Freiherr-vom-Stein Schule Biologie Herr Siebert Jahresarbeit Oktober 2009 – April 2010 Günsterode à Herkunft àWirkungsweise àMedizinische Nutzung Merle Sievertsen Inhaltsverzeichnis Seite 1. Inhaltsverzeichnis.....................................................................................2 2. Fachwortverzeichnis...........................................................................3 - 4 3. Vorwort 3.1 Warum habe ich dieses Thema gewählt? .....................................................5 4. Herkunft 4.1 Wann, wie und wo wurde das Pfeilgift Curare entdeckt und genutzt? ........6 4.2 Wie wurde es früher hergestellt? ..................................................................7 4.3 Heutige Herstellung ......................................................................................8 4.4 Arten von Curare ..........................................................................................9 5. Wirkungsweise 5.1 Nervensystem 5.1.1 Zentrales Nervensystem – peripheres Nervensystem ...............................10 5.1.2 Willkürliches Nervensystem – Vegetatives Nervensystem ......................11 5.1.3 Nervengewebe ...................................................................................12 - 13 5.1.4 Die verschiedenen Potenziale eines Neurons ....................................14 - 15 5.1.5 Fortleitung von Impulsen innerhalb eines Neurons und zwischen Neuronen ...........................................................................................16 - 17 5.1.6 Neurotransmitter 5.1.6.1 Neurotransmitter allgemein ..................................................................18 5.1.6.2 Acetylcholin und Acetylcholinesterase ................................................18 5.2 Wirkung 5.2.1 Wie wirkt das Pfeilgift Curare? ........................................................19 - 20 5.2.2 Welche Symptome sind sichtbar? ............................................................20 5.2.3 Was passiert bei welcher Dosierung? ......................................................21 5.2.4 Wie wird es wieder abgebaut? .................................................................21 6. Medizinische Nutzung 6.1 Wie wird das Pfeilgift Curare verabreicht? ...............................................22 6.2 Warum, wann und wo wird es eingesetzt? .........................................22 - 23 6.3 Welche Nebenwirkungen kann es geben? .................................................24 7. Nachwort 7.1 Fazit ...................................................................................................25 - 26 8. Literaturverzeichnis ......................................................................................27 9. Anhang ..........................................................................................................28 -2- 2. Fachwortverzeichnis Adsorption - Anhaften einer Substanz an einer Oberfläche afferent - zuführend Aktionspotenzial - Zustand, in dem eine Nervenzelle „arbeitet“ Antagonist - Gegenspieler, dessen Wirkung der eines anderen entgegengesetzt ist Axon - langer Fortsatz einer Nervenzelle Axonhügel - angeordnet wie ein Dendrit, jedoch entspringt hier das Axon Dendriten - kurze Fortsätze einer Nervenzelle depolarisieren - abschwächen Depolarisation - Abschwächen des Ruhepotenzials einer Nervenzelle diffundieren - eindringen, verschmelzen Diffusion - Streben nach Konzentrationsausgleich Diffusionskräfte - Kräfte, die nach Konzentrationsausgleich streben efferent - wegführend Generatorpotenzial - Zustand, in dem eine Nervenzelle zwar Impulse empfängt, aber nicht genug, um zu reagieren hyperpolarisieren - verstärken Hyperpolarisation - Zelle ist noch negativer als im Ruhezustand geladen Ion - positiv oder negativ geladene Teilchen kontinuierliche Erregungsausbreitung - bestimmte Weiterleitung von Impulsen innerhalb einer Zelle motorische Endplatte - Verbindung zwischen Axon und einer Muskelzelle Neurit - siehe „Axon“ Neuroglia - Gewebe, welches die Nervenzellen umgibt und schützt Neuron - Nervenzelle Neurotransmitter - Botenstoff - der letzte Teil einer Nervenzelle, die die kleinen Bläschen mit präsynaptische Endknöpfe den Botenstoffen besitzen peripher - am Rande befindlich permeabel . durchlässig präsynaptisch - vor der nächsten Zelle befindlich -3- postsynaptisch - nach er letzten Zelle befindlich Repolarisation - Wiederherstellung des Ruhepotenzials einer Nervenzelle Rezeptor - Empfänger, an den sich die Botenstoffe setzen Ruhepotenzial - Zustand einer Nervenzelle, die gerade keine Impulse empfängt Synapse - Verbindungspunkt zwischen Nervenzellen synaptische Vesikel - kleine Bläschen (die Botenstoffe enthalten) synaptischer Spalt - Spalt zwischen zwei Nervenzellen vegetativ - autonom, selbstständig Zellmembran - „Haut“ einer Körperzelle ZNS - zentrales Nervensystem -4- 3. Vorwort 3.1. Warum habe ich dieses Thema gewählt? Ich schreibe meine Jahresarbeit im Fach Biologie über das Thema „Pfeilgift Curare“, da Biologie mein Leistungskurs ist und ich mich schon immer für die Funktionsweisen des menschlichen Körpers interessiert habe und hierbei nun einiges über das komplexe Nervensystem erfahre. Außerdem finde es ich es sehr interessant, wie man das Nervensystem beeinflussen kann, wie z.B. mit dem Pfeilgift Curare. Es interessiert mich, wie genau das Nervensystem funktioniert und was durch das Pfeilgift Curare mit dem Körper geschieht. Deshalb ist das auch das Hauptthema dieser Hausarbeit: Die Funktion des Nervensystem und die Wirkung des Pfeilgiftes auf das Nervensystem. Weiterhin möchte ich erfahren, warum man daran sterben kann und wie es dann trotzdem in der Medizin zur Anwendung kommt, was man dabei alles beachten muss, dass man einem Menschen nicht schadet, wenn man dieses eigentliche Nervengift verabreicht. Dann interessiert mich auch noch, wie das Gift wieder abgebaut wird bzw. die Narkose, die dadurch erreicht wird, wieder nachlässt. Als erstes jedoch möchte ich herausfinden, wo dieses Pfeilgift eigentlich entdeckt wurde und wie es sich zu einem medizinischen Nutzen entwickelt hat. