1 Dr. Renate Grimmlinger OPFER DER NS ZEIT IN GABLITZ Recherche 2013/15 ERINNERUNG an GABLITZER OPFER 1938-45 Fritz Grünbaum Dr. Heinrich Rieger Dr. Josef Weiniger Josef Koller Jüdische Personen, im KZ gestorben Fritz GRÜNBAUM *1880 Brünn lebte 1908-1914 †1941 KZ Dachau Gablitz 53 = Hauptstr. 34 trat 1912 im Gasthaus Stadlmayer ehrenamtlich zu Gunsten der Gablitzer Rettung/Feuerwehr auf *8.9.1885 Hochbuch = Buchgrabeng. 5.3.1941 deportiert + KZ Modliborczycze *26.1.1870 Linzerstraße 85 = Linzerstr. 99 24.9.42 KZ Theresienstadt +1944 KZ Ausschwitz Linzerstr. 85 = Linzerstr. 99 24.9.42 KZ Theresienstadt deportiert + 21.10.1942 KZ Theresienstadt Kirchenplatz 18 = Kircheng. 10 Flucht 1938 nach Prag 28.4. 42 KZ Theresienstadt, 30.4.Zamosz, + 16.10.42 KZ Izbica Kabarettist, Jurist, Kunstsammler NACHMIAS Ernst Salamon Pensionist RIEGER Berta Haushalt Dr. Heinrich RIEGER *25.12.1868 Zahnarzt und Kunstsammler Dr. Josef WEININGER *6.3.1881 Facharzt für Chirurgie Leiter der Heil- und und Gemütskranke in Gablitz STEINER Friedrich .-.-.-. Hochbuch = Hochbuchstr. 21 1942, als Steiner 18 Jahre alt und Pferdeknecht bei wehrpflichtig war, musste er seine Kuntner Abstammung nachweisen. Seine jüd. Mutter Betti Steiner1 wurde 1941 im KZ ermordet. Vater Franz Grabner. Friedrich Steiners Schicksal ist unbekannt. KRÄMER Sabinian Dr. *19.8.1889 Wien I, Goldschmiedg.4/II/4 1.8.1938 Schicksal unbekannt Rechtsanwalt hatte Pfandrechte auf Grundstücke in Gablitz 1 *1924 Lt. Dokumentationsarchiv http://www.doew.at/ wurde Betti Steiner * 31.12.1892, whft. Wien 14, Linzerstr. 373/4 am 23.11.1941 nach Kowno deportiert und am 29.11.1941 ermordet 2 Dr. Renate Grimmlinger OPFER DER NS ZEIT IN GABLITZ Recherche 2013/15 Patienten der Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Gemütskranke (Dr. Josef Weiniger, Kirchengasse 10) wurden 1938 deportiert2: Marcel Kollischer • • • • • Guy Schöpfer mit Frau Anna Weiniger Jean“ war ein junger Patient, der nach der Matura psychisch erkrankte und im Sanatorium Gablitz lebte „Guy Schöpfer“ war ein Patient aus Paris, dessen Eltern eine Parfumfabrik hatten. Marcell Kolischer „Luis“ wiederum war ein Mann mittleren Alters, der den Drang hatte, sich nackt auszuziehen. Eine adelige Dame zog die Kombinage immer über ihrem Kleid an. Wegen dieser Patienten wurde eine hohe Mauer um das Areal errichtet, damit die GablitzerInnen nicht irritiert wurden. Die Gablitzer bezeichneten die Heilanstalt als „narrische Villa“. Dr. Josef Weininger musste 1938 den Transport mit den Patienten begleiten. Was dann mit den PatientInnen geschah, kann nur befürchtet werden......... 2 Informationen und Fotos von Fleur Leutgeb 3 Dr. Renate Grimmlinger OPFER DER NS ZEIT IN GABLITZ Recherche 2013/15 Politische Opfer der NS Zeit: • Leopold Fritzsche, Gablitz, Hochbuchstr. 4, am 7.1.1943 wegen Hochverrats hingerichtet Volkszeitung vom 10.1.19433 Herr Alfred Miksch erinnert sich daran, als Leopold Fritzsche von der Gestapo aus der Wohnung seiner Mutter (Hochbuchstr. 