Somatoforme Störungen Essstörungen

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Somatoforme Störungen
Essstörungen
DIPS-Seminar HS 2014
Dr. Esther Biedert, Universität Fribourg
Übersicht Somatoforme Störungen
• 
300.81
Somatisierungsstörung
• 
300.7
Hypochondrie
• 
300.11
Konversionsstörung
• 
307.xx
•  307.80
•  307.89
Schmerzstörung
mit Psychischen Faktoren
mit Psychischen Faktoren und
einem Medizinischen Faktor
• 
300.7 Körperdysmorphe Störung
• 
300.81
Undifferenzierte Somatoforme Störung
• 
300.81
Nicht Näher Bezeichnete Somatoforme
Störungen
Folie 2
DIPS Seminar HS_2014 Blockveranstaltung 21.11.14 & 05.12.14
Somatoforme Störungen
Im Mittelpunkt stehen körperliche Symptome, die eine
somatische Erkrankung nahe legen
}  In der Regel lassen sich keine organischen Ursachen
finden
}  Im Gegensatz zu vorgetäuschten Störungen oder
Simulation:
Symptome nicht willentlich hervorgerufen
} 
Folie 3
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Somatisierungsstörung
Chronische Störung mit fluktuierendem Verlauf
}  Beginn vor dem 30. Lebensjahr
}  Betroffene leiden unter vielgestaltigen körperlichen
Beschwerden, für die sie ärztliche Hilfe aufsuchen
}  Keine organische Ursache nachweisbar
}  Betroffene oft von einer Vielzahl von Ärzten (teilweise
auch gleichzeitig) untersucht und behandelt
} 
Folie 4
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DSM-IV-TR Kriterien für Somatisierungsstörung
(300.81) I
• 
• 
Vorgeschichte vieler körperlicher Beschwerden,
• 
vor dem 30. Lebensjahr
• 
über Jahre auftraten
• 
zu Behandlung oder Beeinträchtigungen führten
Jedes der folgenden Kriterien muss im Laufe der Störung aufgetreten sein:
• 
4 Schmerzsymptome (z.B. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen)
• 
2 gastrointestinale Symptome (z.B. Übelkeit, Blähungen,Völlegefühl)
• 
1 sexuelles Symptom (z.B. sexuelle Gleichgültigkeit, Erektions- oder
Ejakulationsstörungen)
• 
Folie 5
1 pseudoneurologisches Symptom (z.B. Konversionssymptome)
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DSM-IV-TR Kriterien für die Somatisierungsstörung (300.81) II
} 
} 
Entweder 1. oder 2.:
} 
Die aufgetretenen Symptome können medizinisch nicht
vollständig erklärt werden
} 
Falls medizinische Ursachen vorhanden sind, sind die
Beschwerden deutlich stärker, als zu erwarten wäre
Die Symptome sind nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht
Folie 6
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Differentialdiagnostische Überlegungen
Die Symptome sind nicht oder ungenügend erklärbar durch:
} 
} 
} 
} 
} 
Medizinische Krankheitsfaktoren
Schizophrenie
Hypochondrie
GAS
Depressive Störungen
Folie 7
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Undifferenzierte Somatoforme Störung
} 
Restkategorie für somatoforme Erscheinungsbilder, die
Kriterien für eine der spezifischen Somatoformen
Störungen nicht vollständig erfüllen
} 
} 
Hauptmerkmal: eine oder mehrere körperliche Beschwerden
(Kriterium A), die mindestens sechs Monate andauern
Häufige Beschwerden: chronische Müdigkeit, Appetitlosigkeit,
gastrointestinale Probleme, ...