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass ich alles gut verständlich erklären kann. Anmerkung: Alle kursiv- fett gedruckten Worte werden im Fachwortverzeichnis auf den Seiten 3 und 4 erklärt. -5- 4. Herkunft 4.1 Wann, wie und wo wurde das Pfeilgift Curare entdeckt und genutzt? Von der westlichen Welt wurde das Pfeilgift schon zu Zeiten von Christoph Columbus entdeckt, als er 1492 das „neue Land“ Amerika entdeckte und Mitglieder seiner Besatzung von einem scheinbar harmlosen Pfeil getroffen wurden und daran starben. Denn die Indios aus Südamerika benutzten diese Pfeile mit einer braunen Masse, dem Pfeilgift Curare, an der Spitze, um zu jagen und sich vor Eindringlingen, auch europäischen Besatzungstruppen, zu schützen. Daher kommt dieses Nervengift auch zu seinem Namen „Pfeilgift“, da es von den Indianern mit Pfeilen verschossen wurde. Natürlich hatten sie diese Waffen nicht nur um sich vor menschlichen Eindringlingen zu schützen, sondern auch um ihre eigene Nahrung in Form von Beute zu erlegen. Es gab verschiedene Tiere, die die Indianer verspeisten. Dazu gehörten kleines Wild und großes Wild, z.B. Jaguar und Tapir, aber auch kleinere Tiere wie Vögel und Fische. Für jede dieser Tierarten brauchten sie eine bestimmte Art von Pfeil, denn mit einem so großen Pfeil mit lanzenförmiger Spitze, wie man es zum Erlegen eines Jaguars braucht, kann man keinen Vogel erlegen und danach verspeisen. Also bauten sie damals für die Jagd von Vögeln ein Pfeil mit stumpfer Spitze, denn er sollte ja nicht in den Ästen hängen bleiben. Um Fische zu fangen, hatten sie einen Pfeil mit einer in drei bis fünf Teile gefiederter Spitze. Für die Fischund Vogeljagd jedoch benötigte man noch nicht das Pfeilgift Curare. Nur für die Erlegung von Wild tauchten sie die aus Bambus bestehende Spitze in das Pfeilgift Curare ein und schossen diese auf die Tiere. Durch das Pfeilgift allein verendeten diese Tiere jedoch nicht, daher benutzten sie für die Erlegung solcher großen Tiere diese lanzenförmigen Spitzen, da durch diese eine starke Blutung entsteht und somit dann das Tier verblutet und zum Verzehr geeignet ist. Damals war die genaue Wirkung des Pfeilgiftes Curare noch nicht erforscht, man wusste eben nur, dass diese tödlich wirkt. Erforscht wurde das Pfeilgift erst Jahrhunderte später von vielen verschiedenen Forschern. 1 2 1 2 http://de.wikipedia.org/wiki/ Curare ; 27.03.2010 www.regenwa ld menschen.de/deutsch/download/curare.pdf ; 07.04.2010 -6- 4.2 Wie wurde es früher hergestellt? Das Pfeilgift Curare wurde aus dem Saft der Stammrinde von Strychnosarten oder auch Mondsamengewächsen hergestellt, außerdem noch aus den Sekreten verschiedener Froscharten. Die Strychnosarten, das sind Brechnüsse, gehören zur Familie der Loganiaceen und wachsen z.B. in Hinterindien, in Kongo, im Malayischen Archipel, in Gebieten des Amazonas und des Orinoko. Es gibt sehr viele Arten von Brechnüssen, wobei einige von ihnen hochgiftig sind. Man sollte wissen, dass die Brechnüsse keine Nüsse, sondern Beeren sind. Und das Fruchtfleisch dieser Beeren ist saftig und sehr gut schmeckend, aber jedoch hochgiftig. Es wird von den dortigen Einwohnern auch in kleinen Mengen verzehrt. Doch eigentlich ist es für medizinische Zwecke zu verwenden. 3 Um die „braune Masse“, die die Indianer an die Spitze ihrer Pfeile geschmiert haben, herzustellen, wurden damals die Pflanzen der Strychnosarten (Brechnüsse), z.B. Lianen mit apfelartigen Früchten, tagelang gekocht, solange, bis die Flüssigkeit so eingedickt war, dass man sie zum Bestreichen der Pfeile nutzen konnte. Bei der damaligen Herstellungsmethode starben die Menschen daran, da das Gift auch über die Lunge ins Blut gelangen und ihre Wirkung, die in 5.2.1 beschrieben ist, entfalten kann. 4 3 4 5 5 http://de.wikipedia.org/wiki/ Brechnüs se ; 27.03.2010 übernommen : http://www.bronberg.co.za/Images/Plant_pics/Strychnos_pungens_8388.jpg ; 27.03.2010 übernommen : http://wolf.mind.net/s wsbm/Images/New10-2003/ Strychnos_nux-vomica-4.jpg ; 27.03.2010 -7- 4.3 Heutige Herstellung Im Gegensatz zu früher, wo Curare biologisch hergestellt wurde, wird es heute nur noch synthetisch hergestellt. Gründe dafür sind, dass erstens die Nachfrage durch rein biologische Herstellung nicht zu decken ist und zweitens die Nebenwirkungen in der medizinischen Nutzung durch die chemische Herstellung stark reduziert worden sind. In den 60er Jahren hatte Curare dann seinen durchschlagenden Erfolg, da zuvor das Verfahren der Dünnschichtchromatographie entwickelt wurde. Bei einer Chromatographie können reine Substanzen aus einer Mischung isoliert werden. Das geschieht durch bestimmte Adsorption. Bei der Dünnschichtchromatographie wird die Mischung, aus der ein Reinstoff isoliert werden soll, auf eine Scheibe gegeben und die Analyselösung, die es isolieren soll, ebenfalls als eine Starlinie auf die Scheibe punktförmig aufgetupft. Diese Scheibe wird dann in eine Schale mit Lösungsmittel, welches nur den Boden bedeckt, gestellt. Nun wandert das Lösungsmittel nach oben und erreicht irgendwann die Startlinie, die aus der Analyselösung besteht. Ab da beginnt die Isolierung des Reinstoffes durch Auftrennung. 