B. HACCIUS 2 0 6 über die unterschiedliche Antimitotica-Empfindlichkeit der Zellen noch undifferenzierter Embryonen von Eranthis hiemalis Von B a r b a r a H a c c iu s Aus dem Botanischen Institut der Universität Mainz (Z. Naturforsdig. 14 b. 206— 209 [1959] ; eingegangen am 7. Oktober 1958) In noch ungegliederten Embryonen von Eranthis hiemalis beobachtet man eine vom Apex zum Suspentor hin fortschreitende Zunahme der Zelldifferenzierung. Die großkernigen apikalen Zellen werden durch geeignete IPC-Lösungen oder andere Antimitotica irreversibel geschädigt, während die kleinkernigen, aber ebenfalls noch vollmeristematischen basalen Elemente fähig sind, sich zu erholen und nach einiger Zeit die Teilungstätigkeit wieder aufzunehmen. Dabei entwickeln sich organisierte Neubildungen in Form von seitlich herauswachsenden, mehr oder weniger normal gestalteten AdventivEmbryonen. Die Vergleichbarkeit der geschilderten Verhältnisse an Keimen mit denjenigen an anti­ mitotisch beeinflußten Sproß- und Wurzelvegetations-Punkten wird diskutiert. In früheren Veröffentlichungen1 haben wir über die Regenerationsleistungen junger Embryonen von Eranthis hiemalis berichtet. Setzt man die noch un­ differenzierten Keime einige Zeit der Einwirkung von antimitotisch wirksamen Substanzen (Colchicin. Maleinhydrazid, Isopropyl-ZV-phenylcarbamat) oder von Röntgenstrahlen (2000 —4000 r) aus, dann beobachtet man, daß sich nach einer gewissen Latenz­ zeit bevorzugt am basalen, aber auch am apikalen Ende des ursprünglichen Embryos organisierte Neu­ bildungen in Form von einem oder mehreren em­ bryonalen Auswüchsen oder von normal gestalteten Adventiv-Embryonen entwickeln. Werden die Keime später, d. h. nach Anlegung der Kotyledonen mit den gleichen Substanzen behandelt, dann vermögen sie nicht mehr zu regenerieren, sondern bleiben irrever­ sibel geschädigt. Nachdem die ersten Versuchsserien bereits gezeigt hatten, daß die einzelnen Bereiche der jungen Keime auf die experimentell gesetzten Noxen verschieden reagieren, wurden weitere Untersuchungen über den bevorzugten Entstehungsort der Adventiv-Bildungen angestellt. Über die Ergebnisse soll im folgenden berichtet werden. weiter, bis sie zu Beginn des Auskeimens (Anfang De­ zember) die 20-fache Länge erreicht haben. Anfang Mai 1958 wurden, ebenso wie früher, frisch geerntete Samen zu je 200 Stück viermal 24 Stdn. in die Behandlungslösungen gelegt, gewaschen und in Blu­ mentöpfe ausgesät. Es wurden die gleichen Substanzen wie im Vorjahr verwendet: Reines Isopropyl-A^-phenylcarbamat (IPC) und Maleinhydrazid (MH) als Natrium­ salz. Die angewandten Konzentrationen waren: IPC 0,2% und 0,1%; MH 0,1% und 0,05 Prozent. In Abständen von 3 Tagen wurden je lOSamen ent­ nommen und die Embryonen nach teilweiser Freilegung histologisch untersucht (Fixierung nach P e t r u n k e w i t s c h , J o h a n s e n 3, S. 41; Färbung mit Hämatoxylin nach D e l a f ie l d ) . Da die unterschiedliche Empfindlichkeit der Embryo­ zellen nach IPC-Anwendung am ausgeprägtesten in Er­ scheinung trat, wird im folgenden in erster Linie über die IPC-Effekte berichtet. Ergebnisse 1. U n b e h a n d e l t e Embryonen Wie in früheren Publikationen2 näher ausgeführt wurde, sind