117_149_BIOsp_0207.qxd 128 13.03.2007 13:24 Uhr Seite 128 WISSENSCHAFT Psychiatrische Genetik Genetik schizophrener und affektiver Störungen JOHANNES SCHUMACHER 1 , SVEN CICHON 2 , MARKUS M. NÖTHEN 2 , PETER PROPPING 1 1 INSTITUT FÜR HUMANGENETIK, UNIVERSITÄTSKLINIKUM BONN, 2 DEPARTMENT OF GENOMICS, LIFE&BRAIN CENTER, UNIVERSITÄTSKLINIKUM BONN Bei schizophrenen und affektiven Störungen handelt es sich um häufige psychiatrische Erkrankungen. Familien-, Zwillings- und Adoptionsuntersuchungen haben gezeigt, dass es eine genetische Disposition zu den Erkrankungen geben muss, für die ein genetisch komplexer Übertragungsmechanismus verantwortlich ist. Durch genomweite Kopplungsuntersuchungen konnten chromosomale Regionen identifiziert werden, in denen Dispositionsgene vermutet werden. Bislang sind vier Gene bekannt, die sehr wahrscheinlich am Entstehungsprozess schizophrener Störungen beteiligt sind. Zwei dieser Gene scheinen auch für affektive Störungen von Bedeutung zu sein. Beiden Krankheitsentitäten könnten auf molekularer Ebene zum Teil gleiche Pathomechanismen zugrunde liegen. ó Schizophrene und affektive Störungen stellen schwer wiegende psychiatrische Erkrankungen dar, die von der WHO zu den häufigsten Ursachen menschlicher Morbidität gezählt werden. Trotz klinisch unterschiedlicher Verlaufsformen werden schizophrene Störungen als eine Krankheitsentität betrachtet, während affektive Störungen in bipolar affektive und unipolar depressive Störungen unterteilt werden. Klinisch imponiert das Erscheinungsbild schizophrener Störungen durch das Auftreten von Sinnestäuschungen, Störungen des Ich-Erlebens und Veränderungen der Wahrnehmung. Demgegenüber handelt es sich bei affektiven Störungen um Erkrankungen der Gemütslage. Bipolar affektive Störungen sind durch Episoden extrem gehobener (Manie) und depressiver Stimmung gekennzeichnet. Schizophrene und affektive Störungen Schizophrene Störungen Bipolar affektive Störungen Unipolar depressive Störungen a b Unipolar depressive Störungen sind durch ausschließlich depressive Episoden charakterisiert. Die Prävalenzraten (Tab. 1) von schizophrenen und bipolar affektiven Störungen sind bei beiden Geschlechtern in etwa gleich, unipolar depressive Störungen treten bei Frauen etwa doppelt so häufig auf. Daran scheinen endokrinologische Faktoren beteiligt zu sein, die vermutlich auch für die relativ häufigen postpartalen Depressionen von Bedeutung sind. Alle modernen auf operationalisierten Diagnosekriterien beruhenden Familien-, Zwillings- und Adoptionsuntersuchungen weisen auf einen starken Beitrag genetischer Faktoren am Entstehungsprozess schizophrener und affektiver Störungen hin (Tab. 1). Segregationsanalysen an betroffenen Familien deuten darauf hin, dass den meisten Erkran- Lebenszeitprävalenz Erblichkeitsanteile 1% 82–84 % 0,5–1,5 % 80–90 % 4,4a-10,3 %b 33–42 % Nach DSM-III-Kriterien, der US Epidemiological Catchment Area (ECA) Studie entnommen Nach DSM-III-Kriterien, der US National Comorbidity Survey Studie entnommen Tab. 1: Heritabilitätsschätzungen für schizophrene und affektive Störungen (Craddock et al.