Elektrophorese Definition Elektrophorese ist die Wanderung geladener Teilchen im elektrischen Feld. Unterschiedliche Ladungen und Größen der Teilchen bewirken eine unterschiedliche elektrophoretische Beweglichkeit Historie Arne Tiselius: 30er Jahre des 20. Jahrhunderts Nobelpreis: 1948 Trennung von menschlichem Serum in 4 Komponenten Albumin, Globuline ", $ und ( Wandernde Grenzschichten-Elektrophorese im U-Rohr nach Tiselius mit Schlieren Optik Weiterentwicklung zur Zonenelektrophorese antikonvektive Träger Papier, Agargele und Kieselgele sehr diffuse Banden wegen Eigenladung Inerte Matrices • Stärkegele (1955, Smithies) Trennung von DNA-Fragmenten • Celluloseacetatfolien (1957, Kohn) Klinische Routineuntersuchungen • Polyacrylamidgele (1959, Raymond und Weintraub) Inert, vollständig transparent, höchstes Auflösungsvermögen für DNA-Fragmente, Proteine und Peptide • Agarosegele (1961, Hjertén) Trennung von DNA-Fragmenten, Immunelektrophorese Disk-Elektrophorese, 1964, Ornstein und Davies Diskontinuierliche Polyacrylamidgelelektrophorese • Grundlage moderner hochauflösender Elektrophoresemethoden in Gelen und Kapillaren Isoelektrische Fokussierung (IEF), 1966 • pH-Gradient mit Trägerampholyten • sehr hoch auflösende Elektrophoresemethode • Proteine wandern in einem pH-Gradienten bis zu dem pH-Wert, der ihrem isoelektrischen Punkt (pI) entspricht • seit 1982 immobilisierte pH-Gradienten SDS (Natriumdodecylsulfat), 1967, Shapiro, ViÁuela und Maizel • Denaturierung von Proteinen • Molekulargewichtsbestimmung (SDS-PAGE) Gradientengele, 1967, Margolis und Kenrick Zweidimensionale Elektrophorese (2D-PAGE) (1975 O’Farrel und Klose) • Erste Dimension: IEF • Zweite Dimension: SDS-PAGE • seit 1988 2D-PAGE mit immobilisierten pH-Gradienten (Görg) • Auflösung mehrerer Tausend Proteine auf 20 cm x 20 cm Blotting-Techniken, 1975, Southern • Southern-Blot (DNA-Fragmente aus Agarose-Gelen) • Northern-Blot (RNA-Fragmente) • Western-Blot (Proteine) Kapillarelektrophorese (ab 1983) Elektrophorese - Grundlagen Drei Verfahren Zonenelektrophorese: homogenes Puffersystem Isotachophorese: diskontinuierliches Puffersystem Isoelektrische Fokussierung: Trennung im pH-Gradienten Medien In Lösung: In Matrices: Kapillaren, dünne Pufferschicht (Konvektion) Membran, Gel (Teilchen werden in Matrix retardiert) Polyacrylamidgele Radikalische Polymerisation Acrylamid und N,N’-Methylenbisacrylamid Theoretische Grundlagen Definition Die elektrophoretische Beweglichkeit (Mobilität) ist eine substanzspezifische Größe, die die Wanderungsgeschwindigkeit im elektrischen Feld bestimmt und damit für die Trennung entscheidend ist. Kraft im elektrischen Feld Fe = qCE mit q = zCe q: Ladung z: Ladungszahl e: Elementarladung in Coulomb Reibungskraft Fr = fcCv v: Wanderungsgeschwindigkeit fc: Reibungskoeffizient Gleichgewicht beider Kräfte: konstante Wanderungsgeschwindigkeit Fe = Fr qE = fcCv Mobilität u (Stokessche Gesetz) 0: Viskosität der Lösung r: Radius des hydratisierten Ions nicht-kugelförmige Moleküle empirischer Zusammenhang: M: Molekulargewicht d: 1/3 bis 2/3 Joulesche Wärme c: molare Konzentration des Analyten E: elektrische Feldstärke 8: Äquivalenzleitfähigkeit Molekulargewichtskurve Gel T= 100 × ( A + B) % ( w:V ) V C= 100 × B % ( w:V ) A+ B • SDS-Gradientengel • Molekulargewichte in logarithmischer Auftragung • Laufstrecke linear auftragen Vertikale Elektrophoreseapparatur Gelgießstand Kapillarelektrophorese capillary electrophoresis (CE) Prinzip Trennung geladener Teilchen durch unterschiedliche Wanderung in einer Kapillarsäule, die eine wässrige Elektrolytlösung enthält. Unter dem Begriff CE werden verschiedene