Chromosomen - ETH Zürich

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Chromosomen
Lernziele – Kernpunkte zur Prüfung
Lernziele/Kernpunkte:
Die Chromosomentheorie kann erklärt werden.
• Die Methoden zur Charakterisierung von Chromosomen
(Zellkultur bis Ideogramm) können erläutert werden.
• Komparative Ansätze (ZOO-FISH und Multicolor-FISH) für
Chromosomen sind bekannt.
• Strukturelle und numerische Chromosomenpolymorphismen
können erläutert und anhand von Beispielen erklärt werden.
• Die Karyogramme der wichtigsten Haustiere und des Menschen
sind bekannt.
• Die Besonderheiten des X-Chromosoms und des Y-Chromosoms
können erläutert werden.
• Die Bedeutung der X-Inaktivierung und ihre Konsequenzen können
anhand von Beispielen erklärt werden.
•
Mendel‘sche Gesetze und Chromosomentheorie
Mendel‘s Einheiten
paarweise A
a
B
b
Meiose
A
B
a
b
Gameten
A B
A b
a b
a B
Chromosomen
Chromosomentheorie
Gene liegen auf den Chromosomen!
Komplex von DNA und Proteinen (Histone)
Chromosomen:
Die aus Chromatin bestehenden, in der Kernteilung als fadenoder stäbchenartige Körper sichtbaren Träger der Gene.
Waldeyer, 1888
Grundlagenwissen zur DNA:
• Struktur der Chromosomen?
• Arten und Strukturen der DNA?
• Organisation des Säugetiergenoms?
• Fluss der genetischen Information?
• Weitergabe der genetischen Information?
• DNA-Techniken
Metaphase des Mähnenwolfs
(Chrysocyon brachyurus)
2n = 76
Metaphase: alle Chromosomen die in einer Zelle zu finden sind
Wann und wie sehen wir die Chromosomen einer Zelle
in einem Lichtmikroskop?
in vivo: Nur Knochenmarkgewebe weist ausreichende
Zellen in Mitose für Analysen auf!
in vitro:
Metaphasen-Chromosomen Präparation nach:
• Lymphozytenkultur (Kurzzeit-Kultur)
• Fibroblastenkultur (Langzeit-Kultur)
Klinische Diagnostik Pränataldiagnostik
• Amnionzellkultur (Langzeit-Kultur)
• Chorionzottenzellkultur (Langzeit-Kultur)
Zellkulturschrank
Blutprobe
(Heparin)
viele Lymphozyten
in Zellteilung
Blutprobe mit
Nährmedium plus
Stimulans zur Zellteilung
72 Std.
bei 37-40°C
5% CO2
Kurzzeit-Lymphozytenkultur
Kolchizin-Zugabe Mitose wird arretiert
Aliquots von
werden
auf Objektträger
aufgetropft
fixierte
MetaphasenChromosomen
(bei -20°C bis -80°C
Lagern)
Methanol/
Eisessig
Salzarme Lösung
(hypothon)
Zellkulturschrank
Muskelbiopsie
steril entnommen
Muskelbiopsie in
Kulturflasche mit
Medium überführen
Fibroblasten wachsen aus
der Biopsie heraus
ab jetzt bis Schritt 6
immer bei 37-40°C
5% CO2
Langzeit-Fibroblastenzellkultur
Passagieren und kultivieren
bis genügend Fibroblasten
gewachsen sind (Synchronisation)
Kolchizin-Zugabe Mitose wird arretiert
Aliquots von
werden auf
Objektträger
aufgetropft
11
fixierte
MetaphasenChromosomen
(bei -20°C bis -80°C
Lagern)
Methanol/
Eisessig
Salzarme Lösung
(hypothon)
Fibroblasten mit Trypsin
von Plastik ablösen und in
Röhrchen überführen
Chromosomen-Grobmorphologie
Grösse
Lage des Zentromers
Telomeren
Euchromatin
Heterochromatin
Anzahl Chromosomen
klein
gross
akrozentrisch
Grösse
Lage des Zentromers
Telomeren
Euchromatin
Heterochromatin
Anzahl Chromosomen
submetazentrisch
Mensch
metazentrisch
Mensch
submetazentrisch
Mensch
akrozentrisch
Maus
"telozentrisch"
Zentromer-Region
alle Zentromeren sind rot angefärbt
(Telomeren sind grün angefärbt)
Zentromer-DNA:
Verbindungsstelle der Schwesterchromatiden
Spindelfaseransatzstelle (eigentlich Kinetochor)
Grösse
Lage des Zentromers
Telomeren
Euchromatin
Heterochromatin
Anzahl Chromosomen
alle Telomeren sind grün angefärbt
(Zentromeren sind rot angefärbt)
Telomer-Region
Repetitive DNA-Sequenz an Chromosomenende
Bei Vertebraten 100-1000 Wiederholungen eines 6erBlocks
Z.B. beim Menschen die Basen T T A G G G
Die Telomerase ist ein Enzym des Zellkerns bestimmter
Zellen.