bei Eranthis hiemalis die Embryonen zur Zeit der Samenreife (Ende April bis Anfang Mai) noch ungegliedert. Sie entwickeln sich während der Sommer­ und Herbstmonate in den im Boden liegenden Samen Die Embryoentwicklung höherer Pflanzen wird in der Mehrzahl der Fälle durch eine zur Längsachse der Zygote senkrecht verlaufende Querteilung ein­ geleitet. Dabei handelt es sich bekanntlich um eine typisch inaequale Teilung ( B ü n n i n g 4) insofern, als bei den beiden Tochterzellen die mit der Embryo­ sackwand in Berührung stehende, sogenannte basale Zelle einen höheren Differenzierungsgrad aufweist als die vollembryonal bleibende apikale. Die Inaequalität kann als die Folge von senkrecht zur Tei­ lungsrichtung verlaufenden stofflichen und strukturel­ len Gradienten in der Zygote angesehen werden. 1 B. H a c c iu s , Naturwissenschaften 44, 18 [1957]; Beitr. Biol. Pflanzen. 34,3 [1957]. 2 B. H a c c iu s , Planta 41, 439 [1953]; Experientia [Basel] 11, 149 [1955]; Nature [London] 176, 355 [1955]. 3 D. A. J o h a n s e n , Plant Microtechnique, New York u. Lon­ don 1940. 4 E. B ü n n in g , Polarität und inäquale Teilung des pflanzlichen Protoplasten. Wien 1957. Material und Methoden Unauthenticated Download Date | 5/11/16 5:54 PM ANTIMITOTICA-EMPFINDLICHKEIT DER ZELLEN UNDIFFERENZIERTER EMBRYONEN Auch im Verlauf einer Reihe weiterer Teilungen bleibt die ursprüngliche Polarität in Form einer vom Apex zum Suspensor fortschreitenden Zunahme der Zelldifferenzierung erhalten. Erst mit Beginn der Organbildung, d. h. mit der Anlegung von Sproß-, Blatt- und Wurzelvegetations-Punkten, werden die Polaritätsverhältnisse komplizierter. In Abb. 1 * ist ein Eranthis -Embryo zur Zeit der Samenreife ( = Behandlungsstadium) wiedergegeben. Er ist etwa 0,1 mm lang, bimförmig und geht in einen aus mehreren Reihen stark vakuolisierter Zel­ len zusammengesetzten Suspensor (S) über. Im eigentlichen Embryokörper sind Zellen mit großen, locker strukturierten Kernen von solchen mit kleine­ ren und stärker chromophilen Kernen zu unterschei­ den. Die ersteren, die in ihrer Struktur mehr der Zygote und ihren Tochterzellen ähneln, überwiegen im apikalen und zentralen Bereich des Embryos, während es sich bei den letzteren um die in der zytologischen Differenzierung fortgeschritteneren, an den Suspensor angrenzenden basalen Zellen handelt. Beim Vergleich einer größeren Anzahl von Schnitten gewinnt man den Eindruck, daß die Teilungsaktivi­ tät der kleinkernigen Zellen derjenigen der großker­ nigen zumindest gleicht. Der nächste, bereits im ausgefallenen Samen statt­ findende Entwicklungsschritt ist charakterisiert durch eine die Anlegung der Cotyledonen einleitende er­ höhte Teilungstätigkeit in den peripheren Partien des apikalen Embryo-Bereichs (Abb. 2). Dadurch, daß sich in dessen Zentrum eine Gruppe von weni­ gen, extrem großkernigen Zellen (Z) relativ teilungs­ träge verhält, entsteht eine von einem Ringwall um­ gebene zentrale Depression des Embryoscheitels. Sie stellt das eigentliche Achsenende dar, den späteren Sproßvegetations-Punkt. Das Streckungswachstum des Embryos erfolgt ganz überwiegend im Bereich der gemeinsamen Basis der Cotyledonen, wodurch eine lange, von einem sehr engen