Aus dem Institut für Anatomie und Zellbiologie -Abteilung für Molekulare Embryologieder Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. (Kommissarischer Direktor: Prof. Dr. med. Michael Frotscher) BMP-Signale bei der Somitenentwicklung Experimentelle Untersuchungen beim Vogelembryo INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Vorgelegt im Jahre 2007 von Baigang Wang geboren in Liaoning, VR China Dekan Prof. Dr. med. C. Peters 1. Gutachter Prof. Dr. med. R. Huang 2. Gutachter Prof. Dr. med. S. Rosahl Jahr der Promotion 2008 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung.......................................................................................................................... 1 1.1. Übersicht über BMP-Signale............................................................................... 1 1.2. Entstehung des Mesoderms und des Entoderms ............................................... 2 1.3. Entstehung des Neuralrohrs................................................................................ 3 1.4. Entstehung und Kompartimentierung der Somiten ......................................... 4 1.5. Fragestellung und methodischer Zugang zur Bildung des lateralen Sklerotoms............................................................................................................. 5 1.6. Das Dermomyotom liefert die Vorläuferzellen der Scapula-Klinge ................ 7 1.7. Fragestellung und methodischer Zugang zur Entwicklung der Scapula-Klinge...................................................................................................... 8 2. Material und Methoden................................................................................................. 10 2.1. Tiere ..................................................................................................................... 10 2.2. Mikrochirurgische Technik ............................................................................... 10 2.2.1 Instrumentarium ................................................................................... 10 2.2.2. Allgemeine Operationstechnik und Fixierung...................................... 11 2.2.3. Spezielle Operationstechniken ............................................................. 12 2.2.3.1. Implantation einer Barriere zwischen Somiten und intermediärem Mesoderm............................................................................................. 12 2.2.3.2. Implantation einer Barriere zwischen Chorda-Bodenplatten-Komplex und Somiten ......................................................................................... 12 2.2.3.3. Implantation zweier Barrieren zwischen Somiten und intermediärem Mesoderm bzw. Chorda-Bodenplatten-Komplex ................................ 13 2.2.3.4. Implantation mit BMP4 getränkter Kügelchen.................................... 13 2.2.3.5. Herstellung der Wachtel-Huhn-Chimären............................................ 14 2.2.3.6. Injektion Noggin-Protein-sezernierender Zellen ................................. 15 2.3. Whole-mount in situ-Hybridisierung................................................................ 16 2.3.1. Protokoll für in situ-Hybridisierung ..................................................... 17 2.3.2. 2.4. Analyse des Skelettmusters................................................................................ 18 2.5. Histologie und Färbetechniken ......................................................................... 19 2.6. 3. Herstellung von Vibratomschnitten ...................................................... 18 2.5.1. Herstellung der Paraffinschnitte für die histologische Untersuchung .. 19 2.5.2. Immunhistochemische Färbung der Paraffinschnitte ........................... 19 Chemische Reagenzien und Zusammensetzung der verwendeten Lösungen20 2.6.1. Lösungen für die Operationen .............................................................. 20 2.6.2. Lösungen für die Whole-mount in situ-Hybridisierung ....................... 20 2.6.3. Lösungen für die Skelettanalyse und Immunhistochemie.................... 22 Ergebnisse ....................................................................................................................... 23 3.1. Ergebnisse zur Entwicklung des lateralen Sklerotoms ................................... 23 3.1.1. Unterbrechung der lateralen Signalwege durch Implantation einer Barriere zwischen Somiten und intermediärem Mesoderm ................. 23 3.1.2. Unterbrechung der axialen Signalwege durch Implantation einer Barriere zwischen Somiten und Chorda-Bodenplatten-Komplex ........ 24 3.1.3. Unterbrechung der axialen und lateralen Signalwege durch Implantation zweier Barrieren zwischen Somiten und intermediärem Mesoderm bzw. Chorda-Bodenplatten-Komplex ................................. 25 3.1.4. 3.2. Applikation des BMP4-Signalproteins................................................. 26 Ergebnisse zur Entwicklung der Scapula-Klinge ............................................ 27 3.2.1. Homotope Wachtel-Huhn-Chimärisierungen vom dorsomedialen und dorsolateralen Somitenabschnitt........................................................... 27 3.2.2. Unterbrechung der lateralen BMP-Signalwege durch Injektion Noggin-Protein-sezernierender Zellen ................................................. 28 4. Diskussion ....................................................................................................................... 30 4.1. Ein Antagonismus medialer und lateraler Signale während der Sklerotomentwicklung ist für die Wirbelsäulenentwicklung erforderlich.... 30 4.2. Signale aus dem Dermomyotom und dem Myotom sind für die Rippenentwicklung erforderlich ....................................................................... 32 4.3. Intrinsische und extrinsische Faktoren steuern gemeinsam die Entwicklung der Scapula-Klinge ............................................................................................. 35 5. Zusammenfassung.......................................................................................................... 40 6. Literatur.......................................................................................................................... 41 7. Abbildungen ................................................................................................................... 48 8. Lebenslauf....................................................................................................................... 58 9. Eigene Publikationen und Posterpräsentationen ........................................................ 59 10. Danksagung .................................................................................................................... 61 11. Erklärung........................................................................................................................ 62 1 1. Einleitung 1.1. Übersicht über BMP-Signale Einleitung Bone Morphogenetic Proteins (BMPs) gehören zu der Superfamilie des Transforming Growth Factor-ß (TGF-ß). Die TGF-ß Superfamilie ist aufgrund der Sequenzhomologien in der TGF-ß-spezifischen carboxy-terminalen Domäne des Proteins in Subfamilien eingeteilt. BMPs sind Mitglieder der Subfamilie von decapentaplegic (dpp) und 60A (Kingsley 1994). Die dpp-Subfamilie wurde nach dem Drosophila-Gen dpp benannt und enthält die humanen BMP-2 und -4. Die 60A-Subfamilie wurde nach dem Drosophila-Gen 60A benannt, zu der die humanen BMP-5, -6, -7, -8a und -8b gehören. BMPs werden von signalgebenden Zellen sezerniert und binden an Membranrezeptoren, welche das Signal durch die Zellmembran ins Zellinnere weiterleiten. Die Rezeptoren von BMPs sind in zwei Unterarten klassifiziert, Typ I Rezeptor (BMPR I) und Typ II Rezeptor (BMPR II). Die beiden Rezeptoren bilden gemeinsam einen Rezeptorkomplex an der Zellmembran (Wrana et al., 1994). Die Signaltransduktion der BMPs erfolgt durch ihre Bindung an die extrazelluläre Domäne des BMPR II, welcher den BMPR I phosphoryliert. Der durch die Phosphorylierung aktivierte BMPR I phosphoryliert Smad 1, Smad 5, Smad 8 im Zytoplasma, welche zusammen mit Smad 4 in den Zellkern translokalisieren, um bestimmte Gene zu aktivieren (Heldin er al., 1997). Antagonisten von BMPs sind Noggin, Chordin und Follistatin, die an BMPs binden können und so deren Bindung an den Rezeptor verhindern. In den vergangenen Jahren wurden die Funktionen von BMPs für die embryonale Entwicklung bei verschiedenen Organismen untersucht. Es wurde nachgewiesen, dass sich BMPs an vielen Entwicklungsprozessen beteiligen (Übersicht von Hogan 1996). BMPs werden für die Bildung der embryonalen Achsen benötigt. Bei Drosophila ist eine Fehlbildung der dorsoventralen Achse in Embryonen mit einer Mutation im dpp-Gen, einem Homolog von BMP-2 und BMP-4, zu beobachten (Ray et al., 1991). In der Maus sind BMPs auch an der Ausbildung der dorsoventralen und kraniokaudalen Achse beteiligt (Mishina 2 Einleitung 2003). BMPs spielen auch eine wichtige Rolle bei der Gastrulation des Mäusembryonen (Übersicht von Kishigami et al., 2005). 1.2. Entstehung des Mesoderms und des Entoderms Bei der Gastrulation entstehen das Mesoderm sowie das Entoderm durch die Zellwanderung aus der oberen Zellschicht (Epiblast) des Primitivstreifens. Der Primitivstreifen stellt eine longitudinale Verdickung in der kaudalen Region der Keimscheibe dar. Diese verlängert sich zunehmend, wobei in der Mitte die Primitivrinne und am vorderen Ende der Primitivknoten entsteht. Während der Gastrulation lösen sich die Zellen aus dem epithelialen Epiblasten im Bereich des Primitivknotens und Primitivstreifens durch eine epithelio-mesenchymale Transition und wandern in den Raum zwischen dem Epiblast und Hypoblast (der unteren Zellschicht) nach kranial und lateral, um die verschiedenen Mesodermkompartimente zu bilden (Übersicht von McClay 1991). Die Zellen, die aus dem Primitivknoten in der kranialen Richtung auswandern, entwickeln sich zum axialen Mesoderm (Selleck und Stern 1991). Das am weitesten kranial gelegene axiale Mesoderm wird als prächordales Mesoderm bezeichnet, das sich an der Bildung bestimmter Kopfstrukturen beteiligt (Schoenwolf et al., 1992; Smith et al., 1994). Der Primitivknoten verlagert sich nach kaudal. Durch Apposition von Material aus dem Primitivknoten verlängert sich das axiale Mesoderm auch nach kaudal. Dieser Teil vom axialen Mesoderm bildet die Chorda dorsalis, die für die Entwicklung des Zentralnervensystems und der Wirbelsäule von Bedeutung ist (Brand-Saberi et al., 1993; Goulding et al., 1993, 1994). Eine Zellpopulation, die aus dem Primitivknoten in kranio-lateraler Richtung wandert, bildet den medialen Abschnitt des paraxialen Mesoderms. Zellen, die aus dem kranialen Abschnitt des Primitivstreifens hervorgehen, entwickeln sich zum lateralen Abschnitt des paraxialen Mesoderms. 3 Einleitung Das intermediäre Mesoderm und das Seitenplattenmesoderm, die lateral vom paraxialen Mesoderm liegen, entstehen aus dem weiter kaudal liegenden Abschnitt des Primitivstreifens. Das intermediäre Mesoderm besteht aus dem Wolff-Gang und einem darunter liegenden schmalen Gewebsband, das das paraxiale Mesoderm mit dem Seitenplattenmesoderm verbindet. Das intermediäre Mesoderm ist das Anlagematerial der Nieren. Das Seitenplattenmesoderm, das den am weitesten lateral liegenden Abschnitt des Mesoderms darstellt, wird in zwei Schichten unterteilt: das an das Entoderm angrenzende viszerale (Splanchnopleura) und das an das Ektoderm angrenzende parietale Seitenplattenmesoderm (Somatopleura). Zwischen den zwei Mesodermplatten entsteht ein Hohlraum, das Zölom, das die künftige Brust- und Bauchhöhle darstellt (Christ et al., 1974; Chevallier 1977). Während das Mesoderm als mittleres Keimblatt neu entsteht, ersetzt das Entoderm, dessen Zellen aus dem kranialen Abschnitt des Primitivstreifens hervorgehen, die bereits bestehende untere Zellschicht (Hypoblast). Nachdem mesodermale und entodermale Vorläuferzellen ausgewandert sind, wird der kraniale Epiblast zum Ektoderm. Die Folge der Gastrulation ist die Entstehung eines dreischichtigen Keimes mit äußerem Oberflächenektoderm, mittlerem Mesoderm und innerem Entoderm. 