Eine Samariterin hilft einer Asthmapatientin beim Inhalieren. Das Material für die hier angewandte Feuchtinhalation wurde vom Rettungsdienst zur Verfügung gestellt. (Nachgestellte Szene. Bild: Florian Marti) Eine wichtige Krankheit richtig erkennen und behandeln Asthma bronchiale Asthma bronchiale, im Volksmund vereinfachend «Asthma» genannt, ist charakterisiert durch wiederkehrende Atemnot. Obwohl die meisten Patienten ihre Krankheit mit einer einfachen Therapie gut im Griff haben, kann die Samariterin oder der Samariter immer wieder mit einem Asthma-Notfall konfrontiert werden. Auch wenn die Atemnot meist nur leicht ausgeprägt ist, können mitunter lebensbedrohliche Situationen auftreten. Richtig Reagieren kann dann lebensrettend sein. Text: Florian Marti Asthma bronchiale ist definiert als eine chronische Entzündung der Atemwege («Bronchien») mit anfallsweiser Atemnot aufgrund einer Verengung dieser Atemwege. Die Verengung bildet sich spontan oder durch eine entsprechende Behandlung wieder zurück. Ausserhalb eines Anfalles sind die Patienten beschwerdefrei. Etwa fünf Prozent der Erwachsenen und zehn Prozent der Kinder leiden am Asthma. Ursachen und Auslöser Die Asthma-bronchiale-Erkrankung läuft zweistufig ab. Äussere Faktoren sowie eine genetische Veranlagung verursachen eine chronische Entzündung in der Lunge. Eine Empfindlichkeit und Übererregbarkeit der Bronchien ist die Folge. Liegt nun bei einem Patienten eine Übererregbarkeit vor, können in einem zweiten Schritt verschiedenste Reize einen Asthmaanfall provozieren (siehe Tabelle). Die Bronchien reagieren dann, unabhängig vom samariter 6-7/14 Reiz, immer gleich: Sie ziehen sich zusammen, die Schleimhaut schwillt an und produziert übermässig Schleim. Bei diesen Reaktionen setzt die Therapie an. Symptome Die Symptome können von leicht bis lebensbedrohlich alle Ausmasse annehmen. So kann sich Asthma bloss als wiederkehrende Hustenanfälle – insbesondere bei Kindern – oder als allgemeine Leistungsschwäche bei Anstrengung äussern, was primär nicht an Asthma denken lässt. Auch eine Kurzatmigkeit bei Anstrengung, die spontan wieder verschwindet, wird oft nicht als Asthma erkannt. Einfacher zu erkennen sind dagegen die typischen Symptome: Anfallsweise auftretende Atemnot mit Mühe, die Luft auszuatmen. Beim Ausatmen ist möglicherweise ein pfeifendes Geräusch zu hören. Die Zeit, bis die Luft ausgeatmet ist, ist verlängert. Der Atemstoss ist schwach. Eine Kerze kann kaum mehr ausgepustet werden. Auch Husten mit Auswurf von Schleim kann vorkommen. Begleitend kann eine angestrengte Atmung mit Faktoren Stoffe, die eine Allergie auslösen können Z. B. Katzenhaare, Pollen, Mehlstaub Chemische Reizstoffe in der Luft inklusive Zigarettenrauch Zigarettenrauch ist bei Kindern ein bedeutender Risikofaktor für Asthma Infektionen der Atemwege Meist gewöhnliche Erkältungen Medikamente Z. B. Aspirin® und nichtsteroidale Antirheumatika wie beispielsweise Voltaren®, Ponstan® Anstrengung Kalte Luft Emotionale Belastung Mögliche Ursachen für Asthmaanfälle. aus Tabletten gegen Allergien («Antihistaminika»), Kortison-Tabletten und eventuell einem EpiPen®. Der EpiPen® ist eine Spritze mit Adrenalin, die sich der Patient im Notfall in einen Muskel spritzen muss. Andere Ursachen für Atemnot Nicht jede Atemnot ist durch ein Asthma bronchiale, das heisst durch eine Verengung der Luftwege, verursacht. Es gibt weitere Erkrankungen, deren Symptome vom Therapie Asthma teilweise nur schwer zu unterscheiden sind. Begegnet die Samariterin oder der Samariter beim Posten- Eine Angst-/Panikstörung (früher «Hyperventilationsdienst einem Patienten mit einem Asthmaanfall, ist es syndrom» genannt) mit schneller Atmung präsentiert sich wichtig, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen und den ähnlich. Auch ein Fremdkörper kann