Handout - Berliner Fortbildungs Akademie

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PHOBIEN
Die Angst vor der
Ungefährlichem?
Handout
02.03.08
Marion Waschkeit
Was ist Angst?
• Ein normales Gefühl; Teil der Erfahrung,
Mensch zu sein
• Eine biologisch sinnvolle Reaktion mit einem
hohen Überlebenswert
• Kann ein wichtiges Signal für bedrohliche
Situationen sein
• Ergebnis von vielen tausend Jahren
Evolutionsgeschichte
• Notwendige körperliche Reaktion auf
tatsächliche Bedrohung: Physiologische
Reaktionen (erhöhter Herzschlag, stärkere
Durchblutung der Skelettmuskulatur usw.) haben
Alarmfunktion und dienen dazu, den Körper auf eine
Handlung vorzubereiten („Vor dem Säbelzahntiger
wegrennen oder auf den Säbelzahntiger draufhaun“)
• Auch heute noch ist ein gewisses Maß an
Angst in unbekannten Situationen
angemessen und erhöht die Aufmerksamkeit
à bessere Anpassung an die Situation
(Bewerbungsgespräch, Prüfungen,
Autofahren…)
ICD-10 Kapitel V (F 4)
•
•
•
•
•
•
•
•
F 4 Neurotische-, Belastungs- und somatoforme
Störungen
F 40 phobische Störungen
– F 40.0
Agoraphobie
–
.00
ohne Angabe einer Panikstörung
–
.01
mit Panikstörung
– F 40.1
soziale Phobien
– F 40.2
spezifische (isolierte) Phobien
– F 40.8
sonstige phobische Störungen
– F 40.9
nicht näher bezeichnete phobische
Störung
F 41 andere Angststörungen
– F 41.0
Panikstörung (episodisch paroxysmale
Angst)
– Usw.
F 42 Zwangsstörung
F 43 Reaktionen auf schwere Belastungen und
Anpassungsstörungen
F 44 dissoziative Störungen (Konversionsstörungen)
F 45 somatoforme Störungen
F 48 andere neurotische Störungen
Diagnostische Kriterien der Agoraphobie
(ICD-10)
A.
Deutliche und anhaltende Furcht oder Vermeidung von
mindestens 2 Situationen:
1. Menschenmengen, 2. öffentliche Plätze, 3. allein reisen, 4. Reisen mit
weiter Entfernung von zu Hause
B.
Wenigstens einmal müssen in den gefürchteten Situationen
mindestens 2 Symptome aus folgender Liste (ein Symptom
muss aus 1. bis 4. sein) vorhanden gewesen sein:
Vegetative S ym ptom e:
1. Palpitationen, 2. Schweißausbrüche, 3. Tremor, 4. Mundtrockenheit
(nicht infolge Medikation oder Exsikkose)
S ym ptom e des Thorax und Abdom en:
5. Atembeschwerden, 6. Beklemmungsgefühl, 7. Thoraxschmerzen/missempfindungen, 8. Nausea oder abdominelle Missempfindungen (z.B.
Unruhegefühl im Magen)
Ps ychis che S ym ptom e:
C.
9. Schwindelgefühl, Unsicherheit, Schwäche, Benommenheit, 10.
Derealisation
oder Depersonalisation,
11. durch
Angst vor
Kontrollverlust,
Deutliche
emotionale
Belastung
das
verrückt zu werden oder „auszuflippen“, 12. Angst zu sterben
Vermeidungsverhalten
Allgem ein e S ym ptom e: oder die Angstsymptome; die
Betroffenen
haben
Einsicht,14.
dass
diese übertrieben
13. Hitzewallungen
oderdie
Kälteschauer,
Gefühllosigkeit
oder
Kribbelgefühle
oder unvernünftig sind
D. Die Symptome beschränken sich ausschließlich oder
vornehmlich auf die gefürchteten Situationen oder
Gedanken an sie
E.
