Zellatmung Einführung und Bilanz Die vier Teilschritte der

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Zellatmung
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Einführung und Bilanz
Bei der Zellatmung wird Glucose in Kohlenstoffdioxid und Wasser abgebaut. Sie findet in den
Körperzellen eines Organismus statt. Um Zellatmung zu betreiben, müssen diese Zellen mit
genügend Sauerstoff versorgt werden. Dies passiert je nach Lebewesen auf unterschiedliche Weise.
Pflanzen beispielsweise nehmen den Luftsauerstoff über ihre Spaltöffnungen an den Blättern auf und
transportieren sie dann zu ihren Körperzellen. Säugetiere wie der Mensch besitzen eine Lunge. Sie
atmen aktiv Sauerstoff ein, er wird über die Lungenbläschen in den Blutkreislauf aufgenommen und
gelangt so in die Körperzellen. Die Aufnahme und der Transport von Sauerstoff wird auch als äußere
Atmung bezeichnet.
In den Zellen kann nun die Zellatmung stattfinden. Dabei laufen diverse chemische Reaktionen, wie
Redoxreaktionen, ab, durch die Glucose abgebaut und Energie in Form von „Energiewährung“Molekülen wie ATP (= Adenosintriphosphat) gewonnen wird. Die Zellatmung wird auch als innere
Atmung bezeichnet.
Die Bilanz der Zellatmung kann in folgender Reaktionsgleichung zusammengefasst werden:
C6 H12 O6 + 6O2 + 38 ADP +38 P
⟶
6CO2 + 6H2 O + 38 ATP
Glucose = Traubenzucker
Die vier Teilschritte der Zellatmung
Diese Reaktion läuft aber nicht in einem Schritt ab, sondern ist in vier einzelne Prozesse gegliedert:
Die Glycolyse, die oxidative Decarboxylierung, den Zitronensäurezyklus und die Endatmung. In
diesen einzelnen Prozessen finden verschiedenste chemische Reaktionen statt, die im Folgenden
näher erläutert werden.
Glycolyse = Glucoseabbau
▸
Bei der Glycolyse wird die Glucose über viele Zwischenschritte in Pyruvat umgewandelt.
Wortbedeutung: Glycolyse setzt sich aus den griechischen Wörtern glykys für „süß“ und lysis für
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„Auflösung“ zusammen. Die Glucose, ein Zucker, wird in diesem Schritt
abgebaut.
Ort:
Zellplasma
Bilanz:
C6 H12 O6 + 2ADP +2 P +2 NAD
+
⟶
2C3 H4 O3 + 2 ATP +2 NADH/H
+
Glucose Brenztraubensäure = Pyruvat
Sieh dir Abbildung 1 an, dort sind die Zwischenschritte des Glucoseabbaus aufgezeichnet. Unter
Verbrauch von einem ATP-Molekül wird zuerst Glucose in Glucose-6-phosphat (= Glu-6-P)
umgewandelt. Daraus entsteht Fructose-6-phosphat (= Fru-6-P), das wiederum unter ATP-Aufwand
zu Fructose-1,6-bisphosphat (= Fru-1,6-bP) reagiert. All diese Moleküle sind C6-Körper.
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Abb. 1: Der Ablauf der Glycolyse.
Im nächsten Schritt wird die Fru-1,6-bP in zwei C3-Körper gespalten, Glycerinaldehyd-3-phosphat
(= GAP) und Dihydroxyacetonphosphat (= DHAP). Auch DHAP wird sofort in GAP umgewandelt,
sodass nun zwei GAP-Moleküle vorliegen. Über eine weitere Kette von Molekülumwandlungen
werden die beide GAP-Moleküle in andere C3-Körper umgewandelt.
reagiert zuerst zu 1,3-Bisphosphoglycerat (= 1,3-bPG), hierbei wird das erste Mal innerhalb der
Glycolyse Energie gewonnen: pro GAP-Molekül entsteht ein NADH/H+ aus einem NAD+ Molekül. In der Bilanz entstehen also in diesem Schritt pro Glucose-Molekül zwei NADH/H+ , da
aus einer Glucose zwei GAP-Moleküle gebildet werden.