6 7 Gefäß mit Lösungsmittel 8 Scheibe mit Analys elösung, auf der das Lös ungsmittel nach oben gewandert ist 6 "Chromatographie." Microsoft® Encarta® 2006 [CD]. Micros oft Corporat ion, 2005 7 übernommen: http://www.chemgapedia.de/vsengine/media/vs c/de/ch/3/anc/croma/dc/prinzip/trennung1m70gr0101.jpg ; 04.04.2010 8 übernommen: http://www.lehrer-online.de/dyn/pics/666601-666647-1-9_farbs toffe_ergebnis350.jpg ; 04.04.2010 -8- 4.4 Arten von Curare Es gibt verschiedene Arten von Curare, die auch auf verschiedene Art und Weise hergestellt und auch für verschiedene Zwecke verwendet werden. Als erstes gibt es „Tubocurare“. Tubocurare wird grundsätzlich nur aus der Stammrinde von Pflanzen, hauptsächlich der Pflanze Chondrodendron tomentosum, hergestellt. Aus dieser Art von Curare hat sich das, später in der Medizin verwendete, Tubocurarin entwickelt, welches dann zur Muskelrelanxion bei chirurgischen Eingriffen benutzt wurde. „Tubo“ ist spanisch und bedeutet Röhre. Diese Art hat ihren Namen daher, dass sie in Bambusröhren aufbewahrt wird. Als nächstes gibt es „Calebassencurare“. Diese Art hat ihren Namen daher, dass sie in ausgehöhlten Kürbissen aufbewahrt wird und „calabaza“ bedeutet Kürbis. Diese wird hauptsächlich aus den Strychnosarten, also Brechnüssen, hergestellt und enthält somit Strychnosalkaloide. Diese verhalfen dazu, die Beute zu erlegen, indem sie bewegungsunfähig gemacht wurde. Als letzten gibt es Topfcurare. Der Name kommt daher, dass es in Tontöpfen aufbewahrt wird. Es wurde zum gleichen Zweck, wie das Calebassencurare benutzt, war aber eher typisch für eine bestimmte Gruppe von Indios. Hauptsächlich stellten die Indios des Gebietes beim Orinoko diese Art her. 9 10 11 „Chondrodendron tomentosum“ 9 http://de.wikipedia.org/wiki/ Curare ; 28.03.2010 10 übernommen: http://www.mobot.org/tours/medicina l_plants /images/curare.jpg ; 07.04.2010 11 übernommen: http://pharm1.pharmazie.uni-greifswald.de/allgemei/koehler/koeh-156.jpg ; 07.04.2010 -9- 5. Wirkungsweise 5.1. Nervensystem 5.1.1 Zentrales Nervensystem – peripheres Nervensystem Im Allgemeinen ist das Nervensystem zur Erfassung, Verarbeitung, Speicherung und Aussendung von Informationen zuständig. Dafür ist es in zwei Teile geteilt: Das zentrale Nervensystem (ZNS) und das periphere Nervensystem. Zum zentralen Nervensystem gehören die übergeordneten Zentren: Das Gehirn und das Rückenmark. Zum peripheren Nervensystem gehören alle anderen Nervenzellen und Nervenbahnen. 12 „Reize der Außenwelt erreichen über das periphere Nervensystem das ZNS. Nach der Verarbeitung und dem Entwurf einer sinnvollen Reakt ion im ZNS werden die notwendigen Muskeln und/oder inneren Organe für die Reizbeantwortung mit Hilfe des peripheren Nervens ystems erregt.“ 13 12 Buch: „Biologie Anatomie Physiologie“ von Nicole Menche, 5. überarbe itete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapitel: „Das Nervengewebe“, S. 147, „Zentrales und peripheres Nervens ystem“ 13 übernommen aus dem Buch „Bio logie Anatomie Physiologie“ von Nicole Menche, 5. überarbeitete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapite l: „Das Nervengewebe“, S. 148, Abb. 10.2 - 10 - 5.1.2 Willkürliches Nervensystem – Vegetatives Nervensystem Außerdem teilt man das gesamte Nervensystem noch in ein „willkürliches“ (somatisches) und ein „vegetatives“ (autonomes) Nervensystem auf. Das willkürliche Nervensystem steuert die Vorgänge, die man selber steuert, z.B. Bewegungen von Muskeln. Das vegetative Nervensystem können wir durch den Willen nicht beeinflussen, es steuert die inneren Organe und Vorgänge wie z.B. Stoffwechsel, Atmung und Kreislauf. 14 „Willkürliches und vegetatives Nervens ystem im Vergleich. Während über das willkürliche Nervensystem die Skelettmus kulatur gesteuert wird, beeinflusst das vegetative Nervensystem Herzmuskel, glatte Muskulatur und Drüsen.“ 15 14 Buch: „Biologie Anatomie Physiologie“ von Nicole Menche, 5. überarbe itete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapitel: „Das Nervengewebe“, S. 148, „Willkürliches und vegetatives Nervens ystem“ 15 übernommen aus dem Buch „Bio logie Anatomie Physiologie“ von Nicole Menche, 5. überarbeitete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapite l: „Das Nervengewebe“, S. 148, Abb. 10.3 - 11 - 5.1.3 Nervengewebe Das Nervengewebe ist das komplizierteste Gewebe des Menschen und die wichtigsten Zellen dieses Gewebes sind die Nervenzellen, in der Fachsprache „Neurone“. Von diesen Neuronen sind circa 100 Milliarden im Gehirn vorhanden, sie besitzen alle die gleichen Grundstrukturen und werden von den Genen gesteuert. Die Neurone sind für die Aufnahme von Informationen verantwortlich. Jedes Neuron besitzt viele kurze Fortsätze, Dendriten genannt, die durch die Zellmembran, mithilfe von Botenstoffen, elektrische Signale und Impulse der anderen Zellen aufnehmen und an den Zellkörper weiterleiten. Die Dendriten sind also afferente (zuführende) Fortsätze. Denn auch bei den Neuronen und Dendriten wird es in afferente und efferente (wegführende) Neuronen und Dendriten unterteilt. Die afferenten Neuronen z.B. leiten die Impulse vom peripheren Nervensystem zum ZNS und die efferenten leiten die Impulse vom ZNS zu den peripheren Zellen. Außerdem besitzt jedes Neuron nicht nur viele Dendriten, sondern auch noch einen fadenartigen Fortsatz, der Axon oder auch Neurit genannt wird. Diese beginnen am Axonhügel und verlaufen als dünner Arm weiter. Am Ende teilt er sich in viele Verzweigungen auf. Diese Enden nennt man Synapsen, die aus drei Teilen bestehen. (Beschreibung der einzelnen Teile siehe unter „Fortleitung von Impulsen innerhalb eines Neurons und zwischen Neuronen“.) Die Axone leiten die zugeführten elektrischen Signale und Impulse wieder in den Körper, z.B. zu Muskeln. Sie sind also efferente Fortsätze. Als nächstes bauen die Axone an den Synapsen Kontakt zu anderen Neuronen, Muskeln oder Drüsen auf. Die Synapsen sind also die Verbindungspunkte zwischen den einzelnen Neuronen. Außerdem haben alle Verzweigungen der Axone präsynaptische Endknöpfe. Diese Endknöpfe besitzen synaptische Vesikel, in denen Stoffe für die synaptische Übertragung enthalten sind. Diese Stoffe nennt man Neurotransmitter. 