6. Zellatmung und Gesamtstoffwechsel

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6. Zellatmung und Gesamtstoffwechsel
sigsäure (AcetylCoA) umgewandelt. Dieses
dient als Treibstoff für den Zitronensäurezyklus. Die aktivierte Essigsäure wird an das
Endprodukt des Stoffwechsel-Kreislaufes
gebunden, wobei ein neuer Anfangsstoff,
die Zitronensäure, entsteht. In den vielen
komplizierten Stoffwechselschritten des
Kreislaufs werden Wasserstoffatome für die
Atmungskette an Coenzyme (zum Beispiel
NAD) gebunden. Als Nebenprodukt entstehen einige Moleküle CO2, die von der Zelle
abgegeben und mit der Atemluft ausgeschieden werden.
Aufgabe,
Experiment
Zum Nachbasteln –
Modell der „Energietreppe“
Bauen Sie aus Legosteinen
o. Ä. eine Treppe aus fünf
Stufen (= Energietreppe).
Legen Sie auf jede Stufe
und hinter die Treppe ein
Glasplättchen (z. B. Objektträger). Lassen Sie eine
Eisenkugel einmal die
Treppenstufen und einmal
die Treppenrückseite hinunterfallen. Sie werden
beobachten, dass nur der
Objektträger hinter der
Treppe zerbricht. Erklärung:
Die gesamte Energie
wurde schlagartig frei.
Dies kann mit der Energieumwandlung im Mitochondrium verglichen werden.
Die bei der Verbindung von
Wasserstoff und Sauerstoff
frei werdende Energie wird
von Enzymen stufenweise
abgefangen und zum
Aufbau von ATP genutzt.
Ohne schrittweisen Abbau
wäre die Energie mit
einem Schlag freigesetzt
( Knallgasreaktion).
Aufgabe,
Experiment
Zellatmung und Gärung
Dissimilation ist der Stoff- und Energiewechselvorgang, bei dem körpereigene organische Stoffe unter Freisetzung von Energie mehr oder weniger vollständig abgebaut
werden. Die Dissimilation erfolgt bei Tieren
und Pflanzen in gleicher Weise. Sie kann
als Zellatmung (Abb. 2) oder Gärung ablaufen. Die Gärung erreicht energiereichere Endprodukte und läuft ohne Sauerstoff ab. Bei
der Zellatmung hingegen werden Kohlenhydrate und Fette unter Verbrauch von Sauerstoff zu energiearmen Endprodukten wie CO2
und H2O abgebaut. Die Zellatmung läuft in
drei Schritten ab:
– Glycolyse
Die komplexen Moleküle wie Glucose werden in kleine Moleküle zerlegt: Aus jedem
Glucosemolekül werden zwei C3-Moleküle
gewonnen. Die Energiebilanz ist positiv,
denn es werden zwei Moleküle ATP aufgebaut und Wasserstoff an das Coenzym NAD
gebunden. Die Glycolyse läuft im Cytosol
ab. Das Endprodukt, C3-Moleküle, wird in
die Mitochondrien transportiert, wo der
nächste Abbauschritt stattfindet.
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Die Zellatmung ist sehr effektiv
Aus einem Molekül Glucose werden 36 ATPMoleküle gewonnen, das ergibt einen Wirkungsgrad von mehr als 40 %. Würden die
Zellen mit der Effektivität eines Benzinmotors
arbeiten (10 –20 %), müssten wir viel mehr
und gieriger essen, um uns am Leben zu erhalten.
1. Energieentnahme
O2
ATP
NADH+H+
Glycolyse
Glucose (C6)
AcetylCoA
C3
Zitronensäurezyklus
Aminosäuren, die wir mit der Nahrung aufnehmen, werden entweder dazu verwendet,
körpereigenes Eiweiß aufzubauen, oder zur
Energienutzung abgebaut. Dabei wird die
Aminogruppe (vgl. Kap. 3, Abb. 6) abgespaltet, der Rest in den Zitronensäurezyklus eingeschleust. Bei dieser Abspaltung bildet sich
Ammoniak (NH3), ein starkes Zellgift, das umgewandelt und in einen Kreisvorgang (Harnstoffzyklus) eingebracht wird. Ähnlich wie beim
Zitronensäurezyklus bildet das Endprodukt
(Ornithin) gemeinsam mit dem Phosphat das
neue Anfangsprodukt. Als wichtigstes Produkt entsteht Harnstoff, der ungiftig und wasserlöslich ist und daher mit dem Harn ausgeschieden werden kann.
Ein Molekül Glucose wird zu zwei Milchsäuremolekülen umgewandelt (Abb. 3). Lediglich
7 % der Energie werden gewonnen (2 Moleküle ATP pro Molekül Glucose), die restlichen
93 % sind noch in der Milchsäure gespeichert. Diese kann bei genügend Sauerstoff
weiter abgebaut werden.
Der Vorteil der Milchsäuregärung liegt nicht
in ihrer Energieausbeute, sondern darin, dass
sie ohne Sauerstoffzufuhr abläuft. Sie kommt
daher dort zum Einsatz, wo Sauerstoffengpässe auftreten. Dies gilt vor allem für Muskeln, denen wir schlagartig Höchstleistungen
abverlangen, wie etwa bei einem Sprint. In den
ersten Sekunden wird das vorhandene ATP
blitzartig abgebaut. Nach etwa 10 Sekunden
beginnt die Energielieferung durch die Milchsäuregärung. Da nun mehr Energie verbraucht
wird, als O2 zur Verfügung steht, baut sich eine
Sauerstoffschuld auf.