1.3. Entstehung des Neuralrohrs Das axiale Mesoderm induziert im darüberliegenden Ektoderm die Bildung der Neuralplatte. Die lateralen Ränder der Neuralplatte erheben sich im weiteren Verlauf beiderseits der Längsachse zu den Neuralfalten. Während sich die Neuralfalten an den lateralen Rändern der Neuralplatte aufwölben, entsteht in der Mittellinie der Neuralplatte über dem axialen Mesoderm die Neuralrinne. Die beiden Neuralfalten berühren einander und verschmelzen schließlich zum Neuralrohr. Durch die Fusion der Neuralfalten wird das Neuralrohr vom Oberflächenektoderm abgetrennt, das nun als kontinuierliche Schicht das Neuralrohr, das paraxiale Mesoderm, das intermediäre Mesoderm und das Seitenplattenmesoderm bedeckt (Übersicht von Le Douarin et al., 1998; Christ und Wachtler 1998). 4 1.4. Einleitung Entstehung und Kompartimentierung der Somiten Das paraxiale Mesoderm besteht aus einem präotischen und einem postotischen Abschnitt. Der präotische Abschnitt ist nicht segmentiert, während der postotische Abschnitt segmentiert wird. Die Segmentierung erfolgt in kranio-kaudaler Richtung und beginnt direkt hinter der Ohrplakode. Durch Segmentierung und Epithelialisierung entstehen die Somiten. Der neu gebildete Somit besteht aus einem Ball epithelialer Zellen, die die mesenchymalen Zellen, Somitozoelzellen genannt, umschließen. Der Somit differenziert sich in ein dorsales und ein ventrales Kompartiment. Der dorsale epithelial gebliebene Abschnitt wird Dermomyotom genannt, während das ventrale Kompartiment infolge einer Veränderung der Zellorganisation mesenchymal wird und das Sklerotom bildet. Das Dermomyotom ist die Quelle für die Skelettmuskulatur, Dermis des Rückens, Bindegewebe, Endothelium und Knorpel (Übersicht von Scaal et al., 2004). Das Sklerotom liefert die Skelettelemente der Wirbelsäule und der Rippen (Christ et al., 2000; Huang et al., 2000a; Christ et al., 2004). Die Somitenkompartimentierung wird durch die aus den umliegenden Strukturen sezernierten Faktoren gesteuert. Wnt-Signale, die vom dorsalen Neuralrohrabschnitt und Oberflächernektoderm sezerniert werden, induzieren die Expression von Paraxis, das für die Aufrechterhaltung der epithelialen Struktur des dorsalen Somitenabschnitts essenziell ist (Schmidt et al., 2004). Die Dermomyotomzellen exprimieren Pax3 und Pax7 (Otto et al. 2006). Das Dermomyotom lässt sich wiederum in ein epaxiales und ein hypaxiales Kompartiment gliedern. Die Differenzierung des epaxialen Kompartiments ist von axialen Signalen abhängig, während sich das hypaxiale Kompartiment in Abhängigkeit von lateralen Signalen entwickelt (Dietrich et al., 1998). Das intermediäre Mesoderm und Seitenplattenmesoderm sezernieren BMPs, die für die Spezifizierung des hypaxialen Dermomyotomabschnitts erforderlich sind (Pourquié et al., 1996). Die Sklerotombildung wird durch Signale aus der Chorda dordalis und Bodenplatte des Neuralrohrs (Chorda-Bodenplatten-Komplex) gesteuert. Dieser Komplex, aus dem Sonic 5 Einleitung hedgehog (Shh), Noggin, Chordin und Follistatin sezerniert werden, stellt die axiale Signalquelle für die Induktion des Sklerotoms dar. Shh induziert die Expression der Sklerotom-spezifischen Markergene Pax1 und Pax9 (Dietrich et al., 1993, 1997; Koseki et al., 1993), und reguliert die Expression von Paraxis im ventralen Somitenabschnitt herunter (Christ et al., 1998). Dies führt zu einer epithelio-mesenchymalen Transition in diesem Somitenabschnitt und zur Bildung des Sklerotoms. 1.5. Fragestellung und methodischer Zugang zur Bildung des lateralen Sklerotoms Es gibt Hinweise darauf, dass das Sklerotom, ähnlich wie das Dermomyotom, auch aus zwei Kompartimenten besteht. Die Expression des Sklerotom-spezifischen Markergens Pax1 beschränkt sich auf die mediale Domäne des Sklerotoms. Demzufolge lässt sich das Sklerotom in zwei Abschnitte unterteilen: einen medial liegenden Pax1-positiven und einen lateral liegenden Pax1-negativen Abschnitt. Ähnliche Hinweise auf die Unterteilung des Sklerotoms findet man auch bei der Rippenentwicklung. Die Rippe des Vogels lässt sich in einen proximalen und einen distalen Abschnitten unterteilen (Aoyama et al., 2005). Die proximale Rippe entsteht aus dem medialen Sklerotom (Christ et al., 2004), und ihre Entwicklung ist von der Expression von Pax1 und Pax9 abhängig, die durch Shh aus dem Chorda-Bodenplatten-Komplex induziert wird (Peters et al., 1999; Chiang et al., 1996). Demgegenüber entwickelt sich die distale Rippe unabhängig vom Shh-Signal (Aoyama et al., 2005). In der Pax1-knock-out-Maus und der Pax1/Pax9-doppel-knock-out-Maus sind die gesamte Wirbelsäule und die proximalen Rippen fehlgebildet, während sich jedoch die distalen Rippen normal entwickeln (Wallin et al., 1994; Peters et al., 1999). Einen vergleichbaren Phänotyp findet man auch in der Shh-knock-out-Maus (Chiang et al., 1996). Da die Rippen Derivate des Sklerotoms sind (Huang et al., 2000a), müsste es daher neben einem Shh-abhängigen, Pax1-und Pax9-positiven Abschnitt, aus dem die Wirbel und die proximalen Rippen hervorgehen, noch einen Sklerotomabschnitt geben, der sich unabhängig von Shh und Pax1-und Pax9-Expression entwickelt, und dem die distalen Rippen entstammen. 6 Einleitung Bislang ist noch nicht bekannt, wie die Entwicklung des lateralen Sklerotoms kontrolliert wird. Da der Pax1-negative Sklerotomabschnitt an das intermediäre Mesoderm angrenzt, und seine Entwicklung unabhängig von Shh ist, werden die nachfolgenden Fragen aufgeworfen: a) Sind laterale Signale aus dem intermediären Mesoderm und dem Seitenplattenmesoderm an der Bildung dieses Sklerotomabschnitts beteiligt? b) Handelt es sich bei den lateralen Signalen um BMPs? Laterale Signale, die aus dem intermediären Mesoderm und dem Seitenplattenmesoderm sezerniert werden, könnten diffundierende Proteinen sein. Um die Diffusion der lateralen Signale zum epithelialen Somiten zu verhindern, wird eine undurchlässige Barriere zwischen dem intermediären Mesoderm und den epithelialen Somiten implantiert. Es wird untersucht, ob die Bildung des lateralen Sklerotoms in Abwesenheit der lateralen Signale ausbleibt. BMPs werden aus dem intermediären Mesoderm und dem Seitenplattenmesoderm sezerniert. Um die Rolle von BMPs zu untersuchen, soll die Bildung des lateralen Sklerotoms nach Implantation von mit BMP4 getränkten Kügelchen in den epithelialen Somiten analysiert werden. Aus dem Chorda-Bodenplatten-Komplex werden Shh und die Antagonisten von BMP-Signalen, Noggin, Chordin und Follistatin sezerniert. Shh induziert die Sklerotombildung und die Expression seiner Markergene Pax1 und Pax9 (Dietrich et al., 1993, 1997; Koseki et al., 1993). Da BMPs diese Sklerotom-spezifischen Gene unterdrücken, ist Noggin für die durch Shh induzierte Sklerotomentwicklung und die Expression von Pax-Gene von Bedeutung (McMahon et al., 1998). Dabei wird die Funktion von BMPs in dieser Domäne durch Bindung mit den Antagonisten unterbunden. Sollten laterale BMPs die Entwicklung des lateralen Sklerotoms induzieren, ließe sich vermuten, dass eine Balance zwischen medialem und lateralem Sklerotomabschnitt durch die BMP-Antagonisten aus der Chorda dorsalis gewährleistet wird. Daraus ergibt sich die dritte Frage: c) Lässt sich die laterale Sklerotomdomäne ohne axiale Signale nach medial ausdehnen? 7 Einleitung Um die Wirkung der axialen Signale auf den Somiten zu blockieren, soll der Chorda-Bodenplatten-Komplex entfernt oder eine undurchlässige Barriere zwischen den Komplex und die epithelialen Somiten implantiert werden. Danach soll die Bildung des lateralen Sklerotoms untersucht werden. 1.6. Das Dermomyotom liefert die Vorläuferzellen der Scapula-Klinge Wie bereits erwähnt, entsteht das Dermomyotom bei der Somitenkompartimentierung. Es ist bekannt, dass das Dermomyotom die Vorläuferzellen nicht nur für die Skelettmuskulatur, die Dermis des Rückens, das Bindegewebe und das Endothel sondern auch für den Knorpel der Scapula liefert. Die Scapula des Vogels ist ein langer schmaler Knochen. Er hat eine gelenkige Verbindung mit dem Oberarmknochen und dem Schlüsselbein, und dient als Befestigung des Armes sowie als Ursprung und Ansatz von Schultergürtelmuskeln. Die Scapula lässt sich aufgrund ihrer Herkunft in zwei Abschnitte einteilen: einen kranialen Teil (Scapula-Kopf), der Acromion, Glenoid Fossa, und Coracoid Tuberculum umfasst, und einen kaudalen Teil (Scapula-Klinge), die durch den Musculus rhomboideus an den Thorax befestigt wird. Der Scapula-Kopf entstammt der Somatopleura im Bereich der oberen Extremität, während die Scapula-Klinge aus dem Dermomyotom der Somiten 17-24 hervorgeht (Huang et al., 2000b). Die Vorläuferzellen der Scapula-Klinge exprimieren zuerst Pax3 im Dermomyotom. Sie exprimieren später in der Scapulaanlage anstelle von Pax3 das Scapula-spezifische Pax1 (Ebensperger et al., 1995; Healy et al., 1999; Moeller et al., 2003) und differenzieren sich zum Scapulaknorpel. Die Zuordnung der Vorläuferzellen zur Scapula-Klinge erfolgt segmental. Die Vorläuferzellen im Dermomyotom im Somiten 17 befinden sich später im kranialen Teil der Scapula-Klinge, während die Zellen im Somiten 24 zum kaudalen Teil beitragen. Darüber hinaus erweitert sich die Expressionsdomäne von Pax1 in der Scapulaanlage in der kranio-kaudalen Richtung. Die Fähigkeit, eine Scapula zu bilden, ist im Dermomyotom festgelegt. Ein ektopisches Knorpelstück entsteht nach heterotoper Transplantation des Scapula-bildenden 8 Einleitung Dermomyotoms in eine nicht Scapula-bildende Region (Ehehalt et al., 2004). Die aus den umliegenden Strukturen sezernierten Signale haben Einfluss auf die Entwicklung der Scapula-Klinge. Signale aus dem Oberflächenektoderm sind an der Entwicklung der Scapula-Klinge beteiligt. In Abwesenheit der Signale aus dem Oberflächenektoderm wird das Scapula-spezifische Pax1 nicht exprimiert, und die Scapula-Klinge sowie die der Scapula zugehörigen Muskeln sind fehlgebildet (Pröls et al., 2004; Ehehalt et al., 2004). Wnts regulieren die Pax3-Expression im Dermomyotom (Schmidt et al., 2004), und Wnt6 aus dem Oberflächenektoderm hält die Expression von Pax3 und Pax7 im Dermomyotom aufrecht (Otto et al., 2006). Die Überexpression der Metallocarboxypeptidase CPZ, die die Induktion der Wnt-Signale verstärkt, verursacht eine verstärkte und andauernde Expression von Pax3, die die Expression von Pax1 in der Scapulaanlage unterbindet, und eine Fehlbildung der Scapula-Klinge verursacht (Moeller et al., 2003). 1.7. Fragestellung und methodischer Zugang zur Entwicklung der Scapula-Klinge Shh-knock-out-Mäuse weisen eine Fehlbildung der axialen Skelettelemente und der epaxialen Muskeln auf, besitzen jedoch eine normal ausgebildete Scapula-Klinge (Chiang et al., 1996; Teillet et al., 1998). Dies deutet darauf hin, dass sich das epaxiale Dermomyotom abhängig von Shh, die Scapula-Klinge jedoch unabhängig von Shh entwickelt. Da die Scapula-Klinge ihren Ursprung im Dermomyotom hat, sind wir der Frage nachgegangen: a) Entstammt die Scapula-Klinge dem hypaxialen Dermomyotomabschnitt? Die Lokalisation der Scapula-Vorläuferzellen im Dermomyotom soll mittels Wachtel-Huhn-Chimärisierung untersucht werden. Dabei wird der epaxiale und hypaxiale Dermomyotomabschnitt im Hühnchen durch einen entsprechenden Dermomyotomabschnitt aus der Wachtel ersetzt. Im Hühnerembryo entwickelt sich das implantierte Wachtelgewebe wie Hühnchengewebe. Nach Fixierung können die transplantierten Wachtelzellen mit einem spezifischen Antikörper (QCPN, Wachtel-spezifischer Antikörper) im Hühnerembryo nachgewiesen werden. Auf diese Weise können Derivate des Wachteltransplantats in der 9 Einleitung Entwicklung verfolgt werden. Sollte die Scapula-Klinge dem hypaxialen Dermomyotomabschnitt entstammen, stellen wir uns die weitere Frage: b) Sind laterale BMP-Signale, Dermomyotomabschnitts die benötigt für werden, die Entwicklung auch für die des hypaxialen Entwicklung der Scapula-Klinge erforderlich? Um die Frage zu klären, ob sich laterale BMPs an der Steuerung der Scapulaentwicklung beteiligen, sollen die BMP-Signalwege aus dem Seitenplattenmesoderm durch Injektion Noggin-Protein-sezernierender Zellen in die Scapulaanlage blockiert werden. Die Entwicklung der Scapula-Klinge wird nach der Unterbindung der BMP-Signalwege analysiert. 