16 Da die Neuronen der Hauptteil des Nervengewebes sind, werden sie von einem Nervenhüllgewebe, der Neuroglia, unterstützt bzw. umhüllt. Dieses versorgt die Neuronen mit Nährstoffen und isoliert die Neuronen elektrisch. Außerdem schützt es vor Fremdstoffen. 16 Buch: „Biologie Anatomie Physiologie“ von Nicole Menche, 5. überarbe itete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapitel: „Das Nervengewebe“, S. 148-149, „10.2.1 Das Neuron“ - 12 - „Nervenzelle aus dem Rücken mark mit Zellkörper und A xon (...). Das A xon leitet Informat ionen vom Zellkörper weg. Außerdem sieht man viele bau mförmige verzweigte Dendriten (oben und rechts ), die mit anderen Nervenzellen Kontakts tellen bilden und Informat ionen zu m Zellkörper hinleiten.“ 17 „Aufbau eines Neurons. Die obere, hellblau unterlegte Bildhälfte stellt die „Eingangsseite“ eines Neurons dar, wo Informationen aufgenommen werden; die untere, grau unterlegte Bildhälfte die „Ausgangsseite“, die Informationen fortleitet – zu anderen Nerven-, Drüsen-, oder Muskelzellen. Die Pfeile geben die Richtung der Erregungsleitung von den Dendriten über den Zellkörper zu m A xon an.“ 18 17 übernommen aus dem Buch „Bio logie Anatomie Physiologie“ von Nicole Menche, 5. überarbeitete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapite l: „Die Gewebe des Körpers“, S. 66, Abb. 5.13 18 übernommen aus dem Buch „Bio logie Anatomie Physiologie“ von Nicole Menche, 5. überarbeitete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapite l: „Das Nervengewebe“, S. 149, Abb. 10.5 - 13 - 5.1.4 Die verschiedenen Potenziale eines Neurons Wie schon beschrieben sind die Neuronen für die Aufnahme, Verarbeitung und Weiterleitung von Informationen in Form von elektrischen Impulsen verantwortlich. Man unterscheidet bei den Neuronen also zwischen Ruhepotential, dem Generatorpotenzial und dem Aktionspotenzial. Während dem Ruhepotenzial, also wenn keine äußeren Reize zur Verarbeitung vorhanden sind, beträgt die Spannung an der Membran des Neurons circa -70mV, das heißt, das Zellinnere ist negativ geladen, während das Äußere der Zelle positiv geladen ist. Die negative Ladung kommt folgendermaßen zustande: Der Unterschied zwischen negativ und positiv kommt durch die ungleiche Ionenkonzentration zwischen Zellinnerem und Zelläußerem zustande. Dadurch entstehen dann Diffusionskräfte, da immer ein Bestreben nach Konzentrationsausgleich besteht. Das führt dazu, dass aus dem Zellinneren z.B. Kaliumionen, die positiv geladen sind, nach außen diffundieren und gleichzeitig versuchen auch positiv geladene Natriumionen nach innen zu diffundieren, doch in diesem Ruhezustand ist die Zellmembran zehn mal durchlässiger für Kaliumionen als für Natriumionen. Das führt nun also dazu, dass sich außerhalb der Zelle positive Ladungen (von Natrium) häufen und gleichzeitig entsteht im Innern ein Mangel an positiven Ladungen, also überwiegen die negativen. Und diese Ladung beträgt dann circa -70mV, man nennt sie das Ruhemembranpotenzial. 19 Wenn die Synapsen nun angeregt werden, ändert sich an dieser einen Empfängerzelle das Membranpotenzial (also die Ladung). Die Synapsen unterscheiden sich darin, dass die einen die Impulse depolarisieren und die anderen sie hyperpolarisieren. Das Membranpotenzial muss einen bestimmten Schwellenwert erreichen, um ein Aktionspotenzial auszulösen. Solange dieser bestimmte Spannungswert trotz eines Impulses und der Depolarisation nicht erreicht wird, befindet sich die Zelle im Generatorpotenzial. 20 19 20 - Buch: „Biologie Anatomie Physiologie“ von Nicole Menche, 5. überarbe itete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapite l: „Das Nervengewebe“, S. 151, „10.3.2 Das Ruhepotenzial“, „10.3.3 Das Generatorpotenzial“, S. 152, „10.3.2 Das Aktiospotenzial“ - 14 - Sobald der Spannungswert erreicht wird, nimmt die Durchlässigkeit von Natriumionen sofort zu und diese strömen in großer Zahl ins Zellinnere, weil es dort eben negativ geladen ist und ein Konzentrationsausgleich immer erwünscht ist. Doch es entsteht ein so großer Strom, dass dann das Zellinnere positiv geladen ist mit circa 30mV. Diesen Zustand nennt man dann Aktionspotenzial. Dieses Aktionspotential kann nun über die Axone an die anderen Zellen weitergeleitet werden. 21 Da dieser Zustand des Aktionspotenzials nur kurz erhalten bleiben soll, muss das Ruhepotenzial wieder einkehren. Diesen Vorgang nennt man Repolarisation und geschieht folgendermaßen: Wenn der Höhepunkt der Durchlässigkeit von Natriumionen erricht ist, beginnt die Durchlässigkeit schnell wieder abzunehmen. Somit können dann die positiven Natriumionen nicht mehr durch die Membran nach innen diffundieren, die positiven Kaliumionen können jedoch wieder nach außen diffundieren und das Ruhepotenzial von circa -70mV kehrt wieder ein, nachdem sogar eine kurzzeitige noch negativere Spannung (Hyperpolarisation) vorhanden war. 22 „Der Spannungsverlauf an der Zellmembran be i Ablauf eines Aktionspotenzials.“ 23 22 Buch: „Biologie Anatomie Physiologie“ von Nicole Menche, 5. überarbe itete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapitel: „Das Nervengewebe“, S. 152, „10.3.5 Die Repolarisation“ 23 übernommen aus dem Buch „Bio logie Anatomie Physiologie“ von Nicole Menche, 5. überarbeitete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapite l: „Das Nervengewebe“, S. 153, Abb. 10.9 - 15 - 5.1.5 Fortleitung von Impulsen innerhalb eines Neurons und zwischen Neuronen Nun müssen die elektrischen Impulse noch innerhalb eines Neurons und zwischen den einzelnen Neuronen weitergeleitet werden, damit das Signal auch im Gehirn (ZNS) bzw. in den Muskeln, Drüsen, ...