Ausschlussvorbehalt: Die Symptome des Kriteriums A.
sind nicht bedingt durch Wahn, Halluzinationen oder
andere Symptome der Störungsgruppen organ. Psych.
Störungen (F0), Schizophrenie (F2), affektive Störungen
(F3) oder eine Zwangsstörung (F42) oder sind nicht
Folge einer kulturell akzeptierten Anschauung
Diagnostische Kriterien der spezifischen
Phobie (ICD-10)
A.
Entweder 1. oder 2.:
1.
2.
deutliche Furcht vor einem bestimmten Objekt oder einer
bestimmten Situation, außer Agoraphobie (F40) oder sozialer
Phobie (F40.1)
deutliche Vermeidung solcher Objekte und Situationen,
außer Agoraphobie und sozialer Phobie.
Häufige phobische Objekte und Situationen sind Tiere Vögel,
Insekten, Höhen, Donner, Flüge, kleine geschlossene
Räume, Anblick von Blut oder Verletzungen, Injektionen,
Zahnarzt- und Krankenhausbesuche
B.
Angstsymptome in den gefürchteten Situationen zu
irgendeiner Zeit seit Auftreten der Störung wie in
Kriterium B. von Agoraphobie definiert
C. Deutliche emotionale Belastung durch das
Vermeidungsverhalten oder die Angstsymptome; die
Betroffenen haben
die Einsicht,
dass diese übertrieben
Diagnostische
Kriterien
der
Panikstörung
(ICDoder unvernünftig sind
D. Symptome sind auf die 10)
gefürchtete Situation oder auf
Gedanken an diese beschränkt
A.
B.
Wiederholte Panikattacken, die nicht auf eine
spezifische Situation oder ein spezifisches Objekt
bezogen sind und oft spontan und unvorhersagbar
auftreten. Die Attacken sind nicht verbunden mit
besonderer Anstrengung, gefährlichen oder
lebensbedrohlichen Situationen
Eine Panikattacke hat alle folgenden Charakteristika:
a)
sie ist eine einzelne Episode von intensiver Angst oder
Unbehagen
b)
sie beginnt abrupt
c)
sie erreicht innerhalb weniger Minuten ein Maximum und dauert
mindestens einige Minuten
d)
mindestens 4 der14 Symptome, die auch für Agoraphobie
zutreffen, müssen vorliegen, davon eins aus
Punkt 1 – 4
C.
Ausschlussvorbehalt: Die Panikattacken sind nicht
Folge einer körperlichen Störung, einer organischen
Diagnostische Hilfsmittel
S trukturie rte Inte rvie ws
SKID: Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-III-R (Wittchen et al., 1990)
DIPS: Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen (Margraf et al., 1994)
Frag e bö g e n
ACQ: Fragebogen zu angstbezogenen Kognitionen (Ehlers & Margraf, 1993)
BSQ: Fragebogen zu Angst vor körperlichen Symptomen (Ehlers & Margraf 1993)
MI:
Mobilitätsinventar (Ehlers & Margraf, 1993)
PAS: Panik- und Agoraphobieskala (Bandelow, 1997)
Epidemiologie und
Komorbidität
• Häufigkeit:
– Angststörungen gehören zu den häufigsten
seelischen Erkrankungen
– Lebenszeitprävalenz zwischen 13.9 und 24,9
% (Bandelow 2001)
– Beginn liegt meist im 3. Lebensjahrzehnt, es
erkranken doppelt so viele Frauen wie Männer
• Komorbidität:
– Bei 86 % der Panikpatienten Komorbidität mit
affektiven Störungen, Medikamenten- und
Alkoholabusus; Alkohol als inadäquater
Selbstheilungsversuch (Wittchen 1991)
– Viele Pat. weisen im Vorfeld ein kritisches
Lebensereignis auf wie Verlust oder
Erkrankung von Angehörigen, starke berufliche
oder private Überlastungssituation
Gifts pinne
Ang e bore ne r ode r
e rle rnte r
Ge fahre nre iz
Die für den
ÜbertragungsProzess benötigte Zeit
wächst mit jeder
synaptischen
Schaltstation.