Es stellt die Endstücke der Chromosomen, die so
genannten Telomere, wieder her. Bei jeder Zellteilung
geht ein Stück (ca. 100 Nukleotide) der Telomere
verloren.
Die Telomerase verhindert durch die Wiederherstellung
der Telomere, dass die Chromosomen mit jeder
Zellteilung kürzer werden, was zum Zelltod führen
würde.
In den meisten normalen Zellen ist die Aktivität der
Telomerase nicht nachweisbar.
Aktiv ist die Telomerase nur bei einzelligen Organismen
sowie in Zellen der Keimbahn und Embryonalzellen bei
mehrzelligen Organismen.
Die Telomerase ist ausserdem aktiv in Krebszellen,
wodurch sich diese unendlich oft teilen können.
Telomer
kurzer Arm (p)
Zentromer
langer Arm (q)
Telomer
Heitz, 1928
….bestimmte Abschnitte von Chromosomen sind
auch in der Interphase kondensiert und anfärbbar!
Grösse
Lage des Zentromers
Y
Telomeren
Euchromatin
X
Heterochromatin
Anzahl Chromosomen
Metaphase des Mähnenwolfs
(Chrysocyon brachyurus)
Euchromatin
Lässt sich während der Zellteilung gut anfärben!
Lässt sich während der Interphase schlecht anfärben!
Genreiche Regionen!
Heterochromatin
Lässt sich während der Zellteilung gut anfärben!
Lässt sich während der Interphase besser anfärben!
Genarme Regionen!?
Chromosomen-Feinmorphologie
Klassische zytogenetische Färbe-Methoden
1. Giemsa staining
2. GTG-banding
3. QFQ-banding
4. CBG-banding
5. Ag-NOR-staining
6. …..
Giemsa staining
X
Y
X
Y
X
Otocyon megalotis ♂
2n=72
Chrysocyon brachyurus ♂
2n=76
Fennecus zerda ♂
2n=64
Giemsa → Vor allem, um diploide Chromosomenzahl zu bestimmen!
G-bands by Trypsin-Giemsa-staining
(GTG)
Y
B
X
B
X
Y
Chrysocyon brachyurus ♂
2n=76 +2B
Fennecus zerda ♀
2n=64
GTG-Banding → vor allem für die Identifizierung von Chromosomen
QFQ-banding
X
Y
Y
X
X
Y
Otocyon megalotis ♂
2n=72
Chrysocyon brachyurus ♂
2n=76
Fennecus zerda ♂
2n=64
QFQ-Banding → vor allem für die Identifizierung von Chromosomen
C-bands by Ba(OH)2 - Giemsa-staining
Y
Y
X
X
X
Y
Otocyon megalotis ♂
2n=72
Chrysocyon brachyurus ♂
2n=76
Fennecus zerda ♂
2n=64
C-Banding → vor allem für die Identifizierung von Heterochromatin
AgI-Banding (active NOR-staining by AgNO3)
Otocyon megalotis ♂
2n=72
6 pairs: p-arm, terminal
AgI-Banding → vor allem für die Identifizierung von NORs
Giemsa-Banden
dunkel: weniger G-C
Zentromer
(primäre Einschnürung)
G-Banden
R-Banden (reverse)
Q-Banden (Quinacrine)
Nucleolus-Organisator
(sekundäre Einschnürung)
Nukleolus-Organisator-Region (NOR)
Chromosomenabschnitte, in denen seriell angeordnete
Gene für ribosomale RNAs liegen, von denen sehr viele
Genprodukte (rRNAs) in der Zelle benötigt werden.
Definition:
Der Karyotyp beschreibt den Chromosomensatz
einer Zelle.