(peripheren Nervensystem), je nachdem wo das Signal entstand, ankommt. Wie oben erklärt, hat ein Neuron, das sich im Aktionspotenzial befindet, eine positive Ladung (von circa +30mV) und ein Neuron, die sich noch im Ruhepotenzial befindet, eine negative Ladung (von circa -70mV). Das heißt, die Ladungen sind entgegengesetzt. Das führt dazu, dass positive Ionen in den negativen Bereich fließen, also vom Aktionspotenzial ins Ruhepotenzial. Somit werden dann die im Ruhepotenzial befindlichen Neurone erregt. Diese Erregung zieht sich dann durch das gesamte Axon hindurch. Diese Weiterleitung der Impulse innerhalb der Neurone nennt man kontinuierliche Erregungsausbreitung. Die Übertragung des Impulses zu anderen Neuronen geschieht an den Synapsen, wo das Axon des einen Neurons mit dem Dendriten des anderen Neurons verbunden ist. Um später die Wirkung von Curare zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, dass die Verbindung zwischen einem Axon und dem Dendriten einer Muskelzelle als motorische Endplatte bezeichnet wird. Die Synapse besteht, wie in 5.1.3 erwähnt, aus drei Teilen: Präsynaptisches Neuron, postsynaptische Zelle und synaptischer Spalt. Das präsynaptische Neuron hat am Ende ein häufig verzweigtes Axon, welches die synaptischen Vesikel mit den Neurotransmittern enthält. Die postsynaptische Zelle ist die Zelle danach, die die Rezeptoren für die Neurotransmitter besitzt. Der synaptische Spalt ist der Spalt zwischen den beiden Zellen, der mit einer Flüssigkeit, die sich Extrazellulärflüssigkeit nennt, gefüllt ist. Wenn nun also ein Impuls auf die letzte Verzweigung trifft, schütten die synaptischen Vesikel die Neurotransmitter aus, die sich dann sofort an die Rezeptoren des nächsten Neurons setzen. Dieses Ansetzen verändert die Leitfähigkeit der Membran dieses nächsten Neurons und ein neues Potenzial, postsynaptisches Potenzial genannt, entsteht. Somit wurde dann auch dieses Neuron erregt bzw. in ein Aktionspotenzial gebracht. Wobei das nur geschieht, wenn auch genügend Impulse vorhanden sind. Das heißt, entweder müssen viele Impulse hintereinander oder auf einmal ganz viele Impulse eintreffen. - 16 - Es gibt aber nicht nur diese erregenden, sondern auch die hemmenden Synapsen. Das bedeutet, dass ein Neurotransmitter diese Synapse nicht erregt, sondern das Ruhepotenzial verstärkt, es also noch negativ geladener wird. Dann kann diese Synpase, je nach Negativität, schwerer oder kaum noch erregt werden. 24 „Aufbau einer Synapse. Bei Erregung werden die in den synaptischen Bläschen gespeicherten Neurotransmitter in den synaptischen Spalt freigesetzt. Auf der pos tsynaptischen Membran befinden sich Rezeptoren, an die sich der Trans mitter anheftet.“ 25 24 Buch: „Biologie Anatomie Physiologie“ von Nicole Menche, 5. überarbe itete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapitel: „Das Nervengewebe“, S. 153, „10.3.7 Die Fortleitung von Nervensignalen“ und „ 10.4.1 Die Erregungsüberleitung an den Synapsen“ 25 übernommen aus dem Buch „Bio logie Anatomie Physiologie“ von Nicole Menche, 5. überarbeitete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapite l: „Das Nervengewebe“, S. 153, Abb. 10.10 - 17 - 5.1.6 Neurotransmitter 5.1.6.1 Neurotransmitter allgemein Auch bei den Neurotransmittern gibt es Unterschiede, ob sie erregend oder hemmend wirken. Sie sind für die Steuerung unseres Verhaltens und unserer Gemütslage verantwortlich und müssen in gleicher Menge vorhanden. Sind sie das nicht, kommt es zu neurologischen Störungen wie z.B. Depressionen, Parkinson oder Schizophrenie. 26 5.1.6.2 Acetylcholin und Acetylcholinesterase Um später die Wirkung des Pfeilgiftes Curare verstehen zu können, muss man erst die Funktionsweise des Neurotransmitters Acetylcholin und dessen dazugehörigen Enzym Acetylcholinesterase verstehen. Der Neurotransmitter Acetylcholin besteht aus dem Enzym Cholinacetylesterase, Essigsäure und Cholin und ist einer der wichtigsten Transmitter im vegetativen Nervensystem und außerdem noch für die Impulsübertragung zwischen Nervenzellen und Muskelzellen verantwortlich. Auch das Enzym Acetylcholinesterase befindet sich hauptsächlich in den Synapsen zwischen Neuronen und Muskelzellen. Wenn nun Acetylcholin durch einen Impuls aus den synaptischen Vesikeln in den synaptischen Spalt freigesetzt wird, dockt es sich an die Rezeptoren des postsynaptischen Neurons an und versetzt dieses also ins Aktionspotenzial. Nach diesem Vorgang kommt das Enzym Acetylcholinesterase zum Einsatz, denn die Rezeptoren müssen wieder freigegeben werden, da der Reiz bereits übertragen wurde. Das Enzym spaltet Acetylcholin wieder in Cholin und Essigsäure, indem das Enzym es aufnimmt, und es dann abbaut. Somit wird es wieder unwirksam. 