Überlebensraten,
die
Erfolge
nicht
der
bezüglich
Ansprechsraten, nicht bestätigen können.
BHD-Schema
BCNU (Carmustin)
150 mg/m² i.v. , Tag 1+4, alle 8 Wochen
Hydroxyurea
1500 mg/ m² p.o., Tag 1 – 5, alle 4
Wochen
DTIC (Dacarbazin)
150 mg/m² i.v. , Tag 1-5, alle 4 Wochen
Tabelle 11. BHD-Schema
Bei
Vorliegen
von
zerebralen
Metastasen
ist
Fotemustin
das
Standardpräparat. Hier zeigten i.v. Applikationen Ansprechraten zwischen
16% und 47% (Khayat D et al. 1992).
42 BOLD-Schema
Bleomycin
15 IE i.v., Tag 1+4, alle 4-6 Wochen
Vincristin
1 mg/ m² i.v., Tag 1 +5, alle 4-6 Wochen
CCNU (Lomustin)
80 mg/ m² p.o., Tag 1, alle 4-6 Wochen
DTIC (Dacarbazin)
200 mg/ m² i.v., Tag 1-5, alle 4-6 Wochen
Tabelle 12. BOLD-Schema
Des Weiteren kann im Stadium IV mit zerebraler Beteiligung Temozolomid
gegeben werden (Bleehen N et al. 1995).
McClay-Schema oder Dartmouth-Schema oder DBCT-Schema
DTIC (Dacarbazin)
220 mg/ m² i.v., Tag 1-3, alle 4-6 Wochen
BCNU (Carmustin)
150 mg/m² i.v. , Tag 1, alle 8 Wochen
DDP (Cisplatin)
50 mg/m² i.v. , Tag 1+ 8, alle 4 Wochen
Tamoxifen
2 x 20 mg p.o. täglich, 2 x 80 mg
p.o. 7 Tage vor dem Zyklus
Tabelle 13. McClay-Schema
1.1.11. Prognose
Die Prognose des malignen Melanoms hat sich in den letzten Jahren
deutlich verbessert. Die 5-Jahres-Überlebensrate lag vor 50 Jahren noch
unter 20%, heute beträgt sie ca. 80%. Die drastisch gebesserte
Gesamtprognose für das Kollektiv der Melanompatienten beruht auf der
43 Früherkennung der Melanome, Aufklärungskampagnen, der gesteigerten
Sensibilität
der
Patienten
für
Hautveränderungen
und
Screeninguntersuchungen, die heute Standard sind (Schubert A 1998).
Die Prognose des Melanoms hängt von multiplen Faktoren wie
Tumordicke,
Geschlecht,
histologischem
Melanomtyp
und
Tumorlokalisation ab (Breslow A 1970).
Die
Melanom-10-Jahres-Überlebensrate
nimmt
in
den
höheren
Tumorstadien (Klassifikation der AJCC von 2001) (Balch CM et al. 2001)
kontinuierlich ab. Im Stadium I beträgt sie noch 90-97%.
Eine deutliche Prognoseverschlechterung mit 10-Jahres-Überlebensraten
zwischen 43 und 67% zeigt sich bei Primärtumoren mit größerer
Tumordicke entsprechend dem Stadium II. Bei Melanomen mit regionären
Lymphknoten- oder In-Transit-Metastasen reduziert sich die 10-JahresÜberlebensrate weiter auf 19-28%. Leider nur noch eine begrenzte
Überlebenszeit (10-Jahres-Überlebenszeit unter 3%) weisen Patienten mit
Fernmetastasen auf (Orfanos CE et al. 1994).
Der weitere Verlauf und die Prognose des Melanoms werden vor allem
durch die histologische Charakterisierung des Primarius sowie durch das
Auftreten von Metastasen und Rezidiven bestimmt. Für die Prognose
können auch weitere Eigenschaften des Tumors und andere Kriterien
einen unabhängigen Einfluss haben. So spielen die Lokalisation, das
Lebensalter,
das
Vaskularisierung
Geschlecht,
innerhalb
des
die
Regressionszonen
Tumors,
die
und
die
Ausprägung
der
antitumorösen Entzündungsreaktion, die Mitose-Rate (Mitosen pro mm² im
dermalen Anteil des Melanoms) sowie ein hoher prognostischer Index
(Mitose-Rate x Eindringtiefe in mm) eine wichtige prognostische Rolle.
Nach dem Auftreten von Metastasen gelten im Wesentlichen die im
Rahmen der neuen AJCC- Klassifikation, 6. Auflage, 2002 eingearbeiteten
prognostischen Überlegungen (s. Tabelle 8.).
44 1.1.12. Nachsorge
Ziele
der
Nachsorge
sind
eine
vollständige
Rehabilitation
des
Melanompatienten, die psychosoziale Unterstützung und Untersuchungen
im Hinblick auf ein möglichst frühzeitiges Erkennen von Progress bzw.
Rezidiv. In den ersten fünf postoperativen Jahren ist die Nachsorge
intensiv zu gestalten, da hier 90% der Metastasen auftreten.
Spätmetastasen sind jedoch nicht ungewöhnlich (Levy E et al. 1991), so
dass generell eine Nachsorge über 10 Jahre eingehalten wird.
Der betreuende Arzt ist gefordert, den Patienten in regelmäßigen
Abständen gründlich zu untersuchen, Lymphknoten zu palpieren und
Lymphknoten–Sonographien
Röntgen–Thorax,
zu
veranlassen.
Abdomen–Sonographie,
Blutuntersuchungen,
Schädel–CT
und
Knochenszintigraphie werden je nach Verlauf, Stadieneinteilung und
Beschwerden genutzt.
Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft hat 2002 das in Tabelle 14. dargestellte
Nachsorgeschema empfohlen. DDG = Deutsche Dermatologische Gesellschaft, MM =
Malignes Melanom, MR = Metastasierungsrisiko, M = Metastasen, LK = Lymphknoten
Tabelle 14.
Tumornachsorge bei Melanompatienten
45 1.2. Interferone
1.2.1. Definition
Interferone sind spezifische Proteine, die von Zellen im Rahmen einer
Immunantwort auf virale und bakterielle Infektionen sowie unter Einfluss
zahlreicher antigener und mitogener Stimuli (z.B. Lektine) gebildet werden
(Tossing G 2001).
1.2.2. Geschichte der Interferone
Das Interferon (IFN) wurde 1957 von den Virologen Alic Isaacs und Jean
Lindenmann vom National Institute of Medical Research in Mill Hill,
London, entdeckt. Die beiden Wissenschaftler studierten das Phänomen
der viralen Interferenz. Sie infizierten Hühnereichorionallantoismembran
mit Influenzaviren und stellten fest, dass es einen Faktor geben muss, der
die Fähigkeit besitzt, Zellen vor einer nachfolgenden Infektion zu schützen.
Isaacs und Lindemann nannten diesen Faktor „Interferon“ (Friedman RM
1981, Isaacs A et al. 1957, Wallace J 1985). Isaacs fand heraus, dass IFN
eine Speziesspezifität besitzt.
Ion Gresser, ein amerikanischer Virologe, führte in den späten 60er Jahren
am Laboratory of Viral Oncology in Villenjuif, Frankreich, Untersuchungen
an Mäusen durch, in denen er durch Viren Leukämien induzierte. Er stellte
fest, dass aus Mäusehirn isoliertes IFN das Fortschreiten einer Leukämie
verzögern oder sogar präventiv gegeben werden kann. In nachfolgenden
Studien konnte er zeigen, dass hohe Interferondosen in Mäusen das
Wachstum nicht virusinduzierter Tumoren verhindern können. Diese
Ergebnisse veranlassten 1971 Hans Strander aus Schweden dazu, IFN
erstmals
in
Phase-I-Studien
zur
adjuvanten
Behandlung
von
Osteosarkompatienten einzusetzen (Gresser I et al. 1970).
46 1.2.3. Klassifikation
Interferone gehören zur Gruppe der Zytokine und sind eine Familie von
Proteinen, die Interaktionen zwischen einer Reihe unterschiedlicher Zellen
vermitteln und regulieren (Burke F et al. 1993, Niederle N et al. 1990).
Interferone lassen sich aufgrund ihrer molekularen und funktionellen
Eigenschaften in drei Klassen unterteilen: IFN-α, IFN-β und IFN-γ (Peters
M. 1989, Von Wussow P. 1986).
IFN-α und IFN-β weisen zwei gemeinsame Polypeptidsegmente auf
(Aminosäuren 28–40 und Aminosäuren 122–150). IFN-γ weist keine
signifikante Homologie zu IFN-α und IFN-β auf.
Interferon
Anzahl Gene
Genort (Chromosom)
Rezeptorort
(Chromosom )
Molekulargewicht (kD)
Aminosäuren
ph-Stabilität
Zellherkunft
Induktoren
Tabelle 15.
IFN23
9
IFN1
9
IFN1
12
21
21
6
≈ 20
165 -166
stabil
Monozyten,
B-Zellen
Virus
23
166
stabil
17-25
143
labil
Fibroblasten
T-Zellen
RNS-Virus
Antigen Mitogen
Übersicht der humanen Interferone
Α-Interferone werden nach Virusinduktion von B-Lymphozyten und
Monozyten gebildet. Sie bestehen aus 165-166 Aminosäuren und haben
ein Molekulargewicht von etwa 20 kD (Balkwill F et al. 1978). Innerhalb der
Klasse
der
α-Interferone
sind
aufgrund
unterschiedlicher
Aminosäuresequenzen mehr als 20 verschiedene Subtypen beschrieben
worden (Von Wussow P. 1986). Sie werden als IFN-α1, IFN-α2 usw.
bezeichnet. Eine weitere Differenzierung von IFN-α2 ist durch eine
Differenz
einzelner
Aminosäuren
in
der
ansonsten
gemeinsamen
Polypeptidkette möglich.
47 Aufgrund der Positionen 23 und 24 ihrer Aminosäurensequenzen werden
IFN-α-2a, IFN-α-2b und IFN-α-2c unterschieden (De Vita VT et al. 1985).
Interferone
IFN-α-2a
IFN-α-2b
IFN-α-2c
Tabelle 16.
Position 23
Lysin
Arginin
Arginin
Position 34
Histidin
Histidin
Arginin
Subtypen der α-Interferone
B-Interferone sind Glykoproteine, werden hauptsächlich von Fibroblasten
synthetisiert, bestehen aus 166 Aminosäuren und haben ein Gewicht von
23 kD. Induktoren sind RNS und Viren.
G-Interferon weist 143 Aminosäuren auf und ein Molekulargewicht von 1725 kD. Es wird, induziert durch Antigene und Mitogene, von T-Zellen
synthetisiert.
1.2.4. Allgemeines zur Wirkung der Interferone
Interferone entfalten ihre Wirkung durch Bindung an spezifische
Membranrezeptoren an der Zelloberfläche. Die α- und β-Interferone haben
einen gemeinsamen Rezeptor, dessen Genlokus auf Chromosom 21
lokalisiert ist. Der γ-Interferon-Rezeptor wird durch ein Gen auf
Chromosom 6 kodiert (Peters M 1989).
Die meisten Zellen weisen zwei verschiedene Rezeptortypen auf. Die
Gesamtzahl an Rezeptoren für α und β oder γ pro Zelle kann zwischen
1000 und 10.000 variieren (Sonnenblick et al. 1991). Durch die Bindung an
den jeweiligen Rezeptor werden verschiedene Effekte ausgelöst, wie zum
Beispiel eine Steigerung der Expression von MHC-Peptiden und Tumorassoziierten Antigene auf der Zelloberfläche (Obadina M et al. 1996).
Die IFN-Wirkungen sind auf vielfältige Weise miteinander verbunden
(Luger TA et al. 1990). Für Interferone werden antivirale, antiproliferative
48 und immunmodulierende Wirkungen beschrieben (Garbe C et al. 1992,
Jones GJ et al. 1986, Spiegel RJ 1986, Stadler R et al. 1990).
Sie haben Einfluss auf Wachstum, Differenzierung und Funktionen
leukozytärer
Subpopulationen
und/oder
ihrer
hämatopoetischen
Vorläuferzellen (Hauschild A et al. 2000).
1.2.4.1. Wirkungsmechanismus des IFN-α

Antivirale Wirkung
Die antivirale Wirkung wird als Maß für die biologische Aktivität der
Interferone verwendet (Pestka S 1983). Der genaue Mechanismus der
antiviralen Wirkung von IFN-α ist nach wie vor ungeklärt. IFN-α wirkt nicht
direkt
antiviral,
jedoch
induziert
IFN-α
die
Inhibition
der
viralen
Transkription und Translation.
Die Zeit bis zum Einsetzen der IFNα-Wirkung hängt direkt von der IFN-αKonzentration ab. Höhere Konzentrationen an IFN-α bedingen eine rasche
Hemmung der Virusreplikation. Niedrige IFN-α-Konzentrationen bewirken
eine
verzögerte
und
verringerte
Virussynthese
im
Sinne
einer
virusstatischen Wirkung. Im Rahmen ihrer antiviralen Aktivität wurde die
Induktion folgender Enzyme durch IFN-α beschrieben (Hovanessian AG et
al
1977,
Lengyel
1982):
2`5`-oligo-Adenylatsynthetase,
Phosphodiesterase, Proteinkinase. Diese Enzyme stellen Inhibitoren der
Proteinsynthese dar (Farell PJ et al. 1978). Die Zelle wird gezwungen,
entweder in die Ruhephase einzutreten oder den Teilungszyklus mit
erheblich verminderter Geschwindigkeit fortzusetzen (Creasy AA et al.
1980, Horoszewicz JS et al. 1979). Verschiedene Untersuchungen zeigen,
dass der durch IFN-α induzierte antivirale Effekt via Rezeptor-aktivierte
Zellen auf Nachbarzellen übertragen werden kann, die noch nicht mit IFNα in Kontakt gekommen sind (Shearer M et al. 1987).