10 2. Material und Methoden 2.1. Tiere Material und Methoden Befruchtete Hühner-Eier der Rasse „Weiße Leghorn“ (Gallus gallus) und Eier der Japanischen Wachtel (Coturnix coturnix japonica) wurden vom Hühnerhof Bronner in Freiburg/Tiengen bezogen und bis zur Inkubation (für begrenzte Zeit) bei 10°C aufbewahrt. Die Eier wurden bei 37.8°C und 80% Luftfeuchtigkeit in einem Brutschrank inkubiert bis das angestrebte Entwicklungsstadium erreicht war. Das Entwicklungsstadium wurde nach den Maßgaben von Hamburger und Hamilton (1951) bestimmt. Im Folgenden wird das Entwicklungsstadium mit der Abkürzung „HH-Stadium“ angegeben. Die Somitenstadien wurden nach Christ und Ordahl (1995) bestimmt (römisch I bezeichnet den zuletzt gebildeten jüngsten Somiten, römisch II den nächst älteren Somiten; römisch III, IV, V entsprechend noch ältere Somiten). 2.2. Mikrochirurgische Technik 2.2.1 Instrumentarium Alle mikrochirurgischen Operationen dieser Arbeit wurden unter binokularen Mikroskopen (Wild M10 oder MZ75, Leica) durchgeführt. Metallsägen (Haushaltsbedarf) wurden zum Sägen der Eischale verwendet. Zur kontrastreicheren Darstellung des Embryos im binokularen Mikroskop wurden Färbestifte verwendet. Zur Herstellung der Färbestifte wurde die Spitze eines Glasstäbchens zu einer kleinen Kugel geschmolzen, die nach Abkühlung mit einer Farbstofflösung aus Nilblau A (Fluka) und Agarose (Sigma) beschichtet wurde. Für die feinen Operationen im embryonalen Gewebe wurde elektrolytisch geschärfter Wolfram-Draht (Durchmesser 0.5 mm; Elektrolyse in gesättigter NaNO2-Lösung bei 12V Spannung) verwendet. Sein ungeschärftes Ende wurde in das schmale Ende einer als 11 Material und Methoden Halterung dienende Glaspipette eingeschmolzen. Federscheren und Sieblöffel wurden von den Firmen Aesculap und Geuder bezogen. Als Greifinstrumente kamen Dumont-Pinzetten (Schweiz) zur Anwendung. Solche feinen Instrumente wurden vor der Fixierung der Embryonen sterilisiert. Bei Transplantationen und Zellinjektionen dienten Saugkapillaren aus Glaspipetten als Träger des Spendergewebes und der Zellen. Zur Herstellung einer Saugkapillare wurde das schmale Ende der Glaspipetten über der Flamme einer Ethanolflamme erhitzt, und mit der Pinzette außerhalb der Flamme so schnell wie möglich ausgezogen. Durch Brechen der so entstandenen Kapillare an verschiedenen Stellen können Saugkapillaren mit einem bestimmten Durchmesser hergestellt werden (ca. 200µm bei den Transplantationen und ca. 100µm bei der Zellinjektion). Ein ca. 40 cm langer Gummischlauch wurde auf das andere Ende der Glaspipette aufgesteckt. Der Transfer des Spendergewebes und der Zellen wurde über den Gummischlauch durch Saugen und Ausblasen mit dem Mund kontrolliert. 2.2.2. Allgemeine Operationstechnik und Fixierung Alle Operationen wurden in einem dafür eingerichtet Raum durchgeführt, der mit UV-Strahlen frei von Mikroorganismen gehalten wurde. Vor dem Operationsbeginn wurden die Arbeitsoberflächen und die Hände mit 70%igem Ethanol desinfiziert. Die Position des Embryos und der Luftkammer im Ei wurde mit Hilfe von Durchlicht festgestellt, und mit einem Bleistift auf der Eischale markiert. Vor dem Öffnen wurde die markierte Eischale mit 70%igem Ethanol desinfiziert. Durch Ansägen mit der Metallsäge wurde ein rechteckiges Operationsfenster (ca. 5x5 mm) in der markierten Eischale eröffnet. Dazu wurde die Schale über der Luftkammer angesägt. Physiologische Lockelösung (nach Locke und Rosenheim, 1907) mit Antibiotikazusatz wurde auf die Eihaut im Fenster getropft, um das Ankleben der embryonalen Gewebe an der Eihaut zu vermeiden. Unter dem Mikroskop wurde die Eihaut im Fenster mit einer feinen Pinzette entfernt. Ein Stich mit Pinzette in die Luftkammer durch die angesägte Eierschale führte zum Absinken des Embryos im Ei. Das Tropfen der Lockelösung durch das Operationsfenster ins Ei führte zu einem Aufschwemmen des Embryos. Die Vitellinmembran über dem Operationsgebiet wurde unter 12 Material und Methoden dem Mikroskop mit einer elektrolytisch geschärften Wolfram-Nadel entfernt. Anschließend konnte die jeweilige Operation durchgeführt werden. Nach einer gelungenen Operation wurden ca. 2 ml Eiweiß mit einer großlumigen Injektionskanüle (Braun Sterican Gr. 2) durch das Loch an der Luftkammerseite abgesaugt, was zum Absinken des Embryos führte. Das Operationsfenster und die Öffnung zur Luftkammer wurden mit medizinischem Klebeband (Leukosilk) abgedichtet. Danach wurde das Ei zur Weiterentwicklung des Embryos in den Inkubator zurückgestellt. Vor der Fixierung der operierten Embryonen wurden die Arbeitsoberflächen, die Hände und die feinen Instrumente mit 70%igem Ethanol desinfiziert, um die Embryonen RNAse frei zu halten. Während der Fixierung wurden Einweg-Gummihandschuhe (Hartmann) angezogen. Zur Fixierung wurden die Embryonen aus dem Ei entnommen und in eine Petri-Schale (Falcon) mit PBT-DEPC-Lösung gelegt. Die inneren Organe und der Kopf der Embryonen wurden gegebenenfalls entfernt, bevor der Embryo in einer entsprechenden Fixierlösung fixiert wurde. 2.2.3. Spezielle Operationstechniken 2.2.3.1. Implantation einer Barriere zwischen Somiten und intermediärem Mesoderm Um die epithelialen Somiten von den lateralen Signalen aus dem intermediären Mesoderm und dem Seitenplattenmesoderm abzuschirmen, wurde in Hühnerembryonen im HH-Stadium 11 ein Schlitz zwischen den epithelialen Somiten I-V und dem intermediären Mesoderm mit einer Wolfram-Nadel geschnitten. In den so entstandenen Schlitz wurde eine dreieckige Aluminiumfolie (20µm in Dicke) passender Größe so implantiert, dass sie sich während der Weiterentwicklung des Embryos nicht aus dem Schlitz herauslösen konnte. 2.2.3.2. Implantation einer Barriere zwischen Chorda-Bodenplatten-Komplex und Somiten Um die epithelialen Somiten von dem Chorda-Bodenplatten-Komplex zu trennen, wurde das Neuralrohr von Hühnerembryonen im HH-Stadium 11 dorsal mit einer Wolfram-Nadel 13 Material und Methoden eröffnet. Die Chorda dorsalis war nun unter der Bodenplatte des Neuralrohrs als weißer Strang zu sehen. In das eröffnete Neuralrohr wurde nun ventral ein Schnitt zwischen den epithelialen Somiten I-V und dem Chorda-Bodenplatten-Komplex gemacht, in den eine dreieckige Aluminiumfolie passender Größe implantiert wurde, um die Wirkung der axialen Signale auf die Somiten zu blockieren. 2.2.3.3. Implantation zweier Barrieren zwischen Somiten und intermediärem Mesoderm bzw. Chorda-Bodenplatten-Komplex Um die epithelialen Somiten sowohl von den lateralen wie auch von den axialen Signalen abzuschirmen, wurden zwei Schlitze zwischen den epithelialen Somiten I-V in Hühnerembryonen im HH-Stadium 11 und dem intermediären Mesoderm bzw. dem Chorda-Bodenplatten-Komplex geschnitten. Danach wurde in jeden Schlitz eine Aluminiumfolie implantiert. 2.2.3.4. Implantation mit BMP4 getränkter Kügelchen Die Rolle der lateralen BMPs bei der Bildung des lateralen Sklerotoms sollte durch die Applikation von BMP4-Protein untersucht werden. Hierbei wurden Recombinant Human BMP4 (R&D) und Affi-Gel Kügelchen (Bio-Rad) verwendet. Vorbereitung der mit BMP4 getränkten Kügelchen: Zur Vorbereitung der mit BMP4 getränkten Kügelchen wurde ein 10g BMP4-Lyophilisat mit PBS zu einer Stammlösung mit 500µg/ml in Konzentration aufgelöst. Ein Aliquot von 5µl der Stammlösung wurde mit 45 µl PBS zu einer Konzentration von 50µg/ml verdünnt. Je 2µl der so zu 50 µl verdünnten Lösung wurde in ein PCR-Reaktionsgefäß verteilt und bei -20 °C im Gefrierschrank gelagert. Affi-Gel Kügelchen wurden in PBS im Kühlschrank bei 4 °C für eine Stunde gewaschen. Die Innenseite eines PCR-Reaktionsgefäßes wurde zum Schutz des Proteins mit Sigmacote (Sigma) beschichtet und mit ca. 100 der gewaschenen Affi-Gel Kügelchen gefüllt. Danach wurde 2µl BMP4 in einer Konzentration von 50µg/ml auf die 14 Material und Methoden Kügelchen in das PCR-Reaktionsgefäß getropft. So behandelt wurde das Reaktionsgefäß im Kühlschrank bei 4 °C für 12 Stunde gestellt. Nach 12 Stunden standen die Affi-Gel Kügelchen als BMP4-Reservoir zur Verfügung. Implantation der mit BMP4 getränkten Kügelchen: Während der Implantation der mit BMP4 getränkten Kügelchen wurde das PCR-Reaktionsgefäß auf Eis gestellt. Mit einer Wolfram-Nadel wurde ein kleiner Schlitz in der dorsalen Wand eines epithelialen Somiten (Somit I-V) 2-tägiger Hühnerembryonen (HH-Stadium 11) gemacht. Anschließend wurde ein mit BMP4 getränktes Kügelchen mit feiner Pinzette durch den Schlitz in den Somiten implantiert. 2.2.3.5. Herstellung der Wachtel-Huhn-Chimären Das Prinzip der Wachtel-Huhn-Chimäre besteht darin, dass dem Hühnerembryo ein bestimmtes Gewebestück entnommen und durch ein Gewebestück des Wachtelembryos ersetzt wird. Im Hühnerembryo entwickelt sich das implantierte Wachtelgewebe wie Hühnchengewebe. Nach Fixierung können die transplantierten Wachtelzellen mit einem spezifischen Antikörper (QCPN, Wachtel-spezifischer Antikörper) im Hühnerembryo nachgewiesen werden. Auf diese Weise können Derivate des Wachteltransplantats in der Entwicklung verfolgt werden. Da der epaxiale und hypaxiale Dermomyotomabschnitt entsprechend aus dem dorsomedialen und dem dorsolateralen Somitquadranten hervorgehen (Ordahl und Le Douarin 1992), wurde der dorsomediale und dorsolaterale Quadrant eines Scapula-bildenden Somiten transplantiert, um die Lokalisation der Vorläuferzellen der Scapula-Klinge im Dermomyotom zu identifizieren. Herstellung des Transplantats aus Wachtelembryonen: Die Wachtelembryonen wurden bis HH-Stadium 14 inkubiert. In diesem Stadium sind die Scapula-bildenden Somiten in epithelialem Zustand. Der dorsomediale bzw. der dorsolaterale Quadrant des Somiten 19/20 wurde mit darüberliegendem Ektoderm mittels einer 15 Material und Methoden Wolfram-Nadel ausgeschnitten. Das Transplantat wurde mit einer Saugkapillare zum präparierten Empfänger transportiert. Vorbereitung der Hühnerembryonen: Die Hühnerembryonen wurden bis HH-Stadium 14 inkubiert. Die dorsomediale oder dorsolaterale Hälfte des Somiten 19/20 wurden mit darüberliegendem Ektoderm mit einer Wolfram-Nadel zuerst ausgeschnitten, und dann mit einer Saugkapillare entfernt. Der dorsomediale oder dorsolaterale Quadrant der Wachtel wurden in die entsprechende Lücke im Huhn eingebracht. 2.2.3.6. Injektion Noggin-Protein-sezernierender Zellen Noggin kann die BMP-Signalwege unterbinden. Mit Hilfe der Injektion Noggin-Protein-sezernierender Zellen soll geklärt werden, ob die lateralen BMPs an der Entwicklung der Scapula-Klinge beteiligt sind. Vorbereitung der Noggin-Protein-sezernierenden Zellen: Noggin-Protein-sezernierende CHO B3 Zellen (Gabe von Professor Richard Harland, Universität California, Berkeley) kamen in dieser Untersuchung zur Anwendung. Das Medium für diese CHO B3 Zellen besteht aus 1% Penicillin, 1% Aminosäure, 1% nicht-essenziellen Aminosäuren, 5% dialysiertem Rinderserum und 92% MEM Alpha Medium ohne Ribonukleoside (GIBco BRL). Alle Zellen wurden in einem Tank bei -80 °C eingefroren. Für die Zellkultur wurde ein Gefäß von CHO B3 Zellen in 10ml Medium in einer Petri-Schale bei 37 °C kultiviert. Nach 3 Tagen blieben alle Zellen am Boden der Schale, und das Medium wurde durch frisches Medium ersetzt. Nach einer Kulturzeit von insgesammten 6 Tagen hatte sich am Boden der Schale ein dichter Zellrasen gebildet. Zur Isolierung der Zellen wurde das Medium aus der Schale abgegoßen, und der zellhaltige Boden mit PBS gewaschen. Zur Ablösung der Zellen vom Boden wurde 2 µl Trypsin-Lösung aufgetropft. Nach ein paar Sekunden hatten sich alle Zellen vom Boden abgelöst. Zur Neuralisierung wurde 2 µl Medium in die Trypsin-Lösung gegeben. In einem 15ml Falcon-Gefäß wurden die Zellen in 16 Material und Methoden der Lösung bei 1000 rpm für 5 Minuten zentrifugiert. Danach wurde das Pellet mit 1ml Medium durch Vortexen gemischt und in ein kleines 1.5 ml Reaktionsgefäß überführt. Nach weiterem Zentrifugieren bei 1000 rpm für 5 Minuten war das Pellet für die Zellinjektion bereit. Injektion Noggin-Protein-sezernierender Zellen: Während der Zellinjektion wurde dieses 1.5 ml Reaktionsgefäß auf Eis gestellt. Die Hühnerembryonen wurden bis HH-Stadium 22 inkubiert. In diesem Stadium fangen die Vorläuferzellen der Scapula-Klinge an, aus dem Dermomyotom in den subektodermalen Raum auszuwandern. Mit einer Wolfram-Nadel wurde ein Loch zwischen dem Somiten und der Somatopleura in Höhe von Somiten 21/22 im Ektoderm erzeugt. Ein stumpfer Glasstab wurde durch das Loch in den subektodermalen Raum eingeführt. Durch diesen Glasstab wurde ein Tunnel unter dem Ektoderm in Höhe von Somiten 17-22 gebohrt. Zellen, die Noggin-Protein sezernieren, wurden in eine feine durch Mund kontrollierte Saugkapillare angesaugt und in den Tunnel injiziert. Die Zellen blieben bei der Weiterentwicklung im Tunnel. Durch das Produkt der Zellen wurde die Wirkung der BMP-Signalwege auf die Entwicklung der Scapula-Klinge blockiert. 