1 Malignes Melanom (MIM ID 155601, 609048) Allgemeines Bei dem malignen Melanom handelt es sich um eine Neoplasie der Melanozyten welche neu oder auf dem Boden eines bereits vorhandenen, gutartigen Naevus entsteht. Von einem familiären Melanom wird gesprochen, sofern unabhängig vom Verwandtschaftsgrad drei Familienmitglieder oder aber zwei Verwandte ersten Grades erkrankt sind. Die Inzidenz des familiären Melanoms liegt bei etwa 1,5 in 100.000 Lebensgeburten. Die Prävalenz ist nicht bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass etwa 10% der Melanom erblich bedingt sind. Krankheitsbild/Indikation Zusammen mit den Melanomen können auch andere Malignome auftreten. Hierzu zählen Pankreas-Karzinome, andere Malignome des Magendarmtraktes sowie Brustkrebs. Es wurde bereits in mehreren Familien wurde über das gemeinsame Auftreten von Melanomen der Haut sowie der Augen berichtet. Dieses gemeinsame Auftreten von Melanomen und atypischen Naevi innerhalb einer Familie wird als familiäre atypische multiple Molen mit Melanom (FAMMM) bezeichnet. Durch den Nachweis der krankheitsverursachenden, genetischen Veränderung in einer betroffenen Familien ermöglicht eine präzise Identifizierung von Risikopersonen, welche hierdurch an intensivierten Vorsorgeprogrammen teilnehmen können. Des Weiteren wird Betroffenen zu einer möglichst geringen Sonnenexposition geraten. Genetik Die Erkrankung folgt einem autosomal-dominanten Erbgang. Sie wird hervorgerufen durch Mutationen im CDKN2A-Gen (600160), das auf 9p21.3 lokalisiert ist und für das Protein Cyclin-Dependent KIinase Inhibitor 2A kodiert welches auch unter der Bezeichnung p16 bekannt ist. Das Protein bindet an die Enzyme CDK4 und 6 und reguliert den Zellzyklus. Treten Mutationen in diesem Gen auf, so fehlt die Hemmung der Proteinkinase CDK4, wodurch der Zellzyklus nicht mehr in der G1-Phase aufgehalten werden kann. Hierdurch kann die normale Zelle in eine Tumorzelle transformieren. Das Gen besteht aus 3 Exons. Des Weiteren können Mutationen in dem CDK4-Gen (123829) nachgewiesen werden. Dieses ist auf 12q14.1 lokalisiert und kodiert für das Enzym Cyclin-Dependent Kinase 4. Diagnostik Aus Lymphozyten das peripheren Blutes wird zunächst die genomische DNA isoliert. Anschließend wird die DNA mittels Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) amplifiziert und es werden alle 3 Exons des CDKN2A-Gens sowie alle 8 Exons des CDK4-Gens inklusive der Intron/Exonspleißregionen sequenziert und hinsichtlich Mutationen analysiert. Darüber hinaus wird mittels MLPA (multiplex ligation-dependent probe amplification) eine Deletions- bzw. Duplikationssuche durchgeführt. Untersuchungsmaterial 2-4 ml EDTA-Blut Dauer der Untersuchung ca. 2-3 Wochen 2013 INSTITUT FÜR MEDIZINISCHE GENETIK UND MOLEKULARE MEDIZIN – MOLEKULARGENETISCHE DIAGNOSTIK DRES. A. & H. JUNG – PAUL-SCHALLÜCK-STR. 8 – D-50939 KÖLN 2 Literatur Texte in Anlehnung an: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/GeneTests/review?db=GeneTests GeneTests™ http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1116 GeneReviews™ http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed PubMed http://www.ncbi.nlm.nih.gov/omim Online Mendelian Inheritance in Man® (OMIM®) http://www.orpha.net/consor/cgi-bin/index.php?lng=EN orphan.net (The portal for rare diseases and orphan drugs) Kamb, A., Gruis, N. A., Weaver-Feldhaus, J., Liu, Q., Harshman, K., Tavtigian, S. V., Stockert, E., Day, R. S., III, Johnson, B. E., Skolnick, M. H. A cell cycle regulator potentially involved in genesis of many tumor types. Science 264: 436-440, 1994. Miller, A. J., Mihm, M. C., Jr. Melanoma. New Eng. J. Med. 355: 51-65, 2006. Kannengiesser, C., Dalle, S., Leccia, M.-T., Avril, M. F., Bonadona, V., Chompret, A., Lasset, C., Leroux, D., Thomas, L., Lesueur, F., Lenoir, G., Sarasin, A., Bressac-de Paillerets, B. New founder germline mutations of CDKN2A in melanoma-prone families and multiple primary melanoma development in a patient receiving levodopa treatment. Genes Chromosomes Cancer 46: 751-760, 2007. Binni, F., Antigoni, I., De Simone, P., Majore, S., Silipo, V., Crisi, A., Amantea, A., Pacchiarini, D., Castori, M., De Bernardo, C., Catricala, C., Grammatico, P. Novel and recurrent p14(ARF) mutations in Italian familial melanoma. Clin. Genet. 77: 581-586, 2010. Cust, A. E., Harland, M., Makalic, E., Schmidt, D., Dowty, J. G., Aitken, J. F., Agha-Hamilton, C., Armstrong, B. K., Barrett, J. H., Chan, M., Chang, Y.-M., Gascoyne, J., and 14 others. Melanoma risk for CDKN2A mutation carriers who are relatives of population-based case carriers in Australia and the UK. J. Med. Genet. 48: 266-272, 2011. 2013 INSTITUT FÜR MEDIZINISCHE GENETIK UND MOLEKULARE MEDIZIN – MOLEKULARGENETISCHE DIAGNOSTIK DRES. A. & H. JUNG – PAUL-SCHALLÜCK-STR. 8 – D-50939 KÖLN