GAP
Auch im nächsten Schritt, bei der Umwandlung von 1,3-bPG in 3-Phosphoglycerat (= 3-PG), entsteht
Energie, pro C3-Körper ein ATP. Aus 3-PG wird 2-Phosphoglycerat (= 2-PG) und daraus
Phosphoenolpyruvat (= PEP) gebildet. Bei der Entstehung von PEP spaltet sich ein Wassermolekül
ab. PEP wird schließlich am Ende der Glycolyse in das Endprodukt der Glycolyse umgewandelt, das
Pyruvat (= Pyr = Brenztraubensäure). Auch hier bilden sich insgesamt 2 ATP-Moleküle.
Bei der Glycolyse werden 2 ATP verbraucht und 4 ATP sowie 2
der Summe wurden 2 ATP und 2 NADH/H+ gewonnen.
NADH/H
+
-Moleküle gebildet. In
Oxidative Decarboxylierung
▸
Bei der oxidativen Decarboxylierung werden die Pyruvat-Moleküle umgewandelt, damit sie in
den Citratzyklus eintreten können.
Wortbedeutung: Decarboxylierung = Aus dem Molekül wird ein CO2 -Molekül abgespalten
Oxidativ = durch Oxidation
Ort:
Mitochondrien
Bilanz:
2CH 3 CO COO H + 2CoA
NADH/H
+
−
SH + 2 NAD
+
⟶
2CO 2
+2H
+
+ 2CH 3 CO
−
SCoA
+2
Pyruvat Coenzym A Acetyl-CoA
Die oxidative Decarboxylierung ist ein kleiner Zwischenschritt der Zellatmung. Da sie in den
Mitochondrien stattfindet, muss das in der Glycolyse gebildete Pyruvat zuerst in die Mitochondrien
transportiert werden.
Dort wird pro Pyruvat-Molekül ein Kohlenstoffdioxidmolekül und ein Wasserstoffmolekül
abgespalten. Die Abspaltung von CO2 aus dem Pyruvat-Molekül nennt man Decarboxylierung. Das
entstehende Molekül ist die Essigsäure (CH3 CO OH ), an die das Coenzym A (= CoA-S) andockt, um
die Essigsäure reaktiver zu machen. Der entstehende Komplex aus Essigsäurerest und Coenzym A
nennt man Acetyl-Coenzym A oder Acetyl-CoA (CH3 CO SCoA ).
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Bei diesem Vorgang wird pro Pyruvatmolekül ein NADH/H+ gebildet.
Zitronensäurezyklus = Citratzyklus
▸
Im Zitronensäurezyklus wird Acetyl-CoA Schritt für Schritt in andere Moleküle umgewandelt.
Dabei werden immer wieder Kohlenstoffatome in Form von CO2 weggenommen, am Ende steht
der C4-Körper Oxalacetat, mit dem der Zyklus wieder von vorne beginnt.
Wortbedeutung: Benannt nach dem ersten Produkt der zyklischen Reaktion, der Zitronensäure
(= C6 H8 O7 ).
Ort:
Mitochondrien
Bilanz:
− −
Oxalacetat Acetyl-CoA
2
C 4 H4 O5 + 2
NADH/H
+
C H3
+2 GTP
CO
S-CoA+6
NAD
+
+
2GDP
+2P +2FAD
⟶
4C O2 + 6
+2
FADH2
+2C4 H4 O5 + 2 CoA-SH
Oxalacetat
Im Folgenden wird dir der Ablauf des Citratzyklus Schritt für Schritt anhand von Abbildung 2 erklärt.
Abb. 2: Der Ablauf des Citratzyklus. Hier zum Bildnachweis.
Der Komplex Acetyl-CoA, der bei der oxidativen Carboxylierung entstanden ist, wird im ersten Schritt
mit Oxalacetat, das als Endprodukt des Zyklus übrig geblieben ist, zu einem Zitronensäuremolekül
umgewandelt. Dabei spaltet sich das Coenzym A wieder ab, es kann erneut in der oxidativen
Carboxylierung verwendet werden. Nach dem entstehenden Zitronensäuremolekül ist der
Citratzyklus benannt. Es reagiert zu Isocitrat, das unter Gewinn von einem NADH/H+ und
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Abspaltung eines CO2 -Moleküls in α-Ketoglutarat umgewandelt wird. Aus dem C6-Körper
Zitronensäure ist so ein C5-Körper α-Ketoglutarat geworden. Dieser reagiert unter erneuter
NADH/H
+
- und CO2 -Entstehung zu Succinyl-CoA, einem C4-Körper.
Achtung Verwechslungsgefahr:
Der Zitronensäurezyklus ist ein wichtiger Teil der Zellatmung, der Calvin-Zyklus findet bei der
Photosynthese statt.
