Somatoforme Störungen, Essstörungen Übersicht Somatoforme Störungen • 300.81 Somatisierungsstörung • 300.7 Hypochondrie • 300.11 Konversionsstörung • 307.xx • 307.80 • 307.89 Schmerzstörung mit Psychischen Faktoren mit Psychischen Faktoren und einem Medizinischen Faktor • 300.7 Körperdysmorphe Störung • 300.81 Undifferenzierte Somatoforme Störung • 300.81 Nicht Näher Bezeichnete Somatoforme Störungen Folie 2 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Somatoforme Störungen Im Mittelpunkt stehen körperliche Symptome, die eine somatische Erkrankung nahe legen } In der Regel lassen sich keine organischen Ursachen finden } Im Gegensatz zu vorgetäuschten Störungen oder Simulation: Symptome nicht willentlich hervorgerufen } Folie 3 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Somatisierungsstörung Chronische Störung mit fluktuierendem Verlauf } Beginn vor dem 30. Lebensjahr } Betroffene leiden unter vielgestaltigen körperlichen Beschwerden, für die sie ärztliche Hilfe aufsuchen } Keine organische Ursache nachweisbar } Betroffene oft von einer Vielzahl von Ärzten (teilweise auch gleichzeitig) untersucht und behandelt } Folie 4 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 DSM-IV-TR Kriterien für Somatisierungs-störung (300.81) I • • Vorgeschichte vieler körperlicher Beschwerden, • vor dem 30. Lebensjahr • über Jahre auftraten • zu Behandlung oder Beeinträchtigungen führten Jedes der folgenden Kriterien muss im Laufe der Störung aufgetreten sein: • 4 Schmerzsymptome (z.B. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen) • 2 gastrointestinale Symptome (z.B. Übelkeit, Blähungen,Völlegefühl) • 1 sexuelles Symptom (z.B. sexuelle Gleichgültigkeit, Erektions- oder Ejakulationsstörungen) • Folie 5 1 pseudoneurologisches Symptom (z.B. Konversionssymptome) DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 DSM-IV-TR Kriterien für die Somatisierungsstörung (300.81) II } } Entweder 1. oder 2.: } Die aufgetretenen Symptome können medizinisch nicht vollständig erklärt werden } Falls medizinische Ursachen vorhanden sind, sind die Beschwerden deutlich stärker, als zu erwarten wäre Die Symptome sind nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht Folie 6 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Differentialdiagnostische Überlegungen Die Symptome sind nicht oder ungenügend erklärbar durch: } } } } } Medizinische Krankheitsfaktoren Schizophrenie Hypochondrie GAS Depressive Störungen Folie 7 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Undifferenzierte Somatoforme Störung } Restkategorie für somatoforme Erscheinungsbilder, die Kriterien für eine der spezifischen Somatoformen Störungen nicht vollständig erfüllen } } Hauptmerkmal: eine oder mehrere körperliche Beschwerden (Kriterium A), die mindestens sechs Monate andauern Häufige Beschwerden: chronische Müdigkeit, Appetitlosigkeit, gastrointestinale Probleme, ... Folie 8 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 DSM-IV-TR Kriterien für Hypochondrie (300.7) • Übermässige Beschäftigung mit der Angst/Überzeugung, eine ernsthafte Krankheit zu haben; basierend auf Fehlinterpretationen körperlicher Symptome • Krankheitsängste bleiben trotz angemessener medizinischer Abklärung und Rückversicherung bestehen • Es handelt sich nicht um einen Wahn • Die Störung verursacht deutliches Leid oder starke Beeinträchtigungen • Dauer der Störung mindestens 6 Monate • Die Ängste lassen sich nicht durch andere psychische Störungen erklären (GAS, Zwang, Panik, Depression,…) Folie 9 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Hypochondrie } Hauptmerkmal: übermässige Beschäftigung mit der Befürchtung bzw. Glauben, eine schwere körperliche Krankheit zu haben (Bsp. Aids, Tumor) } Grund: Fehlinterpretation körperlicher Empfindungen } Trotz Rückversicherung nur kurze oder keine Beruhigung Folie 10 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Differentialdiagnostische Überlegungen Die Symptome/Ängste sind nicht besser erklärbar durch: } Medizinischer Krankheitsfaktor } Generalisierte Angststörung } Major Depression Folie 11 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 