In Situationen, in denen
Geschwindigkeit
wichtiger ist als
Genauigkeit, ist die
komplexe Informationsverarbeitung über den
Neokortex zur
Bewältigung der
Situation ungeeignet.
Sensorische
Systeme
Amygdala
Motorische
Systeme
Abwehrreaktion
Fluc ht
obere
Route
S e ns o ris c he r Ko rte x
langsam
und genau
(top-down)
Sensorischer
Thalamus
schnell, unscharf
(bottom-up)
Amygdala
untere
Route
Emot.
Reiz
Emotionale
Reaktion
Hirnre g io n
Aufg abe
Sensorischer Thalamus
Grobe Infos über Reizmerkmale
Sensorischer Cortex
Detaillierte Infos über Objekte
Rhinaler Cortex
Infos über Erinnerungen
Hippocampus
Infos über Erinnerungen und Kontext
Präfrontaler Cortex
Extinktion
Amygdala
Integriert Inputs und weist Stimulus emotionale
Bedeutung zu; generiert Furchtreaktion
Ätiologie - kleiner historischer Abriss
•
+
+
+
+
+
Klassisches Konditionieren (1920er Jahre): genetisch verankerte
Angstreaktion („
(„Angstreflex“
Angstreflex“) kann auf neutrale Stimuli konditioniert werden
ZweiZwei-FaktorenFaktoren-Theorie von Mowrer (1947): durch Erweiterung um
operante Konditionierungsprozesse Integration von FluchtFlucht- und
Vermeidungsreaktionen in das Angstmodell à im m er noch s ehr gut fü
fü r
Ps ychoedukation geeignet
Idee der Preparedness von Seligman (1971): zum Auftreten von Ängsten
eine gewisse evolutionä
evolutionäre Verwundbarkeit notwendig (Angst vor Spinnen,
aber nicht vor Fernsehern)
Modelllernen (Bandura): erklä
erklärt antizipatorische Ängste vor Situationen, zu
denen bisher noch überhaupt kein Kontakt bestand (z.B. Flugphobiker)
Kognitive Emotionstheorien, aufbauend auf Schachter und Singer (1962):
(1962):
kogn. Prozesse spielen wichtige Rolle bei Intensitä
Intensität und Aufrechterhaltung
von Ängsten (ob relevant fü
für Ents tehung von Ängsten, ist ungeklä
ungeklärt). Eine
unspezifische kö
körperl. Erregung und eine begleitende gedankliche
Einschä
Einschätzung dieses Erregungszustandes sind steuernd fü
für das Erleben
der Emotionen
W i e Stresstheorie
e n t s t e h t e i nnach
e B e Lazarus
l a s t u n g s(1966):
r e a k t i beschreibt
o n?
Transaktionelle
die
die Rolle
von Bewertungen
und Einschä
Einschätzungen einer bedrohlichen Situation. Wenn
A : B e w e r t u n g e in e r p o t e n t i e l l s t r e s s a u s lö s e n d e n S it u a t io n :
Situation 1. als bedrohlich und 2. die Bewä
Bewältigungsmö
ltigungsmöglichkeiten als gering
eingeschä
eingeschätzt werden, kommt es zu StressStress- und Angstreaktionen.
s t r e s s fö r d e r n d :
K e in S tr e s s :
1.
2.
D ie A n f o r d e r u n g is t ir r e le v a n t
D ie B e w e r tu n g is t g ü n s t ig
B . B e w e r t u n g d e r e ig e n e n
D ie S it u a t io n b e d e u te t
1.
S c h ä d ig u n g / V e r lu s t
2.
B e d ro h u n g
3.
