Implantierbarer Cardioverter

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Departement Medizin, Kardiologie, Brauerstrasse 15, Postfach 834, CH-8401 Winterthur, www.ksw.ch
Implantierbarer Cardioverter-Defibrillator (ICD)
Was ist ein ICD?
Der ICD ist ein Gerät zur Erkennung und Behandlung von schnellen, lebensbedrohlichen
Herzrhythmusstörungen, die von der Hauptkammer ausgehen (Kammtertachykardien, Kammerflimmern). Er
besteht technisch aus zwei Teilen, einer oder mehreren Sonden, die in die Herzhöhlen eingeführt werden, und
dem Impulsgenerator, dem eigentlichen ICD, in dem auch ein Herzschrittmacher integriert ist.
Wer braucht einen ICD?
Sowohl die Richtlinien der europäischen als auch der amerikanischen kardiologischen Gesellschaften geben
klare Anweisungen (Indikationen), in welchen Situationen eine ICD-Einpflanzung empfohlen wird (Websites:
www.escardio.org oder acc.org oder americanheart.org).
Generell bestehen folgende Indikationen:
 ein überlebter plötzlicher Herztod, der nicht im Rahmen eines Herzinfarktes aufgetreten ist
(Herzrhythmusstörung: Kammerflimmern oder Kammerflattern)
 eine im EKG dokumentierte, symptomatische und in einer elektrophysiologischen Untersuchung (EPS)
auslösbare Kammertachykardie
 eine im Rahmen der Risikobeurteilung nach einem Herzinfarkt in einer EPS auslösbare
Kammertachykardie, ohne dass zuvor Kammertachykardien aufgetreten wären
Was kann ein ICD?
Der ICD besteht funktionell aus drei Teilen:
 einem konventionellen Antibradykardie-Schrittmacher mit einem oder zwei Sonden für die rechte Hauptund allenfalls auch die Vorkammer
 einem Antitachykardie-Schrittmacher, der über die in der Hauptkammer gelegene Sonde eine
Kammertachykardie überstimulieren und somit beenden kann (z.B. eine Kammertachykardie mit 180
Schlägen in der Minute kann mit 200 Impulsen pro Minute überstimuliert und beendet werden)
 einem Defibrillatorteil, der wiederholt Elektroschocks abgeben kann, um so ein Kammerflimmern wieder in
den normalen Herzrhythmus überzuführen. Er wird gemäss der ICD-Programmierung auch aktiv, wenn
die Überstimulation nicht erfolgreich war.
Der ICD analysiert jeden einzelnen Herzschlag und den zeitlichen Abstand zu den vorherigen und
nachfolgenden Schlägen. Aufgrund einer Patienten sepzifischen Programmierung des ICD kann das Gerät eine
Kammertachykardie oder ein Kammerflimmern erkennen und entsprechend behandeln. Bei Bradykardien
funktioniert der ICD wie ein konventioneller Herzschrittmacher.
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Der ICD speichert alle aufgetretenen Herzrhythmusstörungen, so dass sie später über ein Programmiergerät
abgerufen und genau analysiert werden können. Dies hilft dem nachkontrollierenden Arzt, die Programmierung
des ICD sowie die medikamentöse Begleittherapie optimal den Bedürfnissen des Patienten anpassen zu
können.
Was kann ein ICD nicht?
Der ICD kann das Auftreten der erwähnten Rhythmusstörungen nicht verhindern, er kann sie lediglich
behandeln. Er kann in der Regel ein vorgeschädigtes Herz auch nicht wieder “reparieren” oder einen
Herzinfarkt verhindern. Er stellt für gefährdete Patienten im Wesentlichen eine Art Lebensversicherung dar.
Was spürt der Patient beim Einsetzen seines ICD?
Eine Kammertachykardie kann sich bei einem ICD-Patienten entweder ohne Beschwerden oder mit Schwindel
manifestieren. Falls es dem Antitachykardie-Schrittmacher des ICD gelingt, die Rhythmusstörung zu beenden,
spürt der Patient diese elektrischen Entladungen normalerweise nicht, da deren Energie dafür zu niedrig ist.