49 
Antiproliferativer Effekt
Die antitumorale Wirkung des IFN-α beruht vor allem auf antiproliferativen
Effekten (Stadler R et al. 1990). IFN-α verlangsamt das Wachstum sowohl
gesunder
als
auch
maligner
Zellen,
indem
es
Phasen
des
Teilungszyklusses verlängert (Balkwill F et al. 1978). An der menschlichen
lymphozytären Leukämiezelllinie RPMI-8402 und an Osteosarkomzellen
zeigt sich die stärkste Hemmung der Zellproliferation mit 80-100%.

Immunmodulierende Wirkung
Interferone
sind
in
der
Lage,
verschiedene
Immunreaktionen
zu
beeinflussen (Malbrain MLNG et al. 1995). Sie fördern die Ausschüttung
weiterer Zytokine (GM-CSF, IL-2, IL-1, TNF) (Balkwill F. 1989). Dadurch
kann unter anderem Fieber ausgelöst werden. Je nach Dosis und
Zeitpunkt der Verabreichung kann IFN-α Immunfunktionen stimulieren
oder inhibieren, indem es die zytotoxische Aktivität von verschiedenen
Zellen (T-Lymphozyten, Makrophagen, Killerzellen) entweder intensiviert
oder abschwächt (Blasi E et al. 1984, Knop J 1990, Schultz RM et al.
1977, Vilcek J et al. 1980). Die immunmodulierende Wirkung des IFN-α
auf Zellen spiegelt sich in einer Erhöhung der Oberflächenexpression von
Histokompatibilitätsantigen (HLA Klasse I) wieder. Diese Antigene gelten
als eine entscheidende Komponente für die Erkennung maligner und
virusinfizierter Zellen durch T-Zellen (Basham TY et al. 1983).
1.2.5. Pharmakokinetik von IFN-α
Aufgrund des natürlichen proteolytischen Abbaus im Gastrointestinaltrakt
ist nach oraler Verabreichung von IFN nicht mit einer messbaren
Serumkonzentration zu rechnen. Die Pharmakokinetik von IFN-α-2b wurde
an gesunden männlichen Probanden getestet, die 5 Mio IE/m² KO und 10
Mio. IE als Einmaldosis subkutan, intramuskulär bzw. als 20-minütige
intravenöse Infusion verabreicht bekamen. Die nach subkutaner und
intramuskulärer Injektion gemessenen mittleren IFN-Konzentrationen im
50 Serum waren ähnlich. Serumhöchstwerte traten 3-12 Stunden nach Gabe
der niedrigen Dosis auf bzw. 6-8 Stunden nach Gabe der höheren Dosis.
Die Eliminations-Halbwertszeit von IFN-α betrug für die niedrige Dosierung
etwa 2-3 Stunden, für die hohe Dosis 6-8 Stunden.
Die Serumspiegel lagen 16-24 Stunden nach der s.c. oder i.m. Injektion
unterhalb der Nachweisgrenze. Sowohl nach subkutaner als auch nach
intramuskulärer Applikation lag die Bioverfügbarkeit bei 100%.
Nach intravenöser Verabreichung erreichten die IFN-α-Serumspiegel
gegen Infusionsende (20 Minuten) ihre Höchstwerte (135-273 IE/ml),
nahmen dann rascher ab als nach subkutaner oder intramuskulärer
Verabreichung des Wirkstoffes und waren 4 Stunden nach der Infusion
nicht mehr nachweisbar. Die biologische Halbwertszeit liegt für niedrige
IFN-α-Dosen (5 Mio IE/m² s.c.) bei 3-12 Stunden, für hohe IFN-α-Dosen
(10 Mio IE/m² s.c.) bei 6-8 Stunden. Abb. 9 zeigt die mittlere
Serumkonzentration in Abhängigkeit von der Applikationsart nach
einmaliger Injektion von IFN-α-2b (5 Mio IE/m²) (Grafik von Essex Pharma,
Abb. 9).
Die Liquorgängigkeit: einige Untersuchungen mit teilweise gereinigtem,
natürlichem oder rekombinantem IFN-α ergaben, dass IFN-α beim
Menschen die Blut-Hirn-Schranke kaum überschreitet.
Da IFN-α renal metabolisiert wird, stellen Funktionsstörungen der Nieren
eine Kontraindikation in der Anwendung dar.
51 Abbildung 9.
Grafik Essex Pharma Liquorgängigkeit: Untersuchungen
mit
teilweise
rekombinantem
gereinigtem,
IFN-α
ergaben,
natürlichem
oder
dass
beim
IFN-α
Menschen die Blut-Hirn-Schranke kaum überschreitet
Schwere
Funktionsstörungen
der
Leber
bedürfen
einer
genauen
Überwachung der Leberwerte beim therapeutischen Einsatz von IFN-α,
auch wenn die Leber nur eine untergeordnete Rolle beim Katabolismus
des IFN-α spielt (Bocci V 1985, Koyama Y 1983).
1.2.6. Anwendungsgebiete der Interferone
Interferone finden ihre Anwendung in der Therapie verschiedener
Erkrankungen. Tabelle 17 zeigt eine Übersicht der Indikationen, für die
Interferone zugelassen sind (Anonymous 1993, Conlon KC et al. 1990,
Nathanson L 1996, Schmoll HJ 1988, The INFB Multiple Sclerosis Study
Group 1993, Weck PK et al. 1988, Von Wussow P 1986).
52 Interferon
IFN-α-2a
Produktname
Roferon
Zulassung
Malignes Melanom Stad. II + III,
Basaliom, Lymphome (CML, Myelom,
CTCL, NHL), Kaposi -Sarkom,
Nierenzellkarzinom, Hepatitis,
Karzinoid, Condylomata acuminata
Malignes Melanom, Lymphome
(CML, Myelom, follikuläres
Lymphom), Haarzellenleukämie
Hepatitis
Inferax
Avonex
Hepatitis
Multiple Sklerose
IFN-α-2b
IFN-α-2a
pegyliert IFNα-2b pegyliert
IFN-alfacon-1
IFN-β-1a
IFN-β-1b
Humanes IFNβ
IFN-γ-1b
Multiple Sklerose
Fiblaferon
Condylomata acuminata
Septische Granulomatose
Tabelle 17.
Übersicht der Indikationen, für die Interferone zugelassen
sind
Während oder nach einer IFN-α-Therapie können Nebenwirkungen
auftreten. Die Stärke und die Dauer der Symptome sind dabei von der IFNα-Dosis, der Applikationsart, der Dauer der Applikation und der IFN-αKlasse abhängig.
In vielen Studien und Kasuistiken werden die möglichen Nebenwirkungen
beschrieben. Eine Übersicht der möglichen Nebenwirkungen einer IFN-αTherapie gibt die Tabelle 18.
53 Häufigste NW
Häufige NW
Gelegentliche NW
Seltene NW
Sehr seltene NW
Fieber, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Myalgien
Schüttelfrost, Appetitlosigkeit, Übelkeit
Erbrechen, Diarrhöen, Gelenkschmerzen, Somnolenz,
Schwindel, Mundtrockenheit, Alopezie (unspezifische),
grippeähnliche Symptome, Rückenschmerzen, Depressionen,
allgemeines Unwohlsein, Schmerzen, übermäßige
Schweißabsonderung, Geschmacksveränderungen, Reizbarkeit,
Schlaflosigkeit, Verwirrtheit, Konzentrationsstörungen,
Hypotonie
Schmerzen im Abdomen, Hautausschläge, Nervosität,
Veränderungen an der Injektionsstelle, Parästhesien, Herpes
simplex, Pruritus, Augenschmerzen, Hypakusis, Angstzustände,
Nasenbluten, Husten, Pharyngitis, Lungeninfiltrate, Pneumonitis
und Pneumonie, Bewußtseinsstörungen, Gewichtsverlust,
Gesichtsödeme, Dyspnoe, dyspeptische Beschwerden,
Tachykardie, Hypertonie, gesteigerter Appetit, verminderte
Libido, Hypästhesie, ungewöhnliche
Geschmackswahrnehmungen, dünnflüssiger Stuhl,
Zahnfleischbluten, Krämpfe in den Beinen, Neuropathie,
Polyneuropathie, Rhabdomyolyse, Niereninsuffizienz, Hyperoder Hypothyreoidismus, Hepatotoxizität
Nephrotisches Syndrom, Nierenversagen, sich
verschlechternder Diabetes, Diabetes/Hyperglykämie,
Herzischämie, Myokardinfarkt, Herzrhythmusstörungen
Einzelfälle
Netzhautblutungen, Cotton-wool-Herde, Verschluss der
Netzhautarterien bzw. -venen
Laborchemische
Veränderungen
Abfall der Granulozyten und Leukozyten, des Hämoglobins, der
Thrombozyten
Anstieg der alkalischen Phosphatase, des LDH, des
Serumkreatinins. des Serumharnstoffs, der SGPT/SGOT
Tabelle 18.
Mögliche Nebenwirkungen (NW) während und/oder nach
einer IFN-α-Therapie
(Abdi EA et al. 1986, Anderlini P et al. 1995, Asnis LA et al. 1995, Chang L et
al. 1995, Christian MM et al. 1997, Funk J et al. 1991, Greenfield SM et al.
1994, Guyer DR et al. 1993, Köhler U et al. 2000, Lisker-Melman M et al.
1992, Nouri K et al. 1996, Orlow SJ et al. 1992, Pauluzzi P et al. 1993, Pigatto
PD et al. 1991, Purvin VA 1995, Quesada JR et al. 1986, Reinhold U et al.
1997, Salzo S et al. 1990, Schafer M et al. 1999, Silver RT et al. 1996, Tartour
E et al. 1995, Wölfer LU et al. 1996)
54 2. Patienten und Methoden
2.1. Patienten
Die vorliegende Studie basiert auf den Daten einer retrospektiven
Untersuchung von 127 Patienten mit neu aufgetretenen oder bekannten
sowie metastasierenden Melanomen, die im Zeitraum von 2000-2006 in
der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Technischen
Universität München aufgenommen, diagnostiziert und behandelt wurden.
Es wurden 58 weibliche und 69 männliche Fälle eingeschlossen. Der
Durchschnittsalter betrug 58,3 Jahre (26-86 Jahre).
Bei allen Patienten wurde die Diagnose eines malignen Melanoms jeweils
mittels
histologischer
Untersuchung
bestätigt.
Dabei
wurde
die
Tumoreindringtiefe nach Breslow und/oder der Invasionslevel nach Clark
(Breslow et al. 1970, Clark et al. 1969) berücksichtigt. Die Verteilung der
klinisch-histologischen Typen in unserem Patientenkollektiv ist in Tabelle
19 zusammengefasst.
Anzahl der Patienten
Tabelle 19.
SSM
68
NMM
24
AMM
10
LMM
13
pTx
12
Die Verteilung der histologischen Melanotypen in unserem
Patientenkollektiv
55 Bei der Erstvorstellung (gemäß 127 Patientenakten) befanden sich 9
Patienten im Stadium pTx, 11 in pT1, 40 in pT2, 35 in pT3 sowie 32
Patienten im pT4 (s. Tabelle 20). Keiner der Patienten befand sich in
Stadum der Fernmetastasierung.
Männlich
Weiblich
insgesamt
pTxN1
8
1
9
pT1
6
5
11
pT2
17
23
40
pT3
19
16
35
pT4
19
13
32
insgesamt
69
58
127
Tabelle 20.
Geschlechtsverteilung der untersuchten
Melanompatienten
Bei allen 127 Patienten wurde die Interferon-Therapie einschließlich des
Verlaufes bzw. der Progression, der Therapiedauer und der Verträglichkeit
sowie der Nebenwirkungen dokumentiert und retrospektiv ausgewertet.
2.2. Methoden
Bevor
ein
Patient
mit
IFN-α
behandelt
werden
konnte,
wurden
entsprechend eines klinischen Standards unter Berücksichtigung von Einund Ausschlusskriterien (Tabelle 21, 22, 23) Staging sowie körperliche und
laborchemische Untersuchungen (Tabelle 24) veranlasst. Waren alle
Kriterien erfüllt und hatte der Patient schriftlich der IFN-α-Therapie
zugestimmt, wurde diese eingeleitet:

Applikation des pegylierten Interferons-α-2b einmal wöchentlich
s. c. von 50 µg-100 µg oder nicht pegylierten Interferons-α-2a 3mal 3 Mio. IE wöchentlich über mindestens 12 Monate (die
mittlere
Applikations-
bzw.
Therapiezeit
unseres
56 Patientenkollektivs betrug 14,5 Monate) im Anschluss an eine
initiale Therapie mit 18 Mio. IE Interferon-α-2b i. v., die über 5
Tage bis spätestens 6 Wochen nach der primären Operation
oder Metastasenexzision des bekannten Melanoms begonnen
wurde.

Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen mit klinischen und
laborchemischen Kontrolluntersuchungen wie in Tabelle 22
aufgelistet (alle 4 bis 12 Wochen während der Therapie, alle 3
bis 6 Monate nach Therapieende).