H e ra u s fo r d e ru n g
B e w ä l t i g u n g s f e r t i g k e it e n u n d - m ö g l i c h k e i t e n
s tr e s s fö r d e r n d :
s t r e s s r e d u z ie r e n d :
I n d e r V e r g a n g e n h e it
ta t s ä c h lic h e o d e r a n g e n o m m e n e
f e h lg e s c h la g e n e B e w ä lt ig u n g s v e r s u c h e
B is h e r ig e o d e r e r w a r te t e
p o s it iv e B e w ä lt ig u n g
+
Psychophysiologische Modelle: positiver Rückkopplungsprozess zwischen
+
körperlichen Symptomen und diese Prozesse angstfördernd bewertenden
Gedanken (Teufelskreis)
Kognitive Modelle (z.B. Beck 1985): kognitive Schemata, die für die
Entstehung einer Angststörung verantwortlich sein können (z.B. „Ich bin
verletzbar“ à Überbewertung potentieller Gefahren)
Entwicklungsmodelle
Panikstö
Panikstörung /
Agoraphobie
GAS
Phobien
-Trennungsä
Trennungsä ngste und
Schulphobie (Gittleman u. Klein
1984)
-Frü
Frü
he fam. Traumatisierungen
Früühkindliche
Trennungsä
Fr
Trennungsä ngste
(Konflikte
zwischen u. mit den
(Bowlby 1976)
Eltern, sex. Traum atisieatisie-rungen,
mangelhafte Aufmerksamkeit,
niedriges Prestige der Fam.,
stä
stärkere kö
körperl. Zü
Züchtigungen),
(Angst u. Vollrath 1991)
- Alkoholikerfamilie
1993,
Kindliche Angst vor(Mathew
Beschä
Beschämung
Tweed
1989)
bei
hohen
elterlichen Ansprü
Ansprüchen
(Parker 1979)
- sozialphob. Verhalten der Mütter
(Bruch 1989)
- übertriebene Besorgnis der Eltern
vor Kritik durch Aussenstehende
(Bruch u. Heimberg 1994)
Entstehung eines
Angstanfalles
1. Stresssituation
2. Primäre Beurteilung der Stresssituation
3. Einschätzung der Bewältigungsmechanismen
4. Aktivation: Subjektive Angst, physiologische
Reaktion
5. Feedback physiologischer Symptome und
Beurteilung der Angst
6. Verstärkte Angst
7. Somatische Fehlfunktion
8. Feedback und Beurteilung der somatischen
Reaktion
9. Fortlaufender Kreisprozess
S–O–R–K
–C
S = Stimulus
O = Organismusvariable
R = Response
K = Konsequenz
C = Kontingenz
• S (Stimulus) bezeichnet eine äußere oder
Kanfe
r & SReizsituation.
as low (1964): Der
S-O-R-K-C
- Modell
innere
Stimulus
umfasst die
das Verhalten auslösenden Bedingungen.
• O (Organismus) bezeichnet die individuellen
biologischen und lerngeschichtlichen
Ausgangsbedingungen.
• R (Reaktion) bezeichnet die Reaktion auf der
Ebene der Physiologie, der Emotionen, der
Kognitionen und des Verhaltens.
• K (Kontingenz) bezeichnet die zeitliche
Aufeinanderfolge der Konsequenz.
• C (Konsequenz) bezeichnet die Verstärkung
oder Bestrafung, die ein Verhalten
Teufelskreis der Angst
Auslöser (z.B. Stressreaktion, körperliche Belastung)
Körperliche
S ymptome
vermehrte
körperliche
Veränderungen
Ang streaktion
Wahrnehmung der
S ympto me
negat ive Gedanken
(„Gefahr“)
Flucht, Bewältigung, Vermeidung
Modell der Entstehung von
Agoraphobie und Panik
1. Prädisponierende
Bedingungen
2. Anhaltende Belastungen
3. Aktuelle Auslöser
4. Zusammenbruch des
Selbstsystems und der
mentalen Organisation
5. Teufelskreis setzt sich in
Gang
6. Längerfristige Folgen
Das Bad Pyrmonter 4-PhasenModell der kognitiv-behavioralen
Therapie von Phobien
11 Frag e n an de n Patie nte n zu
Be g inn de r Ang s tthe rapie
1. In welchen Situationen werden bei Ihnen Angstbeschw rden
ausgelöst? Was haben diese Situationen gemeinsam?
