MANAGEMENT OF NEUROMUSCULAR DISEASES LETTER NR. 35 Mitochondriale Myopathien Marcus Deschauer und Stephan Zierz Zusammenfassung Mitochondriale Myopathien sind durch Defekte der Atmungskette bedingt. Sie manifestieren sich häufig nicht nur an der Extremitätenmuskulatur, sondern auch an den äußeren Augenmuskeln, was zur chronisch progressiven externen Ophthalmoplegie führt. Typisch ist eine Belastungsintoleranz, aber auch permanente Paresen sind zu finden. Vielfach ist die Symptomatik auch nicht auf die Muskulatur beschränkt, sondern es ist für die Mitochondriopathien charakteristisch, dass Organe, wie z.B. Gehirn, Herz oder Innenohr mitbetroffen sind. Die Mitochondrien besitzen eine eigene Erbsubstanz, die maternal vererbt wird. Häufig sind mitochondriale Myopathien durch Mutationen in dieser mitochondrialen DNA bedingt. Aber auch nukleäre Mutationen, die autosomal vererbt werden, können mitochondriale Myopathien bedingen und zu Schäden an der mitochondrialen DNA führen (Defekte der intergenomischen Kommunikation). Diagnostische Möglichkeiten umfassen Laktat-Untersuchungen, histologische und biochemische Untersuchungen einer Muskelbiopsie und molekulargenetische Untersuchungen. Dabei sollte der seltene Coenzym Q-Mangel als Ursache nicht übersehen werden, da dieser behandelt werden kann. Darüber hinaus ist die Wirksamkeit von Coenzym- und Vitaminsubstitution nicht bewiesen. Eine kurative Behandlung ist daher meist nicht möglich. Wichtig ist die symptomatische Behandlung einer Multisystembeteiligung. Ausdauertraining kann der Belastungsintoleranz entgegenwirken. Klinische Manifestation Mitochondriale Erkrankungen sind durch Defekte der Atmungskette bedingt. Dabei sind Organe mit hohem Energiebedarf bevorzugt betroffen, insbesondere auch der Muskel, sodass mitochondriale Myopathien häufige mitochondriale Erkran- 2 3 kungen darstellen. Vielfach beschränkt sich die Erkrankung aber nicht auf die Muskulatur und es findet sich eine Multisystembeteiligung, z.B. mit Störungen im zentralen und peripheren Nervensystem, aber auch Herz, endokrine Organe, Innenohr und Auge (Abb. 1). Die äußeren Augenmuskeln sind bei mitochondrialen Myopathien bevorzugt betroffen, die externe Ophthalmoplegie ist deshalb ein Leitsymptom einer mitochondrialen Myopathie. Der Grund, warum die Augenmuskeln bevorzugt betroffen sind, ist noch unklar. Es gibt aber Unterschiede zwischen äußeren Augenmuskeln und Ske- lettmuskeln: Mitochondriengehalt, Entladungsfrequenz und Blutfluss sind in den äußeren Augenmuskeln größer und die motorischen Einheiten kleiner, sodass die Augenmuskeln eine vermehrte Vulnerabilität hinsichtlich mitochondrialer Störungen aufweisen könnten (33). Andere typische Symptome einer mitochondrialen Myopathie sind muskuläre Belastungsintoleranz, belastungsinduzierte Myalgien und Attacken mit Myoglobinurie (30;1). Die häufigste mitochondriale Myopathie ist die chronisch progressive externe Ophthalmoplegie (CPEO) (Abb.2). Über die Ptosis und Augenbewegungsstörung Abbildung 1: Mögliche Multisystembeteiligung bei Patienten mit mitochondrialen Myopathien. Schwerhörigkeit Schlaganfall Epilepsie Ataxie Migräne Neuropathie Demenz Belastungsintoleranz Myalgien Paresen hinaus