Stoffwechsel der Aminosäuren Grundzüge der Proteinverdauung

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Stoffwechsel der Aminosäuren
Die Rolle der Aminosäuren:
Bausteine für die Biosynthese körpereigener Proteine
Wirken als „Stickstoff“- bzw. Aminogruppendonatoren
(Purine, Pyrimidine, Kreatinphosphat, biogene Amine, NO)
Große Rolle bei der Glucosehomöostase
(glucogene As als Substrate der Gluconeogenese)
Wirken im Gehirn als exzitatorische und inhibitorische Neurotransmitter
(Glutamat, GABA, Glycin)
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unpolare aliphatische Seitenketten
aromatische Seitenketten
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* essentiell
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polar ungeladene Seitenketten
positiv geladene Seitenketten
Institut für Biochemie / Medizinische Fakultät / Universität zu Köln
negativ geladene Seitenketten
Oktober 2005
Grundzüge der Proteinverdauung
Institut für Biochemie / Medizinische Fakultät / Universität zu Köln
Oktober 2005
Täglicher Aminosäureumsatz im Organismus
Zufuhr von ca 30g Protein > Stickstoffgleichgewicht
Tägliche Proteinzufuhr: ~ 100g durch Nahrung
~ 50-70g durch sezernierte Proteine und
abgeschilferten Darmmucosazellen
Gesamtkörperprotein: ~ 10.000g
Tägliche Proteinbiosynthese: ~ 300g
Ca. ein Viertel der resorbierten As gelangen in den Systemkreislauf
Ausnahme: verzweigtkettige As (V, L, I) > Muskulatur
As-Aufnahme durch Zellen über spez. Transporter (mind. 7)
Gewebskonz. der meisten As entspricht der Konz. im Plasma
Ausnahmen: G, A, D, E, Q (Q im Muskel 30-fach erhöht)
Oktober 2005
Institut für Biochemie / Medizinische Fakultät / Universität zu Köln
Zentrale Stellung der Leber im Aminosäurestoffwechsel
Resorption und Verteilung der As im Organismus
Großteil der resorbierten As wird aufgenommen
Biosynthese von Proteinen (z.B. Albumin)
As-Umwandlung in Ketocarbonsäuren unter Ammoniakabspaltung
Ketocarbonsäuren:
Liponeogenese
Gluconeogenese
Proteinbausteine
Ammoniak:
Biosynthese N-haltiger Verbindungen
Entsorgung in Form von Harnstoff
Proteinreiche Nahrung:
As-spiegel im Portalblut
Pufferfunktion
nicht im Systemkreislauf
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Oktober 2005
Zellulärer Abbau von Proteinen
T1/2 von Proteinen variiert zwischen Minuten und Jahren
Halbwertszeiten von Proteinen in Abhängigkeit
von der N-terminalen As
(Insulin im Plasma: 3-5min, IgG: ~21d, Crystallin: Jahre)
Zellen synthetisieren kontinuierlich Proteine aus Aminosäuren
(unter Energieverbrauch) und bauen sie (ebenfalls unter
Energieverbrauch) wieder ab.
??? Energieverschwendung ???
1. Eliminierung von abnormalen Proteinen (z.B. Oxidation, Mutation)
2. Generierung von antigenen Proteinfragmenten
3. Regulation des zellulären Metabolismus
(Zellzyklus, Differenzierung, Entwicklung)
4. Regulatorische Proteine haben häufig kurze Halbwertszeit
(schnelle Anpassung an veränderte Bedingungen)
Oktober 2005
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Proteasomaler Proteinabbau
(cytosolische und nucleäre Proteine)
Ubiquitinylierung von Proteinen
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Aufbau des Proteasoms
Oktober 2005
Lysosomaler Proteinabbau
(u.a. extrazelluläre und Membranproteine)
Oktober 2005
Institut für Biochemie / Medizinische Fakultät / Universität zu Köln
Abbau der Aminosäuren
(1) Desaminierung
- Transaminierung
- oxidative Desaminierung
- nichtdehydrierende Desaminierung
(2) Abbau/Verwertung des Kohlenstoffgerüsts
Transaminierung
Aminosäure 1 + -Ketosäure 2
-Ketosäure 1 + Aminosäure 2
1
Akzeptoren: -Ketoglutarat
2
(Glutamat)
Oxalacetat
(Aspartat)
Pyruvat
(Alanin)
1
2
Katalyse durch Aminotransferasen (= Transaminasen)
Coenzym: Pyridoxalphosphat (P[A]LP, Vit. B6 Derivat)
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Oktober 2005
Transaminasereaktionen
Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT, oder Alanin-Aminotransferase)
Alanin + -Ketoglutarat
Pyruvat + Glutamat
Transaminasen wie GOT oder GPT sind typische Leberenzyme > wichtig für Enzymdiagnostik im Serum
Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT, Aspartat-Aminotransferase)
Aspartat + -Ketoglutarat
Oxalacetat + Glutamat
Citratzyklus
In der Leber oxidative Desaminierung
zu -Ketoglutarat + NH 4+
Weitere Ammoniak-Quellen:
nichtdehydrierende Desaminierug (Ser, Thr, Cys, His)
hydrolyt. Freisetzung beim Abbau von Purinen und Pyrimidinen
Aminosäureoxidasen
Reaktionsmechanismus der Transaminasen. Hydrolyse der Schiff-Base aus
der Ketiminform führt zur -Ketosöure und Hydrolyse aus der Aldiminform zur
Aminosäure. R 1, R 2, Aminosäureseitenketten
Oktober 2005
Institut für Biochemie / Medizinische Fakultät / Universität zu Köln
Oxidative Desaminierung
Glutamatdehydrogenase katalysierte Regeneration von -Ketoglutarat durch
oxidative Desaminierung. Das Enzym kann NAD+ oder NADP+ als Oxidans nutzen.