In den nächsten zwei Schritten, bei der Umwandlung von Succinyl-CoA zu Succinat und Succinat
zu Fumarat, werden jeweils ein GTP (aus GDP) und ein FADH2 aus FAD gebildet. Dies sind wie
ATP und NADH/H + weitere Moleküle, die als „Energiewährung“ im Körper gelten und dem ATP
und NADH/H+ sehr ähnliche Eigenschaften haben. In den letzten beiden Schritten wird zuerst
Fumarat unter Aufwand eines Wassermoleküles in Malat umgewandelt, bei der Reaktion von Malat
zu dem Endprodukt Oxalacetat, mit dem der Zyklus wieder beginnt, wird noch ein NADH/H+
gewonnen.
Beim Zitronensäurezyklus wurden nun insgesamt drei
NADH/H
+
, ein
GTP
und ein
FADH2
pro
Acetyl-CoA gewonnen.
Endatmung = Endoxidation = Atmungskette
▸
In der Atmungskette werden alle in den vorherigen Schritten synthetisierten
"Energiewährungen" wie NADH/H+ , GTP und FADH2 zu ATPS umgewandelt. Das Ergebnis
der Atmungskette ist die ATP-Synthese.
Wortbedeutung: Die Atmungskette heißt so, da eine Kette von Reaktionen nacheinander abläuft.
Ort:
Mitochondrienmembran
Bilanz:
10 NADH/H
+
+2 FADH2 +2GTP +2 ATP
⟶
38 ATP
Die Atmungskette ist der letzte Schritt der Zellatmung und funktioniert etwas anders als die
vorherigen Schritte. Hier werden die gewonnenen NADH/H+ , GTP und FADH2 in ATP, die
universelle "Energiewährung" des Körpers, umgewandelt. Innerhalb der letzten drei Schritte sind
insgesamt
10 NADH/H+
2 FADH2
2 GTP
2 ATP
entstanden. Die Umwandlung in ATP geschieht auf unterschiedliche Art und Weise:
kann mittels einer einfachen Reaktion seine gespeicherte Energie auf ein
übertragen:
GTP
2GTP + 2ADP + 2P
⟶
ATP
-Molekül
2GDP + 2P + 2ATP
Da pro Glucosemolekül zwei GTP gebildet werden, können zwei ATP gewonnen werden.
+
überträgt seine Energie in einem komplexeren Prozess auf ATP-Moleküle. Der
NADH/H
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Prozess beruht auf demselben Prinzip wie die Knallgasreaktion. Du hast es bestimmt schon
im Unterricht gelernt: mischt man Wasserstoffgas und Sauerstoffgas in einem bestimmten
Verhältnis, kann man es durch einen Funken zur Explosion bringen. Ein beeindruckender
Feuerball entsteht, der zeigt, wie viel Energie bei dieser Reaktion freigesetzt wird. Dieselbe
Energie wird auch bei der ATP-Synthese aus NADH/H+ genutzt. Der Grund, warum es in
deinem Körper dann nicht ständig kleine Explosionen und Feuerbälle gibt, liegt darin, dass die
Energie schrittweise frei wird, und nicht explosionsartig. Die Aufgabe dieser schrittweisen
Energiefreigabe übernehmen Membranproteine in der Mitochondrienmembran, in der die
Endoxidation stattfindet.
Wie das funktioniert, wird dir nun Schritt für Schritt anhand von Abbildung 3 erklärt. Das
+
reagiert zu NAD+ zurück, dabei werden pro NADH/H+ -Molekül zwei Protonen (
NADH/H
+
?
H ) und zwei Elektronen (e ) abgegeben. Die Protonen werden in die Mitochondrienmatrix
entlassen, die Elektronen wandern zum ersten Multienzymkomplex.
In jedem der vier Multienzymkomplexe finden Redoxreaktionen statt, bei denen die Elektronen
benötigt werden. Diese Redoxreaktionen setzen Energie frei, die in den Multienzymkomplexen
dafür verwendet werden, Protonen aus dem Intermembranraum herauszupumpen. Der
Elektronentransport innerhalb der Membran treibt den Protonentransport durch die
Membran an. Die beiden Transporte sind gekoppelt. Durch den Elektronentransport werden
beständig Protonen in den Intermembranraum gepumpt, es befinden sich mehr Protonen im
Intermembranraum als in der Mitochondrienmatrix. Ein elektrochemischer Protonengradient
resultiert,
bestehend
aus
einem
Konzentrationsgradienten
durch
die
höhere
Protonenkonzentration im Intermembranraum und einem Ladungsgradienten, da die Protonen
einfach positiv geladen sind.