weisen Patienten häufig auch Beschwerden der Extremitätenmuskulatur auf, mit Belastungsintoleranz oder auch proximaler Muskelschwäche. In variabler Ausprägung finden sich akzessorische Symptome als Zeichen der Multisystemerkrankung (Tabelle 1). Andererseits gibt es auch Patienten mit mitochondrialen Myopathien ohne externe Ophthalmoplegie und ohne jegliche Multisystembeteiligung, die z.B. ein Gliedergürtelsyndrom aufweisen, das an eine Muskeldystrophie vom Gliedergürtel-Typ denken lässt (31;26;21). Mitochondriale Myopathien manifestieren sich häufig im Kindes- oder frühen Erwachsenenalter, aber auch Erstmanifestationen im fortgeschrittenen Erwachsenenalter sind möglich (13). Insgesamt sind Mitochondriopathien keineswegs so selten wie früher angenommen, in England wurde ihre Häufigkeit auf mindestens 12/100.000 geschätzt (6). Pathogenese Erbrechen Pseudoobstruktion Kardiomyopathie Reizleitungsstörungen Externe Ophthalmoplegie Retinopathie Optikusatrophie Diabetes Kleinwuchs Glomerulosklerose Mitochondriale Myopathien sind genetisch bedingte Erkrankungen, denen sehr unterschiedliche Gendefekte zugrunde liegen. Die Mitochondrien besitzen eine eigene Erbsubstanz (mtDNA), doch nur 13 mitochondriale Proteine werden vom mitochondrialen Genom kodiert. Die Mehrzahl der mitochondrialen Proteine wird nukleär kodiert und in die Mitochondrien importiert. Dementsprechend gibt es mitochondriale Erkrankungen durch mtDNA-Muta- Abbildung 2: Patient mit CPEO, bei dem man eine linksbetonte Ptosis und einen Strabismus erkennt. tionen, die typischerweise maternal vererbt werden, aber auch Erkrankungen mit nukleären Gendefekten, die autosomal dominant oder rezessiv vererbt werden. Vielfach beruhen mitochondriale Myopathie (insbesondere die CPEO) zwar auf einem Gendefekt der mtDNA, treten aber sporadisch auf. Es stellt sich die Frage, warum es Mitochondriopathien gibt, bei denen ausschließlich die Muskulatur betroffen ist, wo doch sonst die Multisystembeteiligung ein typisches Charakteristikum der Mitochondriopathien ist. Dafür gibt es verschiedene Erklärungsmöglichkeiten: Erstens könnten theoretisch Mutationen in gewebsspezifischen nukleären Genen vorliegen, die allerdings bislang nicht nachgewiesen wurden. Zweitens können Neumutationen der mitochondrialen DNA nur in den Myoblasten vorliegen, wenn sie nach der 4 5 Abbildung 3: Defekte der intergenomischen Kommunikation. Mutationen in verschiedenen nukleären Genen führen zu defekten Proteinen, die in den Mitochondrien (multiple) Deletionen der mtDNA bedingen. Keimblatt-Differenzierung entstehen. Dieser Mechanismus wird für bestimmte mtDNA-Mutationen in Protein-kodierenden Genen angenommen (1). Schließlich können mtDNA-Mutationen in verschiedenen Geweben einen unterschiedlich hohen Anteil aufweisen (Heteroplasmie). Wird im Muskel ein Schwellenwert überschritten, wird die Mutation symptomatisch. Dieser Mechanismus ist bei mtDNAMutationen in tRNA-Genen anzunehmen, denn diese Mutationen wiesen im Muskel einen besonders hohen Heteroplasmiegrad auf (26;31;14). Die genetische Komplexität und die geringe Genotyp-Phänotyp-Korrelation werden besonders bei der CPEO deutlich. Der CPEO können sehr verschiedene Gendefekte mit