Gelingt es dem es dem Antitachykardie-Schrittmacher nicht, die Rhythmusstörung zu beenden, wird der ICD
einen Schock abgeben, wobei der Patient dann unter Umständen noch bei Bewusstsein ist. Die damit
verbundenen Schmerzen entsprechen der in etwa dem Schlag, den man erhält, wenn man in eine Steckdose
oder an einen Weidezaun greift. Im Gegensatz dazu hat der Patient bei Kammerflimmern in der Regel das
Bewusstsein bereits verloren, bis der ICD den elektrischen Schlag (Schock) abgibt, so dass er davon nichts
oder nur wenig verspürt.
Wie wird der ICD implantiert?
Je nach Krankenhaus wird der ICD in Allgemeinnarkose oder in örtlicher Betäubung, verbunden mit
intravenösen Schmerz- und Beruhigungsmittel, implantiert. Im Bereiche des linken Brustmuskels wird ein etwa
6-8 Zentimeter langer Schnitt angelegt und eine Vene aufgesucht, über welche die Sonde(n) in die rechte
Hauptkammer und allenfalls in die rechte Vorkammer geschoben werden. Dann werden die Sonden am
Brustmuskel fixiert und an das Gerät angeschlossen. Der ICD wird entweder unter die Haut (subkutan) oder
unter den Brustmuskel (subpektoral) eingepflanzt. Über den ICD kann jetzt mit einem speziellen Programm
Kammerflimmern ausgelöst werden, das der ICD erkennen und behandeln muss. Der Arzt kann während der
ganzen Zeit Messungen vornehmen, um die einwandfreie Funktion des Gerätes und der Sonden festzustellen.
Zuletzt wird der Hautschnitt wieder schichtweise verschlossen. Nach der Operation wird mit einem Röntgenbild
die korrekte Lage der Sonden und des ICD dokumentiert. Am Folgetag erfolgt die definitive Programmierung
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entsprechend den individuellen Bedürfnissen des Patienten, wobei hier je nach Zentrum nochmals das
Austesten von induzierten Rhythmusstörungen erfolgt. Anschliessend kann der Patient das Krankenhaus
verlassen. Während zwei Wochen muss der linke Arm geschont werden, bis die Sonden und das Gerät reizlos
eingewachsen sind.
Welches sind mögliche Komplikationen?
Im Bereiche der Operationswunde kann es zu einem Bluterguss (Hämatom), seltenerweise auch zu einer
Infektion der Wunde kommen. In Ausnahmefällen kann das Einführen der Sonde(n) zu einer Verletzung von
Gefässen, einer Herzklappe oder der Herzmuskelwand, eventuell mit Blutaustritt in den Herzbeutel, führen.
Falls dies zu einer Beeinträchtigung der Herzfunktion führt, muss das Blut abgezogen werden. Wenn die Vene
nicht frei präpariert sondern durch Punktion mittels Nadel punktiert wird, kann dabei die Lunge verletzt werden,
was zu einem Luftaustritt zwischen Rippenfell und Lungenfell führen kann (Pneumothorax). Je nach klinischer
Situation muss diese Luft mit einem Schlauch unter Sog entfernt werden. Gesamthaft gesehen überwiegen die
Vorteile des ICD die Risiken der Einpflanzung des Gerätes aber bei weitem.
Wie erfolgt die Nachsorge?
In regelmässigen Abständen muss der ICD kontrolliert werden. Dies erfolgt mit einem speziellen
Programmiergerät und einem auf die Haut gelegten Abfragekopf (Telemetriekopf). Dabei können allfällig
gespeicherte Herzrhythmusstörungen, die erfolgte ICD-Therapie sowie Batteriespannung und
Elektrodenzustand (Impedanz) abgefragt werden. Der Herzschrittmacherteil wird überprüft und gegebenenfalls
werden Anpassungen an der Erkennung und Behandlung der Herzrhythmusstörungen vorgenommen. Diese
Kontrolle dauert normalerweise weniger als eine halbe Stunde.