2.3. Whole-mount in situ-Hybridisierung Whole-mount in situ-Hybridisierung ist eine molekulare Methode, mit der die Expression eines bestimmten Markergens durch die Detektion seiner mRNA untersucht wird. Diese Methode basiert auf der Eigenschaft von Nukleinsäuren, Doppelstränge zu bilden, wenn zwei komplementäre Einzelstränge vorliegen. Die mRNA liegt als Einzelstrang in der Zelle vor. Ein markierter Gegenstrang eines bestimmten Markergens kann mit der entsprechenden mRNA einen Doppelstrang bilden. Mit Hilfe einer enzymatisch katalysierten Farbreaktion mit dem markierten Gegenstrang kann die Bindung mit der mRNA in der Zelle sichtbar gemacht werden. 17 2.3.1. Material und Methoden Protokoll für in situ-Hybridisierung Arbeitsschritte Zeit Temp. Fixierung der Embryonen mit 4% PFA in PBT-DEPC über Nacht 4°C Waschen in PBT-DEPC 1x 20 Min. 4°C 2x 20 Min. 4°C Rehydrierung in PBT-DEPC 1x 20 Min. 4°C Enzym-Verdau mit Proteinase K (20 g/ml) in PBT ca. 1 Min./St. Raum Temp. Waschen in PBT 1x 10 Min. 4°C Fixierung in 1% Glutaraldehyd in 4% PFA in PBT-DEPC 30-45 Min. 4°C Waschen in PBT 1x 10 Min 4°C Prähybridisieren in Hybridisierungspuffer 2 Stunden 65°C In frischem Hybridisierungspuffer übernacht 65°C 2 Tage 65°C Waschen in 2 x SSC ohne CHAPS 1x 20 Min 65°C Waschen in 2 x SSC mit CHAPS (CHAPS:SSC = 1:50) 2x 20 Min 65°C Waschen in 0,2 x SSC mit CHAPS (CHAPS:SSC = 1:50) 2x 20 Min 65°C Wechsel in KTBT 5 Min Raum Temp. 4 Stunden Raum Temp. Inkubation mit Antikörper-Lösung (anti-DIG) übernacht 4°C Waschen in KTBT 6x 2 Stunden Raum Temp. Waschen in KTBT übernacht 4°C Waschen in AP-Puffer 2x 15 min Raum Temp. I. Vorbehandlung der Embryonen Dehydrierung in 100% Methanol (Aufbewahrung in Methanol bei -20°C möglich) II. Hybridisierung Hinzufügen der RNA-Sonde zum Hybridisierungspuffer III. Waschen IV. Immunhistochemischer Sonden-Nachweis Blockierung unspezifischer Bindungen Pferdeserum in KTBT mit 10% 18 Material und Methoden Inkubation mit der Färbe-Lösung (vor Licht geschützt) nach Bedarf Raum Temp. Waschen in AP-Puffer übernacht 4°C Refixierung in 4% PFA in PBS 2.3.2. Herstellung von Vibratomschnitten Um das Expressionsmuster eines bestimmten Markergens in Schnitte zu analysieren, wurden die Embryonen nach der Whole-mount in situ-Hybridisierung in 3% Agar in PBS eingebettet und in 50 µm dicke Schnitte geschnitten. Die Serienschnitte wurden auf Objektträger aufgezogen und auf einer Wärmeplatte getrocknet. Danach wurden die Schnitte mit Aquatex (Merck) bedeckt und unter einem Durchlichtmikroskop (Wild M10 Leica) mit einer Kamera (DFC 420 Leica) fotografiert. 2.4. Analyse des Skelettmusters Um einen optimalen dreidimensionalen Überblick des Skeletts zu erhalten, wurde das Skelettsystem im intakten Embryo angefärbt. Die Scapula ist am 9. Entwicklungstag (HH-Stadium 35) fast vollständig knorpelig angelegt. Die operierten Embryonen wurden deshalb nach 8 bis 9 Tagen Inkubationszeit in einer Farblösung (siehe 2.6.) fixiert. Zur Anfärbung von Knorpel kam als Farbstoff Alcian-Blau zur Anwendung. Um das angefärbte Skelett darzustellen, muss nach der Anfärbung das umliegende Gewebe transparent gemacht werden. Die Knorpelfärbung wurde nach dem folgenden Protokoll durchgeführt: - Fixierung und Anfärbung in Farblösung für 24 Stunden. - Dehydrierung in 100% Ethanol für 2 Tage. - Aufhellung und Aufbewahrung in 100% Methylsalicylat (Sigma). Dieses Protokoll erlaubt nach immunhistologischer Techniken. der Knorpelfärbung die Durchführung weiterer 19 Material und Methoden 2.5. Histologie und Färbetechniken 2.5.1. Herstellung der Paraffinschnitte für die histologische Untersuchung Nach der Analyse der Knorpelfärbung wurden die Embryonen direkt in Paraffin bei 58 °C übernacht inkubiert und dann in Paraffin eingebettet. Mit einem Mikrotom wurden die operierten Abschnitte der Embryonen in der Transversalebene lückenlos 8 µm dick in Serra geschnitten. Die Serienschnitte wurden auf mit Glycerin-Gelatine beschichtete Objektträger aufgezogen und in einem Wärmeschrank bei 40°C getrocknet. 2.5.2. Immunhistochemische Färbung der Paraffinschnitte Die Paraffinschnitte wurden hergestellt, um immunhistochemisch das Muskelmuster und/oder die transplantierten Wachtelzellen darzustellen. In Prinzip werden zur Detektion von bestimmten Zelltypen Antikörper verwendet, die an spezifischen Antigenen binden können. Muskelzellen exprimieren das muskelspezifische Antigen Desmin. Gegen Desmin gibt es sowohl monoklonale als auch polyklonale Antikörper. Wachtelzellen exprimieren andere Kernmembran-Antigene als Hühnerzellen, für welche monoklonale Antikörper (z.B. QCPN, Wachtel-spezifischer Antikörper) zur Verfügung stehen. Diese ersten Antikörper können von zweiten Antikörpern erkannt werden, die mit einem Enzym konjugiert sind. Durch eine Farbreaktion mit dem Enzym werden die Antigene sichtbar gemacht. Um die Muskulatur des operierten Embryos darzustellen, wurden die Paraffinschnitte von Hühnerembryonen mit einem murinen, monoklonalen Anti-Desmin-Antikörper (Dako, Verdünnung 1:100 in PBS) Ziegen-anti-Maus-Antikörper mit inkubiert. Als zweiter Peroxidase-Konjugation Antikörper (GamPo, diente ein Sigma). Die Diaminobenzidin (DAB)-Reaktion mit Ammoniumnickelsulfat ergab eine Braunfärbung der Desmin enthaltenden Zellen. Die Paraffinschnitte von Wachtel-Huhn-Chimären wurden durch eine Doppelmarkierung von QCPN und Desmin-Antikörper angefärbt. Im ersten Schritt erkannte ein polyklonaler Anti-Desmin-Antikörper aus Kaninchenserum (Sigma, Verdünnung 1:400) das Desmin, und 20 Material und Methoden ein muriner, monoklonaler QCPN-Antikörper (Quail Cell Nuclei, Hybridoma Bank, Überstand der Zellkultur) die Zellkerne der Wachtelzellen. Im zweiten Schritt erkannte ein Ziegen-anti-Kaninchen-Antikörper, der mit Peroxidase konjugiert war (GarPo, Sigma, Verdünnung 1:250), den anti-Desmin-Antikörper und ein Ziegen-anti-Maus-Antikörper, der mit alkalischer Phosphatase konjugiert war (GamAP, Dako, Verdünnung 1:100), den QCPN-Antikörper. Nach Inkubation wurde zuerst die Peroxidase-Reaktion mit DAB-Lösung ohne Ammoniumnickelsulfat entwickelt. Danach wurden die Schnitte in AP-Puffer überführt, und die Alkalische-Phosphatase-Farbreaktion mit NBT/BCIP-Färbelösung bis zu 60 Minuten durchgeführt. Aus dem AP-Puffer heraus erfolgte die Gegenfärbung mit Kernecht-Rot. Die Desmin enthaltenden Muskelzellen wurden hellbraun, die Wachtelzellkernen blau angefärbt. 2.6. Chemische Reagenzien und Zusammensetzung der verwendeten Lösungen 2.6.1. Lösungen für die Operationen • Farblösung für die Farbstifte: 1% Nil-Blau-Sulfat und 2, 5% Agarose in Aqua bidest. • Locke-Lösung: Stammlösung A: 94,270 g NaCl auf 1000 ml Aqua bidest. Stammlösung B: 12,0253 g KCl auf 1000 ml Aqua bidest. Stammlösung C: 15,8092 CaCl*H2O auf 1000 ml Aqua bidest. 100 ml A auf 1000 ml mit Aqua bidest. auffüllen + 37 ml B + 21 ml C + 0,03 g Penicillin G Natriumsalz 2.6.2. • Lösungen für die Whole-mount in situ-Hybridisierung Paraformaldehyd (PFA) (Sigma) 10 x PBS-Stammlösung: 72 g NaCl, 4,3 g KH2HPO4, 14,8 g Na2HPO4*12H2O auf 2000 ml mit Aqua bidest. auffüllen. 21 • PBT: 0,1% Triton X-100 (Sigma) in PBS. • Proteinase K-Stammlösung: Material und Methoden 20 mg/ml Proteinase K (Sigma) in PBT. • Glutaraldehyd-Stammlösung: 25 % Glutaraldehyd (Sigma) • Hybridisierungspuffer: 2% Blockierungspulver (Boehringer) 0,1% Triton X-100 in 1:1 Formamid : 5 x SSC 0,1% CHAPS (Sigma) 1 mg/ml tRNA 5mM EDTA 50 µg/ml Heparin • 20 x SSC-Stammlösung: 3M NaCl und 0,3M Natrium-Citrat; pH 7.0 • KTBT-Lösung: 50mM Tris-HCl, pH 7.5; 150mM NaCl; 10mM KCl, 1% Triton X-100 • Antikörper-Lösung: Anti-Digoxigenin-Antikörper (Boehringer) und 10% Lamm-Serum in KTBT werden im Verhältnis 1:2000 verdünnt. • AP-Puffer: 5 ml 1M Tris-Puffer pH 9,5 2,5 ml 1M MgCl2 1 ml 5M NaCl mit Aqua bidest. auf 50 ml auffüllen 2 ml Triton X-100 (Firma) • Färbe-Lösung: 4,5 µl/ml 4-Nitroblau-Tetrazoliumchlorid (NBT) (Boehringer) 3,5 µl/ml 5-Bromo-4-Chloro-3-Indolyl-Phosphat (BCIP) (Boehringer) • CHAPS-Lösung: 10 g Trockensubstanz in 100 ml Aqua bidest. • 1 M Tris-Puffer-Stammlösung: in AP-Puffer 22 Material und Methoden 121,1 g Tris in 800 ml Aqua bidest. auflösen, pH-Einstellung mit konzentrierter HCl, auf 1000 ml mit Aqua bidest. auffüllen 2.6.3. • Lösungen für die Skelettanalyse und Immunhistochemie Farblösung zur Knorpelfärbung: 0.0375g Alcian-Blau 200ml 100% Ethanol 0.015% Alcian-Blau in Konzentration 50ml 100% Essigsäure • Serra-Fixierlösung 1l: 600 ml Ethanol, 300 ml Formol, 100 ml Eisessig • PBS-Tween: 500 µl Tween in 1000 ml PBS • BSA: Rinderserumalbumin (Serva) • Diaminobenzidin (DAB)-Lösung ohne Ammoniumnickelsulfatzusatz: 200 ml Tris-HCl Puffer pH 7.6 + 80 mg DAB + 40 µl H2O2 • DAB-Lösung mit Ammoniumnickelsulfatzusatz: 175 ml Tris-HCl pH 7.6 + 1% Ammoniumnickelsulfat in 25 ml Tris-HCl pH 7.6 + 80 mg DAB + 40 µl H2O2 • 80 mg DAB-Portionen: Diaminobenzidin (DAB) 5g in 62,5 ml Aqua bidest. lösen und in 1 ml portionieren ergibt eine Endkonzentration von 80 mg/ml. Lagerung bei –20°C. • Kernecht-Rot-Lösung: 1 g Kernecht-Rot in 1000 ml 5%iger Aluminiumsulfatlösung lösen und filtrieren. 23 Ergebnisse 3. Ergebnisse 3.1. Ergebnisse zur Entwicklung des lateralen Sklerotoms 3.1.1. Unterbrechung der lateralen Signalwege durch Implantation einer Barriere zwischen Somiten und intermediärem Mesoderm Laterale Signale aus dem intermediären Mesoderm und dem Seitenplattenmesoderm spielen bei der Somitenentwicklung eine wichtige Rolle. Für die Entwicklung des hypaxialen Dermomyotomabschnitts sind laterale Signale erforderlich (Pourquié et al., 1996). Da der laterale Sklerotomabschnitt an das intermediäre Mesoderm angrenzt, und sich unabhängig von axialem Shh entwickelt, könnten laterale Signale bei der Bildung des lateralen Sklerotoms von Bedeutung sein. Zur Klärung der Funktion lateraler Signale wurden Somiten von den lateralen Signalen durch Implantation einer Aluminium-Barriere zwischen den neu gebildeten Somiten und dem intermediären Mesoderm abgeschirmt (Abb. 1A). Nach 1-tägiger Reinkubation wurden die operierten Embryonen für die In situ-Hybridisierung fixiert. Insgesamt wurden zwölf operierte Hühnerembryonen fixiert. Die Hälfte der Embryonen wurde mit Paraxis und die andere Hälfte mit cMfh1 in situ hybridisiert. Paraxis, das im unsegmentierten paraxialen Mesoderm und im Epithel der neu gebildeten Somiten exprimiert wird, ist essenziell für die Epithelialisierung der Somiten (Sosic et al., 1997). Bei der Kompartimentierung der Somiten wird die Expression von Paraxis im ventralen Somitenabschnitt herunterreguliert. Dies führt zu einer epithelio-mesenchymalen Transition in diesem Somitenabschnitt und zur Bildung des Sklerotoms. Demgegenüber wird die Paraxis-Expression im dorsalen epithelialen Somitenabschnitt aufrechterhalten (Barnes et al., 1997). Daher wurde Paraxis in dieser Untersuchung als epithelialer Marker verwendet. cMfh1 ist das einzige Markergen, das im gesamten Sklerotom exprimiert ist (Sudo et al., 2001), und wurde deshalb in dieser Untersuchung als Sklerotommarker verwendet. 