Therapie der Schizophrenie Somatische Behandlungsformen 1) Welche somatischen Behandlungsformen gibt es? 2) Wie ist die Effektivität von psychochirurgischen und ElektroschckTherapien zu bewerten? 3) Welche drei verschiedenen Typen von Neuroleptika werden in der Therapie von schizophrenen Patienten derzeit eingesetzt? 4) Wodurch charakterisiert sich die Wirkungsweise jener Neuroleptika? 5) Welche Nebenwirkungen sind allgemeinhin zu erwarten? 1) Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Insulinkoma-Therapie (Sackl,1938), präfrontale Lobotomie (Moniz,1935) und Elektrokrampftherapie (Cerletti und Bini,1938) entwickelt. Ferner bietet auch die medikamentöse Therapie mit den Anfang der fünfziger Jahren entwickelten Neuroleptika einen somatischen Behandlungsansatz. 2) Jene, in den dreiziger Jahren entwickelten Behandlungsformen schienen zunächst sehr erfolgsversprechend. Nebenwirkungen, die von Stumpfsinnigkeit und Teilnahmslosigkeit über schwere Beeinträchtigungen der kognitiven Fähigkeiten bis hin zu Tod des Probanden reichten, ließen jedoch bald an der Effktivität jener Methoden zweifeln. 3) Ende des 19. Jahrhunderts wurde erstmals Phenothiazin hergestellt, Kernsubstanz des in den vierziger Jahren von Charpentier entwickelten Chlorpromazin. Seit einigen Jahren verabreicht man schizophrenen Patienten ebenso Butyrophenone und Thioxanthene. 4) Phenothiazine blockieren, so glaubt man, die Impulsübertragung in den dopaminergen Leitungsbahnen des Gehirns. Sie vermögen die positiven Symptome, nicht aber die negativen zu lindern. Verbleibende Symptome wie soziale Inkompetenz oder eine stark eingeschränkte Anpassungsfähigkeit lassen es kaum zu, von einer Heilung der Patienten durch Neuroleptika zu sprechen. 5) Die Nebenwirkungen von Phenothiazinen reichen von Mundtrockenheit, verschwommenem Sehen, Niedergeschlagenheit, Verstopfung und niedrigem Blutdruck bis hin zu Gelbsucht und extrapyramidalen Störungen, die in Symptomen neurologischen Erkrankheiten wie der Parkinsonschen Krankheit ähneln (Tremor der Finger, Muskelstarre, Speichelfluß, Dyskinesie, Akathisie). Psychologische Behandlungsformen 1) Welches theoretisches Konzept zur Schizophrenie bietet die Psychoanalyse an? 2) Wie sind die Erfolgsaussichten der psychoanalytischen Therapie von schizophrenen Patienten zu bewerten? 3) Was versteht man unter dem Expressed-Emotion-Konzept? 4) Welche Rolle kommt dem Expressed-Emotion-Konzept bei der Behandlung schizophrener Patienten zu? 5) Welchen Behandlungsansatz verfolgt die Verhaltenstherapie? 6) Welche psychologischen Behandlungsansätze erweisen sich derzeit als erfolgsversprechend? 1) Freud selbst hielt Schizophrene wegen ihrer Unfähigkeit zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen für eine psychoanalytische Behandlung gänzlich ungeeignet. Der amerikanische Psychiater Sullivan jedoch entwickelte ein sowohl theoretisches als auch praktisches analytisches Konzept, das lange Zeit zur gängigsten psychologischen Behandlungsform der Schizophrenie gehörte. Sullivan ging von einem schwachen Ich des Schizophrenen aus, das den zwischenmenschlichen Herausforderungen nicht gewachsen ist. Die Kommunikationsform der Schizophrenen entstamme der frühen Kindheit, was, so Fromm-Reichmann, auf den Wunsch des Schizophrenen zurückzuführen sei, die in früher Kindheit erlittenen und später für unvermeidlich gehaltenen Zurückweisungen, zu vermeiden. Die Therapie besteht darin, dem Patienten erwachsene Kommunikationsformen zu lehren und ihm den Zusammenhang zwischen seiner Vergangenheit und seinen gegenwärtigen Schwierigkeiten einsichtig zu machen. 