Sind die Elektronen durch die Multienzymkomplexe I, III und IV gewandert, werden sie in die
Mitochondrienmatrix entlassen und reagieren in der eigentlichen Knallgasreaktion mit Protonen
und Sauerstoff zu Wasser.
Der elektrochemische Protonengradient wird nun zur ATP-Synthese benutzt. Die ATPSynthase ist ein Enzym, das sich ebenfalls in der Mitochondrienmembran befindet. Man kann
es sich wie einen Schlauch vorstellen, durch den die überschüssigen Protonen aus dem
Intermembranraum wieder zurück in die Mitochondrienmatrix diffundieren. Die Energie dieser
Protonenbewegung wird von der ATP-Synthase benutzt, um ATP zu synthetisieren. Du
kannst dir das vorstellen wie ein Mühlrad, das die Energie des fließenden Wassers benutzt, um
Mehl herzustellen. Genauso wird hier die Energie der fließenden Protonen genutzt, um ATP
aus ADP und P zu synthetisieren. Dieser Prozess wird auch oxidative Phosphorylierung
genannt, da ein Phosphatrest an das ADP gekoppelt wird.
In vereinfachter Annahme (siehe Kasten) werden pro NADH/H+ drei ATP gewonnen. Da pro
Glucosemolekül 10 NADH/H+ innerhalb der Zellatmung gebildet werden, werden hier pro
Glucosemolekül 30 ATP gewonnen.
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Abb. 3: Der Ablauf der Endatmung.
: Wahrscheinlich ist dir aufgefallen, das in Abbildung 3 auch der Multienzymkomplex II
eingezeichnet ist, obwohl er bei der Synthese von ATP durch NADH/H+ keine Rolle spielt.
FADH2
Dieser Multienzymkomplex wird jetzt für die Synthese von ATP durch FADH2 benötigt. Am
Multienzymkomplex II kann FADH2 zu FAD zurückreagieren und gibt dabei ebenfalls zwei
Protonen (H+ ) und zwei Elektronen (e? ) ab. Die Elektronen werden in die Multienzymkomplexe
eingespeist und halten die Protonenpumpen in Gang, ebenso wie bei NADH/H+ . So werden
in vereinfachter Annahme (siehe Kasten) auch pro FADH2 zwei ATP gewonnen. Da in der
Zellatmung pro Glucosemolekül 2 FADH2 entstehen, können vier ATP gewonnen werden.
Bei der Endatmung wurden nun insgesamt 34
Schritt abgeschlossen.
ATP
gebildet. Die Zellatmung ist mit diesem letzten
Vereinfachte Annahmen:
Die Zellatmung ist ein komplexer Prozess. Eine Kalkulation hängt von diversen Faktoren ab. In
diesem Skript wird damit gerechnet, dass aus 1 NADH/H+ 3 ATP entstehen und aus einem
2 ATP. Einige Bücher rechnen auch mit 2,5 ATP pro NADH/H+ und 1,5 ATP pro
FADH2 . Sie kommen also auf eine Gesamtzahl von 32 ATP pro Glucosemolekül. Lass dich also
nicht verwirren, solltest du andere Zahlen finden!
FADH2
Zusammenfassung
Schauen wir uns den ganzen Prozess noch einmal im Überblick an.
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Abb. 4: Der Ablauf der Zellatmung. Hinweis: Hier sind nur die wichtigsten
Zwischenprodukte aufgeführt.
▸
Stoffumsatz
Aus einem Glucosemolekül, einem C6-Körper, das der Zellatmung zugeführt wurde, sind sechs
-Moleküle entstanden. Das Glucosemolekül wurde vollständig in die anorganische Verbindung
CO 2 umgewandelt.
CO 2
▸
Energiegewinn
Glycolyse
2 ATP
Zitronensäurezyklus 2 ATP
Endatmung
34 ATP
Gesamt
38 ATP
▸
Abfallprodukte
Die im Laufe der Zellatmung entstandenen CO2 -Moleküle werden vom Körper als Abfallprodukt
wieder abgegeben. Wenn du beispielsweise ausatmest, befindet sich in deiner Atemluft viel mehr
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, als du eingeatmet hast. Dies stammt von deiner inneren Atmung oder Zellatmung, wo es als
Abfallprodukt in vielen Reaktionsschritten entstanden ist.
CO 2
Bildnachweise [nach oben]
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