2. Welche körperlichen Angstbeschwerden treten bei Ihnen genau
auf?
3. Welche Angstgedanken treten bei Ihnen auf, die die Angst aus
lösen oder verstärken?
4. Welche Gefühle treten im Zusammenhang mit einer solchen
Situation auf?
5. Welche Verhaltensweisen zeigen Sie, wenn die Beschw rden
besonders stark auftreten?
7. Welche Auswirkungen haben sich durch die Angsterkra kung
für
Ihre Lebensbereiche
ergeben:
6. Welche
anderen Personen
sind in Ihre Angstsituation nd Ihr
- Arbeit,
Arbeiten
Angstverhalten
mitAusbildung,
einbezogen?häusliche
Wie verhalten
Sieund
sichFreizeit?
zu
- Partnerschaft,
dieser(n) Person(en)?
WasFamilie,
tut (tun)Freunde?
diese Person(en)?
- körperliche Verfassung, Selbstwertgefühl und
persönliches Empfinden?
8. Was wird sich in den verschiedenen Lebensbereichen ändern,
wenn Sie mit Ihrer Angst umgehen können?
9. Was werden Sie dadurch gewinnen, was verlieren?
10. Glauben Sie, dass Sie es schaffen können?
11. Wollen Sie die Mühe auf sich nehmen?
Ve rme idung s lis te
(Ve rme idung s s trate g ie n)
1. Situationen, die im voraus gemieden werden
2. Fluchtverhalten in beängstigenden Situationen
3. Sicherheitssignale, Hilfen, Medikamente gegen
die Angst,
die immer mitgenommen werden, u. ä.
4. Anderes Vermeidungsverhalten
Interpretationen der körperlichen
Symptomatik
Palpitationen, Herzrasen,
Brustschmerzen, Schwitzen,
Atembeschwerden
Ich bekomme einen
Herzinfarkt
Schwindel, Schwächegefühle,
Benommenheit, visuelle
Symptome,
Zittern, Blässe
Ich werde in Ohnmacht fallen.
Ich habe einen Hirntumor.
Ich bekomme einen
Schlaganfall.
Atemnot, Würgegefühl, Kloß im
Hals
Ich ersticke.
Ich höre auf zu atmen und
sterbe.
Kribbeln in Extremitäten
Ich bekomme eine Lähmung,
bin schwer krank.
Derealisations- /
Depersonalisations-gefühle,
rasende Gedanken,
Konzentrationsstörungen
Ich verliere die Kontrolle über
mich.
Ich werde verrückt.
Ich muss ins Irrenhaus.
Allgemein intensive
Angstsymptome
Diese Angst bringt mich um.
Therapeutenassoziationen zu
„Exposition“
•
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•
Beste Angsttherapie
Gewöhnung, Habituation
Patienten wollen keine Exposition
Warten, bis die Angst vorbeigeht, Durchhalten, Augen
zu und durch, Pat. wird losgeschickt und muss sich
überwinden
Reizüberflutung (massierte Reizkonfrontation) ist am
wirksamsten
Richtige VT
Habe keine Zeit dafür in der Praxis, zu aufwändig, oft
nicht machbar, mache viel zu selten so etwas
Pat. soll Panikanfälle ausleben
Pat. wollen bei Expositionen immer vermeiden
Reaktionsverhinderung erzeugen
Fühle mich unsicher dabei, Pat. und Therapeut zittern,
die schwierigste Methode, weiß nie, ob ich es richtig
mache
Schreckgespenst, Folter für Patienten
Therapeuten kommen aus dem Therapieraum heraus
Schwierigkeiten beim Abrechnen
Hoffmann u. Hofmann 2004
Varianten von
Reizkonfrontationsverfahr
en
Ko nfro ntatio ns art In s e ns u
In vivo
graduiert
Systematische
Desensibilisierung
Habituationstrainin
g
massiert
Implosion
Flooding
Ab la u f d e r Ex p o s it io n s ü b u n g e n
Ausmaß körperlicher
Erregung/Unruhe und
subjektiver Angst
10
Erwartung: „Es wird eine
Katastrophe passieren“
Konfrontation
5
Vermeidung
Tatsächlicher Verlauf
von Erregung und
Anspannung
Beginn der Konfrontation
Zeitlicher Verlauf
0
Häufige Fragen von
Angstpatienten (1)
•
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Kann ic h o hnmäc htig we rde n währe nd Ang s tattac ke ?
