Mineralogisches Museum Universität Würzburg Moderne Meteoritenforschung Die moderne Meteoritenforschung lieferte vor allem während der vergangenen drei Jahrzehnte wesentliche Informationen und Erkenntnisse über das Material und über das Alter unseres Sonnensystems und damit auch über den Aufbau und die chemische Entwik-klung unserer Erde. Das Material des Sonnensystems Aus zahlreichen Beobachtungen der Erscheinungen im Weltall läßt sich ableiten, dass unser Sonnensystem durch Kondensation aus einem solaren Nebel hervorging. Undifferenzierte, chondritische Meteorite enthalten kleine Kügelchen, Chondren genannt. Diese Chondren werden als Schmelztröpfchen angesehen, die bei der Entstehung des Sonnensystems direkt aus dem solaren Nebel erstarrt sind und in einer Matrix aus Silikatmineralen und Nickeleisen eingebettet wurden. Die Zusammensetzung der chondritischen Meteorite repräsentiert deshalb die unveränderte Zusammensetzung der Ursprungsmaterie unseres Sonnensystems, z.B. hinsichtlich der Spurenelemente, der Seltenerdelemente oder der Isotopensysteme. Anhand eines Vergleichs irdischer Gesteine mit diesem Ursprungsmaterial kann vieles über die geologische Entwicklung der Erde ausgesagt werden. Links: Vergleich der Elementkonzentrationen in CI-Chondriten und in der Sonne. Die diagonale Linie zeigt die Elementkonzentrationen der Sonne an. Die Konzentrationen der einzelnen Elemente in den Chondriten fällt sehr genau auf diese Linie, mit Ausnahme der leichtflüchtigen Elemente Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff. Rechts: Eine in den Geowissenschaften gängige Darstellung zum Vergleich irdischer Gesteine mit der Chondritzusammensetzung. Das interessierende Gestein, in diesem Falle zwei unterschiedliche Basalttypen mittelozeanischer Rücken (MORB), wird hinsichtlich bestimmter Elemente durch die Chondritzusammensetzung dividiert. Die Chondritzusammensetzung ist durch die Basislinie des Diagramms repräsentiert (1). Der Kurvenverlauf der beiden Basalttypen zeigt die unterschiedliche Abweichung dieser Gesteine von der Chondritzusammensetzung an. Betrachtet wird hier die Gruppe der Seltenerdelemente, die in den Basalten deutlich höher konzentriert ist als im Chondrit. Zwischen der Sonne und den gasreichen äußeren Planeten bildeten sich bei der Entstehung des Sonnensystems auch die erdähnlichen Planeten, ihre Monde und vor allem eine Vielzahl von Kleinkörpern, die Asteroide. Letztere gelten als Mutterkörper für einen Großteil der Meteorite und bewegen sich im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Ebenso wie unsere Erde erlebten einige Asteroide eine stoffliche Trennung (Differentiation) der Ursprungsmaterie in einen Kern aus Nickeleisen, in einen Mantel aus Silikatmineralen und Nickeleisen und in eine silikatreiche Kruste. Im Gegensatz zu unserer Erde, bei der Differentiationsvorgänge bis heute anhalten, war die stoffliche Trennung bei den Asteroiden schon sehr kurz nach der Entstehung des Sonnensystems abgeschlossen. Durch Kollisionen der Asteroide untereinander wurden einige Asteroide wieder zerstört, und einzelne Fragmente stürzten im Laufe der Zeit als differenzierte Meteorite auf die Erde. Dabei geben uns vor allem die Stein-Eisen- und die Eisen-Meteorite einen indirekten Einblick in die für uns unerreichbaren Mantel- und Kernbereiche unserer Erde. Das Alter der Meteorite und der Planeten Um das Alter von Meteoriten zu bestimmen benutzt man den radioaktiven Zerfall langlebiger radioaktiver Atome eines Mutterelements in stabile Atome eines Tochterelements. Bei bekannter Zerfallsgeschwindigkeit eines Zerfallssystems kann man das Alter eines Meteoriten bestimmen, wenn man mit einem Massenspektrometer die noch vorhandene Anzahl der radioaktiven Mutteratome und die schon vorhandene Anzahl der stabilen Tochteratome in einem Meteoriten misst. Üblicherweise werden die Zerfallssysteme Uran – Blei, Rubidium – Strontium und Samarium – Neodymium verwendet, für Eisenmeteorite auch Rhenium-Osmium. Häufig zur Datierung verwendete Zerfallssysteme radioaktives stabiles Mutteratom Tochteratom 238U Halbwertszeit [in Jahren] 206Pb 4.468 * 109 207Pb 0.7038 * 109 87Rb 87Sr 48.8 147Sm 143Nd 1.06 235U * 109 * 1011 Diese Datierungen zeigten, dass fast alle Meteorite ein Alter von 4.56 bis 4.60 Milliarden Jahre haben. Dieses Alter wird heute als Alter für das Sonnensystem angesehen. Einige Steinmeteorite lieferten jedoch sehr viel jüngere Alter um 1.3 Milliarden Jahren oder 160 bis 200 Millionen Jahre. Es handelt sich dabei um achondritische SNC-Meteorite, für deren Herkunft der Mars angenommen wird. Diese Alter zeigen, dass auf dem Mars zumindest bis in jungere geologische Zeit aktiver Magmatismus stattgefunden hat. Datierung einiger Meteorite Meteorit Methode Juvinas (Achondrit) Angra dos Reis (Achondrit) Sm/Nd Sm/Nd Pasamonte (Achondrit) Moore County (Achondrit) Moama (Achondrit) 6 Chondrite 6 Achondrite 5 Eisenmeteorite Sm/Nd Sm/Nd Sm/Nd Sm/Nd Rb/Sr Re/Os Alter [Milliarden Jahre] 4.56 ±0.08 4.55 ±0.04 4.56 ±0.03 4.58 ±0.12 4.60 ±0.03 4.58 ±0.05 4.60 4.57 ±0.13 4.55 Nakhla (SNC-Achondrit) Shergotty (SNC-Achondrit) Sm-Nd Sm-Nd 1.26 ±0.07 1.34 ±0.06