Diagnostik:
Tumormarker
(S100,
MIA),
Sonographie
(Oberbauch, Lymphknoten), PET, c MRT, CT

Nachbeobachtungszeit 12 bis 36 Monate mit regelmäßigen
Nachsorgeuntersuchungen alle 3 bzw. 6 Monate
Einschlusskriterien
Alter zwischen 18 und 70 Jahren (bei gutem Allgemeinzustand bis 75 Jahre)
Therapiebeginn innerhalb 8 Wochen nach operativer Entfernung des
Primarius
Karnofsky-Index > 70%
Schriftliche Einverständniserklärung des Patienten
Bei Frauen: Konzeptionsschutz
Tabelle 21. Einschlusskriterien für Interferon-Therapie
57 Ausschlusskriterien
Alter < 18 Jahre bzw. > 70 Jahre, Karnofsky-Index < 70%
Therapiebeginn später als 8 Wochen nach der operativen Entfernung des Primärtumors
Fehlende schriftliche Einverständniserklärung des Patienten
Fehlender Konzeptionsschutz, schwangere oder stillende Frauen
Vorliegen einer ernsthaften Begleiterkrankung, die in keinem Zusammenhang mit der neoplastischen
Erkrankung steht
Vorliegen einer Autoimmunerkrankung
Myokardinfarkt innerhalb des letzten Jahres, manifeste Angina pectoris, dekompensierte
Herz-/Lungenerkrankung
Vorliegen einer psychischen Erkrankung (z.B. Depression, Psychose)
Nicht therapierte, nicht eingestellte Schilddrüsenerkrankung
Funktionsstörungen der Nieren (Kreatinin > 1,5 x oberer Norm)
Vorliegen einer Lebererkrankung (Bilirubin und Transaminasen > 1,5 x oberer Norm)
Myelosuppression, Gerinnungsstörung, ZNS-Erkrankungen
Leukopenie unter 3.000/µl, Thrombozytopenie unter 100.000/µl, Anämie (Hämoglobin < 10 mg/dl)
Vorangegangene Chemo- oder IFN-Therapie in den letzten 6 Monaten
Bekannte Überempfindlichkeit gegen IFN und Humanalbumin oder Zweitmalignome
Tabelle 22. Ausschlusskriterien für Interferon-Therapie
Einschlusskriterien
Ausschlusskriterien
histologisch gesichertes malignes Melanom
Patienten nach Radikaloperation einer
Erstmanifestation regionärer LK-Metastasen
(Stad. IIIb, N1,2; M0)
Schleimhautmelanome oder okuläre
Melanome; Vorliegen von verbliebenen
Lymphknoten, Satelliten-, In-Transit- oder
Fernmetastasen
Nachweis klinischer Tumorfreiheit
Nachweis von Mikro- oder Makrometastasen
bei einer „sentinel node biopsy” oder elektiven
Lymphknotendissektion
Tabelle 23.
Zusatzkriterien zur Teilnahme an der ADO-Studie für
MM Stadium III b Studienleiter Prof. Dr. med. R. K. Garbe
58 Blutbild
Differenzialblutbild
Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit
Kreatinin
Kreatininkinase
Kreatininclearance
Elektrolyte
Albumin
Glutamat-Oxalazetat-Transaminase
Glutamat-Pyruvat-Transaminase
Laktat-Dehydrogenase
γ-Glutamyl-Transferase
alkalische Phosphatase
Hepatitis A-, B-, C-Antikörper
Schilddrüsenwerte
Schilddrüsen-Antikörper
antinukleäre Antikörper
Gerinnungsstatus
Tabelle 24. Laborchemische Parameter, die vor und während einer
IFN-α-Therapie bestimmt wurden
Den Patienten wurde empfohlen, sich während der IFN-α-Therapie zu
schonen, vitamin- und eiweißreiche Kost zu sich zu nehmen, ausreichend
Flüssigkeit zuzuführen (mindestens 2-3 l tgl.) oder gegebenfalls auch
elektrolythaltige Getränke zu trinken. Eine IFN-Infobroschüre wurde jeweils
vor Beginn der Therapie mitgegeben, und eine Demonstration des IFNPens mit Anleitung und Applikation der s.c. IFN-Injektion wurde
durchgeführt.
2.3. Dokumentation und Auswertung
Die 127 Patientendaten wurden anhand von Papierakten und NachsorgeFolgeerhebungsbogen erhoben, tabellarisch zusammengestellt, grafisch
bearbeitet und ausgewertet jeweils 12 bzw. 36 Monate nach Beginn der
Interferontherapie.
Aufgrund
der
Nebenwirkungen
und
schlechter
Verträglichkeit bei 12 Patienten wurde die Therapie vorzeitig abgebrochen.
Somit nahmen nur 115 Patienten an der vollständigen Auswertung teil.
59 2.4. Ziel der Untersuchung
Obwohl die Wirksamkeit von pegyliertem Interferon bisher nur bei
Nierenzellkarzinom,
Leberzellkrebs
oder
bestimmten
Leukämien
nachgewiesen werden konnte, haben wir uns aufgrund der einfachen
Applikationsform
(Injektion
1x/Wo.)
und
der
verringerten
Nebenwirkungsrate bei Risikomelanompatienten (unabhängig von der
Tumordicke: pTx-pT4 und/oder positiver Wächterlymphknoten oder
Zustand nach Metastasenresektion) für eine adjuvante Therapie mit
pegyliertem Interferon-α entschieden. Daten von Studien mit gleichen oder
ähnlichen
Kontroll-
und
Patientengruppen
wurden
mit
unseren
Ergebnissen verglichen.
60 3. Ergebnisse
3.1. Geschlecht
In unserem Patientenkollektiv konnten nach der Auswertung insgesamt
115 Patienten in allen Tumorstadien unter IFN-α-2a- oder IFN-α-2bTherapie eingeschlossen werden. Die genaue Aufteilung der Stadien und
die Geschlechtsverteilung sind nachfolgend tabellarisch sowie bildlich in
Prozent dargestellt (Tabelle 25, Abbildung 10).
12 weitere Patienten wurden von der Auswertung ausgeschlossen, da die
Therapie wegen der Nebenwirkungen vorzeitig abgebrochen werden
musste.
pTxN1
männlich 7
Weiblich 1
insgesamt 8
pT1
4
5
9
pT2
16
19
35
pT3
18
14
32
pT4
18
13
31
insgesamt
63
52
115
Tabelle 25.
Geschlechtsverteilung des Patientenkollektivs
(Klinische Stadien I – III)
Die gesamte Geschlechtsverteilung unseres Patientenkollektivs ist in
Abbildung 10 dargestellt. In allen Stadien unseres Kollektivs befanden sich
insgesamt 52 weibliche und 63 männliche Patienten.
61 pTxN1 = ohne bekannten Primarius mit positiven SLN
Abbildung 10.
Geschlechtsverteilung der pTx-pT4-Patienten
In unserem Patientenkollektiv (Abbildung 10) befanden sich insgesamt 8
Patienten (1 weiblich, 7 männlich) mit unbekanntem Primarius (pTx) und
positiven
Sentinellymphknoten.
Weiterhin
wurden
aufgrund
der
Tumordicke 9 Patienten (5 weiblich, 4 männlich) in das Stadium pT1
eingeteilt sowie 35 (19 weiblich, 16 männlich) in das Stadium pT2. Im
Stadium pT3 befanden sich 32 Patienten (14 weiblich, 18 männlich),
gefolgt von Stadium pT4 mit insgesamt 31 Patienten (13 weiblich, 18
männlich).
62 3.2. Alter
Abbildung 11.
Altersdurchschnitt der pTx-pT4-Patienten
Abbildung 11 zeigt einen Altersdurchschnitt unseres Patientenkollektivs
von 58,3 Jahren wie in Tabelle 26 dargestellt.
Altersdurchschnitt
pTxN1
48,8
pT1
61,1
pT2
55,2
pT3
59,5
pT4
62,3
insgesamt
58,3
Tabelle 26.
Es
zeigte
Altersdurchschnitt unseres Patientenkollektivs
sich
ein
signifikanter
Altersunterschied
zwischen
den
Patientengruppen. So war vor allem der Altersdurchschnitt in der pTxN1Gruppe mit 48,8 Jahren im Durchschnitt 13,5 Jahre niedriger als in der
pT4-Gruppe (62,3 Jahre).
63 3.3. Diagnostik der Sentinel-Lymphknoten
Die Tabelle 27 zeigt die Anzahl der 115 rekrutierten Patienten mit positiven
und negativen Sentinellymphknoten. Es waren insgesamt 56 (48,6%)
Patienten mit positiven Sentinellymphknoten (SLN) versus 59 (51,4%)
Patienten mit negativen Sentinellymphknoten. Bei allen 8 pTx-Patienten
waren positive Sentinellymphknoten diagnostiziert. In der pT1-Gruppe
waren 7 Patienten mit positiven SLN versus 2 mit negativen SLN. Die pT2Gruppe zeigte 16 Patienten mit positiven SLN versus 19 Patienten mit
negativen SLN, und die pT3-Gruppe zeigte 9 Patienten mit positiven SLN
versus 23 mit negativen SLN. In der pT4-Gruppe waren 16 SLN-positive
versus 15 SLN-negative Patienten zu beobachten.
SLN positiv
SLN negativ
pTxN1
8
keine
pT1
7
2
pT2
16
19
pT3
9
23
pT4
16
15
Insgesamt
56
59
Tabelle 27.
Anzahl der Patienten mit positiven und negativen SLN
Abbildung 12.
SLN-Überblick bei pTx-pT4-Patienten
64 3.4. Therapieverlauf
In
unserem
Patientenkollektiv
mit
115
Melanompatienten
wurden
Auswertungen des Therapieverlaufes nach 12 bzw. 36 Monaten nach
Beginn der Interferon-Therapie durchgeführt (Tabelle 28, 29; Abbildung
13, 14).
Therapieverlauf nach 12 Monaten
Stadium
ohne Progress
mit Progress
Verstorbene
insgesamt
pT1
7
2
0
pT2
27
6
2
pT3
22
8
2
pT4
19
9
3
pTxN1
2
4
2
9 35 32 31 8 insgesamt
77
29
9
115
Tabelle 28. Therapieverlauf nach 12 Monaten
Die Ergebnisse der ersten Auswertung nach 12 Monaten InterferonTherapie zeigten:
a) keinen Progress bei 77 ( 66,9%) der behandelten Patienten,
b) Progress bei 29 (25,2%) Patienten und
c) Tod bei 9 (7,9%) Patienten (s. Abbildung 13).
Die meisten Patienten mit Progress befanden sich in der pT4-Gruppe,
gefolgt von der pT3-, pT2- und pTx-Gruppe (Tabelle 28 und Abbildung 13).
65 Abbildung 13. Therapieverlauf nach 12 Monaten
Therapieverlauf nach 36 Monaten
Stadium
ohne Progress
mit Progress
Verstorbene
insgesamt
pT1
5
3
1
pT2
14
17
4
pT3
12
15
5
pT4
8
17
6
pTxN1
0
2
6
insgesamt
39
54
22
9 35 32 31 8 115 Tabelle 29. Therapie und Verlauf nach 36 Monaten
Die Ergebnisse der zweiten Auswertung nach 36 Monaten zeigten
a) keinen Progress bei 39 (33,9%) der behandelten Patienten,
b) Progress bei 54 Patienten (46,9%) und
c) Tod bei 22 (19,2%) Patienten (s. Tabelle 29, Abbildung 14).
66 Abbildung 14.
Therapieverlauf nach 36 Monaten
Vergleich zwischen dem Therapieverlauf nach 12 und 36 Monaten
Kontrollzeit
nach 12 Monaten
nach 36 Monaten
ohne Progress
66,90%
33,90%
mit Progress
25,20%
46,90%
Verstorbene
7,90%
19,20%
Tabelle 30.
Die
Therapieverlauf nach 12 und 36 Monaten
Auswertungen
nach
der
12-monatigen
und
36-monatigen
Kontrolluntersuchung der therapierten Patientengruppe zeigten einen
bedeutsamen Unterschied zwischen den Patienten mit und ohne Progress.
Es zeigte sich ein Anstieg der Progression von 25,2% nach 12 Monaten
Therapie und auf 46,9% nach 36 Monaten.
67 Abbildung 15.
Therapieverlauf - 12 versus 36 Monate
Die Prozentzahl der verstorbenen Patienten stieg von 7,8% nach 12
Monaten auf 19,2% nach 36 Monaten. Dementsprechend fiel die Zahl der
Patienten ohne Progress (66,9%) auf fast die Hälfte (33,9%) (Tabelle 30,
Abbildung 15).
68 3.5. Nebenwirkungen
Die mittlere Behandlungszeit unseres Patientenkollektivs betrug 14,5
Monate (zwischen 12-20 Monaten). In der Zeit der Interferonapplikation
zeigten sich Nebenwirkungen bei 19 Patienten in Form von schwerer
Müdigkeit bei 7 Patienten, Kopfschmerzen und Nausea bei jeweils 2,
Schwindel mit Hypertonie bei 6 sowie Haarausfall und Thyreoiditis jeweils
bei einem Patienten (siehe Abbildung 16).
Abbildung 16.
Nebenwirkungen bei den gesamten Patienten
In unserem Patientenkollektiv konnte die Auswertung nur bei 115
Patienten abgeschlossen werden, da bei 12 Patienten aufgrund der Stärke
der Nebenwirkungen die Interferontherapie vorzeitig abgebrochen werden
musste (s. Abbildung 17). Bei 7 weiteren Patienten wurde die initiale
Wochendosis von 100 µg/Wo. s.c. auf 50 µg/Wo. s.c. reduziert und konnte
so weiter wie geplant problemlos fortgeführt werden.
69 Abbildung 17.
Nebenwirkungen bei den Patienten mit
Therapieabbruch
Bei den 115 Patienten wurden bei 45% Gewichtsverlust und Diarrhoe, bei
63% Müdigkeit, bei 49% erhöhte Körpertemperatur mit Grippe-ähnlicher
Symptomatik und Gliederschmerzen, bei 5% Vitiligo, bei 14% Thyreoiditis,
bei
25%
Depressionen,
bei
23%
erhöhte
Leberwerte,
bei
35%
Kopfschmerzen, bei 47% Myalgien, bei 15% Libidoverlust (bei Männern),
bei 10% Tachykardie mit Hypotonie, bei 13% Nausea, bei 8% Haarausfall
und bei 3% generalisiertes Exanthem, häufig begleitet von Pruritus und
Hauttrockenheit, beobachtet.