[1, 2]) kungsfällen ein genetisch komplexer Vererbungsmechanismus zugrunde liegt. Vermutlich sind in einigen Familien wenige Dispositionsgene mit relativ starkem Effekt und in anderen Familien relativ viele genetische Varianten mit eher geringem Krankheitseffekt wirksam. Zur Identifikation von Krankheitsgenen bei genetisch komplexen Krankheiten bedient man sich des Kopplungs- und Assoziationsansatzes. Kopplung beschreibt die gemeinsame Vererbung eines genetischen Markers mit einem Krankheitsphänotyp innerhalb einer Familie. Hierdurch wird die chromosomale Lokalisation eines potenziellen Krankheitsgens bestimmt. Der Marker wird nur dann mit dem Krankheitsgen vererbt, wenn beide in nur geringem Abstand zueinander liegen. Dabei können auch unterschiedliche Allele eines Markers zwischen Familien gekoppelt sein. Demgegenüber wird beim Assoziationsansatz untersucht, ob ein bestimmtes Allel einer Variante häufiger bei Patienten als bei gesunden Kontrollen vorkommt. Assoziation liegt vor, wenn das untersuchte Allel zugleich das krankheitsverursachende ist oder es in Kopplungsungleichgewicht zu diesem liegt. Kopplungsungleichgewicht besteht dann, wenn keine oder nur wenige Rekombinationen zwischen untersuchtem und verursachendem Allel in der Evolution stattgefunden haben. Gelegentlich sind auch Familien oder Patienten beobachtet worden, bei denen die Erkrankung mit einer zytogenetisch nachweisbaren Chromosomenauffälligkeit assoziiert ist. Die Analyse genetisch komplexer Erkrankungen wird durch inkomplette Penetranz, Phänokopien, Lokus-Heterogenität, die möglicherweise hohe Frequenz einzelner Dispositionsvarianten in der Allgemeinbevölkerung und das Vorliegen besonderer genetischer Übertragungsmechanismen (z. B. mitochondriale Vererbung oder Imprinting-Effekte) erschwert. Zudem dürften sich die Dispositionsgene in noch nicht vorhersagbarerer Weise gegenseitig beeinflussen, was als Epistase bezeichnet wird. BIOspektrum | 02.07 | 13. Jahrgang 117_149_BIOsp_0207.qxd 130 13.03.2007 13:24 Uhr Seite 130 WISSENSCHAFT noch ein relativ konsistentes Bild positiver Kopplungsregionen ab (Abb. 1). Dabei wurden einige der beschriebenen Kopplungsregionen sowohl bei schizophrenen als auch bei affektiven Störungen gefunden. ˚ Abb. 1: Ideogramm mit Kopplungs- und Assoziationsbefunden bei schizophrenen und affektiven Störungen (in Rot sind Kopplungsbefunde bei schizophrenen Störungen, in Blau bei bipolar affektiven Störungen und in Grün bei unipolar depressiven Störungen dargestellt). Genomweite Kopplungsuntersuchungen bei schizophrenen und affektiven Störungen Bislang wurden weit über 20 genomweite Kopplungsuntersuchungen (Genom-Scans) an Familien mit schizophrener Störung durchgeführt. Dabei konnte keine der identifizierten Kopplungsregionen einheitlich oder mehrheitlich durch die anderen Genome Scans repliziert werden. Zudem bewegen sich die jeweiligen Kopplungshinweise in der Regel unterhalb der Schwelle, die für einen genomweiten signifikanten Befund gefordert wird (LOD-Socre > 3,6). Eine Ausnahme hiervon stellen die chromosomalen Regionen 1q21q22, 6p22-p24 und 13q32-q34 dar, für die sich in mehreren Untersuchungen signifikante Kopplungshinweise ergaben (Abb. 1)[1]. Darüber hinaus konnten chromosomale Regionen identifiziert werden, die in mehreren Genom-Scans positive Kopplungshinweise im Bereich von „suggestive evidence“ zeigten (LOD-Score > 1,8), sie sind der