2) Zwar existieren nur wenige Arbeiten zur Evaluation der einsichtsorientierten Therapieformen bei Schizophrenen, jedoch deutet eine Langzeitstudie der New York State University auf die Erfolglosigkeit der psychoanalytischen Therapie hin. Stone behauptet sogar, daß jene einsichtsorientierten Therapien den Zustand des Patienten noch verschlechtern. 3) Das Expressed Emotion Konzept basiert auf der Annahme, daß kritische Äußerungen der Angehörigen gegenüber dem Patienten ein erhöhtes Rückfallrisiko bedeuten und somit eine Wiedereinweisung des Patienten erforderlich machen. In familientherapeutischen Sitzungen werden den Familienangehörigen Möglichkeiten gezeigt, positive und negative Gefühle in einer konstruktiven und empathischen Weise auszudrücken. Ferner werden Problemlösestrategien und der Umgang mit emotional belastenden Situationen vermittelt, sowie ein Wissen über die Schizophrenie im allgemeinen. 4) Einer Studie von Falloon zufolge besteht ein Zusammenhang zwischen dem EE-Wert und der Rückfallquote des entlassenen Schizophreniepatienten. Dies scheint in einer zuverlässigeren Medikamenteneinnahme sowie einem ausgeglichenerem sozialen Umfeld begründet. Eben da die Medikamente allein einen Rückfall nicht zu verhindern in der Lage sind, ist eine EE-basierte Familientherapie von großem Nutzen für den Patienten. 5) Die verhaltenstherapeutischen Verfahren unternehmen den Versuch, Schizophrenen zu helfen, im täglichen Leben besser zurechtzukommen. Dem Patienten werden auf diese Weise soziale Fertigkeiten wie Selbstbehauptung vermittelt und unangemessene Verhaltensweisen abgewöhnt. Verhaltenstherapeutische Verfahren stellen derzeit eine der wirksamsten psychologischen Behandlungsformen dar, können aber kaum für sich in Anspruch nehmen, bei Schizophrenen Patienten eine Heilung herbeizuführen. 6) Als erfolgsversprechend erweist sich die Wissensvermittlung über Schizophrenie bei den Familienangehörigen. Dabei sollten keine Schuldzuschreibungen aufkommen, sondern vielmehr die biologischen Ursachen und Symptomatik erläutert werden. Ferner wird versucht das Streßniveau des Patienten bei Entlassung so weit wie möglich zu vermindern. Am effektivsten scheint dabei die Senkung des EE-Wertes zu sein. Auch sollte der Aufbau eines sozialen Netzwerkes zwischen den betroffenen Familien unterstützt werden, damit eine Isolation und Stigmatisierung der Familie abnimmt. Integrative Behandlungsformen 1) Welche Gründe sprechen für eine integrative Intervention bei schizophrenen Patienten? 2) Welche Problematik birgt die Integration biologischer und psychologischer Interventionen? 1) Eine Langzeitanwendung von Neuroleptika geht oftmals mit schweren Nebenwirkungen einher, so daß eine Verringerung der Dosis oder gar der Verzicht solcher Medikamente bei einer begleitenden Psychotherapie von großem Vorteil für den Patienten wäre. Desweiteren sind Neuroleptika kaum in der Lage, negative Symptome der Schizophrenie zu lindern. Insofern scheint die Vermittlung sozialer Fertigkeiten, usw. unverzichtbar für eine problemlosere Entlassung des Patienten in das gesellschaftliche Leben. Ferner konnte gezeigt werden, daß die unterstützende familientherapeutische Arbeit mit erhöhten EE-Werten durchaus erfolgsversprechend ist und das Rückfallrisiko deutlich zu senken vermag. 2) Es sind die interdiziplinären Auseinandersetzungen zwischen Medizinern und Psychologen, die eine Integration von biologischen und psychologischen Therapien gefährden. Um Fortschritte in der Therapie schizophrener Patienten zu machen scheint eine Zusammenarbeit beider Berufsgruppen unablässig.