70 Abbildung 18.
Anzahl der pTx-pT4-Patienten mit Therapieabbruch
Ein Abbruch der Interferontherapie erfolgte in der pT4-Gruppe bei 5
Patienten (3 weiblich, 2 männlich), in der pT2-Gruppe bei 3 (2 weiblich, 1
männlich), in der pT3-Gruppe bei 3 (weiblich) und in der pT1-Gruppe bei
einem Patienten. Bei allen Patienten der pTx-Gruppe wurde die
Interferontherapie gut vertragen (siehe Abbildung 18.).
Bei der kompletten prozentuellen Auswertung zeigte sich bei 33,9% der
behandelten Melanompatienten eine rezidivfreie Zeit von 36 Monaten.
71 4. Diskussion
Seit der Entdeckung der Interferone 1957 durch Isaacs und Lindenmann
wurden im Vergleich zu IFN-β und IFN-γ mit IFN-α die signifikantesten
Erfolge in der Melanomtherapie erzielt. Studien mit einer IFN-αMonotherapie zeigen sogar im Stadium IV noch Ansprechraten bis zu
24% (Dorval T et al. 1986, Kirkwood JM et al. 1985, Sertoli MR et al.
1989).
Studien mit IFN-β haben gezeigt, dass das Wirkungsspektrum von IFN-β
vergleichbar ist mit dem von IFN-α. IFN-β hat sich jedoch vorrangig in der
Therapie der multiplen Sklerose etabliert.
Interferon-γ (IFN-γ) zeigte nur in Pilotstudien einen therapeutischen
Nutzen in der Therapie des disseminierten Melanoms. Beim Einsatz von
IFN-α in randomisierten Studien bei „High-Risk-Melanomen“ (>1.5 mm)
wurde keine signifikante Beeinflussung der rezidivfreien Zeit oder
Gesamtüberlebenszeit erzielt, so dass sein Einsatz auf die Kombination
mit Zytostatika ± TNFα
in der Extremitätenperfusion beschränkt bleibt
(Maysens FJ et al. 1995).
In den Studien zur adjuvanten Therapie des malignen Melanoms mit IFN-α
wurden die als gleichwertig angesehene Wirkstoffe IFN-α-2a (Roferon,
Hoffmann La Roche) und IFN-α-2b (Intron A, Schering-Plough) eingesetzt.
Neben diesem therapeutischen Ansatz können die Wirkstoffe IFN-α-2a
und IFN-α-2b noch in weiteren Therapien eingesetzt werden (siehe
Tabelle 31, 32).
72 Wirkstoff
Indikation
Interferon α2a
Chronische Hepatitis B/C, Haarzellleukämie,
(Rufern®)
Chronisch myeloische Leukämie (CML), Kutanes
T-Zell-Lymphom, NHL, Kaposi-Sarkom bei AIDS,
Fortgeschrittenes Nierenzellkarzinom, Adjuvante
Melanomtherapie (Stadium II + III), Multiples
Myelom, Basaliom, Condylomata acuminata
Chronische Hepatitis B/C, Chronisch myeloische
Leukämie (CML), Multiples Myelom, Follikuläre
Lymphome, Karzinoid, Kaposi-Sarkom bei AIDS,
Adjuvante Melanomtherapie
Tabelle 31.
Indikationen für eine IFN-α –Therapie
IFN-α-2b (Intron A®)
In
der
adjuvanten
Melanomtherapie
variieren
Dosis,
Dauer
und
Injektionsort des Interferons (Tabelle 32). Eine subkutane IFN-α-Therapie
mit einer Frequenz von 3x/Woche wird vorrangig eingesetzt. Diese
Dosierung hat so breite Akzeptanz gefunden, dass man zum Teil schon
von einem Standard spricht. Ansonsten variieren die Dosierungen bis zu
20 Mio. IE IFN-α/m2. Eine Verlängerung der Überlebenszeit konnte bisher
nur mit einer Dosierung von 10-20 Mio. IE IFN-α/m2 ("Kirkwood-Schema",
ECOG 1684, Tabelle 34) nachgewiesen werden.
73 Bei
ausgeprägtem
Nebenwirkungsprofil
und
zumeist
notwendiger
Dosisreduktion kann aber dieses Schema noch nicht zu einem gesicherten
Standard erhoben werden.
Subtyp
Dosis
Häufigkeit
geplante
Injektionsart
Dauer
subkutan (s.c.)
IFN-α-2a
3-20 Mio.IE/m2
IFN-α-2b
Tabelle 32.
1-2x/tägl.
3 -7Jahre
1-5x/Wo.
intravenös (i. v.)
intramuskulär (i. M.)
Variablen in der IFN-α-Therapie
Hochrisikomelanom
Primär malignes Melanom > 4,00 mm
Stadium II b
Melanom mit mittlerem
Primär malignes Melanom 1,5 -4 mm
Risiko
Stadium II a
Niedrigrisikomelanom
Primär malignes Melanom 0,75 -1,5 mm
Stadium I b
Melanom mit sehr
Primär malignes Melanom > 0,75 mm
niedrigem Risiko
Stadium I a
Tabelle 33.
Die Tumordicke der „Risiko-Melanome“
Zwei Studien, in denen Melanompatienten mit einer Tumordicke von 1,5 -4
mm mit niedrig dosiertem IFN-α behandelt wurden (Tabelle 33, 34),
zeigten eine signifikante Verlängerung des rezidivfreien Intervalls. Bei
74 beiden Studien kam es jedoch nicht zu einer signifikanten Verlängerung
der absoluten Überlebenszeit (Grob JJ et al. 1998), (Pehamberger H et al.
1998).
In der Studie von Pehamberger und Mitarbeitern wurden 311 Patienten im
Stadium II über 1 Jahr mit einer konsequent niedrigen IFN-α-2a-Dosis
behandelt. Nach einer Beobachtungszeit von 41 Monaten zeigte sich eine
signifikante Differenz (P=0.02) der rezidivfreien Zeit im Vergleich zum
Kontrollkollektiv. Ähnliche Ergebnisse erzielte die Studie von Grob et al..
Unsere Studie mit 115 interferonbehandelten Patienten zeigte gleiche
Ergebnisse hinsichtlich der Verlängerung der rezidivfreien Zeit im
Vergleich zu den oben genannten Studien, die wir als Patientengruppen
und Kontrollgruppen verwendeten (s. Tabelle 34).
Im Rahmen der Studie von Grob et al. wurden 489 Patienten im Stadium II
des malignen Melanoms für 18 Monate mit niedrig dosiertem IFN-α-2a
therapiert. Die rezidivfreie Zeit war nach 5 Jahren signifikant verlängert
gegenüber
der
Kontrollgruppe
(P=0.035).
Nach
einer
mittleren
Beobachtungszeit von 3 Jahren zeigte sich zunächst auch eine
signifikante Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit. Diese konnte jedoch
nach 5 Jahren nicht bestätigt werden (P=0.059), da sich die Sterberate der
therapierten Patienten zahlenmäßig der Kontrollgruppe annäherte; ein
Phänomen, das mit zunehmend längerer Nachbeobachtungszeit vielfach
bestätigt wird und die dabei verwendeten IFN-α-Protokolle immer wieder
verbesserungswürdig erscheinen lässt. Wenn auch eines der Nebenziele,
„die Verlängerung der rezidivfreien Zeit“, erreicht wird, bleibt das eigentlich
gültige Hauptziel eines adjuvanten Therapieprotokolls „die Verlängerung
der Überlebenszeit“ eines behandelten Kollektivs.
In 4 Studien wurden Patienten mit Hochrisikomelanomen (> 4 mm) mit
IFN-α
behandelt,
wobei
auch
Lymphknoten-positive
Kollektive
eingeschlossen wurden. Die WHO-16-Studie setzte niedrig dosiertes IFNα-2a von 3 Mio. IE 3x/Woche über einen Zeitraum von 3 Jahren ein. Nach
einer Beobachtungszeit von weiteren 3 Jahren wurden keine signifikanten
75 Verlängerungen
der
rezidivfreien
Zeit
oder
Gesamtüberlebenszeit
festgestellt. Zurzeit werden in der AIM-Studie der UK Hochrisikopatienten
(TD > 4 mm) mit einem Niedrigdosisschema IFN-α-2a über 2 Jahre
behandelt. Die Studie stellt bzgl. der Dosierung eine Wiederholung der
WHO-16-Studie dar. In drei weiteren Studien erfolgte unter anderem eine
Randomisierung in einen Hochdosis-Arm. Die Patienten, welche in die
Studie der North Central Cancer Treatment Group (NCCTG-83/7052)
aufgenommen wurden, erhielten 3x/Woche 20 Mio. IE IFN-α-2a/m2/Tag.
Die IFN-α-Injektionen wurden i.m. über 3 Monate gegeben.
Nach 3-jähriger Beobachtung zeigte sich bei den Patienten mit
Lymphknotenbefall eine signifikante Verlängerung der rezidivfreien Zeit
gegenüber
der
Kontrollgruppe.
Eine
Verlängerung
der
Gesamtüberlebenszeit konnte weder bei den LK-positiven noch bei den
LK-negativen Patienten bestätigt werden. Da man zwar eine Verlängerung
der rezidivfreien Zeit, jedoch nicht der Gesamtüberlebenszeit erzielte,
wurde in einer kritischen Wertung die Therapiedauer für zu kurz befunden.
Nachfolgende Studien streben eine Therapiezeit von 3-5 Jahren an.
Mit dem Protokoll der Eastern Cooperative Oncology Group aus dem Jahr
1996 (ECOG 1684) gelang bisher der einzige Nachweis sowohl einer
signifikant verlängerten rezidivfreien Zeit als auch einer signifikant
verlängerten
Gesamtüberlebenszeit
gegenüber
den
Patienten
der
Kontrollgruppe durch den adjuvanten Einsatz einer Hochdosis-IFN-αTherapie.
Insgesamt
wurden
in
diesem
Protokoll
287
Patienten
randomisiert. Ein Teilkollektiv von 34 der 287 Patienten zeigte positive
Lymphknoten. In dem als "Kirkwood-Schema" bezeichneten Protokoll
erhielten die Patienten eine Dosis von 20 Mio. IE IFN-α/m2/Tag 5x/Woche
über 1 Monat i.v.. Danach wurden 10 Mio. IE IFN-α/m2/Tag 3x/Woche als
Erhaltungsdosis über 11 Monate s.c. injiziert. Die gesamte Behandlung
erstreckte sich über 1 Jahr. Die mittlere Nachbeobachtungszeit lag bei
7 Jahren. 37% der mit IFN-α behandelten Patienten erreichten eine
5-jährige rezidivfreie Zeit. In der Kontrollgruppe blieben nur 26% der
Patienten 5 Jahre rezidivfrei.
76 Studie
Behandlung
Patienten-
Therapie-
zahl
dauer
Resultate
Mittlere
Beobachtungszeit
Melanome mit mittlerem Risiko
Pehamberger
et al. (141)
311
IFN-α-2a 3 Mio. IE/Tag
1 Jahr
41 Monate
Remissionsfreie
Zeit verlängert;
über 3 Wochen
Gesamtüberlebenszeit
3 Mio. IE 3 x/Woche über
Unbeeinflusst
11 Monate
vs. Beobachtung
489
Grob et al.
(80)
IFN-α-2a 3 Mio. IE 3x/Woche
18 Monate
5 Jahre
Remissionsfreie
Zeit verlängert;
vs. Beobachtung
Gesamtüberlebenszeit
unbeeinflusst
Hochrisikomelanome
WHO 16
444
IFN-α-2a 3 Mio. IE 3x/Woche
3 Jahre
3 Jahre
vs. Beobachtung
Kein Vorteil,
weder in der
remissionsfreien Zeit
noch in der
Gesamtüberlebenszeit
262
NCCTG
83/7052
2
IFN-α-2a 20 Mio. IE/m /Tag
3 Monate
6 Jahre
3 x/Woche
Kein Vorteil,
weder in der
vs. Beobachtung
remissionsfreien Zeit
noch in der
Gesamtüberlebenszeit
ECOG 1684
287
2
IFN-α-2b 20 Mio. IE/m /Tag
1 Jahr
7 Jahre
Signifikanter
Vorteil in der
5 x/Woche über 4 Wochen,
2
remissionsfreien Zeit und
danach 10 Mio IE/m /Tag
der
3 x/Woche über 11 Monate
Gesamtüberlebenszeit;
vs. Beobachtung
größter Vorteil bei LKpositiven Patienten
ECOG 1694
608
IFN-α-2b wie 1684 vs. 3 Mio.
Hochdosis
IE 3 x/Woche über 2 Jahre
1 Jahr vs.
vs. Beobachtung
Niedrigdosis
2 Jahre
4 Jahre
Remissionsfreie
Zeit nur im HochdosisArm von Vorteil;
Gesamtüberlebenszeit
unbeeinflusst
Tabelle 34. Randomisierte Studien mit adjuvanten IFN-α-Therapien
(Kirkwood JM et al. 1996)
77 Die Gesamtüberlebenszeit stieg im Mittel von 2,8 auf 3,8 Jahre. Im
Lymphknoten-Kollektiv befanden sich auch Patienten mit Mikrometastasen
in den ableitenden Lymphknoten.
Von den IFN-α-behandelten Patienten mit „positiven“ Lymphknoten
erreichten 66% eine rezidivfreie Zeit von 5 Jahren. Ob dieses Teilkollektiv
der Lymphknoten-positiven Patienten (n=34) besonders von der IFN-αTherapie profitiert hat, kann aufgrund der kleinen Kollektivzahl nicht
eindeutig gesagt werden.
