Gliederung der Vorlesung 1. Einführung 1.1 Physikalische Einheiten 1.2 Meteorologische Elemente 1.3 Der Feldbegriff in der Meteorologie 1.4 Vektoren-Operationen und Ableitungen 1.5 Die meteorologischen Grundgleichungen 1.6 Skalenbetrachtungsweise 2. Meteorologische Elemente 2.1 Luftdruck und Luftdichte 2.2 Windgeschwindigkeit 2.3 Temperatur Lerninhalte der 6. Vorlesung 6. Vorlesung 2.3.1 Definition der Temperatur (Hauptsätze der Thermodynamik) 2.3.2 Adiabatische Zustandsänderungen 2.3.3 Haushalt und Flussdichten "fühlbarer Wärme" 2.3.4 Temperaturmessung 2.3.5 Globale Temperaturverteilung Änderung von Größen mit den Feldkoordinaten stationär, konservativ, advektionsfrei Turbulenz und Reynoldsmittelung ρ = ρ + ρ' ≅ ρ Boussinesq-Approximation: Transporte durch mittlere und turbulente Strömung Einführung des Temperaturbegriffs (Makro-/Mikro-Sichtweise) Definition der Temperatur (Zustandsgröße) und des thermodynamischen Gleichgewichts Thermodynamische Systeme: offen, geschlossen und abgeschlossen Mathematische Definition einer Zustandsgröße ∫ dT ≡ 0 2.4 Feuchte 2.5 Strahlung 3. Thermodynamik der Atmosphäre 3.1 Adiabatische Prozesse mit Kondensation 3.2 Temperaturschichtung und Stabilität 3.3 Beispiele (Rauchfahnenformen, Wolkenentstehung, Grenzschicht,..) 3.4 Thermodynamische Diagrammpapiere 3.5 Phänomene (Wolken, Nebel,Niederschlag,..) 15. November 2004 I. r r dT ≡ ∇T ⋅ ds ∂ ∂T ∂ ∂T = ∂x ∂y ∂y ∂x isobare, isochore, isotherme und adiabatische Zustandsänderungen im pV Diagramm Ausdehnungsarbeit eines Gases A=pdV 1 2.3.1 Definition der Temperatur und ihrer Maßskalen ( ) dε ∂ε r r = + v ⋅∇ ε dt ∂t 15. November 2004 I.) 2 0. HS der Thermodynamik Temperatur ist eine Zustandsgröße. + Im thermischen Gleichgewicht haben alle Körper die gleiche Temperatur. als Zustandsgröße (0. HS) II. über die Ausdehnung von Stoffen (Gasgleichung) III. durch kinetische Gastheorie (Bewegung der Partikel) Damit kann die Temperaturmessung erfolgen, in dem man einen Probekörper, dessen Temperatur man irgendwie messen kann, in den zu messenden Körper, z.B. die Luft, einbringen und so lange wartet, bis sich die Temperatur nicht mehr ändert. IV. über die Entropie (2. HS) V. mit empirische Temperaturskalen (Celsius, Kelvin, Fahrenheit etc.) TP TK 15. November 2004 3 15. November 2004 4 1 Ausdehnung von Stoffen II.) Barometerkorrektur siehe 2.1.5 ρ 1 V = = 0 ρ 0 1 + cϑ V pV = nR *T Besonderheit ideales Gas (Luft) Änderung vom Ursprungszustand (p0,V0,T0) zum aktueller Zustand (p,V,T) Isobarer Prozess (p=const) 1 T 273.15 + ϑ = = 1+ ϑ 273.15 T0 273.15 c = 1/273.15 für Luft! 15. November 2004 5 Gaskinetische Deutung der Temperatur III.) Ekin = m 2 v 2 V T = T0 V0 p T = T0 p0 → Rechten Schenkel senken bis beide Spiegel auf gleicher Ebene. Dann T0 → T0+∆T ist Innendruck gleich dem äußerem Luftdruck. Dann kann die Volumenänderung (V) bestimmt werden und damit T. T=T0 → Rechten Schenkel heben bis linker Spiegel auf ursprünglicher Ebene. Dann ist V=V0. Dann kann die Druckänderung (p) über die Höhe der Säule bestimmt werden und damit T. 