7. Übung zur Vorlesung Stochastik I Wintersemester 2011/2012 Aufgabe 1. Der Zufallsvektor (X, Y ) sei gleichverteilt auf dem Einheitskreis B := {(x, y) : x2 + y 2 ≤ 1}, d. h., für die gemeinsame Dichte f (x, y) gilt f (x, y) = 1/π falls (x, y) ∈ B und f (x, y) = 0 sonst. (a) Berechnen Sie die Dichten fX und fY von X bzw. Y . (b) Sind X und Y unabhängig? (c) Was ändert sich, wenn man anstatt des Einheitskreises das Einheitsquadrat A := {(x, y) : 0 ≤ x, y ≤ 1} betrachtet? Lösung. √ √ (a) Für festes x ∈ [−1, 1] gilt f (x, y) = 1/π falls y ∈ − 1 − x2 , + 1 − x2 gilt und sonst f (x, y) = 0. Folglich gilt für die Dichtefunktion fX √ Z fX (x) = Z f (x, y) dy = R 1−x2 √ − 1−x2 √ 2 1 − x2 1 dy = π π für x ∈ [−1, √ 1] und sonst fX (x) = 0. Aus Symmetriegründen erhalten wir analog 2 1−y 2 fY (y) = für y ∈ [−1, 1] und sonst fY (y) = 0. π (b) Nein, sie sind nicht unabhängig. Denn zum Beispiel gilt f (x, y) = 1/π, jedoch fX (0) = fY (0) = π2 , folglich gilt 1/π = f (x, y) 6= fX (x)fY (y) = 2/π 2 . (c) Es gelte für die gemeinsame Dichtefunktion f (x, y) = 1 für x, y ∈ [0, 1] und sonst f (x, y) = 0. Es folgt also Z fX (x) = 1 1 Z f (x, t) dt = 1 = 0 f (t, y) dt = fY (y) ∀x, y ∈ [0, 1] 0 und sonst gilt fX (x) = fY (y) = 0. Somit sind X und Y dann auch unabhängig. Es gilt ja f (x, y) = fX (x)fY (y) für alle x, y ∈ R. Aufgabe 2. Sei X gleichverteilt auf [0, 1] und Y = X − 0.5. (a) Bestimmen und zeichnen Sie die Verteilungs- und Dichtefunktion von Y . (b) Finden Sie eine Zufallsvariable Z, so dass Y und Z unkorreliert aber nicht unabhängig sind. 1 Lösung. ( 1 (a) Sei fX (x) = 0 x ∈ [0, 1] die Dichtefunktion von X. Dann gilt sonst ( f g −1 (y) 1 x ∈ [−0.5, 0.5] fY (y) = 0 −1 = g g (y) 0 sonst mit g(x) = x − 0.5. fY (y) fY (y) −0.5 y 0.5 0 Ry Es folgt auch FY (y) = −∞ fY (t) dt = x + 0.5 1 x ∈ [−∞, −0.5] x ∈ [−0.5, 0.5] . x ∈ [0.5, ∞] FY (y) FY (y) −0.5 0.5 y R 0.5 (b) Setze Z = Y 2 . Dann gelten E(Y ) = −0.5 y dy = 0 und E(Y Z) = E(Y 3 ) = R 0.5 3 1 1 1 −0.5 y dy = 4 ( 8 − 8 ) = 0 = E(Y )E(Z). Somit sind Z und Y unkorelliert. Es 1 1 1 gilt aber P Y > 4 ∧ Y 2 < 16 = P(∅) = 0 trotz P(Y > 14 ) = 14 und P(Y 2 < 16 ) = 12 . Aufgabe 3. Die Wartezeit bei einer Telefon-Hotline sei exponentialverteilt mit einem Erwartungswert von 10 Minuten. (a) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit mindestens 5 Minuten warten zu müssen? (b) Angenommen man hat bereits 5 Minuten gewartet. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit noch einmal 5 Minuten warten zu müssen? 