Abbildung 1 zu entnehmen[1]. Auch bei bipolar affektiven Störungen wurden weit mehr als 20 Genom-Scans durchgeführt. In mehreren Untersuchungen ergaben sich auf Chromosom 6q15-q25 und 12q23q24 signifikante Kopplungshinweise (Abb. 1)[1, 2]. Weitere mehrfach im Bereich von „suggestive evidence“ replizierte chromosomale Regionen sind der Abbildung 1 zu entnehmen[1,2]. Bei unipolar depressiven Störungen wurden bislang nur wenige Genom-Scans durchgeführt. Es ergaben sich Kopplungshinweise in den chromosomalen Regionen 1p36, 12q22-q24 und 13q31 (Abb. 1)[2]. Auch wenn das Signifikanzniveau der meisten Kopplungsbefunde eher gegen das Vorliegen von Krankheitsgenen mit starkem genetischem Effekt sprechen, bildet sich den- Von der Vielzahl chromosomaler Auffälligkeiten, die mit schizophrenen und affektiven Störungen in Verbindung gebracht wurden, sind zwei Befunde hervorzuheben. In einer schottischen Großfamilie wurde eine balancierte Translokation zwischen Chromosom 1 und 11 gefunden (1;11) (q42;q14.3). Die Familie zeigt eine hohe Belastung mit schizophrenen, bipolar affektiven und unipolar depressiven Störungen, wobei die Translokation mit dem Erkrankungsstatus kosegregierte. Es konnten drei Gene auf Chromosom 1 identifiziert werden – Disrupted-In-Schizophrenia-1 und -2 (DISC-1 und -2) sowie Translin-Associated-Factor (TRAX) – die in der Bruchregion liegen[3]. Interessanterweise handelt es sich bei Chromosom 1q42 um eine Region, in der deutliche Kopplungshinweise bei schizophrenen Störungen gefunden wurden (Abb. 1). Zellbiologisch konnte eine starke zentralnervöse DISC-1- und TRAX-Expression nachgewiesen werden, beide Gene beeinflussen u. a. die neuronale Architektur. Demgegenüber enthält DISC-2 keinen ORF, es könnte die Expression von DISC-1 über einen AntisenseRNA-Mechanismus beeinflussen[3]. Um die Bedeutung dieser Gene bei zytogenetisch unauffälligen Patienten zu untersuchen, wurden zahlreiche Assoziationsuntersuchungen mit SNP-Markern am DISC/TRAX-Locus durchgeführt. Dabei zeigten sich positive Assoziationshinweise in sechs Kollektiven mit schizophrenen und in zwei mit bipolar affektiven Störungen. Die Kollektive waren europäischer Herkunft. Demgegenüber konnte in zwei japanischen Kollektiven keine Assoziation nachgewiesen werden. Darüber hinaus wurden positive Assoziationen zwischen Varianten am DISC/TRAX-Locus und verschiedenen neurokognitiven und Schizophrenie-assoziierten Auffälligkeiten gefunden[3]. Zusammenfassend scheint eine Beteiligung des DISC/TRAXLocus am Entstehungsprozess schizophrener und affektiver Störungen sehr wahrscheinlich, wobei die zugrunde liegende(n) Variante(n) und die neurobiologischen Korrelate, die am stärksten durch den DISC/TRAX-Locus beeinflusst werden, noch identifiziert werden müssen. BIOspektrum | 02.07 | 13. Jahrgang 06.008.02 sign-berlin.de Zytogenetische Auffälligkeiten bei schizophrenen und affektiven Störungen 117_149_BIOsp_0207.qxd 132 13.03.2007 13:24 Uhr Seite 132 WISSENSCHAFT Die zweite chromosomale Auffälligkeit mit großer Bedeutung für die genetische Erforschung psychiatrischer Störungen ist das Velo-Cardio-Faziale-Syndrom (VCFS). Es handelt sich um ein variables Störungsbild mit u. a. fazialen Dysmorphiezeichen, Gaumenauffälligkeiten und angeborenen Herzfehlern. Viele