27 26 Buch: „Biologie Anatomie Physiologie“ von Nicole Menche, 5. überarbe itete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapitel: „Das Nervengewebe“, S. 154-155, „10.4.2 Übersicht über die Neurotransmitter“ 27 http://www.uni-protokolle.de/ Lexikon/Acetylcholin.ht ml ; 02.04.2010 - 18 - 5.2 Wirkung 5.2.1 Wie wirkt das Pfeilgift Curare? Das Pfeilgift Curare ist ein Nervengift und wirkt nur auf das willkürliche Nervensystem, das heißt, es wirkt nur zwischen einem Neuron und einer Muskelzelle. Es lähmt also nicht das vegetative Nervensystem und auch nicht die Nervenstämme. Curare konkurriert nach Verabreichung mit Acetylcholin. Denn Curare ist ein kompetitiver Hemmstoff und wird auch als Antagonist bezeichnet. Das bedeutet, dass Curare die gleiche räumliche Struktur wie Acetylcholin hat, aber eine andere chemische. Zu verstehen ist das so, dass Curare sich zwar in das aktive Zentrum der Rezeptoren setzen kann, aber nicht umgesetzt wird. Somit ist Curare ein nicht- depolarisierender Hemmstoff, da er sich an die Rezeptoren setzt, aber keine Depolarisation auslöst. Solange die Konzentration dieses Hemmstoffes höher ist als die des eigentlichen Substrates, in diesem Fall Acetylcholin, können sich die Hemmstoffe ohne Probleme an die Rezeptoren setzen. Erst wenn die Substratkonzentration höher ist, können sich die Substrate wieder durchsetzen und eine Reaktion entstehen lassen. Somit besetzt das Pfeilgift Curare die Rezeptoren und verhindert eine Reaktion von Acetylcholin und dem Rezeptor, die das Neuron in ein Aktionspotenzial versetzen würde. Also auch wenn durch ein Impuls Acetylcholin von der präsynaptischen Nervenzelle freigesetzt wird, kommt es zu keiner Weiterleitung dieses Impulses, da die Rezeptoren belegt sind. Zusammengefasst verhindert das Pfeilgift Curare die Übertragung des Neurotransmitters Acetylcholin, der (wie unter 5.1.6.2 beschrieben) für die Übertragung von Impulsen vom efferenten Neuron auf den Muskel zuständig ist. 28 Nun möchte ich noch einen Satz zitieren, der in der Fachsprache die Wirkung von Curare beschreibt. Aufgrund meiner Erläuterungen über die Funktion des Nervensystems und meiner Erklärung, wie das Pfeilgift Curare wirkt, sollte auch dieser komplexe Satz für jedermann verständlich sein: 28 http://de.wikipedia.org/wiki/Muskelrelaxans ; 28.03.2010 - 19 - „Abkömmlinge des indianischen Pfeilgiftes Curare blockieren die Azetylcholinrezeptoren an der motorischen Endplatte und verhindern die Depolarisation der postsynaptischen Membran.“ 29 Eine Anmerkung zum damaligen Verzehr von erlegter Beute: Die Indianer haben früher durch ihre Pfeile mit dem Gift an der Spitze ihre Beute erlegt und diese danach verzehrt, obwohl die Beute nun das Gift im Körper hatte. Die Indianer haben dadurch keinen Schaden davongetragen, weil das Gift nur wirkt, wenn es in die Blutbahn gelangt. Wenn es aber nur in den Verdauungstrakt gerät, passiert rein gar nichts. Daher musste sich die Indianer nur sorgen machen, wenn sie z.B. eine Verletzung im Mundraum hatten. Dann hätte das Gift in die Blutbahn gelangen können und sie unter Umständen sogar getötet. 5.2.2 Welche Symptome sind sichtbar? Nach der Verabreichung von Curare, kommt es auch zu äußerlich sichtbaren Veränderungen beim Menschen. Da die Reizübertragung zu Muskeln stark eingeschränkt ist, kommt es nur noch zu leichten Zuckungen der Muskeln, die nach und nach immer mehr abschwächen. Am widerstandsfähigen ist die Atemmuskulatur, somit setzt diese zuletzt aus. Der Mensch, der Curare verabreicht bekommen hat, ist im Endeffekt einfach gelähmt. Weiterhin können alle nicht- depolarisierenden Hemmstoffe, also auch Curare, Histamin freisetzen. Histamin erweitert die Blutgefäße und macht gleichzeitig die Blutgefäßmembran permeabler. Es kann ein Histamin-Schock entstehen, der bis hin zur Ohnmacht führen kann oder allergische Reaktionen, wie z.B. Hausausschlag, treten durch die zu hohe Histaminfreisetzung auf. 29 30 31 32 übernommen aus dem Buch „Biologie Anatomie Physiologie“ von Nico le Menche, 5. überarbeitete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapitel: „Das Nervengewebe“, S. 155, blauer Kasten, Punkt 2 30 "Histamin" Microsoft® Encarta® 2006. Microsoft Corporation, 2005 "Schock” Microsoft® Encarta® 2006. Micros oft Corporation, 2005 32 http://www.henriettesherbal.com/eclectic/ madaus/curare.html ; 10.10.09 31 - 20 - 5.2.3 Was passiert bei welcher Dosierung? Größere Mengen, jedoch noch unterhalb der tödlichen Dosis, die bei 0,34 mg pro Kilo Körpergewicht liegt, an Curare können jedoch noch andere Folgen haben. Dazu gehören ein starker Blutdruckabfall und ein Abfall der Herzfrequenz, das mit gleichzeitig zu geringer Sauerstoffversorgung zum Herzstillstand führen kann, somit wäre auch das tödlich. Außerdem setzt der Stoffwechsel aus, jedoch geschieht das erst sehr spät und er erholt sich auch als erstes, wenn die Curarewirkung nachlässt. 5.2.4 Wie wird es wieder abgebaut? Es gibt zwei Möglichkeiten Curare wieder abzubauen. Entweder man gibt ein „Gegengift“, welches dann die Wirkung von Curare aufhebt oder es wird von allein vom Körper wieder abgebaut und dann über die Niere ausgeschieden. Neostigmin ist eines der Gegenmittel des Pfeilgiftes Curare. Allgemein ist es als Acetylcholinesterase- Hemmer bekannt, das heißt, wenn es nicht zum Entgegenwirken von Curare eingesetzt wird, konkurriert es, genau wie Curare es sonst tut, mit Acetylcholin. Somit bildet dann Neostigmin mit Acetylcholinesterase ein Komplex. Dieser Komplex wird langsamer gespalten, als es der Acetylcholin- Acetylcholinesterase- Komplex wird. Deshalb sammelt sich das dadurch freigesetzte Acetylcholin an den Rezeptoren des postsynaptischen Neurons und die Wirkung wird dadurch an diesen Rezeptoren verstärkt. Erst wenn sich das Neostigmin- Acetylcholin- Komplex wieder voneinander löst, kann die Acetylcholinesterase das Acetylcholin wieder aufspalten. Das Acetylcholin wirkt dann nicht mehr und alles läuft wieder wie gewohnt ab. 33 Wenn Neostigmin als Curareantagonist wirkt, funktioniert das genauso. Als erstes bildet Neostigmin ein Komplex mit Acetylcholinesterase. Nun wird so viel Acetylcholin freigesetzt, dass die Konzentration an Acetylcholin, also des Substrates, die Konzentration von Curare, also des kompetitiven Hemmers, übersteigt und somit kann sich das eigentliche Substrat wieder durchsetzen und eine Reaktion hervorrufen. Ausgeschieden wird Curare dann über die Niere. Das Neostigmin wird wiederum von der Acetylcholinesterase abgebaut. 