unterschiedlicher Vererbung zugrunde liegen. Selten ist die CPEO maternal vererbt und mit Punktmutationen der mtDNA (meist Mutation 3243A>G) assoziiert. Viel häufiger finden sich "Large-Scale"-Deletionen der mtDNA, die mehrere tausend Basen umfassen. So genannte singuläre Deletionen, die sich bei etwa der Hälfte der CPEO-Patienten finden, treten fast immer sporadisch auf. Nur 4% der singulären Deletionen werden maternal vererbt (7). Bei etwa 1/3 der Patienten mit CPEO lassen sich multiple Deletionen der mtDNA nachweisen, die autosomal (dominant oder rezessiv) vererbt werden. Dementsprechend sind diese mtDNA-Deletionen nicht der primäre Gendefekt, sondern Folge von nukleären Gendefekten in Genen, die für die Replikation der mtDNA wichtig sind. Man spricht auch von Defekten der intergenomischen Kommunikation, zwischen nukleärem und mitochondrialem Genom (Abb. 3). Drei nukleäre Gene sind dabei von besonderer Bedeutung: 1. Polymerase Gamma 1 (POLG1), die mitochondriale Polymerase; 2. PEO1 oder auch Twinkle genannt, eine mitochondriale Helikase; 3. AdeninNukleotid-Translokator 1 (ANT1), der für die Regulation des Nukleotid-Pools in den Mitochondrien mitverantwortlich ist (10). Da ein Großteil der sporadischen CPEOPatienten mit multiplen Deletionen aber keine Mutationen in den bekannten nukleären Genen aufweist (22), müssen weitere bislang unbekannte Gendefekte existieren. Defekte der intergenomischen Kommunikation finden sich aber nicht nur bei der CPEO, sondern auch bei Mitochondriopathien ohne muskuläre Symptomatik, z.B. bei sensibler Neuropathie oder auch beim MELAS-Syndrom (mitochondriale Enzephalopathie mit schlaganfall-ähnlichen Episoden) (21;14). Eine andere autosomal vererbte mito- chondriale Myopathie ist der hereditäre Coenzym Q-Mangel. Coenzym Q übernimmt in der Atmungskette Wasserstoff vom NADH2 (Komplex I) und vom Succinat (Komplex II). Kürzlich wurden die ersten Gendefekte in Genen, die für die Coenzym Q-Biosynthese wichtig sind, identifiziert (z.B. Para-HydroxybenzoatPolyprenyl-Transferase, DecaprenylDiphosphat-Synthase 1 und 2), die einen primären Coenzym Q-Mangel bedingen (16). Mutationen in den Coenzym Q-Biosynthese-Genen können zu einer Myopathie der Extremitätenmuskeln führen, aber auch zu anderen Phänotypen, wie z.B. zerebellärer Ataxie. Mutationen im Elektronen-Transfer-Flavoprotein-Dehydrogenase-Gen führen nicht nur zu einer Lipidspeichermyopathie durch einen Defekt des Acyl-CoA-DehydrogenaseSystems, sondern bewirken auch einen sekundären Coenzym Q-Mangel (18). Bei CPEO-Patienten wurde zwar auch ein Coenzym Q-Mangel gemessen (34), bislang sind aber bei CPEO-Patienten, bei denen meist mtDNA-Veränderungen vor- Tabelle 1: Häufigkeit akzessorischer Symptome bei der CPEO (n=31) (35) Endokrine Störungen Retinopathie Belastungsintoleranz und Paresen Ataxie oder Tremor Kardiale Reizleitungsstörungen Neuropathie Demenz 67% 65% 61% 39% 26% 23% 13% 6 7 liegen, noch keine Mutationen in diesen Genen identifiziert worden. Patienten mit einem Coenzym Q-Mangel sprechen häufig auf Substitution gut an, sodass es wichtig ist, diese mitochondriale Myopathie nicht zu übersehen. Schließlich gibt es Mitochondriopathien durch nukleäre Mutation in Genen, die