Zusammenfassung und Ausblick 5 Zusammenfassung und Ausblick Mit der hier vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass ein - wenn auch kleiner - Anteil von Patienten mit MP Mutationen in den bisher bekannten Kandidatengenen Parkin und LRRK2 vorweist. Dabei scheinen insbesondere Mutationen im LRRK2 Gen sowie Mutationen im heterozygoten Zustand im Parkin Gen bei Patienten mit der Late-Onset Form relevant zu sein. Mutationen im LRRK2 Gen betreffen dabei sowohl Early- als auch Late-Onset Patienten, sind jedoch tendenziell häufiger bei Patienten mit der Early-Onset Form zu finden. Das PINK1 Gen hingegen scheint keine Rolle bei der Pathogenese der Late-Onset Form zu spielen. Die Hypothese, dass auch Mutationen im heterozygoten Zustand, insbesondere des Parkin Gens, pathogene Auswirkungen haben können, findet vermehrt Unterstützung (Beffert und Rosenberg, 2006). Dabei stößt das klassische Konzept der autosomal-rezessiven Vererbung z.B. für das Parkin Gen an seine Grenzen. Vielmehr scheint es sich um einen Dosisabhängigen Effekt zu handeln, bei dem schon Mutationen im heterozygoten Zustand pathogene Effekte haben, wenn auch mildere als bei einer homozygoten Ausprägung (Sun et al., 2006). Dies erklärt die Beobachtung, dass heterozygote Mutationsträger insbesondere unter den Late-Onset Patienten zu finden sind. PET Untersuchungen von gesunden Mutationsträgern mit Mutationen im heterozygoten Zustand im Parkin ebenso wie im PINK1 Gen zeigen subklinisch dopaminerge Dysfunktion (Khan et al, 2002; Khan et al., 2005). Wenn diese Risikopersonen zusätzlich noch Triggerfaktoren wie z.B. Umweltgiften ausgesetzt werden, sind sie wahrscheinlich eher anfällig, MP zu entwickeln. Die Hypothese, dass genetische Veränderungen und Umweltfaktoren gemeinsam die Manifestation eines MP auslösen, scheint insbesondere für Mutationen im LRRK2 Gen zuzutreffen. Kenntnisse aus der genetischen Parkinsonforschung haben maßgeblich dazu geführt, die Pathogenese des MP besser zu verstehen. In der jetzigen Situation stellen sich weiterführende Aufgaben, insbesondere für die neuen Kandidatengene (z.B. das LRRK2 Gen) müssen Genotyp, Phänotyp und Penetranz der unterschiedlichen Mutationen bestimmt 30 Zusammenfassung und Ausblick werden (Klein, 2006). Erkenntnisse aus größeren Familien mit LRRK2 Mutationen (siehe Abbildung 4.2; Schlitter et al., 2006B) sind essentiell, um das individuelle Risiko von Mutationsträgern abzuschätzen und adäquate genetische Beratung zu ermöglichen. Da für MP zum jetzigen Zeitpunkt lediglich symptomatische jedoch keine präventiven Therapieoptionen zur Verfügung stehen (Poewe, 2006), haben genetische Tests als Mittel zur Frühdiagnostik im Moment noch keinen großen klinischen Stellenwert und sollten überlegt eingesetzt werden. Diese restriktive Strategie könnte sich ändern, sobald neuroprotektive Medikamente zur Verfügung stehen würden. Dann könnten bei positivem Testergebnis einer erkrankten Indexperson weitere asymptomatische Familienmitglieder auf Mutation im betreffenden Gen untersuch werden. So identifizierte Risikopersonen würden dann von neuroprotektiven Medikamenten profitieren. Wissenschaftlich bedeutsam ist ein neuer Aspekt, der Parkin und PINK1 verbindet, die beiden Gene mit der höchsten Mutationsrate bei autosomalrezessiv vererbtem MP. Das Parkin Produkt ist ein Enzym des UPS, das PINK1 Protein eine Kinase mit mitochondrialer Lokalisation. Jetzt gibt es Hinweise, dass beide Gene auch einen gemeinsamen Signalweg mit Einfluss auf die Funktion der Mitochondrien haben und sogar miteinander agieren (Clark et al., 2006; Pallanck und Greenamyre, 2006; Park et al., 2006). Im Drosophila Tiermodell führt ein Verlust des PINK1 Gens unter anderem zu männlicher Sterilität, apoptotischer Muskeldegeneration sowie erhöhter Anfälligkeit gegenüber oxidativem Stress (Clark et al., 2006). Ein Funktionsverlust des Parkin Gens zeigt ähnliche Effekte, so auch Veränderungen der Mitochondrien (Greene et al., 2003; Pesah et al., 2004; Park et al., 2006), die nicht allein durch Dysfunktion des UPS erklärt werden können. Da Verluste des PINK1 Gens interessanterweise durch Überexpression des Parkin Gens ausgeglichen werden können, geht man mittlerweile von einem gemeinsamen Signalweg beider Gene aus, bei dem das PINK1 Genprodukt oberhalb desjenigen des Parkin Gens agiert (Clark et al., 2006). Diese neuen Erkenntnisse unterstützen die These, dass mitochondriale Dysfunktion eine, wenn nicht die zentrale Rolle in der Pathogenese des MP spielt. 31