15. November 2004 6 2. HS der Thermodynamik Bei reversiblen Kreisprozessen ist die Entropie eine Zustandsgröße mit der Definition 1 Ekin ( f ) = k BT 2 dS = δQ T bzw. ds = δq T Carnot-Kreisprozess Kombination von isothermen und adiabatischen Bewegungen δq1 δq2 ∫ ds = T 1 Temperatur ist proportional zur mittl. kinetischen Energie der Translation der Moleküle Absoluter Nullpunkt: T=0 und v=0 15. November 2004 2) Isochorer Prozess V = V0 = const Die Entropie S stellt ein Kriterium für die Freiwilligkeit von Vorgängen dar, ein freiwillig ablaufender Prozess vergrößert seine Entropie stets Streben nach maximaler Unordnung Die Anzahl der Freiheitsgrade hängt von der Molekülstruktur ab; es gibt 3 Freiheitsgrade der Translation, d.h. pro Raumrichtung eine! Weitere Freiheitsgrade für Vibrations- und Rotationsbewegungen, diese werden je nach Temperatur aktiviert m 2 3 v = k BT 2 2 1) Isobarer Prozess p = p0 = const IV.) Mittlere kinetische Energie der Moleküle Bei der Temperatur T entfällt auf jeden Freiheitsgrad f der Moleküle eines Körpers im zeitlichen und räumlichen Mittel die Energie Ekin ,trans = nR* T V T p0 p = = V0 nR* T0 T0 p p0 Betrachte 2 Zustände eines Gases bei konstanter Teilchenzahl n: thermischer Ausdehnungskoeffizient c ist stoffabhängig als Definition ungeeignet nR * T V T p0 p = = V0 nR* T0 T0 p p0 Prinzip des Gasthermometers II.) 7 − T2 ∆q1 T1 = ∆q2 T2 0 Stoff-unabhängige Messung der Temperatur durch Bestimmung der Wärmeflüsse s=S/m spezifische Entropie [J/kg] q=Q/m spezifische dem System zu- bzw. abgeführte Wärmemenge [J/kg] 15. November 2004 8 2 Empirische Temperaturskalen V.) Hauptsätze der Thermodynamik Celsius-Skala 1742 von Anders Celsius (Schweden) Definition über den Frostpunkt (0°C) und den Siedepunkt (100°C) von Wasser bei 1013.2 hPa lineare Einteilung 0-ter Hauptsatz Definition der Temperatur 1-ter Hauptsatz Definition der inneren Energie, Wärmeenergieerhaltung, Wärmekraftmaschinen Absoluter Nullpunkt 0°C = -273.15 K führt zur Definition des Kelvin Fahrenheit-Skala 1709 durch deutschen Physiker und Glasbläser Daniel Fahrenheit, der das erste Quecksilberthermometer entwickelte Definition über die damals niedrigste gemessene Temperatur 0 F=-17,78°C und die Körpertemperatur des Menschen 100 F = 37°C [°F] = 9 5 [°C ] + 32 , Jedes thermodynamische System besitzt eine für dasselbe charakteristische Zustandsgröße, die innere Energie u. Sie wächst entsprechend der dem System zugeführten Wärme δq, nimmt ab um die vom System nach außen geleistete Arbeit δa und ändert sich auch durch chemische Umwandlungen. Für ein abgeschlossenes System gilt der Satz von der Erhaltung der Energie. [°C] = 5 9 ([°F ] − 32) 2-ter Hauptsatz Definition der Entropie Réaumur-Skala französischer Physiker (1683-1757) 0°C = 0 R und 100°C = 80 R 15. November 2004 9 1-ter Hauptsatz der Thermodynamik - allgemeine Formulierung - du = δq − δa + ∑ µi dni u ist eine Zustandsgröße, q und a nicht! δq statt dq i u q a ∑µidni spezifische innere Energie [J/kg] dem System zu- bzw. ab geführte Wärmemenge [J/kg] vom System bzw. am