33 http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Neostigmin ; 31.03.2010 - 21 - 6. Medizinische Nutzung 6.1 Wie wird das Pfeilgift Curare verabreicht? Das Pfeilgift Curare wird bei medizinischen Anwendungen immer intravenös verabreicht. Das bedeutet, Curare wird direkt in eine Vene gespritzt. Der Vorteil daran ist, dass das „Gift“ sofort wirkt und der Patient somit innerhalb kürzester Zeit in Narkose liegt. Ein weiterer Vorteil daran ist, dass die Wirkung kontrollierbar ist, da sofort sichtbar ist, was nach Verabreichung passiert. Das Gegenteil wäre bei der subkutanen Injektion der Fall. Bei dieser Methode wird das Gift in das unter der Haut liegende Fettgewebe gespritzt und verteilt sich nur sehr langsam im Körper. Somit wird die Wirkung unkontrollierbar und eine solche Aktion endet, je nach Dosis, mit höherer Wahrscheinlichkeit mit dem Tod. So wie es damals bei den Indianern der Fall war. Der Pfeil wurde auf die Eindringlinge geschossen, ging in das nächstgelegene Fettgewebe und die Getroffenen starben langsam und qualvoll an Erstickung. Bevor sie erstickten, wurde aber zunächst der restliche Körper gelähmt und die Getroffenen waren vollkommen hilflos. 6.2 Warum, wann und wo wird es eingesetzt? Das durch die Indianer entdeckte Nervengift Curare ist heute für die medizinische Nutzung sehr wichtig geworden, auch wenn heute nicht mehr Curare direkt verwendet wird, sondern durch andere synthetische Muskelrelanxien ersetzt wurde. Muskelrelaxion bedeutet einfach, dass die Muskeln entspannt (gelähmt) werden (eng. relaxe = entspannen). Diese synthetischen weiterentwickelten Nachfolger von Curare haben die Vorteile, dass die Nebenwirkungen sehr gering gehalten werden können, außerdem kann man besser bestimmen, wie lang eine Narkose andauern soll. Anfangs benutzte man Curare nur als Medikament für gegen einige Krankheiten wie z.B. Epilepsie, Tollwut, Parkinson, Tetanus und als Hilfe für die Elektroschock- Therapie bei psychisch Kranken. Bei den Elektroschocks wollte man durch Curare Knochenbrüche vermeiden. - 22 - Im Laufe der Zeit entwickelte es sich dann so, dass Curare als Narkotikum bzw. als Muskelrelaxan bei Operationen verwendet wurde. Da nun bekannt ist, dass Curare die Muskeln, also auch die Atemmuskulatur, lähmt, war dieses Einsetzen bei Operationen nicht ungefährlich. Dank der Forschung und Entwicklung hat man es im Laufe der Jahre geschafft, Curare so gut zu erforschen, dass es kontrollierbar wurde und nur noch mit geringem Risiko verwendet werden konnte. Man legte sehr viel wert darauf, Curare verwenden zu können, denn dieser Stoff hatte den Vorteil, dass er Hypnotikum und Analgetikum in einem ist. Das bedeutet, dass der Patient tief schläft und gleichzeitig keine Schmerzen spürt. Erst als Curare sich gegen die vorherigen Narkotika durchgesetzt hatte und die Nachfrage enorm stieg, begann man es auch synthetisch herzustellen (wie in 4.3 beschrieben). 34 Da man nun wusste, dass Curare überall auf die Muskulatur entspannend und erschlaffend wirkte, wurde es auch auf dieser Hinsicht für die Chirurgen interessant, da dadurch die Operationsbedingungen sehr begünstigt wurden. Somit führte der Anästhesist am 23. Januar 1942 zum ersten Mal eine Operation mithilfe von Curare durch. Es war eine Blinddarmoperation und aufgrund der durch Curare erschlafften Bauchmuskulatur konnte der Chirurg ganz wunderbar operieren. Von diesem Tag an wurden alle muskelrelanxierenden Mittel mit Hochdruck weiterentwickelt, denn nur durch die Entdeckung des medizinischen Nutzens konnte man später auch Operationen am Herzen durchführen. Seit man Curare als Narkotikum benutzte, ist es sehr wichtig geworden die Narkose apparativ zu überwachen, da Narkoseschwankungen immer möglich sind und man in solchen Fällen sofort eingreifen muss. Ebenso immer lebensnotwendig ist die künstliche Beatmung während einer Narkose durch ein Muskelrelaxan, denn durch diese werden auch immer die Atemmuskeln gelähmt, so dass keine selbstständige, aber überlebenswichtige, Atmung unter einer solchen Narkose möglich ist. Auch heute wendet man Curare noch, in natürlich sehr gering dosierter, Tablettenform gegen Lähmungen, Krämpfe oder Schwächezuständen an. 34 35 35 http://www.innovations-report.de/html/berichte/medizin_gesundheit/bericht-25937.ht ml ; 20.02.2010 http://idw-online.de/pages/de/news76019 ; 29.03.2010 - 23 - 6.3 Welche Nebenwirkungen kann es geben? Jedes Arzneimittel hat auch die unerwünschten Nebenwirkungen, so auch Curare. Es ist bekannt, dass bei allen Muskelrelanxien eine erhöhte Blutungsneigung entsteht. Das kommt daher, dass durch diese Mittel im Körper Heparin freigesetzt wird. Dies ist ein Stoff, der sonst in der Leber gespeichert wird und zur Verhinderung von Blutgerinnung da ist und auch für die Auflösung von Gefäßgerinnseln notwendig ist. 36 Doch man hat auch schon für die Nebenwirkungen Gegenmittel erforscht. So kann man gegen Blutungen Protaminsulfat geben. Als nächstes wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Histamin freigesetzt (wie bereits in 5.2.2 erklärt), was dann zur höherer Permeabilität der Membranen führt und somit eben zu Ausschlag oder gar einem Schock führen kann. Unter diesen Umständen kann man Antihistaminika geben, die dann die Wirkung von Histamin verringern. Dieser Stoff wird auch sonst als Mittel gegen allergische Reaktionen gegeben. Außerdem nahm die Zusammenziehung der Ring- und Längsmuskulatur in den Hohlorganen zu, z.B. Darm, Magen, Harnröhre. Doch auch dies ließ sich durch die Antihistaminika vermeiden. 