2 (c) Angenommen, man ruft mit einem zweiten Telefon gleichzeitig bei einer weiteren Hotline an, die eine exponentialverteilte Wartezeit mit Erwartungswert 8 Minuten hat und unabhängig von der ersten Hotline funktioniert. Wie groß ist nun die Wahrscheinlichkeit mindestens 5 Minuten warten zu müssen bis zumindest einer der beiden Anrufe beantwortet wird? Was ist die durchschnittliche Wartezeit bis zur ersten Antwort? Lösung. (a) Sie X also exponentialverteilt zum Erwartungswert 10. Es gilt also P(X < x) = 1 1 1 − e− 10 x . Dann gilt P(X ≥ 5) = e− 10 ·5 = √1e ∼ 0.607 (60.7%). (b) Die Exponentialverteilung ist gedächtnislos. Folglich gilt P(X ≥ 10 | X ≥ 5) = √ P(X ≥ 5) = 1/ e. (c) Sei Z = min(X, Y ). Dann ist P(Z ≥ x) = P(X ≥ x ∧ Y ≥ x) = P(X ≥ x)P(Y ≥ 1 1 9 x) = e− 10 x e− 8 x = e− 40 x Somit ist Z exponentialvertielt zum Eigenwert E(Z) = 40 9 ∼ 4.44. Aufgabe 4. (a) Die Zufallsvariablen X und Y seien unabhängig standardnormalverteilt. Zeigen Sie, dass dann auch die Summe X +Y normalverteilt ist. Bestimmen Sie Erwartungswert und Varianz von X + Y . (b) Eine bestimmte Schraube lässt sich nur dann gut in ein entsprechendes Gewinde schrauben, wenn die Differenz Y = X2 − X1 aus Gewindedurchmesser X2 und Schraubendurchmesser X1 betragsmäßig kleiner als 1mm ist. Die Qualitätssicherung einer Autofirma hat festgestellt, dass der Durchmesser der extern bestellten Schrauben normalverteilt mit µ1 = 20.2mm und σ1 = 0.5mm ist. Die normalverteilten Gewindedurchmesser haben einen Erwartungswert von µ2 = 20mm und eine Streuung von σ2 = 0.5mm. Wie groß ist der Anteil der Schrauben, die sich gut einschrauben lassen? Lösung. (a) Es gilt Z ∞ fX (t)fY (x − t) dt fX+Y (x) = −∞ ∞ 1 2 1 1 2 e− 2 t e− 2 (x−t) dt 2π −∞ Z ∞ 1 1 2 2 e− 2 (2t −2xt+x ) dt = 2π −∞ 2 √ Z ∞ 1 1 1 2 √ − 2t− x + x 1 2 2 = e 2 dt 2π −∞ Z 1 − 1 x2 ∞ − 12 √2t− √1 x 2 2 = e 4 e dt 2π −∞ Z = 3 Nun substituieren wir s = √ 2t − √1 x. 2 Es folgt dt = √1 2 ds und somit Z ∞ 1 2 1 − 1 x2 1 4 fX+Y (x) = ·√ e− 2 s ds e 2π 2 −∞ 1 − 1 x2 1 √ = e 4 · √ 2π 2π 2 2 1 1 − 2 √x 2 =√ √ e . 2 2π Nun ist X √ + Y√also normalverteilt zum Eigenwert µX+Y = 0 und zur Streuung σX+Y = 2 = 1 + 1. 2 ) (b) Ganz analog zur Aufgabenstellung (a) lässt sich für unabhängige X ∼ N (µX , σX 2 2 2 2 und Y ∼ N (µY , σY ) die Relation aX + Y ∼ N (aµX + µY , a σX + σY ) zeigen. In unserem Fall ist X = X1 ∼ N (20.2, 0.25) und Y = X2 ∼ N (20, 0.25). FolglichR ist X2 − X1 ∼ N (−0.2, 0.5). Nun erhalten wir P(−1 ≤ X2 − X1 ≤ 1) = 1 −(x+0.2)2 √1 e dx ∼ 0.83. Somit sind ca. 83% der Schrauben in Ordnung. π −1 4