4) abgeholt wurde. Text aus der „Gablitzer Chronik“4: „In diesen Kriegsjahren bildeten sich überall in Österreich, so auch in Gablitz Widerstandsgruppen, die jedoch vom nationalsozialistischen Regime mit aller Härte verfolgt und zur Verantwortung gezogen wurden. Wegen Herstellung und Verbreitung von kommunistischen Schriften und zwar „Weg und Ziel“ und „Rote Fahne“ wurde der in Hochbuch wohnhaft gewesene 40jährige Leopold Fritsche am 7. 1. 1943 von einem Volksgerichtshof wegen Hochverrates zum Tode verurteilt und im Wiener Landesgericht hingerichtet. Seine im 14. Bezirk wohnhaft gewesene Braut, Stefanie Engler, wurde in Berlin verhaftet und hingerichtet.“ Foto: DÖW • Stefanie Engler * 18.11.1910 Wien + 25.06.1943 in Berlin Die Hilfsarbeiterin Stefanie Engler brachte als Mitarbeiterin des Leiters der Provinzkommission der KPÖ u. a. Flugschriften, Schreibmaschinenpapier, Matrizen und Vervielfältigungsapparate in die Bundesländer. Sie wurde am 26. 2. 1943 vom Volksgerichtshof wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode verurteilt und am 25. 6. 1943 in Berlin hingerichtet.5 3 http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ovz&datum=19430110&seite=6&zoom=33 Zugriff am 5.1.2013 Vormaurer/Weiß: Gablitz im Antlitz seiner Geschichte (1993/94) Seite 76 5 Lt. DÖW http://www.doew.at/ Zugriff 2.8.2014 4 4 Dr. Renate Grimmlinger OPFER DER NS ZEIT IN GABLITZ Recherche 2013/15 Politische Opfer der NS Zeit: Foto: Wiener Stadt- und Landesarchiv • Josef Kaltenbacher * 02.03.1890 Wien, Wohnort: Gablitz + 13.6.1942 Flossenbürg Der Maschinist Josef Kaltenbacher wurde am 27. 7. 1940 wegen der "angeblichen Äußerung, dass er den Führer erschießen werde, sobald er nach Wien komme", festgenommen. Wegen "staatsfeindlicher Betätigung" wurde er am 21. 7. 1941 von der Gestapo erkennungsdienstlich erfasst. Josef Kaltenbacher kam am 13. 6. 1942 im KZ Flossenbürg um6. • Hermine Kadletz7 aus Gablitz, Linzerstraße, wurde angeblich aus politischen Gründen hingerichtet. Leider konnte nichts Näheres eruiert werden. • Ferdinand Opitz Ferdinand Oppitz Über Ferdinand Oppitz8 konnte recherchiert werden, dass er aus politischen Gründen verhaftet und kurz darauf gestorben ist. Allerdings war er nie in Gablitz wohnhaft. Sein Vater Ferdinand Oppitz war nach dem Krieg Gemeinderat (KPÖ) und lebte mit seiner Tochter, Frau Hampl9 und deren Mann nach 1956 in Gablitz-Hochbuch, und zwar in dem Haus, das ursprünglich Fam. Rosenwasser gehörte. Gespräch mit Frau Hilda Svoboda am 21.11. 2014: „Ferry Oppitz war 17 oder 18 Jahre alt, als er 1938 in ein „Arbeitslager“ kam und kurz darauf starb. Er war ein gesunder, kräftiger junger Mann, der angeblich an „Lungenentzündung“ verstorben sei, was aber niemand glaubte. Er gehörte der „Naturfreunde Gruppe Kagran Breitelee“ an, die gemeinsam mit den „Naturfreunden Breitensee“ an den Wochenenden „Ausflüge“ unternahmen. Diese beiden Widerstandsgruppen nannten sich ab 1934 „Naturfreunde Wandergruppe“ als Tarnung. Sie haben Ausflüge und Wochenendtouren auf die Höllensteinhütte und Teufelsteiner Hütte als Deckung benützt, da politische Aktionen verboten waren. Ferry Oppitz wurde aus politischen Gründen verhaftet, er war das erste Opfer der Naturfreundegruppe.