Solche retrospektiv vorgenommenen Auswertungen von Subkollektiven
sind im Sinne der Evidenz-basierten Medizin zwar unzulässig, haben im
Falle dieser Studie aber noch einmal mehr den Eindruck verstärkt, dass
höhere IFN-α-Dosierungen zum Erzielen eines therapeutischen Nutzens
notwendig sind.
Aufgrund der ausgeprägten häufigen Nebenwirkungen, die in der Mehrzahl
der
Patienten
zur
Dosisreduktion
des
IFN-α
führten,
sollte
die
Notwendigkeit der hohen IFN-α-Dosis, unteranderem auch im Hinblick auf
die Kosten und besonders bezüglich der Zielsetzung „verlängertes
Gesamtüberleben“ mit der Folgestudie ECOG 1690 überprüft werden. An
der dreiarmigen Studie nahmen 642 randomisierte Patienten mit
Hochrisikomelanomen teil. Die Patienten wurden nach dem "KirkwoodSchema" im Vergleich zu einem niedrig dosierten IFN-α-Schema (3 Mio. IE
IFN-α 3x/Woche über 2 Jahre) behandelt oder waren Teil der
Kontrollgruppe. Nach einer Beobachtungszeit von 52 Monaten wurden 608
Patienten evaluiert. Eine signifikante Verlängerung der rezidivfreien Zeit
wurde in der Hochdosis-Gruppe gegenüber der Kontrollgruppe registriert.
Nur in diesem Punkt liegt eine Bestätigung der Ergebnisse des ECOG1684-Protokolls vor. Die Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit konnte
nicht bestätigt werden. Damit wird der Therapieerfolg einer hohen IFN-αDosis in Bezug auf das Überleben erneut in Frage gestellt.
Eine entscheidende Einschränkung in der Auswertung ist durch die
Folgetherapie der zunächst mit niedrig dosiertem IFN-α behandelten
78 Patienten entstanden. Diese Patienten erhielten bei einem Rezidiv
ebenfalls die IFN-α–Hochdosis-Therapie wie im Vergleichsarm. Statistisch
signifikante Differenzen der beiden Behandlungsarme sind daher nicht
korrekt auswertbar.
Zur Interpretation und Einordnung unserer Daten wurden die Ergebnisse
der randomisierten Phase-III-Studie der EORTC (European Organisation
for Research and Treatment of Cancer) 18991 herangezogen: Adjuvant
therapy with pegylated interferon α-2b versus observation alone in
resected stage III melanoma, publiziert in The Lancet 2008 (Eggermont AM
et al. 2008).
Im Gegensatz zu den USA wird hochdosiertes Interferon-α in Europa bei
Hochrisikomelanomen
mit
einem
Breslow
>4
mm
und/oder
Lymphknotenmetastasen kontrovers diskutiert. Auf dem ASCO 2007 in
Chicago, dem Jahreskongress der American Society of Clinicial Oncology,
wurden zwei wichtige Interferon-Studien vorgestellt. Die eine Studie
überprüfte adjuvantes, pegyliertes Interferon (peg-IFN) über 5 Jahre bei
Melanomen mit Lymphknotenmetastasen (Eggermont AM et al. 2008). Die
andere Studie stellte die Frage, ob 4 Wochen intravenöses Interferon-α im
Vergleich zum klassischen, nebenwirkungsreicheren 12-Monate-Schema
ausreichen (Gogas et al. 2004).
Adjuvantes
Interferon
bei
Hochrisikomelanomen
verlängert
das
krankheitsfreie Intervall; ob es das Gesamtüberleben verlängert, bleibt
kontrovers. Aus diesem Grunde haben die europäischen EORTCInterferonstudien immer einen Nullarm als Kontrolle. Peg-IFN hat den
Vorteil, dass es nur einmal pro Woche subkutan verabreicht werden muss
und von den meisten Patienten subjektiv besser vertragen wird.
Eggermont AM et al. haben bei Melanompatienten mit resezierten
Lymphknotenmetastasen adjuvantes wöchentliches peg-IFN mit keiner
Therapie als Kontrolle verglichen. Hier wurde untersucht, ob die
Pegylierung von IFN-α eine längere Gabe unter Verbesserung der
Überlebensrate ermöglicht. In dieser großen Phase-III-Studie (EORTC
79 18991) wurden 1.256 Patienten randomisiert, 629 lediglich beobachtet, die
übrigen 627 über 8 Wochen mit 6 µg/kg pegyliertem Interferon-α-2/Wo.
und dann mit 3 µg/kg/Wo. bis zu fünf Jahre behandelt. Im Mittel bekamen
die Patienten 12 Monate lang pegyliertes IFN-α-2b. Nach 3,8 Jahren (im
Durchschnitt) war es zu 328 Rezidiven in der Interferon-Gruppe und zu 368
in der Kontrollgruppe gekommen.
Nach 4 Jahren betrug die rezidivfreie Überlebensrate 45,6% in der IFNGruppe und 38,9% in der Kontrollgruppe. Das Gesamtüberleben
unterschied
sich
zwischen
den
beiden
Studienarmen
nicht.
Nebenwirkungen vom Schweregrad 3 bzw. 4 traten bei 40 bzw. 5% der
Patienten unter Interferon auf und bei 10 bzw. 2% im Kontrollarm. Am
häufigsten kam es unter Interferon zu Fatigue (16%), Hepatotoxizität (11%)
und Depressionen (6%). Bei 31% der Patienten wurde die Behandlung
wegen schwerer Nebenwirkungen abgebrochen.
Das metastasenfreie Überleben (DMFS – distant metastasis-free survival)
sowie das Gesamtüberleben (OS – overall survival) waren im Vergleich zu
DMFS und OS der Kontrollgruppe nicht signifikant verlängert. Allerdings
zeigte sich ein signifikant verlängertes rezidivfreies Überleben (RFS –
relapse-free survival) und DMFS bei Patienten mit einem ausschließlich
mikroskopischen Lymphknotenbefall (positiver Wächterlymphknoten). Die
Patienten müssen 5 Jahre lang eine Therapie mit dem Risiko zahlreicher
schwerer Nebenwirkungen in Kauf nehmen, um ihre Chance auf ein
krankheitsfreies Überleben um 6% zu verlängern, so die Interpretation der
Autoren. Das Gesamtüberleben bleibt von der Behandlung unbeeinflusst.
Im Vergleich zu der EORTC-18991-Studie
zeigten
sich
ähnliche
Ergebnisse für das RFS und OS bei unseren Patienten.
Die Nebenwirkungen der Interferontherapie unserer Patienten im Vergleich
zur EORTC-Studie sind in Tabelle 35 dargestellt.
Daraus kann geschlossen werden, dass peg-IFN keine Indikation für
Patienten mit makroskopischen Lymphknotenmetastasen (N2) ist. Peg-IFN
80 zeigt aber einen Vorteil für das DMFS bei Patienten mit mikroskopischen
Lymphknotenmetastasen (N1).
EORTC-IFN-
Kontrollgruppe
Unsere IFN-Gruppe
Symptome
Gruppe n=608
n=613
n=115
Müdigkeit
94%
41%
83%
toxizität
79%
36%
57%
Pyrexie
75%
9%
69%
Kopfweh
70%
19%
55%
Myalgie
67%
23%
47%
Depressionen
59%
25%
45%
Verschiedene
99%
79%
60%
Leber-
Tabelle 35. Vergleich der Nebenwirkungen unter IFN-α-Therapie im
Stadium III und IV mit Ergebnissen der EORTC-18991Studie (Eggermont AM et al. 2008)
Es muss allerdings die Frage gestellt werden, ob das DMFS tatsächlich ein
Surrogat für das OS ist und ob eine 5-jährige Therapie nötig ist, da in der
früheren EORTC-18952-Studie eine 2-jährige Therapie mit intermediär
dosiertem Interferon zu ähnlichen Resultaten geführt hat.
Es bleibt schließlich noch die Frage, ob hochdosiertes IFN für 4 Wochen
die gleiche Wirksamkeit zeigt wie nach 12 Monaten.
H. Gogas stellte die Frage, ob intravenöses Interferon-α (IFN) über einen
Monat nicht gleich gut wirkt wie das klassische hoch dosierte "KirkwoodSchema" über 12 Monate. In dieser Phase-III-Studie wurden 364 Patienten
mit einem Hochrisikomelanom in einen 4-wöchigen intravenösen IFN-Arm
sowie in einen klassischen 12-monatigen IFN-Arm (4 Wochen intravenös,
11
Monate
subkutan)
randomisiert.
Erwartungsgemäß
waren
die
81 Nebenwirkungen im 12-Monate-Arm erheblich größer. RFS sowie OS
waren äquivalent (Pectasides et al. 2009, Gogas et al. 2004).
Einschränkend ist hier die relativ geringe Patientenzahl zu nennen, welche
einen knappen Vorteil des klassischen Schemas maskieren könnte.
Allerdings
sollte
auch
diskutiert
werden,
ob
ein
marginaler
Überlebensvorteil eine doch deutlich toxischere 12-monatige Therapie
rechtfertigt. Mehr Informationen wird voraussichtlich die ECOG-1697Studie geben (Titel: Phase III Randomized Study of Four Weeks of High
Dose Interferon Alfa-2b in Stage T2bN0, T3a-bN0, T4a-bN0, and T1-4,
N1a, 2a, (microscopic) Melanoma; Zeitraum: 22.12.1998 bis 31.12.2014
vorgesehen, Ident. Nr. NCT00003641), welche 1 Monat intravenöses IFN
versus kein IFN bei Patienten mit einem Hochrisikomelanom überprüfen
wird.
4.1. Nebenwirkungen einer IFN-α-Therapie
Die Nebenwirkungen einer Hochdosistherapie mit IFN-α können beachtlich
sein. Zwei Drittel der nach dem „Kirkwood-Schema" behandelten Patienten
litten unter schweren Nebenwirkungen nach WHO Grad III-IV. Im Vergleich
dazu traten bei der niedrig dosierten IFN-α-Therapie im Rahmen der
Studie von Grob et al. nur in 10% der Fälle Nebenwirkungen nach WHO
Grad III-IV auf (s. Tabelle 36), und es kam zu keinem therapiebedingten
Todesfall wie in der Anfangsphase der ECOG-1684-Studie, bei der 2
Patienten durch ein Leberversagen zu Tode kamen.
In Europa werden derzeit Patienten mit Hochrisikomelanomen im Rahmen
der dreiarmigen EORTC-18952-Studie therapiert. Während des ersten
Therapiemonats bekommen zwei Behandlungsarme 10 Mio. IE IFN-α-2a
pro Tag injiziert.
Als Erhaltungstherapie werden in einem Arm 10 Mio. IE IFN-α 3x/Woche
für 11 Monate gegeben, im anderen Arm erhalten die Patienten 5 Mio. IE
IFN-α 3x/Woche über 23 Monate.
82 WHO Grad 0
WHO Grad I
WHO Grad II
WHO Grad III
WHO Grad IV
Hämoglobin
(g/100 ml)
> = 11,0
9,5 – 10,9
8,0 – 9,4
6,5 – 7,9
< = 6,5
Leukozyten
(1000/µl)
> = 4,0
3,0 – 3,9
2,0 – 2,9
1,0 – 1,9
< = 1,0
> = 2,0
1,5 – 1,9
1,0 – 1,4
0,5 – 0,9
< = 0,5
Thrombozyten(1
000/µl)
> = 100
75 - 99
50 - 74
25 – 49
< = 25
Blutungen
Keine
Petechien
geringer
Blutverlust
beträchtlicher
Blutverlust
gravierender
Blutverlust
Bilirubin
< 1,25 x N
1,25 – 2,5 x N
2,6 - 5 x N
5,1 - 10 x N
> 10 x N
SGOT/SGPT
< 1,25 x N
1,25 – 2,5 x N
2,6 - 5 x N
5,1 - 10 x N
> 10 x N
alkalische
Phosphatase
< 1,25 x N
1,25 – 2,5 x N
2,6 - 5 x N
5,1 - 10 x N
> 10 x N
Rötung,
Wundsein
Rötung,
Erosionen, kleine
Geschwüre, feste
Speisen möglich
Geschwüre,
Flüssignahrung
erforderlich
enterale
Ernährung nicht
möglich
Granulozyten
1000/µl)
Mundschleimhaut
Unverändert
Nausea,
Erbrechen
nicht
vorhanden
Diarrhoe
nicht
vorhanden
vorübergehend
<2d
< 1,25 x N
< 1,25 x N
Harnstoff-N
(µmol/l)
Kreatinin
(µmol/l)
refraktäres
therapieErbrechen
Erbrechen
vorübergehend
behandlungsdürftiges
Erbrechen
mäßig
>2d
beträchtlich,
Therapie
erforderlich
massiv, mit
Hämorrhagie
und/oder
Dehydratation
1,25 – 2,5 x N
2,6 - 5 x N
5,1 - 10 x N
> 10 x N
1,25 – 2,5 x N
2,6 - 5 x N
5,1 - 10 x N
> 10 x N
Nausea
83 Proteinurie
Keine
< = 3 g/l
3,1 -10 g/l
> 10 g/l
Nephrotisches
Syndro
Hämaturie
Keine
mikroskopisch
beträchtlich
beträchtlich
u. Gerinnsel
Obstruktion
Lunge
Unverändert
diskrete
Veränderung
Belastungsdyspnoe
Ruhedyspnoe
Fieber
nicht
vorhanden
< = 38° C
38 - 40° C
> 40° C
Ödem
Broncho-spasmus,
parenterale
Therapie nicht
erforderlich
Bronchospasmus,
parenterale
Therapie
erforderlich
Allergie
nicht
vorhanden
trockene
Desquamation,
Vesikulationen,
Pruritus
feuchte
Desquamation,
Ulzeration
vollständige
Ruhe
erforderlich
Fieber mit
Blutdruckabfall
anaphylaktische
Reaktion
exfoliative
Dermatitis,
Nekrosen,
chirurgische
Therapie
erforderlich
Haut
Unverändert
Erythem
Haare
Unverändert
minimaler
Haarverlust
mäßiger
Haarverlust
Vollständige
Alopezie,
reversibel
vollständige
Alopezie,
reversibel
Infektion
Keine
geringfügig
mäßig
beträchtlich
massiv mit
RR-Abfall
Herzrhythmus
Unverändert
Sinustachykardie
> 100 in Ruhe
unifokale
SVES,
Vorhofarrhythmie
multifokale
SVES
ventrikuläre
Tachykardie
Herzfunktion
Unverändert
asymptomat.,
pathologisches
EKG,
US-Befund
vorübergehend
symptomat.