ADP und GDP sind positive, ATP und GTP sind negative Effektoren der Glutamatdehydrogenase.
Harnstoffcyclus
Institut für Biochemie / Medizinische Fakultät / Universität zu Köln
Oktober 2005
Grundzüge des Ammoniakstoffwechsels
Ammoniak ist essentiell, aber in freier Form schon in geringen Mengen toxisch
> Ammoniakspiegel im Blut ca 30-40 M
NH3 + H+
(gut Lipid-löslich)
NH4+
(schlecht Zell-permeabel)
pK´-Wert von Ammoniak/Ammoniumion ~9.1
> Bei pH 7 - 7,4 liegen ca 99% als NH4+ -Ion vor
> Eine Alkalose verschiebt das Gleichgewicht nach links
Fixierung von Ammoniak durch Glutamatdehydrogenase und Glutaminsynthetase (mitochondrial)
Glutaminsynthetase ist in der Leber nur in einer Subpopulation von perivenösen Zellen nachweisbar,
die Enzyme des Harnstoffzyklus in der gesamten Leber mit Ausnahme eben dieser Zellen.
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Oktober 2005
Glutamat als Drehscheibe im Aminostickstoff-Stoffwechsel
- Fixierung von NH3 mit -Ketoglutarat
- Transfer der Aminogruppe auf Pyruvat unter Bildung
von Alanin, dem wesentlichen Transportstoff im Plasma
- Transaminierung auf Oxalacetat unter Bldg von Asp,
wichtig für Biosynthesen und Harnstoffbildung
- Fixierung von NH3 unter Gln-bildung, Gln ist ebenfalls
Aminogruppendonator und Transportform im Plasma
- Freisetzung von überschüssigem NH 3 durch
Desaminierung >> Harnstoffbildung
>> Nur wenige Organe besitzen die komplette Enzymausstattung für alle genannten Stoffwechselprozesse
Die hydrolytische Spaltung von Glutamin zu Glutamat und NH4+ durch Glutaminase findet vor allem in der Niere statt, die
Ammonium-Ionen des Harns stammen überwiegend aus dieser Reaktion.
Institut für Biochemie / Medizinische Fakultät / Universität zu Köln
Oktober 2005
Ammoniaktransport aus extrahepatischen Organen
In allen Organen ein mehr oder minder intensiver Aminosäurestoffwechsel, aber ...
nur in der Leber kann mit Hilfe des Harnstoffzyklus überschüssiges Ammoniak entgiftet werden!!
Extrahepatische Organe können zwar Ammoniak fixieren, aber ...
müssen dafür bei einem großen Angebot dem Citratzyklus -Ketoglutarat entziehen, ...
während in der Leber zur Harnstoffsynthese nur Bicarbonat, Ammoniak und Energie benötigt werden !!!
Ammoniaktransport aus peripheren Organen in Form von Alanin und Glutamin
Plasmaaminosäurekonzentrationen im postabsorptiven Zustand (16h nach letzter Mahlzeit):
Leu
112 M
His
70 M
Ala
344 M
Gln
600-800 M
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Oktober 2005
Glucose-Alanin-Cyclus
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Oktober 2005
Der Harnstoffzyklus
HCO3- + NH4+ + 3 ATP + Aspartat + 2 H2O
Harnstoff + 2 ADP + AMP + 4 Pi + Fumarat
Harnstoff: ungeladen, nicht toxisch, diffundiert leicht durch Membranen
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Oktober 2005
Der Harnstoffzyklus
HCO3- + NH4+ + 3 ATP + Aspartat + 2 H2O
Harnstoff + 2 ADP + AMP + 4 Pi + Fumarat
Bildung von ca 30g (~0.5mol)/24h (kann auf das 3-fache steigen)
Beschreibung 1932 von Kurt Henseleit und Hans Krebs
Vorgeschaltete Reaktion (Schüsselreaktion):
Bildung des reaktiven Intermediats Carbamoylphosphat
Gruppentransfer:
Übertragung der Carbamoylgruppe auf die nicht proteinogene As Ornithin unter Bildung von Citrullin
ATP-gekoppelte Synthese (C-N Verknüpfung):
Bildung von Argininosuccinat aus Citrullin und Aspartat
Spaltung der C-N Bindung:
Bildung von Arginin und Fumarat (Verb. z. Citratzyklus)
Hydrolyse einer Amidinogruppe:
Bildung von Ornithin und Harnstoff (Verb. z. Citratzyklus)
Die Harnstoffsynthese verbraucht 4 energiereiche Phosphatgruppen
Hyperammonämie: Mangel oder Defekt der Argininosuccinase.
Ohne Behandlung Akkumulation von NH4+ im Blut; Symtome wie
Lethargie, Koma, irreversible ZNS-Schädigung, Diagnose möglich,
kausale Therapie nicht, Diät aus proteinarmer Nahrung und
Überschuss an freiem Arginin > Argininosuccinat fungiert als
Harnstoffsubstitut.
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Oktober 2005
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