für Untereinheiten der Atmungskette bzw. das Zusammensetzen der Untereinheiten (assembly) verantwortlich sind. Vielfach manifestieren sich diese Erkrankungen im Kindesalter. Auch wenn sie häufig eine Myopathie aufweisen, steht bei diesen Kindern oft die Enzephalopathie im Vordergrund, z.B. beim Leigh-Syndrom. Diagnostik A Bei Verdacht auf eine Mitochondriopathie sollte laborchemisch zuerst das Ruhe-Laktat bestimmt werden. Ein sensitiverer Test ist die Messung von Laktat unter geringer Belastung auf einem Fahrradergometer (30 Watt für 15 Minuten). Bei etwa 70% der Patienten kommt es dabei zu einem pathologischen Laktatanstieg (Abb. 4) (19). Die CK ist bei mitochondrialen Myopathien allenfalls leicht erhöht. Zur Frage einer (auch subklinischen) multisystemischen Symptomatik sind Untersuchungen des Zuckerstoffwechsels, Audiometrie, EKG, Herzecho und Schädel-MRT sinnvoll. Die Diagnose einer mitochondrialen MyoAbbildung 4: 6 Laktat (mmol/l) 4 2 30 Watt 0 0 5 10 15 20 25 30 Zeit (Minuten) Veränderungen des Serum-Laktats unter Fahrradbelastung bei 22 Patienten mit CPEO (in rot dargestellt) im Vergleich zu gesunden Kontrollen (in blau dargestellt). Die Kreise zeigen die Mittelwerte, die Balken eine Standardabweichung. B Abbildung 5: Myohistologische Veränderungen bei mitochondrialen Myopathien: (A) Modifizierte Gomori-Trichrom-Färbung zum Nachweis von Ragged-RedFasern, mit vornehmlich subsarkolemmaler Proliferation von Mitochondrien in rot dargestellt. (B) Histochemische Färbung der Cytochrom – c – Oxidase (COX) und der Succinat-Dehydrogenase (SDH). COX-negative Fasern sind blau dargestellt. pathie wird in der Regel durch eine histologische Untersuchung einer Muskelbiopsie gestellt. Eine abnorme mitochondriale Proliferation erkennt man in der modifizierten Gomori-Trichrom-Färbung und in der Succinat-Dehydrogenase (SDH)-Färbung in Form von Ragged-Red-Fasern (Abb. 5a). Die kombinierte Cytochrom - c Oxidase (COX)-Färbung und SDH-Färbung zeigt besonders schön mosaikartige COXnegative Fasern (Abb. 5b), die ein sehr sensitiver Parameter für mtDNA-Mutationen sind, allerdings nur dann, wenn COXUntereinheiten durch den Gen-Defekt betroffen sind. Dies gilt insbesondere für tRNA-Mutationen und die "Large-scale"- Deletionen. Findet sich zusätzlich zu Ragged-Red-Fasern auch eine Lipidspeicherung, so ist dies ein wichtiger Hinweis auf einen Coenzym Q-Mangel (20;16). Es gilt jedoch zu bedenken, dass es myohistologische mitochondriale Auffälligkeiten sowohl als Altersphänomen als auch bei anderen Myopathien (z.B. Myositiden oder okulopharyngeale Muskeldystrophie) gibt. Auf der anderen Seite zeigen manche Patienten keine oder nur sehr geringe myohistologische mitochondriale Veränderungen (29;10). Manchmal führt erst eine molekulargenetische oder biochemische Untersuchung der Atmungsketten-Komplexe im Muskel zur Diagnose. 