– „gesunde“ Ohnmacht erklären
– Während eines Angstanfalls: NEIN
Hält me in He rz das He rzras e n das aus ?
– Wenn Sie keine Herzerkrankung haben: JA (denken Sie an
Sport…)
Warum be ko mme ic h Äng s te in s tre s s fre ie n Ze ite n, z.B.
Urlaub?
– Weniger Ablenkung
– Körperliche Stresssymptomatik, obwohl „psychisch“ schon
Ruhe eingetreten ist
Ko mmt die Ang s t nac h Abs e tze n de s Antide pre s s ivums
wie de r?
Darf ic h S po rt tre ibe n?
– NEIN, weil Sie Bewältigungsmechanismen gelernt haben
– Unbedingt – kein Schonverhalten1
– Entscheidung zum Absetzen immer mit Arzt und
– Abbau
von Anspannung
und Depressionen
als Auslöser von
TherapeutIn
treffen („kritische“
Situationen beachten)
Angst
Ic h e mpfinde e ig e ntlic h e he r S c hwinde l – bin ic h krank?
– Symptom „Schwindel“ entspricht dem Sypmtom „Angst“
Wie s o lle n s ic h me ine Ang e hö rig e n ve rhalte n?
– Verständnis für Erkrankung (keine Einbildung!)
– Schrittweise zu aktivem Verhalten ermuntern (sich
zurückziehen)
Is t me ine S ympto matik nic ht do c h kö rpe rlic h ve rurs ac ht?
– Keine 100%ige Sicherheit, aber dieses Risiko tragen alle
Menschen
– Ärztliche Untersuchung (inkl. Blutabnahme und EKG) ist
wichtig, aber einmal reicht!
Häufige Fragen…
•
•
•
We lc he The rapie hilft g anz s ic he r g e g e n me ine Äng s te ?
– Das ist individuell, aber VT (manchmal medikament.
Unterstützung) ist nach Studien die beste Wahl
(Erfolgsquote 60 – 80 %)
Kann ic h ve rrüc kt we rde n durc h Panik?
– Wer einen Schnupfen hat, kann sich trotzdem ein Bein
brechen
– Aber während des Angstanfalls: NEIN
Was is t Hype rve ntilatio n? Was kann ic h dag e g e n tun?
– Durch Verminderung des Kohlendioxidgehaltes des Blutes
kommt es zu einer Veränderung der Weite der Blutgefäße
im Gehirn und einer Übererregbarkeit von Nervenzellen.
Dadurch ausgelöste (ungefährliche!) Symptome: Kribbeln,
Schwindel, Sehstörungen, Schwächegefühl,
Derealisationsgefühl, Muskelverkrampfungen
– Gegenstrategie: bewusstes, ruhiges Atmen
9 Re g e ln zum Umgang mit
Panik
1.
Denken Sie daran, dass in der Panik ausschließlich normale,
aber übertriebene Körperreaktionen ablaufen.
2.
Erinnern Sie sich, dass Gefühle der Panik nicht schädlich oder
gefährlich, sondern nur unangenehm sind.
3.
Achten Sie darauf, was gerade hier und jetzt geschieht, nicht
aber auf das, was Sie fürchten, was passieren könnte.
4.
Konzentrieren Sie sich auf Ihre Körperempfindungen, was Sie
hören, sehen, riechen und tasten können.
5.
Verschlimmern Sie die Panik nicht durch angsterzeugend
Gedanken.