“ 6 Lt. DÖW http://www.doew.at/ Zugriff 2.8.2014. Quelle: Gestapo-Opfer (Individuelle Widerständigkeit), Politisch Verfolgte Lt. Vormaurer/Weiß: Gablitz im Antlitz seiner Geschichte (1993/94) 8 Ferdinand Oppitz war nicht mit der in Purkersdorf ansässigen Familie Oppitz (ÖVP GR) verwandt. 9 Gespräche mit Gerhard Hampl, dem Sohn von Frau Hampl am 22.11.2014 und mit Frau Hilda Svoboda am 21.11.2014 7 5 Dr. Renate Grimmlinger OPFER DER NS ZEIT IN GABLITZ Recherche 2013/15 Foto von Frau Hilda Svoboda (2.v.l,) z.V.g. (Aufnahme Carola Kahl) Gestapo-Opfer aus religiösen Gründen10: Foto: Wiener Stadt- und Landesarchiv • Karl Ruzicka * 14.09.1899 Wohnort Gablitz (NÖ) Der Drechsler Karl Ruzicka bezog Schriften der Bibelforscher und unterstützte den geflüchteten Bibelforscher Anton Blaschek. Er wurde am 6. 2. 1942 festgenommen und am 8. 1. 1943 wegen "Teilnahme an einer wehrfeindlichen Verbindung" zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt. Weiteres Schicksal unbekannt11 .-.-.-.-. In der „Gablitzer Chronik“ findet sich folgender Text: „Mit Beginn des Krieges am 1. September 1939 wurden 900 Dobrutscha-Deutsche im Kloster der „Kongregation der Töchter des göttlichen Heilandes“ in Gablitz untergebracht und am 31. März 1940 wird die auch in Gablitz bestehende „Marianische Frauenkongregation“ durch den Reichsstatthalter aufgelöst. Der spätere österreichische Bundeskanzler Julius Raab wird 1941 vom Sägewerksbesitzer Eduard Kraus in einem Heustadel zwei Monate versteckt, um ihn vor der Verhaftung durch die GESTAPO (=geheime Staatspolizei) zu sichern. Raab wird jedoch später in Wien verhaftet.“ 12 10 http://www.doew.at/ Zugriff 2.8.2014 http://www.doew.at/ Zugriff 2.8.2014 Quelle: Gestapo-Opfer (Zeugen Jehovas) 12 Vormaurer/Weiß: Gablitz im Antlitz seiner Geschichte (1993/94 Seite 75) 11 6 Dr. Renate Grimmlinger OPFER DER NS ZEIT IN GABLITZ Recherche 2013/15 Jüdische Personen, die den Holocaust überlebten: REDLICH Viktor *19.10.1884 ehem. Brauerei großer landwirtsch. Besitz ROSENWASSER Anton *22.4.1910 Brauhausgasse 30 ausgewandert nach Kanada = Brauhausg. 29 u. 30 Manipulant Hochbuch 132 = Buchgrabengasse 1 Flucht über Belgien überlebte in der Schweiz PERLE Ida, * 7.3.1910 gesch. ROSENWASSER, Hochbuch 132 = Buchgrabeng. 1 Flucht. 1968: Kanada, Toronto Vaughan Road, App. 16 geb. RADL, Haushalt LINDENBAUM Sahava * 14.6.1918 Gablitz 9 Sarah? NACHMIAS Rosa ausgewandert nach Palästina??? = Hauptstr. 29? *18.4.1891 Haushalt Hochbuch 164 = Buchgrabeng. wurde am 20.4.44 festgenommen 16.8.1944 KZ Theresienstadt, 19.6.1945 Gablitz Information von Fleur Leutgeb, der Enkeltochter von Dr. Josef Weininger: „Es gab einige jüdische Familien in Gablitz, z.B. ALTSCHUL13 und ROWLAND14. Oder Hr. ZOTTER, der evangelisch war und die NS Zeit über in Gablitz überlebte. Meine Großmutter hatte ihn im „Personalwohnhaus“ untergebracht...