36 37 37 "Heparin." Microsoft® Encarta® 2006 [CD]. Microsoft Corporation, 2005 www.springerlin k.co m/index/ K08756381X376843.pdf ; 07.04.2010 - 24 - 7. Nachwort 7.1 Fazit In dieser Hausarbeit sollte es zunächst darum gehen, wie das Pfeilgift Curare überhaupt entdeckt wurde. Ich habe herausgefunden, dass schon die Indianer im 15. Jahrhundert dieses Gift in Form von einer braunen Masse zu ihrem eigenen Schutz und zur Ernährung benutzten. Damals wusste noch keiner, wie genau das funktioniert, dennoch wurde es als Hauptverteidigungsmittel benutzt. Das finde ich sehr beeindruckend. Weniger beeindruckend, sondern sehr schrecklich hingegen war die damalige Herstellungsweise. Die Männer haben die Frauen dazu gezwungen, die Sträucher so lange einzukochen, bis sie ihre eingedickte Masse hatten und den Männern war es dabei völlig egal, dass die Frauen dabei starben. Für die war es sogar noch ein gutes Zeichen, wenn die Frauen tot auf dem Boden lagen, denn dann konnten sie sicher sein, dass das Gift wirkt. Doch nur dadurch, dass einige europäische Eindringlinge von den Indianern durch dieses Gift getötet wurden, wurden die Europäer auf dieses Gift aufmerksam. Daher kann man vielleicht mit dem Schaden an den vielen armen Frauen besser klarkommen, da später auch sehr vielen anderen Menschen durch das medizinische Nutzen von Curare geholfen wurde. Also wurde Curare irgendwann auf diesem Kontinent erforscht und genutzt. An der Forschung waren sehr viele Forscher, Mediziner und andere Menschen beteiligt, da es ein hochkomplexer Stoff war, wie sich herausstellte. Doch es hatte sich gelohnt, denn es war einer der wichtigsten Stoffe, die je für die medizinische Nutzung von Bedeutung war. Somit wurde Curare irgendwann nicht mehr nur auf natürliche Weise hergestellt, sondern auf synthetische. Diese Entwicklung brachte nur Vorteile. Denn nun wurden die Nebenwirkungen stark verringert und man konnte so viel produzieren, wie man brauchte. Diese Weiterentwicklung von Curare war also auch von anderen Entwicklungen abhängig, denn auch das Herstellungsverfahren „Dünnschichtchromatographie“ musste bereits entwickelt worden sein. Die Entwicklung vom Pfeilgift der Indianer bis zum medizinischen Nutzen war also von sehr vielen verschiedenen Faktoren abhängig und dauerte vom 15. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert. An diesen rund 500 Jahren Entwicklungszeit ist deutlich zu erkennen, wie komplex die ganze Sache ist. Um es dann wirklich in der Medizin anwenden zu können, musste man als erstes dann erstmal wissen, wie denn der Körper und das Nervensystem funktionieren. Ich habe mich hier in - 25 - meiner Hausarbeit darauf beschränkt, das über das Nervensystem zu erläutern, was notwendig zu wissen ist, um die Wirkung von Curare zu verstehen. Mir wurde sehr schnell klar, dass das gesamte Nervensystem sehr kompliziert ist und es nicht vorstellbar ist, was da alles abläuft, wenn man sich z.B. in den Finder schneidet oder eben Curare verabreicht bekommt. Ich fand es sehr speziell, dass die Neuronen eine bestimmte Ladung besitzen, die sich vom Ruhezustand zum Aktionszustand verändert und dadurch dann die äußeren Signale im Körper weitergeleitet und verarbeitet werden. Doch meiner Meinung nach kann man die Funktion des Nervensystems auch ein bisschen vereinfacht und trotzdem korrekt darstellen, so dass es auch für Laien verständlich wird. Ich habe so gut es geht versucht, es so verständlich wie möglich zu beschreiben. Die Bilder sollten dem Verständnis beitragen, denn man kann sich mit Hilfe derer einfach besser vorstellen, was im Nervensystem abläuft. Wenn man das erst einmal alles gut verstanden hat, ist die Wirkung von Curare sehr leicht zu verstehen. Denn dann wird nur noch erklärt, was Curare an der normalen Funktionsweise verändert. Ich hoffe, mir ist es gelungen, allen Lesern meiner Hausarbeit die Funktionsweise des Nervensystems und die Wirkung von Curare auf dieses ein bisschen näher zu bringen. Mir erscheint dieses Thema immer noch sehr interessant und ich hatte Spaß daran mich mit diesen Dingen zu beschäftigen, auch wenn mir noch immer eine Menge Wissen fehlt, um die Ausmaße des ganzen Systems zu verstehen. Außerdem war es sehr interessant zu erfahren, dass Curare aus dem südamerikanischen Bereich stammt und schon von den Indios genutzt wurde. Die ganzen Zusammenhänge zwischen Entdeckung, Entwicklung und Nutzen wurden mir erst im Laufe dieser Arbeit bewusst und es gab immer wieder Aha- Erlebnisse, was zum Spaß beigetragen hat. Als abschließendes Wort möchte ich sagen, dass ich auch jetzt im Nachhinein noch der Meinung bin, dass ich mir das richtige Thema für diese Jahresarbeit ausgesucht habe! Merle Sievertsen - 26 - 8. Literaturverzeichnis 1. „Biologie Anatomie Physiologie“ von Nicole Menche, 5. überarbeitete Auflage 2003, Urban & Fischer Verlag, Kapitel: „Das Nervengewebe“ und „Das Nervensystem“ 2. „Biologie Oberstufe“ Gesamtband, herausgegeben von Prof. Ulrich Weber, 1. Auflage, 12. Druck 2008/06, Cornelsen Verlag, Seite 72 und 410 3. Duden, Band 5: Das Fremdwörterbuch, 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage, veröffentlicht 1974 - 27 - 9. Anhang http://www.artikelpedia.com/artikel/biologie/9/curane-und-atropin-- nerve5.php ; 28.03.2010 http://de.wikipedia.org/wiki/Brechnüsse ; 28.03.2010 http://de.wikipedia.org/wiki/Curare ; 28.03.2010 http://www.henriettesherbal.com/eclectic/madaus/curare.html ; 10.10.09 www.regenwaldmenschen.de/deutsch/download/curare.pdf ; 22.12.2010 http://www.innovations-report.de/html/berichte/medizin_gesundheit/bericht-25937.html ; 20.02.2010 http://idw-online.de/pages/de/news76019 ; 28.03.2010 http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Neostigmin ; 31.3.2010 www.springerlink.com/index/K08756381X376843.pdf ; 28.03.2010 http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Acetylcholin.html ; 02.04.2010 http://de.wikipedia.org/wiki/Muskelrelaxans ; 28.03.2010 Microsoft® Encarta® 2006 Microsoft Corporation, 2005 - 28 -