Wie lange bleibt ein ICD funktionstüchtig?
Die Herstellerfirmen geben eine durchschnittliche Funktionsdauer von fünf Jahren an. Diese Dauer ist aber sehr
stark abhängig von der Anzahl Entladungen des ICD und davon, ob der Patient zusätzlich auch auf den
Schrittmacherteil des ICD angewiesen ist. Beides kann die Funktionsdauer erheblich verkürzen. Sofern die
Werte der Sonde noch genügen, reicht es, lediglich den ICD auszutauschen (ein Wiederaufladen der Batterie
ist nicht möglich). Dieser Wechsel erfolgt üblicherweise in einer Allgemeinnarkose, da das zu mobilisierende
Gerät mit dem umgebenden Gewebe stark verwachsen sein kann.
Wie beeinflusst der ICD das tägliche Leben?
Grundsätzlich gibt es keine “Verbote” für einen Patienten mit einem implantierten ICD, sondern es gelten die
Einschränkungen oder “Verbote”, die der Arzt wegen der zugrunde liegenden Herzkrankheit ausgesprochen
hat. Technische Geräte können unter Umständen die Funktion des ICD negativ beeinflussen:
Mobiltelephone können benutzt werden, sollten aber nicht auf der Seite getragen oder an das Ohr gehalten
werden, auf der der ICD eingepflanzt ist. Bei bestimmten technischen Geräten (Zündkerzen, Elektrowerkzeuge,
starke Magnete, Schweissgeräte, Funkanlagen...) sollte immer ein Mindestabstand von einer Armlänge
eingehalten werden.
Die Metalldetektionsanlagen an Flughäfen darf ein ICD-Patient nicht durchschreiten, ebenso darf er sich nicht
mit den Hand-Metalldetektoren abtasten lassen. Der Sicherheitsbeamte muss den Patienten von Hand
abtasten. Deshalb sollte der Patient immer einen ICD-Ausweis mitführen.
Eine Untersuchung mit einem Kernspintomographen ist nicht mehr möglich. Bei Operationen muss der ICD für
die Dauer der Operation inaktiviert werden (mit dem Telemetriekopf möglich), da durch den Einsatz eines
Elektrokauters zur Blutstillung Schäden am ICD oder an der Sonde auftreten können.
Was ist zu tun, wenn eine ICD-Entladung erfolgt ist?
Wenn es zu einer einzigen Entladung gekommen ist und der Patient sich danach wieder wohl fühlt, ist es in der
Regel nicht nötig, den Hausarzt oder ein Krankenhaus zu informieren. Hingegen sollte der Patient unbedingt die
Klinik informieren, in der der ICD eingepflanzt wurde. Die Ärzte werden dann das Gerät abfragen, ob die
Entladung korrekt erfolgte oder ob allenfalls eine Störung vorliegt.
Sind mehrere Entladungen aufgetreten oder fühlt sich der Patient nach der Entladung schlecht, sollte er sich in
das nächstgelegene Krankenhaus einweisen lassen. Von dort aus können die Ärzte informiert werden, die das
Gerät eingepflanzt haben. Auf keinen Fall darf der Patient selber mit dem Auto ins Krankenhaus fahren.
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Darf ein ICD-Patient Auto fahren?
Hierzu gibt es klare Richtlinien der europäischen Kardiologengesellschaft, die der Arzt mit dem Patienten
besprechen wird und die immer wieder den aktuellen Befunden angepasst werden müssen. Das Führen eines
PKWs ist unter gewissen Bedingungen erlaubt. Ausdrücklich verboten hingegen ist das berufliche Lenken eines
Fahrzeugs (Busse, Lastkraftwagens, Zug oder Flugzeug).
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