Warten Sie ab und lassen Sie der Panik Zeit, von selbst zu
vergehen. Bekämpfen Sie sie nicht und laufen Sie nicht vor ihr
davon.
6.
7.
Denken Sie daran, dass jedes Auftreten von Angst eine
Gelegenheit ist, Fortschritte zu machen.
e
8.
Atmen Sie ruhig und langsam, aber nicht zu tief.
9.
Bemühen Sie sich, langsam weiterzumachen und besonnen zu
bleiben. Es ist nicht nötig, sich zu beeilen.
Sonderfall:
Spritzen-, Blut- und
Verletzungsphobien
•
•
•
Im Gegensatz zu anderen Angstpatienten
reagieren „Blutphobiker“ nur kurz mit Anstieg der
kardiovaskulären Erregung, dann ABFALL der
Herzfrequenz und des Blutdrucks à Gefahr der
Ohnmacht!
Methode der „Applied Tension“ (nach Öst):
kurzfristig starke Steigerung des Blutdrucks durch
Anspannen der großen Skelettmuskeln
Konfrontation: Anschauen von Dias, später invivo-Übungen; bei Anzeichen der Ohnmacht
Applied Tension anwenden
Kontraindikationen für
Expositionen in vivo
•
•
•
•
•
Psychotische Symptome
Psychose in der Vorgeschichte
Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
Nicht ohne Einbettung in therapeutische
Gesamtstrategie
Zu wenig Zeit / mangelnde Motivation
In der Psychotherapie gibt es selten
einen linearen Fortschritt.
Gelegentliche „Rückschritte“ sind
deshalb eine Chance, etwas zu
verstehen, was bisher
unverstanden war.
Aber: Bereiten Sie Ihre Patienten
darauf vor!
Umgang mit
Rückschlägen
•
•
•
•
•
•
•
•
1. Stellen Sie sich darauf ein, dass ein Wiederauftreten
der Ängste möglich ist.
2. Versuchen Sie in der Situation zu bleiben, in der die
Panik begonnen hat. Bleiben Sie so lange in der
Situation, bis die Ängste wieder abgenommen haben.
3. Üben Sie weiter, sobald die Ängste geringer
geworden sind.
4. Falls Ihnen ein Verbleiben in der Situation unmöglich
erscheint, entfernen Sie sich langsam ein kleines Stück
von dem angstbesetzten Ort. Versuchen Sie aber, nicht
gänzlich zu flüchten.
5. Wenn der Fluchtimpuls abgeklungen ist, versuchen
Sie – wenn möglich sofort – erneut die Situation zu
bewältigen.
6. Vergegenwärtigen Sie sich immer wieder die Regeln
der Angstbewältigung, die Ihnen helfen mit
Panikgefühlen besser umzugehen.
7. Wenn Sie aus Angst oder Panik nach Hause
geflüchtet sind, versuchen Sie so schnell es geht, erneut
in die gemiedene Situation zurückzukehren. Denken Sie
an das „Prinzip der leinen Schritte“ und überlegen Sie,
welchen kleinen Schritt Sie ausprobieren können.
8. Einige Rückschläge werden unvermeidlich sein. Sie
treten bei jedem Lernprozess auf. Stellen Sie sich dar
ein und geben Sie nicht auf.
Exposition hilft FAST
immer…
•
•
•
Nach Grawe 1998 hilft eine Expositionsbehandlung
75% der Patienten
– Grundkonflikt: Wunsch, sich wieder frei bewegen
zu kö
können versus Angst vor der
unkontrollierbaren Katastrophe
– Durch Exposition wird ein Pol des Konfliktes
entschä
entschärft
Bei denen, die nicht auf Expositionstherapie
ansprechen, spielen vielleicht unbewusste
Konfliktkonstellationen eine Rolle
Symptomverschiebung hat sich in Untersuchungen
nicht bestä
bestätigt
Teufelskreis der Angst
Vorlage zum selber Ausfüllen
Relevanz motivationaler Konflikte
(Grawe)
2 Muster bei später agoraphobisch werdenden Kindern:
Eltern schränken autonome Erkundung und
Bewegungsfreiheit des Kindes ein:
- Umwelt ist „gefährlicher Ort“, dem das Kind
nicht gewachsen ist
- Kind nimmt sich als schwächer und
schutzbedürftiger wahr
Wut wegen
Einschränkung
-
-
Dankbarkeit für
Schutz
aus Liebe
Bedrohung, allein oder im Stich gelassen zu
werden:
-DIREKT als disziplinarische Drohung
- INDIREKT im Rahmen elterlichen Streits oder
durch emotionalen Ausfall einer
Bindungsperson durch Abwesenheit, körperl.