Dysfunktion
symptomat.
Dysfunktion auf
Therapie
ansprechend
symptomat.
Dysfunktion
therapierefraktär
Perikarditis
Keine
symptomatischer
Erguss,
Punktion nicht
erforderlich
Tamponade,
Punktion
erforderlich
Tamponade,
operative
Entlastung
erforderlich
asymptomat.
Erguss
84 vorübergehende
Lethargie
Somnolenz
< 50% der
Wachstunden
Somnolenz
> 50% der
Wachstunden
Parästhesien
und/oder
abgeschwächte
Sehnenreflexe
ausgeprägte
Parästhesie
und/oder mäßige
Muskel-schwäche
gravierende
Parästhesien
und/oder
beträchtliche
Einschränkung
der Motorik
nicht
vorhanden
diskret
mäßig
Auftreibung des
Leibes,
Subileus
Auftreibung des
Leibes,
Erbrechen,
Ileus
nicht
vorhanden
diskret
mäßig
gravierend
therapierefraktär
Bewusstsein
Unverändert
Periphere
Nerven
Unverändert
Obstipation
Schmerz
Koma
Lähmungen
Tabelle 36. Graduierung der Toxizität (nach WHO 1979), (N = Normwert, SVES =
supraventrikuläre Extrasystole, US = Untersuchung, symptomat. =
symptomatisch, d = Tage)
85 Der dritte Behandlungsarm wird als Kontrollgruppe randomisiert. Im
Rahmen der EORTC-Studie sollen eine niedrige (5 Mio. IE) und mittlere
(10 Mio. IE) Dosierung des Interferons bei gleicher kumulativer
Gesamtdosis u.a. in ihrer Wirkung und Toxizität getestet werden.
Ergebnisse der Studie liegen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor, da
1000 Patienten in die Studie eingeschlossen werden sollen. Die Frage
nach der „Standard-IFN-α-Therapie” bleibt nach wie vor ungeklärt. Es liegt
eine
Tendenz
zur
höheren
Dosis
vor.
Im
Moment
erhalten
Melanompatienten im Stadium III häufiger eine Hochdosis-IFN-α-Therapie.
Patienten mit einem Melanom im Stadium II werden sowohl nach dem
Niedrigdosisschema als auch nach dem Hochdosisschema behandelt.
In Deutschland liegen für IFN-α-2b (Intron A) seit Juli 1997 und für IFN-α2a (Roferon) seit Juni 1999 die Zulassungen für die Therapie bei
Melanompatienten im Stadium II und III vor, Tumorstadien, die in hohem
Maße rezidivgefährdet sind. Mit der zunehmenden Zahl an klinischen
Studien wurde realisiert, dass eine IFN-α-Therapie zwar während der
Injektionsphase „immunologisch schützt“, jedoch die protektiven, in Gang
gesetzten Wirkmechanismen nach Ende der Therapie und besonders dann
im Verlauf an Bedeutung verlieren.
Der größte Teil der Nebenwirkungen unter der IFN-α-Therapie ist mit
einem WHO I-II tolerabel. Akute Reaktionen auf die IFN-α-Therapie sind
oft selbstlimitierend und verschwinden einige Tage oder Wochen nach der
ersten IFN-α-Injektion.
Nebenwirkungen nach WHO III-IV erfordern eine Reduktion der IFN-αDosis, eine Therapiepause oder einen Abbruch der IFN-α-Therapie.
Empfehlungen zur Behandlung der Nebenwirkungen sind in Tabelle 21
zusammengefasst. Die vorangestellte Begleitmedikation der Grippesymptomatik mit Paracetamol sollte gerade zu Beginn der IFN-α-Therapie
konsequent eingesetzt werden. Ausgeprägte und für den Patienten doch
oft belastende Nebenwirkungen reduzieren die Toleranz gegenüber einer
IFN-α-Therapie. Am Beispiel der Grippesymptomatik lässt sich sagen,
86 dass das Gros der Patienten mit einer Paracetamol-Therapie von 1-2
Tabletten (à 500 mg) vor oder bei der Injektion von IFN-α und einer 2.
Einnahme 2 bis 4 Stunden später auskommt und die grippale Symptomatik
von Beginn an tolerabel ist. Unter der Erhaltungstherapie zeigt sich, wenn
auch individuell verschieden, eine Gewöhnung und eine abgeschwächte
Symptomatik.
Eigene Erfahrungen der Patienten führen schließlich dazu, dass ein Teil
der Patienten vollständig auf die Begleitmedikation verzichten kann. Nur
ein
kleiner
Teil
des
Behandlungskollektivs
bedarf
einer
IFN-α-
Therapieumstellung und medikamentöser Ergänzung. Sonderfälle sind
grippale oder virale Infekte, die mit aufgepfropfter gleicher Symptomatik
eventuell eine therapeutisch ergänzende Begleitmedikation erfordern.
Meist treten ca. 2-3 Stunden nach der ersten IFN-α-Injektion Symptome
wie Fieber, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Myalgien, Arthralgien,
gastrointestinale Symptome und Müdigkeit auf.
Erhöhte Temperaturen normalisieren sich oft schon innerhalb von 12
Stunden. Sekundäres Fieber produzierende Mediatoren wie IL-1, IL-2,
Prostaglandin E2 und TNF-α, die durch IFN induziert werden, tragen zur
Grippesymptomatik bei (Boccia V 1994).
Von den 115 Melanompatienten unseres Kollektivs, die eine IFN-αTherapie erhalten hatten, entwickelten 49% grippale Symptome.
In unserem Patientenkollektiv wurde die Auswertung nur bei 115 Patienten
abgeschlossen,
da
bei
12
Patienten
aufgrund
der
Stärke
der
Nebenwirkungen die Interferontherapie vorzeitig abgebrochen werden
musste (s. Abbildung 17). Bei 7 weiteren Patienten wurde die initiale
Wochendosis von 100 µg/Wo. s.c. auf 50 µg/Wo. s.c. reduziert. Bei diesen
Patienten wurden keine weiteren Nebenwirkungen beobachtet, und die
Therapie konnte weiter wie geplant problemlos fortgeführt werden.
Bei
unseren
ausgewerteten
115
Patienten
wurden
bei
45%
Gewichtsverlust (3-7 kg) und Diarrhoe, bei 63% Müdigkeit, bei 49%
87 erhöhte
Körpertemperatur
mit
grippeähnlicher
Symptomatik
und
Gliederschmerzen, bei 5% Vitiligo, bei 14% Thyreoiditis, bei 25%
Depressionen, bei 23% erhöhte Leberwerte, bei 35% Kopfschmerzen, bei
47% Myalgien, bei 15% der Männer Libidoverlust, bei 10% Tachykardie
und Hypotonie, bei 13% Nausea, bei 8% Haarausfall und bei 3%
generalisiertes Exanthem begleitet von Pruritus und Hauttrockenheit
beobachtet.
Es konnte eine Korrelation zwischen steigender IFN-α-Dosis und Anzahl
der betroffenen Patienten mit starken Nebenwirkungen beobachtet
werden. Somit wurde eine Erniedrigung der Dosis erforderlich.
In den Produktbeschreibungen von IFN-α (Roferon®, IntronA®) werden
vaskulär bedingte Nebenwirkungen angegeben, jedoch läßt sich ein
grundsätzlicher Pathomechanismus für vaskuläre Schäden nicht beweisen.
Eine Patientin unseres Kollektivs, die mit 3x3 Mio. IE IFN-α behandelt
wurde, entwickelte während der Therapie Drehschwindelattacken und
cerebelläre Symptome, die sich in Form eines ataktischen Ganges
äußerten. Ein MRT des Schädels wies auf möglicherweise abgelaufene
Hirnstamminfarkte hin, die durch die IFN-α-Therapie ausgelöst worden
sein könnten. Eine Prädisposition für einen Hirninfarkt lag bei unserer
Patientin nicht vor. Die Therapie wurde nach Eintreten der Symptomatik
sofort abgebrochen.
Drapier und Mitarbeiter berichten in einem Fallbeispiel von einer Patientin
mit Leberkarzinom, die während der Therapie mit IL-2 und IFN-α mehrere
Schlaganfälle erlitt (Drapier S et al. 2000).
Salman und Mitarbeiter befassten sich in einer Studie mit dem Effekt von
IFN-α auf die Myokardgefäße von Mäusen. Eine signifikante Zunahme der
Endotheldicke in den Myokardgefäßen der mit IFN-α behandelten Mäuse
im Vergleich zu den nicht behandelten Mäusen konnte gezeigt werden. Als
Folge wurde das kapilläre Lumen der Gefäße kleiner (Sacchi S et al.
1995).
88 Neuropsychiatrische
Nebenwirkungen
Verhaltensänderungen,
einer
IFN-α-Therapie
wie
Bewußtseinsstörungen,
Antriebslosigkeit
und
Anfallsleiden beeinflussen die Lebensqualität des behandelten Patienten
oft stark und traten entsprechend publizierter Daten bei 13-60% der
Patienten auf (Metrisch O et al. 1990, Prasad S et al. 1992).
Verhaltensänderungen der Patienten wurden eher bei hoch dosierter Gabe
(20 Mio. IE) als bei niedrig dosierter (5 Mio. IE) IFN-α-Therapie beobachtet
(Meiranen A et al. 1988).
Das
Fatigue-Syndrom
ist
nur
im
Zusammenhang
mit
der
Hochdosistherapie geschildert worden und trat dort bei bis zu 90% der
behandelten Patienten auf (Adams F et al. 1984, Jones GJ et al. 1986). In
unserem Kollektiv wurde es bei 49 % der Patienten beobachtet.
Zum Thema zerebrale Symptomatik berichten Fallbeschreibungen von
Patienten, bei denen es während der IFN-α-Therapie zu Anfällen (Jannsen
HLA et al. 1990), Leukoenzephalopathie (Meyers FJ Jr et al. 1995),
Oculomotorius-Parese (Bauherz G et al. 1990), Opticus-Neuropathie
(Manesis EK et al. 1994) oder Trigeminus-Neuropathie (Read SJ et al.
1995) gekommen ist.
Auch
in
unserem
Kollektiv
entwickelte
eine
Patientin
eine
Leukenzephalopathie unter dem klinischen Bild einer homonymen
Hemianopsie, die mittels MR diagnostisch gesichert wurde. Trotz des
sofortigen Therapieabbruchs ist dieser Befund bisher unverändert.
Die meisten neurologischen Symptome persistieren für die Dauer der
Therapie und normalisieren sich nach Beendigung der IFN-α-Gabe. Das
Zeitintervall, in dem eine Besserung von den Patienten angegeben wird, ist
sehr unterschiedlich. Eine subjektive Besserung der durch neurologische
Nebenwirkungen belasteten Patienten macht sich bereits in der ersten
Woche nach Beendigung der IFN-α-Therapie bemerkbar. Die durch
Müdigkeit,
Abgeschlagenheit
und
Antriebslosigkeit
zurückgestellten
Aktivitäten können wieder geplant und angegangen werden. Es dauert
89 jedoch meist mehrere Wochen, bis ein Patient seine frühere Kondition
wieder erreicht hat.
Um Vorbehalte abzubauen und die Belastung und Anspannung des
Patienten zu minimieren, ist es wichtig, ausführlich und verständlich über
das Spritzen, das Mitführen des IFN-α in der Kühlbox, Lagerungszeiten
etc. aufzuklären. Die IFN-α-Therapie darf nicht zum Handicap werden,
sondern muss auch im Rahmen einer von den Patienten gewünschten
Reise leicht durchführbar sein. Dies erleichtert dem Patienten eine positive
Einstellung.
Das
Auftreten
von
Autoimmunerkrankungen
wie
Hyper-/Hypo-
thyreoidismus, Thyreoiditis, Pemphigus vulgaris, bullösem Pemphigoid,
systemischem Lupus erythematodes (SLE), Dermatomyositis (DM),
Sklerodermie (SCS), rheumatoider Arthritis und Reiter-Syndrom, induziert
durch eine IFN-α-Therapie, ist mehrfach beschrieben worden (Cleveland
MG et al. 1993, Graninger WB et al. 1991, Parodi A et al. 1993, Rönnblom
LE et al. 1991, Sacchi S et al. 1995, Schilling PJ et al. 1991, Vial T et al.
1994, Wandl UB et al. 1992). In unserem Patientenkollektiv wurden bei
14% der Fälle Thyreoiditis, bei 8% Alopecia areata und bei 5% Vitiligo
beobachtet, die einige Wochen später nach Abbruch der Therapie
verschwanden.
Sacchi und Mitarbeiter diagnostizierten bei 28 von 581 Patienten (4,8%)
mit chronisch myeloischer Leukämie, die mit IFN-α behandelt worden
waren (5x10 Mio. IE/Tag), anhand klassischer Symptome, Klinik und
Laborparameter Hypothyreoidismus, SLE, SCS oder DM (Sacchi S et al.