System geleistete Arbeit chemische Umwandlungen zwischen Stoffen Ideales Gas du (T ) = δq − pdα du (T ) = δq − δ a Eine Zustandsänderung eines thermodynamischen Systems wird als adiabatisch bezeichnet, wenn keine Wärmezu- oder –abfuhr erfolgt, also δQ=0 oder δq=0 . Erfolgt die Zustandsänderung ohne diese Einschränkung, so spricht man von diabatischen Zustandsänderungen. Wärme wird z.B. durch Strahlung, Diffusion, Wärmeleitung übertragen werden. Die spezifische Wärmekapazität c ist die Wärmemenge, die notwendig ist, um 1 kg eines Stoffes um 1 K zu erwärmen (Phasenübergänge sind hierbei ausgeschlossen sein). 15. November 2004 11 c= δq δT Für Wasser beträgt die spezifische Wärmekapazität c bei 0°C: 4218 J K-1 kg-1 (entsprechend 1 Kcal). Bei Gasen muss der Weg, der zur Temperaturerhöhung genutzt wurde, berücksichtigt werden cv ≡ δA 10 1-ter Hauptsatz der Thermodynamik - Bezeichnungen - du (T ) = δq − { pdα oder dU (T ) = δQ − { pdV δa 15. November 2004 δq δT cp ≡ α δq δT p 15. November 2004 12 3 Beispiel Carnot-Kreislauf (1→2) Historisches zum 1. Hauptsatz der dU (T ) = δQ − pdV Joule zeigte (zwischen 1840 und 1845) experimentell, daß die durch mechanische Arbeit δW entstandene Wärmemenge δQ proportional ist. dU (T ) ≡ 0 Isothermen (T=const) p Während der Flitterwochen in der Schweiz versuchte er, die Temperaturänderung des Wassers vor und nach einem Wasserfall zu bestimmen. Kinetische Energie des Wasserfalls geht in turbulente Bewegung und später Wärme über. V 13 >0 dU<0 Temperaturabnahme 3 k V Adiabaten (kein Wärmeübergänge δq=0) 2 Bei einem Gas mit f Freiheitsgraden besitzen die n Mole des betrachteten Systems die Energie ½ f n RT dU = 1 2 nRf dT TkV3 2 pdV = nRT (dV / V ) f = TwV2 2 Isothermen (T=const) p 1 12 1 = nRTw ∫ 1 2 dV = nRTw ∫ d ln V V 1 = nRTw (ln V2 − ln V1 ) = nRTw ln V2 V1 14 15 3→4 isotherme Kompression (kalt) U hängt nur von T ab δQ = { pdV δQ<0 (Wärmeabgabe) <0 w 4 3 k V Adiabaten (kein Wärmeübergänge δq=0) f 15. November 2004 nRTw dV V 2 ∫ δQ = ∆Q dU (T ) ≡ 0 2 w 4 PV = nRT 15. November 2004 dU (T ) = δQ − pdV Arbeitsleistung pdV auf Kosten der inneren Energie U 2 δQ = pdV ={ Sadi Carnot (1776-1832) abgeschlossenes System dU (T ) = − { pdV δQ>0 (Wärmezufuhr) Beispiel Carnot-Kreislauf (3→4) 2→3 adiabatische Expansion (großes V) δQ ≡ 0 Isothermen (T=const) δQ = { pdV Adiabaten (kein Wärmeübergänge δq=0) Beispiel Carnot-Kreislauf (2→3) 1 w 3 k 15. November 2004 U hängt nur von T ab >0 4 dU = δQ + δW p 1 2 Joule zeigte, daß für ein thermisches isoliertes System gilt:, dU (T ) = δQ − pdV 1→2 isotherme Expansion (warm) δQ = pdV ={ PV = nRT 4 ∫ δQ = ∆Q 34 3 nRTk dV V 4 = nRTk ∫ 3 4 dV = nRTk ∫ d ln V V 3 V = nRTk ln 4 V3 15. November 2004 16 4 Beispiel Carnot-Kreislauf (4→1) dU (T ) = δQ − pdV 4→1 adiabatische Kompression (V klein) δQ ≡ 0 Isothermen (T=const) p 1 Carnot-Kreislauf: Folgerungen I dU (T ) = δQ − pdV abgeschlossenes System dU (T ) = − { pdV dU>0 Temperaturzunahme <0 Isothermen (T=const) p 3 k TkV4 2 f = TwV1 V2 V3 = V1 V4 V Adiabaten (kein Wärmeübergänge δq=0) 2 3 k zusammen