Spalt durchzogene Cotyledonar-Scheide ent­ steht. Obwohl die Wurzelspitzen bereits Anfang De­ zember aus den Samen geschoben werden, entfalten sich die Keimblätter frühestens im Februar des fol­ genden Jahres. Während der gesamten Embryo- und Keimlings­ entwicklung vergrößert sich die Zellgruppe des Sproßvegetations-Punktes (Z) nur ganz geringfügig. * Abb. 1 -12 s. Tafel S. 208 a u. b. 207 Ihre wenigen, fast isodiametrischen Zellelemente heben sich durch ihre sehr großen und wegen ihrer geringen Färbbarkeit wie „leer“ erscheinenden Kerne immer deutlicher von der Umgebung ab. Vegetationspunkt-Zellen gleicher Bauart sind von meh­ reren Autoren für verschiedene Dikotylenembryonen beschrieben worden (vgl. S e n g h a s 5) . R a u h und R e z n i k 6 haben sie als „Zentralzellen“ bezeichnet, ein Ausdrude, den wir im folgenden übernehmen wollen. Die Ausbildung eines vielzelligen Vegetations­ kegels und die Entfaltung des ersten Laubblattes vollziehen sich erst im nächsten auf die Keimung fol­ genden Jahr. Im dritten Jahr entwickeln sich wei­ tere Laubblätter. 2. M i t I P C - L ö s u n g e n b e h a n d e l t e Embryonen Die Abb. 3 bis 12 stellen Längsschnitte durch verschieden alte Embryonen dar, die vom 16. bis 20. Mai der Einwirkung von IPC-Lösungen (0,2% und 0,1%) ausgesetzt waren. In der Zeit vom 9. bis 12 . Tag nach der IPC-Applikation werden die ersten Anomalien sichtbar. Während bei den Kontrollen die Vorwölbung der Cotyledonar-Anlagen einsetzt (Abb. 2 ), vergrößert sich die Mehrzahl der behandel­ ten Keime zwar ebenfalls, aber weniger auf Grund von Zellteilungen, sondern infolge immer deutlicher werdender abnormer Veränderungen der einzelnen Zellen (Abb. 3 bis 6 ). Bei einem Teil der geschädigten Embryonen (Abb. 4) degenerieren sämtliche Zellen, soweit sie nicht nekrotisieren, zu mehr oder weniger abgerun­ deten, stark vakuolisierten Gigas-Formen mit schwach gefärbten, überdimensionierten oder sonstwie anomal gestalteten Kernen. Gelegentlich findet man den ganzen apikalen Be­ reich des Embryokörpers abgestorben, während die Zellen des basalen Abschnitts und des Suspensors die geschilderten degenerativen Veränderungen auf­ weisen (Abb. 3). Wie aus den Abb. 5 und 6 hervorgeht, kann die Schädigung auch weniger weit um sich greifen. Dann bleiben die Gigas-Zellen und die anderen Anoma­ lien auf den apikalen Abschnitt beschränkt, während die Zellen in Richtung auf den Suspensor hin zu­ nehmend normaler erscheinen. 5 K. S e n g h a s , Beitr. Biol. Pflanzen 33, 85 [1956]. 6 W. R a u h u . H. R e z n i k , Beitr. Biol. Pflanzen 29, 233 [1953]. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 5:54 PM B. HACCIUS 208 Die Befunde lassen sich dahingehend deuten, daß am noch undifferenzierten Embryo (Behandlungs­ stadium) eine vom Suspensor zum Embryoscheitel hin fortschreitende Zunahme der Antimitotica-Emp­ findlichkeit der Zellen bestanden hat. 3. W e iterentwick lung und W i e d e r h e r s t e l l u n g der g e s c h ä d i g t e n Keime Im Juli, also etwa 2 Monate nach der IPC-Applikation, setzt bei der Mehrzahl der leicht bis mittel­ stark geschädigten Keime erneut eine lebhafte Tei­ lungstätigkeit ein und zwar, wie nach dem Voraus­ gegangenen zu erwarten