1995). In unserem Kollektiv war nur eine Patientin mit bekannter chronisch
myeloischer Leukämie, die Interferon nur in einer Dosis von 50 µg 3x
wöchentlich gut vertrug. Bei den ersten Gaben von 100 µg entwickelte sie
schwere Müdigkeit, Gewichtsverlust und Fieber über 39,5° C sowie diffuse
Alopezie.
Auch das Auftreten eines insulinabhängigen Diabetes mellitus bei
Patienten, die mit IFN-α behandelt wurden, wird in der Literatur vereinzelt
90 registriert (Fabris P et al. 1992, Guerci AP et al. 1994). Die Blutzuckerwerte
bei 3 unserer insulinabhängigen Diabetes-mellitus-Patienten während der
IFN-Therapie waren unauffällig, und die Therapie wurde problemlos
vertragen.
Einige Autoren fanden eine Assoziation zwischen dem Auftreten
bestimmter HLA-Typen (HLA-A2, HLA-B7, HLA-DR2) und dem Risiko für
die Entstehung eines IFN-α-induzierten SLE (Rönnblom LE et al. 1991).
Die Prognose der Melanompatienten mit IFN-α-induziertem SLE ist gut,
insofern als nach Therapieende die Befunde rückläufig sind. Bei eventuell
persistierendem SLE wird eine immunsuppressive Therapie notwendig. Für
diese dann in Folge immunsupprimierten Melanompatienten wurde kein
Rezidiv oder Progress der Grunderkrankung beschrieben (Sacchi S et al.
1995,
Vial
T
et
al.
1994).
Dass
für
Melanompatienten
unter
Immunsuppression ein erhöhtes Risiko eines Rezidivs oder Progresses
besteht, wird auf Grund von Transplantationsdaten angenommen. Bei
unseren 2 SLE- und einem LE-Patienten wurde die Therapie gut vertragen
und eine minimale Verschlechterung wurde nur am Anfang der Therapie
beobachtet.
Eine Dermatose, die besonders dem Einfluss von IFN-α unterliegt, ist die
Psoriasis, sowohl Induktion als auch aggravierter Verlauf sind bekannt
(Barger L et al. 2000, Funk J et al. 1991).
Auch bei einer unserer Patientinnen verschlechterte sich eine vor der
Therapie geringfügig ausgeprägte Psoriasis unter einer Dosierung von 3x3
Mio. IE IFN-α. Die Psoriasis besserte sich adäquat unter einer Behandlung
mit Psorcutansalbe. Der Verlauf der Psoriasis war stabil, die Ausdehnung
der Herde verringerte sich von 60% der Körperoberfläche auf 2%, so dass
die IFN-α–Therapie unverändert fortgeführt wurde.
Unter einer IFN-α-Therapie werden hämatologische Veränderungen
dokumentiert. Durch eine Unterbrechung der Therapie oder Dosisreduktion
normalisieren sich die Blutwerte häufig wieder. Einige Einzelfallstudien
beschreiben eine Antikörper-vermittelte Zerstörung von Erythrozyten und
91 Thrombozyten, die unter einer IFN-α-Therapie auftrat (Abdi EA et al. 1986,
Akard LP et al. 1986, Braathen LR et al. 2000, Shrestha R et al. 1995).
Eine
IFN-α-Therapie
kann
eine
Steroid-refraktäre
idiopathische
thrombozytopenische Purpura induzieren, die mit schweren und manchmal
sogar lebensgefährlichen Hämorrhagien einhergeht (Benjamin S et al.
1991, Matthey F et al. 1990). In unserem Patientenkollektiv zeigten einige
Patienten zu Beginn der IFN-α-Therapie hämatologische Veränderungen.
Diese beschränkten sich auf Knochenmark-Suppressionen mit Senkung
der Leukozyten- und Thrombozytenzahlen, und die Therapie wurde weiter
mit guter Verträglichkeit fortgeführt.
Die nephrotoxischen Effekte bei einer IFN-α-Therapie bleiben oft milde bis
asymptomatisch wie in unserer Studie, es wurden aber auch schwere,
lebensbedrohliche Nierenschäden beschrieben. Diese können sich in Form
von Oligurie, akutem Nierenversagen, nephrotischem Syndrom und
hämolytisch-urämischem Syndrom manifestieren. (Aul C et al. 1996, Ault
BH et al. 1988, Averbuch SD et al. 1984, Ayub A et al. 1993, Durand JM et
al. 1995, Harvey M et al. 1994, Herrman J et al. 1987, Jadoul M et al.
1995, Lederer E et al. 1992, Nair S et al. 1992, Noel C et al. 1992, Rettmar
K et al. 1995, Sawamura M et al. 1992, Schlaifer D et al. 1994, Selby P et
al. 1985, Stratta P et al. 1993).
In unserem Patientenkollektiv entwickelten 14 Patienten in den ersten
Tagen der IFN-α-Therapie Harnstoff- und Kreatininwerte nach WHO II.
Bereits bei der 6. IFN-α-Injektion lagen diese Laborwerte wieder im
Normbereich.
Die durch IFN-α induzierten renalen Dysfunktionen sind zumeist reversibel.
Bei den Patienten, die von Lederer und Troung (Lederer E et al. 1992)
bzw. Nair (Nair S et al. 1992) sowie Durand und Mitarbeitern (Drepper H et
al. 1994) vorgestellt wurden, war die renale Dysfunktion irreversibel und
führte bei den betroffenen Patienten zu Nierenfunktionsstörungen, die eine
Hämodialyse erforderten. Dies ist jedoch eher als Ausnahme zu werten, da
92 sich in den meisten Fällen die Nierenfunktion nach Abbruch/Beendigung
der IFN-α-Therapie wieder normalisiert.
Kardiovaskuläre Nebenwirkungen des IFN-α wurden bei 5-20% der
Patienten gefunden. Benigne Arrhythmien sind die häufigsten Symptome
bei IFN-α-induzierten kardiovaskulären Nebenwirkungen, wie sich auch in
unserem Patientenkollektiv bei 7 Patienten am Anfang der Therapie zeigte.
Sie treten bei bis zu 20% der Patienten auf (Martino S et al. 1987).
Lebensbedrohliche Arrhythmien entstehen in den seltensten Fällen einer
IFN-α-Therapie. Sarna und Mitarbeiter allerdings beschreiben einen 56jährigen Mann, der 4 Stunden nach seiner ersten IFN-α-Injektion zunächst
über Luftnot klagte, 2 Tage später jedoch an einem Herz-KreislaufStillstand verstarb (Sarna G et al. 1983).
Zumeist werden jedoch eine leichte Hypotension (RR < 105/60) oder
Hypertonie (RR > 160/90) und Angina-pectoris-artige Brustschmerzen
unter IFN-α-Therapie beschrieben.
Es kann im Verlauf der IFN-α-Therapie aber auch zur Entwicklung einer
IFN-α-bedingten Kardiomyopathie kommen. Der erste Fall einer IFN-αinduzierten Kardiomyopathie wurde 1988 von Cohen und Mitarbeitern
vorgestellt (Cohen MC et al. 1988). Sie beschrieben eine 62-jährige Frau
mit einem Nierenzellkarzinom, die nach einer 4-wöchigen IFN-α-Therapie
mit Dosierungen bis zu 35 Mio. IE/Tag eine dilatative Kardiomyopathie
entwickelte. Die Patientin verstarb jedoch letztlich an der metastasierenden
Krankheit. In unserem Kollektiv trat kein Fall einer IFN-α-induzierten
Kardiomyopathie auf.
Kardiale Nebenwirkungen während der Therapie wurden in unserem
Kollektiv bei 7 Patienten dokumentiert. Bei 4 von ihnen entwickelten sich
lediglich in den ersten Therapietagen kardiovaskuläre Nebenwirkungen wie
leichte
Hypertonie,
und
bei
3
Patienten
lag
eine
nicht
behandlungsbedürftige Hypotonie vor. In der pT2-Gruppe gab ein Patient
anamnestisch Herzstolpern zu Beginn der IFN-α-Therapie an, was von
internistischer Seite ohne entsprechenden funktionellen Befund war. Ein
93 Patient aus der pT4-Gruppe entwickelte während der IFN-α-Therapie eine
Hypertonie mit Blutdruckwerten von 200/160 mm Hg, die durch
Behandlung mit Adalat nicht kontinuierlich gesenkt wurden. Die IFN-αTherapie
musste
vorzeitig
abgebrochen
werden.
Der
Blutdruck
normalisierte sich nach 3 Tagen vollständig.
Kardiovaskuläre Nebenwirkungen einer IFN-α-Therapie sind meistens
dosisunabhängig und verschwinden nach den ersten Therapietagen.
Risikofaktoren für die Entstehung kardialer Nebenwirkungen durch IFN-α
sind das Alter des Patienten (Spiegel RJ 1986), vorbestehende
Herzerkrankungen (Sonnenblick et al. 1991) und HIV-Infektionen (Deyton
LR et al. 1989). Die Ausschlusskriterien für eine IFN-α-Therapie sind
entsprechend angepasst.
In einer Studie von Jones und Itri wurden 1019 Patienten mit
verschiedenen onkologischen Erkrankungen täglich oder 3x/Woche mit
einer IFN-α-Dosis von 1-24 Mio. IE über 8-16 Wochen behandelt. Es
entwickelten 5 von 1019 Patienten (0,5%) einen Herzinfarkt. Vier von ihnen
hatten eine Herz-/Kreislauferkrankung in der Vorgeschichte (Jones GJ et
al. 1986). Patienten mit einem Herzinfarkt in der Vorgeschichte oder
instabiler
kardialer
Funktion
sollten
dementsprechend
von
IFN-α-
Protokollen ausgeschlossen werden.
Eine strenge Einhaltung von Ein-/Ausschlusskriterien vor einer IFN-αTherapie wird durch die aufgeführten Ergebnisse gestützt.
Unter
einer
IFN-α-Therapie
häufig
auftretende
laborchemische
Veränderungen sind Erhöhungen der Leberenzyme und Veränderungen
der Blutfette (Abnahme des Serum-Cholesterins, Hypertriglyzeridämie)
(Jones GJ et al. 1986, Massaro E et al. 1986, Quesada JR et al. 1986,
Spiegel RJ 1986). In unserem Patientenkollektiv kam es, bedingt durch
den Metabolismus des IFN-α und seine Wirkung auf die Permeabilität der
glomerulären Kapillarwand, bei 26% zur Erhöhung der Leberenzyme. Es
zeigte sich ein dosisabhängiger Anstieg der Häufigkeit der Patienten mit
einem Leberenzymanstieg. Bei insgesamt 12% der Patienten traten
94 Veränderungen der Leberenzyme nach WHO III (SGOT/SGPT 5,1-10xN)
auf, wobei 10 Patienten in den ersten 2-3 Therapietagen betroffen waren.
Die Leberwerte normalisierten sich danach wieder. Es war eine
Dosisreduktion des IFN-α oder eine Behandlung der Patienten nötig. Bei
den anderen 7 Patienten war laut Therapieprotokoll eine Dosisreduktion
von 100 µg auf 50 µg einmal wöchentlich gefordert. Diese führte dann zu
einer Normalisierung der Leberwerte und begleitenden Nebenwirkungen in
Form von Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Nausea. Wir können
damit bestätigen, dass die Häufigkeit laborchemischer Veränderungen von
der IFN-α-Dosis abhängig ist und nach Dosisreduktion eine Normalisierung
der Laborparameter zu erwarten ist.
4.2. Besondere Nebenwirkungen der IFN-α-Therapie
Es traten einige Nebenwirkungen der IFN-α-Therapie in unserem Kollektiv
auf, die im Folgenden gesondert aufgeführt werden.
Eine Patientin entwickelte im Rahmen ihres 4. IFN-α-Zyklusses einen
einseitigen Hörverlust, der nach Abbruch der Therapie reversibel war.
1988 beschrieben Croghan und Mitarbeiter 17 Melanompatienten in einer
Phase-I-Studie, die mit IFN-α und DFMO (Difluormethylornithin) behandelt
wurden. Drei Patienten, die 9x10 Mio. IE IFN-α erhalten hatten,
entwickelten einen Hörverlust, der nach Abbruch der Therapie reversibel
war (Croghan MK et al. 1988).
Kanda und Mitarbeiter berichten von 38 Patienten, die mit IFN-α behandelt
worden waren. Bei 15 Patienten (39,5%) trat ein Hörverlust während der
Therapie auf. Der jeweilige Hörverlust zeigte sich hauptsächlich in den
Endphasen der IFN-α-Therapie und war nach Abbruch der Therapie bei
fast allen Patienten innerhalb von 7-14 Tagen reversibel (Kanda Y et al.
1995).
95 In der Literatur beschreiben Piazza und Mitarbeiter 18 Männer mit einer
chronischen Hepatitis C, die 6 Mio. IE IFN-α 3x/Woche über 18 Monate
erhielten. 4 Patienten (22,2%) entwickelten während dieser Zeit sexuelle
Dysfunktionen
wie
Libidoverlust,
erektile
Dysfunktion
und
Ejakulationsstörungen. Die Sexualhormone verringerten sich im 3. Behandlungsmonat und lagen unterhalb der Normgrenzen, stiegen aber nach
einigen Tagen in den Normbereich zurück (Pigatto PD et al. 1991).
Da jedoch eine standardisierte und routinisierte Befragung zu den
andrologischen Bereichen nur selten durchgeführt wird, ist von einer
deutlichen Unterschätzung dieser Probleme auszugehen. Auch 11 unserer
Patienten gaben während der IFN-α-Therapie einen Libidoverlust an. Es
stellt sich die Frage, inwieweit die onkologische Erkrankung des Patienten
mental zur Entwicklung dieser Nebenwirkung beigetragen hat.