gerade bei einem Patienten zu beruhigen. Bei Atemnot sind weitere An- Kind aspiriert, also in die Lunge eingeatmet worden sein strengungen seitens des Patienten zu vermeiden. Grund- und ähnliche Beschwerden verursachen. Ebenso können sätzlich kann und soll bei Atemnot Sauerstoff verabreicht eine Lungenembolie oder eine Herzschwäche Atemnot werden, sofern die Möglichkeit dazu besteht. Die einge- verursachen. Sauerstoff ist auch hier angezeigt. setzten Medikamente beim Asthmaanfall sind schnellEine dem Asthma ähnliche Krankheit ist die sogewirksame Substanzen, die eingeatmet («inhaliert») wer- nannte chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD). den und die verengten Bronchien erweitern. Am be­ - Hier ist die Verengung der Bronchien oft nicht oder kanntesten dürfte Ventolin® sein. Ein bekannter Asthma- nur teilweise mit Medikamenten aufzuheben. Bei diesen tiker hat möglicherweise seinen Notfall-Spray dabei und Patienten ist aufgrund der mitunter jahrelangen Atemsoll entsprechend den Instruktionen, die er von seinem störung die Atemregulation gestört. Eine Sauerstoffgabe Arzt erhalten hat, inhalieren. In der Regel werden zwei, muss hier vorsichtig erfolgen (mit 2L/min beginnen). Der bei schweren Symptomen oder ausbleibender Bes­serung Patient muss dabei überwacht werden. Bei eintretender bis vier Hübe inhaliert. Dies kann nach 10 bis 15 Minuten Bewusstseinstrübung muss die Sauerstoffgabe reduziert wiederholt werden. Auch wenn Medikamente zur Inhala- werden. Trotz angebrachter Vorsicht darf auch diesen tion wie Ventolin® rezeptpflichtig sind, kann es angezeigt Patienten der Sauerstoff bei akuter Atemnot nicht vorentsein, diese auf einem Samariterposten vorrätig zu haben halten werden. Betroffene wissen in aller Regel von ihrer und im Notfall beispielsweise nach Rücksprache mit dem Krankheit und können darauf hinweisen. Hausarzt des Patienten, dem regionalen ärztlichen Notfalldienst oder der Notfallstation des nächsten Spitals Literatur: Innere Medizin, Gerd Herold, 2007 verabreicht werden. Eine ärztliche Abklärung muss beim bekannten Asthmatiker nicht zwingend erfolgen, wenn die Beschwerden mit seiner Notfalltherapie abklingen. Bei häufigen AsthMerke maepisoden muss jedoch eine Dauertherapie erwogen • Die Gabe von Sauerstoff ist bei Atemnot immer oder diese, falls schon bestehend, ausgebaut werden, um erlaubt. die entzündlichen Vorgänge in der Lunge ausreichend zu • Die Therapie des Asthma-Anfalles besteht aus unterdrücken. Ein erstmaliges Ereignis muss abgeklärt schnellwirksamen Medikamenten, zum Beispiel werden, am besten beim Hausarzt. Eine konsequente Ventolin®. Therapie des Asthmas begünstigt den Verlauf, und zwar • Bei schwerer oder langandauernder Atemnot auch dann, wenn der Patient im Alltag nicht eingeist der Rettungsdienst zu verständigen. Er hat schränkt und der Leidensdruck nicht gross ist. Medikamente für eine weiterführende Therapie Bei schweren Symptomen ist selbstverständlich die zur Verfügung. Ambulanz frühzeitig zu alarmieren. Der Rettungsdienst • Je nach Häufigkeit und Ausprägung der Anfalls­ hat eine weitere Palette an wirksamen Medikamenten episoden muss auch im beschwerdefreien Interzur Verfügung. wall eine Therapie gemacht werden (in der Regel Einige Menschen mit einer bekannten schweren AllerInhalation von langwirksamen Medikamenten). gie haben gelegentlich ein Notfallset dabei, bestehend Wissen erhöhter Atemfrequenz (oft >30 Atemzüge pro Minute) mit Unruhe und Erstickungsangst auftreten. Ein schneller Puls ist eine mögliche Folge. Bei sehr schwerem Asthma kann eine Bewusstseinstrübung eintreten oder aufgrund des Sauerstoffmangels eine Blauverfärbung der Lippen («Zyanose») sichtbar werden. Typisch für einen Asthmaanfall ist ebenfalls das rasche Bessern der Symptome auf entsprechende Medikamente. 21 samariter 6-7/14