Asthma bronchiale – Leitliniengerechte Therapie 2006 Gunther Wiest, Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Erlangen Das Ziel der Asthmatherapie ist die bestmögliche Asthma-Kontrolle durch Reduktion der Entzündung. Einzelne Ziele dieser Therapie sind u.a.: Kein Auftreten von Exacerbationen, Vermeiden von Notfallbehandlungen und Hospitalisierungen, Symptomfreiheit (hinsichtlich Husten, Dyspnoe, Schlafstörungen, Leistungsfähigkeit), Verbesserung der Lebensqualität, Normalisierung der Lungenfunktion und der Spitzenflußmessungen in Kombination mit einer Reduktion der bronchialen Hyperreagibilität, Reduktion der Asthma-assoziierten Sterblichkeit, Vermeidung krankheitsbedingter Beeinträchtigungen in physischer und psychischer Hinsicht und uneingeschränkte körperliche und soziale Aktivität, z.B. Beruf oder Schule im Alltag. Die Asthmatherapie zum Erreichen dieser Ziele sollte so durchgeführt werden, dass keine oder zumindest möglichst wenig Nebenwirkungen auftreten. Werden diese Therapieziele erreicht, so bedeutet dies unter klinischen Gesichtspunkten einen beschwerdefreien Patienten mit normaler Lungenfunktion ohne Notwendigkeit einer zusätzlichen Bedarfsmedikation. Da in der Folge auf die medikamentöse Asthmatherapie eingegangen wird, sei klargestellt, dass Maßnahmen zur Prävention, Patientenschulung, körperlichen Training, Raucherentwöhnung, Gewichtsregulierung und Rehabilitation wichtige Komponenten eines erfolgreichen Asthma-Managements sind. Prinzip der medikamentösen Therapie ist es so wenig Medikation, wie zur bestmöglichen Behandlung notwendig, zu verwenden. Wenn möglich sollte eine inhalative einer systemischen Therapie bevorzugt werden. Die Pharmakotherapie berücksichtigt dabei die variable Ausprägung der Erkrankung dergestalt, dass die Behandlung in regelmäßigen Abständen überprüft und der dann vorliegenden Situation angepasst wird. Nach Leitlinien erfolgt eine nach Schweregrad und Symptomen adaptierte Stufentherapie. In der Folge wird die Empfehlung der aktuellen “Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma“ der Deutschen Atemwegsliga und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (Pneumologie 2006; 60: 139-183) wiedergegeben. Bei Patienten mit ausschließlich intermittierendem Asthma (Lungenfunktion normal, Peak flow Variabilität nicht erhöht, nächtliche Beschwerden ≤ 2 x / Monat, Symptome am Tag < 1 x / Woche) ist eine ausschließlich symptomorientierte Behandlung mit kurzwirksamen ß2Sympathomimetika ausreichend. Ab Vorliegen eines geringgradig persistierenden Asthmas ist eine Langzeittherapie mit einem entzündungshemmenden Präparat notwendig. Mittel erster Wahl für alle Schweregrade des persistierenden Asthmas sind hierbei inhalative Steroide (ICS). Bei der ICS-Behandlung sollte bedacht werden, dass die Beziehung zwischen ICS-Dosis und Wirkung auf die meisten Parameter der Asthma Kontrolle flach ist und daher meist geringe ICS-Dosen in der Monotherapie ausreichend sind. Bei nicht ausreichender Kontrolle ab einer mittlere Dosis ICS sollte keine weitere Dosiseskalation sondern zunächst eine Kombinationsbehandlung mit langwirksamen ß2-Sympathomimetika (LABA) verwendet werden. Besteht die Indikation für eine Kombinationsbehandlung aus ICS und LABA sind feste Kombinationspräparate zu bevorzugen, da sie nicht nur einfach zu handhaben sind, sondern auch die Patientencompliance verbessern. Ab Vorliegen eines mittelgradig persistierenden Asthma können Leukotrienantagonisten, ggf. auch retardiertes Theophyllin und retardierte orale ß2-Sympathomimetika ergänzend zu oder statt LABA eingesetzt werden. Patienten mit schwergradig persistierendem Asthma (schwer eingeschränkte Lungenfunktion, hohe Spitzenfluß-Variabilität, Dauersymptome, häufig nächtliche Beschwerden) können oft nicht dauerhaft vollständig kontrolliert werden. Als Behandlung erster Wahl gelten ICS in hoher Dosis in Ergänzung zu den bereits etablierten Maßnahmen des mittelgradig persistierenden Asthmas. Zusätzlich kann bei allergischem Asthma eine Therapie mit dem IGE-Antikörper Omalizumab indiziert sein. Dies hängt dann vom Nachweis einer Sensibilisierung mit einem ganzjährigen Aeroallergen, der Lungenfunktion und dem IGESpiegel in Verbindung mit dem Körpergewicht ab. Ist damit kein ausreichender Therapieerfolg zu erzielen, können intermittierend oder dauerhaft orale Glucocorticoide eingesetzt werden. PD Dr. Gunther H. Wiest Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Erlangen Direktor: Prof. Dr. E.G. Hahn Ulmenweg 18 91054 Erlangen