24 Ergebnisse Nach der In situ-Hybridisierung wurden die Embryonen transversal geschnitten. Auf der Kontrollseite und der operierten Seite war die Expression von Paraxis im dorsalen Somitenabschnitt ähnlich (Abb. 1B und 1C). Die Expression von Paraxis im ventralen Somitenabschnitt war jedoch verändert. Während auf der Kontrollseite die Paraxis-Expression im gesamten ventralen Abschnitt herunterreguliert wurde, blieb sie auf der operierten Seite im ventrolateralen Somitenabschnitt weiter aufrechterhalten (Abb. 1B). Dies weist darauf hin, dass das Epithel im ventrolateralen Somitenabschnitt, das während der Sklerotombildung normalerweise durch eine epithelio-mesenchymale Transition mesenchymal wird, ohne laterale Signale epithelial bleibt. Der sklerotomale Marker cMfh1 ist auf der Kontrollseite im gesamten Sklerotom exprimiert. Demgegenüber ist seine Expression auf der Operationsseite nur im ventromedialen Somitenabschnitt zu erkennen. Die cMfh1-Expression im ventrolateralen Abschnitt blieb dagegen aus (Abb. 1C). Dies weist darauf hin, dass sich der ventrolaterale Somitenabschnitt in Abwesenheit lateraler Signale nicht zum Sklerotom entwickelt. Laterale Signale sind also an der Induktion des lateralen Sklerotoms beteiligt, während sich das mediale Sklerotom unabhängig von lateralen Signalen entwickelt. 3.1.2. Unterbrechung der axialen Signalwege durch Implantation einer Barriere zwischen Somiten und Chorda-Bodenplatten-Komplex Shh aus dem Chorda-Bodenplatten-Komplex induziert die Sklerotombildung und die Expression seiner Markergene Pax1 und Pax9 (Dietrich et al., 1993, 1997; Koseki et al., 1993). BMPs verhindern diese Wirkung von Shh (McMahon et al., 1998). Noggin ist für die durch Shh induzierte Sklerotomentwicklung von Bedeutung, indem es die Funktion lateraler BMPs blockiert. Es besteht durch axiales Noggin eine antagonistische Wirkung zwischen den medialen Signalen und den lateralen BMPs bei der Sklerotomentwicklung. Zur Klärung der Frage, ob das Territorium des lateralen Sklerotoms in Abwesenheit axialer Signale nach medial ausdehnt, wurde die Wirkung axialer Signale auf die Somiten durch Implantation einer Barriere zwischen den neu gebildeten Somiten und dem Chorda-Bodenplatten-Komplex blockiert (Abb. 2A). Nach 1-tägiger Reinkubation wurden die Embryonen zur Untersuchung 25 Ergebnisse der Sklerotombildung für die In situ-Hybridisierung mit Paraxis und cMfh1 fixiert. Insgesamt zwanzig Embryonen wurden operiert und fünfzehn davon hatten überlebt. Nach der In situ-Hybridisierung wurden die Embryonen transversal geschnitten. Paraxis-Expression war sowohl auf der Kontrollseite als auch auf der operierten Seite im dorsalen Somitenabschnitt zu sehen. Demgegenüber wurde sie im ventrolateralen Somitenabschnitt auf beiden Seiten herunterreguliert. Im ventromedialen Somitenabschnitt jedoch wurde Paraxis nur auf der Kontrollseite herunterreguliert, wohingegen die Expression auf der operierten Seite aufrechterhalten wurde (Abb. 2B). Dies weist darauf hin, dass Zellen im ventromedialen Somitenabschnitt in Abwesenheit axialer Signale in diesem Stadium noch epithelial bleiben, während sie im ventrolateralen Somitenabschnitt zu deepithelialisieren beginnen. Das mesenchymale Markergen cMfh1 wurde im gesamten Sklerotom auf der Kontrollseite exprimiert. Im ventromedialen Somitenabschnitt auf der operierten Seite wurde cMfh1 stark herunterreguliert. Demgegenüber wurde es in einer kleinen Zellpopulation des ventrolateralen Abschnitts exprimiert, die Sklerotomzellen darstellte (Abb. 2C). Aus diesen Ergebnissen kann geschlossen werden, dass ohne die antagonisierende Wirkung axialer Signale auf die lateralen Signale das Territorium des lateralen Sklerotoms nicht nach medial erweitert wird. 3.1.3. Unterbrechung der axialen und lateralen Signalwege durch Implantation zweier Barrieren zwischen Somiten und intermediärem Mesoderm bzw. Chorda-Bodenplatten-Komplex Nach der bisherigen Ergebnissen geht man davon aus, dass das Sklerotom aus einem medialen und einem lateralen Abschnitt besteht, die durch axiale und laterale Signale induziert werden. Danach könnte vermutet werden, dass kein Sklerotom gebildet würde, wenn beide Signale gleichzeitig blockiert würden. Um diese Vermutung zu überprüfen, wurden die Somiten sowohl von axialen und als auch von lateralen Signalen durch Implantation zweier Barrieren zwischen neu gebildeten Somiten und intermediärem Mesoderm bzw. dem Chorda-Bodenplatten-Komplex abgeschirmt (Abb. 3A). Nach 1-tägiger Reinkubation wurden 26 Ergebnisse die Embryonen für die In situ-Hybridisierung mit Paraxis fixiert. Träfe die aufgestellte Hypothese zu, sollte Paraxis im ventralen Somitenabschnitt auf der operierten Seite nicht mehr herunterreguliert werden. Zehn Embryonen wurden in dieser Weise operiert, von denen acht überlebten und ausgewertet werden konnten. Nach der In situ-Hybridisierung mit Paraxis wurden die Embryonen transversal geschnitten. Auf der Kontrollseite wurde Paraxis wie üblich im dorsalen Somitenabschnitt exprimiert, während es im ventralen Abschnitt herunterreguliert wurde. Auf der operierten Seite wurde Paraxis, wie vermutet, im gesamten Somiten sowohl im dorsalen als auch im ventralen Abschnitt gleich stark expimiert (Abb. 3B). Daraus kann geschlossen werden, dass die Bildung sowohl des medialen als auch des lateralen Sklerotoms in Abwesenheit axialer und lateraler Signale ausbleiben. 3.1.4. Applikation des BMP4-Signalproteins BMPs sind sezernierte Signale aus dem intermediären und dem Seitenplattenmesoderm. An der Bildung des lateralen Sklerotoms sind laterale Signale beteiligt. Es stellte sich die Frage, ob es sich bei den lateralen Signalen um BMPs handelt. Zur Klärung dieser Frage wurden mit BMP4 getränkte Kügelchen in die neu gebildeten Somiten implantiert. Um die Bildung des lateralen Sklerotoms durch In situ-Hybridisierung mit Paraxis zu untersuchen, wurden die Embryonen nach 1-tägiger Reinkubation fixiert. Insgesamt fünfzehn Hühnerembryonen wurden operiert. Es wurde dabei sichergestellt, dass die Kügelchen nach der Operation an der Stelle verblieben, an der sie während der Operation eingebracht worden waren. Whole-mount in situ-Hybridisierung zeigte eine Herunterregulation von Paraxis in den Somiten an der Stelle, an der die Kügelchen implantiert worden waren. Danach wurden die operierten Somiten transversal geschnitten. Die Paraxis-Expression wurde auf der Kontrollseite im epaxialen und hypaxialen Dermomyotomabschnitt aufrechterhalten, und im ventralen Abschnitt herunterreguliert. Auf der operierten Seite wurde Paraxis im ventralen Somitenabschnitt um das Kügelchen stärker 27 Ergebnisse herunterreguliert als auf der Kontrollseite. Im dorsalen Somitenabschnitt waren die Zellen, die nahe am Kügelchen lagen, ebenfalls Paraxis negativ (Abb. 4). Dies deutet darauf hin, dass BMPs die Expression von Paraxis herunterregulieren, und damit eine epithelio-mesenchymale Transition induzieren. 3.2. Ergebnisse zur Entwicklung der Scapula-Klinge 3.2.1. Homotope Wachtel-Huhn-Chimärisierungen vom dorsomedialen und dorsolateralen Somitenabschnitt Das Dermomyotom besteht wie bereits beschrieben aus einem epaxialen und einem hypaxialen Abschnitt. Shh aus dem Chorda-Bodenplatten-Komplex beteiligt sich an der Regulation der Entwicklung des epaxialen Dermomyotoms (Borycki et al., 1999), während laterale BMPs für die Entwicklung des hypaxialen Dermomyotomabschnitts von Bedeutung sind (Pourquié et al., 1996). Da sich die Scapula-Klinge, die dem Dermomyotom entstammmt (Huang et al., 2000b), unabhängig von Shh entwickelt (Chiang et al., 1996; Teillet et al., 1998), kann vermutet werden, dass sich die Vorläuferzellen der Scapula-Klinge im hypaxialen Dermomyotomabschnitt befinden. Mit folgender Experimentesserie sind wir dieser Hypothese nachgegangen. Es ist bekannt, dass der epaxiale und der hypaxiale Dermomyotomabschnitt aus dem dorsomedialen bzw. dem dorsolateralen Somitenabschnitt hervorgeht (Ordahl und Le Douarin 1992). Daher wurden der zukünftige epaxiale und hypaxiale Dermomyotomabschnitt durch homotope Wachtel-Huhn-Chimärisierungen markiert (Abb. 5A). Nach 6-tägiger Reinkubation wurden die Hühnerembryonen für die Analyse des Skelettmusters und weitere immunhistochemische Untersuchungen vorbereitet. Sechs Transplantationen vom dorsomedialen Quadranten wurden durchgeführt. Nach immunhistochemischer Färbung war zu erkennen, dass sich keine Scapula-Klinge auf der operierten Seite entwickelt hatte, die aus Wachtelzellen bestand. In weiteren sieben Chimären 28 Ergebnisse wurde der dorsolaterale Quadrant transplantiert. Zwei Embryonen aus dieser Serie wurden nach kurzer Reinkubation fixiert und geschnitten. Nach immunhistochemischer Färbung befanden sich die Wachtelzellen im hypaxialen Dermomyotomabschnitt und in einem subektodermalen Raum lateral vom Dermomyotom (Abb. 5B). Die Analyse des Skelettmusters der anderen fünf Chimären zeigte, dass alle Hühnerembryonen auf der operierten Seite eine unterbrochene Scapula-Klinge aufwiesen. Auf der unterbrochenen Stelle war ein kleines schmales Knorpelstück zu beobachten. Nach immunhistochemischer Färbung im transversalen Schnitt befanden sich Wachtelzellen in diesem kleinen Knorpelstück und in seinem Perichondrium. Die mit der Scapula assoziierten Muskeln und die interkostalen Muskeln enthielten auch Wachtelzellen (Abb. 5C und 5D). Aus diesen Ergebnissen kann geschlossen werden, dass sich die Vorläuferzellen der Scapula-Klinge nicht im epaxialen, sondern im hypaxialen Dermomyotomabschnitt befinden. 3.2.2. Unterbrechung der lateralen BMP-Signalwege durch Injektion des hypaxialen Noggin-Protein-sezernierender Zellen Wie oben dargelegt, ist die Scapula-Klinge ein Derivat Dermomyotomabschnitts. Für die Entwicklung dieses Abschnitts sind laterale BMPs von Bedeutung (Pourquié et al., 1996). Da die lateralen Signale nach unseren vorherigen Ergebnissen für die Entwicklung der Scapula-Klinge benötigt werden (Wang et al., 2005), gingen wir der Frage nach, ob die lateralen BMPs die Entwicklung der Scapula-Klinge beeinflussen. Zur Klärung dieser Frage wurde die Wirkung der BMP-Signalwege durch Injektion Noggin-Protein-sezernierender Zellen in die Scapulaanlage in Höhe von Somiten 16-19 und 19-23 blockiert (Abb. 6A). Nach einer Reinkubationszeit von zwei bis vier Tagen wurden die Embryonen für die In situ-Hybridisierung mit dem Scapula-spezifischen Markergen Pax1 bzw. für die Analyse des Skelettmusters isoliert und fixiert. Die Embryonen, in denen Zellen in Höhe von Somiten 16-19 injiziert wurden, wurden für In situ-Hybridisierung nach 2-tägiger Reinkubation isoliert. Auf der Kontrollseite wurde das 29 Ergebnisse Scapula-spezifische Pax1 in der Scapulaanlage exprimiert. Auf der operierten Seite wurde Pax1 in Höhe von Somiten 16-19, in der sich die Noggin-Protein-sezernierenden Zellen befinden, herunterreguliert. Die restliche Pax1-Expression in der Scapulaanlage auf der operierten Seite war schwächer als die auf der Kontrollseite (Abb. 6B und 6C). Nach der Analyse des Skelettmusters wiesen alle operierten Embryonen auf der operierten Seite eine unterbrochene Scapula-Klinge auf (Abb. 6G). Die Skelettelemente der Wirbelsäule und der Rippen wurden normal gebildet. Weitere immunhistochemische Untersuchungen zeigten auf der operierten Seite eine Abwesenheit der Scapula-Klinge und der der Scapula zugehörigen Muskeln. Die anderen epaxialen und hypaxialen Muskeln wurden normal gebildet (Abb. 6J und 6K). Die Embryonen, in denen Zellen in Höhe von Somiten 19-23 injiziert wurden, wurden für In situ-Hybridisierung nach 1,5-tägiger Reinkubation isoliert. Die Pax1-Expression war auf der Kontrollseite bis in Höhe von Somiten 20 erweitert, während es auf der Operationsseite nur bis in Höhe von Somiten 18/19 exprimiert wurde (Abb. 6D und 6E). Auf den transversalen Schnitten in Höhe von Somiten 19 blieb die Pax1-Expression auf der Operationsseite aus (Abb. 6F). Nach 4-tägiger Reinkubation zeigte sich auf der Kontrollseite eine normale Scapula-Klinge (Abb. 6H), während auf der Operationsseite nur der kraniale Teil der Scapula-Klinge gebildet wurde (Abb. 6I). Zusammenfassend kann gesagt werden, dass für die Expression von Pax1 und die weiteren Differenzierungen der Scapula-Klinge laterale BMPs notwendig sind. 30 4. Diskussion Diskussion BMP-Signale sind wichtige Signalmoleküle, die an vielen Entwicklungsprozessen beteiligt sind. In dieser Untersuchung konnte gezeigt werden, dass BMPs aus dem lateralen Mesoderm bei der Somitenentwicklung unterschiedlicher Entwicklungsphasen ihre unterschiedlichen Funktionen ausüben. In der Frühentwicklung induzieren sie die Entwicklung des lateralen Sklerotoms. Anschließend leiten sie das Auswachsen der Rippen und Interkostalenmuskeln in die Thoraxwand ein. In einem relativ späten Entwicklungsstadium der Somiten spezifizieren sie die Scapulavorläuferzellen für den Schultergürtel. In diesem Abschnitt werde ich mit der Diskussion der Bedeutung medialer und lateraler Signale bei der Sklerotomentwicklung beginnen. Dann werde ich mich mit dem Mechanismus der Verlängerung der Rippen in der Thoraxwand beschäftigen. Im letzten Abschnitt dieses Kapitels werden die intrisischen und extrinsischen Einflüssen auf die Scapulaentwicklung diskutiert. 