Krankheit oder psychische Störung
Freude über
uneingeschränkte
Möglichkeiten
der
Erkundung
Angst vor
Alleinsein in
gefährlicher
Umwelt
Widersprüchlichkeit erschwert eine bewusste Auseinandersetzung
aus ambivalenten Interaktionsmustern entwickeln sich durch
Internalisierung ambivalente emotionale Schemata, die
t als
Bewusstseinsinhalte verfügbar sind, sich aber auf Erleben und
Verhalten auswirken
Kind nimmt Einfluss auf Bezugspersonen zur Kompensatio seiner
Schwäche und kontrolliert die Gefahren der Umwelt durch
Vermeidung und Vorkehrungen
Im Erwachsenenalter: KONTROLLE
Subjektkonstituierung
nach Hoffmann & Hofmann
• Den Pat. helfen, einen emotionalen,
volitionalen und handlungsmäßigen
Bezug zur Welt wiederherzustellen
• Pat. sollen die subjektive Kontrolle,
die metakognitive höhere Form der
Steuerung, in Momenten der Angst
wiedererlangen
• Pat. sollen lernen, Sicherheit darin zu
finden, dass sie die Einzelelemente
der Welt wieder nach bedürfnis- und
handlungsbezogenen Kriterien zu
unterscheiden vermögen
Grundlage für Subjektkonstituierung:
Maslow‘sche Bedürfnispyramide
Modell der
Subjektkonstituierung
•
•
•
•
1) VERSTEHEN
Information über Angstreaktionen
Informationen über das Zustandekommen
von Angstreaktionen
Analyse der Genese der Störung
2) BEEINFLUSSEN KÖNNEN
Übungen zur Konfrontation
Reaktivierung des Denkens
Methoden des Hinterfragens und der
Korrektur von Angstphantasien
Einsatz von angstinkompatiblen Aktivitäten,
Emotionen und
Kognitionen
Erste Copingmaßnahmen im Umgang mit
Angst
4) SICH EXPONIEREN UND ANGST
TOLERIEREN
Ziele von Expositionen nach dem Modell
der Subjektkonstituierung
Durchführungsmodalitäten von
Expositionen
4) BEWÄLTIGEN
Die grundlegenden
Bedürfnisse des
Menschen (n. K. Grawe)
• Das Bedürfnis nach Orientierung und
Kontrolle
• Das Bedürfnis nach Lustgewinn und
Unlustvermeidung
• Das Bedürfnis nach Bindung
• Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung
Literatur
Margraf, J. & Schneider, S. (1989). Panik. Angstanfälle
und ihre Behandlung. Springer
Hoffmann, N. & Hofmann, B. (2004). Expositionen bei
Ängsten und Zwängen. Beltz Verlag
Alsleben, H., Weiss, A., Rufer, M. (2004).
Psychoedukation. Angst und Panikstörungen. Urban &
Fischer
Neudeck, P. & Wittchen, H.-U. (Hrsg.) (2005).
Konfrontationstherapie bei psychischen Störungen.
Hogrefe
Bandelow, B. (2006). Angst- und Panikerkrankungen.
Ätiologie – Diagnostik – Therapie. UNI-MED Verlag
Meermann, R. & Okon, E. (2006). Angststörungen:
Agoraphobie, Panikstörung, spezifische Phobien. Ein
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