Biologische Eliminations- halbwertszeiten

Werbung
M E D I Z I N
ZUR FORTBILDUNG
len, welche Vorteile Früherkennung
eines Rezidives durch Beobachtung
eines Tumormarkeranstieges der betreffenden Patientin bringt.
Biologische Eliminationshalbwertszeiten
Von zentraler Bedeutung für einen effektiven und rationellen Einsatz
von Tumormarkern ist die Kenntnis
der biologischen Eliminationshalbwertszeiten. Die Kenntnis der biologischen Halbwertszeit ermöglicht es, po-
Praxis nicht ohne weiteres möglich
(idealerweise mittels engmaschig
durchgeführter, postoperativer Bestimmungen bei kurativ operierten
Patienten mit präoperativ erhöhten
Tumormarkern!). Deshalb finden sich
zum Beispiel für die Halbwertszeit
von CEA in der Literatur sehr unterschiedliche Angaben. Die Gründe
dürften einerseits in der Heterogenität der CEA-Isoantigene, andererseits in den unterschiedlichen Untersuchungsansätzen und Patientengruppen zu suchen sein, die zur Er-
(bei höheren Konzentrationen im
Linearitätsbereich etwa fünf Prozent). Bei der Beurteilung von individuellen Tumormarkerverläufen ist
zusätzlich die individuelle biologische
Varianz zu berücksichtigen (18). Für
diese muß man gegebenenfalls deutlich höhere Schwankungsbreiten als
für die analytische Präzision veranschlagen. Im Textkasten Verlaufsbeurteilung sind grobe Faustregeln zur Beurteilung der Signifikanz von Abweichungen gegenüber dem Vorwert angegeben.
Tumormarker bei gastrointestinalen Tumoren
Tumormarker bei gynäkologischen Tumoren
Früherkennung
AFP zur Früherkennung eines hepatozellulären Karzinoms bei:
– chronisch aktiver Hepatitis (halbjährlich)
– Leberzirrhose (halbjährlich)
– Gesunden mit positivem HBsAg oder Anti-HCV
(jährlich)
Diagnostischer Einsatz
– Verdacht auf hepatozelluläres Karzinom
AFP
– Verdacht auf neuroendokrinen Tumor (APUD) NSE
Früherkennung
Keine sinnvolle Anwendung von Tumormarkern!
Therapieüberwachung und Rezidivfrüherkennung
1
1
Klinisch sinnvoll
– Kolorektales Karzinom
– Hepatozelluläres Karzinom
– Neuroendokriner Tumor (APUD)
Therapieüberwachung und Rezidivfrüherkennung
CEA
AFP
NSE
Klinischer Nutzen fraglich
– Ösophaguskarzinom
CEA + SCC
– Magenkarzinom
CA 72-4 + CEA + CA 19-9
– Gallenwegskarzinom
CA 19-9 + CEA
– Pankreaskarzinom
CA 19-9 + CEA
– Kolorektales Karzinom
CEA + CA 19-9
– Analkarzinom
CEA + SCC
stoperative Folgebestimmungen in
Abhängigkeit von der Höhe der Initialwerte vernünftig zu planen. Die
tatsächlich beobachteten Halbwertszeiten sollten bei kurativen Tumorresektionen im Bereich beziehungsweise
unterhalb der biologischen Halbwertszeit des betreffenden Markers liegen.
Sie können außerdem bei Chemotherapien fortgeschrittener Tumorstadien
prognostische Hinweise liefern (5, 10,
12). In Tabelle 2 sind neben den Richtwerten die Halbwertszeiten der unter
dem Gesichtspunkt des klinischen
Nutzens und der Nachfrage derzeit
wichtigsten Tumormarker aufgeführt.
Die Bestimmung biologischer
Eliminationshalbwertszeiten ist in der
Diagnostischer Einsatz
Nur bei Vorliegen richtungsweisender Befunde
(inspektorisch, Tastbefunde, Mammographie,
Vaginalsonographie)!
– Verdacht auf metastasiertes
Mammakarzinom
CA 15-3
– Verdacht auf Ovarialkarzinom
(postmenopausal)
CA 125
1
1
Klinisch sinnvoll
– Mammakarzinom
– Ovarialkarzinom
CA 15-3 + CEA*)
CA 125 **)
Klinischer Nutzen fraglich
– Zervixkarzinom
– Corpuskarzinom
SCC + CEA
CA 125 + CA 19-9
*) + CA 125 bei Verdacht auf viszerale, pulmonale oder pleurale
Metastasierung
**) + CA 72-.4 und/oder + CA 19-9 bei CA 125-negativem
Ovarialkarzinom
mittlung der Halbwertszeit herangezogen wurden (unter anderem auch
Patienten mit Zustand nach Lebermetastasenresektion!).
Verlaufsbeurteilung
mit Tumormarkern
Bei der Planung von Verlaufskontrollen sind neben den Eliminationshalbwertszeiten auch die analytische und biologische Varianz sowie
das verwendete Testbesteck zu
berücksichtigen. Bezüglich der analytischen Präzision muß im Bereich der
Entscheidungsgrenzen mit InterAssay-Variationskoeffizienten von
bis zu 15 Prozent gerechnet werden
Von großer praktischer Bedeutung ist die Beachtung des verwendeten Testbesteckes. Wenn zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Verlauf
unterschiedliche Testkits zur Bestimmung eines Tumormarkers eingesetzt
werden, hat man bei signifikanten Abweichungen praktisch immer Probleme mit der Interpretation. Bei Angabe gleicher Cutoffs (zum Beispiel 37
U/ml für CA 19-9) und trotz Verwendung gleicher Antikörper liefern Testkits unterschiedlicher Hersteller für
ein und dieselbe Serumprobe oft stark
abweichende Ergebnisse von normalen bis zu hochpathologischen Werten.
Dies gilt insbesondere – aber nicht nur
– für die CA 19-9-Bestimmung. Selbst
Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 50, 13. Dezember 1996 (51) A-3349
Herunterladen