Kräuterkurs 2014 NABU - Gruppe Buchholz e.V.; Ameisenweg 9; 21256 Handeloh; Telefon 04188 888 1062; Mail: [email protected] Schwarzer Holunder Sambucus nigra Familie: Geißblattgewächse Caprifoliaceae andere Namen: Holderbusch, Holler, Altholder, Hollerbusch, in Norddeutschland wurde er auch Flieder (Fliederbeeren) genannt, bis dann der Gemeine Flieder (Syringa vulgaris) aus Asien hier gepflanzt wurde. Der Name „Fliederbeeren“ ist hier noch in Gebrauch. Strauch er kann bis 20 Jahre alt werden schwach giftig! Höhe: 3-11 m Blüten: breite Schirmrispen von 10 – 20 cm Breite, die stark duften. Sie sind flach bis leicht gewölbt und weiß. Blütezeit: Mai bis Juni Erntezeit: September bis Oktober Blätter: die Blätter sind unpaarig gefiedert mit 3 – 9 Fiederblättchen. Sie stehen gegenständig. Früchte / Samen: der Fruchtstand ist überhängend, die ca. 5 mm großen Steinfrüchte sind schwarzviolett und der Saft ist stark färbend rot. Häufigkeit: häufig Zeigerwerte: nach Ellenberg Stickstoffzeiger L7;T5;K3;F5;Rx;N9;S0 Standort: Waldränder, Hecken, Gärten, Parks, an Bächen, auf Schuttplätzen. Er bevorzugt feuchte, nährstoffreiche Böden. Wert für Tiere: Schmetterlinge, Fliegen, Käfer Sonstiges: Jüngere Äste haben ein weißes, weiches Mark, das sich leicht entfernen lässt. Kinder machten sich dies zu Nutze und bastelten aus den Zweigen Flöten und Blasrohre.In der Biologie wurden die Zweige zum Anfertigen von dünnen Pflanzenschnitten für das Mikroskop benutzt. Das zu schneidende Material wurde in einen Schnitt in das Mark gesetzt und dann eine dünne Scheibe des Zweiges abgeschnitten. Essbare Teile: die Blüten und die reifen gekochten Früchte – Vorsicht: die unreifen und rohen Beeren sind leicht giftig. Die Giftigkeit wird durch cyanogene Glycosid Sambunigrin hervorgerufen. Durch Erhitzen zerfällt Sambunigrin und die Beeren verlieren ihre Giftigkeit. Ebenso sind die Blätter und die Rinde leicht giftig. Nutzung: Holunder ist ein uralter, mystischer Busch (s.weiter unten). Er wurde schon immer genutzt. Die Blüten als „Küchle“, als Limonade, als Holundersekt und als Tee. Die Beeren werden als Saft, Wein, Mus und Gelee sowie als natürlicher Farbstoff für Lebensmittel verarbeitet. Eine Holundersuppe mit Apfelstücken und Grießklößchen ist sehr lecker. Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl, Flavonoide, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Glykoside, organische Säuren und Farbstoffe, Vitamine A, C, B1, B2 und Folsäure, außerdem Mineralstoffe (viel Eisen). Kräuterkurs 2014 NABU - Gruppe Buchholz e.V.; Ameisenweg 9; 21256 Handeloh; Telefon 04188 888 1062; Mail: [email protected] Heilmittel: unsere Großmütter sammelten die Blüten zur Sommersonnenwende. Der Tee war Immunsystem stärkenden, schweiß- und harntreibend, der bei Grippe, Erkältung, Rheuma, Masern und Scharlach getrunken wurde. Die moderne Phytotherapie hat diese Heilwirkung bestätigt und man setzt den Tee zudem erfolgreich bei Heuschnupfen und Stirnhöhlenentzündung ein. Naturheilkunde: Blütentee und heißer Beerensaft sind schweißtreibend bei fieberhaften Erkältungen, harnfördernd und leicht abführend; gegen Schlaflosigkeit, Migräne, Kopfschmerzen wurde beides auch eingesetzt. Naturkosmetik: Holunderblütenbäder sollen beruhigend und reinigend sein und die Haut geschmeidig machen. Historisches: Der Holunder ist seit altersher ein Kultbaum. Bei den Kelten und Germanen wohnten die guten Hausgeister und die Verstorbenen in dem Baum. Der Holunder wächst sehr gerne in der Nähe von Häusern und Siedlungen. Er wurde der weisen und gütigen Lichtgöttin Hyldemoer - Hollermutter Holle zugewiesen. Wir alle kennen das Märchen von Frau Holle und den Kinderreim: »Ringel, Ringel, Reihe Wir sind der Kinder dreie, Sitzen unter'm Holderbusch Rufen alle Husch, Husch, Husch.« Damit wollte man sich den Segen der Göttin erbitten. Der Holunder zeigt immer Gegensätze an: die Blüten sind weiß – die Früchte fast schwarz. Roh sind die Früchte giftig – gekocht eine Heilpflanze. Die Äste sind fast hohl – der Busch ist tief und schwer verwurzelt. Früher steckte man unkeuschen oder »gefallenen« Mädchen zu Pfingsten oder zum Maienfest Holunderzweige an die Tür, denn da stimmte der Spruch: »Hinter einem Holderbusch gab sie ihrem Schatz 'nen Kuss. Roter Wein, weißer Wein, morgen soll die Hochzeit sein.« nicht. Der Holunder durfte nicht gefällt werden, da dort ja die guten Hausgeister und die Göttin wohnte. Diesen brachte man im Leben alle Sorgen und Gebrechen. Man hängte Verbände an die Zweige, vergrub die Nachgeburt der Tiere unter dem Holunder und das erste Badewasser eines Neugeborenen goss man unter ihn. Wenn man nun den Busch abhackte, würde alles Negative wieder auf die Bewohner übergehen. Nur Witwen und Waisen durften das Holz verarbeiten, da sie ja schon mit dem Tod konfrontiert worden waren. Das Holz brennt auch sehr schlecht. Kinder durfte man auch nicht mit Ruten vom Holunder schlagen, da sie dann nicht mehr wachsen und gedeihen würden. Die Totengräber hatten Ruten aus Holunder. Nach der Christianisierung wurde der Holunder der Gottesmutter Maria zugeschrieben. Sie soll die Windeln Jesus auf den Zweigen getrocknet haben. Seither ist der Holunder ein gesegneter Busch. Kräuterkurs 2014 NABU - Gruppe Buchholz e.V.; Ameisenweg 9; 21256 Handeloh; Telefon 04188 888 1062; Mail: [email protected] Im Bild links wächst ein Pilz aus dem Holunder. Es ist das Judasohr (Auricularia auricula-judae). Er hat seinen Namen vom Apostel Judas, der sich nach dem Tod Jesus an einem Holunder aufgehängt haben soll. In der asiatischen Küche wird er sehr oft verwendet als Mu-Err – Pilz. Das Judasohr ist ein Schwächeparasit an lebenden Bäume oder auch an totem Holz. Er wächst an vielen Bäumen, besonders gern aber an Holunder. © Texte: G.Krebs, Rita Wiesmaier; Bilder: G.Krebs R. Wietz Literatur: Was blüht denn da? - Kosmos; Zeigerpflanzen – Quelle & Meyer; die Kräuter in meinem Garten– Weltbild, Sporl die Pflanzen der kelten - , FloraWeb, Wikipedia, eigene Aufzeichnungen