Normales Hören und Schwerhörigkeit

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Mehr Wissen: Normales Hören und Schwerhörigkeit
Die Hörschnecke im Innenohr ist unser eigentliches Hörorgan. Es ist darauf spezialisiert, Schallwellen aufzunehmen und ans Gehirn
weiterzuleiten. Das funktioniert beim normalen Hören reibungslos.
Die Ohren nehmen Schallwellen auf und wandeln sie in Signale um, die die Nerven an das Gehirn weiterleiten. Erst hier werden sie bewertet, als
Geräusche wahrgenommen und zugeordnet: Zum Beispiel als leise Musik, lautes Hupen oder menschliche Stimme.
Schallwellen werden durch die Bewegung eines Körpers ausgelöst, zum Beispiel durch das Schwingen einer Gitarrensaite oder die Vibration einer
Lautsprechermembran. Ob wir ein Geräusch hören, hängt sowohl von der Stärke des Schalls („Schallpegel“ oder „Schalldruckpegel“) als auch von
der Frequenz der Schwingungen ab.
Was bedeuten Dezibel und Hertz?
Der Schalldruckpegel bestimmt die Lautstärke eines Geräuschs. Je höher er ist, desto lauter wird ein akustischer Reiz empfunden. Die Maßeinheit für
den Schalldruckpegel ist das Dezibel (dB). Der Ausdruck Dezibel kommt von dem Wort Dezi (ein Zehntel) und dem Eigennamen Bell nach dem
Erfinder der Maßeinheit Alexander Graham Bell.
Die Frequenz bezeichnet die Tonhöhe eines Schallereignisses. Sie wird in Hertz (Hz) angegeben und ist nach dem deutschen Physiker Heinrich
Rudolf Hertz benannt. Die Frequenz gibt an, wie oft der Schall pro Sekunde schwingt: 20 Hertz bedeutet zum Beispiel 20 Schwingungen in der
Sekunde. Diese sehr langsame Schwingung ist gerade noch als sehr tiefer Ton hörbar. Je höher die Frequenz ist, umso höher wird ein Ton
wahrgenommen.
Was hören wir?
Damit wir ein Geräusch überhaupt wahrnehmen können, muss es eine bestimmte Schwelle überschreiten, die sogenannte Hörschwelle. Die
Hörschwelle für menschliche Ohren liegt bei 0 Dezibel. Ist die Hörschwelle überschritten, wird das Geräusch mit zunehmendem Schalldruckpegel als
lauter empfunden. Geräusche ab 90 dB können zu chronischen Hörschäden führen, wenn man ihnen täglich oder dauerhaft ausgesetzt ist. Steigt der
Schalldruckpegel über 110 Dezibel, wird das Hören unangenehm (Unbehaglichkeitsschwelle), über 130 Dezibel schmerzhaft (Schmerzschwelle).
Die folgende Liste zeigt Beispiele für die Lautstärke allgemein bekannter Geräusche. Eine Erhöhung der Lautstärke um jeweils 10 Dezibel wird von
den meisten Menschen als „doppelte Lautstärke“ wahrgenommen.
Ländliche Ruhe: 20 dB
Leises Gespräch: 40 dB
Normales Gespräch: 60 dB
Straßenlärm: 80 dB
Industrielärm: 100 dB
Sehr laute Musik, zum Beispiel Rock-Konzert oder Disko: 120 dB
Donner in der Nähe: 120 dB
Düsentriebwerk: 140 dB
Geräusche, die über 130 dB ansteigen, können zu akuten Hörschäden führen.
Abbildung: Lautstärken und Hörschwellen
Was bedeutet Schwerhörigkeit oder Hörstörung?
Wenn jemand schwer hört, funktioniert sein Gehör zwar, aber nur eingeschränkt. Hörstörungen können dauerhaft oder vorübergehend,
krankheitsbedingt oder angeboren sein. Häufig treten sie bei älteren Menschen auf.