Folie 8
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DSM-IV-TR Kriterien für Hypochondrie (300.7)
• 
Übermässige Beschäftigung mit der Angst/Überzeugung, eine ernsthafte
Krankheit zu haben; basierend auf Fehlinterpretationen körperlicher
Symptome
• 
Krankheitsängste bleiben trotz angemessener medizinischer Abklärung
und Rückversicherung bestehen
• 
Es handelt sich nicht um einen Wahn
• 
Die Störung verursacht deutliches Leid oder starke Beeinträchtigungen
• 
Dauer der Störung mindestens 6 Monate
• 
Die Ängste lassen sich nicht durch andere psychische Störungen erklären
(GAS, Zwang, Panik, Depression,…)
Folie 9
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Hypochondrie
} 
Hauptmerkmal: übermässige Beschäftigung mit der
Befürchtung bzw. Glauben, eine schwere körperliche
Krankheit zu haben (Bsp. Aids, Tumor)
} 
Grund: Fehlinterpretation körperlicher Empfindungen
} 
Trotz Rückversicherung nur kurze oder keine Beruhigung
Folie 10
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Differentialdiagnostische Überlegungen
Die Symptome/Ängste sind nicht besser erklärbar durch:
} 
Medizinischer Krankheitsfaktor
} 
Generalisierte Angststörung
} 
Major Depression
Folie 11
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DSM-IV-TR Kriterien für die Konversionsstörung
(300.11)
} 
Ein oder mehrere Symptome oder Ausfälle der willkürlichen motorischen
oder sensorischen Funktionen, die einen neurologischen oder anderen
Krankheitsfaktor nahelegen
} 
Zusammenhang mit psychischen Faktoren
} 
Symptom wird nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht
} 
Medizinische Befunde, wie auch kulturelle Verhaltens- und Erlebensformen,
können das Auftreten der Symptome nicht vollständig erklären
} 
Störung verursacht deutliches Leiden oder starke Beeinträchtigungen
} 
Symptom ist nicht auf Schmerz oder eine sexuelle Funktionsstörungen
begrenzt und tritt nicht im Verlauf einer Somatisierungsstörung auf und
kann nicht besser durch eine andere psychische Störung erklärt werden
Folie 12
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Differentialdiagnostische Überlegungen
Die Symptome sind nicht besser erklärbar durch:
} 
} 
} 
} 
} 
Neurologische Krankheitsfaktoren
Psychotische Störungen
Affektive Störungen
Schmerzstörung oder sexuelle Funktionsstörung
Drogenkonsum
Folie 13
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DSM-IV-TR Kriterien für die Schmerzstörung
(307.xx) I
• 
Schmerzen in einem oder mehreren anatomischen Bereichen
Schweregrad rechtfertigt klinische Beachtung
• 
Störung verursacht deutliches Leiden oder starke Beeinträchtigung
• 
Psychologische Faktoren wird eine wichtige Rolle für Beginn,
Schweregrad, Exazerbation oder Aufrechterhaltung der Schmerzen
beigemessen
• 
Symptom nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht
• 
Schmerz kann nicht besser durch eine Affektive, Angst- oder
Psychotische Störung oder eine Dyspareunie erklärt werden
• 
Akut: < 6 Monate, Chronisch: >= 6 Monate
Folie 14
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DSM-IV-Kriterien für Schmerzstörung II
} 
} 
} 
Bestimme, ob:
Schmerzstörungen in Verbindung mit Psychischen Faktoren (307.80):
psychischen Faktoren wird die Hauptrolle für Beginn, Schweregrad,
Exazerbation oder Aufrechterhaltung der Schmerzen beigemessen
Schmerzstörung in Verbindung mit sowohl psychischen Faktoren wie einem
medizinischem Krankheitsfaktor (307.89):
sowohl psychischen als auch einem medizinischen Krankheitsfaktor wird
eine wichtige Rolle beigemessen
Folie 15
DIPS Seminar HS_2014 Blockveranstaltung 21.11.14 & 05.12.14
Somatoforme Störungen: Entscheidungsbaum
• Folie 16
Essstörungen
• 
307.1
Anorexia Nervosa
• 
307.51
Bulimia Nervosa
• 
307.50
Nicht Näher Bezeichnete Essstörungen
• 
Forschungskriterien für die Binge Eating Disorder (BED, im DSMIV-TR)
• 
BED als eigenständige Essstörungsdiagnose im DSM-5 (2013)
Folie 17
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Essstörungen im ICD 10
Sind unter:
• 
„Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und
Faktoren“ F50- F59 subsumiert
Folie 18
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BMI: Body Mass Index
• 
BMI= Körpergewicht in Kg/Körpergrösse in Meter2
Definitiv anorektisch
Untergewicht
17-19
Normalgewicht
20-25
Übergewicht
25-30
Adipositas
• 
≤17
≥30
Falls Übergewicht (BMI>25) oder Adipositas (BMI>30) vorliegt, sollten somatische Risiken
abgeklärt werden (z.B. Metabolisches Syndrom, Schlafapnoe)
Folie 19
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DSM-IV-TR Kriterien für Anorexia Nervosa
(307.1)
• 
Weigerung, das Minimum des für das Alter und Körpergrösse normalen
Körpergewichts zu halten
• 
weniger als 85% des zu erwartenden Gewichts
• 
Ausbleiben einer zu erwartenden Gewichtszunahme
• 
Ausgeprägte Angst vor einer Gewichtszunahme, oder davor dick zu
werden -> trotz Untergewicht
• 
Verzerrte Körperwahrnehmung, übertriebener Einfluss des Gewichts
oder der Figur auf die Selbstbewertung, oder Leugnen des
Schweregrades des gegenwärtigen geringen Körpergewichts
• 
Amenorrhoe (mind. 3 aufeinanderfolgende Zyklen)
Folie 20
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Anorexia Nervosa: Restriktiver Typus versus
Binge-Eating/ Purging-Typus
} 
Restriktiver Typus:
} 
} 
Keine regelmässigen Essanfälle und kein Purging-Verhalten
(selbstinduziertes Erbrechen, Missbrauch von Diuretika,
Laxantien oder Klistieren)
Binge-Eating/Purging-Typus:
} 
Regelmässige Essanfälle und Purging-Verhalten
Folie 21
DIPS Seminar HS_2014 Blockveranstaltung 21.11.14 & 05.12.14
Differentialdiagnostische Überlegungen
Der Gewichtsverlust/problematische Essverhalten kann nicht
besser erklärt werden durch:
} 
Medizinischer Krankheitsfaktor
} 
Zwangsstörung
} 
Major Depression
} 
Körperdysmorphe Störung
} 
Bulimia Nervosa
Folie 22
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DSM-IV-TR Kriterien für Bulimia Nervosa
(307.51) I
• 
Wiederkehrende Essanfälle:
•  in abgegrenzter Zeit wird deutlich mehr Nahrung zu sich genommen, als
die meisten Leute in dieser Zeit unter ähnlichen Umständen zu sich
nehmen würden
•  Kontrollverlust
• 
Wiederholt unangemessene Gegenmassnahmen (Erbrechen, Abführmittel,
Fasten, übermässige körperliche Betätigung, etc.)