VCFS-Patienten sind von schizophrenen und affektiven Störungen betroffen[1]. Dem VCFS liegt eine interstitielle Deletion von etwa 3 Mb auf Chromosom 22q11 zugrunde. Auch wenn das VCFS relativ selten auftritt und damit nur ein geringer Anteil schizophrener und affektiver Störungen auf die Deletion zurückzuführen ist, könnten innerhalb der VCFS-Region Gene lokalisiert sein, die für einen größeren Teil der Störungen disponieren. Hierfür sprechen auch die Kopplungshinweise in dieser Region (Abb. 1)[1, 2]. Trotz zahlreicher Kandidatengenanalysen sind die bisherigen Assoziationshinweise in der VCFS-Region noch nicht überzeugend. Assoziationsuntersuchungen bei schizophrenen und affektiven Störungen Obwohl in den letzten Jahren vier Gene bzw. Loci (DISC/TRAX, DTNBP-1, NRG-1 und G72, Abb. 1) identifiziert wurden, deren Beitrag an der Entstehung schizophrener und affektiver Störungen wahrscheinlich ist, sind die Befunde mit Problemen behaftet. In keinem der diskutierten Dispositionsgene konnte bislang eine funktionell relevante Veränderung gefunden werden. Vermutlich handelt es sich um regulatorische Varianten. Zudem sind z. T. unterschiedliche Allele und Haplotypen in den untersuchten Populationen mit der Krankheit assoziiert. Alle nachfolgend dargestellten Gene bzw. Loci wurden mittels systematischer Assoziationsuntersuchungen in zuvor identifizierten Kopplungsregionen gefunden (Abb. 1). Dabei wurden Kopplungsabschnitte mit einer hohen Anzahl eng benachbarter SNP-Marker auf Assoziation hin untersucht. Das Dystrobrevin-Binding-1-Gen (DTNBP-1) ist in der chromosomalen Region 6p22 lokalisiert. Nach positiven DTNBP-1-Assoziationsergebnissen in einem Schizophrenie-Kollektiv konnten die Befunde in elf unabhängigen Patienten-Kollektiven mehrheitlich europäischer Herkunft repliziert werden, während drei Gruppen keine DTNBP-1-Assoziationen in ihren Schizophrenie-Kollektiven finden konnten[4]. Dass bei der Analyse genetisch komplexer Krankheiten nicht alle Kollektive positive Assoziationshinweise liefern, ist angesichts der geringen Effektstärken, der Unterschiede zwischen den einzelnen Kollektiven und unterschiedlich typisierter Marker nicht überraschend. Zellbiologisch gibt es Hinweise dafür, dass cis-regulatorische DTNBP-1-Varianten von Bedeutung sind. Tatsächlich wurde eine verminderte Gen-Expression in postmortem Hirngewebe von Schizophrenen gefunden[4]. Funktionell ist DTNBP-1 an einer Vielzahl neuronaler und nicht-neuronaler Prozesse beteiligt. Derzeit wird eine Beeinflussung der glutamatergen Neurotransmission als zellbiologisches Korrelat schizophrener Störungen favorisiert[4]. Weiterhin ist unklar, inwieweit der Phänotyp der sandy-Maus, einer zuvor identifizierten DTNBP-1-Knock-out-Maus, mit dem Phänotyp der Schizophrenie in Einklang zu bringen ist. Die sandy-Maus stellt das murine Korrelat zum humanen Hermansky-Pudlak-Syndrom dar, das durch einen okulokutanen Albinismus, eine verlängerte Blutungszeit und eine Lungenfibrose gekennzeichnet ist. Psychische Auffälligkeiten zählen dabei nicht zu den Symptomen des Syndroms. Auch bei der sandy-Maus wurde bislang kein Verhaltensphänotyp beobachtet[4]. Hinweise auf das Neuregulin-1-Gen (NRG1) als Schizophrenie-relevantes Dispositionsgen ergaben sich bei