DSM-IV-TR Kriterien für die Konversionsstörung (300.11) } Ein oder mehrere Symptome oder Ausfälle der willkürlichen motorischen oder sensorischen Funktionen, die einen neurologischen oder anderen Krankheitsfaktor nahelegen } Zusammenhang mit psychischen Faktoren } Symptom wird nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht } Medizinische Befunde, wie auch kulturelle Verhaltens- und Erlebensformen, können das Auftreten der Symptome nicht vollständig erklären } Störung verursacht deutliches Leiden oder starke Beeinträchtigungen } Symptom ist nicht auf Schmerz oder eine sexuelle Funktionsstörungen begrenzt und tritt nicht im Verlauf einer Somatisierungsstörung auf und kann nicht besser durch eine andere psychische Störung erklärt werden Folie 12 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Differentialdiagnostische Überlegungen Die Symptome sind nicht besser erklärbar durch: } } } } } Neurologische Krankheitsfaktoren Psychotische Störungen Affektive Störungen Schmerzstörung oder sexuelle Funktionsstörung Drogenkonsum Folie 13 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 DSM-IV-TR Kriterien für die Schmerzstörung (307.xx) I • Schmerzen in einem oder mehreren anatomischen Bereichen Schweregrad rechtfertigt klinische Beachtung • Störung verursacht deutliches Leiden oder starke Beeinträchtigung • Psychologische Faktoren wird eine wichtige Rolle für Beginn, Schweregrad, Exazerbation oder Aufrechterhaltung der Schmerzen beigemessen • Symptom nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht • Schmerz kann nicht besser durch eine Affektive, Angst- oder Psychotische Störung oder eine Dyspareunie erklärt werden • Akut: < 6 Monate, Chronisch: >= 6 Monate Folie 14 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 DSM-IV-Kriterien für Schmerzstörung II } } } Bestimme, ob: Schmerzstörungen in Verbindung mit Psychischen Faktoren (307.80): psychischen Faktoren wird die Hauptrolle für Beginn, Schweregrad, Exazerbation oder Aufrechterhaltung der Schmerzen beigemessen Schmerzstörung in Verbindung mit sowohl psychischen Faktoren wie einem medizinischem Krankheitsfaktor (307.89): sowohl psychischen als auch einem medizinischen Krankheitsfaktor wird eine wichtige Rolle beigemessen Folie 15 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Somatoforme Störungen: Entscheidungsbaum Essstörungen • 307.1Anorexia Nervosa • 307.51 Bulimia Nervosa • 307.50 Nicht Näher Bezeichnete Essstörungen • Forschungskriterien für die Binge Eating Disorder (BED, im DSMIV-TR) • BED als eigenständige Essstörungsdiagnose im DSM-5 (2013) Folie 17 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Essstörungen im ICD 10 Sind unter: • „Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren“ F50- F59 subsumiert Folie 18 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 BMI: Body Mass Index • BMI= Körpergewicht in Kg/Körpergrösse in Meter2 Definitiv anorektisch Untergewicht 17-19 Normalgewicht 20-25 Übergewicht 25-30 Adipositas • ≤17 ≥30 Falls Übergewicht (BMI>25) oder Adipositas (BMI>30) vorliegt, sollten somatische Risiken abgeklärt werden (z.B. Metabolisches Syndrom, Schlafapnoe) Folie 19 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 DSM-IV-TR Kriterien für Anorexia Nervosa (307.1) • Weigerung, das Minimum des für das Alter und Körpergrösse normalen Körpergewichts zu halten • weniger als 85% des zu erwartenden Gewichts • Ausbleiben einer zu erwartenden Gewichtszunahme • Ausgeprägte Angst vor einer Gewichtszunahme, oder davor dick zu werden -> trotz Untergewicht • Verzerrte Körperwahrnehmung, übertriebener Einfluss des Gewichts oder der Figur auf die Selbstbewertung, oder Leugnen des Schweregrades des gegenwärtigen geringen Körpergewichts • Amenorrhoe (mind. 3 aufeinanderfolgende Zyklen) Folie 20 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Anorexia Nervosa: Restriktiver Typus versus Binge-Eating/ Purging-Typus } Restriktiver Typus: } } Keine regelmässigen Essanfälle und kein Purging-Verhalten (selbstinduziertes Erbrechen, Missbrauch von Diuretika, Laxantien oder Klistieren) Binge-Eating/Purging-Typus: } Regelmässige Essanfälle und Purging-Verhalten