Folie 23
DIPS Seminar HS_2014 Blockveranstaltung 21.11.14 & 05.12.14
DSM-IV-TR Kriterien für Bulimia nervosa
(307.51) II
• 
Essanfälle und unangemessene Kompensationsverhalten treten
mindestens zweimal pro Woche über einen Zeitraum von
mindestens 3 Monaten auf
• 
Figur und Körpergewicht haben übermässigen Einfluss auf
Selbstbewertung
• 
Die Störung tritt nicht ausschliesslich im Verlauf einer Anorexie
auf
Folie 24
DIPS Seminar HS_2014 Blockveranstaltung 21.11.14 & 05.12.14
Bulimia Nervosa:
Purging versus Non-Purging-Typus
} 
Purging-Typus:
} 
} 
Regelmässig selbstinduziertes Erbrechen oder Missbrauch
von Laxantien, Diuretika oder Klistieren
Nicht-Purging-Typus:
} 
Andere unangemessene Kompensations-massnahmen wie
Fasten, übermässige körperliche Betätigung
Folie 25
DIPS Seminar HS_2014 Blockveranstaltung 21.11.14 & 05.12.14
Differentialdiagnostische Überlegungen
Das bulimische Verhalten kann nicht besser erklärt werden
durch:
} 
Anorexia Nervosa Binge-Eating/Purging-Typus
} 
Binge Eating Disorder (BED)
Folie 26
DIPS Seminar HS_2014 Blockveranstaltung 21.11.14 & 05.12.14
Forschungskriterien der Binge Eating Disorder
(BED) I
Im DMS- IV-TR erst als Forschungskriterien
klassifiziert, in DSM-5 als eigenständige Diagnose:
• 
Wiederholte Episoden von Essanfällen
• 
Essen einer Nahrungsmenge in abgegrenztem Zeitraum, die
definitiv grösser ist als die meisten Menschen in diesem
Zeitraum unter ähnlichen Umständen essen würden
• 
Gefühl des Kontrollverlustes
Folie 27
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Forschungskriterien der Binge Eating Disorder
(BED) II
• 
Mindestens drei der folgenden Symptome:
• 
Wesentlich schneller essen als normal
• 
Essen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl
• 
Essen grosser Nahrungsmengen, auch wenn kein Hunger
• 
Alleine essen aus Verlegenheit über die Menge, die man isst
• 
Ekelgefühl gegenüber sich selbst, Deprimiertheit, Schuldgefühle
nach übermässigem Essen
Folie 28
DIPS Seminar HS_2014 Blockveranstaltung 21.11.14 & 05.12.14
Forschungskriterien der Binge Eating Disorder
(BED) III
• 
Deutliches Leiden
• 
Durchschnittlich mindestens 2 Tage/Woche über 6
Monate
• 
Kein regelmässiger Einsatz unangemessener
kompensatorischer Massnahmen
und Essanfälle treten nicht im Rahmen einer Anorexia
Nervosa oder Bulimia Nervosa auf
Folie 29
DIPS Seminar HS_2014 Blockveranstaltung 21.11.14 & 05.12.14
DSM-IV-TR Kriterien für nicht näher bezeichnete
Essstörung (307.50) I
Verschiedene Kategorien der Einteilung:
• 
Alle Kriterien für die Anorexie sind erfüllt mit Ausnahme der
Amenorrhoe.
• 
Alle Kriterien für die Anorexie sind erfüllt, nur das Körpergewicht liegt
trotz erheblichem Gewichtsverlust noch im Normalbereich.
• 
Alle Kriterien für eine Bulimie sind erfüllt, jedoch sind die Essattacken
und das unangemessene Kompensationsverhalten weniger häufig als
zweimal pro Woche für eine Dauer von weniger als 3 Monate hinweg.
Folie 30
DIPS Seminar HS_2014 Blockveranstaltung 21.11.14 & 05.12.14
DSM-IV-TR Kriterien für nicht näher bezeichnete
Essstörung (307.50) II
• 
Die regelmässige Anwendung unangemessener, einer
Gewichtszunahme gegensteuernder Massnahmen durch
eine normalgewichtige Person nach dem Verzehr kleiner
Nahrungsmengen (z.B. selbstinduziertes Erbrechen nach
dem Verzehr von zwei Keksen).
• 
Wiederholtes kauen und ausspucken grosser
Nahrungsmengen, ohne sie herunterzuschlucken.
Folie 31
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