systematischen Assoziationsanalysen in der Kopplungsregion 8p12. Die Ergebnisse unabhängiger Untersuchungen von NRG1 wurden in einer MetaAnalyse zusammengefasst. Es ergaben sich hochsignifikante Assoziationshinweise zwischen genetischen NRG-1-Varianten und schizophrener Störung (p = 8 x 10–10 für den am stärksten assoziierten Haplotypen) bei einer allerdings geringen NRG-1-Effektstärke (Odds Ratio < 1,5)[5]. Darüber hinaus zeigte sich, dass unterschiedliche genomische Bereiche bzw. Haplotyp-Blöcke zwischen europäischen und asiatischen Populationen verschieden stark assoziiert sind. Die Befunde deuten auf eine allelische Heterogenität am NRG-1-Locus hin[5]. NRG-1 erstreckt sich auf genomischer Ebene über 1,2 Mb mit mindestens 30 Exons und 9 putativen Promotoren. Das Auffinden der Risikovarianten wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Funktionell ist NRG-1 an einer Vielzahl neuronaler Prozesse beteiligt. Dabei steht die Regulation der glutamatergen Neurotransmission derzeit im Mittelpunkt des Interesses. Die bereits verfügbaren und in Entwicklung befindlichen Mausmodelle werden einen vertiefenden Einblick in die schizophrenen Störungen zugrunde liegenden Pathomechanismen am NRG1-Locus liefern. Das G72-Gen (G72) ist in der chromosomalen Kopplungsregion 13q33 lokalisiert. Nach den ersten Hinweisen auf eine G72-Assoziation mit schizophrenen Störungen konnten die Befunde nachfolgend an zehn unabhängigen Schizophrenie-Kollektiven repliziert werden[6]. Da Chromosom 13q33 auch eine Kopplungsregion für bipolar affektive und Panikstörungen ist, wurden weiterführende Untersuchungen unter Zugrundelegen dieser Phänotypen durchgeführt. Hierbei ergaben sich positive Befunde in fünf unabhängigen Kollektiven mit bipolar affektiver Störung und in einem Kollektiv mit Panikerkrankung[6]. Die Bedeutung von G72 scheint daher über die traditionelle diagnostische Abgrenzung von schizophrenen und affektiven Störungen hinweg zu gehen. Mittlerweile liegen auch Ergebnisse einer Meta-Analyse mit Markern am G72-Locus vor. Es ergaben sich hochsignifikante Assoziationsergebnisse[6]. G72, das wahrscheinlich an der glutamatergen Neurotransmission beteiligt ist, liegt nicht als Gen im murinen Organismus vor. Gegenwärtig arbeiten mehrere Gruppen daran, den humanen G72-Locus in das Mausgenom zu integrieren, um geeignete Modelle für weiterführende Untersuchungen zu erhalten. Weiterhin ist unklar, inwieweit ein AntisenseGen von G72, bekannt als G30, am Krankheitsprozess beteiligt ist. Es wird vermutet, dass es regulatorische Einflüsse auf die G72Expression ausübt[6]. Neben den dargestellten Befunden existieren weitere Gene, für die sich positive Assoziationshinweise bei schizophrenen und/oder affektiven Störungen ergeben haben. Es bedarf aber noch zusätzlicher Untersuchungen, um deren Bedeutung am Entstehungsprozess dieser Störungen zu klären[1, 2]. Auf dem Gebiet der Pharmakogenetik kommt zwei Befunden Bedeutung zu. So konnte in einzelnen Studien gezeigt werden, dass Varianten in den Genen FK506-Binding-Protein-5 (FKBP5)[6] und Serotonin-2A-Receptor (HTR2A)[7] das Ansprechen auf Antidepressiva beeinflussen. Ausblick Neben der Identifikation der Schizophrenierelevanten Dispositionsgene DISC/TRAX, DTNBP-1, NRG-1 und G72 