4.1. Ein Antagonismus medialer und lateraler Signale während der Sklerotomentwicklung ist für die Wirbelsäulenentwicklung erforderlich Bei der Somitenkompartimentierung bildet der ventrale Somitenabschnitt durch eine epithelio-mesenchymale Transition das Sklerotom, während der dorsale Somitenabschnitt seine epitheliale Eigenschaft beibehält und Dermomyotom genannt wird. Das Sklerotom ist die Quelle für die Skelettelemente der Wirbelsäule und der Rippen (Huang et al., 2000a; Christ et al., 2004), während das Dermomyotom die Vorläuferzellen für die Skelettmuskulatur, die Dermis des Rückens, das Bindegewebe, das Endothel und den Knorpel liefert (Scaal et al., 2004). Für die Sklerotomentwicklung stellt der Chorda-Bodenplatten-Komplex die mediale Signalquelle dar. Aus diesem Komplex wird Shh sezerniert, das die Pax1-Expression im ventralen Somitenabschnitt induziert (Koseki et al., 1993; Dietrich et al., 1993; Müller et al., 1996). Die Pax1-Expression ist kurz vor der epithelio-mesenchymalen Transition angeschaltet, 31 Diskussion und wird bei der weiteren Sklerotomentwicklung durch Shh aufrechterhalten (Übersicht von Christ et al., 2004). Nach der Entfernung der Chorda dorsalis wird Pax1 im ventralen Sklerotom nicht exprimiert (Ebensperger et al., 1995). In späteren Entwicklungsstadien migrieren die Pax1-positiven Sklerotomzellen in den Raum um die Chorda dorsalis und bilden die Perichordalröhre, von dem sich die Wirbelkörper und Bandscheiben entwickeln (Töndury 1958; Jacob et al., 1975a; Christ und Wilting 1992). In der Shh-knock-out-Maus ist die Pax1-Expression im Sklerotom stark herunterreguliert, was zu einer Fehlbildung der gesamten Wirbelsäule und der proximalen Rippen führt (Chiang et al., 1996). Einen ähnlichen Phänotyp findet man auch in der Pax1-knock-out-Maus (Wallin et al., 1994). Daher markiert Pax1 eine Zellpopulation im Sklerotom, die die Vorläuferzellen der Wirbelsäule und der proximalen Rippe darstellt. Neben den medialen Signalen sind noch laterale Signale für die Sklerotomentwicklung von Bedeutung, die aus dem intermediären Mesoderm und Seitenplattenmesoderm freigesetzt werden. Laterale Signale sind BMP2, BMP4 und BMP7. Es wird in der vorliegenden Untersuchung nachgewiesen, dass neben der induktiven Funktion bei der Entwicklung des hypaxialen Dermomyotomabschnitts (Pourquié et al., 1996) laterale BMPs auch die Entwicklung des lateralen Sklerotoms induzieren. Das laterale Sklerotom liefert die Vorläuferzellen für die distalen Rippen (Huang et al., 1994, 2000a). Nach der Blockierung der lateralen BMPs mittels Injektion Noggin-Protein-sezernierender Zellen in das intermediäre Mesoderm ist die distale Rippe fehlgebildet (Sudo et al., 2001). Da Shh und laterale BMPs die Entwicklung des medialen und lateralen Sklerotoms kontrollieren, muss im Sklerotom eine bestimmte Grenze durch beide Signale festgelegt werden. Durch diese Grenze wird das Sklerotom in zwei Abschnitte unterteilt, einen medialen zur Bildung der Wirbelsäule und der proximalen Rippe, und einen lateralen zur Bildung der distalen Rippe. Die Festlegung dieser Grenze beruht auf einem Gegengewicht zwischen Shh und lateralen BMPs. Shh induziert die Bildung des medialen Sklerotoms und die Expression seines Markergens Pax1, während laterale BMPs die Pax1-Expression unterdrücken (McMahon et al., 1998). Um die Pax1–Expression im medialen Sklerotom aufrechtzuerhalten, 32 Diskussion wird die latero-mediale Diffusion der lateral gebildeten BMPs durch ihre Antagonisten Noggin, Chordin und Follistatin, die aus dem Chorda-Boden-Komplex freigesetzt werden, unterbunden. Für die Aufrechterhaltung des lateralen Sklerotoms wird die medio-laterale Diffusion von Shh durch seinen Antagonist Gli3 im lateralen Sklerotom verhindert (Buttitta et al., 2003). Durch diese antagonistischen Wirkungen wird ein Gegengewicht zwischen Shh und lateralen BMPs ausgebildet, wodurch die Territorien des medialen und lateralen Sklerotoms festgelegt werden. Wir haben deutliche Hinweise darauf, dass sich die Expressionsdomäne von Pax1 im medialen Sklerotom nach Unterbindung von lateralen BMPs durch Noggin nicht nach lateral ausdehnt (eigene unveröffentlichte Befunde). In dieser Untersuchung wurde auch gezeigt, dass das Territorium des lateralen Sklerotoms ohne axiale Signale nicht nach medial erweitert wird. Dies lässt vermuten, dass bei der medio-lateralen Musterbildung des Sklerotoms neben den antagonistischen Mechanismen auch der Proteingradient von Shh und lateralen BMPs eine Rolle spielt. Zur Überprüfung dieser Vermutung wurden in unseren Vorarbeiten mit Shh getränkte Kügelchen in die Somiten implantiert. Durch das zusätzliche Shh wird die Pax1-Expression stark hochreguliert. Darüber hinaus wird die Expressionsdomäne von Pax1 nach lateral ausgedehnt. Das weis darauf hin, dass der Proteingradient von Shh und lateralen BMPs bei der medio-lateralen Musterbildung des Sklerotoms von Bedeutung ist. 4.2. Signale aus dem Dermomyotom und dem Myotom sind für die Rippenentwicklung erforderlich Die Rippen sind wichtige Bestandteile der Thoraxwand. Zwei benachbarten Rippen sind durch die Interkostalmuskeln verspannt. Beim Vogel sind sieben Rippenpaare vorhanden. Abgesehen von den ersten zwei Paaren sind die übrigen fünf vorn mit dem Sternum verbunden. Die Entwicklung der Rippen erfolgt durch ein Einwachsen ihrer Vorläuferzellen in die Somatopleura. Dies wurde zuerst durch Implantation einer Tantalfolie zwischen den Thoraxsomiten und der Somatopleura nachgewiesen. Nach der Implantation wurde der Eingang der Somatopleura für die Rippenvorläuferzellen blockiert und es entwickelten sich 33 keine distalen Rippen (Sweeney und Watterson 1969). Diskussion Später wurde mittels der Huhn-Wachtel-Chimärisierung gezeigt, dass die distalen Rippen bis zum Sternum Derivate der Somiten sind (Christ et al., 1974). Die Rippenvorläuferzellen können mit dem Markergen cMfh1 markiert werden (Sudo et al., 2001). Die cMfh1-exprimierenden Rippenvorläuferzellen dringen in die Somatopleura ein und entwickeln sich zu distalen Rippen. Für diesen Prozess wird die Induktion lateraler BMPs benötigt. Nach der Blockierung lateraler BMPs durch Noggin wird cMfh1 herunterreguliert und werden distale Rippen nicht angelegt. Die Interkostalmuskeln sind ein dermomyotomales Derivat. Nach der Somitenkompartimentierung fängt das Dermomyotom an, das Myotom zu bilden. Die mediale und laterale Dermomyotomlippen liefern Zellen für das epaxiale und hypaxiale Myotom. Zellen aus der kranialen und kaudalen Dermomyotomkante tragen zu den beiden Abschnitten des Myotoms bei (Gros et al., 2004). Das Myotom, das die myogenen Determinationsfaktoren MyoD, Myf5 und Myogenin exprimiert, ist die Quelle für die Skelettmuskeln der Wirbelsäule und der Brust- und Bauchwand (Übersicht von Brand-Saberi 2005). Während der Myotombildung fängt der zentrale Dermomyotomabschnitt an, durch epithelio-mesenchymale Transition auszuwandern und das subektodermale Mesenchym zu bilden (Sengel und Mauger 1976). Als Folge bleiben nur die medialen und lateralen Dermomyotomknospen als Proliferationszentren über lange Zeit erhalten. Die lateralen Dermomyotomlippen der Thoraxsomiten wachsen in die Somatopleura ein, und bilden ein hypaxiales Myotom, aus dem sich die Interkostalmuskeln entwickeln. Pax3 markiert diese lateralen Dermomyotomlippen (Goulding et al., 1994). Das Einwachsen der lateralen Dermomyotomlippen in die Somatopleura wird von lateralen BMPs gesteuert (Sudo et al., 2001). In Abwesenheit lateraler BMPs wird Pax3 in der lateralen Dermomyotomlippe herunterreguliert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklung sowohl der distalen Rippen als auch der Interkostalenmuskeln unter dem Einfluss lateraler BMPs ablaufen. Es stellt sich die Frage, ob BMP-Signale direkt auf die Rippenvorläuferzellen oder indirekt über die Dermomyotome wirken. Während der Thoraxwandentwicklung haben die Rippenvorläuferzellen eine sehr enge Lagebeziehung mit den lateralen Dermomyotomlippen. Dabei spielt das Dermomyotom 34 Diskussion eine essenzielle Rolle für die Rippenbildung. Nach der Entfernung des Dermomyotoms der Thoraxsomiten ist zu sehen, dass sowohl die dermomyotomalen Derivate, die Interkostalmuskeln, als auch die distalen Rippen nicht gebildet werden (Kato und Aoyama 1998). Das Oberflächenektoderm beeinflusst die Entwicklung des Dermomyotoms (Dietrich et al., 1997; Sosic et al., 1997). Die Entfernung des Oberflächenektoderms führt auch zur Fehlbildung der distalen Rippen (Huang et al., 2000a). Pax3 ist ein wichtiger Transkriptionsfaktor für das Dermomyotom (Goulding et al., 1994). In Pax3-knock-out-Mäusen ist eine Fusion und Malformation der distalen Rippen zu beobachten (Henderson et al., 1999; Dickman et al., 1999). Diese sind Hinweise dafür, dass Signale aus den lateralen Dermomyotomlippen für die Entwicklung der Rippenvorläuferzellen erforderlich sind. Im Vergleich zum medialen Sklerotom besteht das laterale Sklerotom nur aus einer kleinen Zellpopulation, die aber für das Längenwachstum der Rippen verantwortlich sind. Daher müsste eine ständige Zellproliferation im lateralen Sklerotom aufrechterhalten werden. Zwischen Sklerotom und Dermomyotom entwickelt sich das Myotom, in dem Fibroblasten Wachstumsfaktoren ( Fibroblast Growth Factors, FGFs) freigesetzt werden (Floss et al., 1997; Stolte et al., 2002). In den Myf5-knock-out-Mäusen ist eine Fehlbildung der Rippen zu beobachten (Braun et al., 1992). Dies ist auf das Ausbleiben des Myotoms und damit auch der myotomalen FGF-Sekretion zurückzuführen, die gemeinsam mit TGFß-2 die Entwicklung von Knorpel in Zellkultur induzieren (Grass et al., 1996). Zusätzliches FGF8 in den Thoraxsomiten verstärkt die Zellproliferation im Sklerotom (Huang et al., 2003). Daraus resultiert eine verdickte Rippe. Demgegenüber entwickeln sich nach der Blockierung von FGF8 durch seinen Inhibitor SU 5402 keine distalen Rippen. Daraus kann geschlossen werden, dass FGF-Signale aus dem Myotom für die Rippenentwicklung unerlässlich sind. Dabei induzieren FGFs nicht nur die Chondrogenese sondern stimulieren auch die Zellproliferation der Sklerotomzellen. Aus den bisherigen Befunden möchte ich ein Modell für die Thoraxwandentwicklung vorschlagen. Die lateralen Abschnitte des Sklerotoms und des Dermomyotoms erwerben 35 Diskussion durch den Einfluss lateraler BMPs eine laterale Identität. Durch weitere Induktion dieser Signale wachsen die Rippenvorläuferzellen des lateralen Sklerotoms gemeinsam mit den Dermomyotomlippen in die Somatopleura ein, wo sie die Rippen und die Interkostalmuskeln bilden. Dabei empfangen die Rippenvorläuferzellen FGFs aus dem Myotom, wodurch die eine andauernde Proliferation dieser Zellen für das Langenwachstum der Rippen aufrechterhalten wird. 4.3. Intrinsische und extrinsische Faktoren steuern gemeinsam die Entwicklung der Scapula-Klinge In diesem Abschnitt wird diskutiert, wie die Vorläuferzellen der Scapula-Klinge spezifiziert werden. Zwei Mechanismen können in Betracht gezogen werden: (1) Das Zellschicksal der Vorläuferzellen wird bereits früh in den Somiten festgelegt (intrinsische Determination) oder (2) Die Spezifizierung der Vorläuferzellen erfolgt unter Einfluss umliegender Signale (extrinsische Determination). Das Mechanismus der intrinsischen Determination von Vorläuferzellen wurde zuerst bei der Entwicklung der Wirbelsäule und der Rippen, die Derivate des Sklerotoms darstellen, beobachtet (Christ et al., 2004). Nach heterotoper Transplantation der prospektiven Thoraxsomiten in die zervikale Region wurde die Bildung zusätzlicher Rippen in der zervikalen Region beobachtet. Die Wirbel, die aus dem Transplantat