8 9 Biochemisch können einzelne Atmungsketten-Komplexe erniedrigt sein. Bei mtDNA-Defekten findet sich häufig auch eine erhöhte Aktivität des mitochondrialen Enzyms Citrat-Synthase, das nicht mtDNAkodiert ist, als Ausdruck der mitochondrialen Proliferation (17). Die molekulargenetische Diagnostik ist insbesondere bei der CPEO sehr hilfreich, da bei einem Großteil der Patienten entweder singuläre oder multiple Deletionen zu finden sind. Die Identifikation des Gendefekts ermöglicht, Aussagen über die Vererbbarkeit zu treffen, was für die genetische Beratung der Familie wichtig ist. Aufgrund unterschiedlicher Heteroplasmiegrade von mtDNA-Mutationen in verschiedenen Geweben ist Muskel das am besten geeignete Gewebe für die molekulargenetische Untersuchung, da die mtDNA-Mutationen in der Regel im Muskel in höherer Herteroplasmie vorliegen als im Blut (8). Als Gold-Standard zum Nachweis der mtDNA-Deletionen galt bislang die Southern-Blot-Analyse (Abb. 6). Ein niedriger Anteil von multiplen Deletionen kann der Southern-Blot-Technik jedoch entgehen, sodass sensitivere Techniken wie z.B. Long-Range-PCR hilfreich sind (10). Bei der Hälfte der Patienten lassen sich damit auch singuläre mtDNA-Deletionen im Blut oder Urinsediment nachweisen (28). Andererseits besteht aufgrund der vielen Polymorphismen der mtDNA ein Risiko von falsch positiven Befunden (12). Schließlich muss man wissen, dass mtDNA-Mutationen in geringen Anteilen auch im Alter auftreten. Bei Nachweis multipler Deletionen kann nach nukleären Gendefekten gesucht werden. Die meisten Mutationen in diesen Genen (POLG1, PEO1 und ANT1) sind „private“ Mutationen. Auch wenn manche Mutationen in Deutschland bei mehreren Patienten gefunden wurden (insbesondere die rezessiven POLG1-Mutationen A467T and W748S), müssen die Gene meist komplett sequenziert werden (21). Insbesondere bei sporadischen Fällen bleibt die Mutationssuche aber häufig negativ (22). Punktmutationen der mtDNA sind bei der CPEO im Vergleich zu den Deletionen selten, jedoch finden sie sich auch bei mitochondrialen Myopathien ohne CPEO, die eine Symptomatik der Extremitätenmuskulatur oder auch nur Belastungsintoleranz aufweisen. Vielfach handelt es sich um seltene Mutationen, die nur durch Sequenzierung der mtDNA identifiziert wurden (31;13). Die Komplett-Sequenzierung des mitochondrialen Genoms wird gegenwärtig aber in der Routine-Diagnostik kaum durchgeführt. Vor solch einer Sequenzierung sollten bestimmte Mutationen, die relativ häufig sind, untersucht werden. Dabei ist in erster Linie die Mutation 3243A>G zu nennen, deren Häufigkeit in England auf 1/100.000 (6) geschätzt wurde. Diese Mutation ist typischerweise beim MELAS-Syndrom zu finden. Phänotypisch ist aber eine Schwerhörigkeit das häufigste Symptom (9). Therapie Für die meisten Patienten mit einer mitochondrialen Myopathie steht bislang keine kurative Behandlung zur Verfügung. Zahlreiche experimentelle Ansätze einer Gentherapie sind derzeit noch nicht klinisch relevant. In erster Linie ist daher eine symptomatische Therapie der multisystemischen Symptome von Bedeutung (15). Nur beim hereditären Coenzym Q-Mangel ist durch eine Substitution ein deutlicher Behandlungserfolg möglich. Bislang handelt es sich aber um einzelne Berichte dieser seltenen mitochondrialen Myopathie, sodass keine sichere Aussage zum Ansprechen gegeben werden kann, zumal auch therapieresistente Fälle bekannt sind (2). Auch wenn Coenzym Q eine anti-oxidative Wirkung hat und bei mitochondrialen Myopathien vermehrt reaktive Sauerstoffspezies entstehen können, konnte