ist, vorwiegend im basalen Abschnitt des Embryokörpers. Hier entstehen, zu­ nächst noch unorganisiert erscheinende, aber rasch sich weiterentwickelnde Komplexe normalen Gewe­ bes (Abb. 7 und 8 ). Im August beobachtet man dann bei einem Teil dieser meristematischen Auswüchse aus typischen Zentralzellen bestehende Sproßvegetations-Punkte und Cotyledonen (Abb. 9 und 10 ). Diese mehr oder weniger normal gestalteten Adventiv-Embryonen wachsen rasch heran und bilden schließlich zugleich mit der Ausdifferenzierung von Prokambialgewebe einen eigenen allorhizen Wurzelpol aus (Abb. 11). Bis zum Beginn der Keimung haben die regenerier­ ten fast die gleiche Entwicklungshöhe erreicht wie die normal gewachsenen Keime. Demnach übt die gleiche Noxe, die die apikalen Zellen des noch undifferenzierten Embryos irrever­ sibel schädigt, im basalen Abschnitt nur eine vor­ übergehende Hemmwirkung aus. Die in diesem Be­ reich überwiegend kleinkernigen und sehr teilungs­ aktiven Zellen sind nach einer gewissen Latenzzeit wieder erneut teilungsfähig. Das dabei entstehende Meristem ist fähig, sich in einer Art von Regulations­ prozeß zu einem neuen vollständigen Embryo zu organisieren. In einzelnen Fällen werden nach IPC-Anwendung auch teilgeschädigte Keime mit scheitelständigen Adventiv-Bildungen (Abb. 12) beobachtet. Wir vermuten, daß es sich hierbei um Embryonen handelt, bei denen zum Zeitpunkt der Wirkstoff-Applikation die Vorgänge der Cotyledo-Differenzierung bereits durch das Auftreten kleinkerniger Zellgruppen im apikalen Bereich eingelei­ tet waren. Einzelheiten werden wir nach Abschluß der diesbezüglichen Untersuchungen berichten. 7 B. H a c c iu s , Beitr. Biol. Pflanzen 34, 3 [1957]. Wie wir früher 7 ausführlicher dargestellt haben, verhalten sich Embryonen, die am Behandlungster­ min bereits Zentralzellen und junge Keimblattprimordien besaßen, den antimitotischen Einwirkungen gegenüber grundsätzlich anders als die noch undif­ ferenzierten Keime. Die stärker vakuolisierten und in der Streckungsphase befindlichen Elemente der Cotyledonar-Scheide und der Keimachse bleiben irre­ versibel verändert, während die zur Behandlungszeit noch vollmeristematischen und eine lebhafte Tei­ lungstätigkeit aufweisenden Spitzen der CotyledonarAnlagen in einzelnen Fällen durch nachträgliches ungeordnetes Proliferieren beweisen, daß ihre Zellen die Schädigung zu überwinden vermochten. In kei­ nem Fall traten an nach feststellbarer Hervorwöl­ bung der Keimblattprimordien behandelten Keimen organisierte Neubildungen auf. Diskussion 1. Z u r F r a g e d e r V e r g l e i c h b a r k e i t v o n E m b r y o g e w e b e m i t Sproß- u n d Wurzelspitzen-Meristemen Unsere Untersuchungen haben ergeben, daß bei sehr jungen Eranthis-Embryonen die unmittelbar an den Suspensor angrenzenden basalen Zellen durch Behandlung mit IPC-Lösungen geeigneter Konzen­ tration nur vorübergehend gehemmt werden, wäh­ rend der apikale Bereich irreversibel degeneriert. Sind diese Befunde vergleichbar mit an Sproß- und Wurzelvegetations-Punkten gewonnenen Ergebnissen über die cytologische Wirkung des IPC und anderer Antimitotica8, wonach das Maximum der Schädi­ gung speziell die Teilungsgewebe der Vegetations­ spitzen