Karyotyp
Lymphozyt,
Mähnenwolf
Definition:
Das Karyogramm beschreibt den Chromosomensatz
einer Zelle, geordnet nach dem offiziellen Standard.
Karyogramm
Lymphozyt,
Mähnenwolf
Definition:
Das Ideogramm beschreibt den Chromosomensatz
einer Zelle in bildhafter Form, geordnet nach dem
offiziellen Standard.
Ideogramm
Lymphozyt,
Mähnenwolf
Mensch ♀
Hund ♂
Der Chromosomensatz (der Karyotyp) ist
oft artspezifisch
Chromosomenzahl (2n)
Vicia faba (Wicke)
Zea mays (Mais)
Oryza sativa (Reis)
Ascaris megacephalus (Spulwurm)
Stylonychia mytilus (Muscheltierchen)
Musca domestica
Drosophila melanogaster
Bombyx mori (Seidenspinner)
Lysandra atlantica (ein Schmetterling)
12
20
42
2
ca. 300
12
8
56
446
Chromosomenzahl(2n)
Gallus domesticus
Equus caballus
Equus asinus
Felis catus
Bos taurus
Capra hircus
Ovis aries
Sus scrofa
Canis familiaris
78
64
62
38
60
60
54
38
78
Homo sapiens
46
Homo sapiens
Chromosom 1
(HSA 1)
Chromosomenzahl (2n)
Gorilla gorilla
Pan troglodytes
Pongo pygmaeus
Homo sapiens
48
48
48
46
Das menschliche (H) Chromosom 2 im Vergleich
mit den entsprechenden Chromosomen von
Menschenaffen: C=Schimpanse, G=Gorilla,
O=Oran Utang
Grosse Homologien der Chromosomen zwischen phylogenetisch eng
verwandten Spezies.
Hundeartige (Kaniden):
grosse Variation in der diploiden Chromosomenzahl!
Rotfuchs 2n = 34
Grauwolf 2n = 78
"Nombre fondamental“ (NF)
Anzahl Chromosomenarme im weiblichen Karyotyp!
(ohne B Chromosomen, ohne heterochromatische Arme)
z.B. Rotfuchs (Vulpes vulpes)
2n = 34
alle Chromosomen sind metazentrisch (inkl. X-Chromosom)
NF =
Anzahl metazentrische Autosomen (MA) mal 2
+ Anzahl akrozentrische Autosomen (AA) mal 1
+ Anzahl Chromosomenarme der X Chromosomen (XX) im weiblichen Tier
NF des Rotfuchses:
32 MA mal 2 = 64
0 AA mal 1 = 0
XX mal 2 = 4
NF = 68
Rotfuchs 2n = 34
alle Autosomen metazentrisch: 32 x 2 = 64
X-Chromosomen submetazentrisch 2 x 2 = 4
NF = 68
Grauwolf 2n = 78
alle Autosomen akrozentrisch: 76 x 1 = 76
X-Chromosomen submetazentrisch 2 x 2 = 4
NF = 80
Betrachten wir die Chromosomenarme (NF), so sind die Zahlenunterschiede nicht mehr so drastisch!
Multicolor-FISH
Chromosomen-Painting Proben =
DNA-Sondengemisch für ein einzelnes, ganzes Chromosom.
ZOO-FISH
Chromosomen-Painting-Proben
sind über die Spezies-Grenzen
Einsetzbar.
→ Homologien nachweisbar!
Natürliche strukturelle Varianten von Chromosomen
Werden erkannt, wenn viele homologe Chromosomen
in einer Population untersucht werden.
• chromosomaler Heteromorphismus
• fragile Stellen
• Markerchromosomen
chromosomaler Heteromorphismus
NORs Satelliten-DNA HSA 13, 14, 15, 21, 22
Y-Chromosom: heterochromatischer Block auf Yq
alle heterochromatischen Bereiche um
die Zentromere
fragile Stellen
Erhöhtes Risiko für Chromosomen- oder
Chromatidenbrüche (oft in entarteten Geweben).
Xq28
Fragiles X Chromosome (Martin Bell Syndrome)
expandierender Trinukleotid-Repeat stört Chromatinstruktur
und Methylierungsmuster in dieser Region
Geistige Retardierung
http://www.cdc.gov/ncbddd/single_gene/fragilex_causes.htm
Markerchromosomen
Markerchromosomen sind kleine Chromosomenbruchstücke,
die neben den normalen Chromosomen bei einem Individuum
auftreten können, und mit traditionellen Methoden nicht
Identifiziert werden können.