im Allgemeinen keine Wirksamkeit einer Coenzym Q-Substitution bei mitochondrialen Myopathien nachgewiesen werden (4;5). Andere positive Einzelfallberichte betreffen z.B. die Gabe von Folsäure bei einem Patienten mit Kearns-Sayre-Syndrom (27). Eine Wirksamkeit von Kreatin konnte in einer Placebo-kontrollierten Studie nicht gezeigt werden (24). Hinsichtlich der symptomatischen Therapie ist bei der CPEO häufig eine PtosisOperation erforderlich. Sie sollte aber nur dann erfolgen, wenn die Ptosis die optische Achse verlegt, da die Gefahr einer Expositions-Keratopathie besteht. Die Abbildung 6: Nachweis von Deletionen der mtDNA mittels Southern-Blot-Analyse: Spur 1: Gesunde Kontrolle. Spur 2: Patient mit singulärer Deletion. Spur 3: Patient mit multiplen Deletionen. bevorzugte OP-Technik ist eine LevatorSuspension, da diese ggf. nachreguliert werden kann (3). Bei Reizleitungsstörungen des Herzens kann eine Schrittmacheranlage lebensrettend sein. Auch eine durch eine Kardiomyopathie bedingte Herzinsuffizienz kann z.B. mit ACE-Hemmern behandelt werden. Schluckstörungen können mit einer cricopharyngealen Myotomie therapiert werden (25). Es konnte gezeigt werden, dass körperliches Ausdauertraining die Belastungsintoleranz reduziert. Die Befürchtung, dass sich mutierte DNA im Muskel dabei anreichern könnte, hat sich nicht bestätigt (23;32). 10 11 Literatur 1. Andreu AL, Hanna MG, Reichmann H, Bru- mitochondrial A3243G mutation in blood than 16. DiMauro S, Quinzii CM, Hirano M (2007). al polymerase gamma gene. Brain 129:1674-84 no C, Penn AS, Tanji K, Pallotti F, Iwata S, in skeletal muscle in a patient with car- Mutations in coenzyme Q10 biosynthetic 22. Hudson G, Deschauer M, Taylor RW, Han- Bonilla E, Lach B, Morgan-Hughes J, DiMauro diomyopathy and hearing loss. Mol Genet genes. J Clin Invest 117:587-9 na MG, Fialho D, Schaefer AM, He LP, Blakely S (1999). Exercise Intolerance Due to Mutati- Metab 70:235-7 17. Gellerich FN, Deschauer M, Müller T, Chen E, Taylor RW, Turnbull DM, Chinnery PF ons in the Cytochrome b Gene of Mitochon- 9. Deschauer M, Müller T, Wieser T, Schulte- Y, Opalka JR, Zierz S (2002). Mitochondrial (2006). POLG1, C10ORF2 and ANT1 mutations drial DNA. N Engl J Med 341:1037-44 Mattler W, Kornhuber M, Zierz S (2001). Hea- respiratory rates and activities of respiratory are uncommon in sporadic PEO with multiple 2. Aure K, Benoist JF, Ogier de Baulny H, ring impairment is common in various pheno- chain complexes correlate linearly with mtDNA deletions. Neurology 66:1439-41 Romero NB, Rigal O, Lombes A (2004). Pro- types of the mitochondrial DNA A3243G heteroplasmy of deleted mtDNA without 23. Jeppesen TD, Schwartz M, Olsen DB, gression despite treatment if a myopathic mutation. Arch Neurol 58:1885-8 threshold and independently of deletion size. Wibrand F, Krag T, Duno M, Hauerslev S, Vis- form of coenzyme Q deficiency. Neurology 10. Deschauer M, Zierz S (2003). Defekte der Biochim Biophys Acta 1556:41-52 sing J (2006). Aerobic training is safe and 63:727-9 intergenomischen Kommunikation: Mutatio- 18. Gempel K, Topaloglu H, Talim B, Schnei- improves exercise capacity in patients with 3. Bau V, Zierz S (2005). Update on chronic nen der