betrifft? Bekanntlich umfaßt der Begriff Teilungsgewebe ( = Meristeme) pflanzliche Gewebe verschiedenen cytologischen Differenzierungsgrades und damit zu­ sammenhängend auch verschiedener Teilungsinten­ sität, ein Umstand, dem man (wenn auch unvollkom­ men) durch die Unterteilung in „voll- und halbmeristematische Gewebe“ Rechnung getragen hat. Zweifellos handelt es sich bei den erholungsfähi­ gen, also (im Vergleich zu den apikalen) resistente­ ren basalen Zellen junger Keime um meristematische Zellelemente. Sie sind zwar cytologisch differenzier­ ter, aber zumindest nicht weniger teilungsaktiv als 8 Literaturangaben in B. 3 [1957]. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 5:54 PM H a c c iu s , Beitr. Biol. Pflanzen 34, B. H a c c iu s , Über die unterschiedliche Antimitotica-Empfindlichkeit der Zellen noch undifferenzierter Embryonen von Eranthis hiemalis (S. 206) W R . !» v M a tV ^ Zeitschrift für Naturforschung 14 iM S m O k ■ b, Seite t> ? » 4 -*- ' /n «t$ ; 208 a. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 5:54 PM V Abb. 1. Embryo von E. hiemalis zur Zeit der Samenreife. Abb. 2. Embryo von E. hiemalis 3 Wochen nach der Samenreife. Abb. 3 u. 4. Vollgeschädigte Eranthis -Embryonen 3 Wochen nach der IPC-Applikation. Abb. 5 u. 6. Teilgeschädigte £Vflrc?/n‘s-Embryonen 3 Wochen nach der IPC-Applikation. Abb. 7 u. 8. Teilgeschädigte £Yern//u's-Embryonen 6 Wochen nach der IPC-Applikation. Wiederaufnahme der Teilungs­ tätigkeit im basalen Abschnitt. Abb. 9 u. 10. £Vön?/ns-Embryonen 9 Wochen nach der IPCApplikation mit jungen Adventiv-Embryonen. Abb. 11. ErantAis-Embryo(R) 4 Monate nach der IPC-Appli­ kation mit vollständig ausgebildetem Adventiv-Embryo. Abb. 12. Eranthis -Embryo 9 Wochen nach der IPC-Applika­ tion mit Adventiv-Bildungen an der Basis und am Embryo-Scheitel. Abkürzungen: S = Suspensor; Z = Zentralzellen. Zeitschrift für Naturforschung 14 b. Seite 208 b. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 5:54 PM NOTIZEN die (mehr der Zygote und ihren ersten Abkömmlin­ gen gleichenden) großkernigen apikalen Zellen. Audi die Beobachtungen an zur Behandlungszeit bereits etwas älteren Keimen weisen darauf hin, daß in erster Linie teilungsintensive Bereiche nach einiger Zeit die antimitotische Hemmung zu überwinden ver­ mögen. Diese Feststellung widerspricht nur scheinbar dem oben erwähnten Faktum, daß die Meristeme der Vegetationsspitzen am empfindlichsten auf MitoseGifte reagieren. Unseres Wissens gibt es kaum ge­ nauere Angaben darüber, welche Bereiche der be­ kanntlich zonierten und aus Zellgruppen verschiede­ ner cytologischer Differenzierung zusammengesetzten Vegetationskegel mehr und welche weniger geschä­ digt werden. Untersuchungen, die wir zur Zeit durch­ führen, machen wahrscheinlich, daß die Verhältnisse an Sproßspitzen mit denjenigen an Embryonen durchaus vergleichbar sind. 2. Z u r T e r m i n o l o g i e d e r b e o b a c h t e t e n Neubildungen Es bleibt noch zu diskutieren, ob die früher von uns verwendete Bezeichnung „Regenerat-Embryonen“ für die geschilderten Bildungen zutreffend ist. Auf den sicher besser passenden Ausdruck „Adventiv-Embryonen“ hatten wir zunächst verzichtet, weil er bereits als Terminus technicus für die nicht-zygo9 E. Korschelt in Handwörterbuch d. Naturw., 2. Aufl., Jena 1933, S. 269. 