kommt die größte Bedeutung gegenwärtig dem Befund zu, dass DISC/TRAX und G72 auch für affektive Störungen von Bedeutung sind. Es wird vermutet, dass die gleichen Krankheitsvarianten diagnoseübergreifend der jeweiligen Störung zugrunde liegen. Das Spektrum psychiatriBIOspektrum | 02.07 | 13. Jahrgang 117_149_BIOsp_0207.qxd 13.03.2007 13:24 Uhr Seite 133 133 scher Krankheiten, die möglicherweise ebenfalls mit den genannten Genen assoziiert sind, ist dabei noch unzureichend untersucht. Dem zunehmenden Verständnis der zellbiologischen Ursachen psychiatrischer Störungen wird wahrscheinlich ein mehr molekulargenetisch ausgerichtetes diagnostisches Klassifikationssystem folgen. Man muss sich vorstellen, dass ein psychiatrisches Störungsbild mit einem Muster an Dispositionsgenotypen assoziiert ist. Verschiedene Krankheiten dürften auf überlappenden Mustern beruhen. Mittlerweile haben die Fortschritte des Humanen Genom Projekts und des HapMap Projekts genomweite Assoziationsuntersuchungen möglich gemacht. Hierdurch dürften in naher Zukunft weitere Dispositionsgene für schizophrene und affektive Störungen identifiziert werden. Literatur [1] Craddock, N., O’Donovan, M. C., Owen, M. J. (2006): Genes for schizophrenia and bipolar disorder? Implications for psychiatric nosology. Schizophr. Bull. 32: 9–16. [2] Craddock, N., Forty, L. (2006): Genetics of affective (mood) disorders. Eur. J. Hum. Genet. 14: 660–668. BIOspektrum | 02.07 | 13. Jahrgang [3] Hennah W., Thomson, P., Peltonen, L., Porteous, D. (2006): Genes and schizophrenia: beyond schizophrenia: the role of DISC1 in major mental illness. Schizophr. Bull. 32: 409–416. [4] Williams, N. M., O’Donovan, M. C., Owen, M. J. (2005): Is the dysbindin gene (DTNBP1) a susceptibility gene for schizophrenia? Schizophr. Bull. 31: 800–805. [5] Tosato, S., Dazzan, P., Collier, D. (2005): Association between the neuregulin 1 gene and schizophrenia: a systematic review. Schizophr. Bull. 31: 613–617. [6] Abou Jamra, R., Schmael, C., Cichon, S., Rietschel, M., Schumacher, J., Nöthen, M. M. (2006): The G72/G30 gene locus in psychiatric disorders: a challenge to diagnostic boundaries? Schizophr. Bull. 32: 599–608. [7] Binder, E. B. et al. (2004): Polymorphisms in FKBP5 are associated with increased recurrence of depressive episodes and rapid response to antidepressant treatment. Nat. Genet. 36: 1319–1325. [8] McMahon, F. J. et al. (2006): Variation in the gene encoding the serotonin 2A receptor is associated with outcome of antidepressant treatment. Am. J. Hum. Genet. 78: 804–814. AUTOR Johannes Schumacher (Jahrgang 1973) Studium der Humanmedizin in Gießen, 2001 Promotion am Institut für Humangenetik der Universität Bonn, seit 2007 Stipendiat des NIH/DFG Research Career Transition Awards Program. Korrespondenzadressen: Dr. med. Johannes Schumacher Prof. Dr. med. Peter Propping Institut für Humangenetik Universitätsklinikum Bonn Wilhelmstr. 31 D-53111 Bonn Tel.: 0228-287 22346 Fax.: 0228-287 22380 [email protected] [email protected] PD Dr. rer. nat. Sven Cichon Prof. Dr. med. Markus M. Nöthen Department of Genomics Life&Brain Center Universitätsklinikum Bonn Sigmund-Freud-Str. 25 D-53127 Bonn Tel.: 0228-6885 400 Fax.: 0228-6885 401 [email protected] markus.nö[email protected]