Mathematik für Bioinformatiker I Musterlsung zur 9. Übung Aufgabe 1: WS 12/13 K. Kriegel Unabhängigkeit 7 Punkte Die natürlichen Zahlen von 0 bis 999 seien in einer zufälligen Reihenfolge angeordnet (alle Permutationen gleich wahrscheinlich) wobei alle Zahlen mit drei Dezimalstellen geschrieben werden (die Null als 000 usw.). Wir betrachten die folgenden Ereignisse: Ereignis A: Die erste Zahl beginnt mit der Ziffer 2. Ereignis B: Die erste Zahl ist durch 25 teilbar. Ereignis C: Die zweite Zahl endet mit der Ziffer 0. Ereignis D: Die zweite Zahl ist durch 4 teilbar. Ereignis E: Die zweite Zahl beginnt mit der Ziffer 5. Untersuchen Sie, ob die folgenden Ereignispaare unabhängig sind oder nicht: a) A und B, b) A und C, c) A und E, d) B und C, e) B und D. Achtung: Alle Antworten sind anhand der Definition zu begründen. Bauchgefühl und schwammige Erklärungen sind nicht ausreichend. Lösung: Zuerst machen wir uns klar, dass der Wahrscheinlichkeitsraum Ω aus den 1 1000! Permutationen besteht, von denen jede die Wahrscheinlichkeit 1000! hat. Die Wahrscheinlichkeiten der Ereignisse A, B, . . . sind das Produkt aus der Anzahl der 1 Permutationen, die dieses Ereignis bilden, mit dem Wert 1000! : • Für das Ereignis A kann man eine der 100 Zahlen von 200 bis 299 an die erste Stelle setzen und die verbleibenden 999 Zahlen beliebig permutieren. Daraus 100 1 folgt Pr(A) = 100·999! 1000! = 1000 = 10 . • Für das Ereignis B kann man eine der 40 durch 25 teilbaren Zahlen an die erste Stelle setzen und die verbleibenden 999 Zahlen beliebig permutieren. Daraus 40 1 folgt Pr(B) = 40·999! 1000! = 1000 = 25 . • Für das Ereignis C kann man eine der 100 Zahlen, die mit 0 enden, an die zweite Stelle setzen und die verbleibenden 999 Zahlen beliebig permutieren. Daraus 100 1 folgt Pr(C) = 100·999! 1000! = 1000 = 10 . • Analog kann man für die Ereignisse D Und E die Wahrscheinlichkeiten Pr(D) = 250·999! 250 1 100·999! 100 1 1000! = 1000 = 4 und Pr(E) = 1000! = 1000 = 10 berechnen. Zur Lösung der Aufgabe muss man die Produkte aus den obigen Wahrscheinlichkeiten mit den Wahrscheinlichkeiten der paarweisen Schnitte der Ereignisse vergleichen: a) Das Ereignis A ∩ B setzt sich aus 4 · 999! Permutationen zusammen (200, 225, 250 oder 275 an der ersten Stelle und der Rest beliebig). Damit ist Pr(A ∩ B) = 4 · 999! 4 = = Pr(A) · Pr(B) 1000! 1000 und folglich sind die Ereignisse A und B unabhängig. b) Das Ereignis A ∩ C setzt sich aus 90 · 100 · 998! + 10 · 99 · 998! Permutationen zusammen (entweder eine der 90 Zahlen die mit 2 beginnen und nicht mit 0 enden, an erster und eine der 100 Zahlen, die mit 0 enden, an zweiter Stelle oder eine der 10 Zahlen die mit 2 beginnen und mit 0 enden, an erster und eine der verbleibenden 99 Zahlen, die mit 0 enden, an zweiter Stelle und der Rest beliebig). Damit ist Pr(A ∩ C) = 9990 (90 · 100 + 10 · 99) · 998! = = Pr(A) · Pr(C) 1000! 999 · 1000 und folglich sind die Ereignisse A und C unabhängig. Da die verbalen Beschreibungen für die restlichen Fälle sehr ähnlich sind, beschränken wir uns ab jetzt auf die Angabe der Formeln. c) Pr(A ∩ E) = 100 · 100 · 998! 10000 1 = 6= = Pr(A)·Pr(E) 1000! 999 · 1000 100 und folglich sind die Ereignisse A und E nicht unabhängig. d) Pr(B ∩ C) = 4 · 995 1 (20 · 100 + 20 · 99) · 998! = 6= = Pr(B)·Pr(C) 1000! 999 · 1000 250 und folglich sind die Ereignisse B und C nicht unabhängig. e) Pr(B ∩ D) = (30 · 250 + 10 · 249) · 998! 10 · 999 = = Pr(B)·Pr(D) 1000! 