Brücken bauen – statt umhauen, verbrennen, hacken, Schnitte machen! „Muslime gehören zu unserer Gesellschaft. Sie beteiligen sich aktiv an unserem Gemeinwesen. Wir Christen sind dafür mit verantwortlich, dass das Zusammenleben nicht durch Feindbilder behindert oder gar verhindert wird. Wir haben für eine Versachlichung des Gesprächs einzutreten. Darum ist es nötig, dass die Glieder der verschiedenen religiösen Gemeinschaften in unserer Gesellschaft einander begegnen und sich näher kennenlernen.“ So heißt es bereits in der Handreichung "Zusammenleben mit Muslimen in Deutschland“ des Rates der EKD von 2000. In der inzwischen viel diskutierten Predigt des Bremer Pastors Olaf Latzel vom 18. Januar 2015 sagt Latzel: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Die Muslime, die hier leben, ja, absolut.“ Das ist schizophren – Religion ist für einen sich religiös verstehenden Menschen konstitutiver Bestandteil seines Menschseins, seiner Identität. Natürlich gehört der Islam zu Deutschland, weil der Islam die Form ist, in der Muslime ihren Glauben hier leben. In der Deutung von Olaf Latzel (auch nach zweimaligem Hören der Predigt) erscheint der Islam -­‐ und andere Religionen – als Götzendienst, als Sünde. Denn neben dem einen Gott, dem Glauben an Jesus alleine könne es nichts anderes geben. Deshalb müsse man hier „Schnitte ziehen“. Man darf von einem Pastor erwarten, dass er im Sinne des Paulus einen vernunftgemäßen Gottesdienst (Röm 12,2) hält. Wenn schon nicht historisch-­‐kritisch, dann bitte zumindest die innerbiblische Vielfalt wahrnehmen! Es gibt nicht nur die Fraktion der „Umhauer, Verbrenner und Hacker“ unter den biblischen Propheten. Schon dem „Umhauer-­‐ und Hacker-­‐Propheten“ par excellence, Elia, offenbart sich Gott schließlich in einem „stillen sanften Sausen“. Nicht im Sturm, im Erdbeben, im Feuer, sondern still und emphatisch. Nicht nach Hacker-­‐Manier! Hören wir da etwa eine leise Kritik an Elia heraus? Und Paulus in seiner Areopag-­‐Rede, mit wie viel Gespür und Verständnis denkt er sich in die Religionen seiner Zuhörenden hinein, spricht ihnen sogar die Nähe zu Gott zu (Apg 17, 16ff). Es ist nicht vernünftig, es ist nicht klug Bibeltexte aus dem Kontext zu reißen und 1:1 in unsere Zeit zu übersetzen. Eine dem Wort getreue Bibelauslegung ist das auf keinem Fall. Dr. Andreas Quade, Pastor der Evangelischen Studierenden Gemeinde Bremen