Kern-DNA und multiple Deletionen derat P, Schoser BG, Hans VH, Pálmafy B,Kale mitochondrial myopathy. Brain 129:3402-12 progressive external ophthalmoplegia. Stra- der mitochondrialen DNA bei chronisch pro- G, Tokatli A, Quinzii C, Hirano M, Naini A, 24. Klopstock T, Querner V, Schmidt F, Gekeler bismus 13:133-42 gressiver externer Ophthalmoplegie. Akt Neu- Dimauro S, Prokisch H, Lochmüller H, Horvath F, Walter M, Hartard M, Henniong M, Gasser T, 4. Bresolin N, Doriguzzi C, Ponzetto C (1990). rol 30:103-6 R (2007). The myopathic form of coenzyme Pongratz D, Straube A, Dietrich M,. Müller-Fel- Ubidecarenone in the treatment of mitochon- 11. Deschauer M, Kiefer R, Blakely EL, He L, Q10 deficiency is caused by mutations in the ber W (2000). A placebo-controlled crossover drial myopathies: a multi-center double-blind Zierz S, Turnbull DM, Taylor RW (2003). A electron-transferring-flavoprotein dehydroge- trial of creatine in mitochondrial diseases. trial. J Neurol Sci 100: 70–8. novel Twinkle gene mutation in autosomal nase (ETFDH) gene. Brain Apr 5;[Epub ahead Neurology 55:1748–51 5. Chan A, Reichmann H, Kogel A, Beck A, dominant progressive external ophthalmople- of print] 25. Kornblum C, Broicher R, Walther E, Seibel Gold R (1998). Metabolic changes in patients gia. Neuromuscul Disord 13:568-72 19. Hanisch F, Müller T, Muser A, Deschauer P, Reichmann H, Klockgether T, Herberhold C, with mitochondrial myopathies and effects of 12. Deschauer M, Krasnianski A, Zierz S, Tay- M, Zierz S (2006).Lactate increase and oxygen Schröder R (2001). Cricopharyngeal achalasia coenzyme Q10 therapy. J Neurol 245: 681–5 lor RW (2004). False-positive diagnosis of a desaturation in mitochondrial disorders - Eva- is a common cause of dysphagia in patients 6. Chinnery PF, Johnson MA, Wardell TM, single, large-scale mitochondrial DNA deleti- luation of two diagnostic screening protocols. with mtDNA deletions. Neurology 56:1409-12 Singh-Kler R, Hayes C, Brown DT, Taylor RW, on by Southern blot analysis: the role of neu- J Neurol 253:417-23 26. Müller T, Deschauer M, Neudecker S, Zierz Bindoff LA, Turnbull DM (2000). The epide- tral polymorphisms. Genet Test 8:395-9 20. Horvath R, Schneiderat P, Schoser BG, S (2005). Dystrophic myopathy of late onset miology of pathogenic mitochondrial DNA 13. Deschauer M, Swalwell H, Strauss M, Zierz Gempel K, Neuen-Jacob E, Ploger H, Müller- associated with a G7497A mutation in the mito- mutations. Ann Neurol 48:188-93 S, Taylor RW (2006). Novel mitochondrial Hocker J, Pongratz DE, Naini A, DiMauro S, chondrial tRNASer(UCN) gene. Acta Neuropa- 7. Chinnery PF, DiMauro S, Shanske S, Schon tRNAPhe gene mutation associated with late- Lochmüller H (2006). Coenzyme Q10 deficien- thol 110:426-30 EA, Zeviani M, Mariotti C, Carrara F, Lombes onset neuromuscular disease. Arch Neurol cy and isolated myopathy. Neurology 66:253-5 27. Pineda M, Ormazabal A, Lopez-Gallardo E, A, Laforet P, Ogier H, Jaksch M, Lochmüller H, 63:902-5 21. Horvath R, Hudson G, Ferrari G, Futterer N, Nascimento A, Solano A, Herrero MD, Vilase- Horvath R, Deschauer M, Thorburn DR, Bin- 14. Deschauer M, Tennant S, Rokicka A, He L, Ahola S, Lamantea E, Prokisch H, Lochmuller