“ ROWLAND aus Böhmen stammende Fabrikantenfamilie Gablitz 71 = Kirchengasse 12 Sommerhaus „Eiserne Villa“ vmtl. in Frankreich überlebt Rudolf Rowland + 1962 Karoline Rowland +1966 Erben verkauften, der große Grundbesitz wurde danach parzelliert und verkauft KOLLER Josef Gablitz Nr. 54 emigrierte 1932 nach GB, Mitbegründer des = Linzerstraße 78 + 1945 „Internat. Artistenclubs zum lustigen Ritter“ der bis 1915 o.a. Haus und Liegenschaft besaß, von 1917 bis 1932 waren Josef und Sophie Koller Besitzer des Hauses. Josef Koller gilt als Gründer der österr. Schauspielvereinigung, setzte sich für Volkslieder-, Wienerliedersänger ein. Josef Koller trat mit seiner Ehefrau, der Sängerin und Tänzerin Paula Walden als Wiener „Jux-Gesangsduett KollerWalden“ auf, er schrieb Komödien, Schwänke, Possen und Operetten. Als Autor zeigte er die Geschichte der Wiener Volkssänger auf und widmete den Künstlern zahlreiche Biografien.15 13 Möglicherweise hatte Familie Altschul ein Haus oder eine Wohnung in Gablitz gemietet, da dieser Name in der Häuserchronik 1936 nicht aufscheint. Meldedaten vor 1945 sind nicht mehr vorhanden. 14 Rowland war eine ursprünglich aus Böhmen stammende Familie, Fabrikbesitzer, die den Sommer in Gablitz verbrachten siehe Recherche „Häuser“. Rowland ist seit 1879 in Gablitz nachweisbar, ursprünglich auch Kirchengasse 10, das zuletzt Dr. Weininger in Besitz hatte. Am Grundstück EZ 71 (= heute Kircheng. 12) wurde das bei der Weltausstellung in Paris 1873 als Ausstellungspavillon aufgebaute „eiserne Haus“ in Gablitz wieder errichtet. Zwischen 1902 und 1962 sind keine Grundbucheintragungen vorhanden. 15 Josef Koller (1931): Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit. Wien: Gerlach & Wiedling. Ein Teil des Reinerträgnisses aus dem Buchverkauf floss dem „Zwölferbund der Wiener Volkssänger“ zur Unterstützung alter, berufsunfähiger und kranker Volkssänger zu, Er emigrierte zwar bereits 1932, kann trotzdem zu Opfern gezählt werden, da es damals auch schon antisemitische Stimmung gab. 7 Dr. Renate Grimmlinger OPFER DER NS ZEIT IN GABLITZ Recherche 2013/15 Literatur Baumhauer Karl: Pfarrchronik 1937-45, transkribiert von Renate Grimmlinger Grundbuch Gablitz im BG Purkersdorf und Verträge Lind Christoph (2002): „... sind wir doch in unserer Heimat als Landmenschen aufgewachsen...“ Der Landsprengel der Israelitischen Kultusgemeinde St. Pölten: Jüdische Schicksale zwischen Wienerwald und Erlauf.“ Hsg. von Martha Keil. Schriftenreihe des Instituts für Geschichte der Juden in Österreich Band 3. St. Pölten: Landesverlag Leutgeb Fleur, notiert von Dr. Renate Grimmlinger (2012): Josef Weininger und die Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt in Gablitz. Vormaurer / Weiß (1993/94): Gablitz im Antlitz der Geschichte Oral history: Gespräche u.a. mit Max Fritsche, Gerhard Hampl, Alfred Miksch, Fleur Leutgeb, Dr. Franz Josef Brandfellner und eine ungenannt bleibende Person, alle Gablitz Hilda Svoboda, Purkersdorf Internetzugriff Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands: http://www.doew.at Zugriff 2.8.2014 Österreichische Nationalbibliothek: http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ovz&datum=19430110&seite=6&zoom=33