999 · 1000 und folglich sind die Ereignisse B und D unabhängig. Aufgabe 2: Körper (3 Punkte) Sei (K, +, ·) ein Körper mit +-neutralem Element 0 und ·-neutralem Element 1 und +-inversen Elementen −a für alle a ∈ K. Zeigen Sie durch Anwendung der Gruppenund Körperaxiome (und der Fakten aus der zweiten Vorlesung), dass für ein beliebiges a ∈ K das Folgende gilt: (−1) · (−a) = a. Wir formen die Gleichung (−1)·(−a) = a äquivalent um, indem wir auf beiden Seiten −a addieren, dann auf der linken Seite −a durch 1 · (−a) ersetzen und danach links das Distributivgesetz anwenden: (−1) · (−a) = a ⇐⇒ 1 · (−a) + (−1) · (−a) = −a + a ⇐⇒ (1 + (−1)) · (−a) = −a + a Wegen des dritten Gruppenaxioms kann man nun 1 + (−1) und −a + a jeweils durch 0 ersetzen und erreichen damit die wahre Aussage 0 · (−a) = 0. Aufgabe 3: Unterräume R3 Welche der folgenden Teilmengen von V = nicht? a) U1 = {(x, y, z) ∈ V b) U2 = {(x, y, z) ∈ V c) U3 = {(x, y, z) ∈ V d) U4 = {(x, y, z) ∈ V e) U5 = {(x, y, z) ∈ V (7 Punkte) bilden einen Unterraum und welche | | | | | x+y =z } x·y =z } x3 + z 3 = 0 } x2 + y 2 = 0 } x·z+y·z =0 } Positive Antworten müssen bewiesen, negative Antworten durch passende Gegenbeispiele belegt werden! Lösung: a) U1 ist ein Unterraum, denn U1 enthält den Nullvektor und ist damit nicht leer und U1 ist abgeschlossen bezüglich Addition von Vektoren und der Multiplikation mit Skalaren: Sind ~v = (x, y, z) und v~0 = (x0 , y 0 , z 0 ) in U1 und λ ∈ R, dann liegen auch ~v + v~0 = (x + x0 , y + y 0 , z + z 0 ) und λ~v = (λx, λy, λz) in U1 weil aus den Voraussetzungen (x + x0 ) + (y + y 0 ) = z + z 0 bzw. λx + λy = λz folgt. b) U2 ist kein Unterraum, denn der Vektor ~v = (1, 1, 1) gehört zu U2 aber der Vektor 2~v = (2, 2, 2) nicht. c) U3 ist ein Unterraum, denn die Bedingung x3 + z 3 = 0 kann man äquivalent in x = −z umformen und für U3 = {(x, y, z) ∈ V | x = −z } erfolgt der Beweis analog wie in a). d) U4 ist auch ein Unterraum, denn die Bedingung x2 + y 2 = 0 kann man äquivalent in x = y = 0 umformen und für U4 = {(x, y, z) ∈ V | x = y = 0 } erfolgt der Beweis analog wie in a). e) U5 ist kein Unterraum, denn die Vektoren ~v = (1, 1, 0) und v~0 = (1, −1, 1) gehören zu U5 , aber der Vektor ~v + v~0 = (2, 0, 1) offensichtlich nicht. Aufgabe 4: Es sei W ⊆ R3 Lineare Hülle (3+3 Punkte) die lineare Hülle der Vektorenmenge {(1, 2, −1), (3, −2, 1)}. a) Welcher der Vektoren ~u = (4, 2, −1), ~v = (0, 4, −2) und w ~ = (−2, 3, −2) liegt in W (Begründung!)? Lösung: Ein Vektor (x, y, z) liegt genau dann W , wenn er sich als Linearkombination λ · (1, 2, −1) + µ · (3, −2, 1) darstellen lassen, d.h. genau dann, wenn das lineare Gleichungssystem λ+ 3µ = x (I) 2λ− 2µ = y (II) −λ+ µ = z (III) eine Lösung hat. Setzt man (x, y, z) = ~u = (4, 2, −1), dann ergibt sich aus (III) die Gleichung µ = λ − 1. Setzt man das in (I) ein, erhält man 4λ = 7 und λ = 47 sowie µ = 34 . Man kann leicht überprüfen, dass das ein Lösung des gesamten LGS ist. Analog kann man für (x, y, z) = ~v = (0, 4, −2) die Lösung λ = 23 und µ = − 12 berechnen. Dagegen ergibt für (x, y, z) = w ~ = (2, 3, −2) ein Widerspruch aus den Gleichungen (II) und (III). Folglich liegen die Vektoren ~u und ~v in W , der Vektor w ~ aber nicht. b) Welche zusätzliche Bedingung muss ein Vektor der Form (a, b, a) mit a, b ∈ R erfüllen, damit er in W liegt (Begründung!)? Lösung: Offensichtlich ist die linke Seite von Gleichung (II) das (−2)-fache der linken Seite von Gleichung (III). Folglich ist b = −2a eine notwendige Bedingung für die Lösbarkeit des LGS. Man kann sich nun leicht davon überzeugen, dass diese Bedingung auch hinreichend ist, denn aus (III) ergibt sich dann µ = λ + a. Setzt man das in (I) ein, erhält man 4λ = −2a und mit λ = − a2 sowie µ = a2 eine Lösungs des LGS.