040_041_Ausbildung_DJZ_12 10.11.2005 17:19 Uhr Seite 2 Udo Macintosh HD:Desktop Folder: Udo Macintosh HD:Desktop Folder: AUF ZACK Jung jäger -Kurs JAG DKU NDE Natu rschu tz Totholz: Ein wichtiger Mosaikstein im Ökosystem Wald. Natur- und Umweltschutz Bernd Kamphuis N aturschutz und Jagd: Nicht selten werfen Jagdgegner Jägern vor, dass sie sich nicht naturschützerisch betätigen und ausschließlich ihren eigenen Interessen hinterherhängen. Dabei kann der Jäger aufgrund seiner guten Ausbildung und seiner weitreichenden Kenntnisse von Natur seinen interessierten Mitmenschen vorleben, wie Jagd und Naturschutz Hand in Hand gehen können. Was kann der Jäger tatsächlich naturschützerisch leisten? In erster Linie muss man sich als Jäger in seinem Revier dadurch hervortun, dass man die vorhandenen Biotope erhält oder verbessert. Im konkreten Fall heißt das zum Beispiel, Biotope zu vernetzen, um den sogenannten „Grenzlinieneffekt“ zu erhöhen, der vielen Arten zu Gute kommt. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten; bis hin zu gezielten Arten- 40 DJZ 12/2005 schutzprogrammen für besonders gefährdete Tierarten ist eigentlich alles möglich. Der Staat kann die Aufgabe und die Ziele des Naturschutzes zwar vorgeben, aber nur begrenzt umsetzen. In vielen Jägerschaften gibt es Bemühungen und Projekte, die sich mit übergeordneten Naturschutzprojekten befassen, die oft keinen direkten Zusammenhang mit der Jagdausübung haben, die aber der Natur und auch dem Ansehen der Jägerschaft nützen. Das können zum Beispiel Patenschaften sein, die für die Erhaltung eines bestimmten Landschaftsbildes eintreten. So werden beispielsweise Moore, die im Zuge der Sukzession zuwachsen, von Birken- und Kiefernanflug freigehalten und periodisch geräumt. Beliebte und öffentlichkeitswirksame Aktionen sind auch die meist kreisweiten Mülltage, bei denen die Jäger den im Revier befindlichen Müll aufsammeln und entsorgen. Die lokale Presse berichtet übrigens gerne von solchen Aktionen. Grundsätzlich ist eine Zusammenarbeit mit dem ansässigen Forstamt und anerkannten Naturschutzverbänden vor Ort der gemeinsamen Sache dienlich. Auch wenn man es ab und an mit Gesprächspartnern zu tun hat, die vielleicht anderes im Sinn haben. Aber grundsätzlich geht es zusammen besser als gegeneinander. Und wenn man sich persönlich kennt, dann klappt es sowieso oft einfacher und weniger bürokratisch. Schließlich liefert die flächendeckende Präsenz der Jäger wichtige Informationen zur Bestandessituation von Wildtierarten. Man denke dabei an kranke Stücke, an Tollwut oder an epidemische Erkrankungen von Wildtieren. Aktuelle Informationen sind eine wesentliche Voraussetzung für ein ökologisch fundiertes Nutzungs- und Erhaltungsmanagement. Kein anderer aner- Foto: Dieter Hopf In der heutigen Kulturlandschaft ist der Naturschutz eine der größten Herausforderungen. Besonders Jäger stehen im Focus des öffentlichen Interesses 040_041_Ausbildung_DJZ_12 10.11.2005 17:19 Uhr kannter Naturschutzverein kann flächendeckend solche Zahlen liefern wie der Deutsche Jagdschutzverband (DJV). Jagd und Naturschutz: Ein zentraler Begriff des Jagdrechts ist die Hege der wildlebenden jagdbaren Tiere – der Wildarten. Hege steht unter anderem für die Sicherung und Pflege der Lebensgrundlagen unseres Wildes, also für Biotoppflege und -gestaltung. Sowohl Jäger als auch Grundstückseigentümer sind durch das Bundesjagdgesetz zum Schutz der Natur verpflichtet. Wobei das für einen Jäger grundsätzlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Schon durch die Tatsache exklusiver Rechte, die wir Jäger genießen – die wir aber auch bezahlen! –, werden wir oft neidisch betrachtet. Schon deswegen empfiehlt sich ein untadeliges Verhalten. Denn in unseren kleinräumigen deutschen Revierstrukturen bleibt kaum etwas unentdeckt. Und wer jeden Spaziergänger im Wald aus dem laufenden Geländewagen heraus anblafft, der hat es sich schnell mit den Leuten vor Ort verscherzt. Ein wichtiger Punkt, der Jagd und Naturschutz verbindet, ist der Nutzungsaspekt. Der Nutzungsaspekt wird im Bundesnaturschutzgesetz klar herausgestellt. Auch die Umweltbehörde der Vereinten Nationen (IUCN), hat in ihren Statuten klar zum Ausdruck gebracht, dass eine verantwortungsvolle Nutzung wildlebender Tier- und Pflanzenarten als erneuerbare natürliche Ressource dem Naturschutz sogar dienlich ist: „Jagd fördert den Schutz der Natur, macht ihn teilweise erst möglich und ist somit kein Gegensatz zum Naturschutz.