ca MA, Briones P, Ibanez L, Montoya J, Artuch doff LA, Poulton J, Taylor RW, Matthews JNS, Kraya T, Turnbull DM, Zierz S, Taylor RW H, McFarland R, Ramesh V, Klopstock T, Frei- R (2006). Cerebral folate deficiency and leu- Turnbull DM (2004). The risk of developing a (2007). MELAS associated with mutations in singer P, Salvi F, Mayr JA, Santer R, Tesarova koencephalopathy caused by a mitochondrial mitochondrial DNA deletion disorder. Lancet the POLG1 gene. Neurology 68: 1741-2 M, Zeman J, Udd B, Taylor RW, Turnbull D, DNA deletion. Ann Neurol 59:394-8 364:592-6 15. DiMauro S, Hirano M, Schon EA. Approa- Hanna M, Fialho D, Suomalainen A, Zeviani 28. Rokicka A, Zierz S, Deschauer M (2006). 8. Deschauer M, Neudecker S, Müller T, Gelle- ches to the treatment of mitochondrial disea- M, Chinnery PF (2006). Phenotypic spectrum Long-PCR-Untersuchung bei Patienten mit rich FN, Zierz S (2000). Higher proportion of ses (2006). Muscle&Nerve 34:265-83 associated with mutations of the mitochondri- CPEO und unterschiedlicher Multisystembe- 12 teiligung. Akt Neurol 33:S102 Impressum: 29. Schaefer AM, Blakely EL, Griffiths PG, Turnbull DM, Taylor RW (2005). Ophthalmoplegia due to mitochondrial DNA disease: the need for genetic diagnosis. Muscle&Nerve 32:104-7 30. Schulte-Mattler WJ, Müller T, Deschauer M, Gellerich FN, Iazzoi PA, Zierz S (2003). DGM · Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V. Im Moos 4 · 79112 Freiburg Tel.: 07665/9 44 70 Increased metabolic muscle fatigue is caused by some but not by all mitochondrial mutations. Arch Neurol 60:50-8 31. Swalwell H, Deschauer M, Hartl H, Strauss M, Turnbull DM, Zierz S, Taylor RW (2006). Pure myopathy associated with a novel mitochondrial tRNA gene mutation. Neurology 66:447-9 32. Taivassalo T, Gardner JL, Taylor RW, Schaefer AM, Newman J, Barron MJ, Haller RG, Turnbull DM (2006). Endurance training and detraining in mitochondrial myopathies due to single large-scale mtDNA deletions. Brain 129:3391-401 Korrespondenzadresse: PD Dr. med. M. Deschauer Klinik und Poliklinik für Neurologie Universität Halle-Wittenberg Ernst-Grube-Str. 40 06097 Halle/Saale Tel.: Fax: E-Mail: 0345-557 2740 0345-557 2020 [email protected] Herausgeber der Schriftenreihe: Prof. Dr. med. R. Dengler · Hannover Prof. Dr. med. S. Zierz · Halle/Saale Verantwortlich für den Inhalt dieser Ausgabe: Prof. Dr. med. S. Zierz · Halle/Saale 33. Yu Wai Man CY, Chinnery PF, Griffiths PG (2005). Extraocular muscles have fundamentally distinct properties that make them selectively vulnerable to certain disorders. Neuromuscul Disord 15:17-23 34. Zierz S, Jahns G, Jerusalem F (1989). Coenzyme Q in serum and muscle of 5 patients with Kearns-Sayre syndrome and 12 patients with ophthalmoplegia plus. J Neurol 236:97-101 35. Zierz S, von Wersebe O, Bleistein J, Jerusa- Sanofi-Aventis Deutschland GmbH Business Unit Oncology/Speciality Potsdamer Str. 8 10785 Berlin Tel.: 0 180/2 222 010 Mitochondriale Myopathien ARCIS Verlag GmbH · München 2007 ISSN 0949-1503 12. Jahrgang lem F (1990). Ophthalmoplegia plus: Klinische Variabilität, biochemische Defekte der mitochondrialen Atmungskette und Deletionen 61:332-9 000 000 des mitochondrialen Genoms. Nervenarzt