Markerchromosom
(können negative Wirkung
auf Phänotyp haben)
Nicht in allen Metaphasen
eines Individuums sichtbar!
Können vererbt werden
oder de novo entstehen!
Orang Utan Zoo Zürich
Natürliche Chromosomenzahlpolymorphismen
• zwischen Unterarten
• innerhalb einer Art
• innerhalb eines Individuums
Muntiacus muntjak vaginalis (Indien)
2n=6
Muntiacus muntjak reevesi (China)
2n=46
Chromosomenzahlen (2n) von Mus domesticus (Hausmaus)
Sizilien, Filicudi, Salina
2n=40
Lipari, Vulcano
2n=26
Stromboli
2n=26/31
Alicudi
2n=33/34
Panarea
2n=35/36/37
Natürlicher Chromosomenzahlpolymorphismus
Polarfuchs (Alopex lagopus)
2n = 48-50
2n = 50
ALA 24 ALA 23....
2n = 49
ALA 24 ALA 23....
Heterozygoter
Träger der
Translokation
2n = 48
ALA 24 ALA 23....
Homozygoter
Träger der
Translokation
Robertsonian Translocation?
zwei akrozentrische
Chromosomen
Robertsonian Translocation:
zentrische Fusion
FISH-Analyse: Nachweis einer balancierten reziproken
Translokation zwischen den Chromosomen 4 und 6
(grünes Signal: WCP4-Sonde)
B Chromosomen
Rotfuchs (Vulpes vulpes)
2n = 34 + Bs
Chinesischer Marderhund
(Nyctereutes nyctereutes procyonoides)
2n = 54 + Bs
Entstehung, Ursprung, Bedeutung und Funktion von
B Chromosomen ist bis heute nicht gelöst!
Haushuhn (Gallus domesticus) 2n = 78
Makrochromosomen
Mikrochromosomen
Interspezies Hybridisierung
Kreuzungen zwischen Arten (Spezies)
• Haustiere
• Wildtiere
• Bos taurus
Haustiere
europäisches Hausrind
2n = 60
submetazentrisches Y
• Bos indicus
indisches Zebu
2n = 60
telozentrisches Y
http://www.ansi.okstate.edu/breeds/cattle/
fertile Nachkommen!
• Bos taurus
Haustiere
europäisches Hausrind
2n = 60
• Bison bison
Amerikanischer Bison
2n = 60
Keine fertilen männlichen Nachkommen!
Selten weibliche Nachkommen! Beefaloo
• Equus caballus Haustiere
Hauspferd
2n = 64,XY
• Equus asinus
Esel
2n = 62,XX
Maulesel (2n = 63)
• Equus caballus Haustiere
Hauspferd
2n = 64,XX
• Equus asinus
Esel
2n = 62,XY
Maultier (2n = 63)
♀ Maultier Karyotype
2n = 63
From Nicholas, 1987
Eldridge and Blazak, 1976
Wildtiere - Beispiel
Afrikanischer Wildhund
(Lycaon pictus; 2n = 78)
verwilderter Haushund
2n = 78
Hybridisierung gefährdet das Ueberleben der Wildkaniden!
Die Geschlechtschromosomen
♀ Spiegel
Kupfer und Venus
♂ Schild und Speer
Eisen und Mars
Geschlechtsbestimmung durch X und Y beim Säuger
XX → weiblich
XY → männlich
Ursprünglich waren das X und das Y Chromosom ein
Autosomenpaar!
X-Chromosom (Mensch)
In Säugetieren ist das
X Chromosom
stark konserviert!