“ Ökologie Ökologie (von griechisch oikos = Haus/Haushalt und logos = Lehre) bezeichnet in der Biologie den Wissenschaftszweig von den Wechselwirkungen der Organismen untereinander und den Wechselwirkungen zwischen Organismen und ihrer unbelebten Umwelt. Artenschutz Artenschutz gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz umfasst den Schutz und die Pflege wild lebender Tier- und Pflanzenarten in ihrer natürlichen und historisch gewachsenen Vielfalt (Artenvielfalt). Artenschutzprogramme zielen auf den Schutz meist einer einzelnen gefährdeten bzw. vom Aussterben bedrohten Art ab. Artenschutz ist damit Teil des Naturschutzes, der sich u.a. auch mit dem Schutz ganzer Lebensräume befasst. Artenschutz ist damit in der Regel auch Biotopschutz, nicht zuletzt deshalb, weil die zu schützende Art ein notwendiger Bestandteil des Biotops ist. Umgekehrt gilt dies, weil die Zerstörung des Lebensraums natürlich auch das Verschwinden der Art zur Folge hat. Biozönose Foto: Heinz Hess Besonders im Winter sind viele Tierund Wildarten in unserer ausgeräumten Kulturlandschaft auf Hilfe angewiesen. Seite 3 Udo Macintosh HD:Desktop Folder: Udo Macintosh HD:Desktop Folder: Als Biozönose oder auch Lebensgemeinschaft bezeichnet man in der Ökologie die Gesamtheit der Lebewesen, also die Artengemeinschaft eines Biotops. Ein Biotop ist der Raum, in der die Biozönose lebt. Ein Ökosystem ist die systemische Wechselwirkung zwischen Biotopen und Biozönosen. Sie setzt sich zusammen aus der Zoozönose, der Gemeinschaft der tierischen Lebewesen und aus der Phytozönose, der Gemeinschaft der pflanzlichen Lebewesen eines Raumes und wird auch Biosystem genannt. Biogeozönose ist die Gemeinschaft der Lebewesen mit der Geologie und Landschaft, bzw. mit der unbelebten Umwelt. Der Oberbegriff solcher verschiedenen Gemeinschaftsbetrachtungen wird als Zönose bezeichnet. Der Begriff wurde 1877 von Karl August Möbius geprägt, der die auf einer Austernbank gemeinschaftlich lebenden Organismen als eine „Lebensgemeinschaft" oder „Biocönose" bezeichnete. Die Arten einer Biozönose besetzen unterschiedliche ökologische Nischen. Die Glieder einer Biozönose leben mehr oder weniger in einem Zustand gegenseitiger, korrelativer Bedingtheit. Wechselnde Zugehörigkeiten: Eine Art kann insbesondere wenn sie Wanderungen durchführt - Angehöriger verschiedener Biozönosen sein. So gehören junge Flussaale im Meer als Weidenblattlarven zum Plankton, später als Glasaale zum Nekton und schließlich zum Nekton eines Flusses oder Sees. Die Zugehörigkeit zu einer Biozönose kann sich demnach auch im Verlauf der verschiedenen Entwicklungstadien ändern. Zum Beispiel sind die meisten Krebse als Nauplius- oder Zoea-Larven Teil des Plank- tons, leben als erwachsene Tiere aber am oder im Gewässerboden und gehören somit zum Benthos. Ähnlich verhält es sich bei vielen Muscheln und Borstenwürmern. Biozönotische Grundprinzipien: 1. Je vielfältiger die Ökologischen Nischen eines Biotops sind, desto artenreicher ist die Biozönose (Tropenwälder). 2. Je mehr sich die abiotischen Faktoren eines Biotops von globalen Mittelwerten entfernen, desto artenärmer, aber auch individuenreicher ist die Biozönose, die Organismen dieser Lebensgemeinschaften sind meist hochspezialisiert (Salzseen, Tiefsee). 3. Je langsamer und kontinuierlicher sich die Lebensbedingungen in einem Biotop verändert haben, desto artenreicher ist seine Biozönose (Korallenriffe). Ökosystem Ein Ökosystem ist ein System, das die Gesamtheit der Lebewesen (Biozönosen) inklusive ihrer unbelebten Lebensräume (Biotope) umfasst. Der Begriff wurde 1935 von dem britischen Biologen und Geobotaniker Arthur George Tansley in die Ökologie eingeführt. Umgangssprachlich wird auch von dem Ökosystem gesprochen, womit die Gesamtheit aller Ökosysteme und ihren Wechselwirkungen der gesamten Erde gemeint ist. IUCN Die IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources, oder kurz World Conservation Union) ist eine internationale Organisation, deren Aufgabe die Koordination des weltweiten Naturschutzes ist. Bekannt ist sie durch die Herausgabe der Roten Liste gefährdeter Arten. Gegründet wurde die IUCN 1948. Ihr Hauptsitz liegt in Gland in der Schweiz. Daneben unterhält sie Niederlassungen in 62 Ländern. Die Organisation hat etwa 1 000 Mitglieder (Stand 2005): 82 Staaten (darunter alle Staaten der EU, die USA, Russland und die Volksrepublik China) dazu 111 Regierungsorganisationen sowie mehr als 800 nichtstaatliche Organisationen (NGOs). Die IUCN führt alle zehn Jahre den World Parks Congress durch, bei dem Strategien zum Schutz der Natur in Nationalparks festgelegt werden. Zuletzt fand der World Parks Congress im September 2003 im südafrikanischen Durban statt. Alle vier Jahre kommen die Mitglieder zu einer Generalversammlung (World Conservation Congress) zusammen, zuletzt im November 2004 in Bangkok (Thailand). Seit 1963 führt die IUCN die internationale Rote Liste gefährdeter Arten, die gefährdete, bedrohte und ausgestorbene Tiere und Pflanzen aufführt. 12/2005 DJZ 41