hervorgegangenen waren, wiesen die für das thorakale Segment charakteristische Größe und Form (Identität der Thoraxsegment) auf. Nach Transplantation zervikaler Somiten in die thorakale Region werden weder Rippe noch Scapula angelegt (Kieny et al., 1972). Nach Transplantation thorakaler Somiten in das Zölom entwickeln sich aus dem Transplantat Rippen im Zölom (Jacob et al., 1975b). Das deutet darauf hin, dass die Somiten bereits hinsichtlich ihrer Segmentidentität während ihrer Bildung festgelegt werden. Dass die Fähigkeit der Somiten im zervikothorakalen Übergangsbereich, die Scapula-Klinge 36 Diskussion zu bilden, bereits während der Somitenbildung intrinsisch festgelegt wird, wurde in einer früheren Arbeit gezeigt (Ehehalt et al., 2004). Nach heterotoper Transplantation der Segmentplatte bzw. des Somiten aus der Scapula-bildenden Region in die zervikale Region konnte eine Scapula-ähnliche Knorpelstruktur unter dem Ektoderm beobachtet werden. Wenn die oberen zervikalen Somiten in das Scapula-bildenden Feld transplantiert werden, entwickelt sich dort keine Scapula. Es ist bekannt, dass Hox-Gene diese Segmentidentität der Wirbelsäle festlegen. Bei der Maus ist beispielsweise der Atlas durch die Expression von HoxA-1, HoxA-3 und HoxB-1 charakterisiert (Kessel und Gruss 1991). Eine Veränderung dieser Expression hat eine Verschiebung der Regionengrenze zur Folge. In der Maus mit mutierten von HoxB5-Gen, dessen anteriore Expressionsgrenze in Höhe der kranialen Scapula-bildenden Somiten liegt (Burke et al., 1995), verschiebt sich der Schultergürtel in anteriorer Richtung (Rancourt et al., 1995). Nach Herunterregulation von HoxC6 sind Defekte im Bereich des kranialen Abschnitts der Scapula zu sehen (Oliver et al., 1989). Die Mutation von HoxA5 führt in Kombination mit der Pax1-Mutation zur Fehlbildung des Acromions (Aubin et al., 2002). Das deutet darauf hin, dass das Zellschicksal der Scapulavorläuferzellen im Somiten durch Hox-Gene festgelegt wird. In dieser Untersuchung wurde durch homotope Transplantation von dorsomedialem und dorsolateralem Somitenabschnitt nachgewiesen, dass die Scapula-Klinge ein Derivat des hypaxialen Dermomyotomabschnitts ist. Nach einer kurzen Reinkubationszeit befanden sich die Wachtelzellen aus dem dorsolateralen Quadranten in der lateralen Dermomyotomlippe und im lateralen Abschnitt des subektodermalen Mesenchyms, das dem Dermomyotom entstammt. Das deutet darauf hin, dass sich der transplantierte Somitenquadrant tatsächlich zum hypaxialen Dermomyotom bzw. seinen Derivaten entwickelt. Da sich die Vorläuferzellen der Scapula-Klinge, die durch eine Pax1-Expression charakterisiert sind, im lateralen Abschnitt des subektodermalen Mesenchyms befinden (Huang et al., 2000b), kann geschlossen werden, dass die Vorläuferzellen der Scapula-Klinge im hypaxialen Dermomyotomabschnitt lokalisiert sind. Diese Zellen migrieren nach einer 37 Diskussion epithelio-mesenchymalen Transition in den subektodermalen Raum, wo sie sich zur Scapula-Klinge differenzieren. In einer frühen Arbeit aus unserer Arbeitsgruppe wurden Segmentplattenabschnitte und epitheliale Somiten aus der prospektiven Thoraxregion um 180° um die Längsachse rotiert und in die Halsregion implantiert. Danach konnte beobachtet werden, dass ektopische Bildungen von Rippen- und Scapulaabschnitten in der Halsregion stattfanden. Des Weiteren wurden die ursprünglich ventralen Somitenhälften der prospektiven Thoraxregion in die Position der dorsalen Somitenhälften der prospektiven Halsregion implantiert. Diese ursprünglich ventralen Somitenhälfte, die dorsal zu liegen kamen, wurden durch Signale aus den umgebenden Strukturen zu Dermomyotomen umgestimmt (Aoyama und Asamoto 1988; Christ et al., 1992). Aus diesen Dermomyotomen entwickelte sich ein ektopischer Scapula-Körperabschnitt. Das deutet darauf hin, dass nicht eine bestimmte Zellpopulation des hypaxialen Dermomyotoms sondern alle Zellen des epithelialen Somiten aus der Thoraxregion in der Lage sind, Knorpelzellen für die Scapula-Klinge zu bilden. In einer noch nicht abgeschlossenen Untersuchung haben sich Hinweise ergeben, dass erst nach der epithelio-mesenchymalen Transition des Dermomyotoms die Verläuferzellen für die Scapula-Klinge spezifiziert werden. Die Spezifizierung der Scapula-bildenden Zellen im hypaxialen Dermomyotom kann nur durch den Einfluss extrinscher Signale erfolgen. Die an die Scapula-bildenden Zellen angrenzenden Strukturen sind das Oberflächenektoderm und die Somatopleura. Es wird gezeigt, dass Signale aus dem Oberflächenektoderm für die Entwicklung der Scapula-Klinge von Bedeutung sind (Pröls et al., 2004; Ehehalt et al., 2004). Dabei hängt die Funktion des Ektoderms für die Scapulabildung vom Entwicklungsstadium ab (Ehehalt et al., 2004). Entfernung des Ektoderms über den neu gebildeten epithelialen Somiten führt zur Fehlbildung aller Derivate des hypaxialen Dermomyotoms, der Scapula-Klinge, der Schultergürtelmuskulatur und der Interkostalmuskulatur. Wenn das Oberflächenektoderm über den kompartimentierten Somiten entfernt wurde, wurden nur die Scapula-Klinge und die an ihr befestigten Muskeln nicht gebildet. Die Interkostalmuskeln waren dagegen normal angelegt. Wnt-Signale und ihre Antagonisten sind die bisher 38 Diskussion bekannten ektodermalen Faktoren (Übersicht von Roelink 1996; Baranski et al., 2000; Cauthen et al., 2001). Eine Applikation von Wnt-Protein führt zu einer Überexpression von Pax3 im Dermomyotom und einer Aufrechterhaltung der epithelialen Struktur des Dermomyotoms (Schmidt et al., 2004). Bei der Überexpression von Wnt6 wird die Expression von Pax1 in der Scapulaanlage nicht angeschaltet, und die Scapula-Klinge ist fehlgebildet (Möller et al., 2003). Dies deutet darauf hin, dass die epithelio-mesenchymale Transition der Scapula-bildenden dermomyotomalen Zellen essentiell für die Entwicklung der Scapula-Klinge ist. BMPs aus der Somatopleura, die für die Entwicklung des hypaxialen Dermomyotomabschnitts erforderlich sind (Pourquié et al., 1996), müssen auch einen Einfluss auf die Scapulaentwicklung ausüben, weil die Scapula-Klinge ein Derivat des hypaxialen Dermomyotomabschnitts ist. Die Wirkung der BMPs wurde durch Injektion von Noggin-Protein-sezernierenden Zellen in die Scapulaanlage vor bzw. während der Spezifizierung der Scapula-bildenden Zellen blockiert. Nach der Blockierung von BMPs wurde die Scapula-spezifische Pax1-Expression in der Scapulaanlage nicht angeschaltet, und die Scapula-Klinge war im Operationsbereich fehlgebildet. Daraus kann geschlossen werden, dass BMPs aus der Somatopleura die Entwicklung der Scapula-Klinge steuern. Das ist ein interessantes Paradoxon: BMPs sind für die Pax1-Expression in der Scapulaanlage erforderlich, während dieselben BMP-Signale Pax1 im Sklerotom während der Somitenkompartimentierung unterdrücken (McMahon et al., 1998). Die Gründe dafür sind noch nicht bekannt und müssen weitere Untersuchungen vorbehalten bleiben. Wir fanden nach der Injektion von Noggin-sezernierenden Zellen keine Fehlbildung der Interkostalmuskulatur, die aus dem hypaxialen Dermomyotomabschnitt hervorgeht, obwohl laterale BMPs für diesen Abschnitt erforderlich sind (Pourquié et al., 1996). Dies liegt wahrscheinlich an den unterschiedlichen Entwicklungsphasen der beiden Zelllinien. Die Markergene der hypaxialen Muskeln, MyoD und Myf5, werden im Scapula-bildenden Bereich erst im 4-tägigen Embryo exprimiert (Dietrich et al., 1998; Teillet et al., 1998), während das Scapula-spezifische Pax1 erst im 5-tägigen Embryo exprimiert wird (Healy et al., 1999; 39 Diskussion Huang et al., 2000b). Man kann davon ausgehen, dass die Vorläuferzellen der Interkostalmuskulatur bereits durch laterale BMPs determiniert waren, als die Noggin-Protein-sezernierenden Zellen in der Scapulaanlage injiziert wurden. Das Modell für die Entwicklung der Scapula-Klinge könnte folgendermaßen aussehen. Zuerst erwerben die Scapula-bildenden Somiten bei ihrer Bildung die regionale Kompetenz, die Scapula-Klinge zu bilden. Nach der Somitenreifung gelangen Zellen des Dermomyotoms durch Zellmigration in den subektodermalen Raum. Nach der Migration beginnt eine Zellpopulation, die im lateralen Abschnitt des subektodermalen Mesenchyms liegt, unter dem Einfluss von Signalen aus dem Oberflächenektoderm und BMPs aus der Somatopleura, das Scapula-spezifische Pax1-Gen zu exprimieren. Dies führt schließlich zur Differenzierung dieser Zellpopulation zu den Knorpelzellen der Scapula-Klinge. 40 5. Zusammenfassung Zusammenfassung Die Somiten, die metamere Strukturen der embryonalen Körperwand darstellen, bestehen aus einem Ball epithelialer Zellen, die die mesenchymalen Somitozölzellen umschließen. Sie liegen unter dem Oberflächenektoderm und zwischen den axialen Organen, der Chorda dorsalis und dem Neuralrohr, und dem lateralen Mesoderm. Unter Einfluss dieser umliegenden Strukturen werden die epithelialen Somiten kompartimentiert. Dabei bildet der ventrale Somitenabschnitt durch eine epithelio-mesenchymale Transition das Sklerotom, während der dorsale Somitenabschnitt durch ektodermale Signale epithelial bleibt und das Dermomyotom bildet. Das Sklerotom liefert die Vorläuferzellen der Wirbelsäule und der Rippen, und das Dermomyotom ist die Quelle der Skelettmuskulatur, der Dermis des Rückens, von Bindegewebe, Endothel und Knorpel. In dieser Untersuchung stellte sich die Frage, ob neben dem durch axiales Shh induzierten medialen Sklerotom noch ein laterales Sklerotom existiert, und wie es induziert wird. Zur Klärung dieser Frage wurde die Sklerotombildung mittels Barriere-Implantation bzw. Applikation von BMP-Protein und In situ-Hybridisierung untersucht. Unsere Experimente ergaben, dass das Sklerotom aus einem medialen und einem lateralen Abschnitt besteht und das laterale Sklerotom durch BMPs aus dem lateralen Mesoderm induziert wird. Es stellte sich in dieser Untersuchung weiterhin die Frage, ob sich die Scapulavorläuferzellen im hypaxialen Dermomyotomabschnitt befinden, und ob laterale BMPs ihre Entwicklung kontrollieren. Durch Wachtel-Hühnchen-Chimäre wurden die Scapulavorläuferzellen im hypaxialen Dermomyotom identifiziert. Die Vorläuferzellen können nach Unterbindung der BMP-Funktion das Pax1-Gen nicht exprimieren und die Scapula-Klinge nicht bilden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass laterale BMPs räumlich und zeitlich ihre unterschiedlichen Funktionen bei der Somitenentwicklung ausüben. In der Frühentwicklung spezifizieren sie die laterale Identität des lateralen Sklerotoms und Dermomyotoms. In diesen zwei Domänen induzieren sie das Längenwachstum der distalen Rippen und die Entwicklung der Interkostalmuskeln. In einer Spätentwicklungsphase spezifizieren sie eine Zellpopulation aus dem hypaxialen Dermomyotom zu Chondroblasten, die die Scapula-Klinge bilden. 41 6. Literatur Literatur Aoyama, H. und Asamoto, K. (1988). Determination of somite cells: independence of cell differentiation and morphogenesis. Development 104, 15-28. Aoyama, H., Mizutani-koseki, S. und Koseki, H. (2005). Three developmental compartments involved in rib formation. Int J Dev Biol 49, 325-33. Aubin, J., Lemieux, M., Moreau, J., Lapointe, J. und Jeannotte, L. (2002). Cooperation of Hoxa5 and Pax1 genes during formation of the pectoral girdle. 