Bsp: Hämophilien (Bluterkrankheit)
B
A
Vererbungsschema (stark vereinfacht)
Frau: heterozygot
Mann: normal
P: H//h
H/Y-Chromosom
H
h
gesund
H
Y
H//H
H/Y
gesund
h//H
Konduktorin
h/Y
Bluter
Männer sind für alle X-chromosomalen Allele hemizygot
Farbfehlsichtigkeit
Netzhaut
Zapfen
Farbe
Stäbchen
hell/dunkel
RhodopsinPhotopigmentrezeptoren
autosomal
1 Gen
X-chromosomal
2 Gene
Evolution der Gene für Photorezeptoren
Zeit
ancestrales Gen
700 Mio Jahre
500 Mio Jahre
30 Mio Jahre
Rhodopsin
blau
grün
rot
Normale Anordnung der Rot- und Grün-Gene auf dem X Chromosom
ungleiches CO
b
a
a intergen
b intragen
Mütterliche Chromosomen
Grün-Blindheit
normal
Rot-Blindheit
Rot-Grün-Blindheit
Rot-Grün-Blindheit
Rot-Blindheit
X-chromosomal dominante Mutationen sind
beim Menschen selten.
z.B. Vitamin D resistente Rachitis
können von autosomalen Erbgängen nur unterschieden
werden, wenn Kinder von männlichen Trägern
vorhanden sind.
➜
alle Töchter betroffen
alle Söhne nicht betroffen
Y-Chromosom
Spezifische Chromosomen-PaintingProbe für das kanine Y Chromosom
auf Metaphase des Hundes
(Rückhybridisierung).
Dr. A. Pieńkowska-Schelling
• Mensch: ca. 23‘000‘000 bp, sequenziert!
Fruchtbarkeit
Y Chromosom in Säugern nicht so stark konserviert wie X Chromosom!
← 3 verschiedene DNA-Sonden
Hund CFA, Löffelhund OME, Marderhund NPP, Mähnenwolf CBR, Fennek FZE, Rotfuchs VVU, Blaufuchs ALA
Ausserhalb der PAR keine Rekombination!
Variationen sind nur auf Mutationen
zurückzuführen.
Y-Chromosom wird nur von Vater auf Sohn
vererbt (paternale Vererbung).
Forensik: Y-Marker im Zusammenhang mit Nachweis
männlich/weiblich und Vergewaltigungen sehr wichtig!
Sry
Gene in der pseudoautosomalen Region
verhalten sich wie autosomale Gene und
sind vom Erbgang her von solchen nicht
zu unterscheiden!
PAR
X
Y
• Synaptonemaler Komplex (Ausschnitt EM-Bild)
Dr. A. Pieńkowska-Schelling
SRY kann als Folge eines illegitimen CO auf das X-Chromosom gelangen!
Männliche Infertilität
• Azoospermiefaktoren (AZF)
• Androgen-Rezeptor-Gen (AR)
• congenitale Aplasie des Vas deferens (CAVD)
• CAG-Repeat mitochondriale DNA-Polymerase (POLG)
• Kryptorchismus (einseitig oder beidseitig)
• viele chromosomale Aberrationen
Abklärungen möglich
Azoospermiefaktoren (AZF)
Azoospermiefaktor a (AZFa)
Azoospermiefaktor b (AZFb)
Azoospermiefaktor c (AZFc)
• AZF-Gene liegen auf langem Arm des Y Chromosoms (Yq11.22-23)
• AZF-Genprodukte sind für die normale Spermatogenese mitverantwortlich
• ~ 5-10 % der infertilen Männer tragen Deletionen in der AZF-Region
• normalerweise handelt es sich um de novo Mutationen
mehr Infos z.B. unter www.genetica-ag.ch
Globale Verteilung von Y-Haplogruppen
‘hairy pinnae’ - Y Chromosome Gene?
→ wahrscheinlich nicht
Lee et al.: Molecular evidence for absence of Y-linkage of the Hairy Ears trait.
Eur. J. Hum. Genet. 2004 (12):1077-9
Mary Lyon (1961):
Bei weiblichen Säugern wird in der frühen
Embryogenese zufälligerweise eines der
beiden X-Chromosomen irreversibel
inaktiviert. Die Inaktivierung wird an alle
Tochterzellen weitergegeben.
Cytologischer Befund (M.L. Barr, 1949):
Interphasekerne weiblicher Säuger weisen
eine stark anfärbbare Struktur auf, welche in
Kernen männlicher Säuger fehlt.
➜ Geschlechtschromatin, ‘sex chromatin’, Barr-Körper
Barr-Körperchen
XY
normal
männl.
XX
normal
weibl.
XXY
Klinefelter
X0
Turner
XXX
Triple-X
Anzahl Barrkörperchen = X-Chromosomen minus 1
Anfärbbare Hautbereiche mit fehlenden Schweissdrüsen beim Christ-Siemens-Touraine Syndrom
(Hypohidrotische ektodermale Dysplasie).