Inzwischen liefert bereits das Blut Sauerstoff
und Zucker an; der anaerobe Vorgang kann
wieder zurückgeschaltet werden. Nach etwa
einer Minute hat die Atmung die volle Energielieferung übernommen. Beendet der Läufer sein Programm, wird die in der Zelle vorhandene Milchsäure mit Sauerstoff abgebaut;
die Sauerstoffschuld ist abgetragen. Ein
Lactattest überprüft bei Sportlern den
Milchsäuregehalt des Blutes nach einer sportlichen Leistung. Damit können Rückschlüsse
auf deren Trainingszustand gezogen werden.
Atmungskette
2. Energieentnahme
ADP + P
H2O
ATP
CO2
Abb. 2 Schematische Darstellung der Zellatmung
Der Gesamtstoffwechsel ( Metabolismus)
einer Zelle wird meist in einen aufbauenden
und einen abbauenden unterteilt. Da alle
Stoffwechselschritte Energie verbrauchen,
sind sie mit den Energie gewinnenden Prozessen eng verknüpft (Abb. 4). Der Zitronensäurezyklus wird als „Drehscheibe“ des Zellstoffwechsels bezeichnet. In ihn mündet der
Abbau von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen.
FETTSÄURE
Aktivierung
Milchsäure
ATP
ATP
Cytoplasma
Abb. 3 Milchsäuregärung
C16
FAD
2 ATP
FADH2
Dissimilation
Zellatmung
Gärung
Glycolyse
Zitronensäurezyklus
Atmungskette
Milchsäuregärung
Lactattest
Fettsäureabbau
Harnstoffzyklus
Metabolismus
Aufgabe,
Experiment
Milchsäuregärung –
Herstellung von Jogurt
Material: 1 Liter Haltbarmilch, 1 Becher frisches,
nicht pasteurisiertes Jogurt,
mehrere kleine Schraubgläser, evtl. Wärmeschrank,
pH-Papier
Durchführung: Vermischen
Sie die Milch mit dem Jogurt.
Teilen Sie das Gemisch auf
mehrere Schraubgläser auf
und stellen Sie diese mit
leicht verschlossenem Deckel
in den Wärmeschrank (35 –
40 °C). Prüfen Sie stündlich
den pH-Wert. Die Milchsäuregärung kann durch
Kälte (Kühlschrank) gestoppt
werden. Erstellen Sie ein
Diagramm zur Veränderung
des pH-Wertes.
NAD
3 ATP
Fächerübergreifendes Lernen
NADH2
Leibesübungen
Sprechen Sie im Leibesübungsunterricht über den
Lactattest: Inwiefern gibt
er Auskunft über den
Trainingszustand eines
Sportlers/einer Sportlerin?
Essigsäure
Abspaltung
C
14
2
Fettsäuren (vgl. Kap. 3) sind wesentlich größere Moleküle als Glucose und enthalten meist
Zitronensäurezyklus
zwischen 14 und 20 C-Atome. Vier Enzyme
entziehen der Fettsäure Energie und trennen Abb. 4 Fettsäureabbau
Essigsäure
ab.
Diese wird zum ZiProteine
Kohlenhydrate
Glycolyse
tronensäurezyklus
Aminosäure
C3
transportiert. Der
Harnstoff
+
NH
(Ammoniak)
CO
2
3
Arbeitsvorgang
AcetylCoA
H2O
2 ATP
Kohlenstoffgerüst
wiederholt sich so
NH3
lange, bis die ge2 ADP + P
ZitronenOrnithin
säuresamte Fettsäure in
zyklus
H
Essigsäure gespalten ist.
Harnstoffzyklus
Mitochondrium
Cytosol
Verknüpfungen im Zellstoffwechsel
C
ADP + P
NADH+H+
Gärungen sind die zweite Form der Energiegewinnung. Je nach Endprodukt unterscheidet man alkoholische Gärung und Milchsäuregärung. Gärungen verlaufen ohne Sauerstoff.
Daher ist der Abbau zu energieärmeren Produkten nicht vollständig und der Energiegewinn geringer.
Fettsäureabbau (Abb. 4)
Glucose
– Zitronensäurezyklus
Das durch Glycolyse entstandene C3-Molekül wird im Mitochondrium in aktivierte Es-
Glycolyse, Zitronensäurezyklus und Atmungskette
sind drei wichtige Schritte
beim Abbau von Glucose.
Skizzieren Sie die wichtigsten Abbauschritte (nur
Namen, keine Formeln).
– Atmungskette
An der Innenmembran des Mitochondriums
sitzen mehr als 15 verschiedene Enzyme,
die in einem sehr komplizierten Vorgang
den herangebrachten Wasserstoffatomen
die Energie entziehen und damit viele Moleküle ATP aus ADP aufbauen. Die stufenweise Energiefreisetzung führt dazu, dass
sich am Ende des Prozesses Wasserstoffatome mit dem Sauerstoff, den wir einatmen, problemlos verbinden (gebremste
Knallgasreaktion). Mit diesem Vorgang gelingt es, eine exergonische mit einer endergonischen Reaktion zu koppeln
Der Abbau der Aminosäuren –
der Harnstoffzyklus (Abb. 5)
Mitochondrium
Abb. 1 Der Gepard ist der
schnellste Säuger. Wie erreicht er eine Laufgeschwindigkeit von 112 km/h?
Die Milchsäuregärung –
Energiegewinn ohne Sauerstoff
Abb. 5 Harnstoffzyklus
Glycerin
Fette
Fettsäure
CO2
Atmungskette
ATP
Mitochondrium
O2
Harnstoff
H2O
Cytosol
Abb. 8 Verknüpfung im Gesamtstoffwechsel
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