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Der rote Pfeil markiert die Herunterregulation von cMfh1 im ventrolateralen Somitenabschnitt auf der Operationsseite in Abwesenheit lateraler Signale. Die rote Linie zeigt die Position, in der die Barriere implantiert worden war. Ch: Chorda dorsalis, DM: Dermomyotom, SPM: Seitenplattenmesoderm, NR: Neuralrohr, S: Somit, Skl: Sklerotom 49 Abb. 1 Abbildungen 50 Abbildungen Abbildung 2: Die Unterbrechung axialer Signalwege führt zu einer Aufrechterhaltung von Paraxis und einer Herunterregulation von cMfh1 im ventromedialen Somitenabschnitt. (A) Operationsschema: Implantation einer Aluminiumfolien-Barriere zwischen den neu gebildeten Somiten und dem Chorda-Bodenplatten-Komplex. Gelb gefärbt ist der Chorda-Bodenplatten-Komplex, aus dem die axialen Signale hervorgehen. (B) In situ-Hybridisierung mit Paraxis nach der Operation und 1-tägiger Reinkubation. Der rote Pfeil markiert die Paraxis-Expression im ventromedialen Somitenabschnitt auf der Operationsseite (rechts) in Abwesenheit axialer Signale. (C) In situ-Hybridisierung mit cMfh1 nach der Operation und 1-tägiger Reinkubation. Der rote Pfeil markiert eine Herunterregulation von cMfh1 im ventromedialen Somitenabschnitt auf der Operationsseite. Die rote Pfeilspitze zeigt eine cMfh1-positive Zellpopulation im ventrolateralen Somitenabschnitt, die die Sklerotomzellen darstellt. Die roten untergebrochenen Linien markieren die beiden Neuralrohrhälften. Ch: Chorda dorsalis, DM: Dermomyotom, SPM: Seitenplattenmesoderm, NR: Neuralrohr, S: Somit, Skl: Sklerotom 51 Abb. 2 Abbildungen 52 Abbildungen Abbildung 3: Die Unterbrechung axialer und lateraler Signalwege führt zu einer Aufrechterhaltung von Paraxis im gesamten ventralen Somitenabschnitt. (A) Operationsschema: Implantation zweier Aluminiumfolien-Barrieren zwischen den neu gebildeten Somiten und dem Chorda-Bodenplatten-Komplex sowie dem intermediären Mesoderm. Gelb und grün gefärbt sind die Quellen axialer und lateraler Signale. (B) In situ-Hybridisierung mit Paraxis nach der Operation und 1-tägiger Reinkubation. Auf der Operationsseite (rechts) wird Paraxis im gesamten Somiten exprimiert, während im Sklerotom auf der Kontrollseite (links) eine Herunterregulation zu erkennen ist. Die roten unterbrochenen Linien markieren die beiden Neuralrohrhälften. Die zwei roten Linien zeigen die Position, in der die Barrieren implantiert worden waren. Ch: Chorda dorsalis, DM: Dermomyotom, SPM: Seitenplattenmesoderm, NR: Neuralrohr, S: Somit, Skl: Sklerotom Abb. 3 53 Abbildungen Abbildung 4: Applikation von BMP4-Signalprotein in den neu gebildeten Somiten reguliert die Paraxis-Expression herunter. In situ-Hybridisierung mit Paraxis nach der Operation und 1-tägiger Reinkubation. Paraxis wurde auf der Kontrollseite im gesamten Dermomyotom stark exprimiert, und im ventralen Abschnitt herunterreguliert. Auf der Operationsseite wurde Paraxis im ventralen Somitenabschnitt nicht exprimiert. Im dorsalen Somitenabschnitt waren die Zellen, die nahe am Kügelchen lagen, Paraxis negativ. Der rote Pfeil zeigt das implantierte Kügelchen. Ch: Chorda dorsalis, DM: Dermomyotom, NR: Neuralrohr, Skl: Sklerotom Abb. 4 54 Abbildungen Abbildung 5: Homotope Wachtel-Huhn-Chimärisierungen des dorsolateralen Somitenabschnitts (A) Operationsschema: Der dorsolaterale Somitenabschnitt vom Huhn wurde durch den dorsolateralen Somitenabschnitt von der Wachtel ersetzt. Blau gefärbt ist das Transplantat. (B) Nach einer kurzen Reinkubationszeit befanden sich die Wachtelzellen mit blauen Zellkernen in der lateralen Dermomyotomlippe und im lateralen Abschnitt des subektodermalen Mesenchyms, das dem Dermomyotom entstammt. Die Pfeilspitzen markieren die Wachtelzellen im subektodermalen Mesenchym. (C) Übersicht des Querschnitts einer Chimäre nach 6-tägiger Reinkubation. (D) Vergrößerung der Region, die durch das Rechteck in (C) markiert wird. Der rote Stern markiert die Scapula. Die Knorpelzellen und die der Scapula zugehörigen Muskeln bestehen aus Wachtelzellen. Ch: Chorda dorsalis, d: Dermomyotom, m: Myotom, NR: Neuralrohr, R: Rückenmark S: Somit, W: Wirbelkörper Abb. 5 55 Abbildungen Abbildung 6: Die Unterbrechung der lateralen BMP-Signalwege durch Injektion Noggin-Protein-sezernierender Zellen hat die Scapula-spezifische Pax1-Expression und die Bildung der Scapula-Klinge beeinträchtigt. (A) Operationsschema: Noggin-Protein-sezernierende Zellen (roter Kreis) wurden im lateralen Abschnitt des subektodermalen Mesenchyms 4-tägiger Hühnerembryonen injiziert. (B) und (C) Pax1-Expression nach der Zellinjektion im Bereich der Scapula-bildenden Somiten 16-19 und 2-tägiger Reinkubation. (B) Die weißen Pfeile markieren eine normale Pax1-Expression in der Scapulaanlage auf der Kontrollseite. (C) Die weißen Pfeile markieren auf der Operationsseite die Höhe von Somiten 16-19, wo die Scapula-spezifische Pax1-Expression abwesend ist. Das rote Zeichen S19 zeigt den 19te Somiten. Die restliche Pax1-Expression auf der Operationsseite ist im Vergleich mit der auf der Kontrollseite (B) schwächer. (D)-(F) Pax1-Expression nach der Zellinjektion in Höhe von Somiten 19-23 und 1,5-tägiger Reinkubation. (D) Pax1-Expression erweitet sich in diesem Entwicklungsstadium auf der Kontrollseite bis in Höhe von Somiten 20 (S20). Die zwei weißen Pfeile markieren die Expressionsmuster von Pax1. (E) Pax1-Expression erweitet in diesem Entwicklungsstadium auf der Operationsseite nur bis in Höhe von Somiten 18/19 (S19). Die zwei weißen Pfeile markieren die Expressionsmuster von Pax1. (F) Transversale Schnitte des Embryos in (D) und (E) in Höhe von Somiten 19. Die Pax1-Expression blieb in der Scapulaanlage auf der Operationsseite (rechts) aus. (G)-(K) Analyse des Skelettmusters und weitere immunhistochemische Untersuchungen nach 56 Abbildungen der Zellinjektion in Höhe von Somiten 16-19 und 4-tägiger Reinkubation. (G) Auf der Kontrollseite (links) markieren zwei weiße Pfeile die normale Scapula-Klinge. Auf der Operationsseite (rechts) zeigt sich eine Fehlbildung des kranialen Scapulaabschnitts (zwischen weißen Pfeilen). (H) und (I) Analyse des Skelettmusters nach der Zellinjektion in Höhe von Somiten 19-23. Zwei weiße Pfeile markieren die normale Scapula-Klinge auf der Kontrollseite (H). Auf der Operationsseite (I) wurde nur der kraniale Teil der Scapula-Klinge gebildet. (J) und (K) Transversale Schnitte des Embryos in (G) in Höhe von Somiten 20. Auf der Kontrollseite (J) wurden die Scapula-Klinge sowie epaxiale und hypaxiale Muskeln normal gebildet. Auf der Operationsseite wurden die Scapula-Klinge und ihre zugehörigen Muskeln nicht angelegt, während sich die anderen epaxialen und hypaxialen Muskeln eine normale Entwicklung zeigten. Ch: Chorda dorsalis, ep: epaxiale Muskeln, h: Oberarmknochen, lat: M. latissimus dorsi, M: Myotom, NR: Neuralrohr, R: Rippe, RM: Rückenmark, S: Scapula, sem: subektodermales Mesenchym, ser: M. serratus, Skl: Sklerotom, W: Wirbelkörper 57 Abb. 6 Abbildungen 58 8. Lebenslauf Lebenslauf Persönliche Daten Name Baigang Wang Geburtsdatum 13. November 1974 Geburtsort Liaoning, VR China Staatsangehörigkeit chinesisch Eltern: Shiyou Wang (Architekt) Ailing Guo (Buchhalterin) Schulbildung Sep. 1981-Jul. 1987 Shiyan Grundschule, Pulandian Sep. 1987-Jul. 1990 Mittelstufe in der Mittelschule Nr. 11, Pulandian Sep. 1990-Jul. 1993 Oberstufe in der Mittelschule Nr. 2, Pulandian Studium Sep. 1993-Jul. 1998 Studium der Humanmedizin an der China Medical University, Shenyang, VR China (mit Staatsexam in Jul. 1998 abgeschlossen). Erwerbstätigkeit Jul. 1998-Mär. 2002 Dozent an der China Medical University, Shenyang, VR China Weiterbildung Mär. 2002-Jan. 2003 Deutschkurs am Sprachenkolleg, Freiburg Jan. 2003-Okt. 2004 wissenschaftliche Mitarbeit in der Abteilung für Molekulare Embryologie, Institut für Anatomie und Zellbiologie, Universität Freiburg Okt. 2004-Aug. 2007 Promotion bei Prof. Dr. Huang in der Abteilung für Molekulare Embryologie, Institut für Anatomie und Zellbiologie, Universität Freiburg Okt. 2005-Sep. 2007 Stipendiat der Promotionsstiftung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 59 9. Eigene Publikationen und Posterpräsentationen Eigene Publikationen und Posterpräsentationen Publikationen aus diesem Projekt: Ehehalt, F., Wang, B., Christ, B., Patel, K. und Huang, R. (2004). Intrinsic cartilage-forming potential of dermomyotomal cells requires ectodermal signals for the development of the scapula blade. Anat Embryol (Berl) 208, 431-7. Wang, B., He, L., Ehehalt, F., Geetha-Loganathan, P., Nimmagadda, S., Christ, B., Scaal, M. und Huang, R. (2005). The formation of the avian scapula blade takes place in the hypaxial domain of the somites and requires somatopleure-derived BMP signals. Dev Biol 287, 11-8. Dieuguie Fomenou, M., Wang, B., Christ, B., Huang, R. und Pröls, F. Hox Expression Spreads in the Somite Compartments Along the Dorso-Ventral and Latero-Medial Axes. (in Vorbereitung) Poster aus diesem Projekt: Wang, B., Nimmagadda, S., Geetha-Loganathan, P., He, L., Huang, R. und Christ, B. Rib development depends on BMP signaling. Poster in der 99. Versammlung der Anatomischen Gesellschaft 2.-5. April 2004, Wien. Huang, R., Wang, B., Ehehalt, F., Pröls, F. und Christ, B. Signalmechanismen während der Scapulaentwicklung. Poster in der Arbeitstagung der Anatomischen Gesellschaft in Würzburg im Jahre 2004. Wang, B., Christ, B. und Huang, R. Scapula forming cells are located in the hypaxial domain of the avian somite. Poster in der 101. Versammlung der Anatomischen Gesellschaft 7.-10. April 2006, Freiburg. 60 Eigene Publikationen und Posterpräsentationen Wang, B., Christ, B., Pröls, F. und Huang, R. Lateral plate mesoderm regulates Hox gene expression and rib development. Poster im 2nd International Symposium of SFB 592 Signaling Mechanisms in Embryogenesis and Organogenesis and GRK 1104 From Cells to Organs: Molecular Mechanisms in Organogenesis October 5-7, 2006, Freiburg. Wang, B., Pröls, F., Christ, B., Scaal, M. und Huang, R. Two mechanisms involved in sclerotom formation. Poster im International Chick Meeting 11-14 April 2007, Barcelona. De, D-R., Wang, B., Pröls, F., Christ, B., Scaal, M. und Huang, R. Specification of the scapula precursors takes place after the epithelio-mesenchymal transition of the dermomyotome. Poster in der Arbeitstagung der Anatomischen Gesellschaft in Würzburg im Jahre 2007. 61 10. Danksagung Danksagung Mein tiefster Dank gilt Herrn Prof. Dr. Huang für die Überlassung des Themas und die Erstellung des Erstgutachtens zur vorliegenden Arbeit. Herr Prof. Dr. Huang ist ein renomierter und ausgezeichneter Wissenschaftler im Fachgebiet molekularer Embryologie. Mit seinen wissenschaftlichen Fachkenntnissen beriet und begleitete Herr Prof. Dr. Huang mich geduldig durch meine Doktorarbeit, so dass ich unter seiner ständigen und umfassenden Betreuung meine Doktorarbeit erfolgreich durchführen konnte. Für die Übernahme des Zweitgutachtens bedanke ich mich zutiefst bei Herrn Prof. Dr. med. Steffen Rosahl. Ein weiterer herzlicher Dank gilt Herrn Prof. Dr. Christ. Sein beständiges Interesse am Fortgang der Arbeit und seine begleitenden Anregungen haben grundlegend das Zustandekommen der Arbeit gefördert und seine Beratungen waren mir bei der Durchführung der Arbeit hilfreich. Frau Prof. Dr. Pröls und Herrn PD. Dr. Scaal danke ich herzlich für ihre wertvollen Beratungen und ihre freundlichen Unterstützungen. Auf die hervorragende technische Assistenz von Frau Baur, Herrn Frank, Frau Gimbel, Frau Konradi, Frau Koschny und Frau Uhl baut ein wesentlicher Teil meiner methodischen Ausbildung im Labor auf, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Herr Wiegreffe und Frau Theis haben viele Ideen und Anregungen durch intensive und umfassende Diskussionen für diese Arbeit beigesteuert. Für ihre Beratungen, sowie die sprachliche Hilfe, bin ich zu tiefem Dank verpflichtet. Für ihre Hilfsbereitschaft und das freundschaftliche Verhältnis im Labor bedanke ich mich bei Daniel-Raja De, Stefanie Krück, Venugopal Rao Mittapalli und Wolfram Regen. Ich danke der Promotionsstiftung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. für die Gewährung eines Promotionsstipendiums, das mir die Durchführung finanziell sehr erleichtert hat. Meiner Familie danke ich aus vollem Herzen. Ohne die menschliche und die finanzielle Unterstützung durch meine Familie wäre diese Arbeit nicht auszuführen gewesen. 62 11. Erklärung Erklärung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit ohne unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus anderen Quellen direkt oder indirekt übernommenen Daten und Konzepte sind unter Angabe der Quelle gekennzeichnet. Insbesondere habe ich hierfür nicht die entgeltliche Hilfe von Vermittlungs-bzw. Beratungsdiensten in Anspruch genommen. Niemand hat von mir unmittelbar oder mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen. Die Arbeit wurde bisher weder im In- noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. ................................................. ........................................................ (Datum) (Unterschrift)