Folie 21 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Differentialdiagnostische Überlegungen Der Gewichtsverlust/problematische Essverhalten kann nicht besser erklärt werden durch: } Medizinischer Krankheitsfaktor } Zwangsstörung } Major Depression } Körperdysmorphe Störung } Bulimia Nervosa Folie 22 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 DSM-IV-TR Kriterien für Bulimia Nervosa (307.51) I • Wiederkehrende Essanfälle: • in abgegrenzter Zeit wird deutlich mehr Nahrung zu sich genommen, als die meisten Leute in dieser Zeit unter ähnlichen Umständen zu sich nehmen würden • Kontrollverlust • Wiederholt unangemessene Gegenmassnahmen (Erbrechen, Abführmittel, Fasten, übermässige körperliche Betätigung, etc.) Folie 23 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 DSM-IV-TR Kriterien für Bulimia nervosa (307.51) II • Essanfälle und unangemessene Kompensationsverhalten treten mindestens zweimal pro Woche über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten auf • Figur und Körpergewicht haben übermässigen Einfluss auf Selbstbewertung • Die Störung tritt nicht ausschliesslich im Verlauf einer Anorexie auf Folie 24 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Bulimia Nervosa: Purging versus Non-Purging-Typus } Purging-Typus: } } Regelmässig selbstinduziertes Erbrechen oder Missbrauch von Laxantien, Diuretika oder Klistieren Nicht-Purging-Typus: } Andere unangemessene Kompensations-massnahmen wie Fasten, übermässige körperliche Betätigung Folie 25 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Differentialdiagnostische Überlegungen Das bulimische Verhalten kann nicht besser erklärt werden durch: } Anorexia Nervosa Binge-Eating/Purging-Typus } Binge Eating Disorder (BED) Folie 26 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Forschungskriterien der Binge Eating Disorder (BED) I Im DMS- IV-TR erst als Forschungskriterien klassifiziert, in DSM-5 als eigenständige Diagnose: • Wiederholte Episoden von Essanfällen • Essen einer Nahrungsmenge in abgegrenztem Zeitraum, die definitiv grösser ist als die meisten Menschen in diesem Zeitraum unter ähnlichen Umständen essen würden • Gefühl des Kontrollverlustes Folie 27 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Forschungskriterien der Binge Eating Disorder (BED) II • Mindestens drei der folgenden Symptome: • Wesentlich schneller essen als normal • Essen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl • Essen grosser Nahrungsmengen, auch wenn kein Hunger • Alleine essen aus Verlegenheit über die Menge, die man isst • Ekelgefühl gegenüber sich selbst, Deprimiertheit, Schuldgefühle nach übermässigem Essen Folie 28 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 Forschungskriterien der Binge Eating Disorder (BED) III • Deutliches Leiden • Durchschnittlich mindestens 2 Tage/Woche über 6 Monate • Kein regelmässiger Einsatz unangemessener kompensatorischer Massnahmen und Essanfälle treten nicht im Rahmen einer Anorexia Nervosa oder Bulimia Nervosa auf Folie 29 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 DSM-IV-TR Kriterien für nicht näher bezeichnete Essstörung (307.50) I Verschiedene Kategorien der Einteilung: • Alle Kriterien für die Anorexie sind erfüllt mit Ausnahme der Amenorrhoe. • Alle Kriterien für die Anorexie sind erfüllt, nur das Körpergewicht liegt trotz erheblichem Gewichtsverlust noch im Normalbereich. • Alle Kriterien für eine Bulimie sind erfüllt, jedoch sind die Essattacken und das unangemessene Kompensationsverhalten weniger häufig als zweimal pro Woche für eine Dauer von weniger als 3 Monate hinweg. Folie 30 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13 DSM-IV-TR Kriterien für nicht näher bezeichnete Essstörung (307.50) II • Die regelmässige Anwendung unangemessener, einer Gewichtszunahme gegensteuernder Massnahmen durch eine normalgewichtige Person nach dem Verzehr kleiner Nahrungsmengen (z.B. selbstinduziertes Erbrechen nach dem Verzehr von zwei Keksen). • Wiederholtes kauen und ausspucken grosser Nahrungsmengen, ohne sie herunterzuschlucken. Folie 31 DIPS Seminar HS_2013 Blockveranstaltung 23.9., 21.10. & 25.11.13