Ausgabe vom Donnerstag, 13. Mai 2004 Kann man im Alter noch zum Asthmatiker werden? Ist es tatsächlich möglich, dass man im Alter von 55 Jahren noch zum Asthmatiker wird, obwohl man bis dahin keinerlei solche Beschwerden hatte? H. G. IN G. Dr. med. Werner Karrer, Chefarzt Luzerner Höhenklinik, Montana: Asthma ist im Alter seltener, aber nicht ausgeschlossen. Das Asthma ist eine sehr häufige Krankheit. Es kommt in der Schweiz bei über 7 Prozent der Bevölkerung vor und zeigt sich in ganz unterschiedlichen Formen. Es gibt Asthmatiker, die haben nur geringe Beschwerden während der Pollensaison, andere haben ein dauerndes schweres Asthma und sind lebenslang auf Medikamente angewiesen. Eine Krankheit der Bronchien Das Asthma ist eine Krankheit der Bronchien, also der Luftwege in den Lungen. Es wird meist verursacht durch Einatmen von Allergenen. Allergene sind natürliche Stoffe, auf die der Körper, wenn er mit ihnen in Kontakt kommt, übermässig stark reagiert (Allergie). Beim Asthma stehen Blütenpollen und Tierhaare, hauptsächlich Katzenhaare, im Vordergrund. Es ist aber bekannt, dass auch Luftschadstoffe, wie sie an verkehrsreichen Strassen auftreten, und Gifte am Arbeitsplatz und im Haushalt die Entstehung eines Asthmas begünstigen können. Das eingeatmete Allergen verursacht in den Bronchien eine Entzündung und Schwellung der Schleimhaut. Ein ähnlicher Mechanismus spielt sich in der Nase ab bei Heuschnupfen. Beim Asthma tritt allerdings noch ein zweiter Mechanismus hinzu, nämlich die Verkrampfung der Muskulatur der Bronchien, welche zusätzlich zu einer Verengung der Luftwege führt. Das Hauptsymptom des Asthmas ist somit die Luftnot und die pfeifende Atmung. Das altersabhängige Asthma Am häufigsten tritt das Asthma bereits in der Kindheit oder in der Pubertät auf. Im Vordergrund stehen hier als Ursache Blütenpollen und Tierhaare, aber bei Kleinkindern oft auch das Rauchen der Eltern. Da Allergene uns während des ganzen Lebens begleiten und auch immer wieder neue Allergene auftreten können, ist es möglich, irgendeinmal im Leben Asthmatiker zu werden. Voraussetzung für das Entstehen eines Asthmas ist auch eine Veranlagung, die sich in einer Überempfindlichkeit der Bronchialschleimhaut äussert. Somit ist es möglich, dass man während Jahrzehnten keinerlei Beschwerden hatte und dann beim Auftreten eines neuen Allergens oder einer Veränderung der Umwelt plötzlich zum Asthmatiker wird. Abklärung, Behandlung, Verlauf Ich nehme natürlich an, dass Sie Nichtraucherin sind. Bei einer Veranlagung zu einem Asthma ist Rauchen doppelt schädlich. Besonders beim Asthma, das erst in einem mittleren oder hohen Alter auftritt, ist eine genaue Abklärung angezeigt. Es müssen andere Krankheiten wie Herzkrankheiten oder chronische Bronchitis ausgeschlossen werden. Die Behandlung des Asthmas ist dann relativ einfach und beschränkt sich meistens auf regelmässige Inhalationen mit bronchialerweiternden und entzündungshemmenden Medikamenten. Voraussetzung ist allerdings, dass man bekannte Allergene meidet. Dadurch können oft die Symptome des Asthmas wieder vollständig verschwinden. Es gibt ganz unterschiedliche Verläufe beim Asthma. Oft verlieren Kinder ihr Asthma während der Pubertät. Bei anderen treten die asthmatischen Symptome erst im Jugendalter auf und bleiben ein Leben lang bestehen. Wiederum andere haben erst im höheren Alter asthmatische Symptome, die unter Vermeidung der auslösenden Substanzen und einer korrekten Behandlung dann auch wieder gebessert werden können.