Eine weitere Patientin zeigte während der IFN-α-Therapie Veränderungen
der Muskelenzyme nach WHO II. Nach Therapieende normalisierten sich
die Werte wieder. Die Patientin leidet seit dieser Zeit an chronischen
Muskel- und Knochenschmerzen, die den Verdacht zunächst auf eine
Interferon-induzierte Dermatomyositis lenkten. Kutane, neurologische und
laborchemische Testungen bestätigten den Verdacht nicht. Es besteht der
Verdacht auf ein Fibromyalgie-Syndrom, da in ihrem Blutbild AntiSerotonin-AK festgestellt wurden.
Eine IFN-α-induzierte Dermatomyositis muss trotzdem als potenzielle
Nebenwirkung einer IFN-α-Therapie gesehen werden, da Dietrich und
Mitarbeiter einen Melanompatienten beschreiben, der eine Hochdosistherapie mit IFN-α-2b erhalten hatte und eine Dermatomyositis entwickelte
(Dietrich LL et al. 2000).
96 5. Zusammenfassung
Die Inzidenz maligner Melanome steigt ständig. Zurzeit werden in
Deutschland 12 bis 16 (München 14-16) Neuerkrankungen pro 100.000
Einwohner registriert. Aufgrund der Früherkennung verbessern sich die
5-Jahres-Überlebensraten. Dennoch bedürfen immer mehr Patienten einer
postoperativen Therapie. Hier hat sich in den letzten Jahren Interferon-α
als einziges adjuvantes Therapeutikum etabliert. Je nach verwendetem
Interferon, Verabreichungsform und Dosis sowie Metastasenlokalisation
und Vorbehandlung können verschiedene Remissionsraten erzielt werden.
Die
vorliegende
Studie
basiert
auf
Daten
einer
retrospektiven
Untersuchung von 127 Melanompatienten mit neu aufgetretenen oder
bekannten sowie metastasierenden Melanomen, die im Zeitraum von
2000-2006 in der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der
Technischen Universität München aufgenommen, diagnostiziert und
behandelt wurden.
In die retrospektive Untersuchung wurden 58 Frauen und 69 Männer
eingeschlossen. Das Durchschnittsalter betrug 58,3 Jahre (26-86 Jahre).
Bevor
ein
Patient
mit
IFN-α
behandelt
werden
konnte,
wurden
entsprechend eines klinischen Standards unter Berücksichtigung von Einund Ausschlusskriterien eine Ausbreitungsdiagnostik sowie körperliche
und laborchemische Untersuchungen veranlasst. Waren alle Kriterien
erfüllt und hatte der Patient schriftlich der IFN-α-Therapie zugestimmt,
wurde diese eingeleitet: Applikation von 50-100 µg pegyliertem Interferonα-2b 1x/Wo. s.c. oder nicht pegyliertem Interferon-α-2a 3x3 Mio. IE
wöchentlich über mindestens 12 Monate im Anschluss an eine initiale
Therapie mit 18 Mio. IE Interferon-α-2b i. v., die über 5 Tage bis
spätestens
6
Wochen
Metastasenexzision
Regelmäßige
des
nach
der
bekannten
primären
Melanoms
Nachsorgeuntersuchungen
mit
Operation
begonnen
klinischen
oder
wurde.
und
laborchemischen Kontrolluntersuchungen alle 4 bis 12 Wochen während
der
Therapie
und
alle
3
bis
6
Monate
nach
Therapieende
97 (Nachbeobachtungszeit von 12 bis 36 Monaten) sowie Nachsorgediagnostik
Tumormarker
(S100,
MIA),
Sonographie
(Oberbauch,
Lymphknoten), PET, cMRT, CT wurden durchgeführt. Die Daten der 127
Patienten
wurden
anhand
von
Papierakten
und
Nachsorge-
Folgeerhebungsbogen erhoben, tabellarisch zusammengestellt, graphisch
bearbeitet und ausgewertet jeweils 12 bzw. 36 Monate nach Beginn der
Interferontherapie.
Aufgrund
der
Nebenwirkungen
und
schlechter
Verträglichkeit bei 12 Patienten wurde die Therapie vorzeitig abgebrochen.
Somit nahmen 115 Patienten an der vollständigen Auswertung teil.
Die Ergebnisse der ersten Auswertung nach 12 Monaten InterferonTherapie zeigten: keinen Progress bei 77 (66,9%) der behandelten
Patienten, Progress bei 29 (25,2%) Patienten, Tod bei 9 (7,9%) Patienten.
Die Ergebnisse der zweiten Auswertung nach 36 Monaten zeigten: keinen
Progress bei 39 (33,9%) der behandelten Patienten, Progress bei 54
(46,9%) Patienten und Tod bei 22 (19,2%) Patienten. Die mittlere
Behandlungszeit betrug 14,5 Monate. Es wurde eine gute allgemeine
Verträglichkeit und eine geringe Nebenwirkungsrate beobachtet. Bei 12
Patienten (10,4%) kam es zu einem Therapieabbruch wegen der
aufgetretenen Nebenwirkungen.
Der Einsatz von IFN-α in der Therapie des malignen Melanoms zeigte
bezüglich der remissionsfreien Zeit in unserer Studie ähnliche Ergebnisse
wie in anderen randomisierten Studien. Auf Grund vereinzelter dem
widersprechender Therapieerfolge kann jedoch auch heute noch kein
klares Konzept für eine “Standard”-IFN-α-Therapie vorgelegt werden.
Besonders die bei einer IFN-α-Therapie auftretenden Nebenwirkungen
beeinflussen den rückhaltlosen Einsatz, denn sie können, wie auch unsere
Ergebnisse zeigen, zu einem Therapieabbruch führen.
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Interferonen. In: Hoffschneider P. Immuntherapie mit Interferonen. Akt
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117 7. Danksagung
Herrn Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring danke ich für die Möglichkeit,
meine retrospektiven Untersuchungen in der von ihm geleiteten Klinik
durchzuführen.
Ein herzlicher Dank gilt meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. med. Rüdiger
Hein, für die Überlassung des Themas sowie die fachliche Betreuung und
Hilfestellung der letzten Jahre.
Herrn Oberarzt Dr. med. A. Konstantinow für seine herzliche kollegiale Hilfe.
Herrn Prof. Dr. med. N. A. Papadopulos für die unendliche Unterstützung.
118 8. Lebenslauf
Persönliche Daten
Vorname:
Vesna
Name:
Mirceva
Geburtsdatum/-ort:
3.11.1975, Skopje, Mazedonien
Staatsangehörigkeit:
deutsch
Familienstand:
ledig
Eltern
Dipl. Ing. Gjose Mircev
Dipl. Phil. Marika Mirceva
Konfession:
griechisch-orthodox
Schulausbildung
1982-1990
Grundschule Skopje, Mazedonien
1990-1994
Gymnasium Skopje, Mazedonien
Studium
1994-2000
Medizinische Fakultät der Universität „St. Kiril und
Methodius“ Skopje, Mazedonien
12.07.2000
Erhalt des Diploms für Humanmedizin und
Verleihung des Titels „ Doktor der Medizin“
Weiterbildung
01.08.00-31.07.01
Ärztin im Praktikum
Klinik für: Dermatologie, Innere Medizin,
Gynäkologie, Augenklinik, Infektologie, HNO-Klinik
und Chirurgie, Medizinische Fakultät der Universität
„St. Kiril und Methodius“ Skopje, Mazedonien
01.09.01-31.05.02
Dermatologische Klinik, Medizinische Fakultät der
Universität „St. Kiril und Methodius“ Skopje,
Mazedonien
119 01.08.02-21.05.03
Plastische Chirurgie, Medizinische Fakultät der
Universität „St. Kiril und Methodius“ Skopje,
Mazedonien
Approbation
21.05.2003
Approbation, Medizinische Fakultät der Universität
„St. Kiril und Methodius“ Skopje, Mazedonien
07.07.2003
Unbefristete Berufserlaubnis im Freistaat Bayern
16.04.2010
Approbation, Regierung von Oberbayern
Beruflicher Werdegang
15.07.2003 - 30.06.2004
Assistenzärztin Hautarztpraxis
Dr. med. Gregor Wildi, München
seit 01.07.2004 bis dato
Assistenzärztin an der Klinik und Poliklinik für
Dermatologie und Allergologie am Biederstein,
TUM
am 17.12.2009
Anerkennung zur Fachärztin für Haut- und
Geschlechtskrankheiten durch die Bayerische
Landesärztekammer
01.08.2006 - 31.01.2007 und
01.08.2008 - 11.01.2010
Abgeschlossene Weiterbildungszeit für die
Zusatzbezeichnung Allergologie, an der Klinik und
Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am
Biederstein, TUM
01.02.2006 – 01.02.2010
Promotionsarbeit: „Retrospektive Untersuchung von
Risiko-Melanompatienten unter einer adjuvanten
Therapie mit Interferon-α“, Doktorvater Prof. R.
Hein, ist eingereicht
Veröffentlichungen
1. Mirceva V, Jessberger B, Papadopulos NA, Konstantinow A, Hein R, Ring J,
Brockow K. Warzentherapie mit Anthralin-Salizylsäure-haltiger Salbe. Akt
Dermatol 2007; 33: 422-427.
2. Mirceva V, Jessberger B, Papadopulos NA, Konstantinow A, Hein R, Ring J,
Brockow K. Behandlung von Verrucae vulgares mit Dithranol-Salizylsäure-haltiger
Salbe. Akt Dermatol 2008; 34: 428-432.
120 3. Mirceva V, Hein R, Ring J, Möhrenschlager M. A case of multiple angiomas
without any angiokeratomas in a female heterozygote with Fabry disease.
Australas J Dermatol. 2010; 51(1): 36-38.
PubMed Journal, Impact Factor (2008): 1.096
Veröffentliche Konferenzbeiträge
1. Rombold S, Mirceva V, Fend F, Hein R. Kutanes T-Zell Lymphom unter dem Bild
eines kutanen B-Zell Lymphoms-ungewöhnliches Wachstumsmuster. JDDG 2007;
5 (9): 856.
2. Mirceva V, Ring J, Hein R. Retrospektive Untersuchung von Hochrisiko
Melanompatienten unter einer adjuvanten Therapie mit pegyliertem Interferon-α2b. JDDG 2007; 5 (9): 860-861.
Poster Präsentationen
1. Mirceva V, Ring J, Hein R. Retrospektive Untersuchung von Hochrisiko
Melanompatienten unter einer adjuvanten Therapie mit pegyliertem Interferon-α2b. Deutscher Hautkrebskongress und 17. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft
Dermatologische Onkologie (ADO), 20.-22. September 2007, Regensburg.
2. Rombold S, Mirceva V, Fend F, Hein R. Kutanes T-Zell Lymphom unter dem Bild
eines kutanen B-Zell Lymphoms-ungewöhnliches Wachstumsmuster. Deutscher
Hautkrebskongress und 17. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft
Dermatologische Onkologie (ADO), 20.-22. September 2007, Regensburg.
Vorträge
1. Mirceva V. Vortrag-Fall: „Erythromelalgie“. MDG Herbsttagung 2007 KHSchwabing.
2. Mirceva V. Vortrag-Fall: „Morbus Fabry“. MDG Herbsttagung 2008 LMU.
3. Mirceva V, McIntyre M, Ring J, Darsow U, Vortrag-Fall: „Allergie auf
Zahnprothesenmaterial- oder burning mouth syndrome?“ Allergologie Tagung am
Biederstein, München, 03.06.2009.
4. Mirceva V. Vortrag-Fall: „Casus pro diagnosi: Verbrennung durch UVC-Licht“.
MDG Herbsttagung, Salzburg, 28.10.2009.
5. Mirceva V, Allertseder V, Schneider S, Ring J, Darsow U. Vortrag-Fall: „Allergie
auf Asthma-Spray“. Allergologie Tagung am Biederstein, München, 16.12.2009.
6. Mirceva V. Vortrag: „Allergie auf Asthma-Spray“. DGAKI, 22.-Mainzer AllergieWorkshop, Mainz, 12.03.2010.
121 Fortbildungen
1. Korrekturmöglichkeiten von Mimikfalten mit Botulinumtoxin A (Dysport). Praxis Dr.
Marion Moers-Carpi, München, 18 Februar 2004.
2. 11th International Congress of Hand-Upper Limb and Microsurgery, Samos,
Griechenland, 7-10 September, 2005.
3. 17th Annual Meeting of EURAPS (European Association of Plastic Surgeons),
Istanbul, Turkei, 25-27 Mai, 2006.
4. Deutscher Hautkrebskongress und 17. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft
Dermatologische Onkologie (ADO), Regensburg, 20-22 September, 2007.
5. 27th Annual Meeting of IFMSS (International Fetal Medicine and Surgery Society),
Athenian Riviera, 12-16 September, 2008.
6. 20th Annual Meeting of EURAPS (European Association of Plastic Surgeons),
Barcelona, Spanien, 28-30 May, 2009.
7. 3. Dermatologie-Update-Seminar, Wiesbaden, 13-14 November, 2009.
8. 2. Allergie-Akademie der DGAKI: Das Curriculum der deutschen Allergologie in
einem Kurs. München, 28-30 Januar, 2010.
9. Seit Juli 2004 bis dato kontinuierliche Teilnahme an den Fortbildungen der
Bayerischen Landesärztekammer.
Zusatzqualifikationen und Interessen
Fremdsprachenkenntnisse
EDV-Kenntnisse
Mazedonisch
Muttersprache
Deutsch
sehr gut
Englisch
sehr gut
Griechisch
sehr gut
Serbokroatisch
sehr gut
Russisch
gut
Französisch
befriedigend
Microsoft Word, Excel, Power Point, Outlook
Internet
122 Hobbies
Malen, Reisen, Design
München, den 26.04.2010
Vesna Mirceva
Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten
123 
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