mit 2→3 folgt p 2 3 k V Adiabaten (kein Wärmeübergänge δq=0) = 1− nRTw ln = 1− Tk <1 Tw V2 V3 dU (T ) = δQ − pdV ∫ δQ = ∆Q 12 ∫ Isothermen (T=const) p 1 2 w umso größer je größer die Temperaturdifferenz 19 T = ∆Q12 ∆Q34 + ≡0 Tw Tk aber Anmerkung: Carnot-Kreislauf ist eine Idealisierung (Annahme: thermisches Gleichgewicht) 3 k V4 δQ + ∆Q34 ≠ 0 Definition der Entropie S S = δQ T S ist eine Zustandsgröße 4 V1 15. November 2004 18 Carnot-Kreislauf: Folgerungen III ∆Q34 ∆Q12 + ∆Q34 = 1− ∆Q12 ∆Q12 nRTk ln > { 0 zu zeigen als Übung 15. November 2004 geleisteteArbeit η= hinein gesteckte Wärme w + ∆Q34 17 1 4 12 V Wirkungsgrad η der Wärmekraftmaschine = ∫ δQ = ∆Q Adiabaten (kein Wärmeübergänge δq=0) Carnot-Kreislauf: Folgerungen II Isothermen (T=const) w 4 f 15. November 2004 dU (T ) = δQ − pdV ≠0 d.h. dem System wird insgesamt Wärme zugefügt, womit es Arbeit leistet 2 w 4 ≠0 da U Zustandsvariable 1 Arbeitsleistung -pdV am System erhöht innere Energie U 2 ∫ dU (T ) ≡ 0 δQ = ∫ δA ∫{ { V Adiabaten (kein Wärmeübergänge δq=0) S≥ δQ T ηCarnot > η{ ⇒ real { ∫ 123 Übung reversibel irreversibel δQirrev T <0 . In einem abgeschlossenen System (δQ=0) bleibt die Entropie konstant oder2004 nimmt 15. November 20 zu 5 Thermodynamische Potentiale und spezifische Wärme Carnot-Kreislauf: Folgerungen ... dU (T ) = δQ − pdV Isothermen (T=const) p 1 2 w 4 3 k 2. Hauptsatz der Thermodynamik: Wärme kann nicht vollständig in Arbeit umgesetzt werden. Es muss immer Wärme von einem warmen Reservoir in ein kälteres Reservoir gebracht werden. Die Atmosphäre funktioniert wie eine Wärmekraftmaschine: Unter hohem Druck wird Wärme zugeführt (am Boden, durch Wärmeflüsse), unter niedrigem Druck (oben, durch Ausstrahlung) wieder abgeführt Formulierung des 1. Hauptsatzes mit der Entropie V Adiabaten (kein Wärmeübergänge δq=0) du (T ) = Tds − pdα 1. Hauptsatz der Thermodynamik: Die innere Energie u ist eine Funktion der unabhängigen Variablen Entropie s und spezifisches Volumen α. u = f ( s, α ) Ihr vollständige Differential bezeichnen wir als thermodynamisches Potential ∂u = −p ∂α s f = u - Ts df = d (u − Ts ) = du − d (Ts ) = Tds − pdα − Tds − sdT 21 ∂u =T ∂s α Andere unabhängige Variable durch Legendre-Transformation z.B. ersetze s→T durch freie Energie f = − pdα − sdT 15. November 2004 du = Tds − pdα f = f (T , α ) 15. November 2004 22 Thermodynamische Potentiale Analoges Vorgehen für Enthalpie h (dabei wird α durch p ersetzt) und Freie Enthalpie g (α durch p und s durch T ersetzt) du = Tds − pdα Innere Energie : u ( s, α ) Enthalpie : h ( s , p ) = u + pα du = Tds − pdα dh = Tds + αdp Freie Energie : f (T , α ) = u − Ts Freie Enthalpie : g (T , p ) = u − Ts + pα df = − sdT − pdα dg = − sdT + αdp Damit ergeben sich insgesamt vier Potentiale thermodynamischer Systeme. Die geeignete Darstellung des 1. HS richtet sich nach der behandelten Problematik, z.B. wir die Enthalpie oder die freie Enthalpie gewählt, wenn die Druckänderung bekannt oder konstant ist. Die freie Enthalpie wird auch als Gibb'sche Energie bezeichnet 15. November 2004 23 6