X-chromosomal rezessiv
Das Inaktivierungsmuster ist zufällig und wird
nicht vererbt.
Die Inaktivierung findet relativ früh in der
Embryogenese statt (Fleckengrösse).
In Keimbahnzellen wird die Inaktivierung
rückgängig gemacht.
Bei Marsupialiern wird immer das paternale X-Chromosom
inaktiviert.
X-Inaktivierung
Genbalance?
XY ➜ Dosiskompensation
XX ➜ Dosiskompensation
Katzen zeigen eine sehr grosse Variation bezüglich ihrer
Fellfarben.
Schildpattkatze
(engl. tortoiseshell)
Beobachtung: so genannte Schildpattkatzen oder
Trikolor-Katzen sind immer weiblichen Geschlechts.
Trikolor-Katze
(engl. calico)
1 von 3‘000 Schildpattkatzen oder Trikolor-Katzen
ist männlich!
X-chromosomaler Genort "Orange"
Allel O: Fellfarbe orange
Allel o: Fellfarbe schwarz (eigentlich: nicht-orange)
ein anderes Gen (autosomal) bewirkt weisse Flecken
autosomaler Genort (spielt hier keine Rolle)
autosomaler Genort
X-chromosomaler Genort
X-chromosomaler Genort
mit zwei Allelen:
O=Orange (EPISTATISCHE WIRKUNG)
o=non-Orange
autosomaler Genort
mit mehreren Allelen:
X-chromosomal
Fellfarbe orange: Allel O
Fellfarbe schwarz: Allel o
-> Männchen entweder schwarz (o/Y)
oder orange (O/Y)
-> Weibchen:
o/o = schwarz
O/O = orange
O/o = gescheckt
Diagnostizierte Karyotypen von ♂ TC-Katzen
39,XXY
38,XX/38XY
38,XY/38XY
somatischer Chimärismus
38,XY/39,XXY
38,XX/57,XXY
38,XY/57,XXY
38,XY/39,XXY/40,XXYY
38,XX/38,XY/39,XXY/40,XXYY
Mutter
Vater
x
x
x
x
x
x
Söhne
Töchter
Zusammenfassung
Die Chromosomen bestehen aus DNA und Proteinen.
Nach Kultivierung von geeignetem Gewebe, können ChromosomenPräparationen für zytogenetische Analysen bereitgestellt werden.
Die Chromosomen können durch ihre spezifischen morphologischen
Charakteristika in Verbindung mit Bänderungsmustern identifiziert
werden.
Karyogramme beschreiben das art-typische Chromosomen-Komplement.
Das X-Chromosom und das Y-Chromosom weisen unterschiedliche
Besonderheiten auf.
Die X-Inaktivierung führt zur Dosiskompensation von X-chromosomalen
Genen.
Ausblick nächste Lektionseinheit
Jetzt wollen wir uns mehr mit den Mechanismen befassen, die an
der Weitergabe der Erbinformation in der Zelle beteiligt sind!
Nach den Chromosomen, als Träger der Gene interessiert uns
zuerst, welches Molekül die genetische Information speichert.
DNA!
Anhang 4
Mikrosezierung des X Chromosoms des Pferdes
Stute 64, XX
Hengst-Wallach 64, XY
115
Heute können wir einzelne Chromosomen nach Wahl physisch
isolieren und für Experimente und Diagnosestellung einsetzen!
116
Bilder: Dr. Benno Roethlisberger
Kantonsspital Aarau
117
118
119
120
121
122
123
DOP-PCR
Chromosomen-Painting Probe
für X
Normale Stute
64, XX
124
FISH-Hybridisierung mit einer X-Chromosom-spezifischen Painting-Probe
Diagnose-Beispiel für eine Monosomie
unfruchtbare Stute
63, X0
Bild:
M. Bugno - Krakau
A. Pieńkowska-Schelling - ETH Zürich
Chromosomen-Painting Proben vereinfachen die Diagnostik
125
Diagnose-Beispiel für eine Trisomie
unfruchtbare Stute
65, XXX
Bild:
M. Bugno - Krakau
A. Pieńkowska-Schelling - ETH Zürich
Chromosomen-Painting Proben vereinfachen die Diagnostik
126
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