Trenntechniken zusammengefasst; die häufigste Variante ist derzeit die Kapillarzonenelektrophorese (CZE) Apparatur: In die mit Pufferlösung gefüllte Kapillare wird an einem Ende (meist Anodenseite) eine geringe Probenmenge eingebracht und Hochspannung angelegt • Ionen wandern unterschiedlich schnell durch Kapillare K Trennung • Detektor K Elektropherogramm Bauteile der CE-Apparatur Trennkapillare • Länge: 20-200 cm • ID: 25-100 :m • Ungefüllt, beschichtet oder gefüllt • Material: Quarz (fused silicia) mit Außenbeschichtung Glas, Polymere Puffergefäße • Pufferlösung (pH meist zwischen 2,5 und 8,5) • Elektroden: Platinstäbe Hochspannungsgenerator • - 30 kV bis + 30 kV (Strom 5 - 250 :A) Dosierung • Probenaufgabe am anodischen Ende • Volumen: 2-20 nL • Dosiertechniken Hydrodynamische Injektion (Druck, Vakuum, Gravitation) Elektrokinetische Injektion (Spannungsimpuls) Autosampler Detektor • Detektionsvolumen: < 1 nL • Optische Detektoren: Detektionsfenster in der Kapillare UV-VIS (feste oder variable Wellenlänge, DAD) Fluoreszenz (evtl. nach Derivatisierung) Leitfähigkeit, elektrochemische Detektion ESI-MS Thermostat • Abtransport der Wärme aus der Kapillare Luft oder Kühlflüssigkeit Theoretische Grundlagen der CE Elektrophoretische Wanderung Wanderung der Ionen in einem elektrischen Feld mit konstanter Geschwindigkeit u zur entgegengesetzt geladenen Elektrode: uep = :ep×E = :ep×U / L uep :ep E U L elektrophoretische Wanderungsgeschwindigkeit elektrophoretische Beweglichkeit (Mobilität) der Ionen elektrische Feldstärke (E = U/L) angelegte Spannung (Trennspannung) Gesamtlänge der Trennkapillare Wanderungsgeschwindigkeit ergibt sich aus Gleichgewicht zwischen Beschleunigungskraft KB und bremsender Reibungskraft KR : KB = z C F C E F z Faradaykonstante effektive Ionenladung Stockesches Gesetz für sphärische Teilchen: KR = 6BChCrCu h dynamische Viskosität der Lösung r Stockescher Radius der Ionen (einschließlich umgebender Solvathülle) Elektrophoretische Wanderungsgeschwindigkeit uep uep ~ z Ladung der Spezies ~1/r Größe der Spezies ~ E Feldstärke Theoretische Grundlagen der CE Elektroosmotischer Fluss (EOF) • Oberflächenladung der Kapillareninnenwand bewirkt eine Wanderung der ges. Pufferlösung in der Kapillare: • In Quarzkapillare verursachen Puffer mit pH-Wert > 4 eine negative Aufladung der inneren Oberfläche infolge Dissoziation der Silanolgruppen • Ausbildung einer elektrochemischen Doppelschicht mit fest adsorbierten Kationen (starre Grenzschicht) und einer diffusen Grenzschicht mit beweglichen, solvatisierten Kationen • Kationenüberschuss im diffusen Teil der Doppelschicht erzeugt einen gleichmäßigen und pfropfenförmigen Fluss der gesamten Lösung in Richtung Kathode (nach Anlegen eines elektrischen Feldes): Elektroosmotischer bzw. elektroendosmotischer Fluss (EOF) ueo = :eoAE :eo = εζ 4πη η: Viskosität ε: Dielektrizitätskonstante der Doppelschicht ξ: (Zeta-) Potential der Scherebene • Zeta-Potential (~ Zahl der Ladungen an Kapillarenwandung) • Der EOF ist stark pH-abhängig und im alkalischen deutlich ausgeprägt; kann durch chemische Modifizierung der Kapillarenoberfläche verändert werden. Elektroosmotischer Fluss (EOF) Aufbau (oben) und Potentialverlauf Q (unten) der elektrochemischen Doppelschicht (x = Abstand von der Kapillare) pH-Abhängigkeit Elektrophoretische Wanderung und EOF Gesamtmobilität • Die elektrophoretische Wandung wird vom EOF überlagert • Beobachtete Mobilität setzt sich aus beiden Beiträgen zusammen: :ges = :ep + :eo Beispiel: Analyt (Injektion an Anodenseite) Kationen: Anionen: Neutralteilchen: :ges = :ep + :eo :ges = :ep - :eo :ges = :ep (keine Trennung)