Ein Hörverlust bis 20 Dezibel, ausgehend von der Hörschwelle, wird noch als Normalhörigkeit bezeichnet. Bei einem stärkeren Hörverlust
unterscheidet man in der Regel:
leichte Schwerhörigkeit: Hörverlust von 20 bis 40 Dezibel.
mittelgradige Hörstörung: Hörverlust von 41 bis 60 Dezibel.
hochgradiger Hörschaden: Hörverlust von 61 bis 80 Dezibel.
Resthörigkeit oder Gehörlosigkeit: Hörverlust größer als 81 Dezibel.
Als „Hörstörung“ bezeichnet man einen Hörverlust von 40 Dezibel oder mehr.
Wann kann Lärm unser Gehör schädigen?
Das Gehör nimmt ständig akustische Reize auf – darunter auch solche, die schädlich sein können. Akute Lärmschäden können auftreten, wenn die
Schallintensität 140 Dezibel überschreitet, zum Beispiel bei einer Explosion. Ein Schalltrauma ist die Folge, das je nach Dauer und Intensität der
Schallwelle das Trommelfell, das Mittel- und / oder Innenohr schädigen kann. Solche Schäden sind meist vorübergehend, es können aber auch
Restschäden zurückbleiben. Eine chronische Lärmschwerhörigkeit kann aber auch von geringeren Lautstärken (ab etwa 90 dB) verursacht werden,
wenn das Gehör ihnen regelmäßig ausgesetzt ist. Beispiele hierfür sind Hörschäden durch häufiges lautes Musikhören (etwa über Kopfhörer) oder
die Arbeit an Pressluftbohrern ohne ausreichenden Gehörschutz.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Gehör vor Lärm zu schützen: Bei gelegentlichem Lärm können Schaumstoff-Ohrstöpsel Schutz bieten. Eine
Alternative ist der Kapselgehörschutz (oft auch „Mickey Maus“ oder „Lärmschutz Kopfhörer“ genannt). Ähnlich wie ein Kopfhörer umschließt er
beide Ohren vollständig und kann jederzeit leicht an- und abgelegt werden. Bei der Arbeit an lauten Maschinen, etwa in der Industrie oder beim
Straßenbau, ist das Tragen eines Gehörschutzes Pflicht. Für Menschen, die bei der Arbeit regelmäßig Lärm ausgesetzt sind, kann es sinnvoll sein, sich
einen Hörschutz individuell anpassen zu lassen.
Warum verschlechtert sich das Hören im Alter?
Schwerhörigkeit ist eine sehr häufige Alterserscheinung. Sie betrifft etwa 25 bis 40 von 100 Menschen über 65 Jahren. Die Hälfte der Menschen über
75 Jahre ist schwerhörig und 80 % der 80-jährigen. Dabei ist das Sprachverstehen meist stärker betroffen als das Tongehör, und hohe Frequenzen
werden schlechter gehört als tiefe. Daher fällt es Menschen mit Altersschwerhörigkeit insbesondere in lauterer Umgebung schwer, Gespräche zu
verstehen.
Die genauen Ursachen der Altersschwerhörigkeit sind jedoch noch nicht geklärt. Man vermutet, dass diese Form der Schwerhörigkeit durch
altersbedingte Veränderungen im Innenohr und im Gehirn verursacht wird.
Es gibt heute verschiedene schallverstärkende Hörhilfen, die das Hörvermögen verbessern und es so ermöglichen, Gespräche zu verstehen. Alle
zielen vor allem darauf ab, die Sprache aus den Umgebungsgeräuschen zu filtern. Hörgeräte werden individuell an die Bedürfnisse ihres Trägers
angepasst. Sie können hinter dem Ohr getragen werden, oder – kaum sichtbar – im Gehörgang.
Quellen
Bance M. Hearing and aging. CMAJ 2007; 176(7): 925-927.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen ( IQWiG). Früherkennungsuntersuchung von Hörstörungen bei Neugeborenen:
Abschlussbericht; Auftrag S05-01. 28.2.2007 (IQWiG-Berichte; Band 19).
Thews G, Mutschler E, Vaupel P. Anatomie Physiologie Pathophysiologie des Menschen. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH. 1999:
715-723.
IQWiG-Gesundheitsinformationen
sollen
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Vorund Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der
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Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt
werden. Wir bieten keine individuelle Beratung.
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