10 Mitgeteilt auf der Tagung der Deutschen Botanischen Ge­ sellschaft in Kiel vom 1. bis 7. Sept. 1958. 209 tischen Embryosack- und Nucellus-Keime in Ge­ brauch ist. Nach K o r s c h e l t 9 wird der Begriff Regeneration als „die Fähigkeit der Organismen, verloren gegan­ gene Teile ihres Körpers zu ersetzen“ definiert. Bei den in Frage stehenden Vorgängen an EranthisEmbryonen handelt es sich jedoch nicht um den Ersatz von Organen, sondern um die vollständige Wiederherstellung teilgeschädigter Keime dadurch, daß ihre weniger empfindlichen Zellkomplexe zu neuen, intakten Embryonen auswachsen. W ir möchten daher vorschlagen, alle durch das Vorhandensein von Cotyledonen und einer allorhizen Primärwurzel als „echte Embryonen “ gekennzeichne­ ten nicht-zygotischen Bildungen als „Adventiv-Embryonen“ zu bezeichnen. Nach R e in e r t 10 und S t e w a r d und Mitarb . 11 sollen auch in vitro gezüchtete Gewebe zur Ausbil­ dung von Adventiv-Embryonen bzw. „embryo-like structures“ zu veranlassen sein. Diese verdanken ihre Entstehung sicher tiefergreifenden Entdifferenzie­ rungs-Vorgängen als die schon länger bekannten, an Organ-Explantaten, Gewebe-Kulturen und organi­ sierten Tumoren auf tretenden, homorhiz bewurzelten „Adventiv-Sprosse“ . Eine sorgfältige nomenklatorische Unterscheidung beider Bildungen ist daher nötig. Wir danken der D e u t s c h e n F o r s c h u n g s ­ g e m e i n s c h a f t für die Unterstützung der Unter­ suchungen. 11 E. C. Steward u . Mitarb., Nature [London] [1958]; Amer. J. Bot. 45, 693 u. 705 [1958]. 182, 828 NOTIZEN Über die O-Methylierung von Alkoholen m it Diazom ethan unter Borfluorid-Katalyse. II. M itte ilung1 Von E ugen M ü l l e r , M a rt in B a u e r W o lfga n g R undel und Chemisches Institut der Universität Tübingen (Z. Naturforschg. 14 b, 209— 210 [1959] ; eingegangen am 27. Februar 1959) In der ersten Mitteilung1 haben M ü l l e r und R u n d el über Versuche berichtet, Alkohole mittels Diazomethan unter Katalyse mit Borfluorid-ätherat in die entspre­ chenden Methyläther überzuführen. Es gelingt so, die betreffenden Methyläther in Ausbeuten von 70 —80% zu erhalten. Ferner wurde über die ersten Versuche be­ richtet, auch Glykole in die Methyläther überzuführen. Je nach der angewandten Menge Diazomethan liefern Glykole Gemische von Mono- und Diäthern. Die weitere Bearbeitung der katalysierten Methylie­ rung von Alkoholen setzten wir zunächst an Polyalkoho­ len fort. Dabei erweist sich erneut die gute Anwendbar­ keit unserer Methode. Propandiol-(1.3) (61%), Butandiol-(1.4) (66%), Pentandiol-(1.5) (67%), und Hexandiol-(1.6) (68%) lassen sich durch Anwendung eines Diazomethan-Überschusses in guten Ausbeuten in die entsprechenden Dimethyläther überführen, ohne daß nennenswerte Mengen der Monomethyläther anfallen. Sogar Glycerin kann man in ätherischer Emulsion in seinen Trimethyläther mit einer Ausbeute von 73% ver­ wandeln. Gegen Ende dieser Reaktion tritt in geringem Umfang Polymethylenbildung ein. 1 E. M ü lle